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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Politische Reife

 14 Antwort(en).

jo begann die Diskussion am 11.06.04 (22:20) :

Im Thema „Europawahl – eine Farce“ (URL unten) stand von einem Diskutanten zu lesen:

„ ...und ich werde wählen gehen. Hierbei wird sich die politische Reife der Europäer zeigen oder eben auch nicht zeigen.“

Da habe ich mich gefragt, was politische Reife eigentlich ist und welches die Kriterien sind, mit denen jemand nachweist, daß er politisch reif ist. Aus der zitierten Äußerung muß man im Umkehrschluss herauslesen, daß diejenigen, die nicht zur Europawahl gehen, die politische Reife noch nicht erreicht haben.

Man weiß jetzt schon, daß in den Niederlanden die Wahlbeteiligung bei 39,1% lag – sind dort also 60,9% politisch unreif? Sind diejenigen politisch unreif, die nach eingehender Überlegung dieser Veranstaltung fern bleiben, bei der es – im Falle Deutschland – wie gehabt um Stoiber, Merkel, Müntefering, Westerwelle, Fischer geht – und keineswegs um Europa? Wie aus Großbritannien auch jetzt schon bekannt um die Irakpolitik der gegenwärtigen Regierung und ebenso wenig um Europa?

Also, ich finde es schon etwas arrogant, diejenigen implizit als politisch unreif zu bezeichnen, die dem Herdentrieb an die Wahlurnen nicht folgen, sondern sich ihr Teil dazu denken und ihre nicht-konformen Schlüsse daraus ziehen, die sich in einer Nicht-Beteiligung niederschlagen.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/threads6/thread1738.php


kleinella antwortete am 11.06.04 (22:39):

Bei uns in Sachsen werden am Sonntag auch die Stadt- und Gemeindeabgeordneten gewählt. Ich habe für mich entschieden, mich an der Wahl nicht zu beteiligen.
Nun hat man mich darauf hingewiesen, daß es besser sei, man geht zur Wahl, macht aber den Stimmzettel ungültig, damit ist man als Wähler gezählt, auch wenn es keine Stimmen gibt.
Da im Herbst hier der Landtag gewählt wird, werde ich bis dahin darüber nachdenken und vielleicht doch gehen.


ricardo antwortete am 11.06.04 (22:40):

Jo
Aber man kann umgekehrt ja auch nicht sagen, daß die Nichtwähler die Reiferen sind!
Sie kommen sich aber vielleicht so vor.
Möglicherweise muß sich die europäische Verwaltung und das Parlament den Menschen erst einmal näher bringen und beweisen, daß es sich nicht nur um eine zusätzliche Bürokratie handelt.
Das dauert noch!


Karl antwortete am 11.06.04 (23:23):

Das europäische Parlament wird durch die vielen Nichtwähler geschwächt. Das will ich nicht, ganz im Gegenteil, ich möchte ein starkes europäisches Parlament, das ein demokratisches Gegengewicht zur Kommission bildet. Ich bin davon überzeugt, dass die meisten Nichtwähler auch nicht explizit das europäische Parlament schwächen wollen. Viele denken einfach nicht so weit. Arroganz hin, Arroganz her, das ist meine Meinung.


greisi antwortete am 12.06.04 (01:07):

Europäisches Parlament und Kommision machen Gesetze und Vorschriften, die, da sie ziemlich zügig in jeweiliges nationales Recht abgebildet werden müssen, unser aller Leben viel mehr beeinflussen als uns wahrscheinlich bewusst ist.

Das Parlament ist eine der wenigen Zugänge zu diesen Vorgängen, die uns über die gewählten Parlamentarier offen stehen. Es ist also geradezu immens wichtig sich über die Ziele der Kandidaten zu informieren; diejenigen, welche man für fähig hält zu wählen und sich auch ansonsten einzumischen.
Warum nicht bei den vielen Entscheidungen die in Europa gefällt werden, die Parlamentarier kontaktieren und den eigenen Vorstellungen ihnen gegenüger Ausdruck geben.

Wäre das nicht generell eine Idee für den ST, die politische Reife der hier versammelten Gemeinschaft zu zeigen und hin und wieder einen Europa- oder/und Bundestags- Parlamentarier in einen moderierten Chat einzuladen.


julchen antwortete am 12.06.04 (06:40):

Einen Wahlzettel ungueltig zu machen, oder nicht
zu waehlen, ist ein Privileg wegzuschleudern, welches
gute 80% der Weltbevoelkerung gar nicht haben.


trux antwortete am 12.06.04 (09:17):

Nicht die geringe Wahlbeteiligung an sich ist zu beklagen, sondern die Ursache, die dazu geführt hat.


jo antwortete am 12.06.04 (10:56):

Wenn ich mich recht erinnere - Julchen mag mich berichtigen - liegt die Beteiligung bei der Wahl immerhin des US Präsidenten bei rund 50%. Da kann eine niederländische Beteiligung von 39% bei der Wahl eines unbekannten, abstrakten Molochs sogar noch respektabel aussehn.

"Das Interesse ... ist ... gleich Null. Auch der Wahlkampf ist nicht europäisch gewesen. Nationale Themen standen in allen Ländern im Mittelpunkt" - das schreibt die Pforzheimer Zeitung sehr treffend.


mimosa antwortete am 12.06.04 (13:17):

Politische Reife hin oder her, " nichtwählen" ist die schlechteste Alternative.....


