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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Vertrauen ist gut, blindes Vertrauen ist schlecht

 16 Antwort(en).

mart begann die Diskussion am 03.07.04 (11:45) :

Die Ereignisse rund um die König Fahd Akademie und ein Zeitartikel von Zafer Senocak sind für mich Anlaß, dieses Thema erneut anzusprechen.

Trotz scharfer Kritik im Herbst und Frühjahr mussten von den 465 Schülern bisher nur zehn die Akademie verlassen.
Rund 80 Prozent der Schüler haben inzwischen einen gesicherten Aufenthaltsstatus in Deutschland.
Von den jetzigen 445 Schülern besitzen 200 einen deutschen Paß. –

Also ganz sicher nicht diejenigen arabischen Kinder und Jugendlichen, die sich als Diplomatenkinder oder Kinder von Geschäftsleuten nur vorübergehend in Deutschland aufhalten.

Von der überwiegendensten Zahl derjenigen, die lt. Behörde in deutsche Schulen gehen müssten, wurden Einsprüche gegen die Bescheide eingelegt (ist natürlich das gute Recht jedes einzelnen). Es wird allerdings damit gerechnet, daß in diesen Fällen mit Rechtsmittelverfahren vor den Verwaltungsgerichten bis zum Oberverwaltungsgericht in den nächsten Monaten und Jahren diese Schüler schon längst diese Saudischule verlassen haben.

Die von Saudis mit sehr viel Geld errichtete Schule wurde bei der Eröffnung als großartige Möglichkeit des Dialogs und der Verständigung gepriesen.

Nun, es kam anders.

Besonders stört mich, daß in den Schulbüchern die staatliche Rechtssprechung als gr. Unrecht hingestellt wird.

Und der Druck, diese Schule mit samtigen Händen anzufassen, scheint sehr groß zu sein.

In der saudischen Zeitung Al-Watan vom 23.10.03 präsentierte ein Kommentar der Redaktion deren Sicht der Dinge:

Demnach ginge es im Streit um die Schließung der Bildungseinrichtung gar nicht wie in Deutschland
behauptet um die mangelnden Bemühungen der Akademie um Integration.

„Die Kampagne seitens der Medien und einiger anderer deutscher Kreise gegen die König-Fahd-
Akademie in Bonn scheinen auf den ersten Blick ein Teil des so genannten Kriegs gegen den Terror zu
sein. In ihrem Kern gehört sie jedoch zu einem rassistischen Hetzfeldzug gegen all jene Einrichtungen, die
im Westen die arabische und islamische Kultur repräsentieren..."

Auch die Drohung, deutsche Schulen im arabischen Raum bzw. die deutsche Schule in Saudiarabien zu schließen (dort dürfen keine saudischen Kinder aufgenommen werden)würde ausgesprochen.



Und nun ein Absatz aus dem heutigen Artikel:

„In Deutschland aber handelte man bis jetzt nach der Devise: Toleranz für jedermann, Dialog mit wem auch immer, egal ob mit oder ohne Inhalt. Hauptsache Frieden, weil er scheinbar so leicht zu haben ist. Außerdem lässt sich mit den mörderischen Regimen in Iran und Libyen gute Geschäfte machen. Welch ein fataler Irrtum. Frieden ist niemals ein Zustand, sondern immer nur ein Prozess, der sich nur dann festigt, wenn das Vertrauen wächst. Und Vertrauen kann nur wachsen, wenn es geprüft wird. Das ungeprüfte, vorausgesetzte Vertrauen ist blindes Vertrauen. Dem sogenannten Dialog mit den Muslimen geht ein solches blindes Vertrauen voraus. Denn dieser Dialog umschifft alle denkbaren Tabus, deren Behandlung sein unmittelbares Ende bedeuten würde.“

Aus „Allzu lange haben die westlichen Gesellschaften den radikalen Islam toleriert – Debatte“
Von Zafer Senocak 3. Juli 2004 in der Welt

Internet-Tipp: https://www.welt.de/daten/2001/09/15/0915fo282121.htx


Medea. antwortete am 03.07.04 (12:28):

"Die Kampagne seitens der Medien und einiger anderer deutscher Kreise gegen die König-Fahd-
Akademie in Bonn scheinen auf den ersten Blick ein Teil des so genannten Kriegs gegen den Terror zu
sein. In ihrem Kern gehört sie jedoch zu einem rassistischen Hetzfeldzug gegen all jene Einrichtungen, die
im Westen die arabische und islamische Kultur repräsentieren..."

