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THEMA: 'EILMELDUNG: Spanien zieht seine Soldaten ab' (SPIEGEL-Online)
45 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 18.04.04 (19:01) mit folgendem Beitrag:
Das ist doch was. Ein Grund zur Freude. Hoffentlich ist's keine Zeitungsente. :-)
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schorsch
antwortete am 18.04.04 (19:21):
....die Rache der USA wird auf dem Fusse folgen......
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Wolfgang
antwortete am 18.04.04 (19:31):
sicher, schorsch... sie werden gift und galle spucken und alle ihre pfeile aus dem koecher holen, die sie noch haben. aber, das ist das erfreuliche an der geschichte: sie haben nicht mehr allzuviel davon. :-)))
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BarbaraH
antwortete am 18.04.04 (21:41):
Zapatero hatte in seinem Regierungsprogramm einen Abzug der 1300 spanischen Soldaten aus dem Irak angekündigt, falls die Vereinten Nationen nicht bis zum 30. Juni das politische und militärische Kommando übernehmen sollten. Er sagte nun: "Ich will mein Wort halten. Die Regierung kann nicht gegen den Willen der Spanier handeln."
Diese Worte sollten uns allen Mut machen: Es gibt noch bzw. wieder Staatsmänner, die auf ihr Volk hören.
Die USA befürchten nun einen Dominoeffekt. Da die Spanier in der von Polen kontrollierten Zone südlich von Bagdad eingesetzt sind, kann man wohl erraten, welches der nächste Dominostein sein wird. Ich denke, auch der neue Mann an Polens Spitze wird klug genug sein, auf sein Volk zu hören.
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Wolfgang
antwortete am 18.04.04 (21:54):
wenn nicht, barbara, werden die polen diesselben erfahrungen machen, die die spanier gemacht haben: wer auf die bush-krieger setzt, setzt auf verlierer und bezahlt mit dem eigenen leben. das aber ist die bush-cheney-oel-gas-junta mit ihren privaten oel-interessen nicht wert.
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jeanny
antwortete am 19.04.04 (00:00):
wenn ihr das gut findet.....,ich empfinde es nicht so.
ich habe gegen diesen krieg demonstriert,war zum ersten mal in meinem leben bei einer demo, und empfinde es immer noch als richtig.
aber wenn jetzt terroristen mit schrecklichen attentaten , bürger ,die morgens zur arbeit fahren zerfetzen und in stücke reissen, die politick von demokratien beeinflussen, sehe ich das als sehr bedenklich.....
dann sind wir ja alle erpressbar....und das darf es nicht geben, wo ist der anfang,wo das ende ???
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Karl
antwortete am 19.04.04 (00:09):
@ jeanny,
so ist es nicht. Die Welt schreibt: "Zapatero wies den Verdacht zurück, Spanien beuge sich mit dem Rückzug dem Terror. Am 11. März hatten islamistische Terroristen in Madrid bei Anschlägen 191 Menschen getötet. Der Regierungschef erinnerte daran, dass er schon vor mehreren Monaten im Falle eines Wahlsiegs einen Truppenabzug in Aussicht gestellt hatte. „Ich will mein Wort halten“, sagte er. „Die Regierung kann nicht gegen den Willen der Spanier handeln.“ "
Das Problem hat Aznar geschaffen, der die Unverfrorenheit hatte gegen den Willen von fast 90% der Spanier in den Krieg zu ziehen.
Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2004/04/18/266745.html
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jeanny
antwortete am 19.04.04 (00:31):
danke,karl
mit dem was du schreibst,bestätigst du meine meinung.
wenn auch die terroristen wussten,dass zapatero nach seiner wahl als premier minister die spanischen truppen aus irak abziehen würde (was er lange vorher schon behauptete) es ein leichtes für die terroristen war die wahl(in ihrem sinne)mit ihrem attentat,mit fast 200 toten und zahlreichen verletzten so zu beeinflussen....wie sie es wollten.
ich sage es noch einmal, das darf es nicht geben,dass terroristen und mörder den wahlablauf in demokratien durch terroristische aktionen in ihrem sinne beeinflussen.
