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THEMA: Anne Frank
20 Antwort(en).
Miriam
begann die Diskussion am 12.06.04 (09:32) :
Heute wäre Anne Frank 75 Jahre alt geworden. Es wird ihrer gedacht symbolisch und stellvertretend - für Milionen Opfer der Nazidiktatur, nicht nur der Juden. Meine ganz persönlichen Gedanken an Anne, die zwei Jahre älter war als ich : hätte sie gelebt, wäre sie vielleicht eine Oma mit einigen Enkelkinder, würde irgendwo auf dieser Welt leben, und wir würden ihren Namen nicht kennen. Sie hat ein Tagebuch hinterlassen, und sogar um dieses Tagebuch haben sich im Laufe der Jahre einige Konflikte entzündet. Wegen der 5 unterschlagenen Blätter, die zwei rosa Blätter, in denen Anne ihren Wunsch ausdrückt man möge ihr Tagebuch nicht der Öffentlichkeit preisgeben, und die 3 blauen Blätter - in denen die schlechte Ehe der Eltern sehr sensibel analysiert wird. Anne ist aber auch ein Kristalisationspunkt - wenn ich persönlich an sie denke, meldet sich -wie bei vielen anderen Juden- das schlechte Gewissen derer die überlebt haben - in meinen Fall : derer, denen ein KZ ersparrt blieb, ja die nichteinmal den Davidstern tragen mussten.
Warum ich aber auch Anne Frank Heute erwähne : bitte keine andere Holocaust-Mahnmale - als solche : gedankliche. Höchstens aber eine kleine Gedenkstätte, NICHT aus riesen Betonklötzen, NICHT nur für Juden -sondern für alle Opfer des Nationalsozialismus. Bitte keine Würdigungen von Seiten gutgesinnter, die aber anscheinend NICHT gut vertraut sind mit der jüdischen Tradition. Dass so manche(r) dieser Gutgesinnten sich noch dazu einen jüdischen Namen zugelegt hat, macht mich richtig zornig. für alle die, denen meine Meinung vielleicht nicht so vertraut ist, empfehle ich Raphael Seligman zu lesen. Er konkretisiert diese Haltung natürlich viel besser als die alte Miriam im ST.
für Anne aber brennt bei mir am heutigen Tage eine kleine Kerze, dort wo ich auch an die Toten meiner Familie gedenke.
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mimosa
antwortete am 12.06.04 (12:39):
Miriam,als in Holland aufgewachsene,wurde ich schon im Grundschulalter mit Annes Tagebücher konfrontiert. Ihr Schicksal berührt mich heute genau wie als Kind schon. ( in dem Bewusstsein, dass es viele schreckliche Schicksale gab und gibt.) In meine Zeitung steht heute ein Bericht wonach aus Anlass zu Anne Franks 75 Geburtstag im Berliner Anne Frank Zentrum ein Fotoausstellung, wo zum Teil unveröffentliche Bilder aus verschiedene Alben der Fam.Frank, fotografiert von Vater Otto Frank, präsentiert werden. Geht bis zum 12 Sept.
Anne Franks zweiter Eintrag im Tagebuch, zwei Tage nach ihrem 13 Geburtstag:" Ich hoffe du wirst mir eine grosse Stütze sein" ..............
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maedel
antwortete am 12.06.04 (15:23):
Anne Franks Tagebuch erstand ich Mitte der 60ziger Jahre in einem Bonner Buchladen, in dem ich des öfteren schmökern ging. Meine Eltern waren anfangs nicht begeistert davon, dass ich dieses Buch las. Im Laufe der Zeit legten sich dann die Vorurteile gegen derartige Bücher.
Bei einem Umzug ist mir dieses Taschenbuch abhanden gekommen. Besitze aber inzwischen eine Neuausgabe.
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Gudrun_D
antwortete am 12.06.04 (15:45):
Die richtigen Worte finde ich nicht,wenn ich meiner Trauer - nicht nur - für Anne Frank Ausdruck geben möchte. Wenn ich denke,es wäre meine eigene Tochter-ich schwieg vor Leid. Es ist,als ob eine Schuld auf mir liegt,die ich trage,ohne die Ursache verschuldet zu haben!
