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THEMA:   Wirtschaft und Union fordern längere Arbeitszeiten

 51 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 28.03.04 (15:36) mit folgendem Beitrag:

Es geht angeblich um den Standort Deutschland? Geht es auch um die Beseitigung der Arbeitslosigkeit?

Zu einer Zeit, in der zu wenig Arbeit für alle vorhanden ist, ist es bisher eine der Strategien gewesen, durch die Verkürzung der Wochen- und Lebensarbeitszeit mehr Menschen zu Arbeit zu verhelfen.

Ist das Gegenteil hiervon das Wundermittel? Werden wir zur Vollbeschäftigung zurückkehren, wenn wir, wie die Union und die Wirtschaft fordern, wieder länger arbeiten (zum gleichen Lohn versteht sich), also billiger? Oder wird die Arbeitslosigkeit und damit die Belastung der Sozialkassen weiter zunehmen?

Besteht die Lösung unseres Problems darin, die Arbeitskosten so billig zu machen wie anderswo oder liegen die Probleme ganz woanders?

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/305/29276/


BarbaraH antwortete am 28.03.04 (17:25):

Um den Standort Deutschland soll es also in erster Linie gehen. Was ist das größte Problem Deutschlands? Sind es die fehlenden Arbeitskräfte, die durch längere Arbeitszeiten der (noch) Arbeithabenden ausgeglichen werden müssen? Wohl kaum!

Deutschlands größtes Problem ist der fehlende Nachwuchs, der Gebärstreik der jungen Frauen. Längere Arbeitszeiten wirken sich vor allem frauenfeindlich aus. für junge Mütter würde es noch schwieriger werden, Berufs- und Familienarbeit unter einen Hut zu bringen. Aber auch Männer würden verlieren, denn auch sie wünschen sich heute eine partnerschaftliche Ehe, in der für beide neben der Berufstätigkeit genügend Zeit für Kinder und gemeinschaftliche Unternehmungen, für Hobbys und der Pflege von Freundschaften bleibt.

Wie können Männer in Spitzenfunktionen von Wirtschaft und Parteien derart kurzsichtige Forderungen stellen? Hier geht es einzig und allein um eine verdeckte Lohnkürzung.

Wollte man nach dem PISA-Desaster nicht mehr in Bildung, in die Zuwendung und Förderung von Kindern investieren? Soll diese Aufgabe wieder allein von den nicht berufstätigen Müttern geleistet werden? Sollen sie sich allenfalls mit Hilfsjobs im Niedriglohnbereich zufrieden geben, obwohl sie nach der Schule, dem Studium oder der Lehre weit vor ihren männlichen Konkurrenten liegen? Nein, so doof sind junge Frauen heute nicht mehr. Sie werden weiter im Gebärstreik verharren.... zum verhängnisvollen langfristigen Schaden für unser Land, vorallem für unsere Sozialsysteme.

Warum sind Wirtschaftsbosse und Politiker unfähig, langsfristig zu denken?


schorsch antwortete am 28.03.04 (19:00):

Vielleicht eine mögliche Antwort: Die Arbeitgeber sind ganz zufrieden, dass sie im Moment aus einer Armee von Arbeitslosen wählen können. Denn ein Resvoir von Arbeitslosen garantiert Mindestlöhne. Sollte die Wirtschaftslage so gut werden, dass aus dem Reservoir ein Vakuum entsteht, dann müssen die Arbeitgeber die Arbeitnehmer wieder nach Angebot und Nachfrage entlöhnen. Die Arbeitgeber müssen also alles dransetzen, dass es immer ein Angebot an dankbaren Arbeit Suchenden gibt. Eine Möglichkeit, das zu sichern ist, die Lebens-Arbeitszeit zu erhöhen - auf dass das Reservoir an Arbeitslosen nie austrockne!


Medea. antwortete am 28.03.04 (19:10):

Nun, die Gewerkschaften haben sich ja bereits zu Worte gemeldet. DGB-Chef Michael Sommer hat erneut Proteste gegen Reformprojekte der Bundesregierung angekündigt.
Mit Verweis auf den am 3. April europaweit stattfindenden gewerkschaftlichen Aktionstag für eine sozialgerechte Politik, kündigte er Demonstrationen in Köln, Stuttgart und Berlin an, "von denen ein klares politisches Signal ausgehen wird".


hugo1 antwortete am 28.03.04 (21:05):

,wenn 40 Millionen Berufstätige in der BRD je 2 Stunden pro Woche mehr arbeiten ,dann sind dies 80 Mio Stunden. Dadurch könnten theoretisch weitere 2 Mio Berufstätige entlassen werden.
In der Praxis wirken jedoch auch andere Faktoren. Mehrarbeit pro Woche ohne ein Mehr Lohnzahlung (und darum gehts ja wohl auch in Wahrheit wegen der hochgespielten Wettbewerbsverzerrung usw) macht die Produkte billiger und erhöht den zu erwartenden Reingewinn. Demgegenüber sinkt jedoch die relative Abnahme dieser Mehrproduktion (irgendwann ist jede Nachfrage gesättigt, da hilft auch eine 60 Stundenwoche nicht *g* ) und es kommt zu Produktionsdrosselungen, Kurzarbeit usw und letztendlich wieder zu Entlassungen.
Bei Überproduktion in Europa wie sie z.B in der Landwirtschaft besteht, wird jede Tonne zusätzlicher Ernte (ganz gleich wer sie und wodurch angeregt auch immer, produzierte) zum Problem. Sie führte zu Kosten bei der Erzeugung und sie führt zu weiteren unnötigen Kosten bei Ihrer Entsorgung zur künstlichen Preisregulierung, zu inhumanem Handeln den Erzeugern, den Verbrauchern und Steuerzahlern sowie den Menschen in der dritten Welt gegenüber.
,und Barbara,,einen Zusammenhang von Arbeitszeit und Geburtenrückgang würde ich nicht zwingend sehen wollen.
Nach 1945 kannte ich nur eine 48 Stundenwoche (und noch einiges mehr durch gewollte Überstunden usw )dazu gabs den Männerunterschuss und trotzdem waren die Geburtenraten wohl um einiges höher als heutzutage.
,,aber da spielen wohl auch noch andere Fakten eine Rolle
(Wohlstand, Verhütungsmöglichkeiten, Familienplanung, Staatliche fürsorge oder nicht ,,


