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THEMA: Zum Gedenken an THEODOR HERZL - Israels Geburtshelfer
97 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 03.07.04 (14:14) :
Heute vor 100 Jahren starb THEODOR HERZL, massgeblichster und bekanntester Begruender des juedischen Fundamentalismus, von seinen VertreterInnen 'Zionismus' genannt.
Der Politiker HERZL war ein Kind des damals im oesterreichischen Vielvoelkerstaat verbreiteten und besonders ueblen Antisemitismus.
Der Politiker HERZL war auch ein Kind des Kolonialismus.
HERZL wollte die 'Judenfrage' durch einen Judenstaat loesen. Land wurde gesucht... In Amerika, in Afrika... Gefunden wurde das Land (eher als eine Verlegenheitsloesung) schliesslich in Palaestina.
Die Probleme im Zusammenhang mit der 'Judenfrage' wollten die Zionisten loesen. Bekanntlich haben sich aber neue Probleme aufgetan, die derzeit unloesbar erscheinen und zur Gefahr fuer den Weltfrieden wurden. So bezahlen - ganz im kolonialistischen Stil - PalaestinenserInnen weiter die Zeche des Antisemitismus, die antisemitische EuropaerInnen nicht bereit waren zu bezahlen.
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Medea.
antwortete am 03.07.04 (15:07):
Am Schluß zahlt immer irgend einer die Zeche - das ist eine Erkenntnis, die nicht neu ist. Mal trifft es den einen, dann wieder den anderen ....
Diesen kleinen Einwurf meine ich ganz ernst.
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Wolfgang
antwortete am 03.07.04 (15:16):
Webtipp... Zum THEODOR-HERZL-Jahr 2004 praesentiert hagalil.com:
https://www.zionismus.info/
Internet-Tipp: https://www.zionismus.info/
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mart
antwortete am 03.07.04 (16:04):
Herzl-Clip der Band Fishsnake aus Tel-Aviv: "He, Herzl, findest du's nicht peinlich, einfach abzuhängen, während uns alles um die Ohren fliegt? Es gibt keinen Frieden, es gibt keine Sicherheit, wir haben genug davon, im Terror zu leben. Aber Herzl schiebt dir 'ne Pille auf die Zunge und meint nur: Nimm das Zeug - das ist kein Traum!" "Herzl ist ja nicht Schuld an unseren Problemen," sagt Shanaan Streett von Fishsnake. "Aber ich wollte ihm einmal direkt ins Gesicht sagen, dass unsere heutige Realität keineswegs seinem damaligen Ideal vom Judenstaat entspricht".
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mart
antwortete am 03.07.04 (16:07):
"Als Paris-Korrespondent schaut Herzl hinter die Kulissen der Macht. Mitten in diese erfolgreiche Karriere eines assimilierten Juden hinein ein Schock: Als Korrespondent erlebt Herzl die Affäre Dreyfus, den getürkten Spionageprozess gegen den einzigen Juden im französischen Generalstab. "Geteert und gefedert"
"Wie sehr der antisemitische Schauprozess Herzl getroffen hat, erzählt jetzt Luc Jochimsen in einer neuen Herzl-Biografie. Sie schildert, wie Herzl schlagartig begreift, dass Anpassung nicht vor Judenhass schützt -
wie im Fall des Hauptmanns Alfred Dreyfus, der in Paris vom Pöbel ausgeschrien wird: "Am liebsten hätten sie ihn geteert und gefedert. Das war nicht die Rache für den Verrat militärischer Geheimnisse. Oh, das war ein ganz anderer Zornesausbruch. Nicht 'Nieder mit Dreyfus' johlten sie, sondern 'Nieder mit den Juden'. Das war's vom ersten Augenblick an und das ist es geblieben."
Internet-Tipp: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/2/0,1872,2141250,00.html
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ricardo
antwortete am 03.07.04 (18:13):
Dieses Zitat habe ich in dem neuen Buch von Luc Jochimson gefunden. ”Wir haben überall ehrlich versucht, in der uns umgebenden Volksgemeinschaft unterzugehen und nur den Glauben unserer Väter zu bewahren, Man läßt es nicht zu. Vergebens sind wir treue und an manchen Orten sogar überschwengliche Patrioten, vergebens bemühen wir uns, den Ruhm unserer Vaterländer in Künsten und Wissenschaften, ihren Reichtum durch Handel und Verkehr zu erhöhen. In unseren Vaterländern, in denen wir ja schon seit Jahrhunderten wohnen, werden wir als Fremdlinge ausgeschrien; oft von solchen, deren Geschlechter noch nicht im Lande waren, als unsere Väter da schon seufzten. Wer der Fremde im Lande ist, das kann keine Mehrheit entscheiden; es ist eine Machtfrage....”
Theodor Herzl
Das Buch ”Dieses Jahr in Jerusalem” von Luc Jochimson, erschienen zum hundertsten Todestag des großen Mannes, wurde herausgegeben von Michel Friedman. Der Letztere hat seine ganze Familie im Holocaust verloren.
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Miriam
antwortete am 03.07.04 (22:31):
Es möge mir niemand verübeln, dass mir beim Thema um Theodor Herzel, ein etwas bitterer Witz einfällt.
Wiedermal findet in Tel-Aviv ein Anschlag auf einen Bus statt - es gibt viele Opfer. Ein alter Jude befindet sich in der Nähe des Anschlagortes und seufzt: "Wenn die Engländer uns haben müssen schenken ein Land, was ihnen nicht gehört: warum nicht gleich die Schweiz?"
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ricardo
antwortete am 03.07.04 (22:41):
Hast recht Miriam, Ohne Humor geht nix :-)))))
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lobelia
antwortete am 04.07.04 (00:24):
Theodor Herzl hat zu seiner Zeit sicher das rechte gewollt!Mich stört nur das ausgerechnet dieser Friedmann das Buch raus bringt!!! Ein Mensch der die Freiheit und Würde der Frauen mit Füßen tritt! Ich denke manchmal darüber nach wie es gewesen wäre, wenn z.B. Bayern zu einem Jüdischen Staat geworden wäre! Ob die Bayern, oder wenn es dann ein anderes Bundesland gewesen wäre, die Menschen dieses Landes sehr glücklich gewesen wären??? Wenn sie ihre Höfe hätten verlassen müssen?
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seewolf
antwortete am 04.07.04 (02:14):
Ähm - ich weiß gar nicht, was Wolfgang uns mit diesem seinem Eingangsposting sagen will!
:-)
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julchen
antwortete am 04.07.04 (06:52):
Gott, Wollvieh, biste dense????
Er wollte damit sagen das ein Typ namens Herzl, wohlmeinend, nun schuld ist an der Misere der ganzen Welt...duuuuuhhhhhhh
:)))
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ricardo
antwortete am 04.07.04 (08:23):
Lob Die Verfehlungen von M.F. sind ja unbestritten, wenn auch durch die Medien ziemlich verzerrt. Man versteht es ja nicht, warum er als einziger hat büßen müssen wo doch sehr viel Proninenz verwickelt war. Man hat nach einer Gelegenheit gesucht... Das Buch hat darunter nicht im mindesten gelitten, was bliebe von der Literatur übrig, wenn nach solchen Maßstäben verurteilt würde.
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mart
antwortete am 04.07.04 (10:08):
Man sollte doch zwischen einem Verlag, einem Verleger und dem Autor eines Buches einen Unterschied machen, meine ich.
:-)
Eine Frage, die mich sehr interessiert, auf die ich aber noch keine Antwort gefunden habe:
Wer war noch Kunde dieses Frauenhändler-, Frauenvermittlerkreises? Ist darüber etwas in die Öffentlichkeit gedrungen? Friedmann wird wohl nicht der einzige Kunde gewesen sein?
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Miriam
antwortete am 04.07.04 (10:38):
Kann es nun sein, dass die Liste der Kunden, insofern öffentlich bekannte Personen, unter Verschluss gehalten wird - und Namen erst dann genannt werden, wenn jemand zum Abschiessen frei gegeben werden soll? Ist ja eine sehr beliebte Methode, nicht nur in Deutschland. Fast genau so verwerflich, diese Methode, wie der Frauenvermittlerkreis.
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Miriam
antwortete am 04.07.04 (10:40):
Aua, hatte nichmehr gesehen in welchem Thread ich bin! Dachte wir sind wieder beim Un-Friedman.
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Wolfgang
antwortete am 04.07.04 (11:18):
Einen Artikel moechte ich empfehlen - fuer diejenigen, die sich informieren wollen ueber das Phaenomen des 'Zionismus' aus linker Sicht gesehen:
Zionismus ohne Mythen? Fragen nach seiner Konflikt- und Wandlungsfaehigkeit Von MARTIN ROBBE in: Marxistische Blaetter 04/01 https://www.gegeninformationsbuero.de/frameset.html?/paltina/brosch01_robbe.htm
Internet-Tipp: https://www.gegeninformationsbuero.de/frameset.html?/paltina/brosch01_robbe.htm
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ricardo
antwortete am 04.07.04 (15:23):
Miriam Es ist in der Tat äußerst merkwürdig, wie diese Angelegenheit gehandhabt wurde. MF. ist inzwischen beim Aufbau-Verlag tätig und hat das hier genannte Buch herausgegeben. Er wird sicher für seine Rehablilitation kämpfen, und das kann man ihm nicht verwehren. Ich lese das Buch zur Zeit und empfehle es jedem, der sich wirklich informieren will über den Werdegang Herzls. Daß ihn die Linken nicht mochten ist ja kein Geheimnis.
Wann jemals haben sich die Sozialisten am Schicksal dieses Volkes interessiert gezeigt? Ich persönlich kenne Erzählungen von Juden aus der ehemaligen SU, da bleibt einem schon die Spucke weg.
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Miriam
antwortete am 04.07.04 (16:27):
Ricardo, ich denke, dass tatsächlich hier oft der Herausgeber (Friedman - Aufbau-Verlag) und die Autorin :Luc Jochimsen, durcheinander geschmissen werden. Zum Buch kann ich nichts sagen, da ich es nicht gelesen habe, aber die Autorin und Du, als Leser, seit ja eine, nein, zwei Empfehlungen.