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mart
antwortete am 19.04.04 (08:37):
Aber hört man nicht hier die Hurrah-rufe aus der Friedensbewegung; das sind die mit der Einfachmoral?
Mit dieser Simpelargumentation wird weder für den Irak, noch für Staaten im Westen der Weg für den Frieden geebnet werden.
Es ist kein Weg zum Frieden, sondern der Weg zum Chaos.
Aber mir kommt vor, daß Chaos mit all seinen Folgen von einigen gewünscht wird.
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mart
antwortete am 19.04.04 (08:40):
Entschuldigung für die Pauschabeurteilung der Vertreter der Friedensbewegung.
Da ich bisher nur einen sich selbst einen solchen in seiner schlagwörtertriefenden Argumentation kennengelernt habe, ist des natürlich falsch, sein Verhalten als typisch für die Friedensbewegung aufzufassen.
Es ist schade, daß damit die gesamte Friedensbewegung bei mir in einem zwielichtigen Licht erscheint.
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wanda
antwortete am 19.04.04 (08:48):
auf Deinen ersten Eintrag wollte ich schon gereizt reagieren, aber nun las ich den zweiten und bin bereits besänftigt - auch ich gehöre der Friedensbewegung an - alles wird immer schwieriger.
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Karl
antwortete am 19.04.04 (08:59):
Hallo zusammen,
ich kann die Bauchschmerzen von Jeanny verstehen. Natürlich ist es ungut, dass die Terroristen einen Punktsieg landen konnten. Bitte vergeßt aber nicht, wer hierfür die Steilvorlage gegeben hat.
Nur wenn die Regierenden sich vom Willen des Volkes so weit entfernen, wie das besonders in Spanien, aber auch in Italien und teilweise auch Polen und GB der Fall war, haben Terroristen überhaupt die Chance, solche scheinbaren Erfolge zu feiern.
Die Steilvorlage für die Terroristen hat Aznar mit seiner überheblichen, das gemeine Volk verachtenden Politik geliefert. Das Volk und jetzt die neue Regierung haben konsequent gehandelt.
Die Alternative, das Unrecht von Aznar jetzt im Nachhinein als Recht zu bezeichnen und im Irak stationiert zu bleiben, die gab es nicht.
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mart
antwortete am 19.04.04 (09:01):
Wanda, das tröstet und beruhigt mich wieder.
Warum nur sind die schrillen und extremen Stimmen immer so laut?
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ricardo
antwortete am 19.04.04 (09:11):
Heute in der Badischen Zeitung Mit einem Kniefall ist die eigene Haut nicht zu retten
Schon die Selbstdarstellung genügt, Albträume zu verursachen. Die global operierende Hizb ut-Tahrir versteht sich als "politische Partei, deren Ideologie der Islam ist". Ihr Ziel ist die "Wiedererrichtung des Kalifats", des "Islamischen Staats". Die gesamte Welt sei heute eine "Stätte des Unglaubens", weil nirgends die Gesetze Gottes gälten. Darum sind erstens die Herrscher in den Ländern der islamischen Welt zu bekämpfen - und zweitens den westlichen Staaten die "Führungszügel" zu entreißen, die sie kulturell und politisch eroberten, um "den Islam zu vernichten". Die Gemeinschaft der Muslime soll wieder zur "ersten Macht auf Erden" werden, und mehr: der Glaube Allahs sich weltweit durch "Verkündung und Dschihad" durchsetzen. Der einschlägige Abschnitt sagt es klipp und klar: Der offensive Dschihad ist eine von einzelnen Muslimen stellvertretend für die Gesamtheit zu erfüllende Pflicht. Das "bedeutet, dass wir den Kampf gegen den Feind auch einseitig beginnen, selbst wenn er uns nicht angegriffen hat. (. . .) Deshalb ist der Dschihad kein bloßer Verteidigungskrieg."
