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THEMA:   Die Politik der SHARON-Krieger: Mord

 104 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 22.03.04 (20:11) mit folgendem Beitrag:

UNO-Chef KOFI ANNAN hat den aktuellen Mord der SHARON-Krieger - der nicht der erste war und nicht der letzte sein wird - verurteilt. Israels Regierung verletze das Recht.

Was tun gegen die moerderischen SHARON-Krieger ?


Mechtild antwortete am 22.03.04 (20:33):

Hoffen, dass alle es so sehen, dass es Mord ist und dass in Israel anders gewählt wird, bevor es weiter eskaliert.


Karl antwortete am 22.03.04 (20:39):

Ein weiterer Schritt nach oben in der Spirale der Gewalt. Ich frage mich, welche Ziele mit dieser Eskalation der Gewalt verfolgt werden? Ich wage folgende Einschätzung:

Ziel 1: Der palästinensische Gegenterror soll ansteigen, daraufhin wird Israel ganz Palästina besetzen, denn an die Aufgabe der Siedlungen habe ich noch nie glauben können.

Ziel 2: Die Rechtfertigung für den völligen Apartheidsstaat wird gesucht. Der palästinensische Gegenterror soll ansteigen, daraufhin wird die Mauer 100 m hoch gezogen werden, ringsum. Die israelischen Araber wird man am besten auch noch gleich vor die Tür setzen.


funk antwortete am 22.03.04 (20:52):

Karl, ich sehe es auch so. Sharon ist ein kühler Schachspieler. Er weiss, dass die Amerikaner auf Israel angewiesen sind. Und wenn es "gerecht" scheint, hat er überaus wirksame Waffen zur Verfügung. Ihm schwebt eine radikale Lösung vor, die Vertreibung der Palästinenser.


hl antwortete am 22.03.04 (21:09):

"Das ist der Beginn eines neuen Kapitels des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Er bringt den Konflikt von der Ebene eines lösbaren nationalen Konfliktes auf die Ebene eines religiösen Konfliktes, der allein auf Grund seiner Natur unlösbar wird."

Uri Avnery: Über die Ermordung von Scheich Yassin

https://www.uri-avnery.de/magazin/artikel.php?artikel=158&type=2&menuid=4&topmenu=4

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?V51A64EC7


Wolfgang antwortete am 22.03.04 (22:06):

Bevor Boeswillige uns SHARON-KritikerInnen wieder mit dem Begriff 'Antisemitismus' denunzieren wollen, eine Klarstellung: Die moerderische Politik ARIEL SHARON's wird vor allem auch von Juden kritisiert: Von URI AVNERY, zum Beispiel (s. hl's Beitrag), NOAM CHOMSKY, NORMAN FINKELSTEIN, SUSAN SONTAG... um nur ein paar Promis zu nennen. Viele Juden weltweit engagieren sich fuer einen friedlichen Prozess (der bekanntlich mit Mr. SHARON und Mr. BUSH - seinem Sponsor - nicht zu machen ist).

Der Journalist DANIEL PIPES schreibt: "Kurz gesagt: Juden – und unter ihnen besonders die Intellektuellen – unterstuetzen Sharon nicht ausnahmslos. Es gibt allerdings eine andere Gruppe, die vorhersagbar Israel unterstuetzt: die Konservativen."

Weiter schreibt er:

"Die britische Parlamentsabgeordnete Oona King erklaert, dass 'durch das Entkommen aus der Asche des Holocaust die Israelis ein anderes Volk in einer Hoelle eingekerkert haben, die ihrer Natur nach – wenn auch nicht im Ausmass – aehnlich dem Warschauer Ghetto ist.' "

Quelle der Zitate... "Who supports Israel?" (by DANIEL PIPES), New York Post, 3. September 2003


Karl antwortete am 22.03.04 (22:36):

Was ich nicht verstehen kann, wie von gezielter Tötung gesprochen werden kann. Bei dem Terrorakt sind auch Passanten umgekommen. Die israelische Regierung ist inzwischen ein Sicherheitsrisiko für die Welt geworden.

Sharon ist ein Mörder.


Felix antwortete am 23.03.04 (01:54):

Endlich einmal ein Konsens in der Reaktion der europäischen Regierungen. Bei welchen hirnrissigen Zeitgenossen findet Sharon heute noch Verständnis für seine menschenverachtende Politik?
Nimmt mich nur wunder, wie die Bushleute darauf reagieren und ab sie endlich den Mut finden, der israelischen Politik die Unterstützung zu entziehen.


greisi antwortete am 23.03.04 (02:16):

Man sollte beachten, dass hier zwei Mörder aufeinander getroffen sind. Abgesehen von Sharon und seinem reaktionären Hintergrund, ist Israel eigentlich das kleinere Problem für die Palästinenser.
Das weitaus grössere ist ihre eigene terroristisch-politische Garde. Jassin war weniger ein geistiger Führer sondern eher eine Art Zuhälter, der Jugendliche dazu verführte sich für seine Sache zu opfern (und ungefragt möglichst viele andere Menschen gleich mit)

Warum hat sich dieser Zombie nicht selbst schon lange vorbildlich mit einer Bombe auf dem Schoss in die Luft gejagt? Weil er wie so viele andere seines gleichen in Wirklichkeit ganz andere Ziele hatte - Macht.

Ein erschrecken grosser Teil der Menschheit wird leider regiert oder dominiert von einer Riege Geisteskranker. für die Israelis ist es vergleichsweise leicht den Gangster an Ihrer Spitze los zu werden, für die Palästinenser sieht es da ganz anders aus.


Medea. antwortete am 23.03.04 (07:53):

Nach dem internationalen Recht ist die stattgefundene Tötung Scheich Ahmed Jassins zu verurteilen - keine Frage -,
Israel legt andere Maßstäbe an.
Der 1936 geborene Ahmed Jassin erlitt als 12jähriger durch einen unglücklichen Sturz einen Bruch des Rückgrats und war seitdem als querschnittsgelähmter an den Rollstuhl gebunden.
Er machte Abitur, studierte an der El Schams Universität in Kairo in der Fakultät für Englisch, heiratete und wurde Vater von 3lf Kindern.
1955 wurde er im damals von Ägypten besetzten Gazastreifen Mitglied der illegalen Moslembruderschaft. 1978 ließ er die "Al-Mujamma Al Islami" eine Vorläuferorganisation der Hamas, bei den israelischen Besatzern offiziell registrieren.
Ab 1982 ließ er Waffen sammeln, um sie beim Machtkampf gegen palästinensische Kontrahenten und später gegen die Israelis einzusetzen. Als 1984 der Waffenschmuggel aufflog, verurteilte ihn ein israelisches Gericht zu 15 Jahren Gefängnis. Er kam allerdings bereits elf Monate später im Rahmen eines Gefangenenaustauschs wieder frei.
Kurz vor Ausbruch der ersten Intifada war Jassin die treibende Kraft hinter der Gründung des militärischen Armes der Hamas, bekannt als Isagin el Kassam Brigaden.
1988 veröffentlichte er die haßtriefende Verfassung der Hamas. Darin wird zur Zerstörung Israels aufgerufen. In Palästina sollte ein islamischer Gottesstaat entstehen.


Medea. antwortete am 23.03.04 (08:02):

Jassin ließ zwei israelische Soldaten entführen und ermorden. 1989 wurde er festgenommen. Die lebenslange Haftstrafe endete 1997, als der israelische Geheimdienst in Jordanien einen stümperhaft angelegten Mordversuch an dem Hamasführer Chaled Maschal verübte. Maschal überlebte und die israelischen Agenten wurden verhaftet.
König Hussein von Jordanien erreichte, daß der zum "gefährlichsten Feind" avancierte Scheich Jassin aus dem Tel-Mond-Gefängnis entlassen wurde.
Die Hamas kämpfte an zwei Fronten, mit Terroranschlägen gegen Israel und mit politischen Mitteln gegen Jassir Arafats PLO. Jassin stieg zum wichtigsten Symbol des palästinensischen Widerstands neben Arafat auf - für die Israelis wurde er ebenfalls zu einem Symbol von Massenmorden an den Juden.

(Nach Ulrich W. Sahm, Israel-Korrespondent)


Karl antwortete am 23.03.04 (08:02):

Abgesehen davon, dass ein Terroranschlag immer zu verurteilen ist, würde mich nun auch noch das Strafregister der 8 mit Jassin durch die Raketen ermordeten Menschen interessieren. Wieviele wurden eigentlich verletzt und für immer verstümmelt?


schorsch antwortete am 23.03.04 (08:32):

Karl antwortete am 22.03.04 (22:36):

Was ich nicht verstehen kann, wie von gezielter Tötung gesprochen werden kann. Bei dem Terrorakt sind auch Passanten umgekommen.


Ist doch sonnenklar Karl: Auch diese Passanten wurden eben "gezielt" umgebracht......


werner antwortete am 23.03.04 (08:40):

Karl die Spekulation dass der palästinensische Terror gemäss dem Willen der Israelis ansteigen soll, ist ja wohl nicht logisch und stimmt so nicht. Auch Israelis sind Menschen und lieben das Leben.
Meine Spekulation: Der Gaza Streifen soll von Israel geräumt werden. Es gibt zur Zeit Verhandlungen mit Ägypten, die ihre Truppen an der Grenze zum Gaza Streifen stationieren müssen. Weder die Ägypter noch die Israelis haben ein Interesse, im Gaza Streifen einen Staat zu etablieren welcher für beide Staaten gefährlich sein kann. Dazu benötigt man die Schwächung der Hamas. Die Fatah bzw. die Leute Arafats haben im Gaza Streifen, wie auf so vielen Gebieten, versagt. Auch hier könnte eine entsprechende Stärkung dieser Gruppe gewollt sein. Wenn ich die Stellungnahmen bis jetzt richtig verstanden habe, so wäre Ägypten mit einem von der Hamas beherrschten Gaza Streifen nicht glücklich. Auch die Palästinenser Regierung (Fatah) bat um einen mit den Ägyptern und den Arafat Leuten koordinierten Abzug. Wer über diesen Anschlag im vorab informiert war (auch auf arabischer Seite) und die Tötung von Sheih Yassin gar nicht so ungern sieht, bleibt sich uns Normalbürgern verschlossen. Arafat z.B. dürfte gar nicht so unglücklich sein, spekuliere ich mal. Schliesslich ist die Hamas eine starke Bedrohung seiner Machtposition. In den letzten Wochen konnte man lesen, dass Teile seiner bewaffneten Kämpfer im Gaza Streifen bereits den Gehorsam aufsagten und zur Hamas überliefen. Auch für das Regime von Mubarak gibt es jetzt eine bedrohliche politische Figur weniger.
Natürlich sind die Amerikaner nicht auf Israel angewiesen sondern umgekehrt und von einer Vertreibung der Palästinenser kann keine Rede sein. In Israel lehnt man die Rücksiedlung der Palästinenser aus den Flüchtlingslagern ab, da dies ein demografisches Desaster bedeuten würde aber die Unabhängigkeit der West Bank sowie des Gaza Streifens wird als Projekt in Israel nur von einer verschwindenden Minderheit bekämpft und kann als beschlossene Sache angesehen werden. Allerdings hat man den bescheidenen Wunsch mit einem friedliebenden Nachbarn zu leben.
Warum kann sich Wolfgang einfach nicht an demokratische Vorgänge gewöhnen? Natürlich gibt es dazu Kritik in Israel. Bei uns in Deutschland gibt es zu jedem Vorhaben der Regierung auch Kritik und da geht es nicht einmal um Fragen auf Leben und Tod. In den arabischen Ländern, da kann Wolfgang zufrieden sein, wird man keine Kritik an den Regierungen hören. Die Kritiker sitzen da bereits im Kerker. Die gesamte Kritik, die ich gelesen habe ist so ok und nicht antisemitisch sondern eine demokratische Kritik. Allerdings das Zitat, welches Wolfgang angeführt hat, wo das Warschauer Ghetto mit den besetzten Gebieten verglichen wird, ist antisemitisch und zeigt, dass Wolfgang aber auch überhaupt nichts verstanden hat. Weder über die tragische Vergangenheit deutsch-faschistischer Politik in Polen noch die Situation in den Palästinensergebieten. Aber ich will den Anspruch nicht zu hoch schrauben und es ist ja auch ein Zeichen von Ehrlichkeit wenn man offen bekennt nichts über Wahabiten zu wissen (meine Hochachtung! ohne Häme). Vielleicht sollte man einmal einen Kurs veranstalten: Was ist demokratische Kritik und was ist antisemitische Agitation.
Zu Yassin: Er hat mit seiner Politik, die keinerlei Aussicht auf Erfolg hat, nämlich die Zerstörung Israels anzustreben, unzählige junge Menschen seines eigenen Volkes in den Tod geschickt. Er hat kaltblütig den Tod unschuldiger Menschen durch seine Attentate gewollt und er hat durch seine Politik eine friedliche Entwicklung zum Palästinenserstaat verhindert.
Ich kann nicht sagen, ob die Tötung Yassins das richtige Mittel ist und ob es ein Schritt in die richtige Richtung war. Das masse ich mir nicht an. Wir haben keine Ahnung in Europa, wer alles mit diesem Schritt einverstanden war. Vermutlich wird das nur die Geschichte erweisen.


wanda antwortete am 23.03.04 (08:44):

Die Tötung von Scheich Yassin wird einen Wahnsinnshass auslösen, mir graut davor.
@schorsch, man wollte ihn töten, da spielt es keine Rolle, ob ein Passanten mehr oder weniger auch bei draufgehen, das ist völlig egal.


werner antwortete am 23.03.04 (09:10):

@wanda, ich kann Dich beruhigen. Der Hass wird nicht grösser. Die welche hassen, taten das schon vorher. Die welche gleichgültig der Sache gegenüberstehen, werden gleichgültig bleiben und die welche sich über den Tod Yassins freuen, sind glücklich. Dies beziehe ich auf alle beteiligten Parteien. Du wirst alle 3 Kategorien bei Israelis, Palästinensern und auch in anderen Staaten finden.
Das Kernproblem sind wirklich die unschuldigen Opfer. Israelische Politiker haben grosse Probleme damit, da sich unschuldige Opfer nicht vermeiden lassen. Viele israelische Soldaten leiden unter diesem Trauma.
Yassin hat seine Selbstmordbomber losgeschickt um ausschliesslich unschuldige Opfer zu töten. Darüber hätte man sich aufregen sollen, als er noch am Leben war.