Was mich etwas bestürzt, sind die Namen ,die ich beim googeln so finde, wenn man die Anprangerer (nicht die Kritiker, ich wiederhole lieber : die Anprangerer) des Zionismus und auch des Theodor Herzl ausfindig machen möchte. Unter anderem : Horst Mahler. Sollten sich die Extremen wohl doch berühren ? Nur so, als Denkanstoss. Und ich füge hinzu : sicherlich nicht beabsichtigt! Es geht mir zwar am ... vorbei wie der Titel des Threads gewählt wurde. Aber ob der Autor eventuell zu oft die "Blöd Zeitung " liest ?( Man muss sich ja informieren!). Es ist besagte Zeitung die so gerne so heuchlerische Titel wählt, mit den Augenzwinkern Richtung seiner Klientel :"ha, ha, IHR wisst ja wie dies gemeint ist." Das ist, nebenbei bemerkt, der Intelligenztest für besagte Leser - dass sie den echten Sinn der Worte , durch Umdrechung, richtig verstehen. Wir betreiben hier keinen Journalismus, aber sollten uns auch nicht von den schlechten Journalismus anstecken lassen. Schon aus hygienischen Gründen.
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ricardo
antwortete am 04.07.04 (17:41):
Miriam Horst Mahler ist das beste Beispiel, daß Extreme sich berühren. Er gehörte zu den Verteidigern der Bader-Meinhof-Bande und stand mit den Terroristen auf gutem Fuß Seine heutige Überzeugung ist sicher ähnlich geblieben, nur hat er den Radikalismus gewechselt. wie ein Hemd!
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Medea.
antwortete am 04.07.04 (18:53):
Nicht so schnell wie ein Hemd, glaube ich .....
Lagen nicht Jahre zwischen seinem Gesinnungswechsel?
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seewolf
antwortete am 04.07.04 (19:41):
lach - was wissen wir schon über die Zyklen des Hemdenwechsels bei Mahler oder jemand anderm?
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Miriam
antwortete am 04.07.04 (22:34):
Nachdem ich hier immer wieder hineingucke und mich frage : soll ich, soll ich nicht, entscheide ich mich doch einen kurzen Witz zu erzählen :
Im Büro. Zwei sitzen sich an ihren Schreibtischen gegenüber. Da fasst sich der eine eines Tages ein Herz, und sagt : "Ich beobachte Sie jetzt seit gut einem Jahr, und möchte Sie doch fragen : wer trägt Ihre Hemden wenn die sauber sind?"
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ricardo
antwortete am 04.07.04 (23:07):
Miriam Das gehört zu der Bezeichnung Archibald Douglas Hemd: Ich hab' es getragen sieben Jahr, Und ich kann es nicht tragen mehr......... Aus der schönen Ballade von Fontane.
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abdu
antwortete am 05.07.04 (00:07):
Herzl ist ein kolonialist..einer von vielen,die durch die geschichte juden betrogen haben..von GROESSE bleibt er weit entfernt.zitaten von zionisten sind nur fuer zionisten relevant.
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mart
antwortete am 05.07.04 (07:34):
Kannst du erklären, was du unter einem Zionisten bzw. einem Nichtzionisten versteht, abdu?
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werner
antwortete am 05.07.04 (07:55):
Herzl hin, Herzl her, bleibt eine schöne theoretische Aufarbeitung. Die Juden haben eine Heimat bekommen, das zählt. Manche mögen bedauern, dass sie sich jetzt in ein Land begeben können und sich somit Pogromen entziehen. Nur so als Beispiel für eine Vielzahl von Ländern: Wo hätten die lybischen Juden hingehen sollen als Ghaddafi auf dem Anti-Juden Trip war? Jetzt läd er sie wieder ein zurückzukommen (falls ich keine Gegenströmung verpasst habe). Sie werden ihm was pfeifen. Kein vernünftiger Mensch würde dem Versprechen trauen egal ob Jude oder nicht. Und ist es nicht schön eine funktionierende Demokratie zu erleben wo ein Oberstes Gericht der Regierung zeigt was verfassungsmässig ist? Wo Frauen sich frei bewegen können und mehr Rechte haben als in allen anderen Ländern dieser Region?
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ricardo
antwortete am 05.07.04 (09:06):
Hallo werner Gut dich wieder zu lesenj. Aber bei Herzl möchte ich schon widersprechen. Nicht hin oder her,. ohne ihn wäre sicher manches anders verlaufen. Ihm hat die Lage der Juden im Europa des ausgehenden 19. Jahrhunderts buchstäblich das Herz gebrochen. Mit 44 Jahren ist er an einem Herzleiden verstorben.
Dazu eine Impression: Als 1945 der überlebende Rest polnischer Juden Auschwitz verließ. um wieder in ihre polnische Heimat zurückzukehren, da wurden sie von der Bevölkerung zurückgejagt, niemand wollte etwas von ihnen wissen. Auschwitz als Zuflucht! Auf abenteuerlichen Wegen gelangte ein Teil von ihnen damals nach Israel, mit Unterstützung von Mossad.
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Miriam
antwortete am 05.07.04 (09:16):
Leider ist eine ernsthafte Diskussion über Zionismus nicht möglich, wenn der Begriff fast schon als Schimpfwort eingesetzt wird - ohne den Inhalt zu kennen. Es sagt aber sehr viel über die Indoktrinierung aus, die gerne betrieben wird in gewissen Kreisen, leider : in gewissen Länder! Soll es der Ärger sein, dass nach der Gründung des Staates Israel, aus den arabischen Länder die jüdische Bevölkerung sich doch noch retten konnte (dank de Existenz Israels), die zur "Sloganisierung" verleitet hat? Wieso kommen aber auch aus Deutschland solche Stimmen ? Die Existenz eines offiziellen jüdischen Staates vor den zweiten Weltkrieg, hätte viele Leben gerettet. Denn da wäre die Emigration kein abenteuerlicher Versuch zu entkommen gewesen.
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mart
antwortete am 05.07.04 (09:18):
Soviel ich gelesen habe, ist Herzl bei der Bevölkerung Israels praktisch unbekannt.
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Miriam
antwortete am 05.07.04 (09:21):
Ricardo, ich schrieb meinen Beitrag während Du auch geschrieben hast, so ergab sich eine gewisse Redundanz. -
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Miriam
antwortete am 05.07.04 (10:24):
Ricardo, Du sprichst den frühen Tod von Herzl an, und auch die Tatsache, dass er an einen Herzleiden gestorben ist. Dabei erscheint mir nocheinmal dieses "Zum Gedenken an ..." geschmacklos und zynisch!...
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mart
antwortete am 05.07.04 (10:40):
Miriam,
Ich erwartete diesen Thread schon und er fiel für das, was ich angesichts vergangener Beiträge und Überschriften von Wolfgang befürchtete, geradezu liebevoll aus.
:-)
Auch sein empfohlener Link ist moderat.
:-)
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ricardo
antwortete am 05.07.04 (11:10):
Ich glaube nicht daß Herzl in Israel wenig bekannt ist. Immerhin gibt es die eindrucksvoller Gedenkstätte am Herzlberg.
Was die Geschichtskenntnis betrifft, so kann man bei uns in der BRD bei Jugendlichen die Erfahrung machen, daß sie nicht wissen wer Adenauer oder gar Stresemann oder Rathenau gewesen ist. Und das durchschnittliche Interesse ist überall eher enttäuschend.
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mart
antwortete am 05.07.04 (11:59):
Ricardo,
ich hatte folgenden Artikel im Ohr:
Wer, bitte, ist Theodor Herzl? Interview mit dem Historiker Frank Stern über mangelndes Geschichtsbewusstsein, verwirklichte und aussterbende Visionen in Israel in der Presse vom 25.6.04
Internet-Tipp: https://diepresse.at/Artikel.aspx?channel=k&ressort=k&id=428725&archiv=false
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ricardo
antwortete am 05.07.04 (13:12):
Mart Das bestätigt meine These: Überall ist die Jugend wenig interessiert an Größen der Vergangenheit. Ich wollte nur das zum Ausdruck bringen, da ist Israel keine Ausnahme. Auch hier bei Diskussionen ist es oft erschreckend, wie wenige Kenntnisse über die deutsche Vergangenheit vorhanden sind.
Ich hoffe aber, das wird sich wieder ändern wenn der Jugendkult sein Ende gefunden hat.
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Miriam
antwortete am 05.07.04 (13:41):
Mart, vielen dank für den Hinweis auf das Interview mit Frank Stern. Es fällt mir auf, dass ich ihn nichtmehr im deutschen Fernsehen gesehen habe. Ein Verlust, denn seine Aussagen waren immer sehr klar, nachdenklich, differenziert, kurz : ein Vertreter des kritischen Israels, das hier zu wenig wahrgenommen wird.
Im vorliegenden Interview kommt aber zu kurz zur Sprache, dass die israelische Bevölkerung asiatischer oder afrikanischer Herkunft, wohl kaum den Zugang zum Gedankengut von Herzl finden wird. Mir scheint dies völlig normal. Und hat dies Heute noch eine Bedeutung? Aber es ist auch wieder ein Hinweis auf die grosse interne Problematik Israels : die Vertreter der unterschiedlichen Abstammungen in einem verständlichen Dialog miteinander einzubeziehen.
Dazu kommt mir ein kurzes persönliches Erlebnis in Erinnerung. Wir waren auf einer Beerdigung. Das Ritual wurde am Grabe, bei unseren Familienmitglied, nach alter, europäischer Tradition abgehalten. Zwei Reihen weiter fand eine jüdisch-marokanische Beerdigung statt. Alles ziemlich heiter, eine eher fröhliche Begleitung ins Jenseits. Es waren wirklich zwei Welten, die in einer so sensiblen Situation aufeinander prallten.
