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THEMA:   Die Deutsche Flagge (eine Frage der Ehre?)

 22 Antwort(en).

dutchweepee begann die Diskussion am 08.07.04 (15:03) :

dies ist ein thema, daß mich schon lange bewegt. seit dezember 1999 lebe und arbeite ich in holland. der nationalstolz der "hollies" ist bemerkenswert. die fahne wird am geburtstag der königin und anderen staatsfeiertagen beinahe an jedem haus gehisst. (wann hat eigentlich der bundespräsident geburtstag?)
die farbe des hauses ORANJE muß ich einem fussballfan nicht erklären und die nationalhymne wird stolz bei verschiedenen anlässen auch im "krugje" gesungen. einen fischladen erkennt man in holland an der davor aufgehängten staatsflagge. wann entwickelt deutschland wieder einen GESUNDEN stolz für seine nationalen symbole?

p.s.: (zitat MAX FRISCH ...schweizer schriftsteller) "nationalismus ist das privileg kleiner staaten. niemand hat angst vor einem nationalistischen lichtenstein"

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,307719,00.html


Miriam antwortete am 08.07.04 (18:31):

dutchweepee,

ich hatte vor einer Woche die Idee Nationalhymnen mal hier unter die Lupe zu nehmen - habe dann darauf verzichtet, es wären allzuviele bissige Bemerkungen zustande gekommen. Und, ganz ernst, beissen will ich niemanden! Mich ärgert ja auch immer dieser Nationalstolz der Grande Nation, - die ich eigentlich so liebe. In Deutschland ist man da viel zurückhaltender. Ich denke es gibt Heute andere Identifikationsmöglichkeiten als die Nation.

Ich bin mir aber bewusst, dass meine Meinung nicht sehr relevant ist diesbezüglich. Geboren in...gelebt in... sich identifizierend mit...Viel zu kompliziert, aber eigentlich das Leben zwischen all den Grenzen empfinde ich als eine gute Erfahrung.


werner antwortete am 09.07.04 (00:46):

Also dutchwepee, dass ich mir wegen einem Politiker oder dem Ueberbleibsel einer alten Regierungsform extra eine Fahne kaufe und dann vielleicht noch ergriffen bin, ist schon viel verlangt. Ich glaube, da haette ich sogar bei einem bayerischen Koenig Schwierigkeiten. Aber da wuerde wohl der Freistaat Bayern die Nationalfahne kostenlos stellen. Mir langt es schon wenn ich weiss wann meine Frau Geburtstag hat und da muss der Bundespraesident noch schwer schuften bis er diese Bedeutung in meinem Leben erlangen will.
Bei den Fussballfans, die ergriffen die Hymne singen und einen Haufen Geld bezahlt haben fuer die Illusion in eine Gemeinschaft eingebunden zu sein und vielleicht sogar zu den Gewinnern zu gehoeren waere es vermutlich auch besser, sie haetten das Geld gespart und wuerden selbst eine Runde spielen. Waere gut fuer die Gesundheit und fuer den Geldbeutel.
Gibt es ueberhaupt einen gesunden Stolz auf die nationalen Symbole? 'Stolz' hat bei meinem Verstaendnis des Wortes immer ein Stueck Arroganz und somit einen negativen Beigeschmack. 'Freude' wuerde mir genuegen.
Das Absingen der Nationalhymne erinnert mich immer an das Singen der Lieder bei der Bundeswehr. Am Beginn der Dienstzeit als die Meisten noch normal dachten, empfanden alle die militaerischen Lieder als dumm und empfanden es als Verbloedung diese Texte zu singen. Spaeter, abgestumpft und nach einem Quantum Alkohol groelten sie die Lieder freiwillig und ohne Hemmungen. Siehe Verhalten im Fussballstadion.
Natuerlich wurden durch die Nazizeit viele Werte zerstoert. Man konnte es spueren als Kohl bei der Wiedervereinigung die Nationalhymne sang und offensichtlich viele dachten ‘nicht schon wieder’.
Da wir kein unabhaengiges Bayern haben, ist fuer mich die Nationalfrage sowieso nicht von Bedeutung. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Wie in den USA ist ja auch in Bayern ‘Gott mit uns....du Land der Bayern’


seewolf antwortete am 09.07.04 (02:14):

... also ich habe vor meiner Tür eine deutsche Fahne wehen - einfach deshalb, weil ich kein Italiener oder Grieche oder Franzose oder usw. bin, sondern ein Deutscher - laut meinem Paß, den ich gerade gestern erst neu ausgestellt vom Amt abgeholt habe.

Man möge daran erkennen, daß in meinem Hause deutsch gesprochen wird - sogar plattdeutsch ...