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Miriam
antwortete am 12.06.04 (16:06):
Liebe GUDRUN_D,
es würde mich sehr traurig machen, wenn meine Worte zum Gedenken an Anne Frank bei Dir Schuldgefühle auslösen sollten. Die Frage der Schuld wurde so ausführlich debattiert - und es wurde immerwieder betont, dass wir ALLE Verantwortung tragen, dass wir eben wegen dieser Verantwortung - nicht vergessen sollten - aber das hat wirklich nichts mit Schuld zutun! Wir müssen darüber sprechen können! Ich fand es eben sehr positiv - überhaupt in den letzten Jahren und hauptsächlich hier in Deutschland, dass man miteinander gut sprechen kann - natürlich kommt dabei Trauer hoch. Aber doch nicht Schuld !! Anders könnte man garnichtmehr über all dies sprechen!
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Karl
antwortete am 12.06.04 (16:44):
Liebe Miriam,
nicht Schuld, aber Verantwortung haben wir Nachgeborenen, zwar nicht für Vergangenes, aber für die Zukunft. Ich bin Jahrgang 1948 und zu dem Bewusstsein erzogen worden, dass wir niemals wieder solch ein Unrecht zulassen dürfen. Die Vergangenheit haben wir nicht bewältigt, wenn wir sie vergessen, sondern wenn wir sie als Verpflichtung empfinden, jeder Art von Totalitarismus und Rassismus rechtzeitig entgegenzutreten.
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Gudrun_D
antwortete am 12.06.04 (16:47):
Miriam
nein, du hast mit deinen Worten keine Schuldgefühle ausgelöst- es ist ganz einfach so,dass man sich schuldig fühlt,ganz ohne etwas getan zu haben- einfach,weil es geschehen ist und täglich irgendwo immer wieder geschieht! Wir leben und geniessen unsern - Luxus - ein Leben also,wo wir weder hungern noch Angst um unser Leben haben müssen. Wir haben so viele Möglichkeiten,zu wählen,was wir lernen,studieren,arbeiten,essen - wie wir leben wollen- und der grösste Teil der Menschheit vegetiert und hungert,hat Todesängste auszustehen. Und leidet,wird verwundet,gequält und stirbt. Wir wissen darum und sind doch so hilflos. Tage der Erinnerung an vergangene Leiden sind auch Tage,an denen ich fühle,wie hilflos ich selber bin,um helfen zu können! Das bedrückt mich und weckt immer wieder Schuldgefühle! Weil es mir so gut geht und ich das fast selbstverständlich hinnehme!
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Miriam
antwortete am 12.06.04 (17:15):
Hallo KARL,
Verantwortung tragen wir ALLE, sind leider zu oft dabei machtlos. Ich denke, dass der Dialog eine wichtige Rolle spielt. Wir sollten uns dabei aber nichts vormachen : diese Art von Dialogführung ist so einfach nicht. Was uns wahrscheinlich allen (ich beziehe mich nun nicht nur auf die Debatten im ST) in die Quere kommt, sind -unter anderem- die Projektionen. Frei davon sind wir alle nicht. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Auswahl der Sprache, der Ausdrücke. Ich habe es persönlich so manches mal hier im ST erlebt, dass ich bei Themen bei denen ich tatsächlich etwas sagen konnte und auch wollte, geschwiegen habe, da mir der Sprachgebrauch in einigen Threads als a priori voreingenommen erschien. Diese Debatte können wir ja bei Gelegenheit fortsetzen. Ich meine : wenn ein konkreter Fall sich ergiebt.
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Miriam
antwortete am 12.06.04 (17:25):
Hallo GUDRUN_D,
während ich meinen Beitrag schrieb, hattest Du Deinen Beitrag publiziert, ich konnte ihn also nicht sehen. Dabei sprechen wir beide oft über das selbe, z.B. über "hilflos sein" (Dein Beitrag) oder "machtlos sein" (mein Beitrag)...
