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THEMA:   Vermögenssteuer

 3 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 15.12.01 (21:35) mit folgendem Beitrag:

Gewerkschaften wollen die scheinbare Gunst der Stunde - nicht mehr übersehbares Erlahmen der Konjunktur - nutzen, den von ihnen repräsentierten Sozalneid in fiskalische Aktionen umzusetzen.

Neben einer Erhöhung der Erbschaftssteuer gehört dazu insbesondere die Wiedereinführung der Vermögenssteuer bzw. - besser gesagt - ihre Wiedererhebung, sie wurde nämlich gar nicht abgeschafft.

Gibt es jemanden, der ernsthaft glaubt, daß diese die wirtschaftlichen Auftriebskräfte Unterstützen würde? Ich denke eher, daß dies die Bürokratie stärken, dort unproduktive und kostenintensive Arbeitsplätze schaffen, unternehmerische Motivation und Initiative lähmen und damit letztlich dem Wirtschaftsstandort Bundesrepublik Deutschland schaden würde.


Günter Paul antwortete am 16.12.01 (11:34):

Lieber Freund, ich möchte eine Gegenfrage stellen: Gibt es überhaupt noch eine fiskalische oder andere politische Maßnahme innerhalb der bestehenden wirtschaftlichen Verhältnisse, die deren weltweiten Zusammenbruch aufhalten kann? ..... Ich glaube nicht! -

Aus den Entwicklungsländern der sogenannten dritten Welt läßt sich doch kein Profit mehr herauspressen. Sie können ihre Schulden weder jetzt noch künftig zurückzahlen. Diese lassen sich nur noch unter Verlust verbuchen.

Nichtkapitalistische (frühsozialistische) Länder, mit denen man lukrative Geschäfte machen könnte, gibt es mit wenigen Ausnahmen (China, Kuba, Vietnam, Nordkorea) nicht mehr und die genannten Länder sind mit Ausnahme von China wirtschaftlich sehr schwach.

Bleibt also nur rücksichtsloseste Konkurrenz und brutalster Realeinkommens- und Sozialabbau, wenn auch weiterhin Profite erzielt werden sollen. Die spätkapitalistische Wirtschafts- und Sozialordnung zerstört sich selbst (Profit beschneidet Kaufkraft, damit Absatz, damit Konjunktur – um es kurz zu sagen) und eine alternative Ordnung ist im größten Teil der Welt zur Zeit noch nicht in Sicht. - Das heißt nach meiner Überzeugung: Absturz in Chaos, Barbarei .... Gefahr eines neuen Weltkrieges. - Der 11. September war ein Menetekel !

Das alles hat mit „Sozialneid“ und gewerkschaftlichem Ehrgeiz nicht das geringste zu tuen, sondern nur mit den selbstzerstörerischen Kräften einer auf Profit ausgerichteten Gesellschaft. - Es ist höchste Zeit, daß wir gemeinsam darüber nachdenken, wie es in unserem Land und darüber hinaus in der Welt weitergehen soll und dafür konstruktive Ideen entwickeln.

Das meint
Günter Paul


MechtildTh antwortete am 16.12.01 (16:30):

Lieber Johannes, ich gebe Dir recht, dass die Erfahrung uns leider gelehrt hat, dass die Einführung der Vermögenssteuer auch nicht dazu führen wird, dass es der Wirtschaft dann besser gehen wird. Aber um Grund finde ich die Forderung richtig und denke nicht, dass es Sozialneid der Gewerkschaften ist, dies zu fordern. Es wäre nur konsequent und logisch, wenn man der Meinung ist, man braucht mehr Geld, sollen auch die Reichen mal was rausrücken und es sollte nicht immer nur von den ArbeitnehmerInnen Lohnverzicht gefordert werden.
Im Grunde bin ich eher der Meinung von Günther, obwohl ich nicht dazu neige alles so schwarz zu sehen wie er. Ich glaube nicht, dass das Kapitalistische Wirtschaftssystem sich selbst zerstören wird. Es wird immer wieder jemand finden, den es ausbeuten kann und weiter existieren. Schauen wir mal was auf uns zu kommt und versuchen wir für die Menschen das Beste daraus zu machen.
Ich bin nicht der Meinung, dass die Endlösung bevor steht, oder dass es im nächsten Leben alles besser sein wird, sondern bin eher der Meinung; „Der Weg ist das Ziel“. Deshalb packen wir es an, es gibt viel zu tun.
Die Vermögenssteuer wird eh nicht kommen, da brauchen sich weder die Reichen, noch die, die ein Bißchen was haben Sorgen zu machen.:-)))


Manfred Franz antwortete am 19.12.01 (07:29):

Hoffentlich hast Du Recht, Mechthild. Ich sehe diesen Ruf nach der Vermögenssteuer als Ventil für den Unmut der einfachen Leute mit den Leistungen der Rot-Grünen, die schließlich auch mithilfe der Gewerkschaften an die Macht kamen. Fest steht jedenfalls, dass der Glaube, den Reichen ihren Reichtum zu nehmen, mache alle reich, ein Irrglaube ist. Wir sind dann nicht alle reich, sondern alle arm!
Eine Steuer auf den Kapitalertrag finde ich schon richtig. Jeder muss auf sein Einkommen Steuern zahlen. Aber auf das Vermögen an sich? Wer es nur mittelmäßig angelegt hat, dem wird es auf diese Art im Laufe der Zeit genommen. Und wieviele Vermögen verbrauchen sich schon von ganz allein! (Schlecht vermietete Häuser z.B.)