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THEMA: Kurden: Neujahrsfest der Freiheit
7 Antwort(en).
ricardo
begann die Diskussion am 23.03.04 (17:48) mit folgendem Beitrag:
Hier mal zurAbwechslung mal was erfreuliches: Kurden: Neujahrsfest der Freiheit Grundlegend anders, nicht als Opfer, sondern Gewinner eines für sie mehr als 30-jährigen Krieges gegen die Diktatur Saddam Husseins gedachten die Kurden in diesem Jahr des Massakers von 1988 (Giftgasangriff auf die Stadt mit 5000 Toten). Angereist nach Halabja waren nicht nur die Führer beider kurdischen Parteien, Massud Barzani und Jalal Talabani, sondern auch der Übergangsverwalter des Irak Paul Bremer . Man blickte zuversichtlich in die Zukunft. Mehr als in jedem anderen Teil des Irak herrscht seit dem Sturz des Saddam Regimes eine fast euphorische Aufbruchstimmung. "Zum ersten Mal seit Jahrzehnten sehen wir eine Perspektive in diesem Land", erklärt die Vorsitzende einer kleinen Frauenorganisation in Halabja. Die zuvor allgegenwärtige Angst vor den Sicherheitskräften Saddam Husseins ist verflogen. Das Bündnis mit den USA und der Koalition zahlte sich allen Warnungen zum Trotz aus, und die Liste errungener Erfolge ist lang: Saddam Hussein wartet im Gefängnis auf sein Gerichtsverfahren, ein Kurde ist irakischer Außenminister, in Bagdad bestimmen kurdische Politiker über die Geschicke des Nachkriegsirak mit. Den bislang größten Erfolg aber stellt die Interimsverfassung dar,die den Kurden weit gehende Autonomie in einem föderalen irakischen Staat garantiert. Dass es den Vertretern islamischer Parteien nicht gelang, die Scharia zur maßgeblichen Quelle der Gesetzgebung zu machen und eine Frauenquote von 25 Prozent für das neue Parlament vorgesehen sind, wird in den kurdischen Gebieten als weiterer wichtiger Erfolg verbucht. Der ausgehandelte Kompromiss, bürgerliche Freiheitsrechte und Islam zu gleichwertigen Quellen der Gesetzgebung zu ernennen, wurde, auch wenn viele kurdischen Menschenrechts- und Frauenorganisationen sich für eine strikte Trennung von Religion und Staat stark gemacht hatten, weitestgehend begrüßt. Sollte in einer bis Ende 2005 geschriebenen und den Irakern zur Abstimmung vorzulegenden endgültigen Verfassung Föderalismus oder andere Errungenschaften kassiert werden, können die Kurden sogar ein Veto einlegen. Thomas von der Osten-Sacken in “Die Welt” https://www.welt.de/data/2004/03/23/254797.html
Was meint Ihr wenn das jetzt im Irak Schule macht, das wäre doch höchst erfreulich, so denke ich.
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seewolf
antwortete am 23.03.04 (22:10):
Ricardo -
DAS würde aber den "Berufs-DepressionistInnen" ganz übel auf die Seelw schlagen :-)
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trux
antwortete am 23.03.04 (22:22):
@ricardo, ein Beitrag der endlich mal wieder motiviert und Mut macht.
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julchen
antwortete am 24.03.04 (05:59):
Seewolf, dafuer kann man was einnehmen :))
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ricardo
antwortete am 24.03.04 (18:11):
Ich danke euch für das positive Echo. In Zukunft sollten wir versuchen, uns nicht durch den Sog des Pessimismus in den Strudel der Depression reißen zu lassen. Wie ich schon an anderer Stelle gesagt habe, passieren tagtäglich so viele kleine Wunder in der Richtung auf einen globalen Fortschritt in Demokratie und Wohlstand.
Die Terroristen haben recht:
Wir lieben das Leben und sie lieben, wie alle Faschisten, den Tod!
( Der Satz aus dem Bekennerschreiben von Madrid lautet: "Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod.")
Damit wollen sie sagen, wer das Leben liebt sei feige!
Zeigen wir ihnen, das wir nicht feige sind und ihnen nicht gehorchen werden.
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mart
antwortete am 24.03.04 (20:25):
Ich hoffe ähnlich gute Aussichten haben die Kurden in Syrien, die bis jetzt extrem unterdrückt leben müssen.
