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THEMA:   Früher gab es Stabilität und Sicherheit, jetzt herrschen Terror und Kriminalität

 7 Antwort(en).

BarbaraH begann die Diskussion am 17.07.04 (10:15) :

Derzeit findet im Süden des Iraks eine der größten Zerstörungen der Kulturgeschichte statt. Plünderer wühlen sich mit Hacken und Schaufeln zu den jahrtausendealten Schätzen im Boden vor, um Fundstücke aus der Zeit der Sumerer und Babylonier auf dem Kunstmarkt zu Geld zu machen.

>>Das Entsetzen in der wissenschaftlichen Zunft ist groß. »Aus Isin ist eine richtige Mondlandschaft geworden«, berichtet Walter Sommerfeld, Professor für Altorientalistik an der Universität Marburg. Dutzende alter Städte seien praktisch vom Erdboden verschwunden. Eine »Kulturzerstörung von der Kategorie des Mongolensturms« hat Sommerfeld ausgemacht. Er besuchte im Frühjahr den Irak, und als er zurückkam, befreite er sich von seiner Wut über das Gesehene, indem er einen zwanzigseitigen Bericht in seinen Computer tippte. Der erste Satz: »Früher gab es Stabilität und Sicherheit, jetzt herrschen Terror und Kriminalität.«

Unter den Augen der Besatzungsmächte gehe die Ausplünderung des altorientalischen Weltkulturerbes unvermindert weiter, berichtet Sommerfeld: »Die Raubgrabungen sind schlimmer als je zuvor und haben in den letzten Monaten größere Zerstörungen verursacht als in den vergangenen 150 Jahren zusammengenommen.«

(...)

Von Umma, einer einst wichtigen sumerischen Verwaltungsstadt, die schon in den neunziger Jahren oft geplündert wurde, ist kaum etwas übrig. Genauso sind Tell Schmid, Umm al-Hafriyat, Maschkan-Schapir oder Fara heute Orte kompletter Zerstörung. Dabei ist nicht nur der Verlust 5000 Jahre alter Manufaktur zu beklagen. Ins Gewicht fällt insbesondere der wissenschaftliche Verlust, der mit der Zerstückelung der »archäologischen Horizonte« einhergeht: Nur im Kontext verrät eine Vase letztlich ihre Geschichte. Wird ein Kleinod aus dem Zusammenhang gerissen, also ohne exakte Angabe des Fundorts und der Tiefe, in der es einst in der Erde gelegen hat, verpackt, verschifft und verkauft, verliert es umgehend den größten Teil seines wissenschaftlichen Werts.<<

Quelle: DIE ZEIT Ausgabe 30/2004
Plünderer im Zweistromland
Im Irak findet eine der größten Zerstörungen der Kulturgeschichte statt. Ungehindert von den Behörden, pflügen sich Räuber durch historische Stätten und vernichten das Erbe der Menschheit
Von Urs Willmann
https://www.zeit.de/2004/30/A-Irak_Pl_9fnderungen

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2004/30/A-Irak_Pl_9fnderungen


ricardo antwortete am 17.07.04 (10:25):

Diese Meldung erinnert mich an die Nachkriegszeit bei uns.
Alles wurde auf dem Schwarzmarkt zu Geld gemacht und Plünderungen waren an der Tagesordnung.
Noch heute wird nachgeforscht über Beutekunst, nicht nur durch Diebstahl der Nazis, sondern auch der Roten Armee und durch andere..
Aber vieles ist wieder aufgetaucht, da unverkäuflich, und so hoffe ich, daß auch im Irak Zeiten kommen werden, wo diese Fledderei aufhört und das Beutegut wieder in rechte Hände übergeht.


BarbaraH antwortete am 17.07.04 (10:38):

Offenbar hast Du den folgenden Absatz nicht zur Kenntnis genommen, ricardo. Es sieht schwarz aus für Deine These: alles wird wieder gut:

>>Dabei ist nicht nur der Verlust 5000 Jahre alter Manufaktur zu beklagen. Ins Gewicht fällt insbesondere der wissenschaftliche Verlust, der mit der Zerstückelung der »archäologischen Horizonte« einhergeht: Nur im Kontext verrät eine Vase letztlich ihre Geschichte. Wird ein Kleinod aus dem Zusammenhang gerissen, also ohne exakte Angabe des Fundorts und der Tiefe, in der es einst in der Erde gelegen hat, verpackt, verschifft und verkauft, verliert es umgehend den größten Teil seines wissenschaftlichen Werts.<<


dutchweepee antwortete am 17.07.04 (12:17):

@BarbaraH ...du vergisst bei deinem: FRÜHER WAR ALLES BESSER, daß das tal der könige in theben bereits ausgeräumt war, als "moderne archeologen" mitte des 19ten Jhd. angefangen haben dort zu buddeln. und selbst die grabbeigaben TutAnchAmuns (des einzigen pharao, der noch nicht beraubt wurde) mussten mühsam aus allen teilen der welt wieder zusammengetragen werden, weil sie von den europäischen "kulturnationen" geraubt wurden.


Medea. antwortete am 17.07.04 (12:20):

Prof. Walter Sommerfeld und mit ihm weltweit viele Menschen beklagen die kriminelle Zerstörung der alten Kulturstätten, mir geht es da nicht anders. Schon das nicht Verhindern der Plünderungen der Museen durch die amerikanische Armee ist mir bis heute unverständlich. Präsident Bush und seine 'Berater' dürften bei dem, was sie alles an Folgeschäden angerichtet haben bei ihrem "Befreiungsfeldzug", keine ruhige Minute mehr finden.


BarbaraH antwortete am 17.07.04 (15:10):

dutchweepee,

schön wäre es, wenn Du einmal den angegebenen ZEIT-Artikel lesen würdest. Dort ist u.a. zu lesen:

>> ....Eine »Kulturzerstörung von der Kategorie des Mongolensturms« hat Sommerfeld ausgemacht. Er besuchte im Frühjahr den Irak, und als er zurückkam, befreite er sich von seiner Wut über das Gesehene, indem er einen zwanzigseitigen Bericht in seinen Computer tippte. Der erste Satz: »Früher gab es Stabilität und Sicherheit, jetzt herrschen Terror und Kriminalität.« <<

https://www.zeit.de/2004/30/A-Irak_Pl_9fnderungen

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2004/30/A-Irak_Pl_9fnderungen


schorsch antwortete am 17.07.04 (15:22):

Mir sitzt heute noch der Verzweiflungsschrei einer Museumsdirektorin in Bagdad in den Knochen, als Plünderer unter den Augen der Besatzungsmacht und der Fernsehreporter ein Museum plünderten.....

.....als Bush den Befehl zum Angriff gab, bestand wohl eine einzige Anordnung, Güter im Irak zu schützen: Die Ölquellen!


dutchweepee antwortete am 17.07.04 (18:46):

es ist doch aber auch kein wunder, wenn alles aus dem irak herausgeschleppt wird, was nicht niet und nagelfest ist. die usa haben doch extra vor ihrem "feldzug gegen den terror" die einfuhrbestimmungen für antike kulturgüter gelockert. sonst würden doch die vielen munitionstransporter leer zurück fahren.