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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Befehlshaber der US-Streitkräfte war bei Folter dabei

 13 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 23.05.04 (10:45) :

Was um alles in der Welt können die Bushies noch lesen heutzutage? Nun sind selbst die bürgerlichen Zeitungen unterwandert und melden, dass General Sanchez beim Foltern dabei war, zwar im Konjunktiv, aber immerhin.

Nur Sarkasmus als Schutzreaktion lässt mich das noch ertragen.

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2004/05/23/281847.html


iustitia antwortete am 23.05.04 (12:22):

Ja, nun! Wer sich und seine Leute vor dem Erwischtwerden oder der Verurteilung wg. Folter und Misshandlung schützen will - aber nur vor dem Gericht in NL, der hat ja die Absicht, solche ausüben zu lassen, gewohnheitsmäßig. Und die Micker-Angestellten und Abhängigen (vgl. Albert Einsteins Definition der Soldaten mit ihrem Rückgrat) tun es nur auf Befehl oder im vorauseilenden Gehorsam und auf Belohnung hin.
Und die angestellten Spezialisten aus Texas weden vor kein Militärgericht kommen; auch in Texas vor kein öffentliches Gericht.
*
Der Konjunktiv ("sei") im Bericht gibt ja nur die Wiedergabe in der indirekten Rede an, nicht eine Distanzierung von der Aussage.


rolf antwortete am 24.05.04 (00:05):

Lt. Pro7-text unternimmt Rumsfeld was gegen die Folter:
Er verbietet den Soldaten im Irak die Benutzung von Foto-handys, Digitalkameras und Camcordern.
Wo nichts mehr aufgezeichnet wird, passiert auch nichts - oder?


schorsch antwortete am 24.05.04 (09:18):

...hab ich doch schon gesagt: Nicht die brutalen Folterer will man bestrafen, sondern jene, die es per Fotos und Videos an den Tag bringen.


BarbaraH antwortete am 24.05.04 (09:52):

Man glaubt es kaum, aber es ist tatsächlich so: geprügelt werden die, die die aufklären wollen und nicht die Verantwortlichen.

Über den "Endlosen Krieg, endlosen Strom..." der Fotos ist heute ein interessanter Artikel in der Süddeutschen Zeitung zu lesen. Darin heißt es u.a.:

>>James Inhofe aus Oklahoma, republikanisches Mitglied des Streitkräfteausschusses im Kongress:
¸¸Diese Gefangenen sind nicht wegen der Übertretung irgend einer Verkehrsregel eingesperrt. In Zellenblock 1-A oder 1-B werden Mörder festgehalten, Terroristen und Aufständische. Viele von ihnen haben wahrscheinlich amerikanisches Blut an ihren Händen kleben, und wir machen uns hier verrückt wegen der Behandlung dieser Individuen." An alledem sind natürlich ¸¸die Medien" schuld. Meist werden sie ¸¸die liberalen Medien" genannt. Sie provozieren zu weiterer Gewalt gegen Amerikaner überall auf der Welt. ¸¸Sie" werden sich revanchieren. Noch mehr unserer Landsleute werden sterben. Wegen dieser Fotos.
(...)
Der entscheidende Antrieb, die Aufnahmen unter Verschluss zu halten, rührt indes von den Bemühungen her, die Bush-Administration zu schützen und die Misswirtschaft der Amerikaner im Irak zu vertuschen. Empörte Äußerungen über die Fotos sollen künftig mit einer Kampagne zur Untergrabung amerikanischer Militärmacht und ihrer derzeitigen Ziele gleichgesetzt werden......
Wer trotzdem weiterhin neue Folter-Fotos verbreitet und damit dem Ruf und dem Image Amerikas schadet, wird sich zunehmend dem Vorwurf aussetzen, unpatriotisch zu sein.<<

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.118, Montag, den 24. Mai 2004 , Seite 14
Endloser Krieg, endloser Strom . . .
Deutsch von Eva Christine Koppold


iustitia antwortete am 25.05.04 (09:59):

Ich glaube den US-Verschwörungstheoretikern ja noch immer nicht...!
Was alles als Mief, Lüge, Betrug, Machtintrigen seitdem bekannt wurde - in solch einem Milieu wie in Bushs Cäsarentum ist das wohl eine fast verständlilche Reaktion auf schlimme Bedingungen.
Wie viele Toten gab es eigentlich shcon auf Kuba, in Guantanamo?
Oder sind dort die Ärzte doch noch human verpflichtet, dass sie die Folter und den Schwindel auffliegen lassen würden, wenn er so praktiziert würde in Saddams Marter-Gefängnis?
Oder wird dort kontrolliert, dass keine privaten Aufnahmen gemacht werden können...?
(An "Privat Paula", den geschundenen Kerl - aus dem US-Film "Full Metal Jacket" denke ich oft. Wieviele dieser Gutwilligen, Überforderten, die gemobbt werden und die durchdrehen, die sich selbst umbringen - gibt es da?)


Wolfgang antwortete am 25.05.04 (10:45):

Es wird gemunkelt, dass General SANCHEZ demnaechst abgeloest werden wird. Ein Oberbefehlshaber, der persoenlich die Folter angeordnet haben soll und sogar bei Folterungen dabeigewesen sein soll, sei nicht mehr zu halten.

