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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   begegnungen....

 65 Antwort(en).

jeanny begann die Diskussion am 28.04.04 (12:08) mit folgendem Beitrag:

ich wollte 1987 nach israel,mir das land ansehen.
erzählte dies einer jüdischen bekannten,die mir dann eine tel. nr. eines bekannten in telaviv gab.
er arbeitete bei egged -tours eine der grössten reiseveranstalter in israel.
ich sollte ihn anrufen,und ihn bitten mir eine reise durch israel zu organisieren.

ich nahm ein flugticket hin und zurück nach telaviv.
dort angekommen dachte ich mir jemanden anrufen den du nicht kennst machst du nicht,ich bekomme das auch so hin.

dann war shabbat,ich lief am strand entlang mit stativ und kamera,eine riesige menschenmenge badete und sonnte sich.

auf einmal seh ich eine gruppe männer,die sich um die schulter gefasst hatten,tanzten,und ein lied dazu sangen.

ich fragte auf deutsch ob ich sie filmen darf .ja,ich durfte.einer fragte,sie sprechen deutsch,woher kommen sie.

ich antwortete aus luxemburg.

aus luxemburg ! antwortete er,und rief einen freund,der sich etwas abseits sonnte:
mykis,komm mal her,hier ist eine dame aus luxemburg .

mykis kam,und fragte,aus welcher ortschaft kommen sie.ich nannte den namen meiner stadt,und er antwortete,da hab ich freunde.
ich...jetzt sagen sie nicht sie würden
bei egged -tours arbeiten!
er war sprachlos....ja dort arbeite ich.
ich,dann habe ich einen schönen gruss für sie von lylie r.,
und ich habe ihre tel.nr.die mir lylie gab,damit sie mir eine reise durch israel organisieren.

dann wurden stühle zusammen gerückt und wir sassen noch lange am strand und plauderten und lachten zusammen.

am abend hatten wir rendez-vous um 8 uhr in meinem hotel
in der lobby.mykis wollte mir eine intressante reise
vorschlagen.

ich sass da,und wartete...und wartete...und wartete.
dann fiel mir ein mann auf,der in einem hellgrauen seidenanzug auf und ab tiegerte, unsere blicke kreutzten sich,und wir begannen zu lachen,
wir hatten uns nicht wiedererkannt.
er, morgens in badehose sonnenbrille und panamahut,ich in einem verschwitzten t-shirt und jeans.

mykis hatte eine intressante,herrliche reise für mich ausgesucht.

am andern tag ging's los.

fortsetzung folgt...


jeanny antwortete am 28.04.04 (19:44):

wir waren 23touristen, es war eine gemischte reisegruppe,15 verschiedene nationalitäten,mit menschen aus der ganzen welt(3 europäer)
alle waren juden,die zum ersten mal nach israel kamen.
(mich ausgenommen).
zuerst besuchten wir die städte,die jeder israel tourist gesehen haben muss,dann durchquerten wir die negev wüste,
und die sinai wüste bis nach sharm el sheikh(was damals noch zu israel gehörte)

es war eine schöne,ganz sonderbare feierliche stimmung an bord,wie ich sie vorher und nachher nie wieder bei einer reisegruppe erlebt habe.

beim durchqueren der wüsten,gab es immer irgend jemand der ein
lied in seiner sprache sang,oft traurig ,tief aus seinem inneren,manchmal auch lustig.

ich habe freundschaften mit intressanten,netten menschen geknüpft,und erfahrungen gemacht,die ich nicht missen möchte.

zurück in telaviv.
nun fuhr ich nach netanya...badeurlaub,sonne,strand.

am ersten shabbat merkte ich,dass ich in einem ,von streng gläubigen juden geführten hotel war.

keiner von ihnen arbeitete an diesem tag,nur die araber kochten und servierten.an der bar hing ein grosses weisses blatt:
wenn sie etwas trinken möchten,bedienen sie sich,und schreiben auf ! :-)))

die araber hatten sehr viele arbeit,und waren richtig gestresst.
also fragte ich,wenn sie hilfe gebrauchen können,sagen sie's,ich kann eine hand mit anfassen.

der junge mann war sehr erstaunt,ging in die küche
kam zurück und sagte,der chef würde sich freuen.

hatte am strand einige touristinnen
kennen gelernt,ging zu ihnen hin,erklärte die lage,
und fragte,ob sie mitmachen.

zwei sagten zu,und ab ging's in die küche...
wassermelonen zerteilen,kalte platten herrichten,
bedienen (auch das haben wir gemacht)die anderen touristen,
die wussten,dass auch wir nur urlauber waren,haben unsere,
manchmal nicht korreckte art zu bedienen mit einem herzlichen lachen quittiert.

alles in allem,es war eine bombenstimmung.

da zu dieser zeit sehr viele feste gefeiert werden,
rosh hashanah,jom kippur,und hanukah,waren wir jedesmal zur stelle...zum schluss waren sieben die mitmachten,
es war super.

warum ich euch das erzähle:
menschen können sehr gut miteinander,egal von welcher rasse ,religion oder hautfarbe sie sind

das zauberwort ist,aufeinander zugehen.


Karl antwortete am 29.04.04 (07:44):

Danke Jeanny, solche Erfahrungen zu machen ist wichtig. Ich kann das nachvollziehen und unterstreichen.


maedel antwortete am 29.04.04 (17:47):

Hallo jeanny, mit Begeisterung habe ich Deinen Beitrag gelesen und rutsche nun auf dem Stuhl hin und her und warte auf die Fortsetzung Deines interessanten Reiseberichtes.

Ehemalige Kolleginnen, die vor Jahren in Israel unterwegs waren, berichteten auch von Gastfreundschaften und Ereignissen wie Du sie erlebt hast.


jeanny antwortete am 29.04.04 (19:59):

danke maedel

diese storry ist zu ende,aber ich hab noch einige auf lager.

mir geht es darum zu zeigen,dass ,wenn man auf menschen zugeht, es meistens eine bereicherung ist für beide seiten.

natürlich kann das nicht jeder,ist auch charaktersache.

soll ich dir erzählen was ich mit drei taubstummen
erlebt habe ?

liebe grüsse
jeanny


werner antwortete am 30.04.04 (19:54):

Offensichtlich gibt es Menschen, die an derlei Erfahrungen Gefallen finden. Obwohl ich derartiges noch nie gemacht habe, kann ich mal versuchen eine kleine Erfahrung aus meinen Besuchen in Israel zu erzählen. Ihr könnt ja dann schreiben obs auf positiven Widerhall stösst oder ob ich meine Schmalspurambition als Geschichtenerzähler besser bleiben lasse. Bin dann nicht beleidigt. Versprochen!
Wann immer ich privat in Jerusalem wohne, habe ich mir zur Gewohnheit gemacht in der arabischen Altstadt zu wohnen. Die, welche mit dem Stadtplan Jerusalems nicht so vertraut sind, sei gesagt, dass Jerusalem sich in zwei Teile gliedert. Die Neustadt von Jerusalem welche von Israelis bewohnt ist und die zu Zeiten der Teilung auf der israelischen Seite lag sowie die Altstadt welche zu Zeiten der Teilung zu Jordanien gehörte und damals für Israelis nicht zugänglich war. Diese Altstadt ist von einer herrlichen und völlig intakten Stadtmauer umgeben und beherbergt die heiligen Stätten aller drei Religionen. Grob unterteilt gibt es ein muslimisches, ein christliches und ein jüdisches Viertel in dieser Altstadt. Mein Hostel, in dem ich wegen des niedrigen Preises, seiner Sauberkeit und der Sicherheit(es wurde noch nie etwas gestohlen) wohne, gibt es immer noch und es liegt an der Via Dolorosa, an einer der Stationen des Leidenswegs. Ich weiss allerdings nicht welche Nummer die Station hat. Ich bin halt ein Heidenkind. Wann immer ich zu diesem Hostel komme, muss ich die Ladenbesitzer sowie alle betriebsamen Menschen des Platzes, vom Geldwechsler bis zum professionellen Dieb an der Kreuzung, zur Begrüssung abknutschen. Man freut sich halt, dass man sich wohlbehalten wiedersieht. Ich sitze da also mittendrin im Getümmel. Die orthodoxen Juden hasten vorbei vom Damaskustor zur Klagemauer. Am Freitag drängeln sich die Moslems vorbei zur Al Aqsa Moschee und die Christen, die leihen sich gegen Entgeld ein schweres Holzkreuz und schleppen es dann die Via Dolorosa entlang. Das sind natürlich die Pilgergruppen und nicht die einfachen Touristen. Das Kreuz muss am Ende der Tour wieder zurückgegeben werden. Selbstredend darf jeder einmal ein paar Meter tragen. Gegen Aufpreis gibt es auch eine Dornenkrone. Neben dem Hostel gab es früher einmal eine Pizzeria. Die ist jetzt leider als Folge der Intifada Pleite gegangen. Die arabische Familie wohnt in der Nähe von Ramalla und hat jetzt keine Einkünfte mehr - zumindest nicht aus der Pizzeria - andererseits ist sie sehr wohlhabend und stadtbekannt. Die Pizzeria war zwar geöffnet aber die Touristen blieben auf Grund der Medienberichte aus. Oft sass ich dort an der Via Dolorosa, schlürfte meinen Tee mit Nana und beobachtete das Menschengetümmel der unzähligen Religionen und Nationen.


werner antwortete am 30.04.04 (19:56):

Die Via Dolorosa hatte zur Zeit Jesu einen anderen Verlauf und so, wenn immer etwas nicht so wahr ist wie man gerne hätte, benutzt man den Begriff 'nach der Tradition'. Die Via Dolorosa ist also die Via Dolorosa nach der Tradition. Die Via Dolorosa hat einen Strassenbelag aus Steinen unterschiedlicher Grösse und direkt vor der Pizzeria gibt es drei oder vier besonders grosse Steinquader als Strassenbelag. So ein Meter mal zwei Meter Oberfläche. Die Pilgergruppen halten also vor dieser Station. Entweder betet man dafür bestimmte Gebete oder der Reiseführer erklärt die Bedeutung der Station, je nach Gruppe. Dann erzählt der Reiseführer, dass, nach der Tradition, zu Zeiten Jesu die Via Dolorosa ca. 2 bis 3 Meter tiefer gelegen habe. Dass man aber diese Steinquader auf denen man gerade stehe, auf das heutige Niveau gehoben habe. Es sind also, nach der Tradition, Originalsteine der Via Dolorosa. Die Gruppe hüpft dann wie auf Kommando sofort von den besagten Steinen. Die Kameras werden gezückt und ein Fotogewitter ergiesst sich über die Steine. Dann zieht die Gruppe weiter und die nächste lässt nicht lange auf sich warten.
Zurück zur eigentlichen Geschichte: Die arabische Altstadt ist für mich in Israel was Hongkong in China ist. In Hongkong muss man nicht unbedingt Chinesisch können um mit China in Berührung zu kommen und in Jerusalem ist der Übergang zum Orient auch nicht so radikal wie im Menschengetümmel von Kairo oder der Abgeschiedenheit von Marrakesh(vielleicht ist es in Marrakesh inzwischen anders?).

