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THEMA: SPD, es reicht ! - Es genuegt nicht das Personal auszuwechseln – wir wollen eine andere Politik !
39 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 03.04.04 (10:53) mit folgendem Beitrag:
Heute ist europaweiter Aktionstag gegen Sozialabbau... Auch in Deutschland - in Berlin, Koeln und Stuttgart - gehen Menschen - 'kleine' Leute - auf die Strasse - Beschaeftigte, denen der Verlust ihres Arbeitsplatzes und damit der Verlust ihres Einkommens droht, Arbeitslose, die mittlerweile die Parias unserer Gesellschaft sind, RentnerInnen, die zu Recht um ihre Rente fuerchten...
Sie sind es leid, als 'Stimmvieh', das nichts zu sagen hat, ihre Stimme abzugeben. Dafuer erheben sie lieber ihre Stimme und werden laut:
SPD, es reicht !
Es genuegt nicht das Personal auszuwechseln – wir wollen eine andere Politik !
Internet-Tipp: https://www.attac.de
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Wolfgang
antwortete am 03.04.04 (10:54):
Auf der Website von Attac (s. Link) kann sich jede(r) in eine Unterschriftenliste gegen Sozialkahlschlag eintragen:
Attac Globalisierung ist kein Schicksal - eine andere Welt ist moeglich ! https://www.attac-netzwerk.de/genug-fuer-alle/gfa-ulist.php
Internet-Tipp: https://www.attac-netzwerk.de/genug-fuer-alle/gfa-ulist.php
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schorsch
antwortete am 03.04.04 (11:51):
Wenn es nicht genügt, das Personal auszuwechseln, dann hat es ebenso wenig Sinn, die Partei auszuwechseln. Denn die Parteizugehörigkeit ist oft nur Zufallssache..... ......und versprechen tun alle das Gleiche.......
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guglielmo
antwortete am 03.04.04 (11:59):
Sie müssen alle das Gleiche versprechen, denn sonst werden sie nicht gewählt. Und sie müssen oder müssten dann alle das tun, was notwendig ist, und das unterscheidet sich nicht stark voneinander. Und sie trauen es sich auch nicht, denn sonst werden sie nicht wiedergewählt.
Die Gewerkschaften an der Spitze einer derartigen Protestbewegung ist ja sicher ein Witz - denn die sind doch durch ihre maßlosen Lohn- und Arbeitszeitforderungen, die den Arbeitgebern, auch den öffentlichen, also uns allen, abgepresst werden, mit einer der Ursachen unserer wirtschaftlichen und sozialen Misere.
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Wolfgang
antwortete am 03.04.04 (12:14):
Die 'wirtschaftliche und soziale Misere', wie Du schreibst, guglielmo, ist ja nicht fuer alle eine 'Misere'. Den EigentuemerInnen von Kapital geht es dank niedriger Lohnstueckkosten und niedriger Steuern so gut wie nie. Nur diejenigen sind in der Misere, die nichts haben ausser ihrer Arbeitskraft (oder, so sie RentnerInnen sind, von deren Arbeit abhaengig sind).
Eine Menge Kapital hat sich (auch dank der Politik einer parteiuebergreifenden grossen Koalition von Sozialabbauern) angesammelt bei ganz wenig Menschen. Das ist der Grund, warum es ganz viel Menschen schlecht geht und immer schlechter gehen wird, falls die Sozialabbauer an der Macht bleiben.
Genau darum geht es: Die betroffenen Menschen wehren sich gegen den Klassenkampf von oben.
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Wolfgang
antwortete am 03.04.04 (12:14):
Webtipp...
Wem gehoert die Welt ? https://www.wem-gehoert-die-welt.de/
Internet-Tipp: https://www.wem-gehoert-die-welt.de/
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BarbaraH
antwortete am 03.04.04 (12:18):
An der auf der attac-Seite zu lesenden Weisheit ist etwas dran:
Reichtum ist wie Mist: gut verteilt bringt er das Land zum Blühen - auf einem Haufen stinkt er!
