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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Die "demografische Zeitbombe"

 30 Antwort(en).

guenterpaul begann die Diskussion am 13.05.04 (11:10) :

In seinem Beitrag zum Thema “Ist die traditionelle Politik am Ende” vom 09.05.2004 spricht Wolfgang von der “revolution des doppelten alterungsprozesses”. Das hat mich angeregt, dieses Thema zur Diskussion zu stellen.

Einen “doppelten Alterungsprozess” kann ich nicht feststellen. Solange schriftliche Aufzeichnungen zurückreichen, “altert” die Menschheit und zwar aufgrund zunehmender “Lebenserwartung”. Mit anderen Worten, infolge besserer Ernährung, Hygiene, medizinischer Betreuung, Wohnverhältnisse u.sw. konnten die Menschen ihren biologisch gesetzten Lebenszeitraum von – individuell variierend - 90 bis 120 Jahren immer besser auszuschöpfen. Insbesondere sank die Säuglings- und Kindersterblichkeit. So lag die Lebenserwartung in der Antike bei etwa 20 Jahren, erhöhte sich bis zum Mittelalter auf etwa 30, lag um 1840 bei 40 und stieg mittlerweile auf 70 bis 80 Jahre an – natürlich mit territorialen Schwankungen. Damit stieg auch das Durchschnittsalter, “alterte” die Gesellschaft. Das war eine wichtige Bedingung für das Gedeihen der Menschheit, blieben doch so erworbenes Wissen und Können der Einzelnen länger erhalten, konnten besser genutzt und auf nachfolgende Altersstufen übertragen werden.

Wie konnte die Menschheit die wachsende Zahl älterer Menschen verkraften? Auch dem früheren Ableben ging ja eine Phase der Leistungsminderung voraus, in der die jüngere Bevölkerung die Alternden mit versorgen mußte. Das wurde durch die wachsende Produktivität der Arbeit möglich. So entfiel um 1900 auf 12 Erwerbstätige 1 Rentner, 1950 waren es 7 und heute sind es 4. Um 1950 versorgte ein landwirtschaftlich Beschäftigter 14, um 2000 aber 88 Personen mit Lebensmitteln. Bis 2050 sagte die Rürup-Kommission ein Wachstum der Arbeitsproduktivität in Deutschland um 140 % voraus (jährlich 1,80 %), die Herzog-Kommission um 84 % (jährlich1,25 %). Vorausgesetzt, die Steigerung der Arbeitsproduktivität wird verantwortungsvoll in Wirtschaftswachstum umgesetzt und das Ergebnis gerecht verteilt, müßte das eigentlich ausreichen, um die Alterseinkommen ohne Kürzungen zu sichern.

Bei ihren rentenpolitischen Entscheidungen bzw. Vorschlägen berufen sich Regierung und Opposition auf die “10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung” des Statistischen Bundesamtes vom Juni 2001. Sie ignorieren dabei allerdings deren Aussagen, sofern sie nicht in ihre Sozialabbau-Programme passen. - So weist die Statistik ausdrücklich darauf hin, daß die erwerbstätige Bevölkerung nicht nur die Älteren (gemäß tatsächlichem Renteneintrittsalter über 60-Jährige), sondern auch die Heranwachsenden (nach realem Eintrittsalter in die volle Erwerbstätigkeit unter 20-Jährige) versorgen muß. 2001 entfielen auf 100 Erwerbstätige (20 – 60 Jährige) 44 Ältere und 38 Heranwachsende, 1970 waren es 40 Ältere und 60 Heranwachsende. Die Zahl der Älteren ist also leicht gestiegen, die der insgesamt zu Versorgenden infolge des Geburtenrückgangs jedoch deutlich gesunken. Die Bevölkerung im mittleren Alter ist insgesamt entlastet worden.