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juergen1
antwortete am 12.06.04 (23:40):
Es gab eine Zeit, da habe ich mich sogar geschämt ein Mensch zu sein. Zu dieser "Sorte Lebewesen" zu gehören, die es immer wieder seit Urzeiten bis in unserer Tage "fertig bringt", das nackte Grauen zu gebären.
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julchen
antwortete am 13.06.04 (06:40):
Liebe Miriam,
natuerlich bin auch ich mit dem Tagebuch der Anne Frank vertraut. Das traurigste Ereignis des letzten Jahrhunderts spiegelt sich darin wieder von der Feder eines junges Maedchens, die den Kampf um's Ueberleben wirklich ein Kamp ums ueberleben war..nicht wer die tollsten jeans traegt!
Letztendlich hat sie Ihren Kampf doch verloren.
Ueber meine Jahre in den US ist einer meiner geliebtesten TV Sender der "History Channel" geworden, der sich gelegentlich mit dem 2. Weltkrieg und allem damit zusammenhaengendem befasst.
Glaube mir, Miriam, ich habe dort etliche "Anne Franks" sprechen und erzaehlen gehoert, die mehr Glueck hatten - und gottseidank gibt es Anne Franks, die Muetter, Grossmuetter und Urgrossmuetter werden konnten.
Diese erzaehlten Ihre Lebensgeschichten ohne Zorn, ohne nachtragenden Hass. Lediglich mit der Resignation dass sie eben das Glueck hatten einem Hoellenkessel zu entkommen, den doch keiner mehr kontrollieren konnte - auf keiner Seite.
Miriam zu Deinem obigen Satz: .....meldet sich -wie bei vielen anderen Juden- das schlechte Gewissen derer die überlebt haben - in meinen Fall : derer, denen ein KZ ersparrt blieb, ja die nichteinmal den Davidstern tragen mussten.......
Aus den etlichen Interviews und auch persoenlichen Gespraechen ueber diese Thema entnahm ich nicht ein einziges mal dass man mit Animositaet den Juden gedachte die mehr Glueck hatten. Im Gegenteil, eher mit dem Gedanken: Gottlob ist ihnen unser Schiksal erspart geblieben.
Auch habe ich, als geborene Deutsche, niemals auch nur einen Hauch von Ablehnung zu spueren bekommen von amerikanischen juedischen Mitbuergern - auch nicht von Juden die damals in Deutschland lebten.
Die Macht des Vergebens gibt der Seele Fluegel.
Vergeben ist der Himmel. Zu fuehlen, dass man sich selber etwas zu vergeben hat kann die Hoelle sein! In Abwesenheit eines "Vergebenden" muss man das eben manchmal selber in Auftrag nehmen.
In der tiefsten Hoffnung dass, Du Miriam, weisst was ich damit ausdruecken wollte - aber in voller "anticipation" kommender Kritiken von anderen Seiten......
Julchen
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Miriam
antwortete am 13.06.04 (08:18):
Liebe JULCHEN,
Deine Zeilen haben mich sehr berührt. Es ist tatsächlich ein Phänomen das ich auch beobachten konnte : die meissten der Überlebenden, die im KZ waren, sind tatsächlich frei von Ressentiments. Die meissten derer, denen dies Schicksal ersparrt blieb, haben ein schlechtes Gewissen. Zurück zu denen, die das KZ erlebt haben und überlebt haben : es waren so manche die dieses "weiter leben nach Auschwitz" (also im Allgemeinen : nach dem KZ) letzendlich doch nicht überlebten, und freiwillig ihren Leben ein Ende setzten. Ich nenne hier nur drei Namen : Paul Celan, Jean Amery, Primo Levi. Es ist ein sehr schweres Kapitel, JULCHEN, und ich denke, dass es eigentlich nun notwendig wird - um tatsächlich dies alles im richtigen Licht zu betrachten - das Gespräch weiter zu führen unter den Titel "Eichmann in uns". Es fiel mir nämlich die Tage in den Händen das Buch von Heinar Kipphardt : "Bruder Eichmann", das ich- als es erschien- (1983) als sehr wichtig empfand. Ich möchte mich aber wieder "hineinlesen" - und mir eine aktuelle Meinung bilden. Seine These ist jedenfalls richtig : in jeden von uns gibt es Ansätze eines Eichmann. Ob sie zum tragen kommen, bestimmen dann andere Faktoren.