Internet-Tipp: https://www.attac.de/genug-fuer-alle/
Internet-Tipp: https://www.attac.de/genug-fuer-alle/
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Tobias
antwortete am 03.04.04 (13:11):
Wolfgang deine Aufregung ist mir unverständlich, als überzeugter Nichtwähler hast du noch nicht und wirst du auch nichts verändern.
Jede Stimme zählt !!!!
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Wolfgang
antwortete am 03.04.04 (13:40):
Du irrst Dich, Tobias (wie so oft)... Ich rege mich gar nicht auf. Du erlebst mich voellig entspannt. Ich berichte ueber den Klassenkampf von 'denen da oben' und ueber die Gegenwehr von 'denen da unten'.
Die Veraenderung findet vor unseren Augen statt... Ob sie Dir passt oder mir oder beliebigen anderen Menschen ist unerheblich und nur wichtig fuers eigene Gemuet. Ob etwas zum Besseren veraendert wird, das steht noch in den Sternen. Eines aber steht schon fest: Buergerliche Wahlen sind Herrschaftsinstrumente und keine Instrumente, die die Welt zuungunsten der Herrschenden veraendern sollen.
Gelegentlich veraendern Menschen aber trotzdem die Welt - eher seltener per Wahlen und eher mehr per anderer Instrumente. *fg*
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Titus
antwortete am 03.04.04 (14:29):
Wolfgang,
dann warte doch einmal bis die ""Sozialabbauer" 2006 durch die noch größeren Sozialabbauer abgelöst werden.
Die Götter mögen uns gnädig sein (sind sie aber nicht, es gibt keine Götter).
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Wolfgang
antwortete am 03.04.04 (14:40):
Mir musst Du das nicht vorhalten, Titus... Ich sagte das hier schon oft: Wer die Rettung in der Wahl von CSU/CDU/FDP meint zu finden, der muss nicht bei Trost sein. Eine grosse Koalition von Sozialabbauern hat sich zusammengetan. Alle sozialabbauerischen Gesetze werden seit Jahren mit den Stimmen von SPD, GRUENEN, FDP, CDU, CSU gemeinsam beschlossen.
'SPD, es reicht !' ist nur der erste Teil des Slogans... Der zweite und fuer die herrschende wirtschaftliche und politische Klasse gefaehrlichere Teil heisst: 'Es genuegt nicht das Personal auszuwechseln - wir wollen eine andere Politik !'
:-)
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Karl
antwortete am 03.04.04 (15:46):
@ Wolfgang,
seltsam, dass Du als Nichtwähler das Wort an die SPD richtest. Der von der CDU/CSU/FDP drohende Sozialabbau wäre um einiges radikaler als das, was uns geboten wird.
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guglielmo
antwortete am 03.04.04 (16:05):
Merkwürdig nur, daß 62% der Wähler in Bayern letzthin der CSU ihr Stimme gegeben haben - oder waren das etwa alles Unternehmer? So groß sind die Befürchtungen eines weiteren radikalen Sozialabbaues offenbar nicht, wenn man den Umfrageergebnissen Glauben schenken darf und die immerhin für das Land hoffen lassen.
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Wolfgang
antwortete am 03.04.04 (16:15):
Ich richte nicht das Wort an die SPD... Wie kommst Du dazu, Karl, solch einen Unsinn hier zu verzapfen ? - Ich beschreibe und kommentiere aktuelle soziale Entwicklungen, das sind die Angriffe von 'oben', der Sozialabbau eben, und die Gegenwehr von 'unten'.