Karl antwortete am 23.03.04 (09:14):

@ werner,


ich bin überzeugt, dass Sharon sehr intelligent ist und genau weiß, was er tut. Ich halte ihn zudem moralisch für absolut verderbt. Er ist nachweislich für viele Leichen verantwortlich. Wäre er Araber würdest Du ohne Zögern sagen, er ist ein Massenmörder. Sein Wort ist zudem nichts Wert, er ist ein Lügner und kalkuliert auch mit israelischen Toten.


werner antwortete am 23.03.04 (10:32):

Karl, ich weiss wirklich nicht, wie Du Dir die politischen Verhältnisse in Israel vorstellst. Sharon ist nicht allein. Er agiert in einem schwierigen Umfeld. Er muss sich vor einem Parlament verantworten, ist in eine Koalition eingebunden und kann entweder abgewählt oder, im Rahmen der Verfassung, gestürzt werden. Zum Beispiel, durch einen Wechsel der Koalitionspartner. Ausserdem steckt er innenpolitisch in Schwierigkeiten. Allein die obigen Gründe erlauben es nicht, ihn mit einem arabischen Politiker zu vergleichen. Bei vielen Entscheidungen bin ich froh, nicht in seiner Haut zu stecken. Dies soll als eine Beschreibung der israelischen politische Verhältnisse verstanden werden, die unseren ähnlich sind und nicht als eine Beurteilung der Politik Sharons. Die Zusammenarbeit mit den arabischen Partnern in Palästina sowie im arabischen Ausland verläuft gänzlich anders wie man es sich hier vorstellt. Gelegentlich wird ein geheimes Treffen mit ägyptischen, jordanischen oder anderen Politikern bei uns veröffentlicht aber im allgemeinen verlaufen solche Partnerschaften verschwiegen. Man darf doch nicht dem Fehler verfallen, dem zu glauben was bei uns im Fernsehen veröffentlicht wird. Wer hätte damals vorausgesagt, das Sadat nach Israel kommen wird und trotzdem war dies im Umfeld bekannt und geplant. Wieviele geheime Treffen gibt es wohl zwischen Jordanien und Israel? Keiner weiss es. Wie arbeiten die Emirate mit Israel zusammen? Vieles im Orient wird verschwiegen behandelt. Man kann also nur ein Maximum an Informationen sammeln, spekulieren, wem es nützt und wer sich einen Vorteil bei einer Aktion ausrechnet. Nenne mir doch einen einzigen Politiker aus diesem Raum, der keine Leichen an seinem politischen Weg liegen hat. Einen einzigen! Und ich wäre Dir dankbar. Die Frage ist vielleicht noch die Höhe der Hemmschwelle. Ich meine aber doch, es ist ein Unterschied ob man bei derartigen militärischen Aktionen versucht zivile Opfer zu vermeiden oder ob man Attentäter losschickt um möglichst eine grosse Anzahl von zivilen Opfern zu treffen. Leider muss man das in dieser Situation so abwägen und jedem wäre es lieber gänzlich auf Opfer zu verzichten. Doch wie soll das gehen wenn Nachgiebigkeit und Kooperationsgemeinschaft sofort als Schwäche ausgelegt wird und die Hoffnung auf einen militärischen Sieg erweckt?


werner antwortete am 23.03.04 (10:53):

@Karl, es ist schade immer wieder Tendenzen erkennen zu müssen, die ich so nicht nachvollziehen kann.
Auf der einen Seite reagierst Du menschenverachtend indem Du zum Beispiel die Unterdrückung der Kurden in Syrien als Randale abtust weil Du Dir nicht vorstellen kannst warum die frei gewählte Baath Partei Syriens Kurden massakrieren soll. Ich war bei den letzten Schätzungen bei über 100 Toten angelangt.
Andererseits aber sprichst Du zuerst von Passanten die von Israelis getötet worden sind und im nachhinein machst Du Dir Sorgen um die getöteten 6 (ich habe 8 gelesen) Leibwächter Yassins. Hätten die Israelis Pech gehabt, so wären auch Passanten getötet worden aber so ist nun einmal die unterschiedliche Vorgehensweise. Die eine Seite versucht Massenmörder zu beseitigen und die andere Seite versucht Massenmorde zu begehen. Ich sprech hier von der israelischen Regierung und der Hamas.


Ruth antwortete am 23.03.04 (10:53):

Werner
es ist für mich ebenso erfreulich wie anerkennenswert, bei diesem - teilweise auf vorgefaßter Meinung basierenden - Thema einen Menschen wie Dich zu finden. Ich bewundere Deine objektive, fundierte Beurteilung der Situation und Deine umfassende Info.
Da ich leider nicht so argumentieren kann wie Du, sondern emotionell und damit persönlichen Angriffen ausgesetzt sein würde (was natürlich überhaupt keinem was bringt), beschränke ich mich darauf, Dir für Deine Ausführungen zu danken.


Wolfgang antwortete am 23.03.04 (11:40):

Sheikh YASSIN (geboren 1936 im von Israel besetzten Ashkelon, ermordet von israelischen Terroristen 2004 in Gaza) sagte 1991 vor einem israelischen Militaergericht zu den Richtern:

"Das juedische Volk trank den Leidenskelch und lebte ueberall zerstreut auf der Welt. Heute will dasselbe Volk die Palaestinenser zwingen, diesen Kelch zu trinken. Die Geschichte wird euch nicht entschuldigen, und Gott wird uns alle richten."

Quelle des Zitats... HA, S. 2, 23.03.2004


mart antwortete am 23.03.04 (11:48):

Muß man nochmals auf die keineswegs friedlichen Worte erinnern, die dieser Yassin in seiner haßtriefenden Hamas Charta niederschrieb:

Leugner des Holokausts
Vernichtung! der Juden nicht nur in Gesamtpalästina sondern auf der Welt
Weltverschwörungsphantasien
Weisen von Zion-geplappere
usw. usf.


Wahrlich ein Mensch, der sich für den Frieden einsetzt.-((
und der seinen Gott offensichtlich auf seiner Seite weis.


Karl antwortete am 23.03.04 (11:51):

@ werner,


ich habe gar nichts in Syrien "abgetan". Im Gegensatz zu Dir habe ich Quellen zu den Ereignissen dort angegeben und mich selbst kundig gemacht. Mein objektiver Schluss daraus war, dass Du das Ganze sehr tendenziös dargestellt hast (weshalb Du Deine Quelle wohl auch nicht angegeben hast).
Außerdem habe ich gesagt (und dies ist auch heute noch der Fall), ich kann nicht sehen, wieso die syrische Regierung ein Interesse daran haben sollte, ihr eigenes Land zu destabilisieren. Interesse daran haben eher andere Regierungen, denen Du Dich offenbar verpflichtet fühlst.

Du sagst, ich habe "menschenverachtend" reagiert, weil ich deine Einschätzung der Situation in Syrien nicht teile. Warum sehe ich alles so anders? Ich finde, dass diejenigen menschenverachtend reagieren, die die Toten immer nur auf einer Seite beklagen. Ich habe längst verstanden, dass für die Jünger von Sharon palästinensische Menschen nicht zählen.

Ich wiederhole, die Regierung Sharon ist ein gefährliches Sicherheitsrisiko für uns alle. Sie gefährdet den Weltfrieden und ist eine der Ursachen für den Aufstieg des Terrors.


Wolfgang antwortete am 23.03.04 (12:10):

Ich denke, Karl, dass alles gesagt ist. Du wirst doppelmoralige scheinheilige Menschen, die 'ihre' Terroristen loben und die der 'anderen' verdammen, nicht aendern. Die Scheinheiligkeit hier in den Foren ist ekelhaft.

Sheikh YASSIN war politischer Chef einer terroristischen Organisation - der 'Harakat Al-Mugawama Al-Islamia' (HAMAS). Erklaerbar ist das aus seiner Biographie heraus. Denn dieser Mann war Opfer des permanenten staatlichen strukturellen und aktuellen israelischen Terrors.

In einem Ghetto zu leben ist nicht angenehm. Als polnische Juden im Warschauer Ghetto zusammengepfercht wurden, entwickelten sich aufgrund der Umstaende viele von ihnen zu Terroristen, die von ihren juedischen SchicksalsgenossInnen unterstuetzt wurden. Aehnlich ist es in Gaza. Dieses Mal sind es PalaestinenserInnen, die im Ghetto zusammengepfercht werden. Auch dieses Mal ist es das Ziel der Ghetto-Errichter, ein ganzes Volk zu vernichten.

Aber, wie gesagt, wer sich auf die Seite der SHARON-Krieger schlaegt, will das nicht hoeren und wird sogar diese Tatsachen bestreiten.

Der Terror beider Seiten wird weitergehen und maechtig anwachsen.


werner antwortete am 23.03.04 (12:51):

Wieviel Generationen wird es bei Manchen wohl brauchen um Demokratie zu verstehen?
Natürlich hast Du die syrische Reaktion abgetan. Erst hast Du meinen diesbezüglichen Hinweis als 'rhetorisch' abgetan, dann hielst Du es für eine Fussballschlägerei und in den letzten Beiträgen unterstelltest Du eine Einmischung fremder Mächte.
Wenn Du nicht sehen kannst wo die Interessen der syrischen Regierung liegen, dann ist das Dein Problem, ändert aber nichts an der Tatsache, dass regierungsfreundliche Agitatoren von den syrischen Diensten bewaffnet und geschützt wurden um dann dem syrischen Militär zu ermöglichen mit Panzern Ortschaften von der Aussenwelt abzuschotten um ungestört missliebige Einwohner verhaften zu können. Wo bleibt der Aufschrei nach Gerichtsverfahren und Rechtsstaatlichkeit?
Dass ich die Toten immer nur auf einer Seite beklagen würde, ist eine Unterstellung die ich zurückweisen muss. Sie ist eigentlich eine Beleidigung. Ich beklage jeden Toten in diesem Konflikt aber im Gegensatz zu anderen Beteiligten verschliesse ich meine Augen nicht vor den eigentlichen Unterdrückern in deren Machtspiel diese Anschläge passen. Das sind die arabischen Regierungen, die auf sehr wackeligen Füssen stehen und sich nur durch militärische Macht über Wasser halten um ihre Völker auszubeuten. Kennst Du die Armut in Ägypten? In Freiheit würde das ägyptische Volk Mubarak schon längst in die Wüste schicken. Kennst Du das Schicksal der Palästinenser in Jordanien? Selbst bei Diskussionen im eigenen Laden müssen sie vorsichtig sein. Die Hashemiten mögen das nicht. Und so kann man die einzelnen Staaten mehr oder weniger durchgehen. Helft doch diese Staaten von diesen Ausbeutern zu befreien. Dann kommt ihr mit Wahnsinnsgeschwindigkeit zu einem friedlichen Nahen Osten. Und die Floskeln 'Sharon ist die Ursache für den Terror' sind bei einem Minimum an Nachdenken schon nicht mehr zu ertragen. War Sharon die Ursache für den Mord der israelischen Sportler in München? Terrorismus gibt es schon lange, vermutlich weil man sich scheut die Terroristen beim Namen zu nennen.
Die Unkenntnis, willentlich oder nicht, über die Verhältnisse in Israel ist so erschreckend. Da wird geschrieben, die israelische Regierung will die Palästinenser vernichten. Was für ein Quatsch. Ein kleines Beispiel: Ich kenne einen Palästinenser. Es ist Einwohner Ost-Jerusalems, also der arabischen Altstadt. Er war bei der Strassenreinigung beschäftigt und wurde durch einen palästinensischen Bombenanschlag verletzt. Er bekam, wie alle anderen Opfer, von der israelischen Regierung eine finanzielle Entschädigung.
Und zu schreiben 'Israel wolle die Palästinenser in Gaza vernichten' ist schon unter jedem Niveau.


werner antwortete am 23.03.04 (13:05):

Ich würde gerne noch einen Beitrag zur Toleranz aufwerfen. Ihr verlangt, dass Israel still hält wenn Leute agieren, deren erklärtes Ziel es ist, Israel zu vernichten. Im gleichen Atemzug entscheiden 73 Prozent im ST, dass man das Tragen von Kopftüchern in den Schulen verbieten muss weil diese islamische Bedrohung nicht mit unserer Demokratie vereinbar ist. Gibt doch zum Nachdenken, oder?


eko antwortete am 23.03.04 (13:38):

@ werner:

Ich gehe mit Deinen Ansichten vollkommen konform, aber es ist sinnlos, in diesem Forum darüber diskutieren zu wollen.

Wenn man nicht die Ansicht der "Karls" und "Wolfgangs" vertritt, wird man man als Irrer abgetan.....und dazu habe ich nun wirklich keine Lust.

Toleranz? Ja, aber nur, wenn man deren Meinung vertritt, sonst......naja, aber was rege ich mich denn auf ?

Ist ja eh alles für die Katz...


Karl antwortete am 23.03.04 (15:26):

@ werner,


Leseprobleme? 72% der Teilnehmer, die abgestimmt haben, haben das Kreuz hinter folgende Aussage gemacht:

"Ich bin dafür, dass die Landesparlamente LehrInnen wegen der gebotenen Neutralitätspflicht des Staates generell das Tragen von religiösen Symbolen verbieten."