Die Ursachen für die Probleme der Sozialkassen liegen nicht in der “Alterung” der Bevölkerung, sondern in der gestiegenen Arbeitslosigkeit, der hohen Zahl von Billigarbeitsplätzen und im rückläufigen Realeinkommen der abhängig Beschäftigten, die diese ja allein finanziern müssen. (“Lohnnebenkosten” sind auch statistisch “Arbeitnehmerentgelte”, gehören also zum Arbeitseinkommen der abhängig Beschäftigten, sind keine Wohltaten.) Offenbar haben wir es nicht mit einer demografischen, sondern mit einer wirtschaftspolitischen “Zeitbombe” zu tuen.

Gruß Günter


elsa2 antwortete am 13.05.04 (11:17):

Hallo Günter,


fehlt in deiner Analyse nicht der Babyschwund in der BRD? Die Menschen werden älter, aber es gibt absolut auch weniger Junge. Das ist der doppelte Alterungsprozess speziell unserer Gesellschaft.


ricardo antwortete am 13.05.04 (14:14):

Sicher ist der fehlende Nachwuchs nicht erfreulich, er hängt aber auch zusammen mit dem allgemeinen Pessimismus. was die Zukunft betrifft.

Europa altert besonders deutlich, während Amerika, Asien oder auch Afrika von solchen Problemen weniger betroffen sind.
Wenn Europa seine Krise überwindet, wird es mit Sicherheit auch wieder mehr Kinder geben.Die wirtschaftlichen Probleme sind nicht die einzigen, es hat vielleicht auch mit einem schwachen Glauben zu tun..

Als Großvater von vielen Enkeln weiß ich, wie beglückend Kinder in der Familie sein können und wie sie ihren Optimismus an die Älteren weitergeben.


BarbaraH antwortete am 13.05.04 (15:02):

Es wäre schön, guenterpaul, wenn Du den von Wolfgang verwendeten Begriff erst einmal erklären würdest. Wolfgang schrieb:

>>das ist die revolution des doppelten alterungsprozesses (immer weniger junge muessen immer mehr alte alimentieren, die immer aelter werden).<<

Du schreibst nun: >>Einen “doppelten Alterungsprozess” kann ich nicht feststellen.<<

Ob Du es feststellst oder nicht: Dieser doppelte Alterungsprozess ist nun einmal Fakt.

Du bestreitest ja auch nicht, dass die Alten immer älter werden. Das ist der erste Teil. Anstatt einer Spanne von früher ca. fünf Jahren müssen Alte heute ca. zwanzig Jahre alimentiert werden.

Fakt ist auch, dass unser Land immer weniger junge Menschen hat, die als Nachwachsende diese Alimentierung der Alten übernehmen soll. Dabei ist es angebracht, nicht nur auf die Zahl der Menschen ab 20, sondern bereits ab Geburt zu schauen. Man kann sie zählen, denn sie existieren ja bereits... leider in zu geringerem Maße.

Natürlich könntest Du argumentieren, dass Du die Gruppe der bis 20jährigen durch Einwanderung drastisch aufstocken möchtest. Das wäre zwar sinnvoll, jedoch in der notwendigen Menge kaum machbar.

Außerdem wäre es mehr als notwendig, endlich dafür zu sorgen, dass junge Menschen wieder mehr bzw. überhaupt Kinder in die Welt setzen. Dazu müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Frankreich hat es uns vorgemacht: wenn Eltern ihre Kinder in besten Händen wissen, und das für einen variablen Zeitraum zwischen ganz früh morgens und sehr spät abends, und das auch noch zu tragbaren Kosten, setzen sie auch mehr Kinder in die Welt. Darüber hörst von unseren Politikern jedoch nur einen Satz: nicht finanzierbar.

