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THEMA:   Demokratischer oder Demokratisch?

 30 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 20.06.04 (19:40) :

Der irische Europaminister Dick Roche hat die Einigung auf eine europäische Verfassung mit dem Satz verkündet, die Entscheidungen sollten mit ihr demokratischer werden - demokratischer, nicht etwa demokratisch - also ein Demokratie-Placebo?

Nach der jüngsten Schaustellung, genannt Gipfeltreffen, in Brüssel sehen sich viele Menschen daran gehindert, sich in der Zukunft mit Europa zu identifizieren, das sie nur als ein Monster der Bürokratie, des Geschachers und der mangelnden Transparenz zu erkennen vermögen - so eine Pressestimme, der man ja wohl nur beipflichten kann.

Wie soll es da möglich sein, die europäische Verfassung in 25 Ländern zu ratifizieren, insbesondere in denen, in denen ein Volksentscheid erfolgen wird?


Titus antwortete am 20.06.04 (20:31):

Jo,

man kann noch hinzufügen: Ein Riesenapparat zur sinnlosen Geldverschwendung.

Diese EU, von keinem Bürger so gewollt, ist vielleicht für die Wirtschaft interessant, für beste Geschäfte und für die große Gruppe von Politikern, die man irgendwie unterbringen mußte.

Die Völker hat man vergessen, der einfache Bürger darf für diesen Unsinn zahlen und zahlen und zahlen........

Irgendwann wird dieser Koloß an seiner eigenen Sinnlosigkeit zerplatzen, wie eine Seifenblase - und dann wird sich eine EU bilden können, die von allen Völkern akzeptiert werden kann. Vielleicht.

Aber, das wird dauern, in diesem Jahrhundert wohl nicht mehr zu erwarten.


hugo1 antwortete am 20.06.04 (23:42):

hallo Titus :" Diese EU, von keinem Bürger so gewollt",,,,,, wie Du meinst, trifft auf mich nicht zu. Bin ich da die Ausnahme von der Regel ?
für mich ist die Idee von einem geeinten Europa schon was ganz Besonderes. Die Ausführung ist zwar sehr sehr schwierig und nur nach dem allmählichen Abschleifen von vielen Ecken und Kanten erfolgreich, aber immer noch ein viel lobenswerteres Ziel als die ewige Weiterbetreibung der bisherigen Vielstaaterei, die Kleinstaaterei ohne ein absehbares Ende der penetranten Streitereien, Bevormundungen, Übertölpelung der Schwächern usw.
Also wenigstens die machbare Vision eines geeinten starken in vielerlei Hinsicht vorbildlichen Europa sollten wir uns nicht nehmen bzw nehmen lassen.
Aber gestalten , mitgestalten sollten wir schon und nicht nur auf Ablehnung durch Volksentscheide spekulieren. Es ist zumindest momentan eine historische Aufgabe, eine Chance den ungeheuren Gestaltungsspielraum der sich daraus ergibt, zu nutzen. Es ist doch keine Notreparation eines lahmenden Gefüges, es soll ein Neuanfang mit positiven Impulsen für unsere Nachkommen werden.


BarbaraH antwortete am 21.06.04 (00:19):

Nein, hugo1, die Ausnahme bist Du nicht: ich geselle mich auf jeden Fall schon mal zu Dir ;-)

Jahrhunderte lang wurden Kriege zwischen Völkern Europas geführt. Immer mehr dieser Nationen bekennen sich heute zum Frieden, sind bereit, Schwächeren zu helfen, bemühen sich um einen gerechten Ausgleich...

Wenngleich es so manches am europäischen Bürokratismus zu kritisieren gäbe, scheint mir dieses friedliche Miteinander das lohnende, hohe Ziel zu sein, das zum Glück die meisten der europäischen Bürger begrüßen.


Titus antwortete am 21.06.04 (01:29):

Hugo1 ubd BarbaraH,

diese Totgeburt EU in der jetzigen Form ist ein Gebilde, daß ausschließlich der Industrie und den Geschäftemachern nütz.

Auch ohne diese EU - Betonung liegt auf "diese EU" - wären Kriege innerhalb Europas nicht mehr möglich. Dieses Argument - Kriegsvermeidung - zieht also nicht.