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iustitia
antwortete am 14.06.04 (18:53):
Anne Frank ist wirklich ein not-wendiges Jahrhundertwerk. Zur Abfassung weiß man endlich - seit dem Tode des Vaters - mehr: Es gab eine Fassung A) Dieses Poseiealbum hat Anne selber neu geschrieben, weil sie anspruchsvoller wurde; es sollte Grundlage eines Romans werden, der nach dem Krieg geschrieben werden und erscheinen sollte (, so hoffte sie, obwohl sie von der Gas-Vernichtung in den KZ.s wusste, in Deutschland...) Vater Frank hat nach seiner Rückkher aus dem befreiten Lager Ausschwitz eine dritten Fassung hergestellt, den Drucktext,mit missverständlichen Kürzungen. Selbst danach hat er, über seinen Tod hinaus, fünf handgeschriebene Seiten nicht hergegeben und sie unterdrückt wissen wollen: Der Freund, dem er sie übergab, gab sie erst weiter für die kritische Ausgabe der Tagebücher. (Es waren biolog. Beobachtungen an Annes Körper und Aussagen über die Rolle der Mutter, die als Franks Frau nicht glücklich war (weil er sich vorher einmal so unsterblich verliebt war, dass sie sich als reiche Frau nur "geheiratet" fühlte wg. des Geldes und ihrer hochbürgerlichen Familie; sie litt auch sehr darunter, nicht mehr nach Deutschland zurückzukönnen. Anne hat solche Verhältnisse und Rollenbeziehungen richtig eingeschätzt. * Wir waren von RE aus alle drei Jahre mit allen Klassen Stufe 10 in Holland, im Anne-Frank-Haus an der "Prinzengracht"; mussten uns immer auf fünf, sechs Monate hin anmelden, wg. der großen Besucherzahlen. Nachmittags gab's in Gruppen "frei" für die Museen, für den Rembrandt-Plain etc. Es gab dort kleine Versuche von holl. Gruppen, nicht von Einzelschülern, "Moffe" dumm anzumachen. Darauf hatten wir die Schüler/innen vorbereitet. Das hat sich seit fünf Jahren verbessert, weil die holl. Geschichts- und Sprachbücher modernisiert wurden, so dass sie nicht 45 mit dem Sieg über die Nazis endeten. Die schönste Entdeckung im Hinterhaus, als ich einmal im Mai dort war, und den älter gewordenen Kastanienbaum so ähnlich blühen sah, wie Anne es beschrieben hatte... Und dann schlugen noch um 12 die Glocken der Kirche, die Anne auch als Zeitmaß hatte. * Meine blödeste Empfindung: Hätten Hitler, die SS, die Wehrmacht, die holländischen Kollaboranten... gesiegt...
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julchen
antwortete am 15.06.04 (08:05):
Hallo Miriam ...und ich denke, dass es eigentlich nun notwendig wird - um tatsächlich dies alles im richtigen Licht zu betrachten ...
Genau das denke ich seit Langem und habe dies Alles fuer mich (persoenlich) ins Rechte Licht gebracht.
Es dauerte Jahre und bedurfte der Lesung vieler, vieler Buecher. Solcher wie das Tagebuch der Anne Frank, Biografien von Involvierten auf Allen Seiten der Geschehnisse, und letzendlich Buecher der Sorte von "Mein Kampf". Gespraeche mit meiner Oma ( ich hatte als Kind und Teenager sehr viele, sehr schmerzvolle Mittelohrentzuendungen und meine Oma vertrieb mir den Schmerz mit dem Beantworten vieler Fragen) und Gespraechen mit meiner anderen Oma aus dem Sudetenland. Diese waren eine Schatzkiste des Ich-war-da-Wissens/Denkens/Fuehlens....und so war's eben.
