Karl
begann die Diskussion am 24.04.04 (08:48) mit folgendem Beitrag:
Badische Zeitung 24. April 2004, Seite 5:
"Der israelische Ministerpräsident Scharon hat den USA frühere Garantien für eine körperliche Unversehrtheit des Palästinenser Präsidenten Arafat aufgekündigt. Am Freitagabend sagte Scharon, dies habe er US-Präsident Bush bei seinem Besuch in der vergangenen Woche gesagt".
---- Mord und Krieg sind für Bush und Scharon ein probates Mittel der Politik. Arafat ist der gewählte (!) Präsident der Palästinenser. Seine Ermordung mit Ansage wäre ein widerliches Verbrechen.
Die großen Relativierer des Rechts werden jetzt wieder auf den Plan treten und "Rechtfertigungen" suchen. Arafat habe nichts anderes verdient usw, werden sie sagen. Sie werden zynisch Mord gezielte Tötung nennen, einen Präventivschlag gegen Terror etc. Sie werden dabei nicht sehen, dass diese Argumentationslinie Willkür an die Stelle des Gesetzes setzt, dass uns diese Argumentationslinie um Jahrhunderte zurückwirft. Der Stärkere entledigt sich des Schwächeren durch Mord. Vorwärts zurück ins finstere Mittelalter.
Frieden wird Israel durch seine permanente Missachtungen internationaler Beschlüsse nicht erreichen. Seine Atombomben sind ein miserabler Schutz gegen Selbstmordattentäter. Die israelische Politik zementiert auch noch für die nächste Generation den Ausnahmezustand im Nahen Osten, Israel zündelt am Weltfrieden fleißig mit. Seine Politik geht uns alle an.
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juergenschmidb
antwortete am 24.04.04 (09:00):
ich könnte natürlich auch nicht antworten, aber : "Seine Politik geht uns alle an" veranlasst mich zu sagen, was nützt es mich, wenn ich begleitend dazu ständig was sage. Die Ära Scharon, auch die von Bush wird vorübergehen, vermutlich wegen ihrer Erfolglosigkeit eine Fussnote der Weltgeschichte bleiben.
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Karl
antwortete am 24.04.04 (09:08):
In der Geschichtsschreibung haben leider häufig vor allem die Fehlleistungen wegen ihrer fatalen Auswirkungen eine große Resonanz.
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ricardo
antwortete am 24.04.04 (10:22):
Mörder im Regierungssessel? Könnte denn auch Arafat damit gemeint sein?
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Irina
antwortete am 24.04.04 (11:40):
Oder Bush?
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jo
antwortete am 24.04.04 (20:02):
Zitat aus dem Eröffnungsbeitrag:
"Arafat ist der gewählte (!) Präsident der Palästinenser."
Hm, ist Scharon nicht auch auf demokratische Weise Ministerpräsident geworden? Und könnte es nicht sein, daß er, wie jeder Politiker, der mal wieder auf den Prüfstand von allgemeinen Wahlen treten muß, nicht zuletzt an diese denkt - und mit seiner Vorgehensweise eine Mehrheitsmeinung seines Volkes umsetzt?
Also ein Volk, das mehrheitlich Beihilfe zum Mord leistet oder mit einem solchen sympathisiert?
Internet-Tipp: https://www.nahost-politik.de/israel/wahlen/2003/
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Karl
antwortete am 25.04.04 (14:03):
Der internationale Protest hat bewirkt, dass Israel "zurückrudert" (s. Link).
Internet-Tipp: https://www.n-tv.de/5238054.html
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seewolf
antwortete am 25.04.04 (21:44):
... und was ist in Nordkorea?
Dort verhindert eine Regierung tagelang Hilfsmaßnahmen nach einem schrecklichen Unfall mit einer völlig verrotteten Eisenbahn...
Regiert da vielleicht doch "Das Böse" ???