25 Staaten mit unterschiedlichen geschichtlichen Entwicklungen, Kulturen, wirtschaftlichen Systemen (zwar alle kapitalistisch, aber unterschiedlicher Ausrichtung), unterschiedlichen Steuersystemenetc. etc. können nicht einfach unter ein Dach gepresst werden, wobei das Dach noch gar nicht vorhanden ist, sogar die Fundamente fehlen noch.

So, wie jetzt begonnen, kann das nicht funktionieren. Nicht nur, daß in allen Ländern die Bevölkerung überhaupt nicht weiß, was gespielt wird, sondern die EU nur als Gängelung Brüssels empfindet und merkt, daß ihnen diese EU nur das Geld aus der Tasche zieht, sondern man ist europaweit sauer, daß wiedereinmal über ihre Köpfe hinweg entschieden wurde.

Vergessen sollte man aber nicht, daß alle 25 Länder christlich und westlich ausgerichtet sind und daher eine gewisse Übereinstimmung im Denken vorhanden ist. Das genügt aber nicht.

Und nun der irrsinnige Versuch die Türkei in die EU zu bringen, ein Land völlig unterschiedlicher Kultur und Lebens - und Denkweise, die eine Religion einbringen würde, die praktisch jeder Mensch in Europa ablehnt. Dieses Thema will ich hier nicht fortführen.

Es war ein genialer Schachzug der CDU unter Einfluß der Geschäftemacher den EURO als Fessel den europäischen Ländern aufzuerlegen. Diese Fessel hält gegenwärtig den Laden EU zwangsweise zusammen - und hat allen Bürgern sehr viel Geld durch Preiserhöhungen gekostet. Wer das bestreitet war nach Einführung des EURO nicht zum Einkaufen des täglichen Lebensbedarfs unterwegs.

Nein, wenn eine EU funktionieren soll, dann muß man unten anfangen, die einzelnen Staaten in allen Bereichen harmonisieren, damit ist auch ein gleicher Wettbewerb erfolgt, und dann, ganz zum Schluß gehört darauf ein festes Dach - eine gemeinsame Währung. Man hat also das Dach zu bauen versucht, ohne ein Haus zu haben, auf das man es setzen konnte.

Dies zur Ergänzug meine Meinung.


julchen antwortete am 21.06.04 (05:42):

Europa ist sicher eine "Steiss Geburt", daran gibt
es keinen Zweifel.

Wenn ich mal bei dem dummen Beispiel einer
Geburt bleiben darf:
eine Leber, ein Bein, ein Auge...etc... zur Welt zur bringen,
macht noch lange kein vollstaendiges Kind.
Am koerperlichen fehlt es nicht, aber das
Vereinte Europa haengt hinterher mit der
vereinten Europaeischen Ideologie.
Ein Zusammengehoerigkeitsgefuehl, geht Europa,
momentan, vollkommen ab!.

20 (oder was immer) Teile Eines Ganzen, machen
noch lange kein Ganzes, wenn der Teil fehlt, der
nicht in Euro gemessen werden kann.

Bis zu diesem Punkt wird es noch ein sehr langer,
sehr beschwerlicher Weg sein fuer ein wirklich
vereintes Europa..


jo antwortete am 21.06.04 (09:23):

Den Euro als Klammer der EU zu verstehen zieht nicht mehr, seitdem dies eine Gemeinschaftswährung ist in nur der Hälfte der EU-Mitglieder. Über eventuelle Verteuerungen nach Einführung des Euro ist schon genug gestritten worden. Ich meine aber, daß wir den Euro schon vor seiner Einführung hatten, nämlich in der Form, daß die Wechselkurse der Währungen weitgehend fix waren und nur noch nicht Euro hießen – so wie es auch heute mit den Währungen z.B. von Dänemark oder Schweden zum Euro ist.

Norwegen hingegen hat seine Währung im letzten Jahr stark manipuliert und abgewertet – bezeichnenderweise, denn Norwegen ist kein EU-Mitglied. Es ist absurd, die Einführung des Euro in die Nähe von Geschäftsinteressen zu rücken, ich denke schon, daß die Idee eine politische war, und ich denke auch, daß der Euro sich durchaus bewährt hat, wie sich nicht zuletzt an seinem Wert zum Dollar ablesen läßt.

Auch ein einheitliches Europa hatten wir schon, und eine Kriegsgefahr innerhalb Europas besteht schon lange nicht mehr, auch ohne Europaparlament, Europawahl und europäische Verfassung, die aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso nie in Kraft treten wird.