Ja, und daher tickt in Deutschland die "demografische Zeitbombe" allmählich immer schneller.... immer weniger Menschen im gebärfähigen Alter setzen immer weniger Kinder in die Welt. Das ist eine verhängnisvolle Spirale, von der die Zukunft unserer Versorgung maßgeblich abhängt.


ricardo antwortete am 13.05.04 (16:48):

Die Sache mit der Alimentation hat aber mehrere Seiten.
Ich finde es schlecht, wenn immer von der Abhängigkeit gesprochen wird.
Schon jetzt sorgen die Alten für ihre Rentenzeit mehr vor als früher und haben Versicherungen.
Wir haben bis jetzt die Kinder unterstützt und die Kosten für ihre Versorgung im Kindesalter sowie die Ausbildung mit finanziert.. Ich habe noch keine Unterstützung der Kinder gebraucht.Und schließlich erbt die Generation nach uns große Summen.
In Zukunft müssen die Alten versuchen, noch mehr als bisher unabhängig zu bleiben und möglichst lange im Beruf.Die Versorgung über die Rente wird allein nicht mehr ausreichen.


schorsch antwortete am 13.05.04 (16:50):

Was ich vor einiger Zeit schon mal zu bedenken gab hier:

Es ist ein Unfug immer nur in Geld zu denken, das einmal fehlen wird um die "Alten" zu erhalten. Man sollte eher in "für die Sicherung der Existenz nötige Waren" denken. Diese können nämlich heute schon dank rationellerer Methoden genügend hergestellt werden für die gesamte Bevölkerung. Auch sämtliche Dienstleistungen sind für Alt und Jung in ausreichender Menge vorhanden. Also ist es nur noch eine Frage der Umverteilung der Waren und Dienstleistungen, um das ganze Volk damit zu versehen.

Ein - eingestandenerweise nicht unbedingt aktuelles - Beispiel möchte ich nennen: In Amerika verbrannte man noch vor einigen Jahren Tausende von Tonnen Weizen, weil sie niemand kaufte. Gleichzeitig aber verhungerten innerhalb der Genzen von Grossamerika Tausende von Armen, die kein Geld hatten, sich Brot zu kaufen. Sogar in der Schweiz kippten die Walliser Bauern Tonnen von Tomaten in die Rhone - weil die Produktion so gross (und so teuer) war, dass sie niemand kaufte.......


trux antwortete am 13.05.04 (21:02):

Wir brauchen Arbeitsplätze!!! Zweitens eine Familienpolitik mit Gesicht, die konkret aufzeigt wohin es gehen soll, die uns deutlich macht, was man unter Familie versteht und was man anstrebt. Kinder in Kindergärten und Ganztagsschulen aufwachsen zu lassen kann doch nicht der richtige Weg sein, auch wenn man es immer wieder beteuert. Die Mutter ist durch nichts zu ersetzen.


hugo1 antwortete am 13.05.04 (21:46):

man braucht gar nicht in die Vergangenheit zu schauen , wenns um Vernichtung von Überschusserträgen geht.
Erst gestern hörte ich einen Beitrag über EU Rückgabe für nichtverbrauchte Ernteüberschussvernichtungsstützungsgelder o.ä., da letztes Jahr den Herren in Brüssel die große Dürre hilfreich unter die Arme griff.
Heute sah ich einen Bericht über das Umrigolen von Spargelfeldern zur Stützung des Preises.
,,also wird die oben prognostizierte demografische Zeitbombe sicher nicht für den Hunger in der Welt verantwortlich gemacht werden können.
In der heutigen Zeit sind viele Probleme durch den Menschen Hausgemacht und können auch durch den Menschen mittels vorausschauenden Handelns ( Speichern in Überflusszeiten) gedämpft werden.
,,,übrigens überlege ich mir schon lange, wie ich dieses Nichtkinderkriegenwollen werten soll.
Die Chinesen, denen es ja nachweislich viel übler geht als den deutschen Durchschnittspärchen müssen erst mittels Gesetz und Zwangsandrohung zur Einkindehe verdonnert werden. Da sind doch unser Kinder und Enkel schon viel verständnisvoller und von vorauseilendem Gehorsam geprägt.
Vielleicht sollten wir mal eine Teil unserer Jugendlichen mit Chinesen austauschen,,,,die einen bräuchten dann nicht mehr zwangsweise sich dem enthalten worauf die anderen freiwllig verzichten,,,oder ?? *gg*


schorsch antwortete am 14.05.04 (09:18):

@ trux antwortete am 13.05.04 (21:02):

"...Wir brauchen Arbeitsplätze!!!..."