Das sollte genügen. Die Unterscheidung zwischen Angreifern und anderen ist bei gewaltbereiten Radikalen nur eine Frage der Zeit: Wer seine Haut mit einem Kniefall retten will, kommt etwas später an die Reihe.
Ludwig Ammann https://www.badische-Zeitung.de/nachrichten/kultur/37,1087658.html
Max Frisch und sein "Biedermann und die Brandstifter" lassen grüßen...
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schorsch
antwortete am 19.04.04 (09:51):
BarbaraH antwortete am 18.04.04 (21:41):
Zapatero hatte in seinem Regierungsprogramm einen Abzug der 1300 spanischen Soldaten aus dem Irak angekündigt, falls die Vereinten Nationen nicht bis zum 30. Juni das politische und militärische Kommando übernehmen sollten. Er sagte nun: "Ich will mein Wort halten. Die Regierung kann nicht gegen den Willen der Spanier handeln."
Diese Worte sollten uns allen Mut machen: Es gibt noch bzw. wieder Staatsmänner, die auf ihr Volk hören.
Schorsch: Noch ist nicht der 30. Juni. Bush & Co haben also noch eine Weile Zeit, Zapatero ein Argument zu liefern, das ihm ermöglicht, einen Spagat zu machen.....
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Wolfgang
antwortete am 19.04.04 (12:14):
"BELOHNUNG FUER ABZUG: Sadr befiehlt, Spanier nicht mehr anzugreifen", titelt eben spiegel-online. nicht schlecht. die spanischen soldaten koennen froh sein, wenn sie heil aus dem hexenkessel rauskommen. allzuviel zeit sollten sie sich nicht lassen.
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Karl
antwortete am 19.04.04 (19:57):
Auf diesen falschen Beifall können die Spanier, die zu Hunderttausenden gegen den Krieg, aber auch gegen den Terror demonstriert haben, sicher verzichten. Nicht der Terror und die Terroristen werden belohnt, sondern weiter bekämpft werden, auch von Spaniern und Spanien.
Durch den Abzug der spanischen Truppen aus dem Irak wird ein Fehler korrigiert, den Aznar gemacht hat, als er gegen den Willen seines Volkes in einen Krieg zog, den die überwältigende Mehrheit seines Volkes nicht wollte. Der Abzug der spanischen Truppen ist das Signal an alle Politiker demokratischer Staaten, hört auf euer Volk!
Die neue spanische Regierung hat den Frieden zwischen den Herrschenden mit seinem Volk wieder hergestellt. Dies ist kein Freibrief für Terroristen. Ich bin sicher, dass Spanien durch die Stärkung der Europäischen Union und die Verbesserung der Zusammenarbeit auch bei der Terrorbekämpfung Wichtigeres leisten kann als im Irak, wo der Krieg den Terror ja erst geboren und zum Blühen gebracht hat.
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BarbaraH
antwortete am 19.04.04 (22:31):
Auf phoenix berichtete gerade ein ard-Korrespondent, dass auch die Neuseeländer und die Japaner beim Packen sind...
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Wolfgang
antwortete am 19.04.04 (22:32):
das ist ja kein beifall, karl, sondern die nuechterne feststellung, dass spanische soldaten nicht mehr angegriffen werden (jedenfalls nicht mehr von den widerstaendlern, die auf mr. sadr hoeren). es ist sozusagen - da titeln die redakteure von spiegel-online voellig richtig - die belohnung dafuer, dass sie rausgehen aus irak.
die fuehrer anderer nationen sollten das genauso machen und ihre soldaten, die ja allesamt unrechtmaesssig im irak sind, schnellstens rausholen. wenn sie bleiben, werden sie getoetet oder verwundet, und die ueberlebenden werden letztendlich doch aus dem land getrieben.
wer sterben will, soll also bleiben. wer nicht sterben will, muss rausgehen. so einfach ist gelegentlich politik.
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BarbaraH
antwortete am 20.04.04 (09:30):
Der nächste fallende Dominostein:
>>Honduras will die rund 370 im Irak stationierten Soldaten schnellstmöglich nach Hause holen. Dies teilte Staatspräsident Ricardo Maduro in einer Fernseh- und Radioansprache gestern Abend mit.