Mehr als 500.000 Menschen sollen heute auf die Strasse gegangen sein. Ganz zaghaft haben die ersten selbstgemalte Plakate hochgehalten: 'Wir sind das Volk !', stand auf etlichen drauf. Ein grosser demokratischer Tag war das. Das laesst hoffen. :-)
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heinzdieter
antwortete am 03.04.04 (17:34):
Welche Politik???? Handeln anstatt reden !! Wer war auf einer Demo ?? Wer hat denn Widerspruch eingelegt gegen seinen bzw ihren Rentenbescheid ??? Eine andere Politk, eine andere Partei welche ??: Herr Seehofer ?? und die CDU/CSU Den Teufel mit dem Belzebub austreiben !! Das sind alles Fragen die sich zu diesem Thema stellen. Provakativ aber war !!
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Titus
antwortete am 03.04.04 (17:52):
Wolfgang,
es lag mir fern Dir etwas vorzuhalten, es war nur als Hinweis und als Erinnerung daran gedacht, was geschehen wird, wenn CDU/CSU die Wahl 2006 gewinnen sollten, woran gegenwärtig kaum gezweifelt werden kann.
Eine andere Politik - um das Thema aufzugreifen - müßte nicht bei den Steuern und Sozialleistungen ansetzen, sondern bei dem Wust der Verordnungen, die die Wirtschaft behindern.
Kürzlich geriet ich beim Surfen im Fernsehen an einen Bericht aus Neuseeland. Die haben vor rund 25 Jahren den Staat total umgekrempelt, alle Subventionen gestrichen, überschaubare Steuersätze festgesetz, die alle BürgerInnen zahlen müssen und die sie sich selbst ausrechenen können, so daß die Abgabe der Steuerklärung jährlich etwa eine halbe Stunde dauert. Per Internet, Formular wird vom Finanzamt auf den PC gesendet.
Alle Vorschriften wurden beseitigt, alle Einschränkungen der Einkaufsmöglichkeiten abgeschafft, jeder hält sein Laden offen, wann er/sie will.
Hotels und Restaurants öffnen, wann sie wollen etc.
Es brauchte eine Zeit, bis alle die Vorteile begriffen hatten. Die Arbeitsämter wurden ebenso abgeschafft, die Kommunen vermitteln Arbeit, die hohe Arbeitslosenrate sank auf etwa 3,5%.
Nun läßt sich solche positive Radikalkur - eine Reform, die diesen Namen verdient - bei uns nicht so ohne weiteres durchführen - wie haben die EU-Verwaltung als Bremse im Nacken, wir dürfen ja bekanntlich in Deutschland nichts mehr selbst entscheiden, das machen die Bürokraten in Brüssel für uns - für mich ist das eine Geisel der Menschheit, aber raus kommen wir aus diesem Teufelskreis nicht mehr.
Wenn die SPD noch Sozialdemokraten in ihrer Führungsriege hätte und eine Anzahl echter Wirtschaftfachleute, Unternehmer und nicht diese "weisen" Theoretiker, dann könnte sich vielleicht ein wenig ändern.............
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schorsch
antwortete am 03.04.04 (18:04):
guglielmo, die Gewerkschafter sind diejenigen unangenehmen Zeitgenossen, die den armen Supermanagern ihre Spitzenlöhne neiden und verhindern, dass sie jährlich ihre Boni verdoppeln können......
So etwas aber auch.......
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guglielmo
antwortete am 03.04.04 (18:24):
Ja, und stattdesen zusehen, wie sie ihre eigene Macht und Pfründe erhöhen können.
Welche Supermanager mit welchen Spitzenlöhnen stehen an den Spitzen von Gemeinden und öffentlichen Einrichtungen, gegen die die Gewerkschaft Verdi demnächst mobil machen will? Ich habe noch keinen Bürgermeister erlebt, der sich mit dicker Arbeitgeberzigarre im Mund von einem Chauffeur im Mercedes hat vor sein Amt karren lassen.