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abdu
antwortete am 05.07.04 (22:38):
ein nicht-zionist,ist ein juder,der nicht glaubt,er gehoere einem von gott auserwaehltem volk..ein juder,der versteht(annimmt/zugibt)dass palaestine das gelobte lande fuer ALLER von gott geschaffenen menschen war,ist und bleibt.ein nicht-zionist ist ein juedischer humanist(aufgeschlossen/vernunftig/gerecht),der es ablehnt von nicht-juden unterdrueckt oder( weil MENSCH) disqualifiziert zu werden und deswegen lehnt er es eher ab, menschen(weil MENSCHEN) zu folteren /zwingen/vertreiben/oder auszurotten.ein nicht-zionist erkennt das selbst bestimmungsrecht des palaestinensischen volkes an und lehnt es ab unrecht gegen juden mit dem gleichen unrecht gegen araber zu begleichen.meine antwort zu MARTS frage ist mir nicht genuegend.
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Miriam
antwortete am 05.07.04 (23:12):
abdu, ich wollte grad schlafen gehen - aber Deine Formulierungen würden mich sowieso nicht schlafen lassen, also setze ich mich nochmals hin und überlege : Du sagst, dass ein nicht-Zionist ein Jude ist der nicht glaubt er gehöre einem von Gott auserwählten Volke an. Um die wackligen Füsse Deiner Aussage zu illustrieren, machen wir mal ne Umkehr, dabei würde es dann heissen : ein Zionist ist ein Jude der glaubt er gehöre einem von Gott auserwählten Volk an. Nun, wie kommt so eine Auffassung zu Stande ? Ich muss vermuten, durch gezielte Desinformation, durch eine Propaganda die sicherlich nicht im Rahmen von Friedensbemühungen stattfindet. Dabei ein wichtiges Detail : nicht Du setzt solche Sachen in die Welt, nein Du wiederholst sie nur. Auch dieses überzogen "schöne" Bild des nicht -Zionisten als Humanist (ein grosses Wort!) aufgeschlossen, vernünftig, gerecht, weisst Du wie das alles klingt ? Als wären diese hohen, hohen, Masstäbe gültige Kriterien um einen jüdischen Menschen akzeptieren zu können.
Ich möchte mit Dir keine Polemik, abdu, sondern einen Gedankenaustausch. Versuche bitte auf vorgefasste Meinungen zu verzichten.
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Felix
antwortete am 06.07.04 (02:49):
Theodor Herzl hat 1897 am 1. Zionisten Kongress in meiner Heimatstadt Basel den Judenstaat proklamiert. Allerdings wurde dieser erst ca. 50 Jahre später auf Kosten der Palästinenser realisiert. Unglaublich, wenn man an die problematischen Folgen eines solchen Gedankens denkt.
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ricardo
antwortete am 06.07.04 (08:52):
Felix Deine terrible simplification ist nicht mehr zu überbieten.
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abdu
antwortete am 08.07.04 (01:43):
gut MIRIAM( der name meiner freundin 1978 war miriam)..ich habe deine meinung gelesen..und sie stammt von dir..also du hast so was nicht gelernt..oder so verstanden..nein..deine auffassungen stammen also von dir selbst..da musst du von gott auserwaehlt sein..denn diese begabung habe ich(gott sei dank!)nicht..ich sage nochmal:ich versuche mit anders gesinnten zu reden..aber..die muessen ganz normale menschen sein..supermenschen kann ich nicht aushalten..das stammt nicht von mir..habe ich von meinen eltern gelernt.
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abdu
antwortete am 08.07.04 (02:01):
MIRIAM:Diese sind kriterien mit denen ein juder(oder christ/moslem)als mensch von mir angenommen werden kann..aufgeschlossen/vernuenftig/gerecht..ja so bin ich erzogen..im gegenteil lehne ich sharon ab..ich lehne menschenschlaechter ab.ich lehne vertreibung ab..ich lehne baeume entwuerzeln ab..ich lehne haeuserzerstoeren ab.ich lehne atombomben ab..ich lehne unrechtstaat ab.ich lehne sadismus ab.ich lehne rassismus ab..ich kann einen staat auf einer relegioesen basis nicht anerkennen..einen staat theologischer art lehne ich ab.ich war in einer juedin verliebt,um es klarer zu machen.klar?
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Medea.
antwortete am 08.07.04 (08:36):
Guten morgen abdu
alles, was Du ablehnst, ist ja auch ablehnenswert, da wird es kaum eine Differenz geben.
Aber ich vermute, Du lehnst auch im gleichen Zuge menschenverachtende Aktionen wie Selbstmordattentate auf belebten Plätzen mit unschuldigen Bürgern, Verführung Jugendlicher zu solchen Taten, Haßtiraden und Freudentänze, wenn es besonders viele Opfer auf der anderen Seite gegeben hat, Mütter und Väter, die auch noch stolz ihre Kinder mit Sprengstoffgürteln der Öffentlichkeit präsentieren, ab?
Wenn ich Dich richtig interpretiere, lehnst du auch die überwiegende Mehrheit der Staaten ab, die auf einer religiösen Basis errichtet wurden. Ist das aber nicht fast jeder Staat in der arabischen, muslimischen Welt? "Gottesstaaten" dürften im Westen kaum zu finden sein.
Ich habe neulich einen TV-Bericht gesehen, in dem berichtet wurde über die langjährige Ehe einer Jüdin mit einem Palästinenser mit ihren drei Töchtern. Sie hatten sich in einer Einrichtung kennengelernt, die für die Verständigung dieser beiden Völker arbeitete und sich allen Widerständen zum Trotz geheiratet. Der Respekt für die andere Tradition und natürlich die Liebe machte das möglich. Eigentlich schade, daß es mit Deiner Miriam und Dir nicht auch dazu gekommen ist.
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Miriam
antwortete am 08.07.04 (11:52):
mart erwähnte am 5.7. Frank Stern mit den Hinweis auf einem Artikel. Nun habe ich folgende Nachricht gefunden, die zum Thema passt : Frank Stern, Professor an der Ben Gurion Universität in Beer-Shewa, ist Initiator eines Projektes im Rahmen dessen Filmemacher eingeladen werden, so genannte "Filmmaker in Residence". Zweck des Projektes : das Niederreissen der "Barrieren im Kopf" zwischen palästinensischen und jüdischen Studenten. So hat Stern den jungen österreichischen Filmemacher Michael Pfeifenberger eingeladen - um einen Film an der Ben Gurion Universität zu drehen. Der so entstandene Film nennt sich "Leila und Lena" (dies sind eine palästinensische und eine jüdische Studentin)- das Drehbuch wurde an Hand von Disskussionen mit den Studenten verfasst. Durch die Annäherung der palästinensischen und der jüdischen Studenten im Rahmen des Projektes stellte sich heraus, dass beide Seiten voneinander so gut wie nichts wussten.
Ich würde es sehr begrüssen, wenn die Journalisten, wenigstens von Zeit zu Zeit, auch solche Initiativen als medientauglich betrachten würden.
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ricardo
antwortete am 08.07.04 (14:58):
Miriam Wissen allein wird nicht ausreichen die vorgefassten Klichees zu bekämpfen.
Immerhin sind auch die jetzigen Bemühungen zur Entschärfung durch Trennung der feindlichen Brüder für eine zeitlang gut. Durch die Errichtung eines Zaunes sind die Selbstmordattentate in weiten Bereichen nahezu auf null zurückgegangen, das wäre die Voraussetzung für Gespräche.
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Miriam
antwortete am 08.07.04 (15:28):
Ricardo, das ist so ein wiederkehrendes Thema zwischen uns beiden. Zum Beispiel mein erster Beitrag über Barenboim, vor Monaten. Also ich vertrete weiterhin die Meinung, dass Prominente oder auch andere, ihre Bemühungen zur Völkerverständigung immerwieder in die Realität umsetzen sollen, sogar müssen. Wenn nur einige wenige zum Umdenken gebracht werden, ist schon viel gewonnen. Wenn Stern um sich Studenten versammelt, die so einen Dialog beginnen, ist es mindestens ein Denkanstoss in dieser sehr interessanten Ben Gurion Universität, der die Absurdität der Feindseligkeiten - und auch deren Auswegslosigkeit in den Blickfeld rücken. Habe einen guten Freund an dieser Uni (besser gesagt : der Sohn von Freunden) den werde ich versuchen dazu zu fragen. Dies wird auch interessant, da der junge Mann kein Jude ist.
Noch ein Zitat von Michael Pfeifenberger :"Mir geht dieser moderne Antisemitismus auf den Keks, bei dem der Nahost-Konflikt missbraucht wird für Ressentiments gegen Semiten"
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ricardo
antwortete am 08.07.04 (16:11):
Miriam Du sagst garnix zu der segensreichen Wirkung des Zaunes und dass inzwischen wieder mehr Bürger Jerusalems Cafés aufsuchen. Damit hat vielleicht Herr Barenboim weniger zu tun oder was meinst du? Ein Zaun ist etwas defensives und hierzulande vor allem bei den Schwaben große Mode. Ich selbst habe keinen seit 40 Jahren, und ist nie was passiert. Aber mein Nachbar hat schließlich auch keine Bomben parat!
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Miriam
antwortete am 08.07.04 (16:30):
Ricardo, ich KANN nichts zum Zaun sagen. Wie soll ich aus meiner nicht von Bomben bedrohten Wohnung über Zäune nach drüben philosophieren? Auch war ich erstaunt, aber positiv überrascht, wieviele positive Stimmen sich zum Zaun vernehmen liessen, von Intelektuellen, hier in Deutschland, da dies zum Abwehren von Anschlägen doch dient.
Eine Positionierung gegen den Zaun wäre nur glaubwürdig, wenn Vertreter einer solchen Meinung nach Israel gingen und sich in besonders gefährdeten Regionen auf Dauer niederliessen.
Jetzt habe ich also doch etwas zum Zaun gesagt!
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ricardo
antwortete am 08.07.04 (17:35):
Einen schönen Gruß über den Zaun hinweg Ric
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abdu
antwortete am 08.07.04 (23:49):
zu MIRIAM:Kannst du den israelischen regierenden undemokratischen generaelen sagen,dass sie mit gewaltakten gegen unschuldigen zivilin palaestinensichen buergern aufhoeren und zu verhandlungstisch kommen..dann glaube ich wird keine mutter es zulassen das ihr kind ein selbstmord attentat begeht..vor HERZEL gab es in palaestina keine freiheitskaempfer..erst nach der israelischen expansion/agression wollte man sich verteidigen..wir muessen zugeben dass es ein palaestinensiches VOLK gibt..dass ein palaestinensisches LAND gibt..die israelis sind eroberer und besatzer..was israel seit 1947 betreibt kann nur ein kriegsverbrecher und terrorist ,wie g.w.bush fuer selbstverteidigung ansehen..genf ist anderer meinung ..die karte der vereingten nationen sieht die sache anders als rassisten und imperialisten den fall ansehen.