Handel und Wandel über alle Grenzen hinweg – sofern man sie noch wahrnahm – waren uneingeschränkt möglich, von kulturellen und menschlichen Kontakten ganz zu schweigen. Es könnte nun höchstens noch zu einem Krieg zwischen der Schweiz und Norwegen kommen, wenn EU-Nicht-Mitgliedschaft dafür ein Kriterium ist!


mart antwortete am 21.06.04 (09:40):

<<Weiterbetreibung der bisherigen Vielstaaterei, die Kleinstaaterei ohne ein absehbares Ende der penetranten Streitereien, Bevormundungen, Übertölpelung der Schwächern usw.<<(Hugo1)

Wenn es doch so wäre, in meinen Augen geht aber gerade dieses Spiel munter weiter, wobei die Kommission als mauschelnder Verein in überhaupt keiner Weise demokratisch legitimiert ist und sich selbst kontrolliert.

Dieses Demokratiedefizit wird auch durch die neue Verfassung nicht geändert werden - und lädt direkt zum Mißbrauch ein - auf der anderen Seite fühlen sich viele als nicht in Entscheidungsprozesse eingebunden. Somit stellt "Brüssel" einen idealen Sündenbock dar, um Fehler nationaler Regierungen dem Volk zu erklären.

Es ist ein Unterschied, ob nun die gemeinsame Währung Euro wirtschaftliche Mißwirtschaft einzelner Staaten schlucken muß, oder ob durch Wechselkurse, die ja nicht für alle Zeiten festgelegt waren, ein Ausgleöich erfolgen kann.

Deshalb glaube ich nicht, daß das Projekt "Europa" in dieser Form Bestand haben kann.


hugo1 antwortete am 21.06.04 (10:15):

oh mann oh mann, was sind "wir" doch ungeduldig und unduldsam.
Na klar steht Europa erst am Anfang und vor einem Haufen Problemen und nicht auf der Kippe aller tragischen möglichen Fehlleistungen die angedichtet, vorausgesagt und vermutet werden.
Aber was sind für solch ein gigantisches Vorhaben schon ein oder zwei oder auch ein Dutzend Jahrzehnte. Es kommt auf den Willen drauf an und nicht auf die Unkenrufe. Es kommt aufs gemeinsame hohe Ziele an und nicht auf Untergangsvorhersagen,,,,
,,und was ist schon dabei, falls ich als Deutscher ein klein wenig von meinem Standard mal abgebe zum Nutzen vieler Südosteuropäer, fällt mir da ein Stein aus der Krone ? bin ich dadurch schon zum hungern verurteilt ? Nee wenn ich nicht ein klitzekleines bisschen Verständnis, Solitarität und Zumutung zu vertragen bereit bin, na dann habe ich auch dieses geeinte Europe noch nicht verdient.
,, und die Eu-Verfassung wird kommen, auch wenns anfängliche Zögerer -von denen in einigen Ländern welche ihr Sondersüppchen kochen möchten- gibt. Sie wird auch für uns -und hat sie ja schon- viele Verbesserungen durchsetzen. Es gibt sogar Probleme die Deutschland alleine niemals bewältigen könnte, denn heutzutage gibts für viele z.B Umweltschutzdinge, Ressourcenprobleme usw keine Insellösungen mehr.
,,und was wären wir für Demokraten die mit Fingern auf andere zeigen pfui rufen und sie nicht mitspielen lassen wollen,,,,,,,,für das , was Europa noch alles vor hat, ist die Türkei bei uns aus meiner Sicht weitaus besser aufgehoben als in einer Schmollecke aus der es für sie nur einen, vermutlich gefährlichen, Ausweg gibt.


juergenschmidb antwortete am 21.06.04 (15:53):

Lieber Jo,
bescheidene Frage:
Nachdem das EU-Gebilde nie vollkommen werden wird, immer Übergangsstadien haben wird, sollte man es auflösen?
Hast du schon mal die Folgen des Aufgebens bedacht?
Das Signal wäre doch fatal, da viele ähnliche Bünde ja noch viel wirkungsloser sind, wie z.B. die Arabische Union.