Durch Enteignung und Vertreibung, durch Entzug der Staatsbürgerschaft und elementarer Bürgerrechte sowie durch die strikte Leugnung der kurdischen Identität versucht die regierende arabisch-nationalistische Baath-Partei in Syrien, die kurdische Bevölkerung zu arabisieren. Ihre Sprache, ihre Institutionen und ihre Kultur werden unterdrückt.
Aus dem Bericht der Gesllschaft für bedrohte Völker:Kurden in Syrien
Die Kurden bilden mit schätzungsweise einer Million Angehörigen etwa 10 Prozent der Bevölkerung Syriens.
Während sie bis Ende der 50er Jahre kulturelle Freiheiten genossen, begann um 1962 mit dem Erstarken der panarabischen Ideologie und 1963 mit der Machtübernahme der panarabischen Baath-Partei, die eine ethnische und kulturelle Eigenständigkeit von Minderheiten leugnet, eine restriktive Kurdenpolitik.
Sie fand ihren Ausdruck in einer Sondervolkszählung, bei der schon 1962 fast 120.000 Kurden zu Ausländern erklärt und damit aller Bürgerrechte beraubt wurden.
Die Zahl der ausgebürgerten Kurden liegt heute bei etwa 200.000. Sie können keinen Pass beantragen, ihre Kinder nicht registrieren und einschulen lassen, nicht legal heiraten, bekommen keine Anstellung im Staatsdienst etc. .
Ebenfalls auf Beginn der 60er Jahre geht die Politik des Arabischen Gürtels zurück, die entlang der Grenze zur Türkei einen 15 km tief in syrisches Gebiet hineinreichenden Streifen Land schaffen wollte, aus dem die ansässigen Kurden aus- und regimetreue arabische Wehrbauern angesiedelt werden sollten.
Präsident Assad erklärte das Projekt 1976 offiziell als beendet. Es wird jedoch heimlich fortgesetzt. Mittlerweile werden in Syrien kurdische Dorf-, Berg- und Flussnamen durch arabische ersetzt....." (1998)
"Appell kurdischer Kinder in Syrien scheitert an Polizeiwillkür
Göttingen, 25. Juni 2003
"Der Versuch kurdischer Kinder, der Vertretung des UN-Kinderhilfswerkes UNICEF in Damaskus einen Appell für die Einhaltung ihrer Rechte in Syrien zu überreichen, ist am heutigen Vormittag gegen 10.45 an der Polizeiwillkür der Assad-Diktatur gescheitert. Dies erfuhr die Gesellschaft für bedrohte Völker heute Mittag aus sicherer Quelle in Damaskus. Demnach hat ein starkes Polizeiaufgebot die etwa 300 syrisch-kurdischen Demonstranten, darunter 200 Kinder, mit Gewalt daran gehindert, zu dem Gebäude der UNICEF zu gelangen, um dort ihre Forderungen zu übergeben: muttersprachlicher Unterricht für kurdische Kinder, offizielle Anerkennung der kurdischen Personennamen, Gleichberechtigung für kurdische und nicht-kurdische Kinder in Syrien. Die Polizisten hätten nicht davor zurückgeschreckt, auch Kinder zu misshandeln. Mindestens sieben namentlich noch nicht bekannte Personen seien verhaftet worden."
Internet-Tipp: https://www.gfbv.de/voelker/nahost/kurden.htm
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ricardo
antwortete am 24.03.04 (22:44):
Ich ergänze hier, daß auch im Iran die Kurden unruhig werden und einen föderalen Staat fordern. Es zeigt sich, daß die neue Verfassung des Irak in allen Nachbarstaaten Reaktionen auslöst und Wünsche nach mehr Demokratie. Natürlich versucht das Terrornetzwerk zur Zeit mit allen Mitteln, die Demokratisierung aufzuhalten, denn eine solche Entwicklung wäre der Tod für al Quaida.
Es ist deswegen ja auch kurzsichtig, wenn Spanien jetzt seine Truppen zurückzieht, die wohlgemerkt nie in Kampfhandlungen während des Krieges aktiv waren.
Die Terroristen haben den Rückzug gefordert, das wird Spanien aber keine Entlastung gegenüber den Verbrechern schaffen. Nachdem sie die Wahl entscheidend beeinflussen konnten, sollte man nachdenklich werden.
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julchen
antwortete am 25.03.04 (05:29):
Kriege ich hier den "Schwarzseher Preis" wenn ich vorlaut NOCHMALS verkmerke, dass die eindeutige Beeinflussung der Wahl in Spanien eine sehr gute - und wohlgelernte Lektion war? (Auf Seiten der Terroristen, natuerlich) ...Und sich diese Lektion zukuenftig auswirken wird?
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