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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Todesstrafe?

 31 Antwort(en).

Nico begann die Diskussion am 04.07.04 (09:46) :

Ist der Streß, den einer hat, wenn er erhängt wird, größer als der, den er hat, wenn er tief verkerkert am Leben bleibt?
Könnte so eine Überlegung ausschlaggebend sein in einer Diskussion um die Abschaffung/Einführung der Todesstrafe?


Karl antwortete am 04.07.04 (10:46):

Nein, keinesfalls. Ich bin schon deshalb kompromisslos gegen die Todesstrafe, weil ein Justizirrtum nicht mehr korrigiert werden kann. Weitere Argumente sind im Archiv zu finden. Folgender verkürzter Link (bitte ein paar Sekunden nach Anklicken abwarten) führt automatisch zu allen Diskussionen im ST, die sich bereits einmal mit der Todesstrafe befasst haben.

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?Z5EE217B8


Mechtild antwortete am 04.07.04 (11:19):

Das kann doch kein Argument für oder gegen die Todesstrafe sein, was für den Täter angenehmer sein könnte. Bei Bestraffung geht es doch nicht darum, dem Täter einen Gefallen zu tun, sondern die Bevölkerung vor Straftätern zu schützen. Die Todesstrafe ja oder nein ist eine ethische Frage. Wer hat das Recht Leben zu nehmen. Ich bin der Meinung kein anderer hat das Recht dazu und der Staat erst recht nicht. Das ist für mich die Begründung gegen die Todesstrafe zu sein. Sterbehilfe, die jemand für sich selbst wünscht ist etwas anderes, als wenn ein andrer meint, das Recht zu haben, darüber entscheiden zu können, ob ein Mensch leben darf oder sterben muss.


Nico antwortete am 04.07.04 (11:57):

Ich meine, daß die jetzige irakische Führung bei ihrer Entscheidung, die Todesstrafe wieder einführen oder nicht, keineswegs von ethischen Gesichtspunkten ausgeht als eher von Rachegefühlen. Dafür spricht m.E., daß sie das ausgerechnet im Zusammenhang mit Saddam diskutieren.

Und wer von Rachegefühlen ausgeht, mag schon darüber nachdenken, wie man demjenigen möglichst Unerträgliches antun kann.


Im übrigen bitte ich um Entschuldigung, dieses Thema aufgrund seiner Aktualität hier erneut eröffnet zu haben. Ich habe mich nicht im Archiv orientiert. Aber wenn es um gegenwärtiges Geschehen geht, könnte man bei den dortigen Themen ja nicht fortfahren.,


Karl antwortete am 04.07.04 (12:41):

Die Tatsache, dass Diskussionsthemen bereits im Archiv behandelt wurden, ist in der Tat kein Argument, sie aus aktuellem Anlass nicht neu einzustellen. Andererseits halte ich das Hinzuziehen der Archivbeiträge für eine Bereicherung für diejenigen, die wirklich am Thema interessiert sind. Wir müssen ja nicht immer bei Adam und Eva neu mit der Diskussion anfangen.

Zum Thema: Rachegefühle sollten in einem modernen Justizsystem keinen Platz haben. Der beste Schutz für eine Gesellschaft ist es, wenn sie ihre Menschen zur Menschlichkeit erzieht. Wo können wir uns sicherer fühlen? In solchen Staaten, wo die Todesstrafe gültig ist oder dort, wo sie abgeschafft wurde?


dirgni antwortete am 04.07.04 (14:10):

Auch wenn das Thema Todesstrafe immer wieder aktuell sein wird, solange sie noch irgendwo auf der Welt existiert, wird wohl kaum jemand aus gegebenem Anlaß seine Meinung ändern. Todesstrafe ja oder nein, ist eine grundsätzliche Einstellung, die nicht abgeändert werden kann in "für den einen Ja, für den anderen Nein".

So betrachtet ist es doch überflüssig, die Diskussion darüber aufgrund seiner Aktualität neu zu eröffnen. Sie ist auch ein viel zu ernsthaftes Thema, als daß man damit ein Sommerloch stopfen sollte.


Nico antwortete am 04.07.04 (14:54):

So betrachtet ist es doch überflüssig, die Diskussion darüber aufgrund seiner Aktualität neu zu eröffnen. Sie ist auch ein viel zu ernsthaftes Thema, als daß man damit ein Sommerloch stopfen sollte.