Nein, ich bin weiterhin dafür, auch wenn es mir an Argumenten mangelt, aber postive Gefühle für die EU im Überschwang vorhanden sind.


jo antwortete am 21.06.04 (16:41):

Es führt kein Weg zurück, genauso wie wir nie wieder die DM bekommen werden. Allerdings liest man, daß es ein Wunder wäre, wenn die europäische Verfassung in Großbritanien bei einer Volksabstimmung dort angenommen würde.

Welche anderen Länder Volksabstimmungen durchführen werden, ist noch gar nicht bekannt. Es ist ja wohl nicht damit zu rechnen, daß gerade einige Beitrittsländer mit ihren fulminanten Walhbeteiligungen bei der Europawahl zu anderen Ergebnissen kommen werden - obwohl gerade von denen es eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Vielleicht zerfällt somit die Gemeinschaft von alleine. Europäer waren und sind wir trotzdem und fühlen uns auch so, nicht wahr?


rolf antwortete am 21.06.04 (16:52):

Die EU zerfällt nicht, wenn der Verfassungsentwurf abgelehnt wird.
Die BRD existiert doch auch ohne Verfassung.


Titus antwortete am 21.06.04 (20:10):

Wenn man sich von unlogischer Begeisterung für die EU leiten läßt, verläßt man die notwendige Ebene sachlichen Nachdenkens.

Natürlich ist diese Begeisterung viel einfacher, als nachzudenken. Dabei wird vergessen, daß wir alle in Europa - und das sind rund 450 Millionen Menschen, abzüglich einiger tausend Politiker - betroffen sind.

Diese EU hat die Bevölkerung nicht mitgenommen, dieses Gebilde EU zwingt quasi alle Regierungen dagegen zu arbeiten, wenn sie ihren Auftrag zum Nutzen ihrer Bürger zu wirken, ernst nehmen.

Es ist ein Irrtum anzunehmen, daß alle Interessen innerhalb dieser EU bei allen Staaten und Bürgern gleichlautend sind. Aber nur dann könnte diese EU eventuell funktionieren. So aber wurden die Völker zu diesem Zusammenschluß gezwungen - und das soll funktionieren?

Was wäre in Deutschland geschehen, hätten Volksabstimmungen stattgefunden?

Wir hätten weder die EU, noch den EURO und schon gar nicht das Schengener Abkommen.


juergenschmidb antwortete am 21.06.04 (20:36):

"Wenn man sich von unlogischer Begeisterung für die EU leiten läßt, verläßt man die notwendige Ebene sachlichen Nachdenkens."
Boing!
Warum soll man hier nicht auch ein wenig romantisch sei?
Sachliches Nachdenken, mein Gott, das war Jahrzehnte mein Beruf, dazwischen gab es aber auch Leben, mit sozialem Hintergrund, Engagement für Dinge, deren sachliche Ebene sich herausbildete, als man merkte, man hatte gefühlsmässig! das Richtige getan.

Ich bin und bleibe ein Europa-Romatiker, ich empfinde Freude, wenn ich nach Österreich fahre und kann mit gleicher Münze zahlen, bekomme eine gleiche Verfassung wie 25 andere Staaten, fühle mich familiär mit allen, sachliches Nachdenken hin oder her.
Das fundamentalste aber ist, dass so ein Ding wie die EU Garant für kriegsfreies Leben seit 50 Jahren ist, dank Schumann, Adenauer, und so weiter.

Ich fühle mich als Bayer genausogut als Deutscher wie als Europäer, geniesse zu so einer friedlichen Gemeinschaft zu gehören.


seewolf antwortete am 22.06.04 (02:15):

...also - MIR

...hat noch kein EU-Bürokrat:

- das Auto zerkratzt
- was geklaut
- ein Bier umgeschmissen
- beim Fleischkaufen die Verpackung mitgewogen
- durch Versicherungsbetrug meine Prämie erhöht
- an der Supermarktkasse durch Vordrängeln Ärger bereitet
- einen Parkplatz streitig gemacht
- das Boot von der Kaimauer bepinkelt
- die Toilette verstopft durch Einstecken ganzer Rollen
- die Fahne vor der Tür abgerissen
- Blumen von der Terrasse mitgehen lassen
- Deko aus dem Laden entwendet
... und dergleichen mehr aus dem Alltag.

DAS waren alles liebenswerte Mitbürger, von denen nicht EINER Mandatsträger ist.

Muß der Gerechtigkeit halber auch mal erwähnt werden.