Die honduranischen Soldaten waren bisher Teil der von Spanien geführten Brigade "Plus Ultra". Dieser gehören auch Einheiten aus El Salvador und der Dominikanischen Republik an. Die Regierungen dieser beiden Länder teilten jedoch mit, sie wollten ihre insgesamt 679 Soldaten nicht vorzeitig abziehen.<<
Spiegel-online vom 20.04.04 ABZUG AUS DEM IRAK Bush las Zapatero die Leviten https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,296029,00.html
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,296029,00.html
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Wolfgang
antwortete am 20.04.04 (13:31):
die spanischen und honduranischen soldaten scheinen das groebste hinter sich zu haben und werden innerhalb der naechsten wochen - wenn alles gut geht - heile abgezogen sein.
die "koalition der willigen" (g. w. bush) broeckelt wie eine einsturzgefaehrdete mauer. thailand, philippinen und neuseeland werden wohl als naechste ihre leute abziehen.
wer klug ist, geht. wer dumm ist, bleibt. zum schluss werden wohl nur noch die allerduemmsten - die bush-krieger - vor ort sein.
wer zu spaet geht, den bestraft das leben. ;-)
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mart
antwortete am 20.04.04 (15:19):
Damit hat Bin Laden wohl einen Teil seiner Ziele erreicht, die er in seinem (angeblichen) Angebot verlauten läßt.
"Der Zweck dieser Botschaft war doch, Druck auf die Regierungen - aber auch die Elektorate - von Staaten wie Polen oder Italien ausüben, aus der Koalition gegen den Terror auszuscheiden und eine Art "Separatfrieden" mit den Islamisten zu schließen."
Der Kenner der islamischen Geschichte . . . weiß, dass die islamische Scharia . . . Frieden, für den Zustand der (eigenen) Schwäche und islamische Dominanz, das heißt Krieg, für den Zustand der (eigenen) Stärke vorschreibt", erklärt dazu der Islam-Experte Bassam Tibi. Ein Nachgeben europäischer Staaten würde von den Islamisten, dieser Logik folgend, als eigene Stärke empfunden, deren Konsequenz Krieg - also noch mehr Terror - sein muss."
"Denn selbst wenn Europa oder einzelne europäische Staaten aus der Koalition gegen den Terror ausscherten, die Amerikaner sich selbst überließen und hofften, damit Verschonung erkaufen zu können: am Ende bekämen sie bloß noch mehr Terror."
Internet-Tipp: https://www.diepresse.com/Artikel.aspx?channel=m&ressort=g&id=411889
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ricardo
antwortete am 20.04.04 (16:54):
@Mart Mit einem Kniefall ist die eigene Haut nicht zu retten
Aber abwarten! Die Amis schaffen es alleine besser als mit halbherzigen und ängstlichen Alliierten. Vielleicht werden die Spanier diesen Kotau vor den Islamisten noch einmal bereuen!
Auch im Kosovo war die Hilflosigkeit der Europäer schon deutlich zu spüren.
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BarbaraH
antwortete am 20.04.04 (18:49):
>>Vielleicht werden die Spanier diesen Kotau vor den Islamisten noch einmal bereuen!<< (ricardo)
ricardo,
ein weiteres Mal:
Zapatero knickt nicht vor den Islamisten ein. Mit dem Abzug der Soldaten löst er lediglich sein Versprechen ein. Alles andere wäre Wahlbetrug.
Es war Aznar, der den Willen seines Volkes missachtete. Fast 90% der Spanier waren gegen eine Beteiligung am Irak-Krieg.
Bleib doch ausnahmsweise einmal bei der Wahrheit.