Man muß sich doch nur einmal umschauen, wozu diese gewerkschaftliche Politik führt, die nur aus partikularem Interesse betrieben wird und dem Gemeinwohl schadet - einschließlich dem der eigenen Mitgliedschaft. Abbau von öffentlichen Leistungen, Erhöhung von Gebühren, Abbau von Arbeitsplätzen im öffentlichen Dienst, Verminderung von Investitionen - ich kann nicht verstehen, daß ein so irrationaler Hass und Neid auf eine totale Minderheit zur Lähmung unserer Volkswirtschaft mißbraucht werden soll - bzw. es ist logisch und erkennbar, daß es nur um Macht geht.
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Wolfgang
antwortete am 03.04.04 (18:25):
Nur eine Bemerkung, Titus, zu einer Deiner sicher gut gemeinten Therapien: Hotels und Restaurants und wohl auch andere Laeden sollen also geoeffnet sein, wann immer die EigentuemerInnen ihre Geschaefte taetigen wollen (ich habe uebrigens nichts dagegen, denn wegen mir kann das geschaeftliche Leben rund um die Uhr toben; ich muss mich ja nicht daran beteiligen *gg*).
Volkswirtschaftlich ausgedrueckt, willst Du das Angebot zumindest zeitlich erhoehen. Nun kommt Dein Trugschluss: Mit einem hoeheren Angebot, meinst Du, sei eine hoehere Nachfrage verbunden... Die wuerde sich aber moeglicherweise (auch das ist nicht sicher) erst dann einstellen, wenn aus den Beduerfnissen der NachfragerInnen (einmal unterstellt, sie sind tatsaechlich da) UND aus ihrer Kaufkraft sich ein Bedarf entwickeln wuerde.
An der Kaufkraft aber hapert es. Alle, die dem Lohnverzicht oder dem Lohnraub (suche sich jede(r) aus, welches Wort sie/er bevorzugt) das Wort reden, muessen diese Frage beantworten:
Wo soll der Bedarf und damit die Nachfrage herkommen, wenn bestaendig die (Massen-)Kaufkraft gesenkt wird ?
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Wolfgang
antwortete am 03.04.04 (18:40):
Du bist ein Ideologe, guglielmo... Die Wirklichkeit sieht anders aus. Die Wirtschaft und auch der Staat werden nicht von Gewerkschaftlern gefuehrt, sondern von ganz wenigen, aber ganz maechtigen EigentuemerInnen von Kapital und von ihren wirtschaftlichen und politischen AgentInnen.
Abbau von oeffentlichen Leistungen, Erhoehung von Gebuehren, Abbau von Arbeitsplaetzen im oeffentlichen Dienst, Verminderung von Investitionen etc. pp. haben etwas damit zu tun, dass dem Staat - Bund, Laendern und Gemeinden - die Einnahmen wegbrechen.
Dies wiederum ist die erklaerte und aeusserst erfolgreiche Politik der politischen Kamarillas aller etablierten Parteien. Diese nuetzlichen und gut bezahlten Manager der politischen Macht, die von den EigentuemerInnen des Kapitals im goldenen Kaefig gehalten werden, leisten im Moment ganze Arbeit, um den Staat der 'kleinen' Leute zugrunde zu richten, und um den Staat der 'grossen' Leute aufzubauen.
Genau gegen die und ihre Hintermaenner sind heute die 500.000 auf die Strasse gegangen.
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Titus
antwortete am 03.04.04 (22:12):
Wolfgang,
der Sinn der Sache ist der, daß ein Unternehmer, egal ob groß oder klein, seine Arbeit, seine Produktion seine Arbeitnehmer nach Bedarf einsetzen können muß.
Bei uns werden Unternehmer gegängelt und müssen teilweise unsinnige Vorschriften beachten etc. Es würde zu weit führen alle diese Knebelungen aufzuführen.
Behindert man die Arbeit wird sie unproduktiv, alle Subventionen führen nicht zu einer sinnvollen Produktion, sondern lediglich zur Erfüllung der Bedingungen, die diese Subventionen vorschreiben.
Das war das, was in dem Beispiel Neuseeland auch hervorgehoben wurde. Die Wirtschaft, befreit von Zwängen, blühte auf, Arbeitsplätze entstanden.