Im übrigen:

Die Idee EINES Kontinents ist unschlagbar. Mag der Weg auch lang sein. Die Hindernisse liegen in den Köpfen der Alten. Wie immer im Leben :-)


juergenschmidb antwortete am 22.06.04 (08:06):

"seewolf () schrieb am 22.06.04 (02:15):

...also - MIR

...hat noch kein EU-Bürokrat:

- das Auto zerkratzt"

Bist du sicher? ;-))

Aber auch du drückst über einen Umweg deine Sympatie für die EU aus.
Das kann man nur so machen, denn erst die Geschichtsschreibung in grossem Zeitabstand kann den Wert der EU richtig einordnen.
Hoffentlich gelingt es weiter, das rechte Mass zu finden zwischen Nachteilen und Vorteilen.

Wieder ein sicher angreifbarer Vergleich:
die deutsche Reichsschöpfung, wie auch immer die geschehen ist, betrachte ich schon als über 100 jähriges Erfolgsmodell, obwohl nicht alle deutschsprachigen Gebiete integriert sind, und sogar Bayern(;-)) dabei ist, obwohl wir eine Sprache haben, die man ähnlich wie holländisch zur Not auch als eigenständige bezeichnen könnte.


Titus antwortete am 22.06.04 (12:21):

seewolf,

wenn nicht "die Alten", wer denn sonst hat die Jahrzehnte langen Erfahrungen gerade mit politischen Versprechungen?

Die Alten sind es doch, die berechtigt warnen und Unsinniges anprangern können.


ricardo antwortete am 22.06.04 (18:16):

Tja und sie haben noch ganz andere Erfahrungen aus vordemokratischen Zeiten!
Auch nicht unwichtig :-)))))))


seewolf antwortete am 23.06.04 (02:13):

Ricardo -

Du hast ja recht - DAS haben die Alten und DAS ist sehr wichtig...

... wenn da nicht dieser fatale Hang wäre, die schlechten Erfahrungen eines lange gelebten Lebens zu kumulieren und als Weisheit zu verkaufen.

Bei DIR - ich meine es zu spüren - besteht dieser Hang nicht. Leider bist Du nicht repräsentativ in diesem Sinne...


juergenschmidb antwortete am 23.06.04 (10:39):

"wenn da nicht dieser fatale Hang wäre, die schlechten Erfahrungen eines lange gelebten Lebens zu kumulieren und als Weisheit zu verkaufen"

gut gebrüllt seewolf, beobachte ich auch, auch bei mir, ach könnte man doch das ganze immer mit einem Schuss humor garnieren, aber wer kann das schon, macht das schon.


Titus antwortete am 23.06.04 (11:51):

hugo1,

Du hast da einen Satz geschrieben, so leicht hin (ohne nachzudenken?), den ich hier nicht wiederholen möchte.

Aber eine Frage:
Ist Dir bewußt, daß wir unsere Entwicklung, unsere Kultur unsere Zivilisation, unsere Musik, sakrale Kunst und was man noch alles aufzählen könnte, einem Franzosen, einem Polen und einem Prinzen mir nicht bekannter Nationalität verdanken?

Kennst Du die Antwort?


hugo1 antwortete am 23.06.04 (18:11):

Titus, ,,da dieses demokratielastige EU-Thema bei Dir eine,,:"Na ich möchte es mal andeutungsweise, als beachtliche Antipathie, diesem Gebilde gegenüber deuten"
kräftige Infragestellung erkennen läßt, will ich mich mal nicht selber dazu äußern -meine positive Meinung zur EU-Erweiterung hab ich schon mehrfach eingebracht-
Ich möcht mal eine Frau aus unsrem östlichen Nachbarland zu Wort kommen lassen. Unter dem Titel:"Explosive europäische Mischung" aus einer- mir nicht ganz geläufigen Sicht heraus.
( die Zeitung in welcher dies erschienen ist möchte ich nicht werten )
,,den nebenstehenden Kommentar "Europa heißt willkommen" von Engelbert Miœ würd ich doch gerne zum Lesen empfehlen.

Internet-Tipp: https://www.wochenblatt.pl/de/index.php3?id_art=116


Titus antwortete am 23.06.04 (18:27):

hugo1

also, was Du meinst, was ich gedacht haben könnte - warum liest Du nicht, was ich geschrieben habe?

