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THEMA: Hosenfeld - ein Lehrer als Offizier in Warschau (1940- 1945)
3 Antwort(en).
iustitia
begann die Diskussion am 28.06.04 (21:34) :
Wim Hosenfeld: sein Leben, seine Briefe, seine Tagebücher: für mich wohl das wichtigste Buch dieses Jahres. Alles, was vom Leben des Retters des Warschauers "Pianisten" sprechen kann: Aus: Wim Hosenfeld: „Ich versuche jeden zu retten“. Das Leben eines deutschen Offiziers in Briefen und Tagebüchern. München 2004: dva. S. 394f. * Brief an die Ehefrau (geschrieben in Warschau, 23. September 1940)
Liebste -
[...] Sonntag war ich im Wehrmachtsgottesdienst und habe auch kommuniziert. Hier ist ein sehr intelligenter Geistlicher, in seiner Art ein richtiger Soldat. Sehr viele junge Flieger waren da. Manche mit ganz feinen Gesichtern, aber wenn man bedenkt, so viel tausend Soldaten hier, und etwa nur 4-500 gehen zum Gottesdienst. Ich habe so richtig die Gemeinschaft des Glaubens erlebt. Was ist dagegen die Phrase der »Kameradschaft«! Es gibt keine Religion ohne Konfession, das ist mir heute klar. Ich las die Lebensbeschreibung der heiligen Hildegardis. Was ist das für eine Frau gewesen! Ich lese auch ein anderes Buch: Arndt, »Lebenserinnerungen« . Die Zeit der napoleonischen Kriege. Auch das sind Menschen, Charaktere, Männer, eine Kraft, eine edle Gesinnung, die konnten auch Führer sein! [...] Was Du von den Kindern der Reihe nach schreibst, ist sehr erfreulich. Fast ärgert's mich ein wenig, daß es ohne mich so gut geht. Ach, ich bin das Leben so überdrüssig hier. Man schleppt sich von einem Tag zum ändern natürlich weiter, aber wie negativ ist es. Gestern legte der Kommandant von Warschau im Beisein vieler Offiziere am Gedenkstein des Generalobersten von Fritsch einen Kranz nieder. Ich war auch mit. Der Stein steht an der Stelle, wo er gefallen ist vor einem Jahr. - Der Krieg geht weiter. Wer weiß, wie lange noch. - Ja, wann kannst Du mal wieder an die Schultüre klopfen, wenn Dein lieber Mann darin Schule hält. Je weiter ich von der Friedenstätigkeit abrücke, desto mehr sehne ich mich danach. Was habe ich doch eine Arbeit geleistet daheim, in der Schule, an den Kindern der Bauern. Jetzt wird das denen wohl auch mal aufgehen, den Dösköppen. Jetzt hätte ich von diesem Krieg genug abgekriegt, es reicht mir. Ich möchte dies Jahr nicht vermissen, es gehört zu mir, es ist ein Teil meines und Deines Schicksals. Wir werden nie wieder vergessen, was wir an uns haben. Das Entferntsein vom Geliebten steigert die Liebe, die Nähe läßt sie erkalten und gleichgültig werden. Mein kleines, liebes, verliebtes Frauchen, meinst Du, Du sehnst Dich allein. Du willst mir einen verliebten Brief schreiben und bringst nichts aufs Papier. Ich weiß warum, die Worte wirken auf dem Papier so unschön und sagen das gar nicht, was man empfindet. Da läßt man's lieber sein. Ich bin fast stets für mich. Mit den Offizieren habe ich gar keine Gemeinschaft. Sie sind mir zu tot. Ich stehe mich aber mit allen gut. Ich sitze auf meinem Zimmer und schreibe und lese, wenn die Zeit noch reicht. Heute waren wir in den umliegenden Dörfern von Warschau] und haben in einer Villenkolonie festgestellt, wieviel Soldaten da hineingelegt werden können. Es kommen immer mehr aus Frankreich] hierher. Die Häuser stehen meist leer. Meist sind reiche Juden die Besitzer. [...](Die Anmerkungen habe ich weggelassen.) * So hat man alle Begriffe für diese Zeit zusammen: Sonntag. Liebe. Krieg. Frieen. Schule. Kinder...
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Miriam
antwortete am 29.06.04 (20:33):
Heute gab es in "KULTURZEIT" auf 3SAT einen Bericht über das Leben und das Tagebuch von Wilm Hosenfeld. Es berichtete auch der Sohn von Hosenfeld über seinen Vater.
Ich zitiere kurz aus den Beitrag :
"Wenige deutsche Soldaten haben im Zweiten Weltkrieg sich selbst gefährdet, um unschuldige Menschen zu retten. Wilm Hosenfeld ermöglicht über viele Jahre zahlreichen verfolgten Polen und Juden das Überleben. Dabei ist er nicht von vornherein Antinazi oder Pazifist. Als Parteimitglied glaubt er 1939 daran, in einen gerechten Krieg zu ziehen. Doch die erschütternden Erlebnisse in Polen, wo er Zeuge von Mißhandlungen und Unterdrückung wird, rühren den gläubigeb Katholiken tief. Tagebücher und Briefe an seine Familie geben Zeugnis von der inneren Zerrissenheit dieses deutschen Offiziers, der immer wieder Menschlichkeit und Gerechtigkeit über Eid und Befehle stellt.
Nach dem Krieg geriet er in russische Kriegsgefangenschaft und hoffte darauf, dass Szpilman (der Pianist den er gerettet hatte - meine Ergänzung) ein gutes Wort für ihn einlegte. Doch der kannte seinen Namen nicht und konnte nichts für seinen Retter tun."
Wilm Hosenfeld starb 1952 in einem Lager bei Stalingrad.
Die Kulturzeit-Sendung auf 3SAT wir Morgen, 30.6 um 9H05 wiederholt. Der Beitrag über Wilm Hosenfeld läuft gleich am Anfang der Sendung.
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iustitia
antwortete am 05.07.04 (16:56):
Neues vom Verlag zu "Wim Hosenfeld":
Hier ein Link zur DVA - in München - die eine Leseprobe zu dem Buch über Wim Hosenfeld als pdf-Datei bieten:
https://www.dva-buch.de/sixcms/detail.php?id=154012&template_id=2112&_VID=f1T33a0f6wuJXM9n
Internet-Tipp: https://www.dva-buch.de/sixcms/detail.php?id=154012&template_id=2112&_VID=f1T33a0f6wuJXM9n
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iustitia
antwortete am 05.07.04 (17:15):
Eine schöne Adresse, mit einer Ehrentafel für Wim Hosenfeld: Bildadresse: https://minadream.com/romanpolanski/ThePianist/pic2.jpg
Internet-Tipp: https://minadream.com/romanpolanski/ThePianist/pic2.jpg
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