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THEMA: Amnesty International: Deutschlandbericht 2004 - Folter um die Ecke?
5 Antwort(en).
jo
begann die Diskussion am 22.05.04 (18:09) :
Bei allen Folterberichten der letzten Tage und Wochen - wie wäre es, wenn wir Deutschen - und ich fürchte auch die Bürger anderer Staaten - gelegentlich auch einmal vor der eigenen Haustür kehren würden? Oder passt das nicht ins Konzept?
Hier ein kurzer Auszug aus einem aktuellen Bericht von ai, der zu denken geben sollte - in voller Länge unter der unten angebenen URL nachzulesen (dort: Deutschlandbericht 2004):
'In dem Bericht „Erneut im Fokus“ dokumentiert ai Vorfälle, bei denen Beamte Gefangene getreten, geschlagen und in die Knie gezwungen, ihnen schmerzvoll den Arm oder in Handschellen gefesselte Handgelenke verdreht haben. Einige Opfer erlitten so schwere Verletzungen, dass sie stationär behandelt werden mussten.'
ai bringt es immerhin fertig, nicht voreingenommen eine Seite nach politischem Gusto an den Pranger zu stellen. Wer es mit seiner Entrüstung über Folter ehrlich meint, dem mache ich den Vorschlag, diese Organisation zu unterstützen.
Internet-Tipp: https://www.amnesty.de/
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Wolfgang
antwortete am 22.05.04 (18:19):
Hier ist der direkte Link zum amnesty international (ai) Deutschlandbericht 2004:
https://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/AlleDok/57B2A154F469EEC8C1256E1A00399A5E
Dort ist unter anderem zu lesen:
"Noch immer ist der Anteil von Misshandelten auslaendischer Herkunft bzw. 'auslaendischen' Aussehens ueberproportional hoch – wenngleich auch deutsche Staatsangehoerige deutscher Herkunft in betraechtlicher Zahl Opfer von Polizeiuebergriffen geworden sind."
Und weiter:
"Es ist sehr schwierig, festzustellen, wie viele Klagen wegen Misshandlungen durch Polizisten in Deutschland ueberhaupt die Gerichte erreichen. Noch schwieriger ist es, das wahre Ausmass der Misshandlungen zu ermessen. Das liegt daran, dass sich die deutschen Behoerden beharrlich weigern, aussagefaehige Statistiken über Misshandlungen im Bund und in den Laendern – und ueber die Vorwuerfe darueber – zu erheben. [...]"
Internet-Tipp: https://www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/AlleDok/57B2A154F469EEC8C1256E1A00399A5E
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jo
antwortete am 22.05.04 (18:44):
Wegen der Länge der URL habe ich nur die Hauptadresse von ai zitiert - Seniorentreffler werden wissen, wie man einen Link dann anklickt.
Man kann dann auch gleich sehen, daß deutsche Polizisten gleichrangig neben US Folterern rangieren - wohin zielen also die Diskussionen hier?
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Wolfgang
antwortete am 22.05.04 (19:23):
Ich kann nur fuer mich sprechen... Ich engagiere mich hier, weil ich das Morden und Totschlagen und Rauben und - was dieses Thema betrifft - das Foltern verabscheue. Das ist unabhaengig davon, wo auf der Welt Verbrecher ihre Verbrechen begehen. Es ist auch unabgaengig davon, welcher Herkunft die Verbrecher sind oder welcher Ideologie sie gerade froenen.
Foltern ist ein Verbrechen. Dass ai und andere diese Verbrechen oeffentlich machen, ist grundlegend dafuer, dass etwas getan werden kann fuer die Gefolterten und gegen ihre Folterer.
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BarbaraH
antwortete am 22.05.04 (20:48):
Jeder Fall von Misshandlung und Folter Gefangener muss aufgedeckt und bestraft werden, selbstverständlich auch dann, wenn Deutsche sich strafbar gemacht haben. Daraus jedoch zu konstruieren,
>>Man kann dann auch gleich sehen, daß deutsche Polizisten gleichrangig neben US Folterern rangieren<<
scheint mir doch erheblich übertrieben. Immerhin wurde der Frankfurter Vize-Polizeipräsident Daschner wegen seiner Weisungen zur Anwendung von Folter seinerzeit umgehend zur Rechenschaft gezogen. Außerdem hat hier jeder Gefangene die Möglichkeit, Rechtsmittel gegen Gewaltübergriffe einzulegen.
Die USA hingegen haben sich extra rechtsfreie Räume geschaffen (u.a. Guantanamo), um Folter gegen vermeintliche Terroristen oder "Aufständische" anwenden zu können. Mehrere Gefangene wurden in Länder "zum Verhör" geflogen, in denen Folter praktiziert wird.... und das seit Jahren.
Etwas differenzieren sollten wir schon, meine ich.
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Karl
antwortete am 22.05.04 (21:56):
Ich schließe mich Deiner Meinung an, Barbara.
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