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THEMA:   Soldat, Katholik, Lehrer... - und Menschenretter

 4 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 31.03.04 (12:25) mit folgendem Beitrag:

Soldat, Katholik, Lehrer, Familienvater – und Menschenretter: Wilm H o s e n f e l d
- geboren 1895 in Mackenzell/Hessen, im ersten Weltkrieg schwer verwundet, danach Dorflehrer in Hessen. Fünf Jahre dient er als Besatzungsoffizier in Polen und rettet dort zahlreiche Menschen. In sowjetischer Kriegsgefangenschaft wird er zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Er stirbt 1952 in einem Lager bei Stalingrad.
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Ein Deutscher in Warschau - er rettete den Warschauer Pianisten Wladyslaw Spzilman. Das wusste man seit dem Film „Der Pianist“ von Polanski.
Im Juli soll bei der DVA ein dickes Buch erscheinen mit allen Aufzeichnungen und Briefen des Soldaten, wie es keinen zweiten in der Wehrmacht gab (jedenfalls keinen, von dem man wüsste). Was hat den Mann befähigt, sich so moralisch integer zu verhalten – er musste auch täglich mit dem Tod (durch seine „deutschen“ Landsmänner) rechnen.
Über Hosenfeld gibt von seinen Kindern eine sehr informative Seite: https://www.hosenfeld.de/pianist.htm
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Der Buchtitel bei der DVA:
https://images-eu.amazon.com/images/P/3421057761.03.LZZZZZZZ.jpg
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Ein Aufsatz:
„Freigeist“ - Der deutsche Offizier Wilm Hosenfeld rettete 1944 einen jüdischen Pianisten. Die wahre Geschichte zum Film. Von Hanns-Georg Rodek ...
URL: https://morgenpost.berlin1.de/archiv2002/021027/biz/

Internet-Tipp: https://www.hosenfeld.de/pianist.htm


werner antwortete am 31.03.04 (19:45):

das ist ja alles edel und gut. Die Frage wird aber immer bleiben: Wer hat den guten Mann und seine Kollegen eingeladen nach Polen zu kommen. Und wäre der Jude ohne diese fragwürdige Anwesenheit überhaupt gefährdet geworden?


mart antwortete am 31.03.04 (21:11):

"Towards the end of the war, he was discovered by a German officer of the Wehrmacht, Wilm Hosenfeld, who saved his life after listening to the starved pianist play Chopin's C Sharp minor Nocturne on the out-of-tune piano of his hiding-place."

Frage: Was wäre gewesen, wenn er nicht der Pianist gewesen wäre als der er sich ausgegeben hat. Rübe ab - oder ebenfalls gerettet?


iustitia antwortete am 31.03.04 (23:46):

Hosenfeld hat auch andere Juden oder Polen gerettet. Aus dem
dem Lage in der Nähe von Stalingrad, wo er verstarb, schickte er zuvor noch einen Brief, der in Deeuschland ankam, mit einer Namensliste von Polen und Juden, von denen er vermuten konnte, dass sie bereit und in der Lage waren, politisch für ihn sich einzusetzen.
Das ist auch versucht worden von polnischer Seite, von Einzelpersonen. Und der Szpilman war in den 50er Jahren bei Hosenfelds Frau und Kindern und hat erzählt, was in Warschau los war und was er als fürsprache für Hosenfeld unternommen hatte...
Aber nichts klappte.
Es sind ja Mill. Deutscher so in den Krieg getrieben worden - und nur ganz wenige haben die Kraft und die Moral bewiesen, sich so für bedrohte Menschen - egal welcher Religion oder Nationalität - einzusetzen.


werner antwortete am 01.04.04 (17:46):

Das mit den 'Millionen von Deutschen in den Krieg getrieben' würde ich nicht so einfach stehen lassen. Es gibt genügend Bilder der Begeisterung. Dass die nach Stalingrad nachgelassen haben, ist klar. Genaues Zahlenmaterial wird man ja nicht bekommen können. Wie lässt sich schon Begeisterung messen? Im Krieg, wie in jeder Extremsituation, gab es immer Helden. für mich sind die eigentlichen Helden, die, welche von Anfang an nicht mitgemacht haben. Siehe die irakischen Helden, denen das Ohr abgeschnitten wurde und die trotzdem nicht mitmachten ohne zu wissen ob sich die Lage im Irak jemals ändern wird.