Eines Morgens stand ich früh auf und um 6 Uhr verliess ich die Altstadt durch das Löwentor, durchquerte das schöne Kidrontal welches hinter der Altstadt am Fuss des Goldenen Tors liegt und wanderte den Ölberg hoch, am Garten Gethsemane vorbei, durch arabische Ortschaften in Richtung Jericho. Ich war damals, der Amerikaner würde sagen, ein echtes Greenhorn. Und so war ich auch ausgerüstet. Es war die Zeit vor der zweiten Intifada, im August! Ich war bekleidet in kurzen! Hosen und lief in Plastik-Badeschuhen. Ich mag diese Schuhe weil man so leicht einen Fluss durchqueren kann. War aber in diesem Fall ein Fehler. Ich hielt mich ca. 2 bis 5 km nördlich der Verbindungsstrasse Jerusalem zum Toten Meer. August! Das heisst am Vormittag ca. 30 bis 35 Grad und natürlich kein Schatten. Das wusste ich und mir sagen solche Temperaturen zu. Ich wanderte durch die kahlen Berge und folgte den Pfaden der Hirten und der Wildtiere. Kam ich in ein abgeschiedenes Wadi so traf ich zu meiner Überraschung sofort auf Beduinenzelte. Ich war verblüfft wie bevölkert diese Gegend war, die von der Strasse aus gesehen kahl und leer erschien. Wann immer jemand in der Wüste wandert und auf Beduinen trifft, dann muss er/sie sich keine Sorgen machen. Im Gegenteil, war er vorher in Not so ist er dann gerettet. Ich wurde mehrmals zum Tee eingeladen. Herrlich, mit Nana-Blättern.
Falsch gewünscht, Fortsetzung folgt.


jeanny antwortete am 30.04.04 (21:27):

werner

bin richtig gespannt auf die fortsetzung.


werner antwortete am 01.05.04 (07:12):

In einem Wadi sass ein älterer Herr vor seinem Zelt und schlachtete gerade eine Ziege. Ich sollte zum Essen bleiben. Aber in meinem bescheidenen Arabisch bedankte ich mich und teilte ihm mit, dass ich auf dem Weg nach Jericho sei und dies sonst nicht bei Tageslicht erreichen würde.
Zu meinem Glück hatte ich, obwohl ich ansonsten in der Wüste zu grenzenlosem Leichtsinn neige, eine Feldflasche mit Wasser dabei und sogar ein Hütchen aufgesetzt. Ich zog also weiter über Berge und durch Wadis immer in Richtung Osten und nördlich der Hauptstrasse. Die Sonne stieg höher, mein Durst wurde grösser und so allmählich leerte sich meine Feldflasche. Die Gegend war etwas einsamer geworden sodass ich mich entschloss in Richtung Hauptstrasse zu gehen um eventuell Wasser zu bekommen. Auf der Höhe der Station des Heiligen Samariters kam ich zur Strasse. Von meinen Autofahrten wusste ich, dass dort immer ein Kamel zu sehen war welches ein Beduine aus mir unbekannten Gründen dort 'parkte'. Sonst hatte man vom Auto aus nichts gesehen. Die Station des Heiligen Samariter war eine Karawanserei gewesen von der noch ein Gebäude übrig war. Sicher war es die Station des Heiligen Samariters nach der Tradition. Ich wanderte also dorthin und wirklich lag dort das Kamel wie immer. Näher gekommen sah ich auch den vermutlichen Besitzer welcher im Schatten des Häuschens lag und schlief. Vorher sah ich auch noch einen rostigen Wasserkanister welcher im Schatten stand. Sicher war das Wasser in Ordnung aber der Rost und der offene Kanister liess es mich für ratsam halten, den guten Mann nicht zu wecken. Leise zog ich mich zurück und marschierte die Strasse entlang weiter. Bald kam ich an eine kleine Seitenstrasse welche von der Strasse abzweigte und einen grossen Berg hochführte. Hinweisschilder warnten, die Strasse sei Militärgebiet und das Befahren der Strasse sei verboten. Grosse Steinblöcke waren so angelegt, dass man nur mit einem leichten Fahrzeug im Zickzack weiterfahren konnte. Ich ging auf diese Seitenstrasse und nach ca. 200 Meter kam ich an einen Zaun aus Maschendraht welcher rings um den Berg führte. Die Strasse war durch ein Tor aus Maschendraht versperrt. Ich stand am Tor und blickte nach oben. Auf der Spitze des kahlen Berges konnte ich die Silhouette einer kleinen Hütte erkennen. Es dauerte nur ein paar Sekunden und ein Soldat trat aus der Hütte. Ich konnte erkennen wie er sein Fernglas ansetzte und auf mich schaute. Also verlegte ich mich auf Zeichensprache: Schultern in die Höhe, die Hände an der Seite nach unten und die Innenfläche der Hände nach vorne - ich weiss von nichts, ich habe ein Problem. Der Soldat setzt das Fernglas ab. Stellt sich so, dass ich ihn im Profil sehen kann. Streckt den Arm aus, drückt die Spitze von Daumen, Zeigefinger und Ringfinger zusammen und bewegt die Hand mehrmals von oben nach unten. In Italien eine unanständige Geste. In Israel heisst dies: Warte einen Moment. Also bitte nicht missverstehen wenn man in Israel dieses Zeichen sieht. Ich wundere mich immer ob es da in Italien nicht zu Sprachschwierigkeiten kommt.


werner antwortete am 01.05.04 (07:13):

Nicht lange, und der Soldat fährt mit seinem Jeep die Strasse herunter und kommt ans Tor. Ich erzähle ihm mit dem wenigen hebräisch was ich damals konnte, dass mir auf dem Weg nach Jericho das Wasser ausgegangen wäre. für einen Israeli ist das eine ganz natürliche Geschichte. Er nimmt also meine Wasserflasche, fährt nach oben in sein Häuschen und nach wenigen Minuten bin ich der glückliche Besitzer einer Wasserflasche mit herrlichem Eistee welcher bei diesen Temperaturen noch viel besser schmeckt als sonst. Ausgestattet mit den besten Wünschen auf meinem weiteren Weg wandere ich wieder in Richtung Nordost von der Strasse weg und in Richtung Jericho.
Man muss nun wissen, dass schon die Römer über ein gutes Strassennetz in diesem Gebiet verfügten. Wo hatten sie das nicht? Während die Haupstrasse, welche einer guten Bundesstrasse ähnelt, auf mehr oder weniger direktem Weg in west-ost-Richtung von Jerusalem zur Nordspitze des Toten Meeres führt, zweigt einige Kilometer hinter der Station des Heiligen Samariters die alte Römerstrasse in Richtung Norden ab. Heute fährt man bis kurz vor die Nordspitze des Toten Meeres und biegt dann entweder nach links in Richtung Jericho ab oder nach rechts in Richtung Ein Gedi am Toten Meer entlang. Man kann dann weiter in Richtung Eilat am Roten Meer. Die alten Römer zogen es wohl vor direkt nach Jericho zu kommen und deshalb führt die kleine Strasse etwas nordöstlich in Richtung eines der unzähligen Naturschönheiten Israels: dem Wadi Qelt. Heute ist diese Strasse asphaltiert. Zur Zeit meiner Wanderung war es noch ein Schotterweg. Da ich auch über den viel interessanteren Weg über das Wadi Qelt nehmen wollte, musste ich auf diesem Schotterweg bleiben. Die Gegend ist dort voller tiefer Schluchten und hoher Berge, dass man sich leicht verlieren kann. Man kann sich zwar kaum verlaufen aber man läuft zu leicht Gefahr plötzlich vor einem Hindernis, z.B. einer Steilwand, nicht mehr weiter zu kommen und man muss dann eine ziemliche Wegstrecke zurück. Oder das Wadi macht eine plötzliche Biegung und man kommt ganz woanders hin. Kurz gesagt, querbeet ist das Risiko einen grösseren Zeitverlust in Kauf zu nehmen einfach zu gross. Als blieb ich auf dem Schotterweg. Der schlängelt sich zwar malerisch bergauf, bergab und die Ausblicke auf die Wadis und die anderen Berge sind meist atemberaubend. In der Ferne erkennt man auch schon die riesige Gebirgslandschaft Jordaniens jenseits des Jordantals. Aber so ein Schotterweg hat den Nachteil, dass eine gutmeinende Seele Schotter auf den Weg geschüttet hat. Das ist zwar gut für Autos aber ganz miserabel für meine Badeschuhe. Ich stolpere also mehr oder weniger den Weg entlang. Eine Reisegruppe in einem Transporterjeep kommt mir entgegen. Sie halten und fragen ob ich Wasser benötige. Ich bedanke mich denn ich hatte noch genügend Eistee in meiner Feldflasche. Kaum ist der Jeep weg - so ein Jeep fasst ca. 10 bis 12 Personen und wird gerne für Exkursionen benützt - bin ich wieder allein in der Einsamkeit der Berglandschaft. Es ist diese Einsamkeit und absolute Stille sowie die majestätische Grösse der Wadis und Berge welche meine Liebe zur Wüste erweckten.


jeanny antwortete am 01.05.04 (07:35):

werner

das hast du wunderbar und spannend erzählt

bin gespannt....


maedel antwortete am 01.05.04 (08:14):

@jeanny

danke Dir für die geschilderten Eindrücke. Ich lese gerne, was andere Reisende so erlebt haben.

@werner

auch die von Dir hier niedergeschriebenen Reiseerfahrungen sind recht eindrucksvoll.

Wie heisst es doch: *Wenn einer eine Reise macht, dann gibt es vieles zu erzählen*. Denke auch gerne an meine Reisen zurück, insbesondere an eine nach Mexiko, wo wir ein sehr rüstiges 99-jähriges Familienoberhaupt kennengelernt haben.


Miriam antwortete am 01.05.04 (11:26):

WERNER, war alles so prägnant geschildert, daß mir am Ende die Füsse wehtaten wegen Deiner Badeschuhe !...
Meine eigene Liebe zum Negev und diese seltsame Stimmung (ist das einfach Ruhe ? oder ein besonderes Wach-Sein ?)-das alles war wieder ganz gegenwärtig... Danke !
Beenden möchte ich mit einen Zitat aus "Frederic..."(das Kinderbuch). Ich zitiere aus Erinnerung -denn das Buch ist bei den Enkelkindern. Nachdem Frederic den anderen Mäusen seine Geschichte so bunt erzählt hat, rufen die aus:
Frederic, Du bist ein Dichter...
und Frederic antwortet:
Ich weiss es, Ihr Mäusegesichter!...