Tobias antwortete am 12.06.04 (13:30):

Da bin ich ganz deiner Meinung Julchen und stimme dir voll zu. für mich ist die Wahlfreiheit das Fundament einer freiheitlichen Demokratie.

Jo, ist es denn bei uns bei den Landtagswahlen nicht genau so. Wir wählen einen Landtag egal wo immer und die Bundespolitik steht wie jetzt in Thüringen vorne an. Erst in zweiter Linie spielen die Landesangelegenheiten eine Rolle. In der nun grösseren Gemeinschaft wird es wohl in den nächsten Jahren auch so bleiben. Dies ist schade aber leider noch nicht zu ändern. Zum Wahlverweigerer macht mich dies jedoch nicht.


julchen antwortete am 13.06.04 (06:56):

Widerspreche Dir keineswegs, Jo, niemand hat je
behaupted dass die guten US of A nur von Schlaumeiern besiedelt sind!!!

@ Trux...
....Nicht die geringe Wahlbeteiligung an sich ist zu beklagen, sondern die Ursache, die dazu geführt hat....

.....und was hat dazu gefuehrt, dass man allgemein der
Meinung ist, dass die Regierung stinkt und macht
sowieso was sie will?...................geringe Wahlbeteiligung...........!

Man kann da einen Esel nicht fuer ein Pferd verkaufen, sozusagen.

Danke Tobias - geh waehlen - jede Stimme koennte
den Unterschied machen!


lielo antwortete am 13.06.04 (09:54):

Schrecklich irritierend dieser Stil und plump!


hugo1 antwortete am 13.06.04 (11:53):

,,wenn jemand die Menschen hier bei uns (damit meine ich die Neuen BL) auffordert durch Nichtwählen seinen Protest bei der gegenwärtigen Regierungsriege loszuwerden, dem Seiner politischen Einstellung würd ich skeptisch gegenüberstehen.
In den ca 60 Jahren vor der "Wende" gab es eigentlich keine richtigen demokratischen Wahlen. Es gab mehr oder weniger nur eine Stimmabgabe für die Kandidaten einer einzigen bzw gemeinsamen politischen Denk-und Handelnsrichtung.
Da spielte es absolut keine -den Wahlausgang beeinflussende- Rolle, ob man hinging oder nicht, das Ergebnis stand im Vorhinein schon fest.
Es konnte nur noch auf die Beteiligung eingewirkt werden und ein klein wenig (falls man sich tatsächlich traute den Wahlschein ungültig zu machen) dem eigenen Ärger Luft zu machen.
Diesen Zeiten möchte ich durch Wahlverzicht keinesfalls nachtrauern.
Heutzutage muss eine Wahl keine Farce mehr sein.
Die lt. Grundgesetz verbürgte Demokratie hat zwar an allen Ecken und Enden tatsächlich noch viele Ecken und Kanten aber sie gibt jedem Bürger die -wenn auch kleine - Möglichkeit etwas Einfluss auf die Geschicke seiner Umgebung, seines Landes und neuerdings sogar Europas zu nehmen.
Weshalb sollten wir diese kleine Minimacht auch noch aus der Hand geben.?
Wenn ich schon zu faul, zu träge und zu uninteressiert bin an den Wahlkampfterminen den Kandidaten etwas auf den Zahn zu fühlen und ihre poltische und sonnstige Richtung auszuloten (trifft leider auch auch meine Wenigkeit z.T. zu ) dann lass ich mirs nicht so ohne weiteres nehmen, die Kreuze dort zu setzen , wo ich die für mich beste Politik erwarte. *g*


greisi antwortete am 14.06.04 (01:29):

Ich glaube es genügt noch nicht nur zu wählen und die Wahlkampftermine sind eher Heuchelei.
Demokratie bedeutet doch auch vor allem beständig, bei allen Theman dabei zu sein. Die Wahlen alle paar Jahre dienen doch nur dazu "Personalentscheidungen" zu treffen. Ansonsten sollte in einer reifen Gesellschaft alle an allen Entscheidungen beteiligt sein und das geht nur über ein permanentes sich Einmischen.
Es ist etwas falsch wenn die Parteien, sich zu elitären Clubs für Machtausübung verwandeln.
Auch liegt es nicht jedem sich einer Partei anzuschliessen. Denn dort geht es um den Erfolg der eigenen Partei. Sollte es denn nicht eher um die Findung der besten Lösungen gehen?
Also ich glaube es wäre eine gute Sache ein Medium der gesellschaftlich-politischen Sacharbeit zu bilden, welches die Parlamentarier, die ja eigentlich im Auftrag der Wähler entsandt wurden, regelmässig auf den Zahn fühlt und dazu z.B. diese auffordert hier mit uns über unsere Themen zu parlieren.


julchen antwortete am 14.06.04 (05:10):

Hallo Greisi..

...Es ist etwas falsch wenn die Parteien, sich zu elitären Clubs für Machtausübung verwandeln.
Auch liegt es nicht jedem sich einer Partei anzuschliessen.....

Genau auf den Punkt gebracht.
Aber in Ruhe gelassen entwickeln sich Parteien zu elitaeren Clubs, zwecks Macht Ausuebung.
Leider waehlen zuviele Waehler ihre "Clubs" und deren
Star Representanten, anstatt in Erwaegung zu ziehen
WER ihren zukuenftigen Idealen entspricht und
von denen man hofft, dass sie Ihre Wahlversprechen halten werden - egal zu welchem "Club" diese gehoeren.