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THEMA:   Bebels Taschenuhr..

 2 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 22.03.04 (21:45) mit folgendem Beitrag:

Wer weiß über Bebels Taschenuhr Bescheid? Brandt hat sie geschenkt bekommen.
Aber sie soll gar nicht automatisch an den geistigen Enkel Bebels jeweils gehen, äh, an den SPD-Vorsitzenden..?


jolli antwortete am 23.03.04 (07:36):

hallo iustitia,
ich zitiere aus einem Interview mit Frau Seebacher-Brandt (19.8.03):

"Bebel hatte Werbegeschenke, so wie die Leute heute auch Werbegeschenke haben. Bebel hatte nun mal Uhren, in die sein Name eingraviert war. Er hatte mehrere von diesen Uhren, aber eine davon hat er damals seinem schweizer Testamentsvollstrecker geschickt. Dessen Nachfahren haben sie dann eines Tages Willy Brandt geschenkt: Das war aber zu einer Zeit, als er noch gar nicht Parteivorsitzender war. Diese Uhr ist aber längst in diesem Nachlass, also in dieser Ausstellung in Berlin zu sehen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es schon zu seinen Lebzeiten sehr viel Gerede über diese Uhr gegeben hat, habe ich mal meinem Mann selbst eine schöne Taschenuhr geschenkt: mit dem eingravierten Namen. Diese Uhr habe ich dann vor eineinhalb Jahren Gerhard Schröder zwar nicht geschenkt, aber doch übergeben: Er soll sie tragen und sie soll ihm Glück bringen, solange er dieses Amt bekleidet. Wenn er dieses Amt eines Tages nicht mehr bekleiden sollte, dann wird diese Uhr wieder zurück ins Willy-Brandt-Archiv wandern. Diese Uhr hat ihn jedenfalls sehr gefreut."


iustitia antwortete am 23.03.04 (09:33):

Dank für das Zitat!
In der taz fand eine Freundin:

WIE SPÄT IST ES? DIE SPD UND BEBELS UHR

Gern erzählte man sich unter Sozialdemokraten, dass der neue SPD-Parteivorsitzende von seinem Vorgänger als Zeichen des Amtes und der Würde die goldene Taschenuhr des Parteigründers Agust Bebel überreicht bekommen habe. Allerdings habe diese Tradition mit Willy Brandt geendet. Wie dem Archiv der Sozialdemokratischen Partei des Kantons Zürich (Ar 27.40.14) zu entnehmen ist, übergab August Bebel tatsächlich kurz vor seinem Tod 1913 in Zürich seine Taschenuhr dem dortigen Sozialdemokraten Otto Lang. Nach dessen Tod 1936 gelangte die Uhr an den Schweizer Albert Bader. Dessen Witwe übergab sie der Sozialdemokratischen Partei des Kantons Zürich. Die beschloss, die Uhr anlässlich von Bebels 50. Todestag 1963 dem damaligen stellvertretenden SPD-Vorsitzenden und Regierenden Bürgermeister von Berlin, Willy Brandt, zu übergeben. Die Uhr gehört jetzt zu dessen Nachlass und wird im Rathaus Schöneberg in Berlin aufbewahrt. Dort kann Franz Müntefering nachschauen, welche Stunde der SPD geschlagen hat.
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taz Nr. 7315 vom 22.3.2004, Seite 3.