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THEMA:   Israelische Militäraktionen

 44 Antwort(en).

Johannes Michalowsky begann die Diskussion am 05.12.01 (10:11) mit folgendem Beitrag:

Das neueste, offenbar massive Vorgehen der Israelis gegen die Palästinenser rechtfertigt Scharon mit denselben Argumenten und begleitet sie mit denselben Phrasen wie die USA ihren Einsatz in Afghanistan. Umgekehrt stimmen die USA dem israelischen Vorgehen zu, können wohl auch gar nicht anders, weil sie ja selbst den Präzedenzfall geschaffen haben.

Dies ist eine der jetzt sichtbar werdenden fatalen Folgen der amerikanischen Intervention in Afghanistan: Anderen - wem in der Zukunft wohl noch? - wurde der Vorwand geliefert, und die Supermacht muß Partei ergreifen - nicht nur gegen Terroristen, sondern gegen - im Falle der Palästinenser - die gesamte arabische Welt. Damit hat sich Amerika als Ordnungsmacht zumindest in der dortigen Region verabschiedet.

(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)


Karl antwortete am 05.12.01 (11:32):

Was ich sehr deprimierend finde ist, dass offensichtlich keine Seite wirklich an Frieden interessiert ist. Scharon will Palästina Israel ganz einverleiben und mit allen Mitteln einen palästinensischen Staat verhindern. M.E. hat er die Eskalation der Gewalt über die letzten Monate deshalb bewußt betrieben. Er braucht einen Vorwand, um Friedensverhandlungen zu verhindern.

Die palästinensischen Extremisten arbeiten ihm blinden Auges in die Arme und der machtlose Arafat verliert völlig das Gesicht. Was wird nach ihm kommen?

Mir wird Angst und Bange, wenn ich den Hass auf beiden Seiten sehe.


Rosmarie Vancura antwortete am 05.12.01 (16:51):

Nicht wenige meiner Freunde in Israel haben bei der Machtübernahme durch Sharon diese Entwicklung mmehr als nur
befürchtet.Ich selbst stelle mir seit längerem bei jeder Eskalation die Frage: Wem nutzt es?

Seit dem 11. September ist uns der nahe Osten etwas aus dem Blickfeld gerückt, dabei ist es wirklich beängstigend was sich dort im Augenblick tut.

Danke Jo, dass Du darauf aufmerksam machst!


Günter Paul antwortete am 05.12.01 (17:25):

Hallo Johannes,

welcher Staat hat denn überhaupt das Recht, sich als „Ordnungsmacht“ aufzuspielen? Dieser Anspruch dürfte doch höchstens von der UNO als der Vertreterin der internationalen Staatengemeinschaft im Rahmen der von ihr gefaßten Beschlüsse und völkerrechtlicher Verträge geltend gemacht werden. Alles andere läuft unvermeidlich auf Willkür hinaus und erzeugte neue Konflikte, die sehr wahrscheinlich bewaffnet (Krieg oder Terror) ausgegtragen würden. Die Bush-Administration und in ihrem Gefolge die Regierung Sharon für den vorderen Orient sollten sich sehr schnell von derartigen Vorstellungen befreien. Ich fürchte allerdings, sie werden das nicht tuen. Zu stark sind die wirtschaftlichen (nicht moralischen) Interessen, die hinter dem Führungsanspruch stehen.

Was die israelischen Militärschläge gegen die palästinensischen Autonomieorgane (und die palästinensische Bevölkerung) und die Bestrebungen, Jassir Arafat zu stürzen, betrifft, so frage ich mich, ob Sharon und seine Anhänger (betrifft ja nicht die gesamte israelische Bevölkerung und nicht alle israelischen Politiker) tatsächlich so verblendet sind, daß sie nicht begreifen, daß ohne Arafat der Terror des arabischen Untergrundes noch zügelloser werden würde. Es gübe dann niemanden mehr, der die arabischen Untergrundkämpfer noch in gewissen Schranken halten könnte und weder Israel noch die USA sind in der Lage, diesen Untergrund zu „vernichten“, weil er von Teilen der arabischen Bevölkerung unterstützt wird, die in ihm ihre Beschützer sehen. Das alttestamentalische, aus der Stammesgesellschaft mit ihrer Blutrache stammende, „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ bringt nichts. Die Ursachen der Konflikte müssen beseitigt werden und das erfordert die Verbindung von konsequenter Abwehr terroristischer und militärischer Angriffe mit viel Verhandlungsgeduld.