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hugo1
antwortete am 03.04.04 (22:49):
@ wolfgang dein Satz. "Die Wirtschaft und auch der Staat werden nicht von Gewerkschaftlern gefuehrt, sondern von ganz wenigen, aber ganz maechtigen EigentuemerInnen von Kapital,," ,, bis hierher ist dem wohl nichts hinzuzufügen, jedes weitere Wort mit dem Versuch detailierterer Erklärungen, weicht diese Feststellung zugunsten dieser "Mächtigen" auf und schiebt die Verantwortung anderen -mit nur schwachen, indirekter Einflußmöglichkeiten- Randgruppen zu. übrigens -das ist meine ganz private Meinung- bin ich sehr überzeugt davon,, das unsere "Macher" in den obersten politischen Führungsriegen liebend gerne paradiesische Verhältnisse in Deutschland -auch für Arbeiter, Rentner und sonnstige Normalbürger- herstellen würden um sich dafür mit Lorbeer, Glanz und Gloria behängen zu lassen. ,ich kann nicht an die Version einiger Diskutanten glauben, das die Vorgenannten mit dem Ziel in die Politik und Gewerkschaftsführungen eingestiegen sind, die gegenwärtigen Verhältnisse und Zustände mit all ihren Kräften ständig zuungunsten des "einfachen Mannes" zu gestalten. Das macht keinen Sinn,,eher schon die Unmöglichkeit eines solchen Unterfangens zu erkennen und die daraus resultierende Unfähigkeit mit ablenkenden politischen Manövern zu vertuschen um eigene Pfründe nicht vorzeitig versiegen zu lassen. *g*
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ricardo
antwortete am 03.04.04 (22:57):
Das stimmt Titus!
Es liegt aber daran, daß bei uns die Parole nach Lenin immer noch gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!
Wohin diese unsinnige Parole geführt hat, kann man am Zusammenbruch des Ostblocks erkennen. Könnten wir mehr Vertrauen entwickeln und uns von unseren Kontrollzwängen lösen, dann wären auch unsere Unternehmer wieder mutiger und würden im Land bleiben. Wäre ich heute Unternehmer, ich würde auf den Appell des Kanzlers pfeifen und in ein Land mit mehr Mut zur Zukunft wechseln! Und das tun ja auch schon viele aus der Elite!
Da wendet sich der Boss mit Grausen!
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser!
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mart
antwortete am 03.04.04 (23:10):
Entschuldigt, aber das Originalzitat lautet:
Mißtrauen ist gut, Kontrolle ist besser:-)
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juergen1
antwortete am 04.04.04 (00:32):
Noch ne Formel:
Nullrunde = Milliardengewinne
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Irina
antwortete am 04.04.04 (07:22):
" Der von der CDU/CSU/FDP drohende Sozialabbau wäre um einiges radikaler als das, was uns geboten wird." (Karl)
??????????????????
Irina
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Wolfgang
antwortete am 04.04.04 (08:32):
Unisono haben alle fuehrenden Parteigenossen der etablierten Parteien die Protestler kritisiert. Ganz deutlich wird: Die politischen Kamarillas aller etablierten Parteien haben sich in einem erschreckenden Ausmass von den 'kleinen Leuten' abgewendet... Deren Sorgen und Noete interessieren sie nicht mehr.
So weit, so schlecht. Es gibt aber auch Gutes zu vermelden. Immer mehr 'kleine' Leute kehren denen, die sie verraten haben, den Ruecken zu.
Von der 'Rueckkehr des Klassenkampfes' wird heute in der 'Welt am Sonntag' (WamS) gewarnt (s. Die Rueckkehr des Klassenkampfes (von GUENTHER LACHMANN und RALF GEORG REUTH, WamS, 04.04.2004). Damit meinen die Autoren nicht den Klassenkampf von 'oben' - Arbeitsplatzabbau, Lohndrueckerei, Rentenkuerzungen etc. pp. -, der bekanntlich der Ausloeser der Proteste ist, sondern sie meinen die Folge davon, die Gegenwehr, der Klassenkampf von 'unten'.