:-)))


ricardo antwortete am 09.07.04 (09:00):

Hallo seewolf
Bei uns in Freiburg sieht man allzu oft die alte badische Fahne.
auch auf dem Fußballplatz.! Anlaß, die Deutsche zu zeigen gibt es selten, zumal jetzt auch die EM in die Binsen ging und die Regierung wenig Begeisterung weckt.
Ich finde es eher angemessen, dass bei uns die Nationalfahne nur schüchtern geschwungen wird.
Das dauert noch einige Zeit, bis wir das wieder lernen, Vielleicht bietet die VHS bald Kurse im Fahnenschwingen an.

Dazu ein Dialog unter der Brücke:
"Kamerad, wo ist Fahn?"
"Was für Fahn????"
"Bratfahn!"


Medea. antwortete am 09.07.04 (09:33):

... und bei mir auf der lütten Kommode steht auf einer kleinen Fahnenstange die "Speckflagge" ... .-))
Habe überhaupt keine Probleme damit - wohl aber ein Großteil der Deutschen, die Fahnenfrage scheint die Nation zu spalten ... ;-)) - bloß nichts erkennen lassen, der Nachbar könne ja denken, man sei national eingestellt ....

Durch die unselige 12jährige Zeit des Tausendjährigen Reiches scheint das Beflaggen der Häuser zu bestimmten Anlässen zu einem Tabu-Thema geworden zu sein - es könnte ja jemand vermuten, daß jemand vermutet .... etc., etc. ....
bloß nicht an dem Tabu rütteln .....
was in anderen Nationen total normal ist, "kann man doch als Deutscher nicht tun .....
Da ist sie wieder, die Macht des Tabus....,
sie scheint nicht nur in primitiven, sondern auch in differenzierten Sozialformen eine Rolle zu spielen. Schon Sigmund Freud hat die Rolle des Tabus für das Seelenleben analysiert in seinem Büchlein "Totem und Tabu" soweit ich mich erinnere.

In katholischen Gegenden wird nicht nur an den Häusern, sondern auch quer über die Straßen geflaggt wenn bestimmte Feiern oder Ehrentage von Heiligen anstehen, das ist Tradition und wahrscheinlich käme gar keiner auf den
Gedanken, es zu unterlassen.

Eine Diskussion über so etwas wie "Die nationale Frage" macht Angst - da wird zu viel aus der Vergangenheit berührt -
wie das auch im ST ausführlich behandelte Thema über den Wortlaut der Rede von Martin Hohmann aussagte.

Ich bin einfach nur für weniger Verkrampfung, wenn es um die Flagge, den Adler oder andere nationale Symbole geht.


iustitia antwortete am 09.07.04 (11:40):

"G e s u n d " - finde ich klasse - "Stolz" soll irgendwwie "gesund" sein. Worauf ist so eine(r) "stolz", wenn er "gesund" sein will? Ist er irgendwie ein bisserl "krank"? Es geht doch nur auf die eigene, aus-geliehene Wichtigkeit, um angeborenes Äußeres. Sich toll (gesund..) fühlen in der Masse der Fahnenducker, unter e i n e m -schwenker, vor oder im Fahnenwald, den meist Soldaten bewachen müssen. Ist der vorher "Kranke" also eine aufgeplusterte Wichtigkeit, die rennen geht, wenn die Fahnen ausgetauscht werden.
Stolz - auf die Sprache, die kaum beherrschaft wird? Auf die Literatur, die nicht gelesen wird? Auf die Kultur, nicht erst seit Goethe - ach, der lobte Luther und Lessing!
Die Fahne der Demokratie, ja, schwarzrotgold - man kann sie quer hängen - und kann als Belgier sich brüsten.
Wer nicht demokratisch, rational verantwortlich und von den Menschenrechten her sich und die Mitmenschen (egal ob im Oranjestaat oder in Tasmanien oder bei den Pinguinen am Südpol) versteht und akzeptiert - der soll sich getrost in Fahnentuch hüllen - er will was verstecken, was er aus eigenem Vermögen, eigener Gestaltung nicht zeigen kann:
Individualität und Gemeinschaftsfähigkeit.


eko antwortete am 09.07.04 (21:08):

Mir geht es da wie MEDEA: Wir ( Deutschen) sind da einfach viel zu verkrampft und stecken noch voller Hemmungen und Komplexe, wenn es um die Zeichen unserer Nationalität geht.