Grüße von Günter Paul


Gerhard / alias Mulde antwortete am 05.12.01 (17:40):

Eigentlich wolte ich dazu nichts mehr sagen Wurden wir
beschimpft und anderes angehängt als wir auf die Position
des Weltpolizisten USA hingewiese haben
und nun kommt die Ernüchterung?
die Rosmarie Vancura und auch der JO die haben doch recht.


Jean antwortete am 06.12.01 (02:54):

Ich fürchte, die Zeit friedlicher Lösungen ist endgültig vorbei. Viel zu viele Akteure - vorneweg die Bush-Administration, der selbsternannte "Weltpolizist", aber auch andere staatliche Terroristen und die ungezählten semi-staatlichen und privaten Terroristen - haben sich für den Krieg entschieden.

Woher kommt das? In den letzten Jahrzehnten hat sich Konfliktpotential die Menge aufgehäuft. Um nur einige zu nennen (die Liste ist nicht erschöpfend): Disparitäten zwischen 1., 2. und 3. Welt, Überbevölkerung, Hunger, Unterentwicklung, religiöser Fundamentalismus, Imperialismus...

Alles drängt nach gewalttätiger Entladung... Die kleinen Kriege toben, der grosse Krieg ist fast schon da. Sieger und Besiegte müssen her. Man wird sich für die eine oder andere Seite entscheiden müssen. Das ist so im Krieg. Es geht wohl nicht anders.


Schorsch antwortete am 06.12.01 (21:15):

Scharon ist nichts anderes als ein Trittbrettfahrer Bushs. Er nutzt knallhart die günstige Stunde, da alle Welt gebannt nach Afghanistan starrt. Auf "die paar Toten mehr oder weniger", die in Palästina herum liegen, kommt es da doch bei der Weltöffentlichkeit nicht mehr an, oder?

Schorsch


Barbara antwortete am 06.12.01 (23:25):

Vorallem sind Militäraktionen gegen Terroristen seit neuester Weltrechtssprechung doch legitim! Es geht nur noch um die Frage: wer ist Terrorist? Das lässt sich ganz trefflich je nach Bedarf definieren.

Ich verstehe nicht, dass diplomatische Unterredungen jedes Mal unterbrochen werden, wenn sich irgendwo ein Irrer in die Luft sprengt. Es müßte doch irgendwann mal jemand auf den Tisch hauen und sagen: "Ganz egal wie viele Irre Selbstmordattentate verüben, wir regeln, wie unsere beiden Völker in Zukunft friedlich miteinander leben können!" Aber nein, die Gespräche werden nie zu Ende geführt.

Kann mir das jemand von Euch erklären? *g*

Barbara


Jutta M. antwortete am 07.12.01 (07:02):

An Schorsch,

Sharon wurde schon lange vor dem 9.11. in Israel selber
als ein "Maverick" angesehen (ich weiss das von meinem
Bruder der 1 Jahr in der deutschen botschaft in Tel Aviv
Dienst absolviert hat).

Ein Maverick ist ein "verruecktes Kalb" mit welchem man nie weiss
was es als naechstes tut! (Texas Ausdrucksweise fuer jemanden
der Unberechenbar ist und moeglicherweise eine Tonne Aerger machen koennte fuer die ganze Welt durch unueberlegtes
Verhalten).

Nach dem 11.9. ist Sharon voll auf das Trittbrett der US getreten
und es gab Einiges an Unstimmigkeiten zwischen der US
Politik und Sharon's Politik. Hauptsaechlich durch ein
(moeglicherweise fatales) uebereiltes "statement" von Bush.
Sharon berief (oder verliess) sich mehr oder weniger darauf,
dass die US nun verpflichtet seien allen Laendern gegen den Kampf
ihrer eigenen "terroristen" beizustehen.
Zugegeben: sehr schlechte Wortwahl von Goerge.

Selbstverstaendlich hat die Sache mit Bin Laden (fuer die US) Vortritt genommen, aber Sharon hat dies im Hintergrund weitgehend fuer Seine Zwecke genutzt.
die Luft zwischen US und Israel ist momentan gar nicht so gut wie
die gaengige Presse dies glauben machen moechte!
Auch wenn ich dazu sagen muss, dass Arafat einen sehr sehr
grossen Diskussions Tisch eingeraeumt bekam von Israel und sein Volk
diesen mit IMMER mit weiteren Anschlaegen auf Israel zum
Wackeln bringt!
Dazu will ich mal ganz "nicht politisch korrekt" sagen, dass wenn
die Palestinenser damit beschaeftigt waeren es den Israelis
gleich zu tun und eine "Sandkiste" mit Bewaesserungsanlagen
fruchtbar zu machen, dann haetten sie keine Zeit fuer Neid
und Missgunst und nonsense wie Terroristen auszubilden.