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abdu
antwortete am 09.07.04 (00:31):
zu MIRIAM:NENNST DU MIR BITTE(OHNE GESCHICHTSVERFAELSCHUNG)DEN ARABISCHEN STAAT,DER AUF RELEGIOESE BASIS GEGRUENDT WURDE.(grossbuchstaben waren unabsichtlich)..ich moechte bitte das namentlich lesen..ueber die gruendung jedes arabischen staates sind (auf arabisch natuerlisch!)mindestens 50 buecher(PRO LAND) erschienen..DIE GESCHISCHTE DER ARABISCHEN(REGIERUNGS)SYSTEME ist ein fach in JEDER und zwar in jeder arabischen fakultaet fuer politische wissenschaften.studierst du geschichte so ist dieser fach fuer dich hier bei uns obligatorisch.uns vor der welt als nation ohne denker,juristen,fachleute,poetiker,forscher,maler,uni-prof. von hochrangiger qualifikation darzustellen ist laecherlich und fuer europaer selbst unglaubhaft..araber sind heute universitaetslehrer in usa und europa..araber sind heute experten und berater bei welt-organisationen.wir haben allein in libyen 13 universitaeten..64%der bevoelkerung sind schueler und studenten..51%sind weiblich!die welt hat sich seit HERZEL dramatisch veraendert..also ist es heute(mindestens im arabischen begriff)absurd,nach einem von einem volk schon bewohntem land in massen zu immegrieren und just like that wegklauen..daher hat israel (das jetzige)mit 6 mauern keine zukunft..was zukunft hat ist das zusammenleben von arabern und juden ZUSAMMEN in einem EINZIGEN staat auf dem boden des jetzigen(und damaligen)PALAESTINA..egal dann,wie man solches land( ohne unterentwicklten geistesverminderten benennungen) bezeichnt.
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rolf
antwortete am 09.07.04 (09:20):
Was würdet ihr sagen, wenn Euer Nachbar sein Grundstück mit einem Zaun der etwa 1 m von der Grenze auf EUREM Grundstück errichtet wird, einzäunen würde?
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Miriam
antwortete am 09.07.04 (10:46):
Rolf, mein Nachbar hat es noch nicht gemacht, ich vermute er hat es auch nicht vor. Er geht aber von der Annahme aus, dass ich nicht vorhabe seine Familie durch Bonbenangriffe zu dezimieren.
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mart
antwortete am 09.07.04 (11:07):
Rolf,
Ein Nachbar hat das bei meinen Eltern gemacht.
Inzwischen vermessen, aktenkundig, der Nachbar gesteht es ein - er will nur nicht dafür zahlen, von Abreißen natürlich keine Rede. Ein Zivilprozeß, um eine Zahlung zu erreichen, ist im Ausgang eher ungewiß - (zweifle nicht daran, ich bin sehr genau über die Schwierigkeiten desselben informiert)
Und stell dir vor, auch wir haben noch keine Bomben gebastelt.
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Miriam
antwortete am 09.07.04 (11:23):
Dies hat nun wirklich nichtsmehr mit Herzl zutun, aber wohl mit Grunstücke und Zäune:
In der Nachbarschaft geschehen : es zog eine Familie vor etwa 5 - 6 Jahren in ein neuerworbenes Haus ein. Haben viel selber renoviert, dann kam der Garten an die Reihe. Die Frau hat wochenlang Blumenbeete gestaltet, zum Nachbargrundstück eine Art sehr niedrige, grüne Hecke gepflanzt. Der Nachbar - ein Staatsanwalt. Ein strassenbekanntes Eckel - was aber die neue Nachbarin nicht wusste. Als ihr grünes Werk vollbracht war, hat sie der Staatsanwalt verklagt : sie war, wohl bemerkt nur aus Unwissen, ca 30 cm. auf das Nachbarsgrunstück vorgedrungen. Bis zur Vollendung der Gestaltung hat dieser nette Mensch geschwiegen. Jetzt kehren wir zurück zum Herzl, Zaun, etc...
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mart
antwortete am 09.07.04 (11:23):
Nach Informationen der Zeitung "Haaretz" verurteilt der internationale Gerichtshof den Zaun im besetzten Westjordanland.
Ich bin über diesen Richtspruch sehr froh und erwarte nun selbstverständlich eine Verurteilung der palästinensischen Bombenattentate auf Zivilisten.
Internet-Tipp: https://derstandard.at/?id=1722828
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Karl
antwortete am 09.07.04 (12:43):
Die bevorstehende Verurteilung des Mauerbaus als illegal meldet auch der Spiegel: "Israel müsse die Anlage abbauen und Kompensationszahlungen für verursachte Schäden zahlen, da sie gegen das Völkerrecht verstoße, berichten die Nachrichtenagentur Reuters und die israelische Zeitung "Haaretz" unter Berufung auf Gerichtsdokumente."
Unabhängig von der Bewertung einer Mauer als Besserung der Sicherheitslage, gibt es keinen rechtlich haltbaren Grund den Zaun nicht entlang der Grenze zu ziehen. Damit wird nur das Recht des Stärkeren demonstriert und m. E. auf lange Sicht der Konflikt nur angeheizt.
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,307909,00.html
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ricardo
antwortete am 09.07.04 (12:54):
Mart Eine vergebliche Hoffnung, bei einem europäischen Gericht !
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Wolfgang
antwortete am 09.07.04 (13:29):
Irrtum, ricardo... Der Internationale Gerichtshof ist kein 'europaeisches' Gericht. Es ist ein Welt-Gericht, installiert von der Welt-Gemeinschaft, das nur seinen Sitz in Europa hat (vgl. Link).
Seine Urteile gelten weltweit und natuerlich auch fuer Israel.
Internet-Tipp: https://www.uno.de/aufbau/icj.htm
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DietrichStahlb
antwortete am 09.07.04 (17:31):
Israel in Palästina oder Palästina in Israel? Der blutige Konflikt im Nahen Osten ist gewaltsam nicht zu lösen.
Dass es dazu kommt, hat schon 1948 ein jüdischer Emigrant aus Deutschland, der 1934 in Berlin verhaftet und von SA-Leuten fast zu Tode geprügelt worden war, vorausgesehen. Er hat damals in seinem Londoner Asyl davor gewarnt, in Palästina einen israelischen Großstaat zu schaffen: Kurt Hiller, politischer Philosoph und Aktivist, neben Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky Mitautor der "Weltbühne".
Palästina befand sich seit 1923 unter britischem Mandat, 1947 wurde gegen den Willen der arabischen Bevölkerung eine Zweiteilung des Landes beschlossen, die Briten zogen zum 14.5.1948 ihre Truppen zurück, und am gleichen Tag wurde der Staat Israel ausgerufen.
Hiller: »Die Gegengefühle der arabischen Welt sind verständlich. Dem arabischen Semiten sind die europäisch technisierten, energischen, aktivistischen Juden, die einströmen, zu „arisch. Er glaubt zwar nicht an ihre kulturelle, aber er verschließt sich keineswegs der Einsicht in ihre zivilisatorische Überlegenheit (ö) Das Arabertum wünscht vom türkischen Joche 1918 nicht deshalb befreit worden zu sein, um 1948 sachte unter das jüdische zu geraten. Es erblickt im Zionsjudentum die Vorhut« eines »europäisch-amerikanischen Imperialismus (ö)
Man sollte Palästina aufteilen! Im Norden ein Stückchen davon Syrien geben, im Süden ein Stückchen Ägypten, Libanon mit Geld abfinden und den Löwenanteil Abdullah von Transjordanien geben – den jüdischen Rest den Juden, damit sie daraus ihren Staat machen.» *
Hiller sah in der massenhaften Zuwanderung von Juden aus aller Welt eine große Gefahr für die Völker des Nahen Ostens, mehr noch für die jüdischen als für die arabischen:
»Besteht nicht die Gefahr, daß der Tempel von Jerusalem zum drittenmale zerstört wird? Und die mindestens gleich große, dass, um jener abzuwenden, die junge jüdische Nation sich in einem Grade verkriegerischt, mit dem verglichen der hohenzollersche Militarismus eine Quäkerei war?«
Auch in Israel gibt es Juden und Jüdinnen, die Sharons Bulldozerpolitik ablehnen. Es gibt jüdische und palästinensische Friedensgruppen und Kriegsdienstverweigerer. Sie bemühen sich unter schwierigsten Bedingungen, manchmal sogar unter Lebensgefahr um Versöhnung und Vernunft. Wir sollten sie unterstützen. ^^^^^^^^^^^^^^ * Thesen zur JudenfrageinKurt Hiller: Ratioaktiv; Reden 1914-1964 , Wiesbaden 1966, S. 221 ff. Das Buch ist sicherlich in einigen Bibliotheken vorhanden und kann zur Fernleihe angefordert werden.
Internet-Tipp: https://www.dietrichstahlbaum.de
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ricardo
antwortete am 09.07.04 (18:02):
Ich hätte schreiben sollen: Ein Gericht in Europa. Nun, die letzten Freunde Israels, die Amerikaner haben nicht zugestimmt. Und Israel, das war zuvor schon bekannt, wird den Spruch nicht anerkennen, er wird also keine Konsequenz haben.
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mart
antwortete am 09.07.04 (18:23):
Danke, DietrichStahlb, für dein Zitat + Quellenangabe, sowie Hitlers Mitleid.
<< Er sah in der massenhaften Zuwanderung von Juden aus aller Welt eine große Gefahr für die Völker des Nahen Ostens, mehr noch für die jüdischen als für die arabischen<<
Mir kommen die Tränen.