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York65
antwortete am 20.04.04 (21:45):
Furchtbar wie hier in der Diskussion manche für den Bushkrieger Partei ergreifen.Spanien macht das einzig Richtige,seine Soldaten heim zu holen. Herr Bush sollte nun doch endlich begreifen,dass das Führen von Indianerkriegen wie seine Vorgänger es mal getan haben,endgültig vorbei sind. Gruss York
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ricardo
antwortete am 20.04.04 (22:31):
Barbara Dieser Zapatero hat zwar versprochen, seine Truppen zurückzuziehen, aber dabei eine Bedingung für den Verbleib ausgemacht: Sollte die UNO Kompetenzen im Irak erhalten, sollten sie bleiben.
Nach einer weiteren Drohung mit ULTIMATUM durch die Terroristen zeigt er sich jetzt auffällig beflissen. Ich nehme aber an, daß die Amerikaner so wie im Kosovo mehr durch europäische Truppen behindert wurden und vielleicht sogar ganz froh sind, wenn diese zwiespältige Hilfe verschwindet, auf die ohnehin kein Verlass war.
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Wolfgang
antwortete am 21.04.04 (21:12):
noch eine erfreuliche meldung... tadeusz iwinski, sekretaer fuer internationale angelegenheiten im buero vom polnischen ministerpraesident leszek miller, sagte heute, dass auch polen einen rueckzug seiner truppen anvisiere und dass dieser entscheid von zapateros plaenen beeinflusst worden sei. *freu*
es wird einsam um die bush-krieger herum.
das ist gut so. sollen sie alleine sterben, wenn sie es unbedingt wollen.
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ricardo
antwortete am 21.04.04 (22:46):
Wolfgang einsam um die Krieger? Was waren denn das ? Ein paar europäische leicht bewaffnete Touristen, die nur im Weg rumstanden und nicht wußten was sie da sollen. Wir haben in Europa so gut wie keine Eingreiftruppe für den Fall einer ernsthaften Bedrohung. Geschweige denn können wir in anderen Ländern für Sicherheit sorgen. Man hat es schon im Kosovo gesehen da haben sich die EU truppen ziemlich blamiert. Du wirst sehen, es geht auch ganz ohne Europa, und die Engländer gehen auf Distanz zur EU Recht haben sie!
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Wolfgang
antwortete am 22.04.04 (00:11):
da sind wir uns ausnahmsweise einmal einig... mr. bush (vieleicht noch im verein mit seinem apportier-huendchen mr. blair) und seine mannen werden diesen krieg alleine weiterfuehren muessen. sie werden ihn letztlich auch alleine verlieren. - ich habe kein problem damit. wo ist dein problem, ricardo ?
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Karl
antwortete am 22.04.04 (07:54):
Ich bin, wie die Leser wissen, auch für einen geordneten Abzug der Invasionstruppen aus dem Irak. Aber Anlass zur Freude kann ich nirgends entdecken und denke auch, dass dies die falsche Regung ist. Anlass zur Sorge bieten alle Alternativen, die ich durchdenke. Probleme sehe ich, welche Handlungsalternativen auch immer mir einfallen.
Ein naives Schwarz-Weiß Denken bringt uns nicht weiter. Das Kind ist bedauerlicherweise in den Brunnen gefallen (und dies sollte ein Nachspiel haben), aber es ist keineswegs nun allein die Aufgabe der Amerikaner, es heraus zu holen, denn es sind Menschen, vor allem irakische, die unter der verfehlten Politik zu leiden haben. Die Amerikaner müssen zur Korrektur ihrer menschenverachtenden Politik gezwungen werden, gewiss. Aber dies muss in geordneter Weise geschehen. Der Irak darf nicht dem Chaos überlassen werden. Es kann nicht unser Standpunkt sein, dass die Kinder in in die Luft gesprengten Schulbussen uns nicht interessieren.
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ricardo
antwortete am 22.04.04 (08:46):
Karl Das erinnert an die Quadratur des Kreises.
Und Wolfgang träumt schon wieder wirres Zeug. Vom Sieg der Saddamisten! Träume sind Schäume...
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ricardo
antwortete am 22.04.04 (15:13):
Meldung von heute mittag: Ein Spanier wurde in Bagdad von den Terroristen ermordet, einer schwer verletzt. So ganz klappt es noch nicht mit der Schonung der Spanier für Wohlverhalten!