Aber wie gesagt: total politisch inkorrekt (wen juckts)

Jutta M.


Philanthrop antwortete am 09.12.01 (23:58):

Israel liqudiert auf Verdacht potentielle Attentäter. Ohne Prozess, ohne Gerichtsurteil, ohne die Möglichkeit der Selbstrechtfertigung. Nötigenfalls werden selbst Kinder mit ermordet, nur damit die Hinrichtungsoperation gelingt.
Warum schweigen die Freunde Israels???
Niemand darf das Recht brechen. Auch Israel nicht. Israel ist der Stärkere. Und der Stärkere hat den größeren Spielraum, die Spirale der Gewalt zu verlassen, neue Wege des Friedens zu suchen. Israel muß endlich aufhören, das ganze palästinensische Volk für den Terror einzelner zu bestrafen.


Eva antwortete am 12.12.01 (16:27):

Wenn ich die Beiträge lese, sehe ich, daß ich mit meiner Meinung nicht allein stehe. Ich finde es unerträglich, was sich Bush und Sharon leisten. Ich möchte fragen, wo sind eigentlich die Terroristen? Ich sehe in der Hauptsache Staatsterror.


Merlin antwortete am 14.12.01 (07:10):

für Bush und Sharon war der 11. September ein Glücksfall. So ähnlich, wie für die Nazis der Reichstagsbrand.


bernhard antwortete am 14.12.01 (07:49):

Eva, Du hast ein kurzes Gedächtnis. Merlin, jeder Vergleich hinkt. Besonders im Fall von Sharon sehe ich das aber leider auch so. Da er militärisch stärker ist und das weiß, will er den Krieg. Er wird damit keinen Frieden schaffen.


Johannes Michalowsky antwortete am 15.12.01 (10:38):

Der Vergleich mit dem Reichstagsbrand ist unglücklich. Das war für die Nazis nicht nur ein Glücksfall, sondern wahrscheinlich von ihnen selbst initiiert. Soweit wird man bei der Argumentation um die "Ereignisse" dieser unserer Tage nicht gehen wollen.

(Internet-Tipp: https://https://www.shoah.de/shoah/se/reichstagsbrand.htm)


Marianne Davis antwortete am 25.12.01 (16:41):

Marianne D.
Da Sharon allem Anschein nach nicht den Erfolg hat, den er sich erhoffte, fährt er jetzt noch schärfere Geschütze auf.Wer sonst, würde sich erdreisten, zu bestimmen,dass Arafath aus der Stadt Bethlehem, sprich die Geburtsstätte unseres Herrn, ferngehalten werden muss. Eine grössere Demütigung kann ich mir absolut nicht mehr vorstellen. Wie lange kann Sharon noch nach eigenem Ermessen schalten und walten wie ihm beliebt. Fordert er nicht selbst alles das herauf, was er andern gerne unterstellt?
Da kann man nur sagen: " sehr gut bei Hitler gelernt, Herr Generalfeldmarschall Sharon. Und dann immer noch mit den Fingern auf Andere zeigen. Aber selbst darf man das alles ungestraft nachmachen.
Daher bewahrheitet sich wieder einmal, wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen schmeissen, Hr. Sharon.


Angelika Horton antwortete am 25.12.01 (19:11):

Ha... ha... ha... Glauben Sie ernstlich, daß Herr Sharon das Forum im Seniorentreff liest?

Versuchen Sie es mal per Post!


Werner antwortete am 25.12.01 (20:09):

nicht von Sharon, aber von mir z.B. und ich finde es wichtig zu sehen, dass auch andere meine Meinung teilen.


Marianne antwortete am 26.12.01 (00:23):

Angelika, wenn das Ihr ganzer Beitrag ist, sollten Sie lieber gar nichts sagen.


schorsch antwortete am 26.12.01 (10:29):

Was Marianne oben mit einfachen Worten zu erklären versucht, ist doch dies: Sharon nutzt die Gunst der Stunde. Er kann sich hinter der Angst der Welt vor dem Terrorismus verstecken. Dabei wendet er aber genau die Methoden des internationalen Terrorismus an, seine durchsichtigen Ziele zu erreichen die da sind: Ausrottung der Palästinenser, bevor es diesen gelingt, ihren berechtigten Anteil an Palästina zurück zu bekommen. Leider haben er und seine Gefolgsleute vergessen oder verdrängt, dass sie nur einen Staat gründen konnten, weil die Welt Mitleid mit ihnen hatte und wollte, dass die Juden endlich eine Heimat haben. Niemand in der Welt wollte aber damals, dass dies auf Kosten der altansässigen Bevölkerung gehe. In Israel gibt es übrigens noch eine Handvoll Christen, die unbehelligt bleiben. Warum wohl? Antwort: Der Aufschrei der Christenheit wäre andernfall so gross, dass Sharon die Segel streichen müsste.

Schorsch


Marianne antwortete am 28.12.01 (16:24):

Lieber Schorsch.
Ich danke Dir für Deine Ausführungen. Du hast in Worte gefasst, was ich ausdrücken wollte.
Ich finde, dass Du für unser Forum eine grosse Bereicherung bist. Ohne Dich würde mir hier etwas fehlen.

Freue mich immer wieder, wenn ich von Dir etwas Neues entdecke.
Liebe Grüsse Marianne


Barbara antwortete am 28.12.01 (18:04):

Ich schließe mich den Worten von Marianne 100%ig an!

Es grüßt Euch Barbara


Ruth L. antwortete am 31.12.01 (12:52):

Obwohl ich in ein Wespennest stechen werde, möchte ich alle Gegner der Sharon-Politik einmal gerne an die Anfänge der bis heute so unheilvoll verlaufenen Entwicklung erinnnern. Gehen wir zurück zum Jahr 1948 und damit zum Tag der Staatsgründung Israels. Wer hat damals grundlos und "unangemeldet" den jungen Staat brutal überfallen - anstatt gleichzeitig seinen eigenen Palästinenserstaat auszurufen? Hat man wirklich vergessen, dass damals sechs arabische Staaten die Juden "ins Meer treiben" wollten? Dass in diesem und den folgenden, nicht von Israel angefangenen Kriegen die Juden siegten - musste ja zu unendlichem Hass führen.
Ob die USA wirklich echte Verbündete sind, muss ich bezweifeln. Hätten sie sonst nach all den durch Israel siegreich beendeten Kriegen die Juden immer wieder dazu gezwungen, die von ihnen eroberten Gebiete zurückzugeben? Wenn das wirklich an der Tagesordnung wäre, warum sind dann Preussen und weitere ehemalige ostdeutsche Gebiete für uns verloren?
Bitte zerreisst mich jetzt nicht in der Luft, sondern erlaubt die Aeusserung eines Menschen, der vieles aus anderer (sicher unwillkommener) Sicht sieht.

Ruth


Fred Reinhardt antwortete am 01.01.02 (21:27):

Nein Ruth wenn man dort mal eine Zeit unter diesen Menschen war, gibt es kein Zerriss von mir.
Mit Sharons Politik gehe ich nicht einig, er hat schon bevor er Ministerpresident wurde sehr stark provoziert.
Der Gang zum Tempelberg, ein bis dahin ungeschriebenes Gesetz, hat er mit voller Absicht durchbrochen.
Wer dort war und mit den Menschen Kontakt hatte, ist beeindruckt vom Fleiss und Erfindergeist. Sie haben aus dem Nichts einen Garten gemacht und pflegen diesen Garten. Da es unter den Palästinesern viele Grossgrundbesitzer gab die ihr Land an jüdischen Siedler verkauft haben und diese dann Siedlungen errichtet haben, sollte auch mal hier angesprochen werden. Diese ehemaligen Besitzer lassen es sich nicht schlecht gehen denn die Preise die sie erzielt haben, lassen ein sehr gutes Leben im Ausland zu.
Aber die FRIEDLICHEN auf beiden Seiten werden und müssen sich über kurz oder lang verständigen. Ich glaube jedoch hier wäre ein Führungswechsel auf beiden Seiten unbeding notwendig.
Tobias1


Ruth L. antwortete am 02.01.02 (00:14):

Nun Fred, auch ich war (nicht nur einmal) in Israel, habe feste Kontakte und werde sobald es mir möglich ist, wieder dort sein. Es würde den Rahmen dieser Diskussion sprengen, auf das Problem umfassend einzugehen. Aber eins möchte ich hier doch noch betonen: was ich schrieb, sind Fakten und Geschichte. für manchen unbequem, aber nicht abzustreiten.

Ruth


Doris Routliffe antwortete am 02.01.02 (02:48):

Sollten die USA eines Tages, wenn es ihnen in den Kram passt, Israel nicht mehr mit Milliarden Dollars Unterstützen, dann wird sich das Bild dort ganz dramatisch ändern.