guglielmo antwortete am 28.03.04 (21:41):

Hugo hast mir fast das Wort aus dem Mund genommen - 48 Stunden waren normal, auch der Samstag Vormittag wurde gearbeitet. Mein erstes Gehalt war Dm 468, motorisiert waren wir als Ehepaar (nicht als Studenten) zweirädrig, 125 ccm, Spitze 70 km/h, Fernsehen gab es noch nicht, Mallorca war unbekannt usw. Glücklich waren wir aber auch.

Wir haben uns dennoch reproduziert, was vielleicht noch zu wenig war, denn den einen oder anderen Zuwanderer hätten wir ja vielleicht auch noch entbehrlich machen können.

Ich kriege bald Lachkrämfe, wenn ich höre und lese, daß die Arbeitnehmerschaft offenbar daran zugrunde geht, wenn sie lausige zwei Stunden mehr arbeiten muß - von dem heutigen niedrigen Niveau aus gesehen. Die wirtschaftspolitischen Überlegungen - Mehrarbeit erhöht die Arbeitslosigkeit, Minderarbeit verringert sie nicht - die keiner ausreichend und fachlich fundiert durchschaut, sondern nur emotional und je nach politischer Couleur artikuliert - sind für mich Vorwand nur für Bequemlichkeit und Anspruchsdenken derjenigen, in deren Händen die Zukunft dieses Landes liegt.


BarbaraH antwortete am 28.03.04 (23:08):

hugo,

ob Du es glaubst oder nicht: Frauen sind lernfähig!
Das kannst Du gerade recht gut an dem Verhalten der Töchter beobachten, die nicht bereit sind, die Fehler ihrer Mütter zu wiederholen. Und auch mit der Erziehung unserer Söhne haben wir gute Arbeit geleistet, denn auch sie wünschen sich heute eine partnerschaftliche Ehe und Zeit für ihre Kinder.

Sollte ich nicht überzeugen können, vielleicht schafft es der folgende Artikel aus der Frankfurter Rundschau vom 26.03.04:

Männer wollen sich auch um ihre Kinder kümmern können
Ein Aufruf gegen die frauen- und familienfeindlichen Forderungen aus der Wirtschaft nach längeren Arbeitszeiten
VON WERNER SAUERBORN (STUTTGART) UND HELMUT SPITZLEY (BREMEN)
https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirtschaft/?cnt=410962

Internet-Tipp: https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirtschaft/?cnt=410962


Karl antwortete am 28.03.04 (23:31):

Der frühere Kinderreichtum ist nicht ursächlich mit viel oder wenig Arbeit verknüpft. Deshalb zieht das Argument wenig, damals hätte man auch mit der 48 Stundenwoche Nachwuchs gehabt. Ursächlich für die Kinderzahl heute ist vor allem die Pille und die damit gegebene fast vollständige Planungssicherheit, die früher gefehlt hat.

Wie sich Arbeitsbedingungen auf die Kinderzahl auswirken muss also heute unter den herrschenden Bedingungen völlig neu erkundet werden. Ich bin wie Barbara der Auffassung, dass diese Frage eine Untersuchung wert ist.

Volkswirtschaftlich ist die Kinderzahl langfristig gewiss wichtiger als kurzfristige Unternehmensgewinne.


guglielmo antwortete am 29.03.04 (01:06):

Karl, Du liebe Güte - bist Du so wenig aufgeklärt? Die Planungssicherheit hatten wir auch, sonst wäre es nicht bei zwei Kindern geblieben.


radefeld antwortete am 29.03.04 (07:13):

Hoffentlich lassen sich Gewerkschaften und (noch) Regierende nicht auf den Unsinn ein. Mehr arbeiten um Arbeitsplätze zu schaffen?! Lebensarbeitszeit verlängern?! Und das bei 5 Mio. Arbeitslosen! Wer ernsthaft glaubt, damit auch nur EINEN Arbeitplatz zu sichern oder zu schaffen, der glaubt auch, dass der Storch die kleinen Kinder bringt. Über das Lohnniveau, insbesondere bei den Spitzen der Wirtschaft, dort auch mal echt im Verhältnis zur wirklichen Leistung- wie bei jedem einfachen Arbeitnehmer, könnte man allenfalls reden. Vielleicht auch darüber, ob bei DEN hohen Löhnen unsere Produkte überhaupt noch absetzbar sind. Denn: Jeder möchte für SICH Maximallöhne, aber möglichst nur zu Billiglöhnen Hergestelltes kaufen.


Karl antwortete am 29.03.04 (08:13):

@ guglielmo,

sicherlich ;-). Noch nie was vom real messbaren Pillenknick gelesen?