Rassistischer Hetzfeldzug .... gegen die arabische und islamische Kultur .....
so wird versucht, die kritischen Stimmen schnell mundtot zu machen
diese Strategie scheint ja in Deutschland fast aufzugehen ....
wer vorsichtig darauf hinweist, daß so manches doch zu hinterfragen wäre (siehe auch die Privatschulen etc.) wird zum Moslem-Busher erklärt....

"Der Islam in seiner heutigen Ausprägung fordert nicht nur Unterwerfung, er ist im Sinne des Wortes gleichbedeutend mit Unterwerfung" sagt der Journalist und Schriftsteller Zafer Senocak.
Vielleicht doch einmal ohne gleich hochkochende Emotionen darüber nachdenken?


webmaster antwortete am 03.07.04 (13:38):

Duplikate gelöscht.


julchen antwortete am 04.07.04 (06:06):

Vertrauen ist gut, blindes Vertrauen ist schlecht..
stimmt!

Nur hat die ganze Sache weniger mit Vertrauen zu
tun, als mit Friede durch Mundhalten.......?

......so wird versucht, die kritischen Stimmen schnell mundtot zu machen........... steht weiter oben.

Ich muss ehrlich sagen, dass diese ganze Angelegenheit fuer mich "bumfuzzling" ist.

Und noch weniger verstehe ich nun Titus' Ausschluss
aus dem ST- wenn ich so oben geschriebene
Zitate aus deutschen Zeitungen (etc) sehe.....

Wo, genau, lag da Titu's faux pas?


Karl antwortete am 04.07.04 (08:23):

Dass Du nichts verstehst (nicht verstehen willst?), Julchen, ist ja nicht das erste Mal. Es ist auch ermüdend, immer dasselbe erklären zu müssen, auch wenn es sehr einfach ist. Gegen den radikalen Islamismus zu sein, ist die eine Sache, aber alles in einen Topf zu werfen, die andere. Gerade in Zeiten der Konfrontation wie heute, ist es besonders wichtig differenzieren zu können. Allein dass in der Bildzeitung oder der "Welt" oder im sonstigen Blätterwald dies nicht geschieht, ist für mich kein Argument nicht darauf zu bestehen. Sätze wie ""Der Islam in seiner heutigen Ausprägung fordert nicht nur Unterwerfung, er ist im Sinne des Wortes gleichbedeutend mit Unterwerfung" implizieren, dass es einen monolithischen Islam gäbe und dies ist falsch. "Den" Islam gibt es ebensowenig wie "das" Christentum. Solche Vereinfachungen schaffen Frontlinien, wo sie nicht verlaufen sollten und verprellen Verbündete, die wir in den islamischen Reihen finden könnten.


mart antwortete am 04.07.04 (09:10):

"Der Islam in seiner heutigen Ausprägung fordert nicht nur Unterwerfung, er ist im Sinne des Wortes gleichbedeutend mit Unterwerfung" implizieren, dass es einen monolithischen Islam gäbe.

Sicherlich gibt es das nicht, und die einzelnen Richtungen sind zum Teil bitterböse miteinander - ähnl. wie im Christentum.


Trotzdem gibt es Glaubenswahrheiten in den einzelnen Religionen, die von den Mitgliedern der Religionsgemeinschaft anerkannt werden müssen.


Und


Islam ist ein arabisches Wort und heißt Unterwerfung, und Hingabe.

"Als Religion steht Islam für völlige Unterwerfung unter den Willen Gottes und absoluten Gehorsam Ihm gegenüber.

Eine weitere wahrheitsgetreue Bedeutung des Wortes Islam ist Frieden. Das heißt, daß man wirklichen körperlichen und geistigen Frieden nur durch Unterwerfung und Gehorsam Gott gegenüber erlangen kann. Ein solches Leben des Gehorsams gibt dem einzelnen innere Ruhe und legt damit den Grundstein für den wirklichen Frieden in der Gesellschaft im großen.


Ein Muslim zweifelt Gottes uneingeschränkte Herrschaft nicht an. Ganz im Gegenteil.