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Karl
antwortete am 25.04.04 (23:02):
Nach allem, was ich von Nordkorea weiß (das ist nicht sehr viel), möchte ich dort nicht leben und die Überschrift dieses Threads könnte sehr wohl auch auf die dortige Regierungsclique zutreffen. Nur - der Verweis auf andere Problemstaaten hilft nicht, Probleme zu lösen.
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werner
antwortete am 26.04.04 (09:50):
@Karl - das mit dem internationalen Protest würde ich nicht so hoch hängen. Ich sehe bis jetzt zwei Richtungen. Als erstes hat die Drohung bewirkt, dass Arafat 20 gesuchte Terroristen welche in Anschläge verwickelt waren, aus seinem Regierungssitz in Ramallah ausgewiesen hat. Israel hatte gedroht, den Regierungssitz zu stürmen wenn Arafat das nicht tut. Als zweites habe ich eine schon etwas realistischer Beurteilung der Drohung gefunden. Sie wird damit begründet, das sich alle 3 beteiligten Parteien Vorteile verschaffen. Sharon versucht mit dieser Drohung Härte zu zeigen um die notwendigen Likud Stimmen für seinen Gaza Rückzugsplan zu gewinnen. Arafat stärkt seine Position indem er sich seinem Volk als heldenhafter Märtyrer präsentiert und die Bush-Regierung kann demonstrieren, dass sie die Sharon-Regierung am Zügel halten kann. Interessant sind meines Erachtens die gegenwärtigen Spiele zwischen Fatah, Hamas und Sharon, wie Arafat dazu gebracht wird wieder Chef in Gaza zu werden. Hamas scheint geschwächt und sieht plötzlich Einigkeit mit der PA (Palestinian Authority - also Arafat Regierung), Arafat riecht die Macht und möchte sich die Hamas einverleiben und Sharon möchte Arafat von Ramalla nach Gaza bekommen damit dort das Machtvakuum ausgefüllt wird. Ich glaube, ich liege mit dieser Einschätzung gar nicht so schlecht aber auf jedem Fall viel besser als Deine Bemerkung über den sogenannten internationalen Protest.
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julchen
antwortete am 27.04.04 (05:39):
Als erstes hat die Drohung bewirkt, dass Arafat 20 gesuchte Terroristen welche in Anschläge verwickelt waren, aus seinem Regierungssitz in Ramallah ausgewiesen hat....
ich wage gar nicht zu fragen: ausgewiesen wohin...???
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werner
antwortete am 27.04.04 (07:31):
Na siehst Du Karl, meine Spekulation ist gar nicht so übel. Qurei ist zur Zeit in Kairo und was gibt er von sich: Die PA ist durchaus in der Lage den Gaza Streifen zu beherrschen und zu verwalten. Und man solle Arafat nicht ermorden sondern aus Ramalla rauslassen. Wohin wohl? Qurei weiss sehr wohl, dass Arafat nur nach Gaza gehen kann. Wenn er woanders hingehen würde, würden ihn die Israelis nicht mehr zurücklassen.
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BarbaraH
antwortete am 06.05.04 (12:02):
Über einen von Wolfgang genannten Link ist ein Brief an George W. Bush zu lesen, in dem 50 ehemalige US-Diplomaten seine Nahostpolitik scharf kritisieren. U.a. heißt es dort:
>>Ihre unqualifizierte Unterstützung von Sharon außergerichtlichen Ermordungen, Israels Barriere, die wie die Berliner Mauer ist, seinen harten militärischen Maßnahmen in den besetzten Gebieten und nun ihre Billigung von Sharons einseitigem Plan kosten unser Land seine Glaubwürdigkeit, sein Ansehen und seine Freunde. Und diese Billigung ist nicht einmal im Interesse des Staates Israel.<<
Die Übersetzung ins Deutsche sowie der englische Originaltext sind zu lesen unter:
https://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Nahost/diplomaten.html
Internet-Tipp: https://www.uni-kassel.de/fb10/frieden/regionen/Nahost/diplomaten.html
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