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mart
antwortete am 22.04.04 (15:17):
Nennt man so etwas nicht Kollerateralschäden? Und waren nicht auch Kinder jüngst unter den Opfern?
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Tobias
antwortete am 22.04.04 (17:34):
Auch die Polen denken schon laut über den Abzug ihrer Truppen nach.
Fränkischer Tag am 22.04.2004
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ricardo
antwortete am 23.04.04 (09:04):
Dazu ein Statement von Adam Michnik, Chefredakteur der größten polnischen Tageszeitung, er steht positiv zu der Intervention der USA im Irak:
".....ich habe die Situation aus Sicht der Opfer Saddam Husseins betrachtet. für Tausende von politischen Gefangenen war die amerikanische Intervention eine Befreiung. Das ist für mich das wichtigste Argument. Ein zweites kommt hinzu: Das Regime von Saddam Hussein war noch nicht so stark. Es mag eine polnische Obsession sein, aber erinnern wir uns an die Geschichte Hitlers: 1936 wäre eine Intervention in Deutschland noch möglich gewesen, aber die Appeasement-Logik der führenden europäischen Klasse hat sie verhindert."
Das ganze Interview kann man lesen unter https://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=7535&CategoryID=62
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werner
antwortete am 23.04.04 (11:31):
Waren nicht auch die Alliierten waffentechnisch bzw. aufrüstungsmässig noch nicht so weit?
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mart
antwortete am 23.04.04 (12:11):
Danke ricardo für deinen überaus interessanten Link mit dem Interview mit Adam Michnik, Chefredakteur der größten polnischen Tageszeitung, das mich die Stimmung in Polen auch gegenüber der EU, wovon ich viel zu wenig weiß, besser verstehen läßt.
Internet-Tipp: https://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=7535&CategoryID=62
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Titus
antwortete am 23.04.04 (18:20):
Mir geht hier bei der Diskussion ein Aspekt verloren, der mir wichtig erscheint:
Mit Gewalt lassen sich keine Probleme lösen, schon gar nicht durch einen Angriffskrieg. Es ist völlig egal, wie man diesen Krieg begründet hat, es ist und war ein Verbrechen. Diese Meinung ist uns hier im ST vertraut und wird akzeptiert, ich wollte sie nur nochmal in Erinnerung rufen.
Alle Länder dieser Erde sollten sich von der politischen Denkweise des 19. Jahrhunderts verabschieden, die da hieß, daß der Krieg die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln sei. Leider hat sich diese Denkweise - auch bei einigen deutschen Politikern bis in unsere Tage - ins 2o. und 21.Jahrhundert gerettet.
Saddam Hussein war ohne Zweifel ein Diktator, das ganze Ausmaß seiner Verbrechen gegen das eigene Volk muß wohl noch aufgeklärt werden. Er war aber nicht der einzige Verbrecher an der Spitze eines Staates, leider.
Und wenn man seine Beseitigung befürwortet - das tun wir sicherlich alle - dann hätte es in der Macht der USA gelegen hier einen unblutigen Weg zu finden.
Krieg darf nie mehr und unter keinen Umständen Mittel der Politik sein.
Nach den Spaniern werden sicherlich auch die Polen aus dem Irak abziehen, ich meine aber, daß es allein Sache der USA ist ihren Krieg im Irak so zu beenden, daß sie kein Chaos mit Bürgerkrieg hinterlassen.
Man kann den USA nicht vorschreiben, wie sie ihr Ansehen in der Welt wieder herstellen können - Bush und seine Trabanten in den USA vor Gericht zu stellen wäre sicherlich ein kleiner, aber wichtiger Anfang.
Und mit unseren tapferen Helden hier? Nicht vergessen, wer sich dem Wahnsinn des Herrn Bush anschließen wollte und entsprechend in 2 Jahren wählen.
Ein Kriegsbefürworter ist uns ja zum Glück als Bundespräsident erspart geblieben.