Frau dirgni, welch unfreundliche Unterstellungen. So etwas veranlaßt einen zum Nachdenken, was einen bei seinem Thema erwarten könnte. Haben Sie ein Sommerloch? Ich nicht. Oder
gibt es in den Regeln, die man hier anerkennen muß, auch Beschränkungen bezüglich Themeninhalten? Oder von wann bis wann ist hier geschlossen?


ricardo antwortete am 04.07.04 (15:08):

Ich finde es durchaus berechtigt, abzuwägen, inwieweit eine lebenslange Haftstrafe "humaner" sein soll als die Todesstrafe. Der seltene Fall eines Justizirrtums fällt bei langer Haft ähnlich schwer ins Gewicht wie bei Tod.
Im Irak geht die Überlegung mit Sicherheit auch um die Frage, inwieweit eine Haftstrafe vollzogen werden kann bei der eminent großen Gefahr, die durch die Befreiung des Massenmörders Saddam drohen würde.
Ein sicherer Gewahrsam kann im Irak für die nächsten Jahre kaum garantiert werden.
Es ist verständlich, daß die Irakis Saddam loswerden wollen.
Der Fall erinnert auch an das Verfahren gegen Adolf Eichmann in Israel, damals mußte eigens das Gesetz für die Höchststrafe geändert werden um E. zum Tode verurteilen zu können.

Es geht um die Sicherheit des bedrohten Staates und da sind Ausnahmen m.E. berechtigt.


Medea. antwortete am 04.07.04 (15:10):

Lieber Nico -
nun sei nicht gleich so grantig :-))

Ich kann mir schlecht vorstellen, daß im Irak die Todesstrafe zur Disposition steht - aus einer Diktatur ist nicht im Handumdrehen eine Demokratie zu machen, die der Todesstrafe ablehnend gegenüber steht.

Selbst in Gottes eigenem Land wird sie ja noch in einigen Staaten verhängt und auch ausgeführt.


Nur so am Rande: als 'newcomer' ist es Dir vielleicht noch nicht so geläufig, aber in diesem Forum duzt man sich :-))


iustitia antwortete am 04.07.04 (17:33):

Ich bin - seit meinem Abituraufsatz von 1965, als ich Camus gelesen hatte und für mein "Nein zur Todesstrafe!" eine gute Note kriegte - da bin ich wirklich "am" Zweifeln!
Hinrichten? Und einen Märtyrer Saddam produzieren?
Ihn am Leben lassen, als langer, langer Vorwand für Terror, für Selbstmordattentate? Dass er wirklich noch einmal durch Gewalt frei kommt?
Glück - in einer Demokratie zu leben, wo nach dem Sieg der Allierten 45 unsere Vorstellung von Humanität (GGesetz 1949)verwirklicht wurde!


matti antwortete am 04.07.04 (19:54):

Als Gegnerin der Todesstrafe gibt es gefühlsmäßig auch für mich Ausnahmen, wo ich sie gern angewandt sähe. Jeder kennt seine unglaubliche Schuld, da kann es keinen Justizirtum geben.

Die Vorstellung, er könne durch Erpressungen (Flugzeugentführungen mit unschuldigen Opfern) freigepreßt werden, bereitet mir Bauchschmerzen. Aber auch der Gedanke, daß er in einer netten Einzelzelle mit Vollpension, wechselnden Tageszeitungen und Internetanschluss sein Leben verbringen könnte, macht mich wütend.

Ich hätte nichts dagegen, wenn er von morgens bis abends schwer arbeiten müßte, um zu begreifen, was er den Menschen in seinem Land angetan hat, aber ob dazu sein Intellekt reicht?


matti antwortete am 04.07.04 (19:55):

Sorry, war schneller weg als gewollt - mit 'er' meine ich Hussein ...


julchen antwortete am 05.07.04 (06:34):

Ist das hier die Overtuere zu "Rettet den armen Saddam"?

Medea...
...Ich kann mir schlecht vorstellen, daß im Irak die Todesstrafe zur Disposition steht - aus einer Diktatur ist nicht im Handumdrehen eine Demokratie zu machen, die der Todesstrafe ablehnend gegenüber steht.........

Natuerlich nicht - und darueber hinaus geht es uns
nichts an, was die Irakis entscheiden mit Saddam
zu tun.
Vielleicht werden sie Saddam vor ein
"demokratisches" Gericht stellen. Ihm seine Anwaelte
geben, Geschworene haben.......und dann ihn zur "Hinrichtung" dem Volk in der Strasse uebergeben.