Wie ich oben schon sagte: "...Man sollte eher in "für die Sicherung der Existenz nötige Waren" denken. Diese können nämlich heute schon dank rationellerer Methoden genügend hergestellt werden für die gesamte Bevölkerung..."

Das heisst im Klartext: neue Arbeitsplätze können nur noch geschaffen werden, wenn man den Konsumenten neue Produkte anbietet. Da aber der Geldbeutel duch das Mehrangebot nicht voller wird, muss man entweder auf diese neuen oder einen Teil der alten Produkte verzichten. Springen aber zu viele Konsumenten auf die neuen Produkte, gehen bei den alten Produkten wiederum Arbeitsplätze verloren.

Fazit: Man kann zwar einen neuen Kuchen backen, dann bleiben vom alten Kuchen aber Stücke übrig - oder anders ausgedrückt: Dann werden bei den alten Produkten Arbeitsplätze überflüssig.....


Wolfgang antwortete am 14.05.04 (10:01):

in einer kapitalistischen wirtschaftsordnung fuerchten die besitzer der produktionsmittel nichts so sehr wie die vollbeschaeftigung (denn die wuerde zu lasten ihrer privaten profite gehen).

derzeit waechst 'unsere' volkswirtschaft maessig und schafft noch mehr produkte. es waechst aber auch, dazu noch schneller, die arbeitsproduktivitaet.

arbeit wird unter diesen bedingungen billig wie dreck. ausserdem gibt es immer weniger arbeitsplaetze. - wie aber von billiger arbeit leben ? wer kommt fuer immer mehr alte auf, die immer aelter werden ? wer alimentiert die wachsende zahl von gar nicht oder gering beschaeftigten ? wie sollen soziale sicherungssyteme halten, die auf relativ geringer arbeitsproduktivitaet, relativ hohem wirtschaftswachstum, vielen arbeitenden und wenigen nach sozialen leistungen nachfragenden beruhen ?

die entscheidende frage lautet: ist eine fuer die 'kleinen' leute akzeptable loesung der krise innerhalb der herrschenden kapitalistischen wirtschaftsordnung und mit der herrschenden politik moeglich ?


ricardo antwortete am 14.05.04 (10:36):

Und in einer "sozialistischen" Gesellschaft fürchtet man die kapitalistische Nachbarschaft wie der Teufel das Weihwasser.

Alle Kapitalisten werden nach Möglichkeit als Verbrecher an die Wand gestellt.
Und mit vor Selbstgerechtigkeit geschwellter Bürokratenbrust liquidiert.
Davon sind wir alle für immer kuriert.
Gottlob!


Wolfgang antwortete am 14.05.04 (11:00):

du musst mindestens 75+ sein, ricardo... die fragen, die nicht nur ich stelle, sind zu beantworten. hast du dennn noch nicht mitbekommen, dass die kalten krieger und ihre sprueche einer laengst untergegangenen epoche angehoeren ?


ricardo antwortete am 14.05.04 (12:40):

76 :-)))))))))))))))


schorsch antwortete am 14.05.04 (16:21):

Alle Kapitalisten werden nach Möglichkeit als Verbrecher an die Wand gestellt.
Und mit vor Selbstgerechtigkeit geschwellter Bürokratenbrust liquidiert.
Davon sind wir alle für immer kuriert.