Ich wiederhole einmal den Kern:
"Diese EU (Betonung liegt auf DIESE) ist eine Totgeburt"

Die Menschen müssen sich zusammen finden, die Politiker haben dies schon getan. Sie haben nichts zu verlieren, dickes Einkommen jetzt, dicke Pensionen später. Wird ja alles von den dummen Völkern bezahlt - oder ist es anders?

Ich habe übrigens auch nicht erwartet, daß Du auf meine Frage antworten würdest - war wohl von mir unklar gestellt. Lassen wir es dabei bewenden.


hugo1 antwortete am 23.06.04 (19:23):

hallo Titus eben, weil ich nochmal nachgelesen hatte welches Deine Meinung zur EU-Erweiterung ist.
z.B Deine prägnanten Bezeichnungen :Riesenapparat zur sinnlosen Geldverschwendung oder:Irgendwann wird dieser Koloß an seiner eigenen Sinnlosigkeit zerplatzen
oder: Gängelung Brüssels,,, EURO als Fessel,,, usw
und dann wieder der Versuch einer Andeutung, das es doch auch aus Deiner Sicht eine Möglichkeit , eine Variante gibt, die hoffen lässt,
z.B. mit Vorstellungen wie: dann wird sich eine EU bilden können, die von allen Völkern akzeptiert werden kann.
oder: wenn eine EU funktionieren soll, dann muß man unten anfangen, die einzelnen Staaten in allen Bereichen harmonisieren,,
da hätt ich doch zu gerne von Dir erfahren wie ich mir das vorstellen soll, wie sich eine akzeptierte EU bilden kann, wie Harmonisierung anders machbar ist.
Also bei der Zielstellung scheinen wir ja gar nicht soweit auseinanderzuliegen, nur die verschiedenen Wege trennen uns noch,,oder ? *gg*


Titus antwortete am 23.06.04 (23:21):

hugo1

lies doch bitte nach, was ich am 21.06. 20.10h schrieb.

Ergänzend:
Politiker sind mit der Aufgabe "EU" total überfordert, sie handeln so, wie sie es national gewohnt sind: Aufpassen, daß die eigene Brieftasche nicht zu kurz kommt. Und damit meine ich tatsächlich die eigene Brieftasche des Politikers, nicht seine nationale. (Die aber auch, natürlich).

Eine funktionierende EU ist tatsächlich nicht in wenigen Jahren zu schaffen. Von Anfang an müssen Fachleute der verschiedensten Gebiete, bis hin zu Historikern eingesetzt werden. 25 stark unterschiedlich historisch und gesellschaftlich ausgerichtete Staaten müssen behutsam an diesen Gedanken herangeführt werden. Damit meine ich die Menschen in den Ländern. Nur diese können den Gedanken akzeptieren und umsetzen und dann ein paar politische Repräsentanten zu einer europäischen Versammlung entsenden.

Ein Blick auf die Landkarte genügt doch um festzustellen, daß wir in Deutschland durch unsere zentrale Lage gegenwärtig besonders im negativen Sinn betroffen sind. Brüssel entscheidet nach rein wirtschaftlichen Interessen, die Menschen scheinen völlig egal zu sein. Wie sonst könnte man auf die Idee kommen das Sontagsfahrverbot für LKWs aufheben zu wollen. Das ist nur ein kleines, aber gegen die Interessen der Menschen gerichtetes Beispiel.

Ich gehe nicht so weit zu sagen, daß wir Deutschen in dieser Konstellation überhaupt keine Chancen hätten, haben wir, wenn wir es schaffen unsere Identität zu bewahren. Und die wird uns auf kaltem Weg genommen werden - wenn wir nicht aufpassen. Und da habe ich Zweifel.

Kurzum:
Ein vereinigtes Europa ja, aber nicht so, wie jetzt versucht. Das muß ganz einfach scheitern - weil die Menschen, die es betreffen soll, nicht begreifen, was da vorsich geht und fühlen oder vermuten, daß sie kalt über den Tisch gezogen werden. Von dem "Privat-Interessen-Club Politik und Wirtschaft e.V."

Was wäre gewesen, wenn man erst einmal zwischen Deutschland, Frankreich und den Benelux-Ländern versucht hätte eine Angleichung in den wichtigsten Bereichen, wie Wirtschaft, soziale/gesellschaftliche Systeme, Justiz etc. zu erreichen. Wäre dies gelungen, dann hätte man es mit einer gemeinsamen Währung versuchen können, wobei ja dann auch eine Angleichung der gemeinsamen Wirtschaftswerte keine Verwerfungen verursacht hätte.