Die Quelle wirft übrigens ein interessantes und differenziertes Bild auf die Problematik:
" Das Statistische Bundesamt der Schweiz hat eine Projektion erstellt, wonach in der Schweiz heute ohne "Pillenknick" über 20 % mehr Menschen leben müssten. Stellen Sie sich einmal diese schweizerischen Verhältnisse in Deutschland vor! Es müssten nach dieser Berechnung heute in Deutschland 100 Millionen Menschen leben. Dabei gehört Deutschland auch unter den derzeitigen Verhältnissen zu den dicht besiedelsten Gebieten in Europa."

Internet-Tipp: https://www.single-generation.de/kritik/debatte_aussterben.htm#pille


ricardo antwortete am 29.03.04 (09:06):

Also ich bin sehr froh über vier Kinder und acht Enkel.
Das Thema Bevölkerungsexplosion war in unserer Familie nie ein Thema!.

Einer der Söhne hat einen kleinen Betrieb.Keiner ist in der Gewerkschaft, sie arbeiten mehr, wenn entsprechend Aufträge vorhanden, und es wird weniger verteilt bei Flaute.
So wie früher auch.
Ich glaube, daß weniger Vorschriften mehr Arbeitsplätze bedeuten würden, ob länger oder kürzer gearbeitet wird, sollte auch den Betrieben selbst überlassen werden.


schorsch antwortete am 29.03.04 (10:16):

Leider können nicht alle Arbeitnehmer "einen kleinen Betrieb" haben, Ricardo. Wohl über 90 % arbeiten unselbständig in Grossbetrieben.
Du schreibst übrigens nicht, ob dieser Sohn auch Angestellte hat und, falls wenn, es diese auch so sehen wie du....


Wolfgang antwortete am 29.03.04 (10:29):

So spricht der Herr im Haus... So haben die Herren immer gesprochen. Die Knechte waren lange Zeit sprachlos. Bis es ihnen zuviel wurde, und sie ihre Sprache fanden. Das wiederum fanden die Herren dann gar nicht gut.

Manche hoffen ja, dass dieser Sprachfindungsprozess dieses Mal ausbleibt. Ich denke aber, optimistisch wie ich bin, dass das nicht der Fall sein wird. :-)


ricardo antwortete am 29.03.04 (10:42):

Früher gab es noch mehr Pflichten.
heute fast nur noch Rechte.
Beides ist übertrieben, und das Optimum läge dazwischen.
Sicher ist es richtig, daß Angestellte immer weniger Rechte haben als Unternehmer.
Dafür ist ihr Risiko auch geringer.
Beim Sohn geht der Gewinn ausschließlich in Modernisierung auf!
In einem Kleinbetrieb ist den Mitarbeitern meist sehr schnell klar, daß der Betrieb pleite geht, wenn sie auf Forderungen bestehen.

Bei Großbetrieben ist das eigentlich auch nicht anders, auch sie gehen bei den hohen Arbeitskosten schnell den Bach runter, wenn nicht gemeinsam nach Auswegen gesucht wird.


hugo1 antwortete am 29.03.04 (11:55):

hallo Karl Deine Feststellung:" Der frühere Kinderreichtum ist nicht ursächlich mit viel oder wenig Arbeit verknüpft"
stimmt, denn die Zeit um das zu bewerkstelligen wurde sicherlich neben der langen Arbeitszeit, dem Kirchgang und den sonnstigen wenigen Freizeitbeschäftigungen (Fernsehen, Wellnessabende, Kultur-und Sportangebote, ST im Internet *g* usw. gabs leider bzw zum Glück noch nicht )immer irgendwie gefunden.
Bei einigen Völkern sollen sogar die Gedanken an eine Altersvorsorge durch mehr oder weniger Kinder eine Rolle gespielt haben. ( In Asien wird dies auch noch heute vermutet).
Den Pillenknick gabs in der DDR auch,,ihm wurde mit Kinder-und Frauenfreundlichen Gesetzen nur teilweise erfolgreich entgegengewirkt.


Mechtild antwortete am 29.03.04 (17:42):

Arbeitszeit erhöhen kann nicht mehr Arbeitsplätze schaffen, das ist unlogisch. Es schafft für die Arbeitskräfte im öffentlichen Dienst keine realen Lohnkürzungen und reduziert die Personalausgeben der Kommunen, besonders in den Bereichen, in denen Schichtdienst gemacht wird. (z.B. Heimen) Es spaltet Arbeitsplatzbesitzer und Arbeitslose noch mehr. Die Gewerkschaften werden es nicht verhindern können, dass auch die Angestellten mehr arbeiten müssen so wie die Beamten. Probleme im Bereich der Arbeitslosigkeit lösen wird es sicher nicht.
Kinder zeugen hat sicher nichts mit der Arbeitszeit zu tun. Die meisten werden sich erinnern, dass das Zeugen nicht lange dauert. Bis die Kinder groß sind, dauert aber schon recht lange, ist teuer und kostet viele Nerven. Die Freude, die Kinder machen vermisst man nicht, wenn man nie Kinder hatte.


ricardo antwortete am 29.03.04 (18:28):

Mechthild
so unlogisch das klingt:
Mehr Arbeit schafft mehr Arbeitsplätze!
Mehr Arbeit = höherer Gewinn, mehr Vermögenswerte = man investiert wieder= Mehr Arbeitsplätze.
Wo findet man die meisten Arbeitsplätze?
Wo viel und hart gearbeitet wird!
Je weniger die Leute arbeiten, desto weniger Geld ist da!
und immer mehr Arbeitslose finden sich dort, wo die Löhne trotz geringer Wertschöpfung ansteigen!