An Stelle von Frederic solltest Du natürlich Werner setzen! Und Dank auch an Jeanny.


jeanny antwortete am 02.05.04 (09:05):

hallo werner

war so begeistert von deinem beitrag,
dass ich garnicht gemerkt habe,dass er schon zu ende war.

wäre dir und deinen badelatschen bis ans ende
der welt gefolgt :-)))


werner antwortete am 02.05.04 (18:22):

Meine Wanderung ist noch nicht zu Ende aber meine Erinnerung werden hin und wieder von beruflicher Tätigkeit unterbrochen.
@Miriam – ich glaube, es ist die unwirkliche absolute Stille. Ich kenne keinen Ort in Deutschland wo eine derartige Stille zu finden ist. Wenn man stehen bleibt und die Luft anhält, dann hört man: N i c h t s. Keinen Windhauch, kein Hintergrundgeräusch ... einfach nichts.
Es gibt sicher noch viele Orte auf der Welt wo dieses Erlebnis möglich ist aber ich kenne das nur noch von einem anderen Ort: Den Zypressensümpfen in den Everglades in Florida. Dort ist es auch so gespenstisch still. Man wandert in völliger Stille auf einem einsamen Pfad durch die im Wasser stehenden Bäume und der einzelne Schrei eines Vogels oder das Brummen eines Alligators schreckt einen förmlich aus dieser Stille.
Zurück zu meiner Wanderung auf der alten Römerstrasse. Es mögen so ca. 5 Kilometer auf dem Schotter gewesen sein und sie genügten, dass ich während einer kleinen Rast am Wegrand meine Blasen an den Füssen zählte und nach ca. 10 Stück das Zählen aufgab. Es waren zum Glück kleine Blasen und noch nicht aufgeplatzt sodass sie mich beim Gehen nicht allzusehr behinderten. Endlich erreichte ich eine kleine Abzweigung zu einem Saumpfad. Ich war schon früher mit dem Auto an dieser Stelle gewesen und hatte damals schon angehalten, denn es gibt dort einen atemberaubenden Ausblick. Ca. 10 Meter von der Strasse weg, kommt man an den oberen Rand einer gewaltigen Schlucht, dem Wadi Qelt. Die Felsen gehen 100 oder 200 Meter senkrecht nach unten und an der gegenüberliegenden Seite der Schlucht liegt, wie ein Schwalbennest in die Wand gebaut das Sankt Georgs Kloster. Man kann sich eine Vorstellung von diesem herrlichen Anblick machen wenn man unter Google ‚Wadi Qelt‘ eingibt und die Photos betrachtet. Was man nicht nachvollziehen kann, ist die gewaltige Dimension dieser herrlichen Naturlandschaft und die unheimliche Stille. Gerade nach einer Wanderung durch eine kahle Gebirgslandschaft, im August, wenn auch das kleinste Pflänzchen schon den Strahlen der Sonne zum Opfer gefallen ist, liegt, wie eine unwirkliche Fata Morgana, das Kloster mit seinen blauen Kuppeln an der Felswand, umrahmt von Palmen, Bambus und anderen Pflanzen welche von der Quelle des dort entspringenden Baches genährt werden. Im Zickzack führt der Saumpfad von der Strasse hinunter ins Tal. Die Beduinen haben den Aussichtspunkt inzwischen als vermarktungswürdig erkannt und verkaufen in bescheidenem Rahmen Souvenirs. Jungens bieten übergewichtigen Touristen an, den Saumpfad auf ihren Eseln hinunter und, vor allem, wieder hinauf, zu reiten. Damals gab es dort noch keine Menschenseele. Ich stieg also, den Serpentinen des Pfades folgend, hinab. Der Pfad liegt am südlichen Hang der Schlucht und damit auch im Schatten. Sehr wohltuend. Man überquert den kleinen Bach bereits am Hang.


werner antwortete am 02.05.04 (18:30):

Hier muss man etwas zu dem Bach sagen. Vom Kloster aus wurde der Bach in einem Zementbett auf halber Höhe am Hang vom nördlichen Rand der Schlucht über eine Brücke zum südlichen Hang geleitet und dort schlängelt sich dieser Kanal den Biegungen der Schlucht folgend und langsam abfallend in Richtung Osten nach Jericho. In Jericho endet der Kanal in einem kleinen, alten Wasserwerk. Dies wusste ich damals schon, denn ich war öfter an dem Wasserwerk gewesen. Es liegt gegenüber der Ausgrabungsstätte des Tel Jericho, den Überresten der ältesten und tiefstgelegenen Stadt der Welt.
Ich überquerte also das Bächlein und folgte am anderen Hang den kurzen Weg sowie die Stufen hinauf zum Kloster. Ich ging zum Kloster um meine Wasserflasche wieder aufzufüllen, die ich inzwischen doch wieder leergetrunken hatte. Das Kloster hatte ich schon einmal zu einem früheren Zeitpunkt besucht. Ich will hier kurz zu diesem früheren Besuch des Klosters abschweifen, da er für mich sehr interessant war. Das Kloster ist russisch-orthodox. Bei meinem ersten Besuch waren dort 3 russische Brüder. Alle bereits in einem biblischen Alter, so um die 90 Jahre und, zu meiner Verblüffung, eine Nonne. Die Jungs sprachen nur russisch sodass eine Verständigung nicht möglich war. So war die Nonne meine Rettung. Es stellte sich heraus, dass wir uns auf italienisch verständigen konnten. Ich habe zwar nie italienisch gelernt, spreche aber etwas spanisch. So konnte ich erfahren, dass sie aus Venedig stammte. Sie führte mich durch die wenigen öffentlichen Räume des kleinen Klosters und zeigte mir auch die Zugänge zu den Höhlen oberhalb des Klosters wohin man sich zur Zeit der Türken flüchtete und verborgen hielt.
Zurück zu meiner Wanderung: Ich musste im Vorhof des Klosters warten. Schliesslich trug ich kurze Hosen. Um ins Kloster zu gelangen, hätte ich mir einen Umhang ausleihen müssen um meine Beine zu bedecken. Bald erschien ein Mönch. Ich trug mein Anliegen vor und kurz danach kam er mit gefüllter Feldflasche -frisches Quellwasser- zurück. Ich bedankte mich und machte mich wieder auf den Weg. Inzwischen hatte sich mein zweiter Greenhorn-Fehler bemerkbar gemacht. Die kurzen Hosen. Man erinnert sich, der erste Fehler waren die Badeschuhe. Als alter Macho hatte ich auf den Gebrauch von Sonnencremes verzichtet und meine Beine ähnelten inzwischen denen eines gut durchgegrillten Brathähnchens. Die Temperaturen in dem Wadi müssen bei ca. 40 Grad gelegen haben. In dieser Region und zu dieser Jahreszeit keine Seltenheit sondern eher das übliche. Ich ging den Weg zurück und betrachtete mir den Fortgang der Schlucht in Richtung Jericho. Rechts schlängelte sich verlockend der Bach oder besser Kanal in seinem zementierten Bett zum Teil im Schatten liegend und sanft abfallend in Richtung Ende der Schlucht. Links schlängelte sich auf halber Höhe ein Saumpfad in der prallen Sonne. Ich setze mich auf den Stein welcher den Kanal überquerte und hatte die Füsse bereits im Wasser baumeln als mir ein Gedanke kam, wie er wohl auf der ganzen Welt nur einem Deutschen kommen kann: Plötzlich kam mir in den Kopf, dass dieser Kanal vielleicht der Trinkwasserversorgung diene und ein Begehen des Kanals vielleicht verboten wäre.


werner antwortete am 02.05.04 (18:38):

Pflichtschuldigst nahm ich die Füsse aus dem Wasser und ging in Richtung sonnendurchfluteten Saumpfad. Der Pfad nahm kein Ende. Ich weiss nicht wieviel Kilometer es vom Kloster nach Jericho ist. Sicher kann man es irgendwo nachlesen. Es war, selbst für meine Verhältnisse, arg heiss und ich war froh wenigstens mein Hütchen aufzuhaben. Und kein Schatten weit und breit. Ab und zu machte ich in einer Felsnische halt, lüftete etwas mein Hütchen um zumindest eine kleine Prise durchs Haar zu spüren. Doch allzuviele Felsnischen gab es nicht und es war so gut wie windstill. Es dauerte nicht lange und mein Feldflaschenvorrat neigte sich dem Ende. Mein Gedanke: Nur nicht ausrutschen und hinfallen, denn sonst hast Du keinen Willen mehr aufzustehen. War natürlich Quatsch. Sicher hätte ich mich wieder hochgerappelt aber es war doch gut nicht zu stolpern. Nach, für mich, unendlich langer Zeit öffnete sich allmählich die Schlucht und vor mir lag das Jordantal. Weit unten, grün und wie ein unwirklicher Luxus. Ich dachte an den Berg der Versuchung, der nicht unweit der Schlucht in etwas nördlicher Richtung liegt. Mein Wasser war zu Ende und ich verspürte Durst. Bald begannen Bananenplantagen und, gehässiger Weise, verlief plötzlich neben dem breiter werdenden Weg eine dicke Wasserleitung. Ich konnte die Kühle des Rohres spüren und im Rohr das Wasser rauschen hören, kam aber nicht ans Wasser ran. Noch musste ich das ehemalige palästinensische Flüchtlingslager im Westen Jerichos durchqueren. Es ist jetzt abgerissen. Man hätte es als Denkmal stehen lassen sollen. Zur Erinnerung an die Behandlung der Flüchtlinge durch ihre arabischen Freunde. Damals unter jordanischer Herrschaft gebaut und voller Flüchtlinge in einfachen Lehmhütten ohne schattenspendende Bäume. Zur Zeit meiner Wanderung übernachteten dort noch vereinzelt ein paar Beduinen. Ansonsten war das Lager leer.
Einem guten deutschen Brathähnchen nicht unähnlich mit Blasen an den Füssen erreichte ich gegen 16.00 Uhr die ersten Häuser Jerichos. Das zweite oder dritte Haus war ein einfaches Restaurant. Ich kehrte ein und verlangte Mineralwasser. Der arabische Wirt fragte mich woher ich käme. Schliesslich war mein Zustand etwas ausgefallen. Ich antwortete, von Al Quds, zu deutsch, Jerusalem. Er fragte welchen Weg ich genommen hätte. Ich: Durchs Wadi Qelt. Er: Dann sei ich doch bestimmt den schönen Wasserkanal heruntergekommen. Ich: Nein, das bin ich nicht. Er: Warum denn nicht. Ich, in plötzlicher aber später Erkenntnis: Weil ich ein doofer Deutscher bin.
Wir haben gelacht und er zeigte mir noch einen Wasserhahn hinter seinem Haus wo ich den Staub abwaschen und mich etwas erfrischen konnte. Wir unterhielten uns dann noch etwas über die politische Situation. Sein Bruder hatte gegen das Gesetz verstossen und war im Gefängnis und er wollte ihn besuchen gehen. Er meinte, bei den Israelis wüsste er wenigstens wo sein Bruder ist. In Jordanien hätte er da besser nicht nachgefragt, da das Risiko zu gross gewesen wäre, gleich selbst zu verschwinden. Am Ortsausgang von Jericho fuhr ich dann sehr schnell per Anhalter zurück nach Jerusalem. So endete meine kleine Wanderung von Jerusalem nach Jericho. Ich hoffe sie hat gefallen. Dass ich die Wanderung nie vergessen werden ist selbstredend.