Wolfgang antwortete am 03.01.02 (03:20):

"Wer hat damals grundlos ... den jungen Staat [gemeint ist der israelische Staat] brutal überfallen - anstatt gleichzeitig seinen eigenen Palästinenserstaat auszurufen?" - Liebe Ruth... Die Palästinenser lebten damals friedlich in ihren Gebieten. Die meistenteils europäischen Juden waren die Eindringlinge. Sie vertrieben die Palästinenser und besetzten ihr Land. Es waren die Juden, die das Problem schufen, von dem sie nie wieder loskommen werden.


Fred Reinhardt antwortete am 03.01.02 (11:29):

Frage an Wolfganng :
Hat man nicht schon genug europäische Juden ins Gas geschickt oder waren es noch nicht genug ?????
Wohin meinst du hätten die den Nazis entkommenen Juden hingehen können ??
Du solltest die Geschichte lesen Wolfgang dann müsstest du das Wort FRIEDLICH streichen.
Eine Anmerkung.
Bei Jericho war ein Flüchtlingslager mit Palästinensern also in Palästina. Die Flüchtlinge durften das Lager nicht verlassen und auch die Stadt Jericho nicht besuchen. Ein schreckliches Lager in dem Menschen hausten und aus Propagandagründen leben mussten. Wie friedlich ist dies denn Wolfgang ??
Tobias1


Ruth L. antwortete am 03.01.02 (11:54):

An Fred
ich freue mich, endlich eine objektive Antwort zu lesen und danke dir dafür. Was Wolfgang äussert ist für mich ebenso unverständlich wie diskussionslos.
Wer sich wirklich mit dem ganzen Thema auseinandersetzen will, sollte einmal auch politisch seine Hausaufgaben machen. Literatur (von Nichtjuden und Nichtchristen) gibt es genug. Ich habe es zwar nicht viel anders erwartet, aber die in diesem Forum deutlich erkennbare Haltung gegen Israel hat mich dennoch erschreckt.

Ruth


Wolfgang antwortete am 03.01.02 (12:18):

Ehrlich gesagt, Fred, ich weiss nichts mit Deinen Äusserungen anzufangen... Das Thema heisst "Israelische Militäraktionen". Im Laufe der Diskussion wurde behauptet, dass die Palästinenser "den jungen Staat [gemeint ist der israelische Staat] brutal überfallen" hätten. Daraufhin habe ich die wohl unstrittige Tatsache erwähnt, dass es umgekehrt war: Europäische Juden, den Gedanken des Zionismus verpflichtet, vertrieben die in Palästina lebenden Palästinenser und errichteten einen jüdischen Staat... Israel.

Seit diesen Tagen leben die Palästinenser in ihrem eigenen Land als Unterdrückte, als Menschen zweiter Klasse, unterdrückt von der israelischen Besatzungsmacht. Dagegen wehren sich die Palästinenser und berufen sich dabei auf ihr Selbstbestimmungsrecht (das ihnen übrigens die Völkergemeinschaft in der UNO-Resolution 242 von 1967 auch zugesprochen hat).

Den Zionismus mit dem Ziel des Aufbaus eines Judenstaates in Eretz Israel gab es lange vor dem Holocaust. Ich empfehle Dir auf der Website der Jewish Agency for Israel...

Das Jahrhundert des Zionismus 1887-1997 - Konzepte - Alijah
https://www.jajz-ed.org.il/100/german/concepts/aliyah.html

(Internet-Tipp: https://www.jajz-ed.org.il/100/german/concepts/aliyah.html)


Wolfgang antwortete am 03.01.02 (12:40):

Was mich erschreckt, liebe Ruth, ist, dass - ähnlich, wie in der USA-Debatte - auch in der Israel-Debatte sofort versucht wird, Kritiker der israelischen Militäraktionen als Anti-Israelis, oder sogar als Anti-Semiten hinzustellen.

Lass es Dir gesagt sein: Niemand ist verpflichtet, den israelischen (irgendeinen) Staat zu mögen oder zu verteidigen oder zu rechtfertigen. Wenn es Menschen gibt, die die Untaten der israelischen Besatzungsmacht benennen und auf deren historische Wurzeln verweisen, solltest Du Dich mit ihren Argumenten auseinandersetzen und sie nicht verunglimpfen.

P.S.: Nicht jeder Jude ist Zionist und es gibt auch in Israel Menschen, die mit den Palästinensern friedlich zusammenleben möchten. Leider viel zu wenige...