Da wird sich sehr schnell in Abfälligkeiten geflüchtet und zu einem Standpunkt, der weltmännisches Denken vorgaukeln soll. Letztendlich aber sind es nur Unsicherheiten, wenn wir hier in Deutschland meinen, bestimmte nationale Anlässe nicht wahrnehmen zu sollen, zu können oder zu müssen.

Ich bin nicht der Meinung, dass Stolz grundsätzlich etwas mit Dummheit zu tun hat. Aber für einen gesunden Stolz brauchts halt auch ein bisschen Mut........und den gibts leider nicht auf Bezugschein.


ricardo antwortete am 09.07.04 (23:43):

eko

Das braucht eben seine Zeit, bis man wieder stolz sein kann.
Befehlen kann man das nicht.

Ein kleiner Kratzer heilt schnell.
Eine lebensbedrohliche, tiefe Wunde nicht, und bei der muß man froh sein, wenn man mit dem Leben davongekommen ist.

Heilung von schändlichen Nierderlagen kann Generationen dauern und das ist gut so.

Immer langsam voran
immer langsam voran
daß die Krähwinkler Landwehr
nachkommen kann.

Ich gehöre zu der Landwehr :-)))))


werner antwortete am 10.07.04 (08:04):

Bei aller Liebe zu diesem Land aber da setzt es bei mir aus. Erklärt mir doch einmal auf WAS Ihr stolz seid.
Ihr seid zufällig hier geboren. Ist nicht Euer Verdienst.
Nichts, aber auch gar nichts was dazu führt, dass Ihr diesen Reisepass besitzt geht auf Euere eigene Leistung zurück. Alles Zufall. Würdet Ihr in Portugal geboren sein, so würdet Ihr schreiben: Ich bin stolz Portugiese zu sein. Und, was bringt das? Wieder so ein Fahrrädchen, das in Peking umfällt, um die Bedeutungslosigkeit dieser Aussage zu belegen. Wandert Ihr nach USA aus, so seid Ihr nach Erhalt der Staatsbürgerschaft stolz Amerikaner zu sein. Was bedeutet in Eueren Augen 'Stolz'? Ich freue mich das Glück zu haben hier zu leben. Hier gibt es Wohlstand, einigermassen Sicherheit und andere Privilegien und Möglichkeiten, die in vielen Ländern nicht so ohne weiteres zu haben sind. Aber stolz? Müsste ich auswandern, so wäre ich vielleicht dankbar gegenüber dem neuen Staat weil ich die Chance bekommen habe dort meine Wünsche zu verwirklichen. Sicher gibt es unzählige andere und bessere Wege um seine Zuneigung zu den Lebensumständen in einem Land zu äussern.


Karl antwortete am 10.07.04 (08:20):

@ werner,

ich benutze die Gelegenheit, dir einmal voll inhaltlich zuzustimmen. Ich möchte allerdings addieren, was wir uns zwar vom Kopf her vom "Nationalstolz" freimachen können, dass aber sehr viele, offensichtlich "angeboren" Bauchfaktoren (Instinkte) die Solidarisierung mit der eigenen Gruppe fördern. Daran ist zunächst nichts Schlechtes, es sollte nur kontrolliert (mit Kopf-Kontrolle) passieren und sich nicht in einem Niedermachen anderer äußern.
An die WM 1954 kann ich mich nicht erinnern, aber 1958 als 10jähriger hing ich bei jedem Spiel der "deutschen" Nationalmannschaft bei der WM in Schweden am Radio und habe mitgefiebert. Noch heute halte ich bei Spielen im Sport zu den deutschen Mannschaften (ohne schlechtes Gewissen).
Die deutsche Flagge (eine Frage der Ehre?)? für mich nicht. So wie Du sagst, Werner, wäre ich in Portugal geboren, ich würde mich mit ihnen solidarisieren.


mart antwortete am 10.07.04 (08:35):

Ich finde die Überschrift schon seltsam - wie kann eine Flagge oder Fahne eine Frage der Ehre sein? Das ist doch absurd.

Aber ich finde es liebenswert, wenn auch einem Campingplatz auf einem Zelt oder Wohnwagen die Schweizer Fahne weht.