Was nun: an die Wand gestellt und liquidiert oder für immer kuriert?


hugo1 antwortete am 14.05.04 (20:25):

,,,,,eine innere Stimme sagt mir, das eine sozialistisch geprägte Gesellschaftsordnung unter Leitung ökonomischer, umweltbewußter, humanistischer Experten, (ohne Chance auf Befriedigung selbssüchtiger Interessen durch ständige Kontrolle von unten) und ohne kapitalistische Nachbargesellschaft (die zu selbstzerstörerischer Höchstrüstung zwingt)eine durchaus denkbare und auf längere Zeit funktionierene Variante wäre.


ricardo antwortete am 14.05.04 (22:01):

Wie gut, dass es nur eine innere Stimme ist.
Sagt diese Stimme denn auch, daß Nordkorea nur hungert, weil Südkorea im Überfluß lebt oder wie?


hugo1 antwortete am 14.05.04 (22:33):

hallo ricardo,,,,haste nicht gelesen oder nicht begriffen ?
Nordkorea -und da sind wir uns wohl mal sehr einig , wird bestimmt nicht von "Experten in Sachen Ökonomie" stark beeinflusst geschweige denn regiert.
,,übrigens ,,auch wenn ich dem Castroregime in Kuba nicht sonderlich viel Sympathie entgegenbringe, bin ich trotzdem der Meinung das den Kubanern bei Zugang zu normalen Welthandelsbedingungen und Wegfall des politisch motivierten USA-Embargos wirtschaftlich nicht das Wasser bis an den Hals stehen würde.


schorsch antwortete am 15.05.04 (09:45):

Auch der Kommunismus Castros ist nicht das, was der Kommunismus eigentlich vorgibt zu sein, nämlich die Herrschaft des Volkes. Aber Castro hats immerhin geschafft, dass in Cuba niemand verhungern muss - ganz im Gegensatz zu Nordkorea.


ricardo antwortete am 15.05.04 (10:17):

Und wie steht es mit den KZ in Kuba?
Freiheit der Meinungsäußerung?
Fehlanzeige!
Nö, da interessiert zur Zeit nur das Gefängnis von Guantanamo.


hugo1 antwortete am 15.05.04 (11:09):

,,,,da wär ich mir nicht so sicher ricardo, das die Gefängnisse auf Kuba den Status eines Konzentrationslagers so gut erfüllen wie das US-amerikanisch geführte auf der Südspitze dieser Insel.
wußtest Du eigentlich, das das Wort, der Begriff Konzentrationalager KZ tatsächlich eng mit Kuba (oft Cuba geschrieben)in Verbindung steht ?
Die ersten KZ dieser Art sollen dort von der damaligen spanischen Kolonialmacht eingerichtet worden sein.
Ist jedoch schon über hundert Jahre her und dadiert lange vor Castros Geburt.
(damals sollen über 400 000 Bauern in gesicherten Lägern interniert gewesen sein)
,,und der Herr Busch ist ja sowieso gerade dabei, der kubanischen Staatsmacht (leider dabei auch zgT. der Bevölkerung) mit beiden Händen die Gurgel weiter zuzudrücken.
Da werden wir ja bald nach der Kapitulation und der Wiederbesetzung dieses wunderschönen Landes (und für amerikanische "Alteigentümer, Investoren ein Leckerbissen zur persönlichen Bereicherung")
über die entsprechende Presse großformatig über die "grausame Behandlung " von fluchtwilligen Kubanern usw mit Wahrheiten, Halbwahrheiten und Lügenmärchen bestens informiert werden.
,,sicher bin ich davon überzeugt das in Kuba viele (und da besonders viele Journalisten welche nicht systemkonform berichteten) menschenrechtswidrig gehaltene Gefangene existieren.
Dies jedoch als Entschuldigung und Vergleichsmasstab für anderweitig begangene oder gerade durchgeführte Praktiken der Gefangenenhaltung anzubringen würden wir doch sicher als abwegig betrachten,,,oder ?
Zumal diese Zeitbombe (Kuba :"wie lange noch nichtkapitalistisch") demografisch -siehe Thema oben-nicht sehr relevant sein wird.