Meine Gespraeche und Lesen der aufgeschriebenen Gedanken der Involvierten weitete sich auch aus auf persoenliche Gespraeche mit Amerikanern, die "dabei" waren, entsetzlich Zustaende vorfanden in KZ's etc....und trotzdem einen sehr distinktiven Unterschied machen zwischen DEUTSCH und NAZI.
Die tiefsten Offenbarungen, fuer mich persoenlich, kamen aber von einem Juden, geboren 1952, wie ich, und unseren sehr offen und mitunter schmerzvollen Spiegelbildern,die wir uns gegenseitig ueber eine 2-jaehrige Unterhaltung lieferten.
Er hat mich absolviert und dabei selber seine eigene Absolvation gefunden. Wir sind als Freunde geschieden, mit einem Neuen Verstaendnis.
Offenes Gespraech, wenn mitunter auch schmerzlich, ist ein Muss. Geschehenes unter den emotionalen Teppich zu kehren kann nichts Gutes brueten.
tschulligung, dass ich mal wieder so langatmig war, aber dieses Thema lag und liegt mir sehr am Herzen.
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Miriam
antwortete am 15.06.04 (08:37):
Hallo JULCHEN,
schnell einige Zeilen für Dich, Heute habe ich nämlich keine Zeit, denn Miriam -die gibt es tatsächlich- hat Geburtstag - sie wird Heute zwei Jahre alt!
Bin ganz Deiner Meinung, was den Dialog betrifft. Letztendlich habe ich mich für Deutschland entschlossen als Wohnort (nach einigen Jahren in der Schweiz und in Holland) nicht nur weil hier die Kultur meiner beiden (rumänisch-jüdischen) Eltern so zu sagen zuhause ist, sondern, was ich viel später erst begriffen habe, auch wegen des Dialoges. Ich bin froh, dass Du jetzt das Thema ansprichst, denn mein Eindruck ist : es gibt noch immer eine Scheu manche Themen anzusprechen. Nun, ich möchte hier nur kurz sagen : was mich betrifft, bitte keine Scheu!!! Du erwähnst Deine positive Erfahrung, und ich kann dies nur bestätigen. Aber ein nächstes mal mehr darüber. Bis bald Miriam
Mein Gott, bist Du jung!
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julchen
antwortete am 16.06.04 (05:37):
:)))...
entschuldigung..ich bin sogar sehr jung..gerade 26 geworden - und das schon zum zweiten Mal :)
happy birthday wishes for little Miriam....und wer bist Du denn dann...?
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juergen1
antwortete am 16.06.04 (07:36):
Hier in Holland hörte ich, wovon sonst Niemand spricht oder weiss:
Anne wurde von Holländern verraten. Wahrscheinlich auf die gleiche Art wie viele Andere. für eine "Kopf-Prämie" von 7,50 Gulden.
Ebenfalls erst hier und zwar im holl. Fernsehen gehört, wie eine alte Frau, nach der Befreiung dem KZ entronnen und so widerwärtig in ihrem Heimatort "aufgenommen", dass sie sagte:
In Dachau hatten wir wenigstens noch ein Dach über dem Kopf ...
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Miriam
antwortete am 16.06.04 (09:06):
JULCHEN, danke für die happy birthday wishes für klein-Miriam. War sehr schön, Miriam hatte begriffen dass das ein ganz besonderer Tag für sie ist, und hatte so etwas würdevolles sich zugelegt. Ihren feinen Sahne-Kuchen ass sie, wie immer , ohne der Hilfe der Erwachsenen oder der Schwestern, schmierte was das Zeug hällt, aber mit viel Würde. Zu Deiner Frage wer ich bin : mir wollten die Eltern eigentlich den Namen Miriam geben, der Standesbeamte sagte, dass so ein Name garnicht besteht. So bekam ich den rumänischen Pendant von Miriam verpasst, d.h. Maria. JÜRGEN, die Franks wurden tatsächlich von Holländern, nicht aber von dem Mann den man jahrzehntelang verdächtigt hat, verraten. Die Namen dieser Akteure im Fall Anne Frank, habe ich jetzt nicht parat. In allgemeinen aber, wurde die Legende der einheitlich helfenden holländischen Bevölkerung wiederlegt. Es gab nur zwei Nationen in Europa, die uneingeschränkt geholfen haben und der Deportierungen, Verfolgungen, etc, sich konsequent wiedersetzt haben. Dies sind die Bulgaren und die Dänen. Beides Königreiche, deren damalige Könige als erste die Judenverfolgungen angeprangert haben.