Das ist ein religiös neutrales Urteil.

@ eko,

deine Toleranz als Vorbild? Du schreibst "Wenn man nicht die Ansicht der "Karls" und "Wolfgangs" vertritt, wird man man als Irrer abgetan". Das ist weder fair, noch zutreffend, noch tolerant.


Karl antwortete am 23.03.04 (15:29):

Hier ist der Link zur Kopftuchabstimmung im Seniorentreff als deutlicher Beleg für die tendenziöse Interpretation von Fakten durch Werner (s. auch Syrien).

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/votes/kopftuch.html


eko antwortete am 23.03.04 (15:53):

Na, da haben wir es doch: "weder fair, noch zutreffend, noch tolerant"

Dazu ist nichts mehr zu sagen.

Anstatt sich mit dem, was Andere sagen, auseinander zu setzen, wird man abgetan.

Danke !!!


Karl antwortete am 23.03.04 (16:19):

Aber eko,

wo hast Du Dich mit meiner Meinung auseinandergesetzt? Habe ich etwas überlesen? Du polterst doch nur rum :-)


eko antwortete am 23.03.04 (16:37):

@ Karl:

Du scheintst mir zu vergessen, dass Du hier nicht im Hörsaal bist und keine Studenten vor Dir hast, die Du nach Belieben abkanzeln kannst.

Es ist schon starker Tobak, was Du hier schreibst, denn ich meinte, dass DU D I C H mal mit der Meinung der Anderen, in diesem Falle mit dem, was werner geschrieben hat und meiner Meinung auseinandersetzen hättest sollen.

Statt dessen verteilst Du hier nur Noten. Und das habe ich nun wahrhaftig nicht nötig, demnächst werde 73 !

Aber wenn ich Dir zu sehr "poltere", kannst ja Dein beliebtes Spiel machen und mich sperren !

Schade, dass es so weit gekommen ist.

Aber wenn Du den Beitrag gelesen hast, kannst ihn ja gleich wieder löschen, ist mir auch egal. Jedenfalls bin ich jetzt mal ordentlich sauer !


werner antwortete am 23.03.04 (16:40):

@Karl leider muss ich Dich schon wieder korrigieren. Das waren 52 % gegen alle religiösen religiöse Symbole. Der Rest war gegen das Kopftuch speziell. Ich habe mir erlaubt beide Ergebnisse zusammenzuzählen.
Was eko betrifft, so muss ich ihm Recht geben. Die Duldungsgrenze muss schon sehr hoch gesetzt werden um Anschuldigungen über sich ergehen zu lassen.
Kleine Beispiele: Ihr werft mir vor, dass mich die palästinensischen Toden gleichgültig lassen würden. Ich habe einen ziemlichen Bekanntenkreis in dieser Richtung und kann im persönlichen Gespräch erfahren unter wem sie leiden. Das habe ich alles schon mal geschrieben.
Ein weiteres Beispiel: Der Vergleich von Wolfgang von Gaza mit dem Warschauer Ghetto hätte so im ST nicht erlaubt werden dürfen. Ich halte es für eine Schande so etwas zu tun. Ich kann mich nicht erinnern, dass die zu Vernichtenden im Warschauer Ghetto im Ausland studieren durften oder in Deutschland regulär nach Arbeit suchten.
Als Leiter dieses ST wäre es die Pflicht gewesen diesen Beitrag mit dem Hinweis zu verurteilen, dass die Nazi-Verbrechen ein mit nichts zu vergleichendes Verbrechen darstellen. Ansonsten geratet Ihr wirklich in eine politische Grauzone.


Felix antwortete am 23.03.04 (17:12):

@ eko und teilweise auch Werner

ihr nervt mit eurer ungerechten Hetzkampagne gegen Karl. Die erschreckenden Ereignisse im Nahen Osten polarisieren leider auch die Teilnehmer/innen hier im Forum.

Formulierungen wie:
"Du scheintst mir zu vergessen, dass Du hier nicht im Hörsaal bist und keine Studenten vor Dir hast, die Du nach
Belieben abkanzeln kannst..... etc."
oder:
"Wenn man nicht die Ansicht der "Karls" und "Wolfgangs" vertritt, wird man man als Irrer abgetan.....und dazu habe ich nun wirklich keine Lust.*

sind in einer so gehässigen Art abgefasst, dass sie klar darauf abzielen, nicht etwa gegenseitiges Verständnis zu erzeugen, sondern eher eine hier unerwünschte Feindschaft aufzuheizen.
Ihr vergesst auch, dass ihr hier im Forum als gleichberechtigte Gäste akzeptiert sind, auch wenn ihr eine von Karl abweichende Meinung vertretet ... aber nicht als beleidigende Verleumder, die das grosszügige Gastrecht ins Gegenteil verdrehen wollen.


Karl antwortete am 23.03.04 (17:19):

@ eko,

persönlich beleidigend muss ich nicht werden. Jeder stellt sich selber dar.

@ werner,

ich zitiere Dich wörtlich "...entscheiden 73 Prozent im ST, dass man das Tragen von Kopftüchern in den Schulen verbieten muss weil diese islamische Bedrohung nicht mit unserer Demokratie vereinbar ist."

Ich wiederhole nochmal vor allem den Nachsatz:

".. weil diese islamische Bedrohung nicht mit unserer Demokratie vereinbar ist."

Tatsache ist, dass sich die Mehrheit im ST gegen die Diskriminierung allein des islamischen Kopftuchs ausgesprochen hat.


Wolfgang antwortete am 23.03.04 (17:35):

Der Vergleich stammt urspruenglich von einem hohen israelischen Offizier, der gesagt hat, bei der Niederschlagung der aufstaendischen PalaestinenserInnen von Beispielen gelernt zu haben. Dabei nannte er vor allem die Niederschlagung des juedischen Aufstandes im Warschauer Ghetto durch die SS.

Aehnliche Auesserungen hat auch AMIR OREN - ein Mitarbeiter von Ha'aretz - gehoert; vgl. folgende Meldung:

Zeit-Fragen Nr. 8 vom 18.02.2002
Vom Einsatz der Nazis gegen das Warschauer Getto inspiriert
https://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_89b/T03.HTM

Internet-Tipp: https://www.zeit-fragen.ch/ARCHIV/ZF_89b/T03.HTM


werner antwortete am 23.03.04 (17:57):

@Felix - ich weiss nun wirklich nicht warum Du mich hier anführst. Ich werde, solange man es gestattet, meine Erfahrungen hier mitteilen. Ich werde dafür keinen grossartigen Kotau machen aber ich werde nicht Meinungen unbeantwortet stehen lassen, von denen ich überzeugt bin, dass sie eine Situation unkorrekt wiedergeben. Auch wenn Dich meine Meinung nerven sollte, kann ich sie nicht ändern. Die israelische Gesellschaftsordnung ist für mich der einzige demokratische Hoffnungsschimmer in diesem Chaos von Diktatoren und Ausbeutern. Von Steinzeitmonarchen bis zu Scheinsozialisten. Von Stammeskriegern bis zu mafiösen Organisationen.
Bis jetzt hat es nur leicht genervt. Allerdings muss ich sagen, dass Wolfgangs Vergleich mit dem Warschauer Ghetto schon ein arger Schlag unter die Gürtellinie war und ich hätte nicht gedacht, dass man so etwas auch heute noch in Deutschland unkorrigiert stehen lässt. Israel ist sehr kritikfähig und niemand braucht sich zu scheuen Israel zu kritisieren. Ich bin auch nicht in Sharon verliebt. Aber, bitte, lernt endlich auf Vergleiche mit dem faschistischen Deutschland zu verzichten. Diese Verbrechen sind in ihrem Ausmass und in ihrer Durchführung einmalig. Schreibt meinetwegen Guantanamo oder Nord-Korea oder sonst irgendeinen komischen Vergleich. Aber bitte, nicht das Dritte Reich.
Wie ich mehrmals schrieb, kenne ich viele Israelis und Palästinenser. Meinst Du nicht dass diese Floskeln wie Sharon-Krieger nerven? Haben wir keine deutsche Sprache? Diese Floskeln dienen allein zum Aufheizen der Diskussion und helfen niemandem. Ich werde mich auch weiterhin dagegen wehren meinen Bekanntenkreis als Krieger irgendeines Politikers oder Verbrechers darstellen zu lassen.

@Karl - vielleicht sollte man wirklich von der Aggressionskurve runterkommen an der wohl beide Seiten Schuld haben. Was bei einer derartigen Komplexität des Problems kein Wunder ist. Schliesslich erschiessen sich andere Menschen deswegen. Die 73 % ergeben sich aus den beiden Abstimmungsergebnissen gegen das Tragen des Kopftuchs. Eines ausschliesslich gegen das Tragen des Kopftuchs (was ich nicht befürworte) plus einem Ergebnis gegen das Tragen gegen das Tragen von religiösen Symbolen im allgemeinen (was ich auch befürworte). Ich habe die Prozente zusammengezählt und komme so auf 73. Du hast die Stimmen abgelesen und kommst so auf 72 Stimmen aber nicht Prozent. Dies war aber nicht mein hauptsächliches Anliegen. Ich wollte zum Ausdruck bringen: Wenn das Tragen von Kopftüchern in Deutschland schon für derartige Aufregung sorgt, wie soll man sich dann Diskussionen in Israel vorstellen, die durch wesentlich entscheidendere Probleme hervorgerufen werden. Eigentlich grenzt es schon an ein Wunder, dass Israel immer noch eine funktionierende Demokratie hat.


eko antwortete am 23.03.04 (17:59):

@ Felix:

Kennst Du den Unterschied zwischen dem lieben Gott und dem Lehrer?

Der liebe Gott weiß alles...........

Der Lehrer weiß alles.......besser !!!!

Du warst Lehrer und Karl ist es noch immer und das könnt Ihr beide nicht ablegen !

Ich weiß, wovon ich spreche, denn ich war 25 Jahre mit einer Lehrerin verheiratet.

Deine und Karls Zurechtweisungen sind lehrertypisch. Meine Widerworte sind nicht beleidigend, eher ist es umgekehrt.

( Ja, ich weiß, das ist schon wieder ein ungehöriger Zwischenruf )


Ruth antwortete am 23.03.04 (18:56):

Ich erlaube mir, auf den Grund dieser Diskussion und damit den Tod Jassins zurück zu kommen, von dem Wolfgang sagt: <Denn dieser Mann war Opfer des permanenten staatlichen strukturellen und aktuellen israelischen Terrors.<

Hierzu eine Stellungnahme aus Israel:

"Aufruhr gegen Israel wegen Tötung von Scheich Jassin
Der Tod von Scheich Ahmed Jassin versetzte die Welt in Aufruhr gegen Israel. Dabei handelte es sich bei Jassin um den palästinensischen Osama bin-Laden, denn Jassin ist für hunderte Terroropfer verantwortlich, die er als Kommandeur der Hamas-Terrororganisation in Auftrag gab. Von seinem Rollstuhl aus befehligte der 68-jährige die Todeskommandos und sandte palästinensische Kinder als Selbstmordterroristen in den Tod. Als "geistiger" Führer predigte er ein zu befreiendes Palästina, das vom Jordan bis zum Mittelmeer reicht und den Juden keinen Quadratzentimeter mehr ließ. Er lehrte als Scheich seine Anhänger, dass die Juden Abkömmlinge von Affen und Schweinen seien. Damit trieb er das palästinensische Volk in einen Wahnsinnsfanatismus gegen Israel, so dass es ihm hörig war. Auf seinen Befehl hin stürzten sie sich in Selbstmordattentate und rissen allein seit Mai 2001 bis heute 377 Israelis in den Tod.

Dass die Welt Israel wegen der gezielten Tötung Jassins verurteilt,obwohl sie zur selben Zeit mit einem militärischen Massenaufgebot die Führer der Al-Qaida jagen, um sie tot oder lebendig in ihre Hände zu bekommen, zeigt ihre doppelte Moral Israel gegenüber."

Quelle: Nachrichten aus Israel


Karl antwortete am 23.03.04 (20:15):

@ Ruth,


Du fragst Dich doch sicher auch manchmal, ob es die richtige Strategie zur Bekämpfung des Terrorismus ist, selber zu den Mitteln von Mord und Totschlag zu greifen. Gerade lese ich, dass die israelische Regierung angekündigt hat, alle Führer der Hamas zu liquidieren, sogar Arafat scheint wieder im Gespräch für einen Abschuss zu sein (s. Link). Ich kann mir kaum vorstellen, dass diese nun vor Schreck erstarrt dasitzen und tatenlos auf ihren Tod warten werden.

Abgesehen davon, dass sie sich im rechtlosen Raum bewegen, begehen die Führer Israels in meinen Augen große strategische Fehler zum Schaden auch ihres eigenen Volkes.

Was hat Sharon denn den Israelis gebracht? Seit seinem Gang zum Tempelberg und der anschließend gewonnenen Wahl haben sich nur die Leichenberge auf beiden Seiten der Grenze erhöht. Sharon war deshalb eine schlechte Wahl.

Internet-Tipp: https://www.n-tv.de/5227392.html


Karl antwortete am 23.03.04 (20:33):

Eine nachdenkliche Stimme aus der Süddeutschen (Stefan Ulrich):

"Israel rechtfertigt seine Praxis des gezielten Tötens mit der Selbstverteidigung und dem Krieg gegen den Terror. Aber wenn sie werden wie der Feind, um ihn zu schlagen, setzen sich Rechtsstaaten selbst Schachmatt."

Dies genau ist mein Standpunkt.