Fred Reinhardt antwortete am 03.01.02 (13:44):

So ist es nun mal. Wenn man wie du Wolfgang auf Fragen keine Antwort geben will oder kann, heisst es einfach Thema verfehlt.
Nein Wolfgang meine Antwort kam auf dein Schreiben vom
03.01.02 3:20 du schreibst dort von Eindringlingen !
Darauf meine Frage wohin sich die Juden hätten verziehen müssen. Du hast recht es gibt wie überall gute und schlechte Menschen, bei uns seit 1945 nur noch Gute denn die damals BÖSEN waren aufeinmal wie vom Erdboden verschluckt. Aber dieses Thema sollten wir doch endlich in die Schublade stecken, so doch die allgemeine Meinung. Wir haben doch genug zu tun uns über andere Völker zu ereifern.
Wolfgang wenn du nur kritisieren würdest hättest du mich auf deiner Seite. Du aber verurteilst und da halt ich nicht mit. Tobias1

(Internet-Tipp: https://www.baimpex.com)


Wolfgang antwortete am 03.01.02 (14:00):

Fred, nenn' mir bitte einen einzigen Satz aus meinen Beiträgen, woraus Du schliesst, dass ich verurteilen würde. Ich denke, ich habe Fakten genannt und eine Informationsquelle angegeben. Ich habe noch nicht einmal meine Meinung zum Thema gesagt, die ich natürlich auch habe. Du würdest Dich wundern, wenn Du sie kennen würdest. :-)


Werner A. Sedelmaier antwortete am 03.01.02 (14:55):

Fast nirgends auf der Welt ist Israel als "normaler" Staat anerkannt. Selbst in der UNO haben mehr als 100 Staaten festgestellt, daß Israel ein Terrorstaat ist. Eine Verurteilung scheiterte lediglich am Veto der USA.

Es ist schon so, daß man nichts gegen Israel und erst recht nichts gegen "Juden" sagen darf, ohne daß man gleich in eine bestimmte Ecke geschoben wird. Zum Glück gibt es immer mehr Leute, die sich den Mund nicht verbieten lassen.

Die Politik Israels ist nicht friedlich und nicht human, sondern aggressiv und menschenverachtend. Die Errichtung von israelischen Konzentrationslagern, in denen Palästinenser - seit Jahrzehnten - dahinsiechen, erinnert an das Naziregime in Deutschland. Mit Panzern auf steinewerfende Kinder zu zielen, das ist ein Verbrechen gegen jede Menschlichkeit. Fremdes Staatsgebiet dauerhaft zu besetzen, das widerspricht dem Völkerrecht.

Und wie so oft, das israelische Volk ist eine Sache, die israelische Politik eine ganz andere.


Fred Reinhardt antwortete am 03.01.02 (16:19):

Werner A. Sedelmaier.
Wenn es um normalen oder unnormalen Staat geht, hätten wir noch hundert Jahre warten müssen um diesen Titel " normaler Staat " zu erhalten, wenn uns nicht die vergeben hätten die wir gebeinigt haben.
Du wetters los und schreibst gleichzeitig dir deinen ganzen Frust gegen Israel ( aber angeblich nicht den Juden ) vom Leib. Da frag ich mich schon wer wohnt den in Israel. Das ist doch das Gleiche, du beschimpft die Nazis vor 1945 meinst aber überhaupt nicht die Deutschen.
In dieser Sache schreibe ich nicht mehr.
Zu Wolfgang noch einen Satz. Was ich denke schreibe ich auch, in mir sind keine zwei Personen sondern nur EINE !!


Wolfgang antwortete am 03.01.02 (17:24):

Fred, was Du schreibst, wird mir immer unverständlicher... Was soll das mit den zwei Personen? Gibt es für Dich überhaupt noch einen Unterschied zwischen Informationen und Meinungen? Über Meinungen (wie über den Geschmack) kann man sich bekanntlich nicht streiten. Über Informationen schon eher... Beides hat seine Berechtigung. Nur darf das eine nicht mit dem anderen verwechselt werden.

Um noch mal aufs Thema zu kommen: Das gewaltsame Vertreiben der Palästinenser aus ihren Gebieten durch die Juden und die Errichtung eines jüdischen Staates, der mit seinem Militär gegenüber den Palästinensern als Besatzungsmacht auftritt, kann kein Mensch bestreiten, denn es ist ein Faktum. Ob Du das Verhalten der israelischen Besatzungsmacht für gut oder schlecht befindest, für richtig oder falsch, ist eine andere Sache und eben Deine Meinung. Du kannst für die israelische Besatzungspolitik plädieren, nur solltest Du wissen, dass diese Meinung, wenn Du sie denn hast, dem Völkerrecht und allen entsprechenden UNO-Resolutionen entgegensteht.