Um diese Gefahr abzuwenden, haben sich wohl der Großmufti von Jerusalem und Hitler gegenseitig Nachhilfe gegeben:
Aus den Aufzeichnungen des Gesandten Schmidt über die Unterredung zwischen Adolf Hitler und dem Großmufti von Jerusalem Hadji Mohammed Amin el Hussein am 28. November 1941
"Der Großmufti bedankte sich zunächst beim Führer für die große Ehre, die ihm dieser erwiese, indem er ihn empfinge. Er benutzte die Gelegenheit, um dem von der gesamten arabischen Welt bewunderten Führer des Großdeutschen Reiches seinen Dank für die Sympathie auszusprechen, die er stets für die arabische und besonders die palästinensische Sache gezeigt habe, und der er in seinen öffentlichen Reden deutlichen Ausdruck verliehen habe. Die arabischen Länder seien der festen Überzeugung, daß Deutschland den Krieg gewinnen würde, und daß es dann um die arabische Sache gut stehen würde. Die Araber seien die natürlichen Freunde Deutschlands, da sie die gleichen Feinde wie Deutschland, nämlich die Engländer, die Juden und die Kommunisten, hätten. Sie seien daher auch bereit, von ganzem Herzen mit Deutschland zusammenzuarbeiten, und stünden zur Teilnahme am Kriege zur Verfügung und zwar nicht nur negativ durch Verübung von Sabotageakten und Anstiftung von Revolutionen, sondern auch positiv durch Bildung einer arabischen Legion..."
Zusammen mit Hitlers Waffen-SS kämpften muslimische Truppen unter dem Großmufti von Jerusalem auf dem Balkan, um Juden und Zigeuner auszurotten Dazu stellt der Mufti Hitler eine ganze Division zur Verfügung Aus Gründen der "politischen Korrektheit" sind solche Bilder in der Wehrmachtsausstellung nicht zu finden
„Tötet die Juden, wo immer ihr sie findet“, forderte Haj Amin al-Hussaini, der Mufti von Jerusalem, in einer Radioansprache für den Berliner Rundfunk am 1 März 1944, „denn das ist im Sinne Gottes, der Geschichte und der Religion“ Wie die Enzyklopädie des Holocaust berichtet, war dem Mufti „schon zu einem frühen Zeitpunkt bewußt, daß die Juden Europas systematisch ermordet werden sollten Er versuchte, die Achsenmächte zu überreden, ihr Vernichtungsprogramm noch auszudehnen und die Juden Palästinas, des Nahen Ostens und Nordafrikas einzuschließen Als Teil des allgemeinen Kampfes gegen das ‘Weltjudentum’ schlug Hussaini mehrfach vor, die Luftwaffe sollte Tel Aviv bombardieren“ Von Ende 1942 bis Frühjahr 1943, „als die Achsenmächte Libyen zu räumen begannen, bat er darum, Tripolis von Juden zu ‘säubern’ und ihren Besitz zu beschlagnahmen“ Jäckel, Bd II, 629 ......"
Und so weiter und so fort.....
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BarbaraH
antwortete am 09.07.04 (18:44):
mart,
vielleicht einfach einmal genau hinschauen:
es geht nicht um Hitlers Mitleid.... es geht um Hillers Sichtweise....
>> Kurt Hiller, politischer Philosoph und Aktivist, neben Carl von Ossietzky und Kurt Tucholsky Mitautor der "Weltbühne". <<
Dem Beitrag von DietrichStahlb entnommen.
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Miriam
antwortete am 09.07.04 (18:56):
Also wenn ich das richtig verstehe, stammt das Zitat von Hiller aus dem Jahr1948. Was schrieb er da?
"Die Gegengefühle der arabischen Welt sind verständlich. Dem arabischen Semiten sind die europäisch technisierten, energischen, aktivistischen Juden, die einströmen, zu "arisch".
Vorausgesetzt, dass das Zitat, wie im Text angegeben, tatsächlich aus dem Jahre 1948 stammt : dann ist es entweder Blödsinn, oder blanker Hohn. Wisst Ihr wer die Emigranten der Nachkriegsjahre waren? Die Holokaustüberlebende. Soll ich erklären warum dann "energisch, aktvistisch.." nicht dazu passt ? Ich denke dies erübrigt sich.
Aus meinen persönlichen Erinnerungen nun. Viele dieser Emigranten, die aus den KZ kamen, auch vor 1948, machten erstmals Halt in Rumänien. Sie kämpften sich durch nach Constanza, um dann Richtung Palästina, per Schiff auszuwandern. Wir durften sie nicht bei uns aufnehmen (also um bei uns zu wohnen) - sie mussten in Sammelunterkünfte wohnen, waren dann tagsüber in jüdischen Familien zu Gast. So waren auch weitläufige Verwandte bei uns (die wir bis dann garnicht kanten). Sie kamen mit ihren schwerbehinderten 4 jährigen Sohn, behindert durch die Umstände des KZ Aufenthaltes. Seine Mutter war am Anfang der Schwangerschaft, als sie deportiert wurden.
Auch im Namen aller anderen, die ich in der Zeit kennen gelern habe, muss ich dieses dumme Zitat zurückweisen.
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mart
antwortete am 09.07.04 (19:50):
Danke für die Korrektur, Barbara.
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mart
antwortete am 09.07.04 (21:16):
Miriam, Kurt Hiller lebte von 38 bis 55 in London und kehrte dann nach Hamburg zurück.
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ricardo
antwortete am 09.07.04 (22:56):
Miriam Auch ich bin konsterniert über so lange zurückliegende Zitate eines heute vergessenen Hiller. Die Weltbühne stand der radikalen Linken nahe. keineswegs den Zionisten gewogen, im Gegenteil.
Und obwohl mart etwas verwechselt hat, ist ihr Zitat aus der Zeit der vierziger Jahre kennzeichnend für die Beziehungen der Palästinenser zum dritten Reich,
Und das finde ich viel interessanter!
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Miriam
antwortete am 09.07.04 (23:03):
Mart, vielen Dank für Deinen Hinweis, dieser hat mich letzendlich doch überzeugt, dass der von DietrichStahlb zitierte Kurt Hiller - doch identisch ist mit dem, auf dessen Spuren ich mich begeben habe (via Google).
Ich berufe mich nun auf die Studie von Peter Kratz , "Vom Antisemitismus zur Homophobie".
Kurt Hiller war ein Anhänger der Philosophie von Leonard Nelson. Dabei weist der Autor daraufhin, dass Nelson eigentlich das Gedankengut von Jacob Friedrich Fries (1773-1843) einfach übernommen hatte, den er seinen "philosophischen Führer" nennt. Hegel aber nennt Fries "die Ausgeburt der Dummheit", Marcuse sagt er sei "ein Vordenker der Ideologie der faschistischen Volksgemeischaft", Misha Brumlik nennt ihn einen "judenfeidlichen Hetzer".
"Hiller aber der lieber schwätzte als studierte und von Fries wohl nicht so viel gelesen hatte, plapperte dennoch immer mal wieder über dessen angebliche Wichtigkeit"
Noch ein Zitat des Autors : "Hiller hatte in seiner Idiotie 1950 noch ein - ernstgemeintes! - "Profil des idealen Führers" für Deutschland veröffentlicht, der "Kamerad unter Kameraden" sein müsse und als "biologische Voraussetzungen ... vor allem von deutscher Rasse" sein müsse. Die deutsche Nationalität genügt nicht, ein Deutschjude an der Spitze wäre ein taktischer Mißgriff"
Und doch noch ein Zitat aus dem Werk von Peter Kratz, um das Bild etwas abzurunden:
"Hillers Haß auf Demokraten, die er im posthum erschienen Band "Eros" ...als "Demo-Kretins" bezeichnete, war Zeit seines Lebens grenzenlos. In seinen putschistischen frühen Schriften "Ein deutsches Herrenhaus" (1918) und "Logokratie oder ein Weltbund des Geistes"(1920) ....schrieb er, durch "Selbstgeburt" solle eine "souveräne Adelskammer der Geistigen" enstehen ..."ein Herrenhaus, das sich selbst zeugt, aus Führermenschen bestehend" - Ende des Zitats
na dann Prost!
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Miriam
antwortete am 09.07.04 (23:13):
Ricardo, siehst Du, ich war fleissig und habe in der Zwischenzeit wiedermal recherchiert. Ihr wisst doch mittlerweile wie gerne ich das mache. Euch allem (oder allen?) habe ich vielleicht doch etwas mehr über Hiller sagen können. Dabei ist meine "Hiller - Zitatesammlung" viel grösser als das hier wiedergegebene. Fazit : Mart's Namenverwechslung ist fast eine Selbstverständlichkeit.
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abdu
antwortete am 10.07.04 (02:01):
mensch MIRIAM so viel hass gegen die araber empfindt nicht mal der schlaechter,terrorist und kriegsverbrecher sharon.haben europaeische minister und koenige hitler damals nicht getroffen..hatte der mufti von alkuds damals irgend eine regierende funktion?treffen heute politiker diesen ungeheurlischen zwerg g.w.bush nicht?sind sie alle mit bush einverstanden?uebrigens:es war hiller und nicht hitler..aber unobjektivitaet blendt.
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Miriam
antwortete am 10.07.04 (07:45):
An abdu:
?????
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DietrichStahlb
antwortete am 10.07.04 (17:27):
Liebe Miriam,
um von vornherein einem Missverständnis vorzubeugen: ich bin kein Hillerianer mehr und war es auch nur kurze Zeit in den 60er Jahren. Hiller, den damals 80-Jährigen, habe ich persönlich gekannt, und er hat auch mich, als ich begonnen hatte, ihm zu widersprechen, zuweilen mit seinen Unfreundlichkeiten bedacht. Er liebte es, gegen jedermann zu polemisieren und seine guten und schlechten Argumente auf die Spitze zu treiben wie einst der von ihm bewunderte Friedrich Nietzsche (der übrigens KEIN „Präfaschist“ gewesen ist, wie Peter Kratz in der von Ihnen zitierten Studie behauptet. Nietzsches Werk ist ohne sein Wissen von seiner Schwester Elisabeth manipuliert, verfälscht und für die Faschisten verfügbar gemacht worden. Ich empfehle die bereinigte Kritische Studienausgabe sämtlicher Werke, herausgegeben von G. Colli und M. Montinari).