Persoenlich glaube ich das nicht, aber ich mache
mir keine Illusionen darueber, dass Saddam
Lebenslang (mit guter Fuehrung Aussicht auf Entlassung in 10 jahren) bekommen koennte.

Matti,
Michael Moore hat einen Justizbeamten in Huntsville,
TX mal gefragt wie er dazu stehe, dass Huntsville
das "Execution Capitol of the World" genannt wird.
Dieser hat ihm geantwortet:
Ich sehe es als das "Victim's Rights Capitol of the World".


werner antwortete am 05.07.04 (07:17):

Ist mein Gewissen belastet, dass Ceausescu erschossen wurde? Eigentlich nicht. Ich vermisse ihn auch nicht. Wäre mein Gewissen belastet wenn Milosevic schon von drüben grüssen würde? Eigentlich auch nicht. Tut es mir leid, dass er jetzt mit seinem Prozess unsere Steuergelder verbrät und das Gericht in Den Haag an der Nase rum führt? Ein bisschen schon. Bin ich gegen die Todesstrafe? Eigentlich ja. Aber muss Dutroux weiterleben? Eigentlich nein.


Miriam antwortete am 05.07.04 (08:05):

Werner, es geht, meines Erachtens, nicht um das persönliche, belastete oder unbelastete Gewissen. für mich geht es hier um Konsequenzen, wenn ein Diktator nicht in einem Prozess zur Verantwortung gezogen werden kann und dadurch auch eine Aufklärung (wer da noch alles "mitgemischt" hat) nicht stattfindet. für Rumänien hat das böse Folgen gehabt : eine Menge Leute aus der "alten Garde" konnten unbestraft weitermachen und sogar nach altem Muster erstmals weitermachen.
Ein ganz anderes Kapitel ist die hohe Quote der Justizirrtümer, die in den USA im nachhinein festgestellt wurden. Es gibt da eine Studie einer Universität in den USA, leider entfällt mir welche Uni dies war.

Obwohl man es nicht mag wenn ich im ST zu persönlich werde : freut mich, Dich hier wieder zu lesen. Ich kann mir auch denken, dass Du zusammen mit Abdu eine Bildungsreise gemacht hast, denn der ist auch Heute wieder präsent.


werner antwortete am 05.07.04 (08:18):

Danke für Deine Freude. Ich bin leider noch beruflich tätig und habe im Moment 6 Tage-Woche. Dies war der einzige Grund obwohl ein Bildungsurlaub sicher gut für mich gewesen wäre. Habe noch nie einen geniessen können.
Ich gebe Dir Recht, dass in Rumänien vielleicht eine Chance verpasst wurde. Aber nur vielleicht. Wurden denn in Den Haag bis jetzt politische Seilschaften aufgedeckt? Nach jedem Sturz einer Diktatur gibt es überlebende Mitläufer und Mittäter, mit und ohne Prozess gegen den Diktator. Siehe Deutschland, siehe Jugoslawien, Italien, Frankreich, u.s.w.


Medea. antwortete am 05.07.04 (08:53):

Das Sachliche kann man sehr wohl mit kleinen persönlichen Einstreuungen verbinden - dagegen gibt es wohl keine so strenge Regel ... :-))

Auch ich, Werner, freue mich, daß Du Dich hier wieder mal meldest, trotz Deiner 6-Tage-Woche gibt es ja immer wieder mal einen Sonntag ;-)) -

mit abdu auf einem kleine Südsee-Atoll habe ich Dich allerdings weniger vermutet ... :-))


Karl antwortete am 05.07.04 (09:00):

" Jeder kennt seine unglaubliche Schuld, da kann es keinen Justizirtum geben." Mag ja sein, dass dies zutrifft, aber soll die öffentlich durch Fernsehen und Zeitungen manipulierte Meinung hinreichend sein? Vor der Justiz sollten nur in der Gerichtsverhandlung belegte Fakten zählen.

Aber ich bin auch gegen die Todesstrafe für überführte Mörder, ganz einfach weil im Einzelfall Justizirrtümer nicht auszuschließen sind und zweitens, weil der Staat sich mit dem Täter nicht auf eine Stufe stellen sollte.