Ruth L. antwortete am 04.01.02 (00:16):

An Fred
Offenbar ist meine Antwort zu Deinem Votum im Aether verschwunden. Auf jeden Fall danke ich Dir dafür.
Wolfgangs Behauptungen diskutiere ich nicht mehr.
Abschliessend möchte ich jedoch betonen, dass mich die in diesem Forum erkennbare überwiegend aggressive und negative Haltung Israel gegenüber ziemlich erschreckt hat - wenngleich sie in Anbetracht der weltweit verbreiteten Einstellung kaum anders zu erwarten war.

Ruth


Wolfgang antwortete am 04.01.02 (01:52):

Ich möchte auf zwei Fotos aufmerksam machen, die beide an Silvester aufgenommen wurden... Eine junge französische jüdische Friedensaktivistin, die zusammen mit Israelis und Palästinensern an Silvester durch Jerusalem marschierte. Das andere Foto zeigt Gush Shalom-Aktivisten, christliche und jüdische Priester und palästinensische Führer, ebenfalls in Jerusalem.

Sie demonstrierten gemeinsam gegen die israelische Besatzungspolitik und für einen freien und unabhängigen palästinensischen Staat in allen von den Israelis besetzten Gebieten. - Es gibt in Israel nicht nur Zionisten. Es gibt dort auch eine jüdische Friedensbewegung und damit ein wenig Hoffnung auf ein Ende der zionistischen Gewaltherrschaft Ariel Sharons...

Gush Shalom
https://www.gush-shalom.org/english/index.html

(Internet-Tipp: https://www.gush-shalom.org/english/index.html)


Karl antwortete am 04.01.02 (09:56):

Israel hat ein Existenzrecht, Palästina auch und erst recht die Israelis und die Palästinenser. Die Situation ist aufgrund der historischen Geschehen sehr kompliziert und sicherlich nicht einfach aufzulösen. Es bedarf höchster Staatskunst auf allen Seiten, um diesen gordischen Knoten zu lösen, aber bitte nicht mit einem Schwertschlag oder einer wie immer gearteten "Endlösung". Aufgrund der schrecklichen Vergangenheit tragen wir Deutsche Mitschuld an der Situation und ich kann sehr gut verstehen, wenn für viele auch heute noch Kritik an Israel ein Tabu darstellt.
Bei uns ist aber auch eine neue Generation nachgewachsen, die sich persönlich zu recht als nicht belastet ansehen darf. Damit wird der Blick frei für die wirkliche Größe der Gefahr von chauvinistischem Nationalismus, der darin mündet die Vertreter der eigenen Nation als Übermenschen zu definieren und dementsprechend menschenverachtend mit anderen Nationen umzuspringen. Wenn dieses Übel mit den Nazis hätte ausgerottet werden können, wie froh könnten wir alle sein. Leider aber ist dem nicht so. Überall wo unterschiedliche Nationalitäten und Religionen aufeinanderprallen ist die latente Gefahr vorhanden (s. Bosnien, den Nahen Osten etc.). Aus Opfern können auch Täter werden, denn nicht die Menschen an sich sind als Opfer oder Täter geboren, sondern die Umstände machen sie zu dem einen oder dem anderen.
Derjenige der glaubt, die Macht zu besitzen, neigt dazu sie zu missbrauchen. für mich ist es extrem deprimierend zu sehen, wie diese Mechanismen arbeiten und wie sie einer vernünftigen Lösung von Konflikten entgegenstehen.
Meines Erachtens sollten Freunde Israels alles tun, um mäßigend auf die Politik Sharons einzuwirken, die ja auch in der eigenen Regierung (Peres!) als falsch eingeschätzt wird. Israel ist in diesem Konflikt militärisch in der Position des Stärkeren und bestimmt deshalb im wesentlichen den Ablauf des Geschehens. Die Politik der Präventivschläge und der unrechtmäßigen Siedlungspolitik wird auf Dauer nicht zum Frieden führen. Ich wünsche, dass es gemäßigten Politikern wie Peres gelingt, diese Einsicht auch in der eigenen Bevölkerung wachsen zu lassen.


Wolfgang antwortete am 04.01.02 (13:53):

Ein Artikel des israelischen Journalisten und Friedensaktivisten URI AVNERY in der aktuellen Ausgabe der Wochenzeitung FREITAG...