Die Milchmädchenrechnung der Gewerkschaften, daß kürzere Arbeitszeit mehr Arbeitsplätze schafft dürfte längst durchschaut sein.

Leider haben die Unternehmer heute immer weniger Prestige, aber ohne sie läuft GARNIX!


BarbaraH antwortete am 29.03.04 (18:49):

Bei der Erfüllung des Kinderwunsches geht es m.M.n. weniger um die mangelnde Zeit und Energie zur Zeugung als vielmehr um die über Jahre benötigte Zeit und Energie für die Familienarbeit. In dem Artikel in der Frankfurter Rundschau über den Brief von 600 Männern an Verantwortliche in Wirtschaft und Politik heißt es dazu:

>>Alle Untersuchungen belegen aber, dass insbesondere jüngere Männer partnerschaftliche Lebensentwürfe anstreben. Männer hätten "die Morgenluft neuer Männerrollen geschnuppert", heißt es in dem offenen Brief an Politiker, Arbeitgeberverband und Gewerkschaften. Denn kürzere Arbeitszeiten eröffnen Chancen, sich mehr einzulassen auf Kinder, Partnerinnen und auf sich selbst. Viele Männer seien daher nicht bereit, den gesellschaftlichen Rückschritt von längeren Arbeitszeiten widerspruchslos hinzunehmen.

Die alte Rollenverteilung scheint vielen Männern und Frauen nicht mehr akzeptabel. Auch viele Frauen begreifen daher die Forderung nach längeren Arbeitszeiten als gegen sich gerichtet. Denn wenn Männer lange Arbeitszeiten und entsprechende Einkommenschancen unter sich aufteilen, wird Frauen der Ein- und Aufstieg in der Erwerbsarbeit verbaut. Sie bleiben arbeitslos, werden mit ungewollter Teilzeit oder Minijobs abgespeist und müssen die Familienarbeit mehr oder weniger alleine bewältigen.

Kürzere Arbeitszeiten könnten andererseits beiden Geschlechtern, Frauen und Männern, fairere Arbeitschancen eröffnen und ein gutes Stück vom Vereinbarkeitsdruck nehmen. Dass eine generelle Verlängerung der Erwerbsarbeitszeit kinderfeindlich ist, bestätigt auch die Familienforscherin Karin Jurcyk vom deutschen Jugendinstitut in München. für sie sind längere Arbeitszeiten ein fataler Rückschritt für die Familie: "Wenn mehr gearbeitet wird, bleibt weniger Zeit für die Familie. Wer am Tag neun statt sieben Stunden im Büro ist, wird seine Kinder seltener sehen, weil sie abends dann schon im Bett liegen. Denn zu den neun Stunden kommt ja noch die Zeit für den Arbeitsweg hinzu. Abgesehen von der Zeit, fehlt es dann aber auch an der nötigen Energie für den Umgang mit Kindern oder auch mit alten Menschen in der Familie.<<

Frankfurter Rundschau vom 26.03.04
Männer wollen sich auch um ihre Kinder kümmern können
Ein Aufruf gegen die frauen- und familienfeindlichen Forderungen aus der Wirtschaft nach längeren Arbeitszeiten
VON WERNER SAUERBORN (STUTTGART) UND HELMUT SPITZLEY (BREMEN)
https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirtschaft/?cnt=410962

Internet-Tipp: https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/wirtschaft_und_boerse/wirtschaft/?cnt=410962


BarbaraH antwortete am 29.03.04 (18:57):

Apropos Milchmädchenrechnung, ricardo:

>>Die Sau, die sie am vergangenen Wochenende durchs Dorf jagten - Union, FDP und Wirtschaftsvertreter -, quiekte das Lied von der Arbeitszeitverlängerung. Die Verhältnisse, die da skizziert werden, sehen wenn nicht chinesisch, dann doch ungefähr so aus: Wer einen Job hat, arbeitet - auf Kosten derer, die keinen haben - mehr. Die zusätzlichen Güter, die er produziert, kann sich kaum einer leisten, weil den arbeitslos bleibenden Arbeitslosen und den Beschäftigten, die pro Stunde weniger verdienen als bisher, die Kaufkraft fehlt. Es ist, als schickten sich die Milchmädchen an, die Weltmeisterschaft im Rechnen zu gewinnen.<<

Frankfurter Rundschau vom 29.03.04
Meisterschaft der Milchmädchen
VON STEPHAN HEBEL
https://www.frankfurter-rundschau.de/ressorts/nachrichten_und_politik/
die_seite_3/?cnt=412266&

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?V21F25FD7


ricardo antwortete am 29.03.04 (21:38):

Hurra hurra!
Die Milchmädchenrechnung der Rundschau ist da!

Jetzt weiß ich auch, warum es der Zeitung so schlecht geht.
Sie hält sich an solche Rechnungen (siehe oben!)

Die SPD will über ihre Holding DDVG die finanziell angeschlagene "Frankfurter Rundschau" (FR) übernehmen und zur Sanierung noch mehr Mitarbeiter entlassen als bislang bekannt. Zumindest kurzfristig peilt die SPD eine Mehrheitsbeteiligung an.
(Financial Times, März 2004)


ricardo antwortete am 29.03.04 (21:55):

Die Welt schreibt (Leitartikel von heute):

"Weniger Arbeit, höherer Lohn, mehr Urlaub, früher in die Rente - die Deutschen glauben fest an alles, was sie sich wünschen.
Dabei erwiesen sich die Erfahrungen mit dieser Strategie als das Gegenteil des Erhofften: Arbeitsplätze knapper, Löhne magerer, Renten unsicherer."