Miriam antwortete am 02.05.04 (19:51):

WERNER, die Mäusegesichter danken hier nocheinmal!...
War das ein aufregender Sonntag zwischen IMRE KERTESZ (siehe evtl. meinen Hinweis unter Willkommen in Europa) - und der Wanderung, den Wadi, Klosterbesuch...Habe sehr gelacht über Deine Vorstellung betreffend russisch-orthodoxe Mönche. Wobei wir wieder beim Thema wären: wie sich der Westen den Osten vorstellt, bzw. der Osten den Westen.

Hier möchte ich aber JEANNY nocheinmal danken. Du hast das Thema angefangen - und es war eine wohltuende Sache wie hier kommuniziert wurde oder noch wird.


jeanny antwortete am 03.05.04 (00:08):

danke werner

....es hat gefallen,du bist ein wunderbarer erzähler.
so gut möchte ich schreiben können.
deine wandertour war sehr anstrengend,aber ich glaube,dass
gerade,wenn man unter teilweise schwierigen umständen
landschaften durchwandert ,fremden menschen begegnet die hilfsbereit und nett sind,
es um so mehr geniesst.irgendwie hat man sich das erkämpft,eine
innere genugtuung stellt sich ein,und trotz
blasen an den füssen ist man glücklich.

ich habe trekkings im himalaya gemacht,oft war es sehr
anstrengend,manchmal auf allen vieren gekrochen um nicht ab zu rutschen,
blasen an den füssen,manchmal 20 grad unter null und manchmal 40 grad über null,aber trotz allem ,mehrmals am tag
von glücksgefühlen überwältigt.

hallo miriam

ich seh uns schon,wir sitzen mit werner in einer oase
unter einer dattelpalme, kümmern uns um seine
geschundenen läuferchen und schlürfen tee :-)))

liebe grüsse


Miriam antwortete am 03.05.04 (18:56):

Hallo JEANNY,

wunderbare Vorstellung mit Euch in einer Oase Tee zu trinken (nur bitte nicht auf den Himalaya, auch nicht auf allen Vieren, höchstens als Tausendfüssler - stell Dir dabei einen Tausendfüssler mit Badeschuhe vor...)

Dabei war das ganze - von Dir vorgeschlagene Thema - so wie es sich auch Dank Werner und Dir entwickelt hat, schon die reinste Oase . Eine Oase zum entspannen von den Fronten die sich so unerbittlich zur Zeit bekämpfen. Warum eigentlich dieses ständige abdriften in's Persönliche ? Na, lass uns noch einen Tee trinken !...Bis bald Miriam


pilli antwortete am 03.05.04 (21:19):

ihr solltet einen ausreichenden vorrat von braunem kandiszucker zur verfügung haben, damit das teestübchen das rechte aroma ausstrahlt...

----------------------

da las ich "begegnungen..." und glaubte für einen kurzen moment einen schimmer hoffnung zu spüren...erinnerte mich an die reiseberichte von Angelika, die von wirklichen begegnungen zwischen menschen...egal welcher nation...zu erzählen wusste.

meine begegnung in Agadir mit abdu, einem marokkanischen taxifahrer und seiner frau und den kindern...unsere langsam über jahre entstehende freundschaft mit der jungen familie, die auch meine familie und andere menschen, die ihn kennenlernen durften, miteinschloss...all das wollte ich schildern.

von abdu erzählen, der die deutsche sprache im Goethe Institut lernte und mich bat, ihm gedichte von Heine zu schicken.

abdu, der nicht zuliess, dass ich keine frischen kräuter auf den märkten der dörfer erhielt und der mir am tag meines rückfluges frühmorgens lächelnd einen von seiner frau gefüllten korb mit rosen, orangen und frischer pfefferminze überreichte und nicht zuliess, dass ich die kosten für die taxifahrt zum flughafen zahlte; der mit den flughafen-angestellten sprach und die erlaubnis erhielt, mich bis zum flugsteig zu begleiten, damit ich trotz der seinerzeit notwendigen gehhilfen sicher und ohne handgepäck tragen zu müssen, das flugzeug betreten konnte.

mittlerweile meine ich zu spüren, dass an diese art von begegnung eher nicht gedacht wurde sondern dass füsse waschen des gurus themenbestimmend wird.

----------

warum eigentlich diese persönliche bemerkung über ins persönliche abdriftende von Miriam zu lesen ist?...entweder mach ich´s oder ich lasse es...oder?

so einfach ist das manchmal :-)


jeanny antwortete am 04.05.04 (09:11):

pilli

wir hatten für einen moment die illusion,

uns in einer friedlichen oase des ST.zu
befinden,und es genossen.
ist das so unverständlich?


pilli antwortete am 04.05.04 (10:09):

sorry jeanny...

aber wenn Miriam es geniesst, gleich die fahne...hach watt sind wir doch gut, dass wir nicht persönlich werden, vor dem tor zur oase ausrollt, dann weiss ich nicht welche art der begegnung gewünscht ist...:-)

"persönlich"...ist das nicht ein kriterium, dass es zu den "begegnungen" braucht? :-)

vielleicht magst du von den drei taubstummen berichten?

:-)


Medea. antwortete am 04.05.04 (15:03):

Ja, es gibt immer viel zu berichten "wenn einer eine Reise tut"....;-))

Vor mehr als 25 Jahren habe ich mit einer Freundin mehr oder weniger Kreta "erwandert" - und auch fast ausschließlich in stabilen Badelatschen, allerdings bei der Durchquerung der Samaria Schlucht trug ich festes Schuhwerk...
Kreta besitzt (jedenfalls damals nicht) keine Eisenbahn, aber ein dichtes Netz von Linienbussen über die gesamte Insel. Mit denen, aber auch auf riesigen Holzlastern, fuhren wir von Ort zu Ort und am Ziel angekommen, wurde dann die jeweilige Umgebung per Fuß erkundet.
Die Kreter sind ein stolzes Volk, das jahrhundertelang unter der türkischen Schreckesnherrschaft hat leiden müssen und einen permanenten Freiheitskampf geführt hat.
Es wurden in dieser Zeit Kopfsteuern von den Paschas für jeden Christen auferlegt, bei Zahlungsunfähigkeit kostete das dann den Kopf; durch die Grundbesitzsteuer wurden die Bauern geknebelt, zuviel zum Sterben, zu wenig zum Leben;
das "Kindereinsammeln" war die härteste Fron für die Christen. Gesunde kräftige Knaben im Alter von 7 bis 14 Jahren wurden von den Türken eingesammelt, in Kasernen zu Offizieren (= Janitscharen) erzogen und im Koran unterrichtet.
Kreta ist eine sehr geschichtsträchtige Insel, überall im Lande stößt man auf Spuren der älteren und neueren Vergangenheit. Wir haben sehr gastfreundliche und hilfsbereite Menschen getroffen und in den Kafeneon so manche gute Stunde der Begegnungen mit den Einheimischen
verbracht.

Literaturhinweise:
Kreta - Mutterland der Kultur Europas,
Der Koloß von Maroussi,
Alexis Sorbas,
Freiheit oder Tod


Medea. antwortete am 04.05.04 (15:52):

Eine Begegnung der besonderen Art hatte ich während einer Busfahrt nach Kritsia, dort gibt es eine dreischiffige Feldkapelle "Panajfa i Kerá" = der Herrin Madonna, die wir unbedingt besichtigen wollten. Sie ist von ganz Kreta eine Hauptsehenswürdigkeit, denn sie ist mit herrlichen Wandmalereien aus byzantinischer Zeit von hohem künstlerischen Wert geschmückt.

Es war ein sehr heißer Tag und ich hatte mir Shorts mit einer weißen Bluse angezogen, meine nackten Beine glänzten braungebrannt in bewußten Badelatschen und gegen den Wind hatte ich mir ein leichtes Tuch eingesteckt. Außer uns beiden jungen Frauen gab es im Bus lediglich ein wohl miteinander verheiratetes Ehepaar sowie jede Menge Kreter, martialisch anzusehen in ihren schwarzen Hosen in Stiefeln, den schnurrbärtigen Gesichtern und dem verwegenen schwarzen Netz mit kleinen Bommeln, gebunden nach Piratenart auf ihren Köpfen. Meine Freundin und ich saßen in einer der hinteren Reihen nebeneinander und auf der anderen Seite, durch den schmalen Gang getrennt, einer dieser Männer. Er kam mir vor wie Alexis Sorbas persönlich. Helga und ich unterhielten uns über die Kapelle, die wir gleich besichtigen würden.
Da spürte ich plötzlich eine harte Männerhand, die sich auf mein Knie legte quer über den Gang - ich dachte - das gibt es doch gar nicht ..... und einen feurigen Blick aus schwarzen Augen. Erst war ich perplex, dann faßte ich die Hand und legte sie vorsichtig wieder seinem Besitzer auf den Schoß, zog mein Tuch hervor und legte es stantepede über meine Beine. Dann schielte ich zu dem Mann herüber, der lachte mich an, daß seine weißen Zähne in dem dunkelbraunen Gesicht blitzen, nickte ein wenig - und ließ mich fortan in Ruhe.

Die Shorts bleiben künftig im Rucksack, ich trug nur noch den langen, leichten, bunten Bauernrock während der übrigen Tage auf Kreta. ;-))


jeanny antwortete am 04.05.04 (17:12):

vor jahren liess ich mich in strassburg operieren.
wollte nicht ,dass mich jemand begleitet,dachte,da musst du einfach durch.
hatte mir aber für einige tage nach der op. ein hotel
reserviert,wollte das übel mit dem angenehmen verbinden,
und etwas zu kräften kommen bis ich mit koffer bepackt
mit dem zug wieder nach hause fuhr.

also sah ich mir die stadt an,und ging jeden tag in die ''maison kammerzell''zum abendessen.
eines abends sassen an einem tisch mir gegenüber,zwei
damen und ein herr, taubstumme,die sich mit zeichensprache verständigten.
wir nickten uns zu,und ich dachte,schade diese menschen
leben wie auf einer einsamen insel,niemand versucht mit ihnen in kontackt zu kommen.

also nahm ich ein bloc notes aus meiner handtasche
schrieb meinen namen etc.auf und reichte den zettel rüber um mich vorzustellen.sie lachten,und begannen zu schreiben.
eine dame war aus der normandie,das ehepaar war aus lyon.
dann rückten wir unsere stühle zusammen,tranken
wein,und schrieben zettelchen.
es war eine sehr herzliche athmosphäre,und wir lachten viel
.sie waren intelligente
aufgeschlossene menschen die gerne reisten und mit ihrem schicksal in einklang waren.

ich versprach ihnen eine karte zu schicken wenn ich die nächste grosse reise machen würde.
seitdem schreibe ich jedes jahr.
inzwischen ist jeanne aus der normandie gestorben .
mr. und mme.cirouge schrieben mir letztes jahr noch eine
karte zu weihnachten.


werner antwortete am 04.05.04 (18:28):

erst mal vielen Dank für Euere Kommentare zu meinen kleinen Erlebnissen zwischen Jerusalem und Jericho. Eure Geschichten empfinde ich als erholsam zwischen all den verbissenen Kommentaren zum politischen Tagesgeschehen. Sie zeigen, dass die Welt nicht nur grausam und brutal ist. Das ST gleicht doch den Medien. In allen anderen Beiträgen geht es nur um Mord und Totschlag. Aber die Welt besteht nur zum geringsten Teil aus diesen Katastrophenmeldungen. Doch über das tägliche Leben mit seinen kleinen Enttäuschungen und Freuden wird kaum berichtet.
Die Geschichten über Kreta und Strassburg habe ich mit Vergnügen gelesen.
An das Elsass habe ich amüsante Erinnerungen. Ich fuhr früher einen alten Citroen und da deutsche Werkstätten bei einem Citroen mehr kaputt als ganz machen, fuhr ich bei grösseren Reparaturen immer in eine Werkstatt in der Nähe von Strassburg. Beim ersten Besuch der Citroen-Werkstatt welche mir ein Freund empfohlen hatte, sprach man nur französisch und guckte wie ich reagiere. Nun, ich war in Frankreich und tat mein Bestes, mich in französisch verständlich zu machen. Die Menschen waren sehr freundlich aber deutsch verstand keiner. Beim zweiten Mal sprach man schon teilweise im elsässischen Dialekt halb französisch, halb allemannisch. Und jetzt unterhalten wir uns auf deutsch da mir französisch schwerer fällt. Der Werkstattbesitzer zeigte mir seine Sammlung von Militärfahrzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg und erzählte mir wie die Jungs nachts heimlich ein gepanzertes Militärfahrzeug quer durch Frankreich in seine Werkstatt brachten. Wenn ich dann mal leicht meine Verwunderung zum Ausdruck bringe wie schnell doch alle Deutsch gelernt hätten gibt das natürlich grosses Gelächter.


Karl antwortete am 04.05.04 (20:23):

@ werner,

ist es so wie Du schreibst?

--- Zitat ---
Die arabische Bevölkerung in Israel besitzt einen israelischen Pass, geniesst die israelischen Gesetze wie jeder israelische Bürger
---Zitat Ende ---

Seit wann dürfen sich israelische, moslemische Araber überall in Israel niederlassen? Spielt die Religion keine Rolle mehr oder wie sieht das aus? Du kennst Dich ja aus, deshalb erhoffe ich mir eine Antwort.


werner antwortete am 04.05.04 (22:42):

@Karl - ich weiss ja nicht welches Bild Du von Israel hast aber ich will hier in kurzem Rahmen versuchen ein Bild zu zeichnen wie ich es in all den Jahren erlebe.
Da gibt es den Staat Israel mit den offiziellen Sprachen hebräisch und arabisch. In Israel wohnen in überwiegender Mehrheit Juden. Da gibt es eine arabische Bevölkerung welche in ganz Israel zu finden ist. Entweder auf dem Land in rein arabischen Dörfern oder in gemischten Dörfern oder in den Städten, wie z.B. Akko oder in Jaffa. Diese Araber besitzen einen israelischen Pass und bewegen sich in Israel wie alle Israelis. Es gibt arabische politische Abgeordnete in der Knesset.
Dann gibt es Jerusalem. Es ist die Hauptstadt Israels. Die Regierung bzw. das Parlamentsgebäude liegen in der Neustadt. Ein Teil Jerusalems ist die Altstadt welche vormals zu Jordanien gehörte. Diese Altstadt gliedert sich je nach Bevölkerungsanteil in ein jüdisches, muslimisches und christliches Viertel. Ausserdem gibt es noch ein arabisches Viertel ausserhalb vom Damaskustor wo sich auch der arabische Busbahnhof befindet.
Dann gibt es noch die Westbank (mit den grösseren Ortschaften Nablus, Hebron, Jericho) und den Gaza Streifen über die sich alle die Diskussionen hier beziehen.
Die Menschen aus der Westbank und dem Gaza Streifen sind die Benachteiligten des Konflikts. Sie haben eigene Identitätskarten und ihre Autos sind mit andersfarbigen Nummernschildern versehen da sie offiziell nicht zu Israel gehören. Trotzdem können sich diese Menschen ebenfalls frei bewegen. Sie sind aber bei Einreise und Ausreise der Gebiete Sicherheitskontrollen unterworfen. Diese Aussage über die Bürger der besetzten Gebiete, und nur diese, gilt nicht für Ausnahmesituationen wie z.B. bei Anschlägen oder Zwischenfällen ausgelöst durch die Intifada wenn das Militär aus Sicherheitsgründen Gebiete absperren muss. Vor der ersten Intifada fuhr ich im Mietwagen durch Gaza und war mehrmals in Nablus und Hebron sowie kreuz und quer auf der Westbank. Jericho möchte ich gar nicht erst erwähenen, denn dieser Ort ist sowieso eine Oase des Friedens und ich habe ihn auch während der Intifada besucht. Ob es im Moment möglich ist Jericho zu besuchen, kann ich nicht nicht sagen, da ich nicht in der Nähe war. Die Grenzanlage welche zum Disput zwischen Palästinensern und Israelis Anlass gibt führt dazu, dass zwar jeder Palästinenser weiter nach Israel reisen kann aber über Checkpoints. Viele Araber wohnen z.B. in Ramalla und fahren täglich zur Arbeit nach Jerusalem. Die erhöhten Sicherheitskontrollen führen dazu, dass man für die 20 Kilometer lange Strecke jetzt mit dem Auto in den Morgenstunden 3 Stunden braucht, da die Pendler in der Schlange warten müssen. Jeder kann aber durch die Westbank von Jerusalem zum Toten Meer nach Eilat fahren.
Araber aus den besetzten Gebieten können jederzeit ins Ausland reisen. Soviel ich weiss ist gegenwärtig die einzige Vorschrift, dass Araber bei ihrer Rückreise denselben Grenzkontrollpunkt benützen, den sie bei ihrer Ausreise benützten. Auch dies hat einzig Sicherheitsgründe wie auch alle Beschränkungen auf Sicherheitsgründe zurückzuführen sind.
Ich habe jetzt mein Bestes gegeben keine politische Meinung in dieser Zusammenfassung zu äussern sondern die reinen Fakten wie ich sie kenne.
Ich will aber noch einige Kleinigkeiten anführen welche für das Bild von Israel interessant sind.
In Haifa gibt es einen herrlichen, besuchenswerten Bahai Tempel. Die Bahai sind eine muslimische Sekte welche in manchen muslimischen Staaten verfolgt werden. Sie leben in Israel im Asyl bzw. sind israelische Staatsbürger.
Das gleiche gilt für die Dörfer der Drusen im Norden. Die Drusen dienen auch im israelischen Militär.
Ach ja, ich vergass einen Unterschied. Die am Anfang erwähnten Muslims (also nicht die Bahai oder Drusen) sind vom Militärdienst ausgeschlossen. Ich kenne aber keinen, der sich darüber beschwert hätte.


werner antwortete am 04.05.04 (23:00):

ich vergass noch eine Volksgruppe zu erwähnen. Da sieht man einmal wie vielfältig dieses kleine Land ist. Die Beduinen. Sie leben total unabhängig in Zeltlagern mit ihren Herden, Ziegen, Schafe oder Kamele. Sie siedeln wo sie wollen. Haben aber traditionelle Plätze, die sie immer wieder ansteuern. Einzige Einschränkung sind militärische Übungsgebiete was auch verständlich ist. Wie eventuelle Grenzübertritte ins Ausland für Beduinen geregelt sind, kann ich leider nicht sagen.


Miriam antwortete am 04.05.04 (23:00):

Danke MEDEA, JEANNY und WERNER - hoffentlich gibt es noch viele Begegnungen die wir uns hier erzählen.

Als ich Eure Berichte las, stellte ich mir die Frage welche Begegnung mir ganz spontan einfallen würde...Was mir da durch den Kopf "blitzte" war mehr als verblüffend. Da es eine Begegnung mit einen anderen Land ist, erzähle ich sie Euch, auch wenn sie in der Stadt (in Deutschland) stattfand, in der ich nun schon seit vielen Jahre lebe.

Der Ort der Begegnung ist alles andere als romantisch oder abenteuerlich. Es ist der grosse Lebensmittelmarkt eines "edlen" Warenhauses, den ich eher selten besuche. Beim betreten des Supermarktes stelle ich zweierlei fest :
ich bin sehr hungrig und zweitens -es findet eine schweizer Woche mit Spezialitäten statt. Wenn man diese beiden Fakten zusammenführt, gibt es eine praktische Schlussfolgerung : mach dich auf die Suche der Käsespezialitäten - da kann man viel "probieren" und es schmeckt auch gut.
Die Käsespezialitäten übertreffen meine künsten Vorstellungen und werden von einen älteren Mann in appenzeller Tracht präsentiert. Er macht seine Sache sehr gut und ist wirklich nett ! Zwischen zwei probier-Käsestücke erzähle ich ihm, dass ich einige Jahre in der Schweiz gelebt habe, erst in Lausanne und dann nicht weit von Zürich. Durch die freundliche Präsenz des Mannes und durch den guten schweizer Käse, fallen mir einige schöne Erlebnisse ein, die ich ihm mitteile. Anscheinend berühren ihn meine Erinnerungen - denn auf einmal sagt er : "warten Sie , gehen Sie bitte noch nicht, ich hab noch etwas für Sie..." - und er geht sehr schnell weg. Ich denke mir, der schenkt dir nun ein grosses Stück Käse...