Wolfgang antwortete am 15.05.04 (21:10):

die 'demografische zeitbombe' ist natuerlich nur eine 'zeitbombe', da hat guenterpaul recht, weil sie von den merkels + stoibers + schroeders et al. - den politischen statthaltern der wirtschaftlich maechtigen - instrumentalisiert wird, um den 'kleinen' leuten das geld aus der tasche zu ziehen, bzw. um ihnen immer weniger geld zukommen zu lassen.

in einer gesellschaft, die ueber eine hohe arbeitsproduktivitaet verfuegt verbunden mit einer enormen wirtschaftskraft, braucht man nicht sehr viele menschen, die arbeiten. allerdings muesste das von allen erwirtschaftete sozialprodukt auch auf alle und gerecht verteilt werden... wenn, wie jetzt, wenige, die 'grossen leute', sich praktisch den gesamten wirtschaftliche zuwachs unter den nagel reissen, bleibt fuer viele, fuer die 'kleinen leute', nichts oder nicht mehr viel uebrig.

sie muessen dann immer mehr arbeiten und werden immer aermer dabei.


ricardo antwortete am 15.05.04 (22:11):

Wolfgang
Bist du ein kleines Leut?


guenterpaul antwortete am 17.05.04 (11:27):

Hallo Freunde,
daß die “jüngere” Bevölkerung immer mehr Ältere zu versorgen hat, liegt in erster Linie an der zunehmenden Lebenserwartung, also daran, daß die Menschen “immer älter” werden. Das wollte ich in meinem ersten Beitrags darstellen. Bei einer mittleren Lebenserwartung von 40 Jahren ist die Anzahl der 40- bis 100- Jährigen niedriger als bei einer Lebenserwartung von 60. Klar ist auch, daß bei wachsender Lebenserwartung und dadurch wachsendem Altersdurchschnitt die Anzahl der Menschen im “mittleren” (Leistungs-) Alter zunächst ebenfalls wächst, was die Belastung der Jüngeren dämpft. Dieser Effekt verringert sich, wenn sich die Lebenserwartung der natürlichen Altersgrenze (90 – 120 Jahre) annähert.

Hohe Geburtenzahlen verzögern, geringe beschleunigen die Alterung der Gesellschaft. Gegenwärtig sind sie weltweit rückläufig. Die Durchschnittswerte lagen 1981 bei 3,7, 2001 bei 2,8 Geburten/Frau. Setzt sich dieser Trend fort, stagniert das Bevölkerungswachstum im Weltmaßstab ab 2050 und wird rückläufig. Die Gefahr einer “Übervölkerung”, die in den 90er Jahren für Aufregung sorgte, wäre gebannt. Der weltweite Geburtenrückgang zeigt, wie schnell sich Trends ändern können und wie ungenau langfristige Voraussagen sind.

Ursachen des Geburtenrückgangs sind einerseits das gewachsene Selbstbewußtsein der Frauen, die selbstbestimmter als früher über ihr Leben entscheiden. Insofern dürfen wir zurecht von einer revolutionären Entwicklung sprechen. Andererseits wirken auch negative Einflüsse wie Aids , soziale Unsicherheit, später Eintritt ins Erwerbsleben, die Doppelbelastung der Frauen.

Besonders dramatisch ist der Geburtenrückgang in der BRD. Seit mehr als 20 Jahren werden nur etwas mehr als 1,3 Kinder/Frau geboren. Da in den ostdeutschen Ländern, die Geburtenzahl bei 1,9/Frau lag, entspannte sich die Lage nach deren Anschluß etwas. Sie gleicht sich allerdings sehr schnell der der alten Bundesländer an, wird aber, soweit voraussehbar, deren niedrigen Stand erst 2011 erreicht. Die infolge fehlender Arbeitsplätze sehr hohe Abwanderung junger Leuten beschleunigt trotzdem die Alterung der Bevölkerung in den neuen Bundesländern.

