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THEMA:   Politischer Paria: Muktada Al Sadr, Hassprediger ohne Mehrheit

 16 Antwort(en).

ricardo begann die Diskussion am 07.04.04 (22:07) mit folgendem Beitrag:

Dies ist ein interessanter Beitrag in der "Welt" von heute

"Seit einem Jahr hetzt Al Sadr in Predigten und der Zeitung "Al Hawza" gegen die Koalition, das "Weltjudentum" und alle Iraker, die nicht wünschen, von ihm regiert zu werden."
https://www.welt.de/data/2004/04/07/261698.html

Er wurde von den Amerikanern verschont, obwohl er von Anfang an gegen den neuen irakischen Staat nach Saddam intrigiert und die Schiiten aufgehetzt hat.
Jetzt hat sich diese Einstellung gerächt!


Karl antwortete am 07.04.04 (22:34):

Zitat aus der Weltquelle: "Die Reihen seiner inzwischen Tausende zählenden Miliz, deren martialische Paraden an die der gefürchteten Fedajin Saddam erinnern, füllten sich mit, wie es in dem Weblog Healingiraq heißt, "ehemaligen Baathisten, Gangstern, Vergewaltigern, Dieben und anderen Kriminellen". Klingt das nach einer seriösen Quelle?


ricardo antwortete am 07.04.04 (22:41):

In Zweifel kann man alles ziehen
aber dann ist es gut, wenn man auch Selbstzweifel hat!
Sind denn die US soldaten alle Verbrecher , ist Aznar ein Krimineller?


Karl antwortete am 07.04.04 (22:55):

Aznar ja sicher. Die amerikanischen Soldaten sind Verführte, aber Freiwillige und gebärden sich mir sehr unsympathisch, wenn sie z.B. "silent killer" etc. auf ihre T-shirts und Panzer schreiben.

Heute starben weit über hundert der irakischen "ehemaligen Baathisten, Gangster, Vergewaltiger, Diebe und andere Kriminelle". Soll ich jetzt jauchzen?


bernhard antwortete am 07.04.04 (23:02):

wer hat die mehrheit im irak? die amerikaner offensichtlich nicht? wer saet den hass? die amerikaner!


Wolfgang antwortete am 07.04.04 (23:03):

Die Frage ist, Ricardo, ob Du mit Dir selbst ueber Deine Wunschtraeume Selbstgespraeche fuehren willst, oder ob Du ernsthaft ueber die Wirklichkeit diskutieren willst... Falls Letzteres zutrifft, musst Du Dir Gedanken machen ueber Deine Quellen (die bisher in aller Regel unbrauchbaren Wortmuell produziert haben).

Denn auf den angeblichen 'Paria' und angeblichen 'Hassprediger ohne Mehrheit' hoeren mittlerweile ziemlich viele irakische Menschen. Ein paar zehntausend (manche Korrespondenten sprechen sogar von mehr als hunderttausend) Bewaffnete sollen unter seinem Kommando stehen.

Gerade lehren sie die US-Soeldner und ihre Vasallen das Fuerchten.

Moeglicherweise wird Muktada al Sadr ja auch, so er ueberlebt und mit seinen Leuten die amerikanischen Besatzer aus dem Land treibt, der neue starke Mann im Irak werden.

Eine recht serioese Quelle gibt es hier:

Tageschau.de - 07.04.2004
"Al Sadr wird sich nie unterwerfen"
https://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3178300,00.html

Internet-Tipp: https://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3178300,00.html


ricardo antwortete am 07.04.04 (23:05):

Wunderbar
soviele Reaktionen hatte ich mir nicht erhofft.

Bissel Salz in der Suppe, sonst wird es langweilig!


bernhard antwortete am 07.04.04 (23:09):

krieg als unterhaltungsthema?


Titus antwortete am 07.04.04 (23:19):

Freunde, Mitbürger, hört doch auf Euch anzugiften. Bitte!

Wer den irakischen Aufständischen, Freiheitskämpfern, oder was auch immer, den Sieg über die USA-Krieger, Besatzer, wie auch immer wünscht, sollte die Folgen für die freie Welt bedenken und auch für die Menschen im Irak, die ins finstere Mittelalter zurück fallen werden.

Die Situation ist schwierig, verfahren - die USA sitzen in der Klemme - wie kommen sie ohne Gesichtsverlust (auch ohne Gesichtsverlust für die freie Welt) da heraus?

Ich weiß es nicht. Weiß es jemand?


Wolfgang antwortete am 07.04.04 (23:45):

Nein, Mitbuerger Titus, ich weiss auch nicht, wie die BUSH-Krieger dort ohne Gesichtsverlust wieder rauskommen (es interessiert mich auch nicht). Ich vermute aber ganz stark, dass sie dort werden rausgehen muessen... Die Frage ist nicht mehr ob, sondern nur noch wann. ;-)


Wolfgang antwortete am 07.04.04 (23:48):

@bernhard... Dieser Krieg war fuer uns bisher immer nur eine Unterhaltung. Die irakischen Menschen sind die Leidtragenden. Nicht wir.