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/33/29004/


Wolfgang antwortete am 23.03.04 (20:42):

Am 28. September 2000 - nach ARIEL SCHARON's provozierendem 'Besuch' auf dem Tempelberg in Jerusalem - begann die zweite, die sogenannte 'Al-Aksa'-Intifada.

Seit dieser Zeit sind 2.786 PalaestinenserInnen und 871 Israelis getoetet worden.

In diesen Tagen beginnt die dritte Intifada. Man muss kein Prophet sein um vorauszusagen, dass die vergangene gegenueber der kommenden Intifada nicht mehr als ein laues Lueftchen gewesen sein wird.

Quelle der Zahlen... "Die Spirale der Gewalt", HA, 23.03.2004, S. 3


Titus antwortete am 23.03.04 (20:57):

Merkwürdig, daß ich das Gefühl habe, daß hier das Einprügeln auf Israel nicht konsequent bis zu Ende gedacht wird.

Frage: Wenn Israel heute beschließen würde sämtliche Abwehrmaßnahmen gegen palästinensische Mordkommandos
einzustellen und die Waffen niederzulegen.

Was würde dann von Seiten der Palästinenser geschehen?

Wer hat hierzu eine Meinung?


ricardo antwortete am 23.03.04 (21:49):

@ Ruth
Du hast Israel zu Wort kommen lassen. das finde ich gut.

Der Generalstabschef Ya‚alon (Israel) meint:
Yassins Tod wird moderate Kräfte langfristig stärken„
Er rechnet mit einer vorübergehenden Eskalation, auf längere Sicht aber fehlt der Hamas ihr fanatisches Oberhaupt, Yassin hat sich nicht gescheut auch Frauen und Kinder als lebende Bomben nach Israel zu senden.
Man soll nicht denken, daß die Regierung Israels solche Einsätze ohne Not plant.
Es ist Krieg in der Region und da fragt keine Seite nach moderaten Mitteln.
Ich hoffe, daß die Hamas nach anfänglicher Wut erkennt, daß der Weg Yassins in die Irre führt und zum Scheitern verurteilt ist.


Felix antwortete am 24.03.04 (02:49):

@ eko

dein dümmlicher Rundumschlag gegen Lehrer im Allgemeinen ist symptomatisch für deine argumentlose Hilflosigkeit. Wenn man nichts vorzubringen hat, bedient man sich des alten gemeinen Tricks, in dem man die Berufszugehörigkeit oder sonst eine Kategorisierung heranzieht, um einen Diskutanten unglaubwürdig oder lächerlich zu machen. Hast du das nötig? Ich habe bis jetzt von dir mehr gehalten.
Oder hast du schlechte Erfahrungen mit deinen <Paukern> gemacht und musst deinen Frust an uns auslassen?

Und jetzt lies nochmals ganz genau durch, was ich dir am 23.03.04 (17:19) vorgeworfen habe. Mit einer Besserwisserei hatte das rein garnichts zu tun! Oder meinst d u etwa ... das besser zu wissen?


wanda antwortete am 24.03.04 (08:41):

Bitte, fangt auch Ihr nicht noch an zu zicken, sondern setzt Euch sachlich auseinander.


eko antwortete am 24.03.04 (15:36):

@ Felix

Also Felix, nun halt mal die Luft an und komm wieder runter von Deinem Pappelbaum.

Meinst Du, dass das notwendig ist, wegen so einer Sache gleich die große Keule rausholen und sie einem um die Ohren schlagen ?

Was habe ich denn Schlimmes getan? Ich hab die Lehrer ein bisschen auf die Schippe genommen, na und ? Es ist doch auch wahr, Mann, Ihr Lehrer habt manches Mal schon auch Eure Schrullen. Doch, welcher Berufszweig hat sie nicht ?

Nein, mein Lieber, es waren nicht meine Lehrer in der Schule ( ich hab übrigens wie "Münte" nur 8 Jahre in der Volksschule gesessen ). Es war und ist vielmehr meine Frau, mit der ich - oh je, tatsächlich! - seit nunmehr 30 Jahren verbandelt bin und die eine Lehrerin ist, wie sie sich jeder Schulleiter wünschen würde, nämlich 200%ig.

Aber sie schafft es genau so wenig wie Ihr zwei Hansel, den Lehrer beim nach Hause kommen an der Garderobe aufzuhängen. Und das ist manchmal doch recht anstrengend.

Und Ihr zwei, Du und Dein deutscher Hochschulkollege Karl, Ihr übertreibt manchmal halt auch ein bisschen. Ich nehme es Euch auch gar nicht übel, eben, weil auch Ihr beide den Garderobehaken oftmals nicht findet. Und da ist mir eben in den letzten Tagen Einiges ein bisschen hart aufgestossen.......und dagegen habe ich mir zur Wehr gesetzt.

Weißt Du was ? Jetzt gehen wir beide heute abend einen Absacker ( was immer das auch sein mag) trinken und dabei können wir dann über unsere gemeinsame Fein....ähh...Freundin genüsslich herziehen. Ich meine, so pillimäßig.

Dann klappt der Laden wieder und die Kuh ist vom Eis, odrr?

Machs gut...
e k o


Felix antwortete am 24.03.04 (17:14):

Hallo eko,

obwohl du uns immer noch als "Hansel" und typisch lehrerhaft fixiert verspottest wurde dein Ton ganz am Schluss doch noch einigermassen versöhnlich. Ich akzeptiere deine dargebotene Hand .... möchte aber in Zukunft von dir nicht mehr meiner ehemaligen Berufstätigkeit wegen lächerlich gemacht werden.
Ich weiss auch nicht, inwieweit die 200% dir auf dem Magen liegen? &:>)))

Nüt für unguet!


schorsch antwortete am 24.03.04 (17:26):

Sagt die Lehrerin im Bett zu ihrem Freund. "So - und jetzt wiederholen wir das Ganze gaaanz langsam...."


eko antwortete am 24.03.04 (19:39):

Also gut, Felix, dann nehme ich halt die Hansel wieder zurück, aber sie waren liebevoll gemeint.
Und zum Verspotten gehören immer zwei, einer der spottet....und einer, der sich spotten lässt, ja ?

Und jetzt sag mir noch, was ein "Absacker" ist.

e k o


hugo1 antwortete am 24.03.04 (20:06):

@ ricardo ,soweit ich informiert bin ging die Hamas "Islamistischen Verteidigungsbewegung", aus einer von Jassin geleiteten Muslimische Bruderschaft hervor. Diese wurde durch die israelische Regierung (vermutlich mit der Hoffnung auf Schwächung der PLO) gefördert. Jassin durfte sogar mit Hilfe Israels Koranschulen und Sozialstationen betreiben. Er fuhr bei Bedarf zur medizienischen Betreuung nach Israel.
,, ich vermute, daß die Taten und Untaten der Hamas weniger die PLO trafen , sondern eher dem rechten,militanten Flügel der Israelischen Führung halfen und stärkten

was würdest Du den Hamasführern sagen wollen ? (zumal bekannt ist das sie das Existenzrecht Israels nicht anerkennen),,welchen Weg sollten sie beschreiten ohne Ihre Ziele aus den Augen zu verlieren
wenn Du s.o. schreibst: "Ich hoffe, daß die Hamas nach anfänglicher Wut erkennt, daß der Weg Yassins in die Irre führt und zum Scheitern verurteilt ist". ??
,,denn :israelfreundliche Wege ist Sie früher ja schon mal gegangen und hat sie als Irrwege zum Erreichen Ihrer politischen Ziele erkannt.



Wolfgang antwortete am 24.03.04 (21:03):

Wer noch glaubt, dass die Ermordung Sheikh YASSIN's die Situation Israels verbessert hat, ist ein Traumtaenzer. In Kuerze werden die Ereignisse die Traumtaenzer eines Besseren belehren.

Es gibt Erfahrungen: Auf Vertreibung und Unterdrueckung folgt Widerstand... Auf Mord folgt Mord...

Ganze palaestinensische Schulklassen, 14-, 15-, 16-jaehrige Buben, sollen sich geschlossen fuer den Maertyrertod entschieden haben und bereiten sich auf Selbstmordattentate vor. Die HAMAS, Gegenspieler zu ARAFAT's PLP, kann sich vor Freiwilligen nicht mehr retten. ABDELASIS RANTISI, moeglicher neuer HAMAS-Chef, Gegner ARAFAT's, hat immer schon fuer den Einsatz von Kindern plaediert. Bisher wurde ihm das in aller Regel verweigert. Seit gestern gilt das nicht mehr.

Viel Blut wird auf beiden Seiten fliessen. Die heuchlerischen Hardliner wird's freuen, solange das 'richtige' Blut fliesst. Die Toten der 'anderen' Seite werden sie als notwendig und als nicht zu vermeiden hinstellen, als Kollateralschaeden; ueber die Toten der 'eigenen' Seite werden sie Krokodilstraenen heulen. Dieses beschissene schauerliche schaebige Spiel um die Toten ist ekelhaft, aber beliebt. Allzuviele - auf der 'eigenen' westlichen Seite z. B. Mr. SHARON und sein Mob und Mr. BUSH und sein Mob - spielen es. Auch deshalb hat der Frieden keine Chance.

Den 'Freunden' Israels hier im ST zum Trost: Der Krieg geht weiter. Fuer reichlich Stoff zum Heucheln wird gesorgt.


greisi antwortete am 24.03.04 (22:55):

Bitte lesen:

https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,292287,00.html

Irgend eine Gängsterbande schickt also einen behinderten Jungen mit einer Bombe um den Bauch los. Versprechen ihm sex mit 70 Jungfrauen.
Das meine ich damit, dass diese Organisationen einfach Zuhälterbanden sind.
Mir fällt dazu nicht mehr ein als das es tatsächlich keinen anderen Weg gibt als diese zu vernichten. Aber dies funktioniert nicht durch (mehr oder weniger) geziehlte Ermordung, sondern eher ziviliert durch Razzia, Festnamen, rechtsstaatliches Verfahren und dann die jeweilige Höchststrafe.

Das wird aber kaum möglich sein, solange diese schamlosen Verbrecher sich innerhalb einer Gesellschaft bewegen die sie zum erheblichen Teil deckt. Aber daran hat die Konfrontations- und Unterdrückungspolitik Sharons die Schuld.

Mit dieser Sorte von Regierungen wird es nie eine De-Eskalation geben, sondern immer nur Krieg und Tod.

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,292287,00.html


Felix antwortete am 25.03.04 (01:26):

Hallo eko,

äxgüüsy ... ich bin etwas spät drann mit meiner Antwort:

Den Begriff "Absacker" habe ich von unsern Deutschen Teilnehmer/innen am Treffen in Zürich und Lübeck übernommen. Bei uns heisst der letzte Schluck vor dem Schlafengehen "Schlummerbächer". Aber "Absacker" hat mir in dieser derben Bildhaftigkeit sofort imponiert.
Also ... y nümmt jetz no sooein ........broscht ! Et à demain ..........!

Felix


Tobias antwortete am 25.03.04 (16:48):

greisi, ich bin mir fast sicher, dass Kinder im gleichen Alter dies 1945 auch gemacht hätten auch wenn keine Jungfrauen auf diese Buben gewartet hätten.
Fanatisier von Leuten die weit weg von den Kanonen standen wie Schorsch richtig bemerkt.


ricardo antwortete am 25.03.04 (18:49):

Tobias
Ich glaube das nicht.
Es gab zwar auch in meiner Klasse noch viele, die sich am Ende des Krieges freiwillig gemeldet haben. Aber kein einziger davon hätte sich mit einer Bombe auf den Feind gestürzt.
Das ist etwas grundsätzlich anderes.
Mir ist auch kein Fall bekannt geworden wo so etwas passiert wäre.
Auch Stauffenberg hat ja gerade nicht sein Leben bei dem Bombenattentat aufs Spiel gesetzt!
Er wollte LEBEN!
und das entspricht UNSERER Philosophie.
Du hast da falsche Vorstellungen.


Tobias antwortete am 25.03.04 (19:30):

Glauben heisst nicht wissen, ricardo. Auch wenn ich deiner Meinung nach eine falsche Vorstellung habe ist dir die Erziehung in den von der Partei geführten Internaten im 1000 jährigen Reich nicht bekannt.
Aber auch du kannst ja nicht alles wissen.


hugo1 antwortete am 25.03.04 (19:59):

@ Tobias & ricardo,,die Wahrheit liegt wohl mal wieder ziemlich in der Mitte, was die "durch einbläuen des Naziverständnisses vom deutschen Heldentum z.B bei Pimpfen erzeugte und auch von minderjährigen Luftwaffenhelfern z.T. verlangt, z.T. freiwillig geboten wurde, war sie wohl nicht allzuweit von der Kamikatzementalität der Hamasjugend enfernt.
(Es gibt Fotos von Auszeichnungen durch Nazigrößen an Kinder, die sich von amerikanischen Panzern haben überrollen lassen um anschliessend mit Panzerfaust auf diese zu schiessen)
,,leider gibts auch Berichte über amerikanische Panzerfahrer welche wußten das nur leichtbewaffnete Kinderkrieger in Schützenmulden vor Ihnen lagen, dann draufzu fuhren und sich kurz mal auf ihren Ketten auf der Stelle drehten,,,,
,, aber das hats wohl an allen Fronten auf allen Seiten gegeben,,


ricardo antwortete am 25.03.04 (21:53):

Hugo
Das läßt sich überhaupt nicht vergleichen.
Ich selbst war noch bei den Luftwaffenhelfern.
Nichts von Kamikadse!
Was es bei uns Jungens gab war Abenteuerlust, ohne die geringste Ahnung was das dann in der Realität bedeutete.
"wer sich nicht drückt der ist verrückt " war unter uns eine feststehende Parole.
Es ist in Deutschland einfach nie Tradition gewesen, sich selbst mit umgebundenen Bomben zu opfern!
Die Kinderkrieger, wie du sie nennst, solche gabs natürlich haben sich aber NICHT bewußt geopfert,

etwa wie die Intifadaleute, oder die Kamikadse, vorher so ein Theater gemacht mit Abschiedsbrief und Testament.
Und sich noch fotografieren lassen als Todeskandidat.Sowas ist in NaziDeutschland unbekannt gewesen.
Die Soldaten in Stalingrad haben um ihr LEBEN gekämpft und wollten alle davonkommen, wer was anderes behauptet ,ist auf dem falschen Dampfer!