Et küt wie et küt
sagen die Kölner!


hugo1 antwortete am 29.03.04 (22:05):

Na wenn die Macher der CDU mit Ihrer Forderung nach mehr und billigerer Produktion durch längere Arbeitszeit mit dem Ziel die Arbeitsplätze sicherer zu machen halbwegs recht hätten, dann müsste nach Adam Riese folgend Überlegung greifen.
40 Mio Ak´s mit 38 Stundenwoche ergeben z.Z über 4 Mio Arbeitslose
40 Mio Ak`s mit 40 Stundenwoche ergeben dann etwa 2Mio Arbeitslose ?
42 Mio Ak´s mit 42 Stundenwoche ergeben dann etwa 0 Arbeitslose ?
44 Mio Ak`s mit 44 Stundenwoche ergeben dann etwa 2 Mio offene Arbeitsplätze ?
,und wenn ich hier weiterdenke komm ich bei einer 60 Stundenwoche auf über 30 Mio offene Arbeitsstellen,,damit könnten sämtliche arbeitslosen Europäer eingestellt werden.

,,und wenn dann noch alle Ak´s bei gleichbleibendem Monatslohn (wie gefordert) arbeiten, dann sinken die Preise der Produkte (und das muss eine ungeheure utopische Menge sein)
auf einen Bruchteil, oder die Gewinne der Arbeitgeber steigen ins unermessliche, oder -und dies ist viel wahrscheinlicher- ,,,dieser ganze idiotische Wunschtraum der o.g. Ideengeber fällt Ihnen und uns sehr schnell auf die Füsse, denn verkaufen kann man all dies was dann hergestellt wird sicherlich nicht. Wer dann vielleicht 50 oder mehr Stunden arbeitet wird dann auch weniger kostenpflichtige Freizeitangebote, Sportgeräte, Wellness, nutzen , weniger die Gastronomie in Anspruch nehmen usw.
,es geht doch nicht um Beschäftigung für Jedermann auf Teufel komm raus, sondern um sinnvolle, (für den Arbeiter, den Arbeitgeber und die Gesellschaft ) sich auszahlende Arbeit und da kann es nicht angehen das einige von der gesamten zur Verfügung stehenden Arbeitszeit einen sehr großen Anteil herauspiken, bzw aufgehalst bekommen,,mit der fadenscheinigen Behauptung, damit würden diese für Alle reichen
Im Gegenteil sie würde dadurch noch ungerechter verteilt, als dies jetzt schon der Fall ist.


seewolf antwortete am 29.03.04 (22:41):

Hier wird bei der ganzen Theoretisiererei etwas vergessen:

Der deutsche Arbeitnehmer/Arbeitslose möchte einerseits NICHT im Wettbewerb mit ausländischen stehen - er möchte andererseits NICHT die Preise bezahlen, die ein mit SEINER Arbeitskraft IN D hergestelltes Wirtschaftsgut erfordern, er möchte vielmehr die billigeren Auslandsprodukte genießen - sogar im Urlaub "all inclusive".

Und er wird nicht fertig mit der Diskrepanz, die zwangsläufig daraus entsteht.

WAS will denn einer noch hier Arbeitsplätze schaffen für Leute, die ihr Geld am Ende doch wieder in andere Wirtschaftsräume schaffen?

Ein zurechnungsfähiger Unternehmer wird was anderes machen, auch wenn hier schon wieder zu Bauernkriegen aufgerufen wird !


ricardo antwortete am 29.03.04 (22:43):

hallo Hugo
stand diese Rechnung etwa auch in der Rundschau?
Würde mich garnicht wundern!
Frage
Was sind Aks? Etwa Arbeitskräfte?
Dann könnte man das ganze ja gleich in PS ausrechnen!
Ich kenne mich in der DEASPRA (Deutsche Abkürzungssprache)
nicht so aus.


seewolf antwortete am 29.03.04 (22:45):

Ricardo -

kleiner Tipp:

ERD = Egozentriker-Republik Deutschland


BarbaraH antwortete am 29.03.04 (23:14):

>>Der deutsche Arbeitnehmer/Arbeitslose möchte einerseits NICHT im Wettbewerb mit ausländischen stehen.....<< (seewolf)

Der deutsche Arbeitnehmer/Arbeitslose hätte sicher nichts gegen einen Wettbewerb mit den Mieten in Polen, Tschechien, Rumänien, China, Indien....
Frag mal die Immobilienbesitzer, ob sie diesen Wettbewerb befürworten...


guglielmo antwortete am 30.03.04 (10:49):

"Die LEG ist eines der größten Wohnungsunternehmen in Deutschland. Rd. 350.000 Mieterinnen und Mieter leben in Wohnungen der Unternehmensgruppe ... "

Ein Satz aus der Internetpräsentation der Landesentwicklungsgesellschaft Nord-Rhein Westfalen. Ich denke, daß auch dieses öffentliche Unternehmen sich marktkonform verhalten wird und keine Geschenke über ihre Mieter ausstreut. Aber vielleicht kommen die doch auf die Idee - sie brauchen hier nur mitzulesen - ihren Mietern im Slum von Kalkutta eine preisgünstige Unterkunft zu bieten?

Solches wird aber offenbar von privaten Kapitalanlegern erwartet, von denen man meint, sie hätten dafür gearbeitet, um mit ihren Ersparnissen im Alter soziale Wohltaten zu verteilen.

