Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Österliches: Jüdisches, Christliches: EHE

 2 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 10.04.04 (08:07) mit folgendem Beitrag:

Zum Österlichen (auch zur "Jeschuwa": Umkehr, Einkehr, Bedenkzeit) bedenkenswert:
Vgl. Broders palaverartige Vorstellungen in einem anderen Thema:

Solomon:
Sowohl die Bibel wie der Talmud erlauben die Polygamie, obgleich sie in talmudischen Zeiten nicht mehr allgemeiner Brauch war. In Westeuropa untersagte um 1000 n. d. Z. Rabbi Gerschom von Mainz jedem Mann unter Androhung der Exkommunikation, sich mehr als eine Frau zu nehmen. In den meisten christlichen Ländern übernahmen die Juden rasch das Polygamieverbot, im Gegensatz zu den islamischen Ländern, wo Talmud und Koran jedem Mann zu - höchstens - vier Frauen rieten, sofern er ihre sexuellen und ökonomischen Bedürfnisse zu befriedigen vermochte.
Verboten sind sexuelle Beziehungen außerhalb der Ehe; es ist nicht klar, wann die gewohnheitsmäßige Praxis des Konkubinats aufhörte. Die Tatsache, daß etwas verboten ist, heißt nicht, daß es nicht stattfindet. In westlichen Ländern ist in jüdischen Kreisen (nichteheliches) ‚Zusammenleben' häufig, und natürlich gibt es jüdische Ehebrecher und Hurer. Auch hinsichtlich Lebensstil und sexueller Orientierung besteht dieselbe Diskrepanz zwischen tradierten Regeln und heutiger Praxis. Einmütig verurteilen das biblische und talmudische Gesetz homosexuelle Praktiken, was freilich nicht verhindert hat, daß jüdische Schwulenvereine und zumindest eine Schwulen-Synagoge entstanden sind.
für die gesetzestreue Minderheit indessen ist die sexuelle Aktivität sogar innerhalb der Ehe beschränkt. Einige Beschränkungen dienen der Wahrung des Anstands oder dem Schutz eines unwilligen Partners. Die wichtigste betrifft die sexuellen Beziehungen einer menstruierenden Frau (Nidda). Sie darf während der Menstruation und der anschließenden Reinigungsperiode von mindestens sieben Tagen keinen sexuellen Verkehr haben; am Ende des siebten Remigungstags nimmt sie die Mikwe, ein rituelles Tauchbad. Die Mikwe ist eine Art Reinigungszeremonie, der sich auch - unter anderen - Priester im Tempel vor dem Gottesdienst oder Konvertiten beim Übertritt zum Judentum unterziehen. ‚Taufe’ ist lediglich die griechische Übersetzung des hebräischen Tewila, ‚Tauchbad’.
Die Ehe ist eine Beziehung gegenseitiger Liebe, Achtung und Hilfe. Sie wird auf Dauer geschlossen. Zwar hat das rabbinische Judentum gemäß der Hebräischen Schrift die Scheidung stets erlaubt, doch die Umstände, unter denen sie angemessen ist, sind viel diskutiert worden. Sobald die Ehe nach jüdischem Recht geschlossen ist, kann sie nur nach diesem Recht geschieden werden, wozu die Übermittlung eines Get („Scheidungsbrief“) vom Ehemann an die Frau in Gegenwart von Zeugen erforderlich ist. Orthodoxe Frauen gerieten durch diese Bedingung oft in große Not, denn kaum etwas kann einen scheidungsunwilligen Ehemann zwingen, einem Get zuzustimmen. Und die rabbinischen Gerichte lösen eine Ehe nicht ohne weiteres auf. In jüngster Zeit sind Schritte zur Verbesserung der Situation unternommen worden, indem man unterschiedliche juristische Verfahren nutzt, wie sie in den einzelnen Ländern zur Verfügung stehen.
*
S. Folge II...


iustitia antwortete am 10.04.04 (08:09):

Teil II:
Solomon: Über Ehe und Beziehungen:

Die meisten traditionellen Gemeinschaften betonen die Bedeutung der Familie; sie sei es, in deren Schoß die traditionellen Werte am wirkungsvollsten ausgeprägt und vermittelt würden. Das Judentum bildet keine Ausnahme. Doch auch die jüdischen Familien in den westlichen Demokratien bleiben von den zerrüttenden Zwängen nicht verschont, denen die Familien anderer Gemeinschaften ausgesetzt sind. Auch sie sind heute nicht mehr so stark wie einst.
Andererseits drohen Fremde, Alleinlebende und Ungebundene an den Rand der Gesellschaft gedrängt zu werden, wenn die Familienwerte zu sehr dominieren. Offenbar war sich bereits vor zweieinhalbtausend Jahren der Deutero-Jesaja [so wird der unbekannte Autor des zweiten und dritten Teils des Buches Jesaia genannt.] dieser Gefahr bewußt:
„Der Fremde, der sich dem Herrn aufgeschlossen hat, soll nicht sagen:
‚Sicher wird der Herr mich ausschließen aus seinem Volk.’
Der Verschnittene (Eunuch) soll nicht sagen:
,Ich bin nur ein dürrer Baum.’
Denn so spricht der Herr.
,Den Verschnittenen, die meine Schabbate halten,
die gerne tun, was mir gefällt, und an meinem Bund festhalten,
ihnen allen errichte ich in meinen Mauern ein Denkmal,
ich gebe ihnen einen [...] ewigen Namen, [...] der niemals ausgetilgt wird.’“ (Jes. 56,3-5)
[Vollständig heißt der Text, den Solomon hier leider weglässt: ...ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals ausgetilgt wird. A.R.]
Viele jüdische Gemeinschaften haben noch einen weiten Weg zurückzulegen, bis Fremde, Alleinlebende und Ungebundene sich in ihnen so wohl fühlen, wie Jesaja es sich wünschte.
* Der Autor ist der Rechtslehrer.Norman Solomon. Judentum. Eine kurze Einführung. Stuttgart 1999. S 107f.


chris antwortete am 11.04.04 (14:27):

Interessanter Link zu den großen Weltreligionen.

Beim Stöbern im Internet fand ich eine interessante Seite,
die die großen Weltreligionen und ihre Glaubensziele
beschreibt.

Ich denke, dass der Vergleich für viele von Euch interessant ist.

Es wird umfangreiches Material zu Verfügung gestellt über:
Christentum
Judentum
Islam
Hinduismus
Buddismus
Chinesische Religionen
Ägyptische Religionen


Chris

Internet-Tipp: https://religion.orf.at/projekt02/religionen/religionen.htm