Ich verwahre mich ganz entschieden dagegen, daß hier Birnen mit Äpfeln verglichen werden.


Tobias antwortete am 25.03.04 (22:22):

ricardo, deine Alles - und Besserwisserei langweilt.
Meinetwegen kannst du dich gegen alles entschieden verwahren, sogar gegen Birnen und Äpfel.


ricardo antwortete am 26.03.04 (06:52):

Tobias
Ich habe nicht behauptet mich in den Napolaschulen auszukennen,
Warst Du das erwa?
*gg*


Medea. antwortete am 26.03.04 (18:05):

Auch in Israel ist eine Debatte um die Ethik der rigiden Terrorbekämpfung entbrannt. Mit angestoßen vom Tel Aviver Philosophen Asa Kasher, wird seit Wochen darüber diskutiert, ob es zu rechtfertigen ist, Hamas-Führer "vorab" zu töten, um damit Anschläge in Israel zu verhindern. Eine Zusammenfassung seiner Thesen ist zu lesen unter www.haaretzdaily.com in seinem Artikel "Jene, die mit einem Auge weinen".
Die Argumentationslinie ist überschaubar: Es gelte nicht allein, die direkten Konsequenzen einer militärischen Aktion ins Kalkül zu ziehen - also den Tod des Zielverdächtigen oder von unbeteiligten Passanten -, um über ihre moralische Legitimation zu diskutieren. Auch die Zahl möglicher israelischer Opfer, die der Attentäter hätte töten können, wäre er nicht selbst getötet worden, sei in Betracht zu ziehen. Kasher beschreibt eine Ethik des Präventiven, eine Moral im doppelten Konjuntiv.
Diese Position fand viele engagierte Kritiker.

(nach Stephan Cartier vom heutigen Tage im Weser-Kurier)


Karl antwortete am 26.03.04 (18:23):

@ Medea,

ja, denn diese "Moral des Konjunktivs" ist nicht mehr auf Fakten, sondern auf Vermutungen gestützt und deshalb reine Willkür: "Auch die Zahl möglicher israelischer Opfer, die der Attentäter hätte töten können, wäre er nicht selbst getötet worden, sei in Betracht zu ziehen."

Somit kann in Zukunft jeder Mord gerechtfertigt werden. Es muss nur behauptet werden, der Ermordete hätte in Zukunft andere ermordet. Beweisen kann man das niemals. Ein Rechtsstaat kann auf solch einer Logik nicht aufbauen.

Goethe soll einmal sinngemäß gesagt haben, jeder sei ein Schwerverbrecher, hätte er all das getan, woran er je gedacht hätte.

Prävention ist eine gute Sache, aber mit der Strafe für eine vermutete Tat hat das nichts zu tun.


BarbaraH antwortete am 26.03.04 (18:34):

Kommt mir irgendwie bekannt vor:

präventiver Krieg
präventive Abschiebung
präventiver Mord

Wir sollten den Propagandisten nicht auf den Leim gehen. Ich bin für Klartext, und der lautet:

Krieg
Abschiebung
Mord


mart antwortete am 26.03.04 (20:35):

Zu diesem Thema finde ich Heribert Prantls (=Jurist)Kommentar ausgezeichnet




"Mein Feind, der Terrorist"


"Um sich gegen Extremisten und Fanatiker zu verteidigen, braucht der Rechtsstaat kein Feindstrafrecht. Vielmehr muss er mit Fantasie und Kraft seine Prinzipien verteidigen und so Stärke gegenüber Terroristen zeigen.



"....Nur der Rechtsstaat ist stark

Müssen, so wird gefragt, da nicht ganz andere Seiten aufgezogen werden? Muss es da nicht andere Mittel und Methoden geben – vorbeugende Sicherungsverwahrung vielleicht, präventives Einsperren auf unbeschränkte Zeit zur Abschreckung und zum Schutz von Volk und Staat? Kurzum – müssen nicht die Regeln des Rechtsstaats in diesem Kontext storniert werden? Im Mittelalter gab es das auch: Über innere Feinde wurde Acht und Bann verhängt. Im revolutionären Frankreich wurde die rote Fahne aus dem Rathausfenster gehängt, dann waren die Grundrechte suspendiert. Vorbild für Terrorbekämpfung heutzutage?

"Wer so fragt, denkt minoisch: Die archaische Kultur von Minos hat dem Ungeheuer Minotauros alljährlich ihre Kinder geopfert, um so vermeintlich Sicherheit zu gewinnen. Eine demokratische Kultur, die ihre Prinzipien dem Terrorismus opfert, handelt nicht anders. Sie arbeitet den gewalttätigen Islamisten in die Hände. Denen geht es nämlich um den Versuch einer Zeitverschiebung. Sie wollen zurück in die Zeit vor der Aufklärung. Exakt dahin führen alle Überlegungen, ein Sonderstrafrecht, ein Feindstrafrecht einzuführen, das die Rechtsgarantien, die seit der Aufklärung etabliert worden sind, negiert.

Der islamistische Fundamentalismus ist die religiös motivierte Generalabsage an die Moderne als kulturelle, politische und rechtliche Norm. Islamisten wollen zurück in die Zeit vor der Aufklärung, zurück in die absolute Unterwerfung des Menschen unter religiöse Dogmen, über die man nicht diskutieren darf, weil sie angeblich von Gott geschaffen sind; gegen Gottes Wort gibt es aber keinen Protest, da werden alle Freiheiten, da wird die Ausübung von Grundrechten zur Blasphemie. Wer ein Sonderrecht schafft, das bestimmte Personen in Deutschland ex lex, außerhalb des Rechts, stellt, der stellt sich auf diese Stufe, weil er die Gleichheit vor dem Gesetz abschafft..."

"...Wer ein Feindstrafrecht zu brauchen glaubt, der glaubt nicht an die Überlegenheit des Rechtsstaates über den Fundamentalismus. Der Rechtsstaat hat die Mittel, die er braucht, um sich zu wehren: Sie beginnen schon damit, dass er die Menschen, die er ins Land lässt, gut auswählt. Und die, die hier sind, behandelt er nach den für alle geltenden Gesetzen, die fürwahr nicht lasch sein müssen. Das Recht kann Gefahrpersonen, die noch nicht straffällig geworden sind, mit Kontrollregeln und Auflagen unter Kuratel halten.

Und es kann Gefahrpersonen ausweisen; dieses Instrumentarium ist längst gut geschärft. Es gibt die bisher nicht genutzte Möglichkeit des Grundgesetzes, bestimmte Grundrechte für verwirkt zu erklären. Es gibt die Möglichkeiten, nicht nur bekannte Verdächtige, sondern alle Hinweise, Dokumente, Bilder und Spuren zu erfassen und so mittels Recherchetechnologie auch unbekannte Terroristen zu ermitteln. Es gibt im Strafvollzugsgesetz schließlich den Satz, dass Freiheitsstrafe „auch dem Schutz der Allgemeinheit vor weiteren Straftaten dient“.

Der Terrorist ist mein Feind. Aber der Rechtstaat braucht kein Feindstrafrecht, sondern rechtsstaatliche Kraft und Phantasie. Ein starker Staat ist er dann, wenn er seine Prinzipien verteidigt."

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/deutschland/artikel/268/29239/


Karl antwortete am 26.03.04 (23:06):

Darauf könnte ich mich verständigen, Mart.


Wolfgang antwortete am 27.03.04 (02:12):

Wahrscheinlich ganz ohne Absicht, Medea, hast Du den Schluss von STEPHAN CARTIER's lesenswertem Artikel nicht zitiert. Dort steht naemlich etwas ueber die sicheren Folgen solch eines 'ethischen' Eiertanzes:

"Denn die Rechtfertigung von Terror oder Gegen-Terror durch ethischen Konsens wird schnell zu einer Veranstaltung, in der jeder sein Recht beanspruchen kann, den anderen in Anstand zu toeten. [...] So waeren beide Seiten mit ethischen Argumenten gebenedeit, um zu toeten. Frieden koennen diese Absolutionen indes niemandem verschaffen."

Quelle des Zitats... Umstrittene Kultur der Gewalt (von STEPHAN CARTIER), Weser-Kurier, 26.03.2004


ricardo antwortete am 27.03.04 (06:38):

Gerne würde ich hören, daß man beginnt, sich auf palästinensischer Seite zu streiten,
ob lebende Bomben in Form von Frauen und Kindern der rechte Weg zur Verständigung sei.
Vielleicht kan mir da jemand helfen, der sich damit auskennt?


Karl antwortete am 27.03.04 (06:49):

Dieser Disput unter Palästinensern ist längst im Gange. Durch die Ereignisse werden die gemässigten Kräfte nur immer wieder vor den Kopf gestoßen.

Wie wäre es denn, den mutigen Aufruf der 70 prominenten Palästinenser, der z. B. bereits von Barbara erwähnt wurde (in einem anderen Thread) zur Kenntnis zu nehmen:

"Gaza - Rund 70 bekannte Palästinenser haben die Extremistengruppen aufgerufen, keine Rache für die Tötung des Hamas-Gründers Scheich Ahmed Jassin zu nehmen. Die Unterzeichner, darunter die bekannte Abgeordnete Hanan Aschrawi, schlugen eine "kluge Intifada" vor, mit der die Palästinenser mit friedlichen Mitteln für ihre Ziele kämpfen sollten. dpa"

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2004/03/26/277611.html


ricardo antwortete am 27.03.04 (08:22):

Das war auch im Spiegel zu lesen, ob es aber Gehör findet?

Warten wir es ab, ob es eine beiderseitige Einsicht geben kann.
Jedenfalls möchten die Israelis die Räumung des Gaza nicht wie ehedem beim Golan als Niederlage verstanden wissen.
Leider werden sie aber nicht verhindern können, daß es wieder so aufgefaßt werden wird.


werner antwortete am 27.03.04 (08:59):

@ricardo - soll wahrscheinlich Süd-Libanon und nicht Golan heissen. Soweit sind wir noch nicht fortgeschritten. Kann ja noch kommen.


Medea. antwortete am 27.03.04 (09:12):

Ja Wolfgang, ich habe versäumt, bis zu Ende zu zitieren .....
Habe ich mich vielleicht ein wenig an Dir orientiert ... ;-))
Philosophen haben so ihre eigene Weise des Denkens - ein gutes Beispiel ist da der kanadische Philosoph Ted Honderich, der in seinem Buch "Nach dem Terror" erklärte: "Ich habe selbst keinen ernsthaften Zweifel, um den prominentesten Fall zu nehmen, daß die Palästinenser gegen Israel ein moralisches Recht ausüben."

Ein "moralisches" Recht zum Töten sehe ich bei keinem der beiden Philosophen. für mich heiligt der Zweck eben nicht die Mittel.


mart antwortete am 27.03.04 (10:14):

Magdi Allam, der aus Ägypten stammende stellvertretende Chefredakteur der renommierten Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera", der Muslim ist, spricht ausgehend von einem Bericht über die Anfang März in Assisi stattgefundene Tagung „Italien und der arabisch-israeilische Konflikt“ (Veranstalter „Italianeurope“) sehr direkt über das Problem der Verurteilung von Terrorismus.

Auch wenn seine Meinung in deutschsprachigen Ländern nicht immer populär ist, können die von ihm aufgezeigten Fakten nicht geleugnet werden.


"Was halte ich von den Kamikaze? von Magdi Allam

"Ich selbst könnte mich von einem Moment zum anderen in die Luft sprengen." Zusammen mit Gian Arturo Ferrari, Vorstandsmitglied des Einaudi-Verlags, höre ich erschrocken diese Sätze.

"Mahdi Abdul Hadi, Direktor der "Palestinian Academic Society for the Study of International Affairs" von Jerusalem, spricht leichthin und nachdrücklich, wie einer der überzeugender wirken will: "Unlängst hat ein junger Universitätsabsolvent, Vater von zwei Söhnen, sich in Israel in die Luft gesprengt, um die Tötung seines liebsten Freundes zu rächen. Er hat es allein getan. Er gehörte keiner religiösen oder politischen Gruppe an."

"Wir befinden uns im Speisesaal des Franziskaner-Klosters in Assisi in der Mittagspause während des Kongresses "Italien und der arabisch-israelische Konflikt", der Anfang März von der Stiftung "Italianieurope" organisiert wurde. Abdul Hadi, der sich selbst als einen sehr laizistischen Exponenten der palästinensischen Zivilgesellschaft betrachtet, ist ein energischer Befürworter der These, der Terrorismus sei eine Reaktion.
Seiner Meinung nach wird am Tag, an welchem Israel sich von den besetzten Gebieten zurückzieht und der Entstehung eines palästinensischen Staates zustimmt, der Terrorismus aufhören. Während seiner öffentlichen Rede hören wir das Wort "Terrorismus" nicht. Weil dieser nicht das Problem wäre.

"Doch gerade er, ein Akademiker mit dem Anspruch der Objektivität, müsste wissen, dass die Selbstmordattentate der Hamas und des Jihad im Oktober 1993 begannen, nach dem historischen Handschlag zwischen Rabin und Arafat. Diese geschahen mit dem erklärten Ziel den Friedensprozess, der auf einer Koexistenz zwischen Israel und einem palästinensischen Staat gründete, zum Scheitern zu bringen. Hier wurde eine offen erklärte aggressive Strategie der vorurteilsvollen Ablehnung des Existenzrecht Israels angewendet.