Ahmed, hol den Kaffee!
Bush lässt Sharon längst wieder freie Hand gegen die Palästinenser
https://www.freitag.de/2002/02/02020202.php

(Internet-Tipp: https://www.freitag.de/2002/02/02020202.php)


j.schmidbauer antwortete am 19.01.02 (12:19):

Aha, es gibt also keine Militäraktionen mehr, gut so, war also eine Ente heute, die Zerstörung des palästinensischen Senders. Macht ja nix, wenn er wirklich zerstört wäre, wir helfen schon.
Entschuldigung, ich habe eine Wut, natürlich auf beide Seiten, arbeiten die auf einen neuen Holocoust hin?
Ich weiss der Vergleich hinkt, aber denken darf ich schon.

)):-((

J.Schmidbauer


Jean antwortete am 20.01.02 (12:04):

Der Frieden wird in dieser Region erst dann eine Chance bekommen, wenn die USA ihre doppelzüngige Nahost-Politik aufgeben und auch die Israelis zu schmerzlichen Konzessionen zwingen. Wenn nicht? Dann wird das Gemetzel weitergehen und die Lage wird auch für Israel zunehmend instabiler und unbeherrschbarer.


schorsch antwortete am 21.01.02 (13:25):

Wenn es eine Gerechtigkeit gibt, dann wird an einem nicht mehr fernen Tag Sharon dem Internationalen Kriegsverbrechergericht überstellt und neben Milosevic abgeurteilt.
Man wird mir antworten: Dann müsste man auch Arrafat verhaften und verurteilen. Da ist aber ein kleiner Unterschied: Sharon gibt als Oberbefehlshaber seinen Truppen den Auftrag zu morden, zu foltern und Unschuldigen ihre Häuser zu zerstören in der Absicht, sein Reich auszuweiten und Andersdenkende auszurotten. Die sich selber in die Luft sprengenden Palästinenser aber werden nicht von Arrafat zu ihrem sinnlosen Tun aufgefordert, sondern tun dies gegen seinen ausdrücklichen Befehl.

Schorsch


Karl antwortete am 12.04.02 (09:37):

Heute, am 12.4.2002, haben sich die Befürchtungen der Scharonkritiker leider erfüllt. Die Flüchtlingslager sind ein großer Trümmerhaufen, in denen elternlose Kinder orientierungslos herumirren. Der Staatsterror hat brutal zugeschlagen. Allein in Dschenin gab es Hunderte von Toten, wie selbst die israelische Armee zugibt.

So schafft man keinen Frieden, sondern produziert Terroristen. Nur diejenigen sprengen sich selbst in die Luft, die absolut keine Hoffnung auf Besserung mehr haben. Wann begreifen die Israelis, dass Scharon ihnen einen Bärendienst erwiesen hat? Er ist ein Fall für den neu geschaffenen internationalen Gerichtshof.

(Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,191382,00.html)


Jean antwortete am 14.04.02 (03:11):

Ich habe immer bedauert, daß unschuldige israelische Zivilisten getötet wurden. Aber ich möchte daran erinnern, daß die Welt nie bedauert hat, daß unschuldige zivile Palästinenser getötet wurden. Deshalb haben Palästinenser begonnen, anderen das anzutun, was ihnen angetan wurde.

Töten ist unrecht. Aber ich verstehe die Verzweiflung der Palästinenser und würde in der gleichen Situation selbst nicht anders handeln.


Karl antwortete am 14.04.02 (11:27):

Nein Jean. Eine Handlung verstehen und eine Handlung gutheißen, das sind zwei verschiedene Dinge. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Selbstmordattentäter aus niedrigen Beweggründen, aus abgrundtiefem Hass, morden. Ihrem Volk hat es nur Verderben gebracht.
Ich frage mich allerdings auch, was muss geschehen, um Menschen so hoffnungslos zu machen, dass sie ihr eigenes Leben vernichten, um dem Feind zu schaden?
Wenn ich in der Badischen Zeitung die Augenzeugenberichte vom israelischen Militäreinsatz in Dschenin lese, dass z.B. zuerst der unbewaffnete Sohn erschossen wird und dann die Mutter bei dem Versuch, sich dem Sohn zu nähern ebenfalls, kann ich verstehen, dass der Vater sagt, der Bruder würde mit dem Wunsch aufwachsen, Rache zu üben. Ich kann es verstehen, aber nicht gutheißen.

Nicht Blutrache darf geübt werden, sondern die Verantwortlichen gehören vor ein Gericht, vor den internationalen Gerichtshof.

Mit traurigen Grüßen

Karl