Das was ich aber wirklich als Ausgeburt von Nationalismus im schlechten Sinne finde, ist die Begeisterung für die (formal) eigene Fußballmannschaft etc.


ricardo antwortete am 10.07.04 (08:48):

ach werner
das scheint ja alles nicht falsch zu sein was du dozierst..
Aber trotz allem, warum keinen "Stolz" auf sein Land, auf den Vater oder die Mutter, auf eine erfolgreiche Schwester.
Man will eben bissel abkriegen vom Ruhm eines Sportlers, eines Top-Managers oder von Verdiensten einer Nation.
(siehe Griechenland !!!)
man muß ja nicht gleich "stolzieren"
Aber ist es nicht ein von innen heraus existierendes Gefühl, und so töricht Gefühle auch sein können,
sie sind da und gehören zum prallen Leben!
Nix für ungut :-)))


werner antwortete am 10.07.04 (08:57):

Ja das Leid mit diesen Fussballmannschaften. Ich wäre ja so gerne für Bayern München wenn halt bloss ein paar Bayern mitspielen würden. Aber nur stolz sein aufs bayerische Mänätschmänd. Ich weiss nicht.


eko antwortete am 10.07.04 (11:40):

Ja, ja, das mit dem "stolz sein" scheint mir so eine Sache zu sein. Das kapieren offenbar viele hier einfach nicht. Ist ja auch verständlich, wenn man den "Stolz auf sein Vaterland" auf Fussballerfolge und ähnliches reduziert.

Auch wenn man mir jetzt wütend kontern wird:

Wer auf sein Land und seine Embleme - egal, um welches es sich handelt - nicht stolz sein kann, weil er nichts damit anzufangen weiß, den halte ich für eine armen und bedauernswerten Toren, denn er meint, man müsse alles nur mit dem Kopf begreifen ( das ist im Grunde nämlich die Crux des nichts damit anfangen könnens) und er merkt nicht, dass der Bauch - das so genannte zweite Gehirn - im Grunde viel wichtiger ist als die oft armselige Ratio des Kopfes.

Aber das kann man "verkopften" Menschen sowieso nicht beibringen, ihnen fehlt der Zugang dazu.


schorsch antwortete am 10.07.04 (16:42):

Embleme wirke genau gleich wie das Geld: Man muss dran glauben.

Vor Jahrhunderten, als die Eroberer sich die "Wilden" auf den Eilands zur Brust nahmen, hatten diese noch Muscheln als Geld. Die Eroberer lachten darüber - die "Wilden" aber lachten zuerst über die Währungen, die ihnen die Eroberer anstelle der Muscheln brachten.

Genau so ist doch auch mit Fahnen: Nur wenn uns von Kindsbeinen an suggeriert wird, dieses oder jenes Emblem auf einem Stück Stoff müsse uns heilig sein, glauben wir daran.


werner antwortete am 11.07.04 (01:36):

mart – gib ich Dir Recht. Auch mein kleines Herz klopft amüsiert etwas schneller wenn eine bayerische Fahne am Campingplatz weht.
Was die Arbeitsaufgaben meines Bauches angeht, kann ich eko nicht folgen. Der hat mit der Verdauung schon genug zu tun. Wenn man schon einen Körperteil anführt welcher nicht direkt mit dem Denken zu tun hat, so wäre das Herz vermutlich naheliegender. Das würde dann Freude oder Glück empfinden und das würde mir in diesem Fall auch schon genügen. Wenn ich das Gefühl aber für einen ganzen Staat oder gar für ein Emblem aufbringen müsste, dann wäre mein Herz wohl überfordert.


Medea. antwortete am 11.07.04 (09:31):

Ja Werner,

kleine Herzen sind in der Tat überfordert -

um die Vielfaltigkeit 'deutscher Seele' zu verstehen, muß ein kühler Kopf und ein großes Herz her ..... :-))

"rrrusischer Sääle" hat da wohl weniger Probläme ... ;-))


seewolf antwortete am 11.07.04 (13:40):

Moin Medea -

de plattdüütsche Seel hätt doar ok goarkeen Problem mit - nech :-)


Medea. antwortete am 11.07.04 (13:52):

Jo Seewolf - doorup kanst eenen heeben ... :-))

un ick ook.... ;-))

Mien lütte S-peckflagg freit mi den hoolen Dag ..... .-)


rolf antwortete am 12.07.04 (10:34):

Was hat Ehre mit einem Tuch zu tun?
Und verschwindet die Ehre dann, wenn abends die Fahne eingeholt wird?


mart antwortete am 13.07.04 (09:37):

Nur weil es so gut paßt -

"Bordell packt Bundestagsfahne wieder ein

Die Nationalflagge, die einst dem Bundestag gehörte, wird nicht mehr über einem Bordell in Halle wehen. Die Chefin des Freudenhauses ist die Anfeindungen ihrer Mitbürger leid und verkauft das symbolträchtige Stück wieder....."

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,307719,00.html


rolf antwortete am 13.07.04 (10:04):

und macht ein doppeltes Geschäft mit der Flagge:
1. Kostenlose Fernsehwerbung
2. Das Gebot lag gestern bereits beim dreifachen ihres Kaufpreises, der bei 3.500,00 ä lag.