Internet-Tipp: https://www.leg-nrw.de/navig/f5.htm


Wolfgang antwortete am 30.03.04 (11:57):

Vor allem Alte haengen an ihrer persoenlich erlebten Zeit. Sie meinen, ihre Zeit sei Modell und Massstab auch fuer andere Zeiten. Solche Sentimentalitaeten taugen aber nicht als Grundlage fuer aktuelle Politiken.

In Deutschland, in den 50er, 60er, noch in den 70er Jahren, gab es eine relativ niedrige Arbeitsproduktivitaet und (aufgrund des vorangegangenen Krieges) ein relativ hohes Wirtschaftswachstum. Eine boomende Nachfrage nach Arbeitskraeften war die Folge.

Heute ist das genau umgekehrt... Eine hohe Arbeitsproduktivitaet und ein geringes Wirtschaftswachstum (aufgrund geringer Bedarfe und z. T. weitgehend gesaettigter Maerkte) hat die Nachfrage nach Arbeitskraeften stark sinken lassen.

Die alten Rezepte taugen nichts mehr.


Wolfgang antwortete am 30.03.04 (12:15):

Eine interessante Website unterhaelt Swiss Statistics... Dort wird unter 'Nachhaltige Entwicklung und regionale Disparitaeten' (s. Link) im Kapitel 'Indikatoren der Nachhaltigen Entwiklung' das Problem jeder Volkswirtschaft, vor allem das der entwickelten Volkswirtschaften beschrieben:

"Wenn die Steigerung der Arbeitsproduktivitaet nicht durch entsprechendes Wirtschaftswachstum kompensiert wird, kann sie auch zu einem Rueckgang des Arbeitsvolumens fuehren [...]. Sinkendes Arbeitsvolumen fuehrt zu einem Rueckgang der Beschaeftigung, es sei denn, die Produktivitaetsfortschritte werden in Form von Arbeitszeitverkuerzungen weitergegeben. Falls umgekehrt Wirtschaftswachstum stattfindet, besteht immer auch eine gewisse Gefahr, dass mehr Umweltgueter und Energie verbraucht werden."

Quelle des Zitats... https://www.statistik.admin.ch/stat_ch/ber21/

Internet-Tipp: https://www.statistik.admin.ch/stat_ch/ber21/


schorsch antwortete am 30.03.04 (18:12):

Der wirtschaftliche Aufschwung in den Nachkriegsjahren wurde mit Inflation finanziert. Man lebte damals über seine Verhältnisse, sprich man kaufte Waren, die man noch gar nicht bezahlen konnte. So wurde zwar einerseits die Wirtschaft angekurbelt, andererseits aber verschuldete man sich enorm - die Verschuldung bildete einen Kreis. Als dann alle Konsumenten ihren Bedarf gedeckt hatten, fiel dieses System in sich zusammen. Wir leiden heute noch darunter.....


hugo1 antwortete am 30.03.04 (18:47):

,,ich bin mir sicher das die Ossis 1989 nicht auf die Strasse gegangen sind, damit sich der "Westen" in Bezug auf Lohn, Arbeitszeit, Mitspracherecht, an den Osten angleichen soll. Aber was einige Politiker und "Arbeitgebergrößen" gegenwärtig fordern, ist doch genau das.
Weniger Lohn, mehr Arbeitszeit und Maul halten ( die Tarifpartner sollen sich auf die niedrigste -die Betriebsebene- zurückziehen.
Durch zusätzliche Stunden, Wochenend-und Nachteinsätze usw kann man sicherlich die "wertvollen Grundmittel" besser auslasten.
das kann man jedoch in vielen Fällen -bei etwas gutem Willen- genauso mit einstellen von Arbeitslosen,,
ist denn tatsächlich sooooviel Arbeit vorhanden, das die 40ig und Mehrstundenwoche Sinn macht ?? Da frag ich mich doch allen Ernstes weshalb es über 4 Mio Arbeitslose gibt ??
,,,wird nicht vordergründig und hintergründig versucht -auch mit der Androhung auf "Abwandern in gewinnbringendere Gefilde"- unseriös Druck auf die Arbeitnehmerschaft und den Staat zu machen, immer mit dem Hintergedanken auf günstigere Bedingungen für die Arbeitgeber.
,,und ich bin mir sicher, sobald z.b. die Polen und andere, nicht mehr so billig produzieren, so günstig Energie, Wasser, Grundstücke bereitstellen können wie z.Z. und aufgrund steigender Preise auch höhere Löhne einfordern, dann werden diese "Mir liegen die Arbeitnehmerwünsche jo soo am Herzen Populisten" schnellstens wieder Drohungen aussprechen und zu Neuen Fördertopfufern aufbrechen.
@ ricardo hast recht Arbeitskräfte, obwohls auch viele lahmgelegte Aks (sprich Arbeitslose) gibt und die Unternehmer lieber den Sprachgebrauch Geber und Nehmer befürworten, da kommen sie selber besser weg. *g*


ricardo antwortete am 30.03.04 (21:39):

Hugo
Ich schlage vor, wir schaffen die Unternehmer gamz ab und übergeben alles den Gewerkschaften! Denen mit die Trillerpfeifen!
Na da sollste mal sehen wie alles spurt!
Und die Engelen Käfer und dä Peters immer vornewech!
Mehr Geld ist auf einmal da, nämlich all das Schwarzgeld und die Unternehmergewinne,
mehr Arbeitsplätze und du brauchst nur noch zehn Stunden inne Woche zu malochen.
Und die Renten werden überhaupt nie mehr gekürzt!