"Aufrichtiger als Abdul Hadi zeigte sich der palästinensische Dichter Ahmad Dahbour. Eingeladen am 14. September 2003 nach Venedig zur Verleihung des Preises Campiello, entschuldigte er sich beim Direktor Corrado Augias: "Öffentlich kann ich nichts sagen über die Gewalt in den besetzten Gebieten. Würde ich das tun, dann würde man mir bald nach meiner Rückkehr nach Gaza meinen Hals durchschneiden". Um das zu betonen, setzte er seine Hand an seinen Hals. Ich erinnerte mich an diese beide Episoden beim Lesen der Titel der arabischen Presse und beim Hören der arabischen Fernsehjournale am 2. März, die über die gleichzeitigen terroristischen Attacken gegen die Schiiten in Kerbala und Bagdad im Irak und in Quetta in Pakistan berichteten. Nur die Wörter "Terrorismus" oder "Terroristen" wurden nicht benützt. Fast als ob sie tabu wären.

Internet-Tipp: https://www.nahost-politik.de/terror/kamikaze.htm


mart antwortete am 27.03.04 (10:22):

........ Das bestätigt, dass im Nahen Osten, den Terrorismus zu verurteilen, leicht zum Todesurteil des Sprechers oder Schreibers führen könnte.

„Diese ideologische Selbstzensur der Massenmedien kann auch bei der Definition der Opfer der Gewalt wahrgenommen werden. Wenn es Palästinenser sind, die von Israelis getötet wurden, dann sind es "Märtyrer". Wenn es sich aber um israelische Zivilisten handelt, die von palästinensischen Kamikaze getötet wurden, dann sind es lediglich "Tote" als Folge einer "Märtyreroperation".

„Diese Terminologie wird manchmal in die irakische Szene transferiert. Die getöteten Amerikaner sind dann "Tote" in Bezug auf "Besatzer", so wie die irakischen Polizisten die von den "Widerstandskräften" eliminiert wurden, weil sie "Kollaborateure" seien.

Es genügt nur ein Nachrichtenjournal oder ein längeres Programm von "Al Jazira" oder "Al Arabiya" zu sehen, um sich Rechenschaft abzulegen über die Konkurrenz zwischen diesen beiden größten arabischen Nachrichtenfernsehstationen, um sie als Widerhall des islamischen Terrors zu erleben.
„Alles um den Knüller einer neuen Rede von Bin Laden oder von al Zawahri zu erhalten. Weil es sich um zwei kommerzielle Stationen handelt, ist es wahrscheinlich, dass diese Informationspolitik den Erwartungen des breiten arabischen Publikums entspricht.

„Doch es gibt eine Ausnahme. Wenn die Toten die eigenen Staatsbürger sind oder Muslime, dann gibt es Politiker, die es wagen, das Wort "Terrorismus" zu benützen. Unlängst taten dies Mohammad Bahr al Ulum, der agierende Präsident der provisorischen irakischen Regierung, ein gemäßigter Schiit und sein Außenminister Hochiar Zibari, ein laizistischer Kurde. So wie in der Vergangenheit die saudischen und marokkanischen Führer nicht gezögert haben, die terroristischen Attentate in Riad und Casablanca zu verurteilen.

„Tatsächlich werden die Opfer des Terrorismus verschieden gewertet, ja nachdem ob sie Muslime sind oder nicht. Diesen doppelten ethischen Maßstab hat der Mufti Ägyptens Ali Gomaa, der wichtigste islamische Rechtkundige mit einer fatwa beantwortet, in der er präzisierte:

„"Es ist einem Muslim verboten einen anderen Muslim zu töten, auch wenn dieser mit einem fremden Besatzer im Irak oder Palästina zusammenarbeitet," Dann setzte er hinzu: "Der Islam verbietet auch den Feind zu töten, wann immer er sich unter dem Schutz von Muslimen befindet. Das um das Vergießen von islamischen Blut zu verhindern." Daraus folgt natürlich es sei islamisch lediglich erlaubt "Feinde" zu töten, das heißt Amerikaner oder Israelis.

„Es ist ganz klar dass in der arabischen Gesellschaft und den Massenmedien eine Kultur des Lebens fehlt. Im Februar 2002 hat der palästinensische Intellektuelle Sari Nusseibeh eine tapfere Petition beworben, die von einigen tausend Vertretern der Zivilgesellschaft im Westjordanland und Gaza unterschrieben wurden, um mit den Selbstmordattentaten Schluss zu machen. Jedoch auch dieses Dokument ist unvollständig weil das Wort "Terrorismus " nicht erwähnt wird. Außerdem wird die Petition mit politischen Opportunitätsgründen motiviert, wegen der negativen Konsequenzen für die Bevölkerung.

„Aber es gibt nie eine Verurteilung der terroristischen Attentate im Namen der Heiligkeit des Lebens. Des eigenen und das der Anderen, der Muslime und der Nichtmuslime. Bis heute ist das die wahre religiöse, kulturelle und ideologische Beschränkung des offiziellen und des militanten Islams.

Internet-Tipp: https://www.nahost-politik.de/terror/kamikaze.htm


BarbaraH antwortete am 27.03.04 (12:47):

Der abwechselnd in München und Jerusalem lebende Publizist und Filmemacher Richard Chaim Schneider fragt in einem Artikel der Sueddeutschen Zeitung, warum das jüdische Volk offenbar immun gegen das Leid anderer ist:

>>Gleichwohl geht es hier um eine Frage, die jenseits von Gewalt, Schuld, Völkerrecht oder Menschenrechten gestellt werden muss: Wieso ist ein Volk, das selbst so viel gelitten hat, so unempfindlich gegenüber dem Leid anderer geworden?

Die oben beschriebene psychologische Prämisse, die jedes Mittel heiligt, wenn es nur dem eigenen Überleben dient, ist dabei nur ein Aspekt des Problems: Denn müsste man nicht zumindest die eigenen Mittel ständig daraufhin überprüfen, wann der point of no return gekommen ist, also der Augenblick, wo diese Mittel sich nicht mehr gegen den Feind, sondern gegen einen selbst richten? Kurz: Ist es nicht inzwischen die brutale Gewalt des jüdischen Staates, die diesen an den Rand des Abgrunds bringt? Und warum erkennt die israelische Gesellschaft nicht den fatalen Weg in den Abgrund, den Ariel Scharon konsequent verfolgt?
(.....)
Das Leid der Palästinenser ist real, und jeder, der sich in den besetzten Gebieten umsieht, weiß vor Entsetzen nicht ein noch aus. Jedem Juden, der immer noch glaubt, die israelische Armee habe hier eine moralisch saubere Weste, sei dringend empfohlen, sich eine Weile in Judäa und Samaria, wie die Siedler die Westbank nach biblischem Vorbild nennen, aufzuhalten und die Augen aufzuhalten.
(....)
Aber warum können Mitglieder der israelischen Armee ihren Hass an palästinensischen Zivilisten austoben, ohne mit ernsten Konsequenzen rechnen zu müssen? Welcher Sadismus ist da mit im Spiel? Ist das die normale Fratze des Krieges? Weshalb ist ein demokratischer Staat wie Israel nicht in der Lage, solcher Auswüchse Herr zu werden? Die Armee dringt in palästinensische Städte ein, um Terroristen zu fassen? Soweit, so gut. Das ist nachvollziehbar. Aber warum muss es sein, dass dabei normale Geschäfte in Schutt und Asche gelegt werden, aus Supermarktkassen das Geld geklaut und auf Bürotische uriniert wird?<<

Sueddeutsche Zeitung vom 27.03.04 Seite 14
Was machen wir Juden eigentlich falsch?
Über das Wegsehen beim Leid des Anderen
von Richard Chaim Schneider


mart antwortete am 27.03.04 (13:43):

Das ist hier ein gutes Lehrbeispiel des Zitierens von weniger als 1/8 des Textes von Richard C. Schneider mit einer unübersehbaren Absicht. Dieser vertritt durchaus einen differenzierteren und intelligenteren Standpunkt, als durch das "auf Bürotische urinieren" zum Ausdruck gebracht wird.

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/254/29225/


Wolfgang antwortete am 27.03.04 (14:18):

Er scheint getroffen zu haben, Barbara, der Artikel von RICHARD CHAIM SCHNEIDER... Die angeblichen 'Freunde' Israels moegen es naemlich gar nicht, wenn ausgerechnet ein Jude die berechtigte Frage stellt, "[...] warum das juedische Volk [in seiner Mehrheit, haette ich hinzugefuegt, W. M.] offenbar immun gegen das Leid anderer ist".

Es habe was mit dem zu tun, was Juden (vor allem von Deutschen und Oesterreichern) in juengster Zeit angetan wurde, meint LEV GRINBERG - SHARON-Gegner, Jude, Soziologe an der Ben-Gurion-Universitaet in Tel Aviv in Israel. "Unfaehig, sich vom Holocausttrauma zu erholen und vom dadurch verursachten Gefuehl der Unsicherheit, fuehrt das juedische Volk, das letzte Opfer eines Voelkermordes, im Augenblick einen Voelkermord am palaestinensischen Volk aus.", schreibt er. (Quelle des Zitats... Symbolischer Voelkermord (von LEV GRINBERG), ZNet Deutschland, 23.03.2004)

Beschrieben wird das Phaenomen vor allem von Individualpsychologen... Menschen, die nicht geliebt wurden, koennen oft selbst nicht mehr lieben und aufbauen, sondern nur noch sich selbst hassen und sich selbst zerstoeren. Was individuell zu beobachten ist, das ist auch am kollektiven Beispiel vieler juedischer Menschen in Israel zu beobachten. Nur, dass eben das Kollektiv weit umfangreicher und flaechendeckender morden kann, als es ein Individuum vermag.


mart antwortete am 27.03.04 (14:28):

Was machen wir Juden eigentlich falsch?
Über das Wegsehen beim Leid des Anderen.


Von Richard Chaim Schneider




"In diesen Tagen und Wochen, in denen Antizionismus und Antisemitismus in der arabischen und europäischen Welt eine Hoch-Zeit erleben wie noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg, könnte man als Jude versucht sein, sich die naheliegende Frage zu stellen: „Was machen wir eigentlich falsch?“ Doch wer solches fragt, spießt sich selbst auf, weil er sich der längst widerlegten Kausalitätsunterstellung des Antisemitismus’ unterwirft, wonach das Verhalten der Juden irgendeinen Einfluss auf das Denken von Antisemiten habe.

"Der Hass der islamischen Welt auf Israel hat sich inzwischen in einen Hass auf Juden allgemein verwandelt. So verbinden sich derzeit die abendländische und die muslimische Judenfeindschaft, und selbst der letzte Optimist wird zugeben, dass Europa hier ein massives Problem hat. Es ist im Augenblick nicht leicht, in München oder Berlin, in Istanbul oder Paris, in Athen, Rom oder London Jude zu sein; und Juden leben in Europa nicht mehr sicher.

"Absurde Frage
So absurd die Frage ist, was wir Juden eigentlich falsch machen, so absurd ist allerdings auch der reflexartige Widerstand, den wir leisten, wenn es um eine kritische Überprüfung eigener politischen Positionen geht. Da könnten wir uns beinahe mit all den Europäern die Hand reichen, die ebenso schnell jegliche Verantwortung für den wachsenden Antisemitismus von sich weisen, ohne auch nur eine Sekunde darüber nachzudenken, ob sie nicht doch dazu beitragen, die Situation weiter zu verschlimmern.

Stellen wir Juden uns also mal die Frage, was wir eigentlich „falsch“ machen. Wohlgemerkt, es kann nie darum gehen, in den Augen der „Gojim“ alles „richtig“ machen. Selbst wenn wir alle Engel wären, würde man uns genau dafür hassen – weil die anderen merken würden, dass sie keine sind!
Die Überprüfung unserer eigenen Positionen, unseres eigenen Verhaltens kann und darf also nichts anderes sein als eine kritische Bestandsaufnahme des kollektiven jüdischen Ist-Zustandes.

"So mancher jüdische Leser wird spätestens jetzt den Autor dieser Zeilen verwünschen, da er es wagt, in der Öffentlichkeit als „Nestbeschmutzer“ aufzutreten. Weil wir Juden stets die Opfer sind, können wir grundsätzlich nichts falsch machen, so ein internalisiertes Axiom, an dem kaum einer zu rühren wagt. Da wir seit Jahrtausenden grundlos verfolgt werden, sind wir „ewige Opfer“.


"In Zeiten der politischen Korrektheit kommt dies dem Status der moralischen Unangreifbarkeit gleich. Diese merkwürdige, pseudoliberale Idee, „Opfer“ seien stets unschuldig, lässt sich zum Beispiel daran erkennen, dass viele europäische Intellektuelle linker Spielart palästinensische Selbstmordanschläge mitten in Tel Aviv irgendwie zumindest zu „verstehen“ versuchen, wenn nicht gar billigen.

"Denn Palästinenser sind ihrerseits die „ewigen Opfer“ Israels und in dieser vermeintlich politisch korrekten Logik eben nahezu „unschuldig“.

"Auf dem Weg zum Abgrund
Nun ist es ja nicht so, dass wir Juden die moralische Perfektion als Opfer nicht ebenfalls in Anspruch nehmen konnten. Zumindest als Holocaust-Opfer war und ist dies immer noch der Fall. Ja, Juden, die in den Gaskammern ermordet wurden, waren vollkommen unschuldig, aber waren sie als Individuen auch alle ethisch vollkommene Menschen? für den Tod der sechs Millionen ist diese Frage völlig unerheblich.

"Sie wurden schließlich nicht wegen irgendeines moralischen Versagens vergast. In der Nachkriegszeit, vor allem in den letzten zwei Jahrzehnten mit der intensivierten Erinnerungskultur des ausgehenden 20. Jahrhunderts, entwickelte sich ergo eine illusionistische Vorstellung vom Lagerleben. Juden hätten wehrlos ihr Leid, ihr „Kreuz“ getragen und seien schließlich ohne moralische Anfechtungen oder gar heroisch in den Tod gegangen."


Wolfgang antwortete am 27.03.04 (14:52):

Das bestaetigt die These von LEV GRINBERG... Ein ganzes Volk, immer noch traumatisiert vom Holocaust... Dadurch unfaehig, sich und andere zu lieben... Dadurch bereit fuer die Zerstoerung und den Mord, auch um den Preis der eigenen Zerstoerung und um den Preis des Selbstmordes.

Es graust mich, denn mir ist bewusst, dass die Repraesentanten dieses Volkes den Finger am Druecker zu einem neuen, diesmal atomaren Holocaust haben.

Man mache sich keine Illusionen: Beim Voelkermord an den PalaestinenserInnen, im rachsuechtigen kollektiven Wahn der SHARON-Krieger, werden, so diese Politik scheitert, davon bin ich ueberzeugt, sie auch den eigenen Untergang in Kauf nehmen.

Der Zionismus stellt sich zunehmend dar als ein schrecklicher Irrweg und als eine Plage fuer alle Menschen, auch fuer juedische Menschen.


mart antwortete am 27.03.04 (15:11):

Fortsetzung:


Fortsetzung:

"Doch war es nicht vielmehr auch so, dass manche Juden sich untereinander im nackten Kampf ums tägliche Überleben bekriegten? Es gab sie, die Lagersolidarität, es gab sie, die Hilfe, Unterstützung und Wärme unter den Häftlingen, aber es gab eben auch das andere, das Brutale, das Animalische, Atavistische, das zuweilen im Kampf um das eine Stück Brot, das man unbedingt selber essen wollte, zutage treten konnte. Davon berichteten diejenigen, die „Dort“ waren, selbst!

Wer wollte den Betreffenden hieraus selbstgerecht einen Vorwurf machen! Die Überlebenden mussten übermenschliche Kräfte aufbieten, um Unmenschliches von unvorstellbarem Ausmaß zu überleben. Aber die „Duschen von Auschwitz“ waren eben, wenn man dieses makabre Bild gebrauchen darf, keine moralische Reinigung, wie sich viele Nichtjuden dies heute so gern wünschen, wenn sie ärgerlich nach Israel blicken.

"Schon während der ersten Intifada Ende der achtziger Jahre wurde Kritik laut, ob Juden denn nichts aus Auschwitz gelernt hätten. Zynischer hätte sich der Antisemitismus damals nicht offenbaren können. Doch die Frage, die uns hier beschäftigt ist, inwiefern sind wir Juden selbst dieser Idee der moralischen Unfehlbarkeit aufgesessen?

"Israel ist im Schatten des Holocaust entstanden. Im Schatten des Holocaust stand und steht ein nach wie vor tief traumatisiertes Volk, das bis heute den Verlust eines Drittels seiner Mitglieder nicht verkraftet hat und obendrein in der permanenten Angst lebt, ähnliches könnte jederzeit wieder geschehen und deshalb müsse, nein: dürfe alles getan werden, um genau das zu verhindern.

"Kein Gut und Böse
Diese psychische Konditionierung wurde in Israel vor allem von rechten Parteien ausgenutzt, um ihre territoriale Expansionspolitik zu rechtfertigen. Doch nichts, was in Israel und den besetzten Gebieten geschieht, ist auch nur annähernd mit dem Holocaust vergleichbar. Trotzdem wäre es falsch, im Nahost-Konflikt den Parteien ein eindeutiges „Gut“ oder „Böse“ zuzuteilen.

"Immerhin hatte die israelische politische Rechte, um nur bei ihr zu bleiben, leider oft genug Recht mit ihrem pessimistischen Bild von Arafat oder der Hamas, und immer wieder zeigte sich, dass die brutale Faust der israelischen Armee eher und „besser“ verstanden wurde als der ausgestreckte Arm mit dem Ölzweig.
Dennoch, kein Weg führt an der Tatsache vorbei, dass Israel eine Okkupationsmacht ist.

"Gleichwohl geht es hier um eine Frage, die jenseits von Gewalt, Schuld, Völkerrecht oder Menschenrechten gestellt werden muss: Wieso ist ein Volk, das selbst so viel gelitten hat, so unempfindlich gegenüber dem Leid anderer geworden?

"Die oben beschriebene psychologische Prämisse, die jedes Mittel heiligt, wenn es nur dem eigenen Überleben dient, ist dabei nur ein Aspekt des Problems: Müsste man nicht zumindest die eigenen Mittel ständig daraufhin überprüfen, wann der point of no return gekommen ist, also der Augenblick, wo diese Mittel sich nicht mehr gegen den Feind, sondern gegen einen selbst richten?
Kurz: Ist es nicht inzwischen die brutale Gewalt des jüdischen Staates, die diesen an den Rand des Abgrunds bringt? Und warum erkennt die israelische Gesellschaft nicht den fatalen Weg in den Abgrund, den Ariel Scharon konsequent verfolgt?"


mart antwortete am 27.03.04 (15:22):

Fortsetzung:

Die normale Fratze des Krieges?

"Warum wollen viele Israelis, in zweiter Linie auch viele Diaspora-Juden, das Leid der Palästinenser nicht wahrnehmen? Kann es sein, dass im Nahen Osten auch eine Art „Konkurrenzkampf“ ausgefochten wird, wer das moralisch-historisch „größere“ Opfer darstellt? Kann es sein, dass die Anerkennung des palästinensischen Leides nicht nur eine realistische Unmöglichkeit ist in einem Kampf auf Leben und Tod, sondern auch eine Identitätskrise des Judentums auslösen könnte mit unabsehbaren Folgen?

"Ist es nicht so, dass vor allem die politische Rechte in Israel mit der permanenten Beteuerung der Einzigartigkeit der jüdischen Opferrolle ein „ewiges moralische Recht“ für Israel verbuchen will?
Diese Haltung ist weniger deshalb absurd, weil die große Mehrheit der heute lebenden Juden die Shoah nicht mehr erlebt hat, sie ist es natürlich vor allem deshalb, weil sie auf unzulässige und unredliche Weise die Opfer der Shoah vereinnahmt. Ja, schlimmer noch: Diese Form der „Auserwähltheit“ droht uns Juden überall auf der Welt menschlich abstumpfen zu lassen gegenüber dem Leid anderer.

Aber was geschähe, wenn wir das Leid der Palästinenser mit dem Leid der Juden während der Shoah vergleichen würden? Das wäre den Menschen in Nablus und Gaza, in Ramallah und Tulkarm nicht zu wünschen, stünden sie doch, wenn es um die schieren Dimensionen der historischen Katastrophen geht, stets „schlechter“ da. Und wäre solch ein Vergleich heute von irgendwelcher Relevanz? Das Leid der Palästinenser ist real, und jeder, der sich in den besetzten Gebieten umsieht, weiß vor Entsetzen nicht ein noch aus.

Und jedem Juden, der immer noch glaubt, die israelische Armee habe hier eine moralisch saubere Weste, sei dringend empfohlen, sich eine Weile in Judäa und Samaria, wie die Siedler die Westbank nach biblischem Vorbild nennen, aufzuhalten und die Augen aufzuhalten.

"Noch einmal – und es muss leider immer wieder betont werden, um Missverständnisse auszuschließen –, die israelische Armee verhält sich angesichts der aktuellen Situation immer noch besser und anständiger als viele andere Armeen der Welt.
Und die palästinensische Führung hat es bislang noch jedesmal geschafft, eine Chance auf vertrauensbildende Maßnahmen zu verpassen, ganz zu schweigen von fundamentalistischen Organisationen wie Dschihad und Hamas, die in ihrer Charta nicht nur die Zerstörung Israels fordern, sondern zum Kampf gegen alle Juden aufrufen.


Doch rechtfertigt das die erniedrigende Behandlung der palästinensischen Bevölkerung? Rechtfertigt dies, das palästinensische Volk in einen mittlerweile umzäunten, riesigen Käfig zu stecken? Wäre es doch wenigstens ein Zaun, der in etwa den Grenzen von 1967 folgen würde!



Ein Stück Realität
Die Palästinenser protestieren gegen die „Schikanen“ an den Checkpoints – und meinen die teilweise langwierigen Überprüfungen und Untersuchungen, ehe jemand ins Kernland Israel eingelassen wird. Dass dem so sein muss – das haben sich die Palästinenser selbst zuzuschreiben. Da verdienen sie keinerlei Gehör, geschweige denn Mitleid. Dass sie dadurch Zeit verlieren und stundenlang mit ihren Autos in Warteschlangen stehen müssen – das ist nun einmal ein Stück nahöstlicher Realität, für das die Palästinenser mindestens ebenso viel Verantwortung übernehmen müssen wie die Israelis.

---------

Also ich gebe jetzt allen recht, die glücklich darüber sind, daß die Juden nicht auf die Idee gekommen sind, sich in Bayern anzusiedeln.


Wolfgang antwortete am 27.03.04 (15:38):

Wenn ich um eines froh bin, dann um diese Tatsache: Dass sich die Zionisten Palaestina ausgesucht haben, um ihren rassistischen und unrechtmaessigen Staat zu installieren. Nicht auszudenken, wenn es solch ein Staat mitten in Europa geben wuerde. *schuettel*

Moeglicherweise kann ja der Konflikt regional eingedaemmt werden. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Trotz aller Kriege: Arabisches Oel geht zur Neige. Schon in ein paar Jahrzehnten wird diese Region nicht mehr die Bedeutung fuer den Westen haben, die sie jetzt hat. Wenn es dann noch Israel gibt, werden Zionisten nicht mehr so viel westliche Unterstuetzung bekommen, wie ihnen jetzt zuteil wird - im Krieg ums arabische Oel. ;-)


mart antwortete am 27.03.04 (16:02):

Spätestens dann also Untergang für die Imperialisten, Untergang für die Zionisten, Untergang des ausbeuterischen Westen:-)


mart antwortete am 27.03.04 (16:06):

<<Ein riesengrosses Opferfest mit Stroemen von Blut, auch eigenem Blut, ist im Gange<<


Wolfgang antwortete am 27.03.04 (16:25):

Lassen wir doch einfach noch einmal RICHARD CHAIM SCHNEIDER zu Wort kommen. Der weist naemlich auf eine grosse Gefahr hin (die die kleingeistigen angeblichen 'Freunde' Israels in ihrer Dummheit freilich nicht bemerken):

"Und niemand kann, niemand darf erwarten, dass Israel die "andere Wange" hinhält. Das ist seit Auschwitz nie mehr moeglich. Das muss Europa begreifen, das muss auch die arabische Welt begreifen. Die juedische Diaspora sollte dagegen begreifen, dass die blinde Unterstuetzung religioeser Gruppen und Parteien in Israel den Untergang des gesamten juedischen Volkes heraufbeschwoert. Nicht mehr, nicht weniger."

Quelle des Zitats... Was machen wir Juden eigentlich falsch? Ueber das Wegsehen beim Leid des Anderen (von RICHARD CHAIM SCHNEIDER), Sueddeutsche Zeitung Nr. 73, 27.03.2004, Seite 14


mart antwortete am 27.03.04 (16:37):

<<Ein riesengrosses Opferfest mit Stroemen von Blut, auch eigenem Blut, ist im Gange<<


Wolfgang antwortete am 27.03.04 (16:52):

Dann wiederholen wir den aus dem Zusammenhang herausgerissenen Satz aus einem anderen Thema doch im Zusammenhang (der Beitrag passt ja auch hierhin):

Ich schrieb:

Fuer (kollektiv) erlittenes Unrecht waehrend des Holocausts raechen sich die Nachkommen derer, denen das Unrecht angetan wurde. Diese Nachkommen sind unfaehig, sich selbst zu lieben... Also zerstoeren sie zuerst andere (symbolisch) und damit sich selbst. Ein riesengrosses Opferfest mit Stroemen von Blut, auch eigenem Blut, ist im Gange.

So weit das Zitat... Bestreiten wird wohl kein vernuenftiger Mensch, dass ein Voelkermord an den PalaestinerserInnen geschieht, dass ihr Land geraubt wurde, dass sie von den israelischen Besatzern wie Menschen zweiter Klasse gehalten werden, dass die Zeichen auf Sturm stehen.

Ja, ein riesengrosses Opferfest mit Stroemen von Blut, auch eigenem Blut, ist im Gange. Alle 'religioesen' Fundamentalisten (auch Zionisten), feiern solche Opferfeste, denn Krieg ist ihr Programm.


BarbaraH antwortete am 27.03.04 (18:20):

>>Das ist hier ein gutes Lehrbeispiel des Zitierens von weniger als 1/8 des Textes von Richard C. Schneider mit einer unübersehbaren Absicht.<< (mart)

mart, das ist eine bösartige Unterstellung von Dir. Ist Dir eigentlich bewusst, dass das Kopieren ganzer Artikel strafbar ist?


Medea. antwortete am 27.03.04 (18:21):

Richard Chaim Schneider setzt sich offen mit der Ist-Situation zwischen Israelis und Palästinensern auseinander - vielleicht trägt er mit diesem Artikel dazu bei, daß er in Israel an wichtiger Stelle gehört wird und Betroffenheit auslöst.

Daß aber: "im rachsüchtigen kollektiven Wahn der Sharon-Krieger, so ihre Politik scheitert, sie auch den eigenen Untergang in Kauf nehmen" (Wolfgang),
das glaube ich nie und nimmer. Israel ist kein Volk von Lebensmüden und Scharon kein Unsterblicher, der ewig an der Macht bleibt.