So gesehen haben die Autoren recht... Menschen wehren sich, wenn man ihnen Boeses antut. Den Herrschenden (vor allem denen in der SPD) war das wohl gar nicht mehr bewusst. Jetzt wissen sie es.
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ricardo
antwortete am 04.04.04 (08:36):
Das Neueste Bashing
Unternehmer-bashing!
(CDU bashing mit inbegriffen!? Wolfgang vornewech!
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mart
antwortete am 04.04.04 (08:41):
Eher ein Aufruf ähnlich dem "Proletarier aller Länder vereinigt euch".
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Wolfgang
antwortete am 04.04.04 (09:21):
Hier noch ein paar interessante Zahlen ueber einen der sozialen Hintergruende der staerker werdenden und viele offensichtlich beunruhigenden Proteste:
Rund ein Drittel aller Vollzeitbeschaeftigten in Deutschland, das sind 6,3 Millionen Personen, erhalten einen Niedriglohn, also weniger als 75 Prozent des durchschnittlichen effektiven Vollzeitverdienstes. Das geht aus einer Studie hervor, die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der Hans-Boeckler-Stiftung im Auftrag des NRW-Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit durchgefuehrt hat.
Quelle der Zahlen... Hans-Boeckler-Stiftung, Verteilung: Arm und Reich, Ein Drittel der westdeutschen Vollzeitbeschaeftigten arbeitet im Niedriglohnsektor, s. Link
Internet-Tipp: https://www.box4.boeckler-boxen.de/forschung/fors.niedrig/art.105/
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schorsch
antwortete am 04.04.04 (09:24):
@ Titus: "...Bei uns werden Unternehmer gegängelt und müssen teilweise unsinnige Vorschriften beachten etc. Es würde zu weit führen alle diese Knebelungen aufzuführen..."
Dann lass uns doch trotzdem ein paar dieser Knebelungen aufführen:
1. Der Unternehmer kann die Arbeiter nicht mehr 16 Stunden pro Tag schuften lassen;
2. der Unternehmer muss den Arbeitern einen Lohn bezahlen, der ausreicht, ein bescheidenes Leben zu führen;
3. der Unternehmer muss sich an einen Gesamtarbeitsvertrag halten;
4. der Unternehmer kann nicht einfach einen Arbeiter mit einem Stundenlohn von X Euro innert einem Tag durch einen Arbeiter ersetzen, der mit der Hälfte zufrieden ist, weil er und seine Familie sonst verhungern;
5. der Unternehmer darf seine Arbeiter nicht mehr schlagen wie anno 1895.
Genügen die paar Aufzählungen?
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hugo1
antwortete am 04.04.04 (10:59):
ok schorsch da stimm ich dir gerne zu und würde sogar noch weitergehen. Wenn nur ein Teil von dem stimmt, was die Unternehmer z.Z alles kritisieren, wünschen, möchten, fordern,,, muß man annehmen das es den Arbeitern noch viel, viel zu gut geht, obwohl sie unnötigerweise nörgeln, meckern, unzufrieden sind. Das von den Arbeitern noch ne Menge zu holen ist (Teil des Lohnes, Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld, längere Wochen -,und Lebensarbeitszeit, weils ja soo ungeheuren Spass macht das Arbeiten usw.) im Gegensatz zu den Unternehmern, bei denen so gut wie nix mehr zu holen ist, da sie sowieso schon fast am Hungertuch nagen,, Ich wünsch den Arbeitgebern viel Glück und gute Laune wenn sie demnächst--weil das Leben eines einfachen Arbeiters ja soo schön ist und das eines Unternehmers nicht zum Aushalten- sich einreihen in die lange Schlange bei den Arbeitsämtern ( na da muss doch was dran sein, wenn man dafür so geduldig ansteht ?? ) *g*
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ricardo
antwortete am 04.04.04 (11:31):
@ schorsch Du hast was vergessen. Der Arbeitnehmer darf seinen Boss nicht mehr umbringen wie in Rußland 1917, und noch bis in die sechziger Jahre und ins Gefängnis werfen wie in Deutschland 1918 und 1945 in der Ostzone. Da gäbe es noch massenhaft Beispiele
Die Zeiten sind gottlob vorbei!