Neben den im ersten Beitrag genannten Ursachen werden die Probleme der Sozialkassen dadurch verschärft, daß die Jahrgänge des “Babybooms” (1950 bis 1965) an das Rentenalter heranrücken. An und für sich würde sich das erst zwischen 2010 und 2015 auswirken und nach 2030 abklingen. Weil aber nur noch die Hälfte der 50- bis 60- Jährigen Arbeit findet, treten die Folgen schon jetzt ein.

Ein neues “Familiensurvey” des Deutschen Jugendinstituts weist nach, daß wirtschaftliche Sicherheit der Familie und gegenseitiges Vertrauen der Ehepartner die Kinderzahlen positiv beeinflussen. In Frankreich haben familienpolitische Maßnahmen, die mehr wirtschaftliche Sicherheit geben, die Geburtenzahlen zwischen 1993 und 2000 von 1,65 auf 1,88 gesteigert. Die hohen Beitragszeiten und höheren Kinderzahlen ostdeutscher Rentnerinnen deuten in dieselbe Richtung. - Alles weist darauf hin, daß die wirkliche “Zeitbombe” in der Wirtschaft und der ihr dienstbaren Politik tickt. Vollbeschäftigung und Steigerung der Kaufkraft der Bevölkerung durch Erhöhung der Einkommen der abhängig Beschäftigten sind Voraussetzung für die Nutzung des Produktivitätszuwachses und damit für eine gesunde wirtschaftliche und soziale Entwicklung.

Gruß Günter

Internet-Tipp: https://verdi.de/wirtschaft


ricardo antwortete am 17.05.04 (17:15):

Günter du hast recht, die Familien wurden durch die Achtundsechziger ziemlich in die Enge getrieben und jetzt erkennt man schmerzlich wieder von Neuem ihre Bedeutung.
Wir werden es noch lange zu spüren bekommen, daß die moralische Orientierung verloren ging, seitdem sich die Religion in die Beliebigkeit verflüchtigte.
Natürlich hat auch die Kirche, wie jede von Menschen gemachte Einrichtung großes Unrecht begangen.
Aber ich glaube es ist an der Zeit, daß eine Rückbesinnung auf die Bedeutung der Institution erfolgt. Der Islam bezieht einen großen Teil seiner Kraft aus dem Glauben, und wir einen großen Teil unserer Schwäche aus unserer Beliebigkeit.
Meine Kinder haben sich solchen Gedanken wieder genähert, ohne jede Einflußnahme der Eltern.


Wolfgang antwortete am 17.05.04 (23:18):

was fuer ein g'schmarre... die 'moralische Orientierung' die angeblich 'verloren ging'... 'die Religion', die sich angeblich 'in die Beliebigkeit verfluechtigte'. *groehl*

und, wer denn sonst, die 'Achtundsechziger' sollen dran schuld gewesen sein. *lautgroehl*.

o weh, ricardo, auf der hoehe der zeit bist du wirklich nicht mehr. ;-)


seewolf antwortete am 18.05.04 (02:36):

Ricardo -

ein "Lautgroehler" kann zwar laut gröhlen, aber niemanden wirklich beeindrucken, nicht wahr !


pilli antwortete am 18.05.04 (09:06):

wirklich niemand seewolf ???

mich schon :-) und zwar in ganz besonderer art!

es ist die art und weise...wie Wolfgang durch seine politischen beiträge mir andere bisher noch nicht gekannte sichtweisen vorstellt.

es ist die art und weise wie Wolfgang m.e. jedem noch so dilettantischem argument zeit und geduld widmet und nicht erlaubt, dass die bedeutung der worte an wahrheit verlieren.

es ist die art und weise...wie Wolfgang Diktatoren die grenzen zeigt.

es ist aber vor allem die art und weise...wie Wolfgang das "Denken" zum genussmittel anbietet...

"Denken ist Lebens- und Genussmittel" (Bert Brecht)

schade seewolf, dass du bei deiner überlegung nicht berücksichtigt hast, wie selten Wolfgang gegrinst oder gegröhlt hat...die wenigen male, die ich lesen durfte...da schien es mir mehr als angebracht zu sein.

und auf den schmarren zu den 68er...na...da habe auch ich laut gegröhlt...du nicht?