Gleichzeitig hätte man alle anderen europäischen Länder einladen müssen Beobachter zu entsenden, die diese Entwicklung dann in irgendeiner Form auf ihre Länder bereits hätten übertragen können. Und dann erst hätte eine große europäische Lösung Chancen gehabt.

Eine Türkei mit ihrer total anders ausgerichteten Gesellschaftsordnung und Religion hat in der EU absolut nichts zu suchen. Das ist meine feste Meinung. Man muß sich mit der Geschichte der Türkei und dem Islam beschäftigen, um zu dieser Meinung zu kommen; ein langwieriger Lernprozeß, aber sehr interessant. Das wäre ein Extrathema (aber hier im ST unerwünscht, leider).

Konnte ich Deine Frage nach meiner Meinung und Vorstellung in irgendeiner Form beantworten?


hugo1 antwortete am 23.06.04 (23:59):

ok Titus damit ist Deine Meinung nochmals klargestellt.
Es bleibt dabei -so wie ich es sehe- Du denkst, das Diese EU so wie sie sich z.Z darstellt und so wie sie geschaffen werden soll, nicht das Gelbe vom Ei ist und nachdem sie genügend Schaden angerichtet hat scheitern wird.

und ich geb Ihr doch eine Chance. Den echten Willen aller Beigetretenen (sonnst hätten sie ja streiken können)vorausgesetzt, kann sich diese noch zarte Pflanze so nach und nach entwickeln. für mich ist es für Europa das mit Abstand positivste Ereignis seit Jahrhunderten. Deutschland wird aus meiner Sicht besondere Vorteile daraus ziehen.( vielleicht sind gerade die Kritiker und derzeitigen Gegner ein Hemmnis und Bremsklotz in Sachen EU-Zukunft, vielleicht tragen diese "Propheten" dazu bei das der Prozess sich in die Länge zieht.
,, erst unsere Enkel werden mal so richtig Resümee ziehen können, zumindest dann wenn Europaweit eine Sprache von allen verstanden wird, überall die gleiche Strassenseite benutzt wird und keine Diskussionen mehr über das "Ob", sondern nur noch über das "wie weiter" gibt, dann kann geerntet werden.


BarbaraH antwortete am 24.06.04 (00:44):

Vielleicht ist die Verwirklichung einer gelebten EU im Sinne von Titus eher eine Altersfrage. Zwischen den Jugendlichen Europas findet bereits ein reger Austausch statt. Dort ist auch die Religionszugehörigkeit kein Problem. Warum auch?

Glaubensfragen sind Privatsache. Ich weiß nicht einmal, ob meine Nachbarn katholisch, protestantisch oder nicht gläubig sind. Warum sollte es ein Problem sein, wenn sie islamisch wären?


seewolf antwortete am 24.06.04 (01:18):

also Hugo1 -

hiermit meinerseits "ganz breiten Applaus" für Deine Sicht der Dinge.

BarbaraH hats ja schon gesagt: die junge Leute sehen das alles (wie schon immer .... hihihi!!!) wesentlich weniger verkrampft als die alten mit ihren lange gepflegten Krämpfen aus ihrer persönlichen Leidensgeschichte... ... die beileibe kein Musterbeispiel für Nachkommen sein muß.


hugo1 antwortete am 24.06.04 (11:45):

,,danke Seewolf,,,,,,und wenn ich sehe zu welch "unchristlicher " Zeit du immer noch "auf dem Posten" stehst und dienstbeflissen für Dich und die Europäer schaffst, dann bin ich mir,( wenn viele Dir in Sachen Arbeitswilligkeit nacheifern) sehr sicherer das es ein Gutes Ende mit Europa nehmen wird. *gg*


Medea. antwortete am 24.06.04 (12:25):

Aber Hugo - "ein gutes Ende" ?? - lach

Jetzt muß erst einmal ein guter Anfang her - und der wird
auch noch kommen -
alles braucht eben seine Zeit.


Titus antwortete am 24.06.04 (13:56):

Also, ich bin tatsächlich etwas naiv.

Dachte ich doch immer, daß man im ST diskutiert - und was lese ich?

Na ja, Schwamm drüber - man muß ja nicht alles haben, vielleicht zu anderen, nicht so schweren Themen, man ist ja bescheiden.