Also bitte kein Unternehmer-bashing!
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Mulde
antwortete am 04.04.04 (11:40):
ricardo Lass doch bitte Deinen Hass auf die arbeitente Bevölkerung! Sie hat Deinen Unwillen nun wahrlich nicht verdient! Wer baute das siebentorige Theben? Leute Deines gleichen bestimmt nicht.
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Karl
antwortete am 04.04.04 (13:12):
@ ricardo,
sehr unverständlich dein Geschichtsbild und von Fakten ungetrübt. Man soll Leichen zwar nicht aufrechnen, aber es sind in der menschlichen Geschichte sehr viel mehr Sklaven und Leibeigene von ihren Arbeitgebern ermordet worden als umgekehrt - und sei es nur durch unmenschliche Arbeitsbedingungen. Ohne die historischen Leistungen der Gewerkschaften würde es der Masse der Deutschen nicht so gut gehen wie es heute der Fall ist.
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BarbaraH
antwortete am 05.04.04 (21:31):
HERIBERT PRANTL sieht in den Demonstrationen gegen den Sozialabbau einen Hoffnungsstreif für ein neues Europa:
>>.....Auf den Straßen von Berlin, Rom und Paris sammelt sich aber nicht nur der Protest gegen die so genannten Reformen. Hier konstituiert sich die europäische Öffentlichkeit. Es ist dies der zweite Akt der Konstituierung: Der erste hat schon vor einem Jahr stattgefunden, bei den Massendemonstrationen gegen den Irak-Krieg der USA. Damals ging es um die Grundfragen der Außenpolitik in Europa. Jetzt geht es um die Grundfragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik. (...) Die Demonstrationen gegen den Irak-Krieg vor einem Jahr hatten Wirkung: Sie haben die öffentliche Meinung dazu und zur rigiden Kriegs-Enthaltsamkeit des Kanzlers verändert...... Den Protesten diesmal könnte es gelingen, eine Hysterie zu bremsen, die jeden Unsinn als Reform adelt. Mit einiger Sicherheit werden die Demonstrationen die Bundesregierung beeindrucken; der Kanzler schaut nämlich durchaus nicht gelassen auf die sich formierende neue Linkspartei. Die Gruppen, die sich protestierend von sozialdemokratischer Politik abwenden, waren einmal ihre Vorhut. Sie könnten jetzt, das ist die Angst der SPD, zur Vorhut einer neuen Partei werden....<<
Quelle: Süddeutsche Zeitung Nr.80, Montag, den 05. April 2004 , Seite 4 Die neue soziale Bewegung VON HERIBERT PRANTL
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Titus
antwortete am 07.04.04 (22:34):
Schorsch,
Du hast am 04.04. Fakten aus dem 19. Jahrhundert aufgezählt, die die damalige Situation von Arbeitnehmern betrafen.
Darum geht es aber nicht. Es geht mir darum aufzuzeigen, daß unsinnige Vorschriften Unternehmer zwingen kostspielige Arbeitsabläufe einzubauen, die im Endeffekt Arbeitsplätze vernichten oder Arbeitsplätze ins Ausland verlagern.
Ich könnte hier viele Beispiele aufzeigen, auch aus meiner früheren Tärigkeit mit meiner kleinen Firma und nur wenigen Leuten. Oder die Vernichtung der Firma meiner Söhne durch das Ordnungsamt, weil ihnen eine Meistertitel fehlte, obgleich sie anerkannt gute Arbeit leisteten.