So hat sich Kurt Hiller (KH) viele Feinde gemacht und selber dazu beigetragen, dass er in falsche Schubladen gesteckt worden ist. Meine Kritik an seinem „logokratischen“ Elitarismus, den er nicht von Nelson/Fries, sondern von Platon (Politeia) hergeleitet hat, kann im ZEITFRAGENFORUM (HP), Seite „Politik“, nachgelesen werden. (2 Briefe an die Kurt Hiller-Gesellschaft) Link unten!
Man sollte KH schon gelesen haben, um ihn selber und das, was Andere über ihn schreiben, beurteilen zu können. Denn solch ein eigensinniger, komplexer, diffiziler Charakter lässt sich nicht auf einen politischen Nenner bringen. Er hat bis zuletzt gegen die „braune Brut“ (KH) gekämpft, mit seinen gewiss fragwürdigen Mitteln.
KH war 1934 von Berlin nach Prag und 1938 weiter nach London geflüchtet. Er hat sich dort mit jüdischen Intellektuellen und anderen Asylanten ausgetauscht und versucht, mit ihnen eine gemeinsame Politik für das Nachkriegsdeutschland zu entwickeln. Und natürlich hat ihn das weitere Schicksal seines Volkes, des jüdischen, bewegt. Nahezu hellsichtig hat er vorausgesehen, was dann auch eingetroffen ist, und die Gründe dafür benannt: »Die Gegengefühle der arabischen Welt sind verständlich. Dem arabischen Semiten sind die europäisch technisierten, energischen, aktivistischen Juden, die einströmen, zu "arisch".«
Da er nicht unter den Flüchtlingen in Rumänien war, unter den so genannten Ost-Juden (von denen es heißt, sie werden im heutigen Israel wie Menschen zweiter Klasse behandelt, weil sie der Unterschicht angehören), sondern unter Literaten, Wissenschaftlern, Künstlern und Politikern, hat KH diese „technisierten, energischen, aktivistischen Juden“ gemeint, von denen sicherlich viele nach Israel auswandern wollten. Und er hat sie gewarnt. Heute weisen die Psychogramme der palästinensischen und der islamistischen Bin-Laden-Terroristen darauf hin, dass KH die Furcht vor einem westlich orientierten, hochtechnisierten und militarisierten Großisrael richtig eingeschätzt hat.
Herzliche Grüße
Dietrich Stahlbaum
Internet-Tipp: https://www.dietrichstahlbaum.de
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Miriam
antwortete am 10.07.04 (19:04):
Lieber Dietrichstahlb,
danke für Deine ausführlichen Erläuterungen. Dass ich mich -wenn natürlich nur ganz, ganz, oberflächlich- mit Hiller befasst habe in Folge Deines ersten Beitrags, war für mich in jeden Fall sehr spannend. Auch sich ärgern über jemanden kann spannend sen. für mich bleibt er eine viel zu zwiespältige Figur, um ihn überhaupt in die Kathegorie Schriftsteller oder Denker einzuordnen mit denen ich mich befassen möchte. Wahrscheinlich stört mich auch die Nähe zu Tucholsky, den ich so liebe und verehre, eine Nähe die ich sehr mit Fragezeichen versehen möchte.
Was aber die osteuropäischen Juden in Israel betrifft - und da ich viel Verwandschaft und gute Freunde darunter zählen kann : Deine Behauptung, dass diese in Israel als Menschen zweiter Klasse behandelt werden stimmt in keinster Weise. Wie kommen solche Legenden zustande? Es sind zum grossen Teil Intellektuelle, aber auch Kibbutzniks, manche Handwerker. Das Zitat von KH, das Du am Ende wiederholst, verliert somit seine Relevanz, weil es auf den oben erwähnten unrichtigen Kathegorisierungen nur beruhen könnte. Freundliche Grüsse Miriam
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werner
antwortete am 10.07.04 (19:18):
Dietrich Stahlb - es ist schade, dass so ein schöner erarbeiteter Beitrag mit einem derartigen flachen letzten Absatz endet. Ich würde nicht einmal vorschlagen diesen Absatz im Einzelnen zu kritisieren sondern ihn wegen der vielen Plattheiten (bitte verzeih) einfach weglassen.
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Miriam
antwortete am 10.07.04 (19:40):
Werner, ich stimme Dir nicht ganz zu. Natürlich ist dies auch eine Möglichkeit : einfach weglassen, nicht zur Kenntnis nehmen. Mich aber interessiert diese ganze Kette von Legenden, und wie die zustande kommt. Ich habe ja nur ein ganz konkretes Element der Kette näher betrachtet also das, was ich am besten kannte: Familie und Freunde in Israel. Da wir aber Heute überall diesen falschen Behauptungen begegnen, denke ich schon, dass wir sie nicht ignorieren sollten. Wer produziert diese Versionen - und WARUM ? So entstehen pseudowissenschaftlich fundierte Behauptungen, die gravierende Folgen haben können.
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DietrichStahlb
antwortete am 10.07.04 (22:27):
Liebe Miriam,
ich erinnere mich an einen längeren Artikel in der Frankfurter Rundschau, in dem über jüdische Einwanderer, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion aus Russland nach Israel gekommen sind, berichtet wurde. Diese meistenteils aus ländlichen Gebieten stammenden Menschen, heißt es in dem Bericht, hätten große Integrationsprobleme, weil sie im „modernen Israel“ als Fremdkörper empfunden werden. Man grenzt sie aus. Ob und inwieweit dies den Tatsachen entspricht, weiß ich nicht. Deshalb habe ich es auch nicht als Fakt, sondern als Ondit erwähnt („es heißt, ö“). Leider habe ich den Artikel nicht aufgehoben bzw. gespeichert. Ich finde, man kann, wenn es solche Probleme gibt, sie nicht dadurch lösen, dass man sie ignoriert. Probleme übrigens, die auch wir hier im Ruhrgebiet haben, sogar in meiner nächsten Nachbarschaft. Hier sind es Aussiedler aus Kasachstan, vor allem Jugendliche. In dem Neubaugebiet, in dem man ihre Familien, „die Russen“, angesiedelt hat, stehen seit Jahren mehrere Häuser leer, weil sich kein Käufer, keine Käuferin findet. Es hat den Ruch eines Ghettos.
Ich habe es mir abgewöhnt, einseitig Partei zu ergreifen, und versuche stattdessen, unsere Probleme ganzheitlich, sie in ihrer Komplexität zu erfassen und komplementär zu denken.
Herzliche Grüße aus dem Ruhrgebiet
Dietrich
Internet-Tipp: https://www.dietrichstahlbaum.de
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ricardo
antwortete am 10.07.04 (22:38):
Denk ich an Herzl in der Nacht So bin ich um den Schlaf gebracht-.....
frei nach H.Heine.. Ich lese zur Zeit seine Biografie, ein erschütterndes Zeugnis aus der Zeit des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts. Vielleicht sollten wir mehr seiner gedenken als......
Eben schade!
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Miriam
antwortete am 11.07.04 (12:00):
Lieber DietrichStahlb,
in Israel versteht man unter osteuropäischen Einwanderer eigentlich diejenigen, die aus Ländern wie Polen, Ungarn, Rumänien, ehem. Jugoslavien, das grosse Kontingent der aus der Bukovina stammenden Juden, etc..Es geht dabei fast immer um Einwanderer der Ende der vierziger- der fünfziger Jahre, bis ca. Mitte der sechziger Jahre.. Die letzten grossen Kontingenten der Einwanderer sind tatsächlich die, die nach den Zusammenbruch der Sowietunion nach Israel kamen. Dabei beziehe ich mich hier nur auf die Einwanderer aus Europa. Bei diesen letztgenannten Kontingenten entstanden einige grosse Probleme. Ihre grossen Integrationsschwierigkeiten beruhen zum Teil auf der Tatsache, dass ihnen die jüdische Tradition so ganz fremd ist. Hier bitte nicht verwechseln mit Religion - ich spreche von Tradition. (Dies wird verstärkt durch die Tatsache, dass ca. 30% dieser Einwanderer garnicht Juden sind). Es entstanden dem Land grössere Probleme, unter anderem auch mit den ganz neuem Aspekt des Alkoholismus, Israel kannte so ein Problem von früher nicht.
Dann gab es noch das Problem der nichtgleichwertigen Ausbildungen. So kamen aus der Sowietunion Einwanderer, die in der alten Heimat als Ärzte gearbeitet hatten, eigentlich aber nur ein so genanntes "Feltscher" Diplom besassen. Bei den Ingenieuren gab es ein gleiches Problem.
Dies ist eine Aufzählung einiger Fakten, die nicht ein vollständiges Bild wiedergeben können. Vielleicht vermittelt es wenigsten einen leisen Eindruck der Komplexität der Problematik, wie auch der Schwierigkeit sich mit dieser Problematik auseinanderzusetzten.
Gruss Miriam
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Wolfgang
antwortete am 11.07.04 (12:13):
In der Tat bemuehen sich die Verantwortlichen in Israel darum, so viel wie moeglich Einwanderer zu bekommen. Haenderingend sucht man nach einwanderungswilligen Juden. Es werden aber immer weniger, die ins 'gelobte' Land kommen wollen. Mittlerweise genuegt schon ein vager Hinweis auf eine mutmassliche juedische Grossmutter, und der Einwanderung steht nichts mehr im Wege.
Israel ist fuer allzu viele Menschen unattraktiv geworden. Den letzten Rest geben Israel die SHARON-Krieger. Die richten das Land zugrunde.
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Miriam
antwortete am 11.07.04 (12:46):
Wie doch Tatsachen (gerne) verdreht werden!
Auf Trödelmärkten - hauptsächlich in Russland aber auch in Polen - gibt es "Papiere" zu kaufen - gefälschte, versteht sich, mit irgendwelchen Grosseltern jüdischen Glaubens. Ein grosses Ärgernis in Israel- denn mit den falsch ausgewiesen Juden verstärkt sich das Kontingent, das ich oben erwähnt habe, und welches in Moment eher eine Belastung fürs Land bedeutet. Aber Wolfgang scheint es ja wiedermal besser zu wissen.
