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THEMA:   „Dialog der Kulturen“ aus der Sicht eines liberalen Geistlichen

 4 Antwort(en).

mart begann die Diskussion am 18.03.04 (23:23) mit folgendem Beitrag:



Der führender islamischer Geistlicher Scheich Abd Al-Hamid Al-Ansari, Dekan der Scharia-Fakultät der Universität in Qatar, fordert von beiden Seiten Selbsterforschung und Infragestellung des eigenen Standpunkts.

Die in London erscheinende arabischsprachige Tageszeitung al-Hayat veröffentlichte am 31. Mai 2002 einen Artikel, in dem Al-Ansari die Problematik der Selbst- und Fremdwahrnehmungen in der arabischen Öffentlichkeit thematisiert und den Zusammenhