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THEMA: Neues Schulgesetz
8 Antwort(en).
Mulde
begann die Diskussion am 01.07.04 (16:28) :
Neues Schulsystem?
Einige der neuen und alten Bundesländer haben sich auf ein einheitliches Bildungssystem geeinigt. Nun ist hier nicht möglich im Detail das zu erklären. Da wird also in Bremen – wie in Rostock oder Potsdam nach gemeinsamen Richtlinien und Unterrichtsmitteln (Lehrbücher) gelehrt. Man kommt oder will davon abkommen, dass jedes Bundesland sein eigenes System hat. Nun hat aber der Brandenburgische Bildungsminister erklärt: „Da wird erstmals in der Geschichte Deutschlands Neuland betretenöööööö!“ Ich denke hier unterliegt dieser Herr Steffen seiner eignen Bildungslücke! Deutsche Staaten waren die BRD und die DDR wohl immer – oder irre ich hier? In der damaligen Ostzone und dann in der DDR gab es immer einheitliche Bildungspläne Nur der der Herr Minister wusste das noch nicht!! Von Rostock bis Suhl -- von Dresden bis zur Westgrenze Nach der Wende 1990 hätte man nur ( wenn man gewollt hätte) die Pläne bereinigen brauchen Unsinniges raus – den Rest motiviert für die ganze Bundesrepublik angewandt. Nun will man aber nicht zugeben, dass man das bewusst verschlafen hat, lieber das als unmodern Längst erkannte Ländersystem brachial in die neuen Länder eingeführt hat. Richtig wenn das schule macht und es muss schule machen bangen viele Schulbuchverlage um ihr Dasein Andererseits brauchte kein Lehrer erst umständlich neu beweisen müssen , dass er mal Lehrer war – nur in einem anderem Bundesland. Ein Schüler der das Bundesland wechselt macht dort weiter im Unterricht wo er in der vorigen Woche aufgehört hatte. Was nicht ist – kann ja noch werden! Eines Tages wird man auch erkennen die so genannten Polikliniken, die man abgewickelt hat- das, das eigentlich ein Kostensparender Wirtschaftsfaktor ist. Aber nur dann wenn man mit der Nase drauf gestoßen wird!
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maggy
antwortete am 02.07.04 (14:26):
Hallo Mulde, ich habe mir einmal die Schulsysteme angeschaut und möchte sie hier reinsetzen, wenn es Dir recht ist:
Schulsystem: Schul- und Bildungspolitik sind in der Bundesrepublik aufgrund der Kulturhoheit der Bundesländer vornehmlich Ländersache. Das betrifft alle schulischen Einrichtungen, Hochschulen und Universitäten sowie Institutionen der beruflichen Bildung und Weiterbildung. An der Organisation, Finanzierung und Verwaltung der Bildungseinrichtungen sind jedoch Bund, Länder und Gemeinden, also alle sog. Gebietskörperschaften, beteiligt. Neben den staatlichen Trägern gibt es auch Ausbildungseinrichtungen der Wirtschaft, die von den Handwerks-, Landwirtschafts-, Industrie- und Handelskammern getragen werden. Zur Koordinierung der zahlreichen Institutionen und Bildungseinrichtungen wurden Gremien geschaffen wie die Kultusministerkonferenz (KMK) und die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung (BLK). Koordinierende Aufgaben haben außerdem der Planungsausschuss für den Hochschulausbau, der Wissenschaftsrat, die Hochschulrektorenkonferenz und der Hauptausschuss des Bundesinstituts für Berufsbildung.
Fortsetzung
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maggy
antwortete am 02.07.04 (14:26):
Fortsetzung:
Schulsystem 2: In der Bundesrepublik wird das allgemeinbildende Schulsystem von sieben Schularten gebildet. Auf die vierklassige Grundschule, deren Besuch obligatorisch ist, baut ein dreigliedriges Bildungssystem auf. Es besteht aus Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien. Die Entscheidung eines Schülers über seine Schullaufbahn fiel früher mit dem Ende des vierten Schuljahres. Das erwies sich als zu früh; daher wurden inzwischen Orientierungsstufen in den fünften und sechsten Klassen eingerichtet. Mit der Gesamtschule, die parallel zum dreigliedrigen Schulsystem bis zum Abitur führt, wurde eine weitere Möglichkeit zu späterer Entscheidung über die Schullaufbahn geschaffen. Zum allgemeinen Schulsystem gehören außerdem Sonderschulen sowie Institutionen des Zweiten Bildungswegs (Abendschulen u.a.), an denen schulische Abschlüsse nachgeholt werden können. Die Schulpflicht beträgt mindestens 9 Jahre. Danach kann der Hauptschulabschluss erworben werden. für die Mittlere Reife (Realschulabschluss) sind 10 und für den Erwerb der Hochschulreife (Abitur) 13 Jahre Schulbesuch erforderlich. Private Schulen spielen in Deutschland nur eine geringe Rolle. Immer wichtiger dagegen wird die Erwachsenenbildung in Betrieben, an Volkshochschulen u.a. Die Berufsausbildung ist 'dual' angelegt, d.h. sie erfolgt in der Regie von Ausbildungsbetrieben der Wirtschaft auf der einen und den öffentlichen Berufsschulen auf der anderen Seite.