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ricardo
antwortete am 23.04.04 (18:42):
Das Interview mit Adam Michnik ist wirklich lesenswert und hebt sich ab von mancher oberflächlichen Betrachtung des Irak-Krieges. Die Polen sehen vieles anders, zumal sie als erste seinerzeit den Überfall der Deutschen erleben mußten. Schon im ersten Besatzungsjahr wurden damals viele Polen umgebracht (nicht nur Juden). Insgesamt hat die Besatzungszeit drei Mio polnische Menschen (gezielte Vernichtung der Elite)das Leben gekostet. Und jetzt verlangt Deutschland eine Entschuldigung von Polen für die Vertreibung nach dem Krieg.
Titus: Das Argument mit den vielen Diktatoren ist immer wieder zu hören: was nützt da einer weniger!
Genau so könnte man auch im Prozeß Dutroux sagen: Was nützt ein Kinderschänder weniger?
Ist das eine speziell deutsche Logik nach der Devise: War doch alles garnicht so schlimm?
Wir tun uns sehr schwer mit der Frage: Was hätte mit Saddam geschehen sollen?
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hugo1
antwortete am 23.04.04 (19:35):
hallo ricardo,,das ist mir ziemlich neu : "Und jetzt verlangt Deutschland eine Entschuldigung von Polen für die Vertreibung nach dem Krieg",,,,,?? Davon hab ich noch nie irgendwo ernsthaft gelesen gehört oder gesehen. Das wär ja auch eine vollkommene Verdrehung der Geschichte. Im Gegenteil, trotz Millionen von Umsiedlungen (kannst ruhig Verteibungen dazu sagen, stimmt ja auch aus Sicht der Betroffenen) stehen wir Deutschen wohl noch ganz derb in der Schuld den Polen gegenüber. Nicht die Polen saßen mit am Tisch in Theheran, Jalta, Potsdam im Gegenteil sie wurden zu Millionen selber Vertrieben. Wer allgemein behauptet das Deutsche von Polen vertrieben wurden der lügt. Deutsche wurden, verursacht durch die Hitlerpolitik von der Roten Armee (in welcher auch einige Polen kämften)vertrieben. Diese Gebiete wurden dann durch die Alliierten den Polen zugesprochen. (obwohl viele Polen liebend gerne in Ihre alte Heimat, aus der sie selber von Stalin vertrieben wurden und die nun durch die SU/Rußland besetzt ist, zurückkehren wollten). Da lass ich mir nichts weismachen, da bin ich selber betroffen. Ich kenn die Leute die in unserem ehemaligem Haus jenseits der Neisse wohnen müssen, es wäre Idiotie, von denen eine Entschuldigung für die Vertreibung der Deutschen zu verlangen. Die Polen sehen vieles anders sagts Du , auch damit haste recht, aber die gegenwärtige Regierung hat auch ganz schön Probleme Ihren Landsleuten den Irakeinsatz schmackhaft zu machen, da hilft auch keine Gedankenverbindung an über 60 ig Jahre zurückliegende Ereignisse. Die Polen sind politisch aufgeklärt, geschichtsbewusst und höchstens klerikal(/das ist meine Meinung) beeinflusst.
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Karl
antwortete am 24.04.04 (21:28):
Auch Norwegen zieht ab:
Internet-Tipp: https://www.ftd.de/pw/in/1082789289226.html?nv=hpm
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ricardo
antwortete am 24.04.04 (22:18):
Hugo lies mal die Forderungen der Vertriebenenverbände, dasselbe gilt ja auch für die Tschechei! Und in Berlin soll doch ein Mahnmal für die Vertriebenen erstellt werden. Dagegen protestieren die Polen. für die drei Mio Polen gibts nix zu mahnen!