Völkermord ist ein furchtbares, nicht entschuldbares Verbrechen - begangen an den Armeniern, den Hutus, den Hereros, den Juden u.a. -
bei allem Respekt vor den bisherigen Toten - aber an den Palästinensern?
Ich bin überzeugt davon, daß die Zeit kommen wird, wo beide Völker - wenn auch nicht gerade in Freundschaft, so doch in einem Land nebeneinander existieren werden. Immerhin waren sie, bevor die 2. Intifada ausbrach, auf dem Weg dorthin.


schorsch antwortete am 27.03.04 (18:23):

@ olfgang: "...Schon in ein paar Jahrzehnten wird diese Region nicht mehr die Bedeutung fuer den Westen haben, die sie jetzt hat..."

Weil die Potentaten in der Vereinigten Arabischen Rebpublik das kapiert haben, setzen sie nicht auf Krieg und Konfrontation, sondern investieren das Geld, das sie dafür ausgeben müssten, in die Infrastruktur. Zu dieser gehört langfristig der Tourismus. Bereits heute werden dort mit den Ölmilliarden Touristeninseln ins Meer gebaut mit Hotels, Kaufhäusern, Bädern und Sportanlagen. Wenn das Öl dann mal ausgeht, steht genügend Ersatz bereit um die versiegten Ölmilliarden aufzufangen.


mart antwortete am 27.03.04 (18:24):

Lieber Barbara,

ist dir eigentlich aufgefallen, daß ich nicht den ganzen Artikel kopiert habe? War dein Lesen so flüchtig?


mart antwortete am 27.03.04 (20:04):

Genauer gesagt, 56%:-)


Wolfgang antwortete am 28.03.04 (11:27):

Klug sind die, Schorsch... Wenn sie und ihre Nachfolgeregime dann noch auf Sonnenenergie setzen (weil sie genuegend davon haben). und wenn sie nicht nur in die Tourismusindustrie investieren (ich kenne viele Bestrebungen auch in anderen gewinnbringenden Industrien), dann steht einer nachhaltigen Produktion und Konsumtion nichts mehr im Wege.

Die Nach-Oel-Zeit wird dieser Region den Frieden bringen... Anders gesagt: Wenn in wenigen Jahrzehnten kaum noch oder gar kein Oel mehr dort geraubt werden kann, werden die westlichen Raeuber ihre wichtigste 'Bank' verloren haben.

Spaetestens dann wird sich der geo-strategisch einmalige Vorteil, unter dem das zionistischen Projekts 'Israel' derzeit ueberlebt, buchstaeblich in Luft aufgeloest haben. Man sieht, dass die aktuelle Lage sich rasch aendern kann. Ein bisschen weiter geschaut als bis zum naechsten Wahltermin wird klar, dass die BUSH's und die SHARON's und die westliche Vorherrschaft ein schnell auslaufendes Modell sind. :-)


hugo1 antwortete am 28.03.04 (11:28):

,,könnte es sein, das Israel sich in eine Lage manövriert
-oder manövriert wird- in der es kein Zurück zu Verhandlungen und einer waffenlosen Lösung dieses "Konfliktes " gibt ?
,,könnte es sein, das die verantwortlichen Strategen (Israel und USA ) eventuell der Meinung sind, das jetzt der Zeitpunk günstig ist, eine militärische Großoffensive -eine Art Rundumschlag- gegen einige Nachbargebiete und Länder zu beginnen ? Eine Lösung zu erzwingen ?
was spricht dafür ?
-auf ruhige Zeiten durch die, sich mit dem Status quo nicht
abfindende Palästinenser- können sie nicht hoffen.
-Auf Dauer wird der gegenwärtige Zustand für die
israelische Bevölkerung unerträglich
-mit einer unzerbrechlichen, gemeinsamen Front aller
arabischen Nachbarländer ist z.Z nicht zu rechen.
-unberechenbare irakische Aktionen kanns nicht mehr
geben
-die momentane militärische Überlegenheit Israels, gepaart
mit der berechtigten Hoffnung auf
überseeischen Nachschub ( die US Army ist ja z.Z so nahe
wie selten)
-die ehemals konsequente Haltung der Sowjetunion hat sich
nicht auf das heutige Rußland übertragen
-das Interesse der internationalen Ölmultis an
einer „Befriedung" dieser Region lässt sie wohl
auch einen weiteren Waffengang Unterstützen..
-bestimmt gibts noch weitere „gute Gründe" einen bösen
Krieg vom Zaune zu brechen,,,
,,,,,, ich hoffe nur, daß ich mich sehr, sehr täusche


Medea. antwortete am 28.03.04 (11:41):

Korrektur:

Völkermord wurde im Besonderen auch an den Tutsis verübt ....


BarbaraH antwortete am 28.03.04 (11:42):

Das Ungeheuerliche bleibt Deine Unterstellung, mart, und nicht der Prozentsatz von Kopiertem:

>>Das ist hier ein gutes Lehrbeispiel des Zitierens von weniger als 1/8 des Textes von Richard C. Schneider mit einer unübersehbaren Absicht.<< (mart)


Wolfgang antwortete am 28.03.04 (12:24):

@Hugo... Fuer Deine Thesen spricht, dass vor einiger Zeit eine hochrangig besetzte israelische (vermutlich auch amerikanische) Arbeitsgruppe (aus Militaers, Geheimdienstlern et al.) gegruendet wurde... Deren Auftrag: Planung eines wie sie es nennen 'Praeventivschlages' gegen Iran. Mindestziel soll sein, deren atomare Ressourcen zu zerstoeren. Maximalziel soll sein, deren militaerische Verteidigungsfaehigkeit entscheidend zu dezimieren. Das Ganze soll politisch begleitet werden durch Schueren von ethnischen und religioesen und sozialen Konfliktherden in der Region.

Der Krieg ums Oel weitet sich aus. Die USA wollen die Kontrolle ueber das gesamte arabische Oel und ueber die gesamte Region. Die SHARON-Krieger, BUSH's Hilfstruppe, profitieren von dieser einmaligen (aber schnell vergehenden) geo-strategischen Lage.


mart antwortete am 28.03.04 (14:03):

Oh, ich beglückwünsche die Iraner zur Entwicklung ihrer Urananreicherungsanlagen und den Ausbau ihrer atomaren Kapazitäten - das wird sicher weiteren Wohlstand ins Land bringen, nachdem sich die Einkünfte aus den fossilen Energieträgern die Herrschenden unter den Nagel reißen.


mart antwortete am 28.03.04 (17:29):

Barbara,

Richard Chaim Schneider setzt sich offen mit der Ist-Situation zwischen Israelis und Palästinensern auseinander, wobei er auch teilweise in die Vergangenheit zurückgeht

Er spricht unangenehme Sätze und meiner Meinung nach Wahrheiten über die israelische Politik aber auch über die palästinensische aus.

Es gibt nun einfach dieses Janusgesicht der politischen Situation im Nahen Osten und es ist wohl nicht redlich, nur Schneiders Vorwürfe an der israelischen Vorgangsweise zu zitieren.

Wenn du aber auch damit einverstanden bist, Schneiders Kritik an der palästinensischen Politik zu akzeptieren, ist das Mißverständnis zwischen uns von meiner Seite her ausgeräumt.


BarbaraH antwortete am 28.03.04 (17:46):

mart,

wer einen Schriftsteller anhand aus dem Zusammenhang gerissener Zitate missbraucht, wird kaum die Quelle des Textes bekannt geben. Da ich die Quelle des Zitats nannte, bin ich selbstverständlich damit einverstanden, sich dort schlau zu machen.

Noch einmal: es ist strafbar, große Teile eines Textes zu kopieren und hier zu veröffentlichen.

Sueddeutsche Zeitung vom 27.03.04 Seite 14
Was machen wir Juden eigentlich falsch?
Über das Wegsehen beim Leid des Anderen
von Richard Chaim Schneider


mart antwortete am 28.03.04 (18:16):

DIE ARABISCHEN STAATEN MÜSSEN AUCH DEN HAMAS-TERROR KRITISIEREN
Schädliche Ambivalenz in der taz 27.3.04

"Immer wieder versuchen die arabischen Staaten, vor dem Weltsicherheitsrat eine Verurteilung Israels zu bewirken. Und immer wieder scheitern sie am Veto der USA. Daran sind die arabischen Staaten selbst schuld: Sie lehnen es nach wie vor ab, sich von islamischen Fundamentalisten zu distanzieren und neben Israels Politik auch die Morde an israelischen Zivilisten zu kritisieren. Deshalb verhinderte das Weiße Haus schon im vergangenen September eine Resolution zum Schutz von Palästinenserpräsident Jassir Arafat.

"Gestern haben die arabischen Staaten erneut eine Chance verpasst, international Punkte für die palästinensische Sache zu sammeln. Dabei waren sich Europäer und Amerikaner seit langem nicht mehr so einig in ihrer Kritik an Jerusalem gewesen wie nach der Exekution des Hamas-Führers Scheich Ahmed Jassin. Trotzdem konnten dem letztendlich von Algerien eingebrachtem Resolutionsentwurf selbst Großbritannien und die Bundesrepublik Deutschland nicht zustimmen: Die Rolle der Hamas im israelisch-palästinensischen Konflikt kam dort nicht einmal vor.

"Offensichtlich ist den meisten arabischen Staaten eine klare Absage an den Terror der Hamas unmöglich - sei es, weil die Motive des palästinensischen Kampfes nachvollziehbar bleiben; oder aber, weil der Feind Israel heißt...."

Internet-Tipp: https://www.taz.de/pt/2004/03/27/a0154.nf/text.ges,1


hl antwortete am 29.03.04 (11:11):

Uri Avnery (Gush Shalom):

[..]In den Herzen Hunderttausender Kinder in den Palästinensergebieten und den arabischen Ländern hat dieser Mord einen Sturm der Wut und Rachsucht, zusammen mit Frustrations- und Erniedrigungsgefühlen hinsichtlich der Ohnmacht der arabischen Welt, entfacht. Das schafft nicht nur Tausende neuer potentieller Selbstmordattentäter im
Lande selbst, sondern Zehntausende Freiwilliger für die radikalen islamischen Organisationen überall in der arabischen Welt. (Ich weiß das, denn im Alter von 15 schloss ich mich unter ähnlichen Umständen der bewaffneten hebräischen Untergrundbewegung an.) [..]

https://www.uri-avnery.de/magazin/artikel.php?artikel=159&type=2&menuid=4&topmenu=4

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?A3EF21ED7


werner antwortete am 29.03.04 (22:12):

Am 27.3. muss ich hier lesen, die Israelis können nicht mehr lieben und aufbauen sondern hassen und zerstören, wegen des Holocaust. Wolfgang wandelt auf einem sehr schmalen Grat und hat die Linie zum Judenhass schon einige Male auch überschritten. Die Elterngeneration der europäischen Juden wurde millionenfach ermordet und dann sollen, einer absurden Logik folgend, die nachfolgenden Generationen noch Schuld auf sich geladen haben, weil ihre Eltern und Verwandten ermordet wurden. Wisst Ihr wirklich nicht auf welchem Eis Ihr Euch bewegt? Da riecht es schon scharf aus der braunen Ecke. Ich bin gerne bereit über israelische Politik zu diskutieren. Ob gut oder schlecht, ob dagegen oder dafür. Aber, ich habe es schon einmal geschrieben, lasst diese Begriffe aus dem Dritten Reich weg. Also ich kenne viele Israelis, die den Holocaust nicht erlebt haben. Ich kenne da Jemeniten, Sepharden, in letzter Zeit Russen und Äthiopier. Wolfgang, merke einen Grundsatz: In Israel weisst Du nie mit wem Du Dich unterhälst. Du siehst einen Araber, mangels Kenntnis denktst Du es ist ein Moslem. Falsch er ist Christ oder Druse oder Bahai oder.....Du unterhälst Dich mit einem europäisch aussehenden Juden und er ist aus Sibirien oder war in China grossgeworden. Und wenn man dann Deine Schubladen betrachtet, naja. Wie Du gleich ganze Völker in Deine kleinen Schubladen presst ist schon frappant. Und natürlich wird bei Dir die gesamte palästinensische Bevölkerung massakriert. Was für ein Quatsch! Was man Dir neben vielen anderen Dingen vorwerfen muss, ist Dein leichtfertiger sprachlicher Umgang mit vielen Begriffen. Du bemerkst nicht, dass der Begriff 'Völkermord' von Dir in diesem Zusammenhang gebraucht, eine Verniedlichung darstellt und das Schicksal der Völker beleidigt, die wirklich gemordet wurden. Aber das kenne ich ja von anderen Schlagworten, die Du ohne grosses Nachdenken in die Diskussion wirfst.

@BarbaraH - Ungeheuerlich, nun ja, würde ich nicht sagen. Aber bezeichnend, nicht die Quantität des Zitierten sondern die Einseitigkeit. Vielleicht schauen doch nicht alle auf Deine Quelle und da ist dann schon seltsam was Du auswählst.


werner antwortete am 29.03.04 (23:01):

Habe gerade bemerkt, dass da einige Tippfehler drin waren. sorry.


Wolfgang antwortete am 29.03.04 (23:09):

Der spricht auch von Voelkermord: LEV GRINBERG - SHARON-Gegner, Jude, Soziologe an der Ben-Gurion-Universitaet in Tel Aviv in Israel. "Unfaehig, sich vom Holocausttrauma zu erholen und vom dadurch verursachten Gefuehl der Unsicherheit, fuehrt das juedische Volk, das letzte Opfer eines Voelkermordes, im Augenblick einen Voelkermord am palaestinensischen Volk aus.", schreibt er. (Quelle des Zitats... Symbolischer Voelkermord (von LEV GRINBERG), ZNet Deutschland, 23.03.2004)