Er unterwirft sich in der Überzeugung, dass es nur dieses einzig mögliche menschliche Verhalten gegenüber dem einen Gott geben kann, und das bedeutet:
· Ergebung in seinen Willen
· Gehorsam gegenüber seinen Geboten
· Unterwerfung aller Bereiche des Lebens unter seine unumschränkte Herrschaft

Dem entsprechend ist ein Muslim jemand, der sich Gottes Wollen und Tun rückhaltlos unterwirft. Das Wort Muslim bedeutet auch
· ein sich - Ergebender
· ein sich - Hingebender
· ein sich - Unterwerfender
Islam ist also nicht nur eine Bezeichung für eine weltweite Glaubensgemeinschaft. Islam ist*:
· ein Glaube
· eine Lebensweise
· eine Bewegung zur Aufrichtung der islamischen Ordnung in der Welt


(*aus: Universal Islamic Declaration des Islamrates für Europa, veröffentlicht am 28.4.1980 in der islamischen Zeitschrift New Horizon in London, deutsche Übersetzung abgedruckt im Materialdienst der Ev. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen der EKD Nr.7 vom 1.7.1980, Stutgart, S.181-184"

Internet-Tipp: https://www.muz-online.de/religion/islam.html


Sofia204 antwortete am 04.07.04 (14:14):

ach, Gäbe es nur eine einzige Religion auf der Welt,
ich könnte Meinem Gott treu bleiben


ricardo antwortete am 04.07.04 (16:17):

Mart
es trifft zu, daß Islam soviel bedeutet wie Unterwerfung. Der Ausdruck der Gebetshaltung spricht dafür.
Wahrscheinlich scheitern wir aber in dem Versuch, die Haltung in dieser Religion zu verstehen.

Allerdings gibt es auch bei uns Ordensregeln , die den absoluten Gehorsam als Voraussetzung für den Eintritt eines Novizen fordern. Ich war mehrfach anwesend bei Priesterweihen, und einmal bei der Zeremonie eines Orden-eintritts. Da gibt es die Haltung des am Boden Liegenden auch zum Zeichen der absoluten Unterwerfung unter den Willen Gottes.

Nur:
Wäre es bei uns möglich, jemanden zum Tode zu verurteilen, wenn er den christlichen Glauben verläßt? Oder sein Priestertum verrät oder den Orden?
Die Todesstrafe für Lästerung Gottes?

Das gibt es nicht mehr.


Karl antwortete am 04.07.04 (18:52):

Aber nur deshalb nicht mehr, Ricardo, weil wir inzwischen säkularisiert sind und die Kirche seit dem Mittelalter die absolute Macht über die Gesellschaft verloren hat. Auch dort, wo der Islam in überwiegend moslemischen Staaten (wie z. B. in der Türkei) nicht die weltliche Macht hat, musst Du um dein Leben nicht fürchten, wenn du ein Ketzer bist.
Religiöser Fundamentalismus darf niemals politische Macht erlangen, das gilt für die islamische Variante wie für die christliche. Daran zu erinnern ist wichtig.


mart antwortete am 04.07.04 (20:01):

Da stimme ich dir vollkommen zu - nur möchte ich dich an die ketzerischen Aleviten erinnern, die ca. 20% der türkischen Bevölkerung ausmachen.

1978 wurden rund zweitausend Aleviten von sunnitischen Muslimen in Mara umgebracht, 1980 kam es zu weiteren Überfällen in Corum, Tokat und Sivas.

Diese Erfahrungen setzten sich auch in den 1990er Jahren fort: 1993 wurden bei einem Anschlag auf einen alevitischen Kongress in Sivas siebenunddreißig Schriftsteller und andere Künstler getötet.

(Seit dem Massenmord am 2.Juli 1993 an Schriftstellern, Volksdichtern und Verlegern wird Sivas (türk.Stadt in Ost-Türkei) für Fanatismus und blindwütigen Glaubenseifer in der Türkei stehen.)

Also ich hoffe wirklich, daß Fanatiker irgendeines -ismus nirgends genügend Macht erlangen, um das Leben ihrer Anhänger als auch der anderen Menschen bestimmen zu können.

Internet-Tipp: https://www.alevi-bochum.de/massaker/sivas.htm


ricardo antwortete am 04.07.04 (23:44):

Ich möchte noch hinzusetzen, daß nicht allein die Säkularisation eine andere Haltung in der Kirche hervorbrachte.
Viele Humanisten waren treue Mitglieder der Kirche und etwa der Bekämpfer des Hexnewahns Graf Spee war Jesuit, um nur ein Beispiel von vielen zu nennen.