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pilli
antwortete am 25.04.04 (09:45):
vielleicht nachlesenswert zu dieser diskussion ist ein artikel in der "jungen welt" den Ralf Sterk am 17.02.2003(!) verfasste.
es ist für mich tröstlich zu lesen, dass nach etwas mehr als einem jahr bereits, dass verwirklicht wurde, was die mehrheit der wähler wünschte!
eine gute lehrstunde nicht nur für die extremen rechten... ----------------------
"Aznar hat seinen Krieg schon verloren" Spaniens Premier plant angesichts der großen Friedensdemonstrationen Blitzbesuch in USA Gegen die Unterstützung eines Irak-Kriegs durch Madrid sind am Sonnabend in Spanien Millionen Menschen auf die Straße gegangen. In 60 Städten wurden Demonstrationen organisiert. Spaniens Ministerpräsidenten José Maria Aznar, neben dem britischen Premier Tony Blair einer der europäischen Hauptkriegstreiber, wurde dessen Isolierung verdeutlicht. Aznar wurde von Rednern aufgefordert, die Bevölkerung zu vertreten und den USA die Unterstützung zu verweigern.
Fast alle Parteien, außer der regierenden Volkspartei (PP), und fast alle Gewerkschaften waren mit Nichtregierungsorganisationen Bündnisse eingegangen. Sogar die Schwesterpartei der PP in Navarra, die Volksunion Navarras (UPN), hatte ihren Mitgliedern die Teilnahme an Protesten freigestellt. Nur noch die extreme Rechte unterstützt den Kurs von Aznar.
Die wohl größte Demonstration fand in Barcelona statt, wo über 1,5 Millionen Menschen in der Innenstadt protestierten. In Madrid erklärte der spanische Filmemacher Pedro Almodóvar vor einer Million Menschen: »Die beste Prävention gegen den Krieg ist der Frieden.« Auch wenn Aznar versucht, die Teilnehmerzahlen der Protestmärsche nach unten zu reden, ist ihm offenbar ein Schrecken in die Glieder gefahren: Er hat einen Blitzbesuch bei Bush angekündigt.
Auch in den anderen spanischen Groß- und Kleinstädten wiederholten sich die Bilder. Eine Ausnahme gab es im Baskenland. Hier hatten sich die spanischen Sozialisten (PSOE) von den Demonstrationen distanziert. Die PSOE, bei allen anderen Friedensdemonstrationen federführend dabei, wollte nicht mit der linksnationalistischen Partei Batasuna für den Frieden demonstrieren. Mit Aznar betreibt die PSOE das Verbot der Partei, die der ETA politisch nahesteht. Trotzdem demonstrierten über 200000 Basken gegen den drohenden Krieg.
Unterdessen hat die Gewerkschaft Arbeiterkommissionen (CCOO) öffentlich gemacht, daß Madrid eine scharfe Zensur für alle Informationen zum Thema Irak einführen will. Laut einer Mitteilung der Direktion des RNE (Nationales Radio Spaniens, im Volk auch »Radio Aznar« genannt), gibt es mündliche Anweisungen der Regierung an die Direktoren der jeweiligen Sender im Verbund des gesamten RNE, keine Infos zum Irak-Krieg zu veröffentlichen, ohne daß diese von Madrid »eingesehen« werden. Die Gewerkschaft hat inzwischen zu einer Mobilisierung und Protestaktionen gegen die staatliche Zensur aufgerufen. ------------------------------
Internet-Tipp: https://www.jungewelt.de/2003/02-17/007.php
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ricardo
antwortete am 25.04.04 (11:16):
Stimmt es eigentlich, daß die "Junge Welt "den Verfassungsschutz interessiert, als Linksaußen angesiedelt? So ähnlich schreibt übrigens auch die Nationalzeitung vom Schönhuber Franzl...
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pilli
antwortete am 25.04.04 (11:57):
"interessiert" :-)mag sein...
das ist die aufgabe dieser instutition :-)
aber sicher spielen uns altersmüde und leseschwache augen oftmals einen schubladen-streich :-)denn hier schrieb Ralf Sterk und die "jungewelt" veröffentlichte lediglich eine meinung, die in diesen wochen nachlesenswert ist, meine ich mal...
:-)
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pilli
antwortete am 25.04.04 (12:00):
gleich ein beweis für altersmüde augen: :-)
"institution"
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