Was aber dann folgte, war mehr als verblüffend : der Mann aus den Appenzell kam zurück , nein nicht mit einen Käserad, sondern mit einen Alpenhorn ! Acht Meter lang ! Er rief mir zu, ich solle da bleiben wo ich bin, er würde sich nun genau gegenüber stellen und in seinen schönen schweizer Hochdeutsch : "das spiele ich nun nur für Sie, als Erinnerung an die Zeit die Sie in der Schweiz verbracht haben !...

Es wurde eine seltsame und unendlich lange Serenade, mitten der duftenden Käsespezialitäten - und einem immer grösseren Kreis von Neugierigen!...


werner antwortete am 04.05.04 (23:08):

@Miriam - Klasse, beim Lesen fiel ich gleich in die schweizer Aussprache mit dem etwas schweren, kratzigen ch.


Karl antwortete am 04.05.04 (23:10):

@ werner,

ich möchte Dir die Lektüre des im Folgenden teilweise zitierten Textes nahelegen.

Zunächst die gesetzgeberische Papierform:

---Zitat Anfang ---
für palästinensische Araber in Israel sind in der Regel nur die Bestimmungen zum Erwerb [der Staatsbürgerschft] kraft Wohnsitz einschlägig, zumal diese so gestaltet sind, daß sie nur " (...) für Nichtjuden, für Angehörige der in Israel ansässigen Minderheit (...)" gilt. Eine gewisse Benachteiligung gegenüber Personen die kraft »Rückkehr« die israelische Staatsbürgerschaft erlangen ist allerdings allein schon in den Einbürgerungserfordernissen und in der alleinigen Führung der Nachweispflicht durch den Antragsteller erkennbar: Zum Erwerb muß der Bewerber nachweisen, daß er am Tag der Staatsgründung palästinensischer Staatsbürger im Sinne der PCO war, ordnungsgemäß als Einwohner registriert ist und im Zeitraum zwischen der Staatsgründung und dem Inkrafttreten des StAG in Israel ansässig war oder rechtmäßig nach Israel kam. Gerechtfertigt wird diese Regelung mit der Vermeidung der Einbürgerung von Arabern, die das Land aufgrund der Kriegshandlungen von 1948 verlassen hatten und ohne Erlaubnis zurückkehrten, so daß all diejenigen Palästinenser ausgeschlossen werden die das Land zwischen 1948 und 1952 verlassen hatten und nicht auf gesetzlichem Wege zurückkehrten. Diese Regelung ist allerdings nicht mit Artikel 13 der Universal Declaration of Human Rights vereinbar: " Article 13 states that » everybody has the right to leave any country, including his own, and to return to his country«."
Daneben wurde jenen palästinensischen Flüchtlingen, die das Land vor dem 1. September 1948 verlassen hatten der Status sogenannter » intern Abwesender « verliehen, der deren Rückkehr nicht nur unmöglich macht, sondern gleichzeitig fällt damit ihr Eigentum an das israelische Finanzministerium.

---Zitat Ende---

Vollständiger Text:

Internet-Tipp: https://www.nahost.de/content/aufsaetze/aufsatz_002.shtml


Karl antwortete am 04.05.04 (23:11):

Und nun die die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit:

---Zitat Anfang ---

Ein Erwerb der israelischen Staatsbürgerschaft war für die meisten palästinensischen Araber nach 1948 in der Regel nicht möglich, da ihnen das israelische StAG aus formellen Gründen keine Staatsbürgerschaft zugestand. Andererseits waren sie nach den Gebietsausdehnungen und insbesondere der »Wiedervereinigung« Jerusalems 1967, mit der Ost-Jerusalem in das Gebiet einbezogen wurde, in dem das israelische Gesetz gilt, nicht bereit diese anzunehmen, hätte dies doch letztlich zumindest eine Duldung des israelischen Vorgehens bedeutet, denn "(...) the imposition of Israeli rule introduced a web of adminstrative and legal arrangements for the purpose of annexing the occupied territories to Israel (...)."

Neben die Beschränkungen die sich aus den einschlägigen Gesetzen ergeben treten weitere Einschränkungen aufgrund der Vorrangstellung von " (...) rituellen Forderungen nach psychologischer Sicherheit für Israel" : " Durch die Tatsache, daß die in Israel verbliebenen Araber natürlich einen Teil der arabischen Bevölkerung bildeten, von der viele während des Unabhängigkeitskrieges aus Israel geflohen waren und dem Staat die Rechtmäßigkeit absprachen, und die daraus folgenden Zweifel an der Loyalität der Verbliebenen (...) " treten weitere Einschränkungen, die durch die Verwaltungsstrukturen und das Gerichtssystem intendiert sind. Örtliche Gerichte können zwar prinzipiell in jeder Straf- bzw. Zivilsache tätig werden, jedoch hat die israelische Militärverwaltung "(...) systematisch die Unabhängigkeit und die Befugnisse der lokalen Gerichte untergraben und eingeschränkt (...)", so daß der Staat Israel mit seinen Institutionen und Angestellten nur mit Genehmigung der Militärverwaltung, die faktisch legislative, exekutive und judikative Gewalt auf sich vereinigt, gehört werden kann. (60) In Bezug auf die Frage der Staatsbürgerschaft hat diese Vorgehensweise zur Folge, daß es für Antragsteller schwer sein dürfte, abgelehnte Anträge gerichtlich prüfen zu lassen. Die Konsequenz dieser israelischen Maßnahme ist, "(...) daß große Teile der in den besetzen Gebieten Lebenden dem Zugriff dieser Gerichte entzogen sind. "


Daneben wurde nicht-israelischen Staatsbürgern der Zugang zum Obersten Gericht in Israel geebnet, das immer mehr zur letzten Instanz für Palästinenser, die sich Recht zu verschaffen suchen, wurde. Es kam allerdings nicht zu einem Durchbruch der Rechtsstaatlichkeit in den besetzten Gebieten: Diskriminierend erweist sich der Umstand, daß Palästinenser vor dem Obersten Gericht nur von israelischen Rechtsanwälten vertreten werden können, da es nur diesen gestattet ist dort Eingaben zu machen. Dies bedeutet, daß die Betroffenen damit faktisch eine gewisse Legitimität der Besetzung anerkennen müssen.

---Zitat Ende---

Fazit:

Die Religionszugehörigkeit "Jude" ermöglicht es Menschen von überall auf der Welt die Staatsangehörigkeit Israels anzunehmen und nach Israel "zurückzukehren", auch wenn sie niemals dort geboren wurden. Palästinenser, die in Israel geboren sind, aber nicht mehr länger dort wohnen wird das Recht auf Rückkehr in ihr Heimatland verweigert. "

Eure Oase ist ein Staat, in dem Menschen aufgrund ihrer Geburt ungleich sind.

Vollständiger Text:

Internet-Tipp: https://www.nahost.de/content/aufsaetze/aufsatz_002.shtml


werner antwortete am 04.05.04 (23:31):

Wolfgang - ich will dazu zwei Dinge sagen:
Erstens, es wäre mir viel lieber diese Diskussion in einem anderen Thread fortzusetzen. Wir erzählen hier über friedliche Begegnungen und nichts weiter, was ich als sehr entspannend empfinde. Ich glaube auch, dass Du in den falschen Thread gerutscht bist, da meine Bemerkungen über die Reisefreiheit auch in einem anderen Thread stand. Es wäre ein Zeichen von Toleranz wenn Du in diesem Thread das friedliche Zusammensein aller Beteiligten respektieren willst. Ich schlage vor Du liest dazu die obigen Beiträge.
Ich werde zwar noch Deine diesbezügliche vorige Antwort in diesem Thread behandeln aber dann auf weitere Fragen Deinerseits nur in dem anderen Thread antworten.
Zweitens: Meine Beschreibung des Staates Israel bezog sich ausdrücklich auf den gegenwärtigen Stand wie ich ihn vor Ort erlebe. Ich erinnere mich nicht über Einbürgerung und entsprechende Probleme gesprochen zu haben. Ich schilderte lediglich die Lage der in Israel lebenden arabischen Israelis und sehe dies in Deinem Beitrag nicht behandelt. Dein Beitrag setzt sich kritisch mit Einbürgerungsproblemen bzw. der Weigerung Israels auseinander einmal geflüchtete Araber wieder ins Land zu lassen. Und nochmal zum eintrichtern: Ich schrieb über arabische Israelis welche dort zahlreich leben und einen israelischen Pass besitzen. Über andere Araber kann ich nicht schreiben, da sie sich nicht dort befinden. Darüberhinaus gibt Dein Zitat die offizielle Version wieder. Auf der Strasse hörst Du ganz andere Geschichten über Preise um eine israelische Identitätskarte zu bekommen. War aber auch nicht das Thema? Oder?


werner antwortete am 04.05.04 (23:35):

@Karl - zu Deiner Info: der Thread heisst 'Seifenblasen'


werner antwortete am 04.05.04 (23:37):

und noch ne Korrektur - es ist halt schon spät: Es musste in meiner Antwort von 23.31 Uhr natürlich Karl und nicht Wolfgang heissen. War das jetzt ein Freudscher Versprecher oder ein langer Arbeitstag?


werner antwortete am 04.05.04 (23:39):

ausserdem geh ich jetzt schlafen - Gute Nacht - muss morgen wieder früh raus. Schlaft gut! - und das war gut gemeint und nicht sarkastisch.


Miriam antwortete am 04.05.04 (23:48):

KARL, falls Du in Deinen Beitrag von 23h11 mit "EURE OASE" Dich auf den Wortwechsel JEANNY - WERNER - MIRIAM beziehst und dabei Israel meinst : WIR haben ganz sicher die Oase nur als IMAGINÄREN RAUM gedacht. Natürlich sehe ich keinen Anlass und verspühre auch nicht das Bedürfnis mich zu rechtfertigen, aber ich bin verblüfft was hier alles umgedeutet wird, wie bei manchen Leuten allerhand unterstellt wird . Schade !


jeanny antwortete am 05.05.04 (02:22):

hallo miriam

in unseren imaginären oasen gibt es leider nicht nur dattelpalmen,schade.es wäre mir eine freude gewesen
noch einige erlebnisse mit verschiedenen menschen rund
um den globus zu erzählen und von anderen zu erfahren¨
was sie mit fremden menschen erlebt haben.
jetzt ist mir der spass vergangenen.
der webmaster(him self)duldet keine oasen der ruhe .
ich möchte mich bei dir miriam,bei werner und medea für ihre beiträge,die mir und anderen freude bereitet haben bedanken.

und überlasse den fanatickern,theoretickern und besserwissern das feld.


jeanny antwortete am 05.05.04 (02:53):

werner

meine besten freunde sind bahai(wertvolle menschen,die ich sehr mag.)

bahà'u'llàh sagte :

aber nicht nur zwischen den nationen,sondern auch zwischen den religionen
muss einklang herrschen.
denn im grunde lehren alle religionen das gleiche.
sie haben nämlich alle ihren ursprung im gleichen gott.


werner antwortete am 05.05.04 (06:43):

@Karl - vielleicht kann man sich ja dahingehend einigen, dass Karl seine Beiträge und meine Antworten löscht oder in den Thread Seifenblasen verlegt. Dann könnte man vielleicht den Thread hier so weitermachen wie es den Beteiligten gefallen hat. Ich fand das sehr gut, dass endlich einmal auch Beiträge kamen welche nicht nur mit Mord und Totschlag zu tun hatten. Es ist ja schon fast wie im Fernsehen wo jeden Abend Menschen in Krimis ohne Ende umgebracht werden. Oder liegt das nicht in Deinem Interesse, Karl? Schliesslich geht es ja nur um die Beiträge von uns beiden.