Fortsetzung
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maggy
antwortete am 02.07.04 (14:27):
Fortsetzung
Schulsystem 3: In der DDR gab es nur staatliche Schulen, ihre Abstufung, die Lehrpläne, die Anforderungen an die Schüler (und Lehrer) u.a. wurden zentral vom Ministerium für Volksbildung verordnet, das nach Maßgabe der SED die Bildungspolitik gestaltete. Das 'einheitliche sozialistische Bildungssystem', das mit Gesetz vom 25.2.1965 als umfassend etabliert gelten konnte, sah eine Erziehung der Kinder und Jugendlichen unter Aufsicht der Partei vor von der Krippe, die zuletzt 80 % aller Kleinkinder besuchten, über die Kindergärten (93 % Erfassungsgrad) bis zum Hochschulabschluss. Kernstück war die zehnklassige Polytechnische Oberschule (POS), nach deren Abschluss besonders befähigte Schüler (ca. 10 %) auf eine Erweiterte Oberschule (EOS) wechseln konnten, die nach zwei Jahren zum Abitur und damit zur Hochschulreife führte. Diese war auch über eine Berufsausbildung mit anschließendem Fachschulbesuch zu erreichen. Die Kombinate und Volkseigenen Betriebe (VEB) unterhielten zudem Betriebsberufschulen (BBS), die ebenfalls eine Höherqualifizierung ermöglichten. Sie war freilich wie alles berufliche Fortkommen von einem hohen Anpassungsgrad an das politische System abhängig, das eine Erziehungsdiktatur ausübte, indem es Rechtsansprüche auf bestimmte Formen der Ausbildung (bis auf den POS-Besuch) nicht vorsah und somit keinerlei Rechtsmittel gegen behördliche Bescheide kannte. Schüler aus suspekten Familien (z.B. kirchlich engagierte) oder gar von Dissidenten waren damit von höherer Bildung ausgeschlossen, während Kinder von Funktionären oder solche, die eine Laufbahn bei den 'Bewaffneten Kräften' anstrebten, auch bei geringerer Qualifikation z.B. in eine EOS übernommen wurden.
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maggy
antwortete am 02.07.04 (14:32):
Fortsetzung:
Bildungspolitik 2: Der Nationalsozialismus hatte das deutsche Bildungssystem inhaltlich wie materiell ruiniert. Die Bildungspolitiker der ersten Stunden standen daher zunächst vor großen personellen (Ersetzung belasteter Lehrer u.a.) sowie finanziellen Problemen der Beschaffung geeigneten Lehrmaterials und des Wiederaufbaus. Während dieser im Westen rasch gelang, blieb eine inhaltliche Neuorientierung hier zunächst aus. Man griff auf das dreigliedrige Schulsystem (Volks-, Real-, Oberschule Gymnasium) und auch auf Fächerkanon und Lehrinhalte der Weimarer Zeit zurück ***********************************
@ Mulde Kinder, dessen Eltern oftmals ein Bundesland wechseln müssen, haben es stets schwer gehabt. Ich spreche aus Erfahrung. In meiner Schulzeit wurde ich in 3 Bundesländern unterrichtet. Einmal wußte ich schon alles, aber meistens mußte der Lehrstoff nachgeholt werden. Es war schlichtweg eine Tortur. Ein einheitliches Bildungssystem wäre wirklich sehr wünschenswert.
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maggy
antwortete am 02.07.04 (14:34):
upps, pardon - ich habe den link vergessen, wo ich es gelesen habe
Internet-Tipp: https://www.infobitte.de/free/lex/LgD_Lex0/s/schulsystem.htm
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ricardo
antwortete am 03.07.04 (08:41):
Maggy Ich habe im dritten Reich und kurz danach sieben mal die Schule gewechselt und obwohl das System "einheitlich" war, bedeutete das jedesmal eine Umstellung. Das hat mir aber gut getan und ich habe schließlich im Examen keine Probleme gehabt.
Natürlich hinkt dieser Vergleich, aber ich finde, daß die Konkurrenz der Länder nicht schadet , auch das rechtzeitige Erlernen der Umstellung auf neue Bedingungen, die ja im nachfolgenden Berufsleben eher die Regel als die Ausnahme sind.
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Mulde
antwortete am 03.07.04 (10:23):
Ricardo! nicht das vielmalige neu sich Einrichten in einer Schule war hier die Frage. Es gíng im Eingangsthread um ein Fehlleistung eines Ministers in den neuen Bundesländern. Ricardo Da haben sich die Nordländer geeinigt - sind über ihren Schattengesprungen und führen ein Einheitliches Schulsystem wieder ein und der Bildungsminister hat es nicht gewußt, daß dieses 40 Jahre schon mal erfolgreich in dem Bereich praktiziert wurde, in dem er jetzt verantwortlich ist. Der Artikel bezieht sich nur auf die "ministerielle Fehlleistung"! Nicht mehr und nicht weniger! Alles andere wird in der Zukunft zu beurteilen sein. Es kann nur besser werden!
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ricardo
antwortete am 03.07.04 (16:39):
Erfolgreich? 40 Jahre? In der DDR? Na ja....
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