Und bei unserer jüngsten Barbarei hat es sich nicht um eine kirchliche Bewegung gehandelt, sondern mit Verlaub um eine neuheidnische!


julchen antwortete am 05.07.04 (07:16):

Karl
..... Gegen den radikalen Islamismus zu sein, ist die eine Sache, aber alles in einen Topf zu werfen, die andere........

...und Du denkst allen Ernstes dass nur solche
im hiesigen Inner Sanktum den Unterschied kennen?

Wie oft habe ich hier eigentlich schon gesagt,
dass hunds-spei-normale Moslems im Leben nichts
anderes Wollen als Hunds-Spei-normale Christen
(oder....waehl eben eine Religion oder ein Land....)
und ich diese NIEMALS in einen
Topf schmeisse mit pauschal ALLEN.....?

.......Dass Du nichts verstehst (nicht verstehen willst?), Julchen............sagst Du, Karl!

Ich verstehe sehr eindeutig, dass ich hinterfragen muss,
wer nicht versteht oder verstehen will.

Weiter verstehe ich absolut, dass auch Titus den
Unterschied macht zwischen normalen Menschen
Aller Religionen und Staatsangehoerigkeiten, und
solchen die Religion und/oder Staatsangehoerigkeit
nutzen um Anderen Boeses zu tun.

Oder denkst Du allen Ernstes ich wuerde Titus hier
verteidigen, so wie der ueber den Bush schimpft,
wenn ich das nicht wuesste?

Vielleicht koenntest Du mich fuer etwas weniger naiv halten...........:))


mart antwortete am 05.07.04 (07:26):

Immer wenn es eine Verquickung von religiöser und staatlicher Macht geht, ist die Gefahr des Mißbrauchs sehr groß und eigentlich unabdingbar.

Es geht doch nicht um Gott, sondern um Machterhalt und Machtausdehnung einer Schicht, die sich als Sprachrohr und Interpreten von Gottes Wort ausgeben und dadurch ihre Autorität und ihre Machtanspruch legitimieren.

Durch "Schwarze Pädagogik" (nach Alice Miller) wird in den Gehirnen der Menschen hineingehämmert, was sie zu denken haben. Also haben alle -ismen ein immenses Interesse die Erziehung der Jugend in ihren Einflußbereich zu bekommen. Wer sich nicht anpaßt, unterordnet und letztendlich die Ziele der Mächtigen internalisiert und zu seiner (scheinbar) frei gewählten Überzeugung macht, geht unter.

Die Methoden sind teilweise sehr subtil, teilweise sehr brutal, auf jeden Fall seit sehr langer Zeit erprobt und erfolgreich.

Der einzige -ismus, der hier nicht darunterfällt, ist der Humanismus. Dessen Schwäche ist eben, daß er eben nicht mit Schwarzer Pädagogik arbeitet, sondern die Herzen und die Gehirne mit Menschlichkeit überzeugen will.


Medea. antwortete am 05.07.04 (09:19):

Humanismus - diese geistige Bewegung der Renaissance als Reaktion gegen doktrinäre Starrheit des Mittelalters scheint leider zu einem Auslaufmodell geworden zu sein ....

Wie anders ist es zu erklären, daß das Mittelalter in Form von islamistischem Gedankengut Europa zu durchdringen versucht und sich die hier herrschende weitgehende Toleranz
dafür zunutze macht?


mart antwortete am 05.07.04 (21:43):

Uns fehlt ein islamischer Humanismus

IRAN
"Uns fehlt ein islamischer Humanismus"

Diese Rede des iranischen Historikers Haschem Aghadscheri in einem geschlossenen Kreis führte zu seinem Todesurteil (2002).

(Inwieweit dieses Urteil in der Berufung geändert wurde, konnte ich nicht eruieren.)

Diese Kritik bezieht sich vor allem auf schiitische Positionen.


ricardo antwortete am 05.07.04 (22:30):

Die Rede kann man lesen unter dem unten angeführten Link

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2002/52/Aghadscheri


julchen antwortete am 06.07.04 (07:12):

Genau, Mart
....alles was mit 'ismus' endet sollte sorgfaeltig unter
etliche Lupen genommen werden.

Selbst "Humanismus" kann (und wird) tausendfach
ausgelegt.