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Karl
antwortete am 11.07.04 (23:27):
Soeben gefunden und vielleicht von Interesse. Albert Einsteins Meinung zum Konflikt zwischen Israel und den Arabern (ihm wurde übrigens 1952 angeboten, israels Staatspräsident zu werden):
Einstein empfindet tiefe Freude über die Realisierung des jüdischen Staates. Doch er sah auch das Problem d. vertriebenen Araber, die er als sein "Brudervolk" bezeichnet. Seinem Wesen nach, wollte er es in einer noblen, offenen und würdigen Weise gelöst sehen. Eine Zusammenarbeit mit dem jüdischen Volk hielt er für unumgänglich, aber auch für möglich.
Er nahm die Schweiz als Vorbild, denn sie stelle ein aus mehreren Gruppen gebildetes Gemeinwesen dar. Würde auf beiden Seiten guter Wille herrschen, so wären die Probleme lösbar, die mehr psychologischer als sachlicher Natur waren. Einstein machte auch detaillierte Vorschläge, wie die Probleme beider Völker auf der Grundlage völliger Gleichberechtigung und gegenseitiger Achtung gelöst werden könnten. Es ist tragisch, daß die Ereignisse der Geschichte die Beteiligten kaum 30 Jahre später in eine völlig andere Richtung geführt haben.
Internet-Tipp: https://www.einsteingalerie.de/bio/israel.html
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Wolfgang
antwortete am 11.07.04 (23:42):
Was alle die vergessen, die davon sprechen, dass die Probleme beider Voelker auf der Grundlage voelliger Gleichberechtigung und gegenseitiger Achtung geloest werden sollten, ist die Ideologie des Zionismus.
Diese Ideologie - der Kern des Staates Israel - ist durch und durch rassistisch, selektiert die Menschen in Juden und in Nicht-Juden und schafft Tag fuer Tag neue Ungerechtigkeiten.
Wie soll auf der Basis eines zionistischen, also rassistischen Staates Gleichberechtigung entstehen und Achtung voreinander wachsen ?
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werner
antwortete am 12.07.04 (20:40):
Tja, Wolfgang, wenn Du so fragst wird Dir eine Israel Reise wohl nicht erspart bleiben. Du kannst dann in Städten gemischter Bevölkerung nachforschen wie das so funktioniert. Ich war das letzte Mal in Akko und kann es Dir nur empfehlen. So zur Bewusstseinserweiterung. Du kannst Dich auch mit arabischen Knesset Abgeordneten unterhalten. Der Möglichkeiten gibt es viele.
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Wolfgang
antwortete am 13.07.04 (01:02):
Ich glaube Dir kein Wort, Werner. Du kennst Israel nicht. Ich kenne Israel. Das ist ein kolonialer, also rassistischer, moerderischer Staat.
Wer sich allerdings auf die Seite der Kolonisatoren stellt, kann diesem Staat und seinen Profiteuren einiges abgewinnen. Den Opfern dieses kolonialen, also rassistischen, moerderischen Staates aber wird der nicht gerecht, auch wenn er noch so oft behauptet, es ginge ihm um den Frieden.
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werner
antwortete am 13.07.04 (01:23):
nun, mein armer Wolfgang. Da laesst sich dann wohl kaum was diskutieren. Nach Deutschland ist Israel zwar das Land in dem ich mich am meisten aufhalte und es gibt dort wohl kaum eine Ecke in der ich nicht gewesen bin. Dieses Jahr war ich allerdings erst zwei Mal dort. Aber ich lasse mir gerne von Dir erzählen wie es dort aussieht. Ich spreche zwar die Landessprache und kann mich mit den Leuten dort unterhalten aber sicher ist mir einiges entgangen was Dir dort aufgefallen ist. Aufgefallen sind mir im Januar in Eilat viele arabische Familien welche dort Badeurlaub machten. Es kann sich aber auch um verkleidete Israelis gehandelt haben welche arabisch sprachen um mir eine Illusion vorzugaukeln. Aber beim zweiten Nachdenken glaube ich das doch nicht. Du neigst leider allzusehr zu radikalen Meinungen. Es gibt unbestritten in Israel Konfliktsituationen und ich würde jetzt keine Rundreise durch Gaza machen aber man muss diese Konflikte in der richtigen Relation sehen. Diese Konflikte werden hier ja ausgiebigst diskutiert. Aber es gibt vor allem das andere Israel was hier kaum beschrieben wird. Oder hast Du etwas gelesen über die Situation in Haifa, Akko oder Tiberias um nur ein paar zu nennen?
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mart
antwortete am 13.07.04 (03:02):
Aufruf von 55 palästinensischen Intellektuellen gegen die Selbstmordattentate,
"Aufruf - Aufgrund unserer nationalen Verantwortung und wegen der bedenklichen Lage, in der das palästinensische Volk sich befindet, hoffen wir, die Unterzeichner, dass diejenigen, die hinter den Militäraktionen stehen, die auf die Schädigung von Zivilisten in Israel zielen, ihre Vorgehensweise überdenken und damit aufhören, unsere Jugend dazu anzutreiben diese Operationen auszuführen, denn wir sehen nicht, dass sie zu anderen Ergebnissen führen als zunehmendem Hass, Feindseligkeit und Feindschaft zwischen zwei Völkern, die die Kluft zwischen ihnen vertiefen und die Möglichkeit zerstören, dass beide Völker nebeneinander in Frieden in benachbarten Staaten leben.
Wir denken, dass diese Operationen keine Fortschritte in der Realisierung unseres [nationalen] Plans bringen, der zur Freiheit und Unabhängigkeit aufruft. Im Gegenteil: Sie verstärken die Einigkeit unter den Feinden des Friedens auf der anderen Seite [Israel] und liefern der aggressiven Regierung, an deren Spitze Sharon steht, Rechtfertigungen den grausamen und aggressiven Krieg, den er gegen unser Volk führt, fortzusetzen - einen Krieg, der sich gegen unsere Dörfer, unsere Städte, unsere Alten und unsere Kinder, wie auch gegen unsere Errungenschaften, unsere Hoffnungen und unser nationales Projekt richtet.
Militärische Operationen können positiv wie negativ nur nach dem Maß beurteilt werden, in dem sie politische Ziele erreichen. Daher gibt es eine Notwendigkeit diese Aktionen zu überdenken; wir wissen, dass wir glauben1, die Ermutigung zu wechselseitigen existentiellen Kämpfen zwischen den deiden Völkern im Heiligen Land würde zu etwas anderem führen als der Zerstörung und dem Ruin für alle Menschen in dieser Region. Wir wüssten keine logische, menschliche oder politische Rechtfertigung für dieses Ergebnis.
Wir rufen jedermann auf, der diesen Aufruf unterstützt, seine Unterschrift per Fax an die Nummer 02-62277166 zu schicken. Dieses Kommunique wird bald ein weiteres Mal veröffentlicht. Dieses Kommunique wurde mit finanzieller Unterstützung der EU für die Friedenskampagne veröffentlicht.(1)"
Nachdem der Passus, daß EU Geld diesen Friedensaufruf finanziert hat, entfernt wurde, und folgender Absatz aufgenommen wurde, wurde dasselbe von 315 palästinensischen dialogwilligen Palästinensern unterzeichnet.
" "Es ist überflüssig darauf hinzuweisen, dass alle Unterzeichner dieses Kommuniques alle Maßnahmen schärfstens verurteilen, die von der Israelischen Unterdrückung gegen unser Volk durchgeführt wurden, darunter die Politik der militärischen Vorstöße, Ermordungen und Belagerung. Wir betonen, dass die Besatzung der Grund der Tragödie ist, der unser Volk ausgesetzt ist und dass Widerstand ein Recht und eine Verpflichtung sind."(2)
Muß ich betonen, daß die Reaktionen der palästinsischen/arabischen Seite auf diesen Aufruf vor allem Bestechungsvorwürfe an die unterzeichnenden Menschen waren?
Internet-Tipp: https://homepages.compuserve.de/HeppyE/texte/4antisuicide.html
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Karl
antwortete am 13.07.04 (06:24):
@ mart,
ich würde es begrüssen, wenn sich diese Auffassung gegen den kontraproduktiven Effekt der Selbstmordanschläge bei den Palästinensern durchsetzen würde. Der Passus mit der EU war allerdings wirklich ungeschickt und der Vorwurf der Gegner des Appells politisch vorauszusehen.
Ist es ein Traum zu hoffen, dass die Friedensbewegung auf beiden Seiten Zulauf bekommt? Haben nicht auch in Nordirland die Mütter für den Frieden sehr viel zur Entspannung der Lage beigetragen? Manchmal bewirkt das zu große Leid auf beiden Seiten bei kriegführenden Parteien doch Einsicht. Eine kleine Hoffnung?
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werner
antwortete am 13.07.04 (08:09):
@ Karl - noch mehr Leid? Du liest doch auch die Beiträge abdus. Sie geben Dir eine kleine Vorstellung wie tief die Kluft ist. Selbst Wolfgang, der ja nur als Aussenstehender den Konflikt beobachtet, weiss sich nicht anders zu helfen als 'kein Wort zu glauben' wenn man das Israel des Alltags schildert. Selbst Du hast damit Schwierigkeiten. Sicher hat der Gewinn des israelischen Fussballpokals durch eine arabische Mannschaft bei Vielen Verwunderung hervorgerufen. Und würde man der einseitigen Hetze Glauben schenken, würde man sich wohl fragen: Dürfen Araber in Israel überhaupt Fussball spielen wo sie doch laufend gemeuchelt werden? Und so passt halt vieles nicht ins schwarz-weiss Bild, dass man so einfach pflegen kann.
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Wolfgang
antwortete am 13.07.04 (16:35):
Es ist beliebt, die Gewalt beider beteiligten Parteien gleichermassen zu verurteilen... Das gibt denjenigen, die das tun, das Gefuehl, sie seien besonders 'klug' und besonders 'gut', im Gegensatz zu den Dummen und Boesen, die noch (aus angeblich unerfindlichen und unerklaerbaren Gruenden) - dumm oder boese, wie sie angeblich sind - angeblich sinnlose Gewalt anwenden.
Aber: Gewalt hat eine, ja eine tragende Funktion in einer kolonialen Beziehung. Es gibt keine Symmetrie und folglich keinen Frieden zwischen Besatzern und Besetzten, Herrschern und Beherrschten, Kolonisatoren und Kolonisierten.