:-)


mart antwortete am 18.05.04 (10:34):

Gewogen und zu leicht befunden

:-)


pilli antwortete am 18.05.04 (10:59):

auch flachwurzelnden forenschreiberinnen haben eine chance und es ist meiner ansicht nach erlaubt, von der leichteren in die schwere gangart zu wechseln...

auch ein verdienst, insbesondere von Wolfgang...aber auch anderen, dass ich vergass zu erwähnen...danke mart für die hilfestellenden und gewichtigen worte :-)


ricardo antwortete am 18.05.04 (17:24):

Hallo Seewolf
Die Lautstärke einer Bemerkung ist nicht entscheidend für den Wahrheitsgehalt.
Gottseidank.


guenterpaul antwortete am 19.05.04 (11:25):

Liebe Freunde,
die Frage nach einem neuen sozialistischen Ansatz wollte ich gar nicht stellen – obgleich sie sich natürlich von selbst stellt. Ich denke, um an einen solchen Ansatz heranzukommen, müssen wir uns zuerst über die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten der gegenwärtigen spätkapitalistischen Verhältnisse klar werden. Dann wird deutlicher, worum es geht. ... Deshalb zurück zum Renten-, sollten wir vielleicht besser sagen “Rentner-” Konzepten von Bundesregierung und Opposition.

Es ist schon tollkühn, die zweifellos über 50 Jahre hinweg vorausberechenbare demografische Entwicklung politischen Entscheidungen zugrunde zu legen. Vorausberechnungen können nur bekannte Trends berücksichtigen. Wer konnte beispielsweise 1900 vorausssagen, daß es innerhalb der nächsten 50 Jahre zu zwei Weltkriegen kommen würde, die alle Vorausschau zunichte machten. Wer hat 1950 den Babyboom und seinen abrupten Abbruch Mitte der 60er Jahre vorausgesehen, die Massenzuwanderung aus Süd- und Osteuropa bis hin zur Türkei, die 40-jährige Existenz zweier deutscher Staaten und deren – auch demografisch – unterschiedliche Entwicklung? Wer will jetzt sicher voraussagen, wie sich die EU entwickeln und welche demografischen Folgen das haben wird? ... Natürlich kann und soll man rechnen und zwar immer wieder neu, um neue Trends zu erfassen. Die sozialpolitische Entwicklung halbwegs zuverlässig planen, kann man aber nur über kürzere Zeiträume hinweg. Zudem lassen sich die Trends zumindest teilweise politisch beeinflussen und verändern (Vgl. Frankreich). Zu der Lebensdauer der letzten Vorausberechnungen habe ich mich schon geäußert. Schließlich ist noch darauf hinzuweisen, daß 2050 infolge der Auswirkungen des Babybooms das Jahr mit den ungünstigsten Rechenergebnissen ist. Zehn Jahre vorher und 10 Jahre später sieht die Statistik aus heutiger Sicht günstiger aus.

Die Politik wäre gut beraten, wenn sie sich an einfachen ethischen Wahrheiten orientieren würde. Der Seniorenbeirat der Stadt Leipzig hat seiner Broschüre “Das Bild des älteren Menschen” (abzurufen über www.leipzig.de und dann Seniorenbeirat) ein Goethewort vorangestellt, das eigentlich alles beinhaltet, worauf es ankommt: “Das Alter ehr´ ich, denn es hat für mich gelebt, die Jugend schätz´ich, die für mich nun leben soll.” Nach diesem Grundsatz hat Homo sapiens Jahrtausende überlebt. Profilierungssüchtige Jungpolitiker verschiedener Couleurs sollten darüber nachdenken, daß sie die angestrebte Karriere zum größten Teil der Arbeit und fürsorge der heute Alten verdanken und wir alle sollten uns dafür einsetzen, daß dieser Grundsatz beibehalten wird.

Gruß Günter

Internet-Tipp: https://www.leipzig.de