Karl antwortete am 08.04.04 (05:52):

@ Titus,

das Gesicht hat die US-Administration mit ihren verlogenen Kriegsgründen längst verloren. Was mich mehr bekümmert, viele Menschen verlieren ihr Leben und wenn ich lese, dass wieder Bomben und Raketen auf Städte und damit auf viele Unschuldige fallen, frage ich mich "verdammt noch mal, was haben die dort überhaupt zu suchen?". Wie in Vietnam bringt ein fremdes, hochgerüstetes, kriegerisches Volk Verderben über ein anders. Wieder wird der Krieg tausende von Kilometern weg von zuhause geführt. Verdammt, was haben die Amis dort zu suchen?


Karl antwortete am 08.04.04 (06:02):

Hier ist das verlorene Gesicht. Die Pixel sind die Gesichter getöteter amerikanischer Soldaten. Die Quelle ist

https://michaelmoore.com/_media/images/special/war_president_high.jpg

Internet-Tipp:


ricardo antwortete am 08.04.04 (08:43):

Es gibt zwei verschiedene Welten.
In Europa glaubt man allgemein, daß die Krisen in allen Gebieten der Erde friedlich zu lösen seien.
Man geht dabei aus von der Situation in Europa, wo ehemals bittere Feindschaften angeblich(!) nicht mehr existieren und die EU einer Zukunft ohne Gewalt engegensieht.Allerdings gibt es außerhalb dieses Märchenlandes eine andere Welt, die bislang solche Ordnung nicht kennt.
Dort herrschen noch Auseinandersetzungen, auch mit kriegerischen Ereignissen.
Diese Menschen, die Mehrheit der Welt sollen nun einfach das europäische Modell übernehmen und dann herrscht überall Frieden!?

Ich vermute mal, daß die Europäer, ohnmächtig wie sie nun mal sind, garnicht eingreifen können, wenn es irgendwo brennt.
Der Schrei nach Intervention kommt dann zwar (Liberia), aber er hat stets eine Richtung.
Das einzige Land der Welt, das zu einer Intervention üerhaupt fähig ist, wird aufgerufen: Die USA.
Ist aber alles vorbei, beginnt die Aufrechnung durch die Ohnmächtigen, die alles besser schneller und vor allem ohne Blutvergießen absolviert hätten.
Im Kosovo hat sich aber gezeigt, daß wir nicht einmal in Europa selbst in der Lage sind, Konflikte in dieser Weise zu bekämpfen.

Wir müssen endlich erkennen:
Europa, das alte und schwache, ist nicht mehr der Nabel der Welt.
Wir bestimmen nicht mehr, was auf der Welt geschieht.
Und das ist nach Lage der Dinge, auch gut so.


Wolfgang antwortete am 08.04.04 (11:23):

Recht hast Du, Ricardo... Europa ist nicht mehr der Nabel der Welt und seine Menschen wollen es auch nicht mehr werden. Die meisten Menschen bei uns haben (auch unter eigenen Schmerzen) gelernt, welche Verheerungen, wieviel Mord und Totschlag der Versuch mit sich bringt, ein weltweites Imperium aufzubauen.

In den USA hat dieser (bei vielen noch ungewollte) Lernprozess schon eingesetzt. AmerikanerInnen wird weltweit beigebracht, dass der Versuch eines imperium americanum zum Scheitern verurteilt ist.

Die Welt braucht keinen Nabel der Welt. Einerseits: Die Welt ist bunt und vielfaeltig. Andererseits: Alle Menschen sind frei und gleich an Wuerde und Rechten gebo­ren.

Sowohl an die Buntheit und Vielfaeltigkeit der Welt als auch an die Freiheit der Menschen und ihrer Gleichheit was Wuerde und Recht betrifft, erinnern irakische Widerstaendler gerade die BUSH-CHENEY-Oel-Gas-Junta.

Niemand bestimmt mehr alleine, was auf der Welt geschieht... Wie Du schon gesagt hast: Das ist auch gut so.

Internet-Tipp: https://www.info-servo.de/menschenr.htm


Tobias antwortete am 08.04.04 (11:51):

Herr Rumsfeld droht den Terroristen mit Vergeltung, Pressemeldungen sind voll von diesen Aussagen.

Hat Herr Rumsfeld in seinem Kopf das Land Irak bereits zum Territorium USA gehörig erklärt und muss jetzt dieses, sein Land, gegen Terroristen verteidigen? Eine verkehrte Welt.
Wie lange macht dies die Mehrheit der US Bürger noch mit???

Nein, es wird kein fröhliches Osterfest.


Wolfgang antwortete am 08.04.04 (20:39):

Ob eine Zeit als gut empfunden wird, ist weitgehend abhaengig davon, auf welcher Seite sich jemand positioniert hat... Ich kann mir vorstellen, dass die BUSH-Krieger und ihre AnhaengerInnen das Osterfest jetzt schon als ziemlich verhagelt empfinden. Anders sehen das sicher die irakischen Widerstaendler, die ihren Feinden derzeit politisch und militaerisch schwer zusetzen.

Aljazeera zeigte froehliche und ausgelassen feiernde Menschen in BUSH-Krieger-freien Gebieten. Wie gesagt: Alles ist eine Frage des Standpunktes. ;-)

Hier kann man sich informieren, wie die Wirklichkeit von einem arabischen Sender gesehen wird (deren Leute uebrigens immer die ersten vor Ort sind und von dort berichten, auch, wenn's knallt):

Aljazeera.Net English - Home Page
https://english.aljazeera.net/

Internet-Tipp: https://english.aljazeera.net/