Karl antwortete am 05.05.04 (07:59):

Hallo zusammen,

ich finde es schade, wenn ich die Idylle störe. Ihr schreibt aber in dem poltischen Forum und Werner hatte eine eindeutige politische Falschaussage gemacht, dass nämlich die moslemischen Araber und jüdischen Bürger in Israel vor dem Gesetz gleich seien. Dem ist nicht so und damit müsst ihr leben, auch wenn ihr hier Propaganda mit Schönwetteraussagen machen wollt.

Erfahrungsgemäß ist der Wunsch nach geschönten bzw. positiven Nachrichten ja niemals unpolitisch, sondern immer dadurch motiviert, die unangenehmen Wahrheiten zu verdrängen. Solch ein Ansinnen stellen immer nur die Gewinner, niemals die Verlierer des Status quo.

für schöne Geschichten, die durchaus auch sein dürfen, gibt es übrigens die "Kleine Kneipe". für Reiseberichte gibt es sogar das spezielle Reiseforum.

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/cgi/stdf5.cgi


pilli antwortete am 05.05.04 (08:22):

vielleicht könnte juergen1 diese szene bildnerisch als karikatur gestalten? :-)

"Erst war ich perplex, dann faßte ich die Hand und legte sie vorsichtig wieder seinem Besitzer auf den Schoß, zog mein Tuch hervor und legte es stantepede über meine Beine. Dann schielte ich zu dem Mann herüber, der lachte mich an, daß seine weißen Zähne in dem dunkelbraunen Gesicht blitzen, nickte ein wenig - und ließ mich fortan in Ruhe."


gestern bot sie anlass zu lautem gelächter bei den ladies des altentreff als ich davon berichtete :-)

especially für Medea.:

"Die Natur hat den Frauen nur ein Mittel gegeben, sich zu verteidigen und zu schützen - die Verstellung; diese ist ihnen angeboren und ihre Verwendung so natürlich, wie für das Tier die Anwendung seiner Waffen; ja, sie fühlt sich hierbei bis zu einem gewissen Grade im Recht."

(Arthur Schopenhauer)

:-)

p.s.
wie war`s denn nun wirklich Medea.? :-)))


jeanny antwortete am 05.05.04 (08:59):

und ich dachte,

ich schreibe in dem forum

''politik & GESELLSCHAFT ''

vielleicht habe ich das wort gesellschaft falsch interpretiert !


Medea. antwortete am 05.05.04 (10:06):

- Begegnungen :

Während eines Urlaubs in Namibia besuchte ich Verwandte von Freunden, die in der "Nähe" von Okahandja (ca. 50 km weit entfernt :-) ) - ihre Farm besitzen. Okahandja bedeutet "Platz des müden Mannes", ich habe vergessen, ob in der Ovambo- oder in der Herero-Sprache.
Unser Frühstück nahmen wir auf der überdachten Terrasse ein - ich als Frühaufsteherin hatte mir meinen Kaffee gemacht und freute mich über den schönen Morgen. Noch waren die Affen nicht unterwegs, nur die Vögel sangen in den Zweigen. Was würde wohl dieser Tag an Interessantem und vielleicht auch Aufregendem bringen?
Ein leises Rascheln ließ mich aufmerken - ich glaubte, meinen Augen nicht zu trauen: da kroch ein wahres, vorsintflutliches Ungeheuer, ein drachenähnliches Tier von mindestens 1,20 m Länge auf mich zu - Himmel, was war denn das??
Ich erst einmal vorsichtshalber rauf auf meinen Stuhl, vom Tisch das Obst genommen, ihm hingeworfen und nach der Hausherrin gerufen.
Das ist doch Siggi, unter Hauswaran, lebt schon viele Jahre bei uns und ist vollkommen harmlos, macht sich hier sehr nützlich....

Na dann, moin, moin Siggi, Du Urviech -
und Dich hielt ich anfangs für eine Begegnung der dritten Art ... lach,

inzwischen erlebe ich die auch öfters im ST ... ;-))


ricardo antwortete am 05.05.04 (11:01):

Hallo Medea
Bin ich etwa hier so eine Art Hauswaran?
Was fehlt ist sicher der Till Eulenspiegel,
aber da habe ich vielleicht keine Chancen!


pilli antwortete am 05.05.04 (12:01):

jeanny :-)

Medea. hat doch das klassische beispiel geschildert :-)oder von welchen eventuellen politisch oder gesellschaftlich positiv verändernden aspekten berichtet uns die gute denn? :-)

nette reise-erinnerungen...sicherlich...da gehört dann aber auch der sprung auf den nächst zu erreichenden stuhl, wenn manche mausi mit wild funkelndem mäuserich konfrontiert wird.

himmel ricardo...wovon träumst du denn nachts? :-)zum erschrecken fehlt aber noch vieles und ob du das in diesem leben noch aufholen kannst?

:-)


Miriam antwortete am 09.05.04 (14:23):

Hallo, haben wir uns tatsächlich aus der Oase vertreiben lassen ? Wieso sitze ich so ganz alleine unter den Palmen und esse alle Datteln auf ? (nein KARL, nicht in ISRAEL..-siehe oben!...)
Also während ich auf Euch warte, denke ich wieder über BEGEGNUNGEN nach, und entscheide mich Euch folgendes zu erzählen :

Was ich nun schreibe, liegt so weit zurück, dass hoffentlich in der Wiedergabe keine Spur von Dramatik vorhanden sein wird. Es spielt in meiner "Heimat" (ist die Bezeichnung eigentlich zutreffend ? einigen wir uns eher auf "Geburtsland") : das kommunistische Rumänien. Studiert und anschliessend gearbeitet habe ich in Bukarest.
Ich komme eines Tages von der Arbeit und es empfängt mich schon an der Türe (eigentlich sehr ungewöhnlich) meine Vermieterin und sagt : "zwei Herren warten auf Dich in Deinen Zimmer.." Vom Wohnungseingang bis zu meinem Zimmer überlege ich mir wer da alles in Frage käme für so einen spontanen Besuch aus meinen Freundeskreis. Öffne dann meine Zimmertüre und erkenne direkt : die "Herren" sind von der Securitate (also die rumänische Stasi), die sich da so ungeniert in die beiden Lehnstühle gepflanzt haben. Entschuldigen sich auch nicht, sondern bieten mir Platz an -in MEINEN vier Wänden !! Es folgt ein endloses Verhör über Freunde, Freundinen, den ganzen Bekanntenkreis, längst verflossene Amouren aus der Studentenzeit ...
Und dann kommt der tatsächliche Auftrag : ich soll am Abend zur Geburtstagsparty meiner besten Freundin gehen, ja sie wüssten, dass ich nicht vorhatte dies zu tun, aber ich WERDE gehen ! (hier wäre noch hinzuzufügen, dass da nur eine einzige Person wusste, dass ich nicht hingehen wollte, die undichte Stelle war damit klar : es war die Schneiderin, die schwarz arbeitete und also erpressbar war) Ich versuchte noch zu sagen, dass ich eigentlich nicht vorhatte ...da kommt es nun als Befehl : ich MUSS hin!!! Sie würden dann den nächsten Tag pünktlich um 16 Uhr kommen, ICH soll sie empfangen, nicht die alte Dame, und müsste dann haargenau alles berichten, alle Gespräche wiedergeben, ich sollte ja nicht versuchen etwas zu unterschlagen, es gäbe einen zweiten Informanten, also ist alles kontrollierbar, böse Folgen würde es haben...etc...
Leider stimmte das mit den zweiten Informanten, es war ein sehr guter Freund von uns.

Hier unterbreche ich, Fortsetzung folgt und ist garnicht dramatisch, sondern sehr skurril... Bis bald, wenn Ihr wollt.


pilli antwortete am 09.05.04 (16:57):

ja klar Miriam :-)erzähl nur weiter...

die von dir geschilderte begegnung, zeigt mir z.bsp. einen möglichen hintergrund und eine erklärung deiner so befehlsgewohnten und einfordernden foren-sprache, die für mich sehr ungewöhnlich klingt und nun hat sich das nachdenken darüber erledigt.

:-)


ricardo antwortete am 09.05.04 (18:31):

Pilli
Deine Art der Kommentierung ist inzwischen bekannt.
Was ist hier "befehlsgewohnt"?
Darüber solltest du nochmal nachdenken!
Es ist nicht zu fassen!


Miriam antwortete am 09.05.04 (19:17):

"Die Buben" -so nannte man die Securitate-Leute im Volksmund - waren kaum weg und ich durfte endlich zusammenbrechen. Nach einiger Zeit versuchte ich mich zu fangen und aktiv zu werden. Ich rief einen nahen Verwandten an, einen Arzt (Urologe - sein Fach wird in dieser Geschichte eine ganz zentrale Rolle spielen). Es war ein Hilfe-Ruf und er kam sehr bald. Ich erzählte ihm meine "Begegnung" und es folgte eine sehr knappe und unerwartete Antwort : "das trifft sich ja sehr gut, der oberste Chef der Organisation hier in Bukarest hat es zur Zeit ganz arg an der Prostata, ich behandle ihn ja täglich, aber jetzt gehe ich direkt zu ihm." Gesagt, getan.
Nach ca. einer Stunde kam mein Retter wieder zurück und erzählte : der oberste Chef der "Buben" hätte schallend gelacht als er meine Geschichte hörte - und lies mir sagen : es gibt immer nur eine Lösung in solchen Fällen : die Secu-Leute einfach und sehr dezidiert rauszuwerfen, wenn sie den nächsten Tag wieder kommen. Er riet mir jedoch die Geburtstagsfeier zu besuchen - da wir ja so verblieben waren. Und dann erst den Rausschmiss !...
Ich war also auf der Party, richtig erleichtert ging ich hin, und redete...und redete...und redete...den ganzen Abend, wie ein Wasserfall, um keine politischen Gespräche aufkommen zu lassen.