Dann wird eine andere Charaktermaske Oberbefehlshaber.

Der wird es geschickter anstellen.

Der Austausch wird also wenig nuetzen... Gegen amerikanische Folterer und ihre Folterungen hilft nur eins: Die US-SoeldnerInnen muessen nach Hause gehen.


mart antwortete am 26.05.04 (00:01):



Aussagen von Verteidigern wie von Angeklagten sind mit entsprechender Vorsicht zu begegnen,
insbesondere wenn es sich um die von einem Verteidiger veröffentlichte Erklärung eines Militärpolizisten handelt, der diese Aussage im Gegengeschäft mit einer Immunität seinerseits zu Protokoll gegeben hat.



Deshalb müßte die Überschrift dieses Themas auf jeden Fall und mindestens ! mit einem Fragezeichen versehen sein.

Das würde jedenfalls eine seriöse Berichterstattung erfordern.

Im Verlauf des Gerichtsverfahren wird sich hoffentlich die Anwesenheit des Befehlshaber der US-Streitkräfte bei der Folter beweisen oder nichtbeweisen lassen. So schwierig dürfte das doch nicht sein.

Bis dahin müßte auch für diesen Herrn, der auf den Folterfotos und -videos nicht aufscheint, die Unschuldsvermutung gelten.


Wolfgang antwortete am 26.05.04 (02:11):

Es ist so gekommen, wie ich es in meinem vorigen Beitrag darstellte... Der Oberbefehlshaber der US-SoeldnerInnen in Irak, General Ricardo Sanchez, soll im Sommer abgeloest werden. Das bestaetigte das Pentagon. Gegen den General waren Vorwuerfe erhoben worden, er habe foltern lassen und sei sogar selbst beim Foltern dabeigewesen.

Eine neue Charaktermaske ist bereits ausgekuckt: Neuer Oberbefehlshaber soll General George Casey werden.

Der Krieg (und damit das Morden, Totschlagen, Foltern und Rauben) wird weitergehen.


mart antwortete am 26.05.04 (08:51):

Die Vorwürfe wurden bisher einzig von einem allein erhoben, dem für seine wahrscheinliche Beteiligung an Folterungen Straffreiheit zugebilligt wurde.

Mit solchen Aussagen sollte vorsichtig umgegangen werden - und es wird sich sicherlich bestätigen oder widerlegen lassen.

Die Abberufung (oder Suspendierung) des Oberbefehlshaber ist sicherlich notwendig und richtig, da unter ihm diese Folterungen stattgefunden haben.

Bis zum Beweis, daß er aber persönlich an Folterungen teilgenommen hat, muß auch hier das rechtsstaatliche Prinzip der "Unschuldsvermutung" gelten.


schorsch antwortete am 26.05.04 (11:43):

@ Wolfgang: "...Es wird gemunkelt, dass General SANCHEZ demnaechst abgeloest werden wird. Ein Oberbefehlshaber, der persoenlich die Folter angeordnet haben soll und sogar bei Folterungen dabeigewesen sein soll, sei nicht mehr zu halten..."

Vermutlich wird er nicht deswegen abgelöst, sondern deshalb, weil er nicht verhindern konnte, dass Fotos und Videos der Folterungen an die Öffentlichkeit kamen....


Wolfgang antwortete am 26.05.04 (12:48):

Wie auch immer, Schorsch... Die eine Charaktermaske (namens Sanchez) geht, die andere Charaktermaske (namens Casey) kommt. Das System (und damit die treibende Kraft fuer Mord, Totschlag, Folter und Raub) aber bleibt.

Es ist der westliche 'american way of life', genauer, seine wirtschaftliche Basis, seine schnell wachsende, verschwenderische und Menschen und Natur zerstoerende Produktion und Konsumtion, sein unstillbarer Hunger nach Oel, das die dafuer noetigen kriegerischen, mordenden, totschlagenden, folternden und raubenden Charaktermasken immer wieder neu und in hinreichend grosser Zahl hervorbringt.


BarbaraH antwortete am 02.06.04 (23:41):

Aufklärung des Folter-Skandals auf amerikanisch:

>>Der US-General, der während eines Besuchs in Abu Ghraib im Herbst keine Misshandlungen von Häftlingen feststellte, ist nun oberster Vorgesetzter der eingesetzten Ermittler.
(...)
Ryder wurde während seiner Reise nach Irak am 29. Oktober zum Provost Marshal General befördert, der allen Strafverfolgungseinheiten des Heeres vorsteht. Er ist damit auch Berater der Heeresführung in Fragen der Militärpolizei, die im Zentrum der Ermittlungen steht.<<

Quelle: Frankfurter Rundschau vom 03.06.04
US-MILITÄREXPERTEN
Interessenkonflikt bei Folter-Ermittlung möglich
https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/nachrichten_und_politik/international/?cnt=447432

Internet-Tipp: https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/nachrichten_und_politik/international/?cnt=447432


schorsch antwortete am 03.06.04 (12:55):

Hei wie die ganze Welt doch lacht,
weil man den Bock zum Gärtner macht.

Doch besser wär doch, würd ich meinen,
man würd ob diesem "Gärtner" weinen!

Schorsch