Außerdem öffnet die Todesstrafe den Mächtigen in Unrechtsstaaten alle Möglichkeiten, um missliebige Rivalen aus der Welt zu schaffen.


mart antwortete am 05.07.04 (10:02):

Miriam,

deine Erklärungen von (08:05) über diesen rumänischen Unhold treffen genau das, was ich denke.
Danke


Mechtild antwortete am 05.07.04 (13:21):

Kein Mensch und kein Staat hat das Recht über Leben und Tod zu entscheiden.


ricardo antwortete am 05.07.04 (14:14):

Das stimmt Mechthild
Kein Diktator Saddam darf über das Leben seiner Untertanen entscheiden,
Aber wehren dürfen die sich schon! Sein Leben gegen derartige Verbrecher zu verteidigen ist erlaubt.
Saddam ist da bis heute anderer Meinung.
Du hast doch sicher Saddam gemeint
oder etwa nicht?


abdu antwortete am 05.07.04 (22:08):

danke MIRIAM :eine bildungsreise(mit oder ohne WERNER) brauche ich immer.zum thema:eine schwere entscheidung.muss noch darueber lernen UND medetieren.


Miriam antwortete am 05.07.04 (22:34):

abdu, erst einmal begrüsse ich Dich auch anlässlich Deines Wiedererscheinens . Aber eben weil Du jetzt dazu gekommen bist, der Hinweis : es geht eigentlich um zwei verschiedene Themen. Einerseits, dass man gerne einen Diktator um die Ecke bringt, nicht weil man denkt er hätte es verdient, sondern um ihn am Reden zu hindern. Die andere, m.E. wichtigere Frage ist, die Todesstrafe selbst, ihre Rechtmässigkeit, ihre ethische Bewertung, etc..Persönlich tue ich mich schwer damit. Dir habe ich aber diese Erläuterungen gegeben um dass Du doppelt meditierst.


Felix antwortete am 06.07.04 (01:37):

Es wäre interessant danach zu forschen, durch welche Lebensumstände oder Biographie die eine Person zur Befürwortung und die andere zur Ablehnung der Todesstrafe kommt.
Ich kann mir da schon einige Schlüsselerlebnisse vorstellen.
Ich kann mir die absichtliche Tötung eines Menschen vorstellen, wenn eine Notwehrsituation zutrifft, wenn damit ein schweres Verbrechen gegen Leib und Leben abgewendet werden kann und vielleicht noch im Fall eines inständigen Verlangens einer todkranken leidenden Person.
Die Tötung als Strafe oder Sanktion lehne ich prinzipiell ab, sogar bei einem Landesverräter während des Kriegsrechtes. Die Schweiz kennt diesen Ausnahmefall.


julchen antwortete am 06.07.04 (06:51):

Karl
.........aber soll die öffentlich durch Fernsehen und
Zeitungen manipulierte Meinung hinreichend sein?....

Gute Frage! . Stellst Du Dir
diese gelegentlich auch im Zusammenhang mit
Anderen Themen?


Karl antwortete am 06.07.04 (08:01):

@ julchen,


ich bin beruflich bereits darauf getrimmt, alles zu hinterfragen. In Bezug auf die Todesstrafe sollte man besonders vorsichtig sein, weil keine Fehlerkorrektur mehr möglich ist. Wenn - wie oben angeklungen - in "zweifelsfreien" Fällen eine Vorverurteilung als hinreichend bezeichnet wird, dann ist dem zu widersprechen.


eko antwortete am 06.07.04 (12:45):

In den von Karl zitierten früheren Threads habe ich für mich persönlich sehr wohl zum Ausdruck gebracht, dass ich ein Gegner der Todesstrafe bin.

Diese Einstellung habe ich auch heute noch.

Ich denke aber, dass man differenzieren muss.

Zunächst einmal halte ich den Begriff "Todestrafe" für falsch!

Warum ?

Weil der Tod niemals eine Bestrafung darstellen kann, sondern es ist staatlich sanktionierter MORD ! Und die Beweggründe für diesen stattlich sanktionierten Mord sind nicht etwas Strafe, sondern Rache und Vergeltung !

Da wird mir Julchen sehr wahrscheinlich nicht zustimmen, aber die Justizmorde in den USA entstehen aus Rachsucht und Vergeltungssucht. Ob die amerikanischen Desperados in den US - Gerichten in dieser Frage jemals zu einer menschlichen und moralischen Einstellung kommen werden, da habe ich so meine Zweifel. Doch das nur am Rande.