Warum sind wir nicht früher draufgekommen!


Wolfgang antwortete am 31.03.04 (01:09):

Eine drollige Vorstellung... Hugo hat schon darauf geantwortet und beschreibt die Lage richtig: Menschlichkeit war nie ein Punkt auf der Agenda des Kapitalismus.

Wohl aber das Senken der Arbeitskosten. Eine Unternehmung (das ist ein erwerbswirtschaftlich ausgerichteter Betrieb in einer kapitalistischen Volkswirtschaft) ist Mittel und hat den Zweck, aus Geld (des Unternehmers) mehr Geld zu machen. Moeglichst viel mehr Geld ist dabei das Ziel. 'Gewinnnoptimierung' ist der terminus technicus dafuer.

Wuerden zum Beispiel indische Loehne hier in Deutschland akzeptiert werden - das sind vergleichbar umgerechnet etwa 220 Euro pro Kopf und Monat (vgl. Webtipp) -, dann wuerde sich das Outsourcing in Richtung Indien nicht mehr lohnen. Aber nur dann. *fg*

Webtipp...

WELT - 31.03.2004
Schoene neue Arbeitswelt
Outsourcing macht Firmen in Europa und den USA schlank - Groesster Profiteur ist Indien - Mehr als die Haelfte aller ausgelagerten Jobs wandern auf den Subkontinent
Von SOPHIE MUEHLMANN
https://www.welt.de/data/2004/03/31/258468.html

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2004/03/31/258468.html


schorsch antwortete am 31.03.04 (09:44):

Lieber ricardo, vielleicht könntest du mal hier deinen Werdegang schildern, damit einiges in deinen Ausführungen verständlicher würde?


ricardo antwortete am 31.03.04 (10:24):

@schorsch
Mit Scientology jedenfalls hatte ich nie was am Hut :-)))))
Aber viel mit Unternehmern!
*gg*


Wolfgang antwortete am 31.03.04 (11:12):

Merkwuerdig, Ricardo, dass dann so wenig unternehmerisches Wissen bei Dir haengengeblieben ist. *gruebel*


ricardo antwortete am 31.03.04 (11:31):

Immerhin soviel,
daß ich dich nicht als unternehmerfreundlich einstufen würde
daher haste auch wenig Ahnung von dem Milieu, das dich ja auch ständig ins Grübeln bringt.

Auf allen anderen Gebieten würde ich dein Urteil schon ernst nehmen. Aber ausgerechnet den Erzfeind betreffend?
*gg*


Wolfgang antwortete am 31.03.04 (11:41):

UnternehmerInnen sind nicht meine Erzfeinde, Ricardo... Ich bin selber Unternehmer und weiss, wie schwer dieses Los ist (wenn man nicht gerade zu den ganz grossen gehoert). Dazu kommt noch, dass ich mich etliche Jahre studienhalber mit der Materie beschaeftigt habe. Wenn Du also Fragen in dieser Richtung hast, wende Dich ruhig vertrauensvoll an mich. *fg*


pilli antwortete am 31.03.04 (11:47):

lach...datt is datt problem bei manchen :-)))

ich sach ett ja immer:

leutz...trennen können...datt eine von dem anderen...
datt is die wahre diskussions-kunst! einfach mal die scheuklappen in die tonne kloppen und die sichtweisen verändern sich...

:-)))


pilli antwortete am 31.03.04 (11:59):

mich interessieren zur zeit weniger die scientologies; vielmehr aber die "New Ager": :-)die in immer mehr kleinen unternehmungsformen kontakte untereinander und nach aussen bilden :-) so manche studienfreundschaft führt zur bildung von "freundeskreisen" und die kunden werden"weitergereicht" lach...vom architekten zum psychologen und wieder zurück...

wer sich aufmerksam im internet bewegt,:-) entdeckt so manche gruppierung und ich frage mich wirklich, ob ich mich davor vielleicht noch mehr fürchte als vor so manchem schwergewichtigen gewerkschaftler?

:-)


Wolfgang antwortete am 31.03.04 (12:24):

So ist es, pilli... In seiner Zeit leben muessen (eine andere hat man ja nicht) und in seiner sozialen Situation bestehen muessen (die sich aus was weiss ich fuer Zufaellen, Talenten, Foerderungen, etc. pp. ergeben hat) ist das eine. Keine Frage: Das praegt. Aber: Muss es soweit praegen, dass man als Charaktermaske herumlaeuft und nur noch die eigene (Klassen-)Lage endlos repetiert ? Muss man a la Ricardo das dumme Geschwaetz von Unternehmer-Funktionaeren nachplappern, nur weil man selber Unternehmer ist ?

"Die Lage der arbeitenden Klassen in England wird taeglich prekaerer.", ist zu lesen in einem Artikel von FRIEDRICH ENGELS - der selber erfolgreicher Unternehmer und trotzdem ein kluger Mensch war (vgl. 'Lage der arbeitenden Klasse in England' (von FRIEDRICH ENGELS), Rheinische Zeitung, Nr. 359 vom 25. Dezember 1842, s. Link).

"Dieselbe vermehrte Produktion, die jetzt den »paupers« [Verarmten] Arbeit verschafft und die auf den chinesischen Markt spekuliert, muß eine Unmasse Waren und eine Stockung des Absatzes hervorbringen, in deren Gefolge wieder eine allgemeine Brotlosigkeit der Arbeiter ist." - Das ist eine umfassende und hinreichende Analyse des schon damals ausser Rand und Band geratenen kapitalistischen Systems in einem einzigen Satz... Das ist genial...