Vor Jahren war man dabei noch in Bonn seitens der Regierung einen Meister für Computertechnik basteln zu wollen. Firmen, die sich mit Computertechnik beschäftigten, Computer verkauften und installierten, mußten kurzfristig Meister einstellen, die zwar keine Ahnung von Computertechnik hatten (z.B. Starkstrommeister), aber immerhin "Meister" waren. Dieser Blödsinn wurde meines Wissens zwischenzeitlich wieder aufgegeben.
Läßt man Firmen so arbeiten, wie es sachlich notwendig ist, wird es auch wieder mehr Arbeitsplätze geben. Nicht Steuern oder Abgaben sind das Haupthindernis, sondern die Bürokratie.
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schorsch
antwortete am 08.04.04 (09:15):
@ Titus: "...Läßt man Firmen so arbeiten, wie es sachlich notwendig ist, wird es auch wieder mehr Arbeitsplätze geben. Nicht Steuern oder Abgaben sind das Haupthindernis, sondern die Bürokratie..."
Sachlich notwendig? Da geht die Interpretation des Begriffes wohl ziemlich weit auseinander. Eine Interpretation könnte z.B. sein, dass sämtliche Gesamtarbeitsverträge zwischen Industrie/Gewerbe und den Gewerkschaften für null und nichtig erklärt würden. Die Folge wäre, dass die Arbeitnehmer von Jahr zu Jahr mit kleineren Löhnen arbeiten müssten. Die Folge davon aber? Ihre Kaufkraft würde auch Jahr um Jahr kleiner. Und die Folge davon? Kaufkraft kleiner = weniger Konsumation. Und die Folge davon? Weniger Konsumation = weniger Produktion - weil nicht gekauft wird, wenn kein Geld vorhanden ist. Und die Folge davon? Weniger Produktion = weniger Arbeitsplätze. Du siehst: Die Katze beisst sich in den eigenen Schwanz....
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hugo1
antwortete am 08.04.04 (18:01):
interessante These schorsch, Deine Kaufkraftphilosophie,,, ,,das würde jedoch auch bedeuten, das die z.Z vorhandene Geldmenge, in immer größerem Umfang den Weg in die wenigen -wenn auch riesigen- Taschen der Besitzenden der Produktionsmittel wandert. Die jedoch sind nicht in der Lage -wie Du richtig statierst- die Konsumtion auf hohem Niveau zu sichern. Demzufolge würden sie Ihre Produkte nicht mehr los. Sie müssten die Produktion einstellen, die Arbeitnehmer entlassen und zu guter letzt auf weitere Geldeinnahmen verzichten. (Wär doch irgendwie gerecht ,,oder *g* ?) Das viele gute Geld wär nix mehr wert und es käm zur Inflation (oh wie ich die herbeisehne, da ich gerade nur wenig Geld habe ) Die SPD kann daran kaum rütteln,,und ich denke, das ich hier mehreren Denkfehlern erlegen bin, denn wenns kein brauchbares Geld mehr gäb hätten wir fast schon kommunistische Verhältnisse (da sollte auch das Geld abgeschafft werden und das nicht nur deshalb, weils dort aus bisheriger Erfahrung eben kaum Überfluss an Waren sondern Mangel gab) Frage: gibts im Kommunismus noch Geld ? zwei Möglichkeiten. 1. : dann gibts nur noch Geld gg 2. : dann gibts auch das nicht mehr
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BarbaraH
antwortete am 08.04.04 (19:55):
Bei zuviel Angebot und zuwenig Nachfrage droht keine Inflation sondern eine Deflation.
Aufgrund mangelnder Nachfrage sinken die Preise, die Menschen sind verunsichert, Angstsparen ist die Folge, noch weniger Nachfrage, noch niedrigere Preise. Firmen gehen Pleite, Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz... damit ist noch weniger Geld zu Konsumieren vorhanden... weiter sinkende Preise etc.
Ein Zusammenbruch unserer Wirtschaft wäre die Folge....
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