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juergen1
antwortete am 16.06.04 (09:48):
Miriam : >> die Bulgaren und die Dänen. Beides Königreiche, deren damalige Könige als erste die Judenverfolgungen angeprangert haben <<
Aber nichtmal "Gottes Vertreter auf Erden", der damalige Papst war dazu fähig. Auch einer seiner Nachfolger betete öffentlich zu Ostern und schloss "die inseeligen Juden" mit ein.
Das wurde dann irgendwann "abgeschafft" - zumindest "das Öffentliche" :-(
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iustitia
antwortete am 16.06.04 (23:25):
für Miriam -
Den Mann, den man verdächtigte als Verräter, den kann man nicht mehr beurteilen; dass VAter Frank bis in seine letzten Tage monantlich Überweisungen auf ein nicht identifiziertes Konto tätigte - na, ich weiss nicht - ich will kein Urteil darüber sprechen. In der Jüdischen Synagoge in Amsterdam, dem Museum, kann man einen Auszahlungsbeleg sehen - für einen verratenen Juden (glaube ich:) 12 Gulden!
Jean Amérys Bücher werden jetzt wieder neu aufgelegt; ich habe die alten Ausgaben von um 1960 herum. Was er schrieb - gegen Kollektivschuld z.B. - trifft auch noch heute. Dass er sich umbrachte - weil er der Folter erlegen war (und "Verrat" beging) und nicht mehr heimisch wurde unter den Bundesbürgern - wir können es heute vielleicht eher verstehen, wenn wir an das Folter-Gefängnis in Bagdad denken, wo eine Frau abgelöst wurde, weil ein Geheimdienst-General ihr vorgeordnet wurde. - Dem T. Mann hat man seine Formulierung "Bruder Hitler" in seinen Rundfunk-Reden auch übel genommen; aber wer hat Recht behalten in der Beschreibung von "Gut" und/oder "Böse"..? Z.B. auch die Jüdin Hannah Arendt, deren Briefe mit ihrem Mann, dem Heinrich Blücher, ich z. Zeit lese; sie hat den Eichman-Prozess beobachtet - und sie wurde niedergemacht wg. ihrer Reportagen; die kann man heute noch kaufen; deren Gegner-Geschrei nimmer mehr..
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Miriam
antwortete am 17.06.04 (01:09):
Eine Menge zum Nachdenken, JUSTITIA, zu sehr später Stunde! Aber alles was Du schreibst, da kann man nicht dran vorbei, und sagen - na, dann bis Morgen! Es ist eigentlich schon Bestandteil des Dialoges, über den ich in einen früheren Beitrag sprach , der aber von JULCHEN angeregt wurde. Was mich so bewegt -und Du resümierst es ja viel besser als ich, ist dieses Zwiespältige, dieses Gut-und-Böse nah beisammen, so nah, das die Kathegorisierung fast nichtmehr aufrecht zu erhalten ist. Ich kenne die Reportagen von Hannah Arendt nicht, danke für den Hinweis. Zu empfehlen neben "Bruder Eichmann" (R. Kipphardt) -besser gesagt: vor Kipphardt, sind die Gesprächsprotokolle, die Tag für Tag geführt wurden mit Eichmann während der Haft in Israel (leider ist mir der Name des Offiziers, der die Gespräche führte im Moment nicht gegenwärtig). Merkwürdig, aber auch logisch : wir treffen uns hier, und wo sonst? Beim Kabarett !! Denn all dies, was wir hier nur so kurz streifen können, all das Zwiespältige eben, das uns sicherlich einzeln viel länger beschäftigt, ist nur mit der Distanzierung zu ertragen, die uns eben das Kabarett bietet. Wenn man die Distanz nicht alleine so ganz schafft, muss man sich halt helfen lassen. Gute Nacht und guten Morgen!
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