Dieser Thread wurde ja deshalb eröffnet, weil man darüber diskutieren wollte, ob Leute wie Saddam Hussein "um die Ecke" gebracht werden sollte.

Und da beginnt bei mir meine Einstellung zu wanken, denn:

Es ist docvh ein himmelweiter Unterschied, ob ein Mensch, der - möglicherweise im Affekt - einen anderen Menschen umgebracht hat, zu Tode kommen soll, oder was mit einem Massenmörder wie Saddam geschehen soll.

Sperrt man ihn einfach weg, lebenslang, so kann dies u.U. eine grausamere Strafe sein als der Tod.

Ich würde es ihm wünschen, dass er das erleben müsste, möglichst noch in einem Arbeitslager, wo er schuften müsste wie ein Hund.

Aber damit wären diejenigen erpressbar, die ihn wegsperren. Womöglich gäbe es eine Befreiungsaktion - und das wollte wohl niemand.

Tötet man ihn aber, hätte man zwar dieses Problem vom Hals, dafür aber einen Märtyrer - und auch das könnte Folgen haben.

Wie auch immer man die Sache dreht, es kommt letztendlich nichts Gescheites dabei heraus, da können wir hier noch so heiß, leidenschaftlich und gegensätzlich diskutieren.


hugo1 antwortete am 06.07.04 (18:50):

,,das hat mich schon immer höchst unangenehm berührt, vor allem wenn es in den USA drum ging eine schon verhängte, ausgesprochene Todesstrafe mal sehr kurzfristig und ein anderes mal -aus welchen unsinnigen und unverständigen Gründen auch immer- auf die lange Bank zu schieben.
Was soll bezweckt werden, welche erzieherischen Vorbilder, welche Hintergedanken spielen dabei mit, wenn ein Todeskandidat bis zu tausenden Tagen und Nächten auf die bevorstehende Exekution warten muß. Wie oft wird Hoffnung aufleben, wie oft ein Gesuch abgelehnt werden, wie viele Proteste und Aktionen der Bevölkerung z.T. weltweit abgewürgt oder wieder angekurbelt werden usw.
Mein erstes Erlebnis in dieser Hinsicht war der Mord an Ethel Rosenberg 1953. Nichts wies auf Ihre Schuld hin, keine Beweise konnten vorgebracht werden (heute nach 50 Jahren wissen wir mehr und kennen die damalige infame Rolle des FBI )
,,, eine Verurteilung zum Tode geht auch meistens einher mit seelischen Konflikten der Verurteiler (falls ich ihnen ein Gewissen zubillige und ich bin geneigt dazu )
,,muß man sowas den Menschen antun ? es sei denn es sind Unmenschen, die sich am Leid anderer Ergötzen und sei es auch unter zuhilfenahme von unermesslichem Leid welches durch Schuldige Unschuldigen zugefügt wurde.


julchen antwortete am 07.07.04 (06:11):

....Wie oft wird Hoffnung aufleben, wie oft ein Gesuch abgelehnt werden..........

...Wie oft hat die Hoffnung aufgelebt, dass der naechste
Messerstich oder Schuss der letzte sein moege...(in
den Opfern)?
Wie oft hat die Hoffnung aufgelebt, dass eine vermisste
Person vielleicht doch noch lebt. - in den Eltern,
Familie, Kinder etc?

... ,muß man sowas den Menschen antun ?....

Mehr als Genug Menschen tun das Anderen an,
fuer nichts - fuer ein paar Dollar, Euro oder bloss
fuer den Spass!

Es gibt gar nicht genug Todesangst in 15-20 Jahren
in der todeszelle um den letzten 15-20 Sekunden
der Todesangst der Opfer gerecht zu werden.


ricardo antwortete am 07.07.04 (10:49):

Julchen
Von den Opfern ist leider wenig die Rede.