Die Gewalt der Besatzung hat nichts gemein mit der Gewalt des Widerstandes. Die Gewalt der Besatzung ist unnoetig (genauer: nur noetig, um das unnoetige koloniale, also rassistische Unterdrueckungs- und Ausbeutungsverhaeltnis aufrechtzuerhalten). Die Gewalt des Widerstandes dagegen ist ein Mittel der Unterdrueckten und Ausgebeuteten, die eigene Wuerde, ihr Menschsein wiederherzustellen, das zuvor von anderen zu zerstoeren versucht wurde.
Wer dem Frieden eine Chance geben will, der muss sich (freilich nach seinen aktuellen Moeglichkeiten und Faehigkeiten) gegen die Besatzung und gegen die Besatzer wenden.
P.S.: Ich bitte fuer meinen Beitrag darum, die Gewalt nicht mit dem Terrorismus gleichzusetzen. Die Gewalt ist der umfassende Begriff, der Begriff Terrorismus beschreibt nur eine Teilmenge davon, und nicht einmal eine besonders grosse oder gar besonders wichtige Teilmenge.
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mart
antwortete am 14.07.04 (12:04):
Und es ist beliebt, die Gewalt einer Seite zu entschuldigen und die Gewalt der anderen Seite zu verurteilen. Das gibt denjenigen, die das tun, das Gefühl, sei seien besonders 'klug' und besonders 'gut'.
In Anwendung deiner Sichtweise von Gewaltanwendung und der Rechtfertigung derselben, schlage ich vor in Irland die Protestanten durch katholische Selbstmordattentäer zur Raison zu bringen und nach England zurückzujagen. Wer dem Frieden eine Chance geben will, muß sich gegen die Besatzung und gegen die Besatzer wenden.
:-)
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Wolfgang
antwortete am 17.07.04 (14:18):
Es ist selbstverstaendlich Unfug und eine der hier im Forum von den angeblichen 'Freunden' Israels gerne eingesetzte Taktik, Israels Rassismus mit anderen Geschehnissen in anderen Regionen der Welt gleichzusetzen. So wollen sie den Zionismus als etwas ganz 'Normales' hinstellen und seine Ideologie - immerhin eine der grossen verbrecherischen Ideologien, aufgrund derer Vertreibung, Raub, Mord und Totschlag in Palaestina gaengige israelische Politik wurde - hoffaehig machen.
Israel ist so gesehen aber durchaus etwas Besonderes: Israel ist der einzige und (nach dem Fall der weissen Herrenmenschen in Suedafrika) letzte verbliebene Staat, der den Rassismus zur offiziellen Staatsdoktrin erhoben hat und de jure und de facto eine rassistische Politik betreibt.
Diese Tatsache versuchen die angeblichen 'Freunde' Israels durch ihr Geschreibsel aus der Welt zu schaffen. Doch, wer gibt schon etwas auf deren dreiste Luegereien ?
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ricardo
antwortete am 17.07.04 (15:59):
Mart es war hier ursprünglich von Theodor Herzl die Rede. Sollte das ein Köder gewesen sein, um den Zionismus als Ganzes zu verurteilen? Ich glaube ja!
Aber das Anliegen des Gründers war es , seinen Leidensgefährten aus allen Ländern Europas eine Heimstatt zu geben, einen Ort, wo sie nicht verfolgt und gedemütigt werden. Letzter Anlaß war für ihn als Korrespondent einer Wiener Zeitung der Prozeß gegen Hauptmann Dreyfuß. Das war ein Modellfall für die Art gewesen, wie in Frankreich ein Verfahren gegen die rechtlich benachteiligten jüdischen Mitbürger verlief. In seiner österreichischen Heimat regierte in Wien zu dieser Zeit ein rechtsextremer Antisemit , Lueger. Zähneknirschend mußte die Grande Armee 1906 den unschuldig verurteilten Dreyfuß rehabilitieren, was den Haß auf die Juden nur noch verstärkte.
Herzl hat ganz offensichtlich vorausgeahnt, was dann ganz Europa schließlich geeinigt hat: Die Verfolgung und Vernichtung des jüdischen Volkes, mit tatkräftiger Unterstützung der Franzosen.
Simon Peres, dem bekannten israelischen Politiker, wurde einmal die Frage gestellt, ob Herzl recht gehabt habe mit seinem Palästinaprojekt. Peres ist die Antwort bis heute schuldig geblieben, er weiß es nicht, oder nicht mehr. Wer kann das beantworten? Niemand weiß bis heute, was an Stelle einer Staatsgründung Israels hätte geschehen sollen.
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Wolfgang
antwortete am 17.07.04 (20:56):
Was der Herr HERZL wollte, war - da war er schliesslich ein Kind seiner Zeit - ein Kolonialstaat. Dieser Staat sollte den Kolonisatoren, den weissen Herrenmenschen (in diesem Fall europaeischen juedischen weissen Herrenmenschen) Vorteile bringen.
Die Nachteile fuer die Kolonisierten, fuer die nicht-juedischen, mehrheitlich islamischen, nicht-weissen einheimischen palaestinensischen Menschen, wurden mindestens billigend in Kauf genommen.
Seit dieser Zeit, also seit ungegefaehr 100 Jahren, kaempfen die gewaltsam Kolonisierten gewalttaetig gegen ihre Kolonisatoren.
Eines steht fest: Der unbewaffnete wie der bewaffnete Kampf wird so lange weitergehen, bis das Kolonialverhaeltnis nicht mehr ist.
Die israelische 'Mauer' ist ein Indikator dafuer, dass das zionistische Projekt 'Israel' in arge Schwierigkeiten geraten ist. Warten wir ab und beobachten und beschreiben, wie sich die Lage fuer die kaempfenden Parteien und zu wessen Gunsten entwickeln wird.
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Miriam
antwortete am 17.07.04 (21:43):
Gut gebrüllt, Löwe!
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ricardo
antwortete am 17.07.04 (22:19):
An dem Eintrag stimmt nur der Name Herzl, der ist richtig geschrieben, alles andere ist reine Phantasie des Schreibers.
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DietrichStahlb
antwortete am 18.07.04 (12:33):
Der (rassistische) „Antisemitismus“ – Entstehung eines Begriffs:
Kaiser Titus' Dummheit
Wilhelm Marrs Antisemitismus
VON ERNST PIPER Am 3. Juli haben wir uns an den 100. Todestag von Theodor Herzl erinnert, der als Begründer des modernen Zionismus heute in der ganzen Welt bekannt ist. Genau 14 Tage nach Herzl, am 17. Juli 1904 starb der Publizist Wilhelm Marr, dessen Name heute nur noch Fachleuten ein Begriff ist. Wilhelm Marr war 1819 in Magdeburg als Sohn des berühmten Schauspielers Heinrich Marr zur Welt gekommen, des ersten Darstellers von Goethes Mephisto, der 1857 der erste Direktor des Hamburger Thalia-Theaters wurde. Der Sohn Wilhelm wandte sich dem Journalismus und der Politik zu, und, wie Richard Wagner und viele andere, begann er als Revolutionär und endete Jahrzehnte später als Reaktionär. 1848 kritisierte er in seinem Buch Der Mensch und die Ehe die bürgerliche Gesellschaft wegen ihrer heuchlerischen Haltung gegenüber den Frauen. Dreißig Jahre später versuchte er, die soziale Frage der industrialisierten Gesellschaft mit der "Judenfrage" gleichzusetzen. für ihn gilt August Bebels berühmtes Diktum "Der Antisemitismus ist der Sozialismus der dummen Kerls."
Marr markiert eine entscheidende Bruchlinie in der Entwicklung des modernen Antisemitismusö
Volltext: Link unten!
Internet-Tipp: https://www.fr-aktuell.de/ressorts/kultur_und_medien/feuilleton/?cnt=472239
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Miriam
antwortete am 18.07.04 (14:05):
Hallo DietrichStalb,
vielen Dank für diesen Link, habe den sehr guten Artikel gelesen - es macht seht nachdenklich, der Blick hinter den Kulissen, so zu sagen! Habe mich dabei gefragt, ob diese Kulisse tatsächlich abgebaut wurde? Entgültig ? Ich sage : nein. Weniger Akteure zwar auf der Szene, ein leichter Trost! Die Stücke die gespielt weden, sind natürlich viel raffinierter. Nein, so plump wie früher sind sie nicht, die neuen Stücke! Auch die Kostümierungen sind einfallsreicher. Das alles hindert aber den Beobachter nicht, die Nachtigal trapsen zu hören.
Vergessen aber hat man eines : auch das Publikum ist raffinierter, hellhöriger geworden. Die Sprache, die einst gedacht nur für Eingeweihte, ist vom Publikum längst auch erlernt worden.
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mart
antwortete am 18.07.04 (16:36):
Dazu ist eine Vorlesung von Menahem Milson über arabischen Antisemitismus interessant. Ein Artikel, der auf einer Vorlesung vom Februar 2003 im Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism gehalten wurde, kann im untenstehenden Link gelesen werden - leider nur auf Englisch.
Das Auftauchen des Antisemitismus hat zwei unterscheidbare neue Charakteristiken A. Die Anti-Jüdischen Positionen werden als gerechtfertigte Antwort auf Israels Verhalten im Konflikt mit den Palestinensern gesehen
B. Die Rolle der arabischen Medien in diesem Propagandafeldzug.
Dieser „neue“ Antisemitismus ist im Gegensatz zu der muslimischen Haltung gegenüber Juden und Judentum in früheren Zeiten ganz anders gestaltet. Arabische Anti-jüdische Propaganda enthält drei wichtige Komponenten: 1. Anti-jüdische Meinungen, die von traditionellen islamischen Quellen herrühren. 2. Antisemitische Stereotypen, Vorstellugen und Vorwürfe, die auf europäische und christliche Quellen zurückgehen. 3. Leugnungen des Holocausts und die Gleichsetzung von Nazismus mit Zionismus – natürlich kommt auch das aus dem Westen, aber die kardinale Rolle dieser Ansichten rechtfertigt besondere Aufmerksamkeit.
Sehr interessant, aber auf Englisch:
Internet-Tipp: Vidal Sassoon International Center for the Study of Antisemitism
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