Der dritte Teil, der Rausschmiss in der nächsten Folge.


jeanny antwortete am 09.05.04 (20:06):

hallo miriam

bin eben angekommen,sitze unter der palme,und warte
gespannt auf die fortsetzung.

ps.in vielen oasen gibt es ja skorpione,in der unseren hab ich jetzt auch einen bemerkt
.....ignorieren,und kriechen lassen :-)))


Miriam antwortete am 09.05.04 (20:16):

Hallo JEANNY, freut mich Dich wieder unter den Palmen zu wissen. Es kann sein, dass ich erst Morgen den dritten Teil erzähle, denn jetzt muss ich den Krimi sehen. Man hat so seine Schwächen. Alles Gute, lass mir paar Datteln übrig. Miriam


Medea. antwortete am 09.05.04 (20:46):

Hallo Ihr zwei -

sehe auch gerade den Krimi
u n d lese zwischendurch, was sich hier so tut.

Bis später also, unter der großen Palme in der grünen Oase ....;-))


Miriam antwortete am 09.05.04 (22:01):

Hallo Ihr beiden ! Schön Dich auch hier anzutreffen,
MEDEA ! Krimi war richtig gut, wegen dieser tollen Rolle von Jürgen Vogel. Den dritten Teil lasse ich für Morgen, weil eigentlich die Geschichte selber nicht so wichtig ist (aber ich verrate Euch schon jetzt : sie endet gut!) Eigentlich geht es mir eher um diese Fänge in denen man hineingeraten kann, und wie eine kranke Prostata (zum Beispiel) einen davor bewahren kann! Bis Morgen , schlaft gut, Miriam


Miriam antwortete am 10.05.04 (10:27):

Am nächsten Tag sollte ich - so der "Befehl", den Secus, selber öffnen wenn sie kommen, und nicht die alte Frau. Der letzte Teil der Anweisung, "nicht die alte Frau" wurde respektiert : als es nun Punkt 16 Uhr klingelte, liess sie die Tochter der alten Dame herein. Ich aber hatte, im selben Augenblick die Wohnung durch den Hinterausgang verlassen und ging auf den Dachboden, um meine Wäsche abzuhängen. Nach ca. zehn Minuten kam ich mit den vollen Wäschekorb zurück und musste mir die bitteren Vorwürfe der Buben anhören.

Was sie aber nicht ahnen konnten : wir spielten jetzt vor Publikum, nicht sichtbar aber akustisch gut vernehmbar. Mein Zimmer hatte nämlich eine zweite Türe (die nun versperrt war), die zum Badezimmer führte. Im Badezimmer hatten sich versammelt : der Urologe (mein Verwandter), die alte Vermieterin, ihre Tochter und auch ihr Sohn, der zufällig auf Besuch war.
Dies wissend,war ich sehr laut - was mir wieder die Zurechtweisungen der Secus einbrachte. Ich berichtete - unaufgefordert und sehr laut- über den Vorabend, also von den Gesprächen auf der Geburtstagsfeier. Da auf dieser Party 80% der Gäste (und auch die Gastgeberin) Berufsmusiker waren, langweilte ich die Buben mit den letzten Neuigkeiten aus den bukarester Konzertleben.
Da gab es tatsächlich viel zu berichten, denn unsere damalige etwas trostlose Existenz wurde stark aufgewertet durch das hervorragende Musik-(und Theater)leben.
Es war aber auch sehr gemein von mir, denn diese Würstchen mussten ja im nachhinein ein Gedächnisprotokoll verfassen - wie sollten sie sich all die Namen der (meist ausländischen) Komponisten, Solisten und Dirigenten merken? (während des Gespräches machten sie sich keine Notizen).

Am Ende meines Vortrags gab ich dann mein Statement ab : es sei das erste, aber auch das letzte mal, dass ich dies gemacht habe - also so zu sagen der Securitate wichtige Informationen zu liefern.. Die Buben drohten mir mit Allerhand, z.B. Verlust des Arbeitsplatzes, etc..etc..
Da ich auf nichts reagierte, sondern nur immer lauter erwiderte dies hätte keinen Zweck, erhoben sie sich und drohten ein letztes mal mit für mich nicht absehbaren bösen Folgen - und, dass sie sehr bald wiederkommen würden.

Ich habe sie natürlich niemehr gesehen. Nach ca. zwei Jahren verliess ich das Land und lebte erst einige Jahre in der Schweiz. Nachgedacht habe ich aber in der Folge sehr oft über solche Strukturen bzw. solche Methoden, in welchen totalitären Ländern sich diese auch abspielen. Zum Beispiel : wie leicht einer in deren Fänge geraten kann - wenn ihm Angst eingejagt wird. Denn unter Druck setzen, Angst einjagen, erpressen (mit was auch immer)- da waren und sind (bis Heute) all diese "Dienste" Weltmeister. Zum Mitläufer kann man sehr leicht werden. Damit will ich das "Mitläufertum" garnicht entschuldigen. Ich kann von mir sagen, dass ich es wahrscheinlich nicht geworden wäre. Aber in meiner Geschichte spielen ja ganz andere schützende Faktoren eine grosse Rolle : zum Beispiel die Prostata des Secu-Obersten...


Medea. antwortete am 10.05.04 (10:58):

Eine sehr nachdenkliche machende Geschichte, die aber Gottseidank ohne körperliche Folgen für Dich blieb.
Durch eine Verwandte, die auch für einige Zeit in Bukarest lebte weiß ich um die Schwierigkeiten, die den dortigen Aufenthalt erschwerten.


pilli antwortete am 10.05.04 (12:30):

"Es war aber auch sehr gemein von mir, denn diese Würstchen mussten ja im nachhinein ein Gedächnisprotokoll verfassen - wie sollten sie sich all die Namen der (meist ausländischen) Komponisten, Solisten und Dirigenten merken? (während des Gespräches machten sie sich keine Notizen)."

mmhhh..."würstchen" ???

ich dachte du bist menschen begegnet...auch wenn sie deiner meinung nach, dir nicht in guter absicht begegnet sein sollten...was befähigt Miriam dazu menschen als "würstchen" zu deklassieren?

vielleicht waren sie einfach intelligenter als Miriam oder kannten die liste der eingeladenen gäste bereits? :-)

Werner, Werner...mir scheint, du hast ein problem an der backe!

:-)


pilli antwortete am 10.05.04 (14:04):

"ps.in vielen oasen gibt es ja skorpione,in der unseren hab ich jetzt auch einen bemerkt
.....ignorieren,und kriechen lassen :-)))"
-------------

oh jeanny,

bitte nicht...etwas wundersames und von ästhetik und wirklicher schönheit getragen, könnte dir sonst für immer verschlossen bleiben...:-)))

der "Compsobuthus werneri werneri" ein höchinteressantes beispiel eines Skorpions. ich begegnete ihm auf der im sammelsurium der links vorgestellten seite:

"Skorpione entdecken, verstehen und pflegen!"

im u.a. link speziell für die nicht alles wissen könnenden gäste der oase vorgestellt.

dieser Skorpion, dessen fundstelle ca. 8 km vom ort Lod/Israel in den Juean Bergen ist, ist auf der hp unter der "galerie" und dann im "index" zu bewundern.

zum thema begegnungen...zu werners reisebericht nun auch noch der passende Skorpion mit dem interessanten namen

"Compsobuthus werneri werneri"... zwinker*

und du jeanny möchtest ihn ignorieren? :-)))

nicht wirklich...oder?

:-)

Internet-Tipp: https://www.skorpione.de/


Medea. antwortete am 10.05.04 (14:12):

Die Securitate-Leute haben auch - wie vor Jahren in der Presse zu lesen - an Folterungen mißliebiger Bürger teilgenommen. Sie sind genauso wie die jetzt aufgedeckten Folterer im Irak zu verachten und ihre Methoden zu verurteilen.


Miriam antwortete am 10.05.04 (15:28):

Hallo MEDEA, ich sehe dass mein Eckermann sich wiedermal zu Wort gemeldet hat.Passons !...

Eigentlich zu den Securitate-Leute : da muss ich Dich korrigieren, denn Du sagst sie hätten an den Folterungen teilgenommen .für mich würde ja "teilgenommen" bedeuten : es waren auch andere mit der Durchführung der Folterungen
befasst. Dem ist nicht so. Die Folterer waren nur die Securitate-Leute. Sie waren grausam und Experten auf diesem Gebiet. Sie als "Würstchen" zu bezeichnen, ist also eine fast unerlaubte Untertreibung. Man stelle sich vor : einer der aus persönlichen Erfahrungen die Securitate erlebt hat, würde dies lesen. Er wäre, zurecht, empört über die Verharmlosung. Natürlich habe ich Deinen Ausdruck nur korrigiert , weil er in diesen Kontext stand. Gruss Miriam


Medea. antwortete am 10.05.04 (16:28):

Hallo Miriam -

mit "teilgenommen" meinte ich tatsächlich "beteiligt" an den Folterungen - ist mir jetzt durch Deinen Einwand deutlich geworden, daß es mißverständlich ausgedrückt war.
Ich wollte da nichts verharmlosen.
Die Securitate-Leute haben gefoltert!

Ja, ja, die Eckermänner dieser Welt.... :-))
Wir werden mit ihnen leben müssen. ;-))


pilli antwortete am 10.05.04 (16:46):

geschehenes unrecht darf niemals mit weiterem unrecht aufgerechnet werden; ganz im gegenteil...sie bieten nur neuen eskalationen raum...aber ob datt auch im "Eckermann" zu lesen ist?


ricardo antwortete am 10.05.04 (22:36):

Hallo Miriam
Ich hatte versucht dir oben unter "sind wir so"? zu antworten, Karl hat aber das Thema gesperrt.
So sagen ich dir hier, das wir uns ganz gewiß verstehen und ich für deine Einträge dankbar gewesen bin. Auch die Geschichte aus Rumänien habe ich mit Anteilnahme gelesen.
Wir in Europa haben so unsere Erfahrungen mit Diktatoren gemacht. Und ich habe hier einen Freund aus Rumänien, der es nicht versteht, daß Deutschland mit Rußland kungelt und mit den USA auseinander ist.
Gruß
Ricardo
Ric


jeanny antwortete am 10.05.04 (23:41):

danke miriam,

habe deinen bericht mit intresse gelesen,war
sehr intressant.
vor ungefähr 40 jahren war ich in rumänien,und in bukarest.
kann mich noch heute erinnern,dass die meisten
menschen,bedrückt,nicht froh, und oft auch sehr arm waren.

habe aber rumänien als schönes land empfunden.