Man sollte auch über das Risiko sprechen, das mit der lebenslangen Haft verbunden ist, abgesehen von der Unmenschlichkeit dieser Strafe. Wenn ich für mich selbst wählen könnte würde ich den Tod vorziehen.
Bei einem Besuch des Zuchthauses in Bruchsal wurde auch der Trakt mit den Lebenslänglichen besucht.
Einen solchen Besuch empfehle ich jedem, der für lebenslange Haft statt der Todesstrafe plädiert.


hugo1 antwortete am 07.07.04 (19:45):

na Julchen,,,da bin ich nicht mit Dir im Bunde,,
denn generell seid Ihr USA-Bürger ja selbst nicht mit Euch im Reinen, wenns es darum geht ob und wann und wie überhaupt die Todesstrafe anzuwenden ist,,,,
mal ne Frage stimmt es tatsächlich das in einigen Bundesstaaten auch Jugendliche hingerichtet werden können ?
,ich las gerade eine Internetseite (leider ist der link 2 zeilen lang) da wird doch glatt folgendes behauptet:
Artikel 4 (5) der Amerikanischen Menschenrechtskonvention: "Die Todesstrafe darf nicht gegen Personen verhängt werden, die zur Zeit der Begehung des Verbrechens unter 18 oder über 70 Jahre alt waren; auch darf sie nicht bei Schwangeren angewandt werden."

Doch das Mindestalter für die Verhandlung bestimmter Taten (Kapitalverbrechen) beträgt nach dem Strafrecht in Montana 12 Jahre, in Mississippi 13 Jahre, in Alabama, Missouri, Utah 14 Jahre, in Arkansas, Louisiana, Virginia 15 Jahre und z.B. Florida, Oklahoma, South Carolina kennen keine Altersgrenze.

In Delaware gibt es ein Gesetz, das besagt: Wird jemand im Alter von 14 Jahren oder jünger von jemandem 4 Jahre Älteren umgebracht, kann er oder sie eines Kapitalverbrechens angeklagt und somit mit dem Tode bestraft werden. So kann in Delaware ein Neunjähriger nach der Tötung eines Fünfjährigen hingerichtet werden
kann ich fast nicht glauben.
Auch Deine Version der Rache macht mich nachdenklich wenn Du hier schreibst:
Es gibt gar nicht genug Todesangst in 15-20 Jahren
in der Todeszelle um den letzten 15-20 Sekunden
der Todesangst der Opfer gerecht zu werden,
da muss ich sofort wieder an die Ethel Rosenberg denken, sie war selber Opfer,,,

Internet-Tipp: https://www.google.de/search?q=cache:8u0DFvP5rxAJ:stachel.ffis.de/


julchen antwortete am 08.07.04 (05:44):

Was heisst nicht im Reinen, Hugo?

Verstehst Du denn nicht, dass es gerade diese
Unterschiede von einem Staat zum Anderen (auch
mit Schulen und einer Reihe Anderer Gesetzte),
sind, die verhindern dass Washington (und der
jeweilige, sitzende President) seine Finger an die totale
Macht ueber alle 50 Staaten bekommen kann?

Weiterhin musst Du verstehen, dass viele dieser
individuellen Staatsgesetze mitunter recht veraltet
sind und heute lediglich als "guidelines" gesehen werden.
Es ist nirgendwo in Stein gemeisselt, dass ein
14-jaehriger unweigerleich hingerichtet wird, wenn
er jemanden zu Tode gebracht hat!
Im Gegenteil!

Beispiel: Californien ist momentan mit dem Bauchweh
beschaeftigt, ob ein Mann, der seine schwangere
Frau umgebracht hat, nun als EINfacher oder ZWEIfacher Moerder zu sehen ist.
Ein EINfacher Moerder bekommt lebenslaenglich.
Ein ZWEIfacher Moerder hat mit seiner Tat fuer die
Todesstrafe selber kandidiert!
(In diesem Fall war der zweite Mord der 8 monate
alte Fetus des Moerderers)

So simple schwarz und weiss, wie Du das offensichtlich
wo gelesen hast, Hugo, ist die Sache noch lange
nicht!

Auch wenn man es zu gerne saehe, dass die US
als "Polizeistaat" zu vermerken ist, es ist nicht als
ob ein Richter sich 3 papiere ankuckt. Sagt: ach
da hat ein 14-jaehriges Bandenmitglied 2
15-jaehrige Bandenmitglieder erschossen -
ok - Hammer runter - aufhaengen!!!!

Das ist Nonsense! Dagegen ist es eher unglaublich welche Taten mit 10 jahren bestraft werden und nach 5 "abgessen" sind....und die Taeter
"auf ein Neues" auf die Menschheit losgelassen werden - oft mit fatalen resultaten fuer Unschuldige!

Aber das weisst Du selber...denn davon habe ich
auch schon etliche deutsche Liedchen gehoert.