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THEMA: Martin Walser: Bilderkrieg
1 Antwort(en).
iustitia
begann die Diskussion am 06.06.04 (10:28) :
Martin Walser zeigt sich wieder von einer anderen Seite, die ich auch hier im ST anzeigen will: Passagen aus dem lesenswerten Essay "Der Bilderkrieg"; gedruckt im SPIEGEL:
URL: https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,300015,00.html
Walser zitiert den US-Senator Durbin:
"Ich konnte irgendwann nicht mehr hinsehen." Wer versteht das nicht! Unsere Politmoral-Intellektuellen glauben offenbar noch, man könne auf der richtigen Seite sein. Ich halte das für einen Wunsch, der nach dem Kindergarten nicht mehr erfüllt werden kann. Von irgendeinem Drecksgeschäft profitiert jeder. Trotzdem: Jedem Krieg die Zustimmung verweigern, keine Gründe finden, einen Krieg zu rechtfertigen, das müsste noch drin sein. * Zu befürchten ist aber jetzt schon, dass die Folgen dieser Folter-Foto-Orgie nicht wieder gutzumachen sind. Die niederen Dienstgrade, die da fotografierten oder fotografiert wurden, werden bestraft, und die Chefs sind stolz darauf, dass sie einen Staat befehligen, in dem dergleichen regelrecht bestraft wird. Aber selten dürfte eine Tat so wenig nur dem Täter aufzuladen sein wie bei dieser Knipserei. * Mit Bildern wird Rache geübt für Bilder. Dass auf den Bildern jeweils Menschen sterben, geht im Furor unter. Unsere immer mit dem Weltgeschehen vereinten Vernünftigen: Wo gehobelt wird, fallen Späne. Und, bitte, in den USA werden die Täter abgeurteilt. Richtig. Der Rechtsstaat ist kein leerer Wahn. Da können Rumsfeld und Konsorten noch so schöne Sarkasmen loslassen über die Genfer Konvention, die vorschreibt, wie Kriegsgefangene behandelt werden sollen. Der Genfer Konvention fehlt aber nach den neuesten Erfahrungen der Zusatz: Wer im Bild festhält, wie einem Menschen Gewalt angetan wird, hat dieselbe Strafe verdient wie der, der die Gewalt verübte. * Es gab einmal gemütlichere Kriege. Goethe, 1792, nach der Kanonade von Valmy, stolz zu seinen das Alte gegen das Neue verteidigenden Kombattanten: "Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen." Wenn die Abbildnerei nicht geächtet wird, so geächtet, dass auch das Anschauen solcher Bilder zur Schande wird, wenn also weiter mit Bildern derartig Krieg geführt wird, dann können die Amerikaner für sich buchen, eine neue Epoche der Weltgeschichte eröffnet zu haben. Ob sie stolz darauf sein werden, dabei gewesen zu sein, hoffe ich, bezweifeln zu können. (...) * Soweit Walser, zitiert, er ist immer wieder ein Überraschungsfaktor in unserem Kulturleben. Sein neuer Roman erscheint in den nächsten Tagen bei Rowohlt.
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,300015,00.html
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Medea.
antwortete am 06.06.04 (12:06):
Sagte ich doch:
Martin Walser in eine bestimmte Schablone zu pressen, wird dieser Persönlichkeit nicht gerecht.
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