Ich will mich sicher nicht in die Naehe der Genialitaet des Herrn ENGELS schleichen. Aber ein wenig um die Wahrheit bemuehen kann sich jede(r) - den Willen dazu einmal vorausgesetzt. - Was das Thema betrifft: Laengere Arbeitszeiten sind unter den derzeitigen Umstaenden Gift fuer diejenigen, die nur ihre Arbeitskraft zum Verkauf anbieten koennen... Ausserdem sind laengere Arbeitszeiten auch noch Gift fuer den Absatz der erzeugten Waren. Laengere Arbeitszeiten sind einfach nicht vernuenftig und nur fuer wenige Menschen gewinnbringend.

Internet-Tipp: https://www.mlwerke.de/me/me01/me01_464.htm


guglielmo antwortete am 31.03.04 (18:33):

Na, dann müssten wir bei einer als normal angesehenen 48-Stunden-Woche doch erst recht vergiftet worden sein (aber wir leben noch)? Oder geht es vielleicht doch nur darum, mehr Gelegenheit und vor allem Zeit zu haben, sich vor die TV-Kiste zu knallen, und Sticks mampfend zuzusehen, wie eine Exotenmannschaft das Vereinsgefühl des deutschen Fußballfans zum Wallen bringt?

Mir kommt diese Diskussion durch und durch verlogen vor - mit etwas mehr Freizeit und Faulheit und Bequemlichkeit Wählersympathien einsammeln, ist es nicht das?


schorsch antwortete am 31.03.04 (21:35):

Immer wenn ricardo nichts mehr einfällt, dann bemüht er die Scientology......

Ich frage mich, was ihn denn an dieser so fasziniert......

Kommt mir vor wie jener junge Mann, der nachts im Stadtpark Jagd auf Homosexuelle machte - weil er sich verzweifelt gegen seine eigene Homosexualität wehrte.....


ricardo antwortete am 31.03.04 (23:56):

Schorsch
Du hast ein schlechtes Gedächtnis.
DU hast eine Schriift dieser Sekte hier begeistert zitiert,
Und zu deiner Beruhigung:
Ich schätze die Homos sehr, aber ich bin deswegen keiner von ihnen.
Bitte bleibe doch cool!


schorsch antwortete am 01.04.04 (09:24):

ricardo, auf die Möglichkeit, dass dieses Buch mit der Scientology zutun haben könnte, hast erst du hier im ST verwiesen. Beweise hast du aber keine genannt.
Ich habe dich schon damals darauf hingewiesen, dass, wenn man jemanden begreifen oder durchschauen will, sich mit ihm beschäftigen muss - so wie ich mich auch mit dir beschäftige.....


ricardo antwortete am 01.04.04 (17:34):

Schorsch
Wer einem solchen Unsinn aufsitzt, die Psychiater, im dritten Reich reine Befehlsempfänger und ganz unten, hätten Machtbefugnisse über das Regime gehabt, der muß sich wirklich fragen lassen, was solche abenteuerlichen Fantasien in einem "wissenschaftlichen" Buch zu suchen haben.

Übrigens:
Du mußt dich nicht mit mir beschäftigen,
kein Mensch muß müssen!


schorsch antwortete am 01.04.04 (18:53):

Schön ricardo. Dann werde ich ab jetzt keine deiner Kommentare mehr kommentieren - wenn du dich durchringen kannst, auf mir nicht mehr herum zu hacken.


ricardo antwortete am 01.04.04 (22:08):

Ach schorsch
Hacken war das nicht, nur ein kleiner Stupser :-)))


Wolfgang antwortete am 02.04.04 (09:27):

Der Widerstand gegen Angriffe von Sozialdemokraten, Gruenen, Konservativen und Liberalen auf den Lohn bzw. auf die Renten und auf die Arbeitsplaetze der 'kleinen' Leute waechst. Die Gewerkschaften mobilisieren ihre Mitglieder und AmhaengerInnen. Morgen, am Samstag, wird es in Berlin, Koeln ud Stuttgart Demonstrationen geben. Motto:

Steht auf fuer soziale Sicherheit !

Webtipp...

ver.di
Aktionstag gegen Sozialabbau am Samstag, 03.April 2004
https://www.verdi.de/

Internet-Tipp: https://www.verdi.de/


BarbaraH antwortete am 02.04.04 (10:59):

Auch attac ruft zur Teilnahme an den Demos auf.

Webtipp: https://www.attac.de/demo3.4/

Internet-Tipp: https://www.attac.de/demo3.4/


guglielmo antwortete am 02.04.04 (14:31):

Am 3.4. haben aber die Fußballmannschaften von Köln und Berlin (Hertha) Heimspiel - nur Stuttgart spielt auswärts. Ob man das bei der Terminplanung bedacht hat? Ich denke, die Kickerei wird mehr Menschen in Bewegung setzen, das hat man ja neulich erst in München sehen können - es sei denn, es gelingt im DDR Stil fernsehgerechte Vorbeimärsche an Herrn Peters zu inszenieren.

Was is attac? Und wieso machen die Gewerkschaften auf einmal genau das zu ihrem sozialen Anliegen, was sie durch ihre erpresserische Lohn- und Arbeitszeitpolitik mit heraufbeschworen haben - Kostensteigerung und Abbau von Arbeitsplätzen und alles wirtschaftliche und soziale Ungemach im Gefolge?

Da kann die Politik machen was sie will - vor den Karren dieser Leute würde ich mich nie spannen lassen, und ich kann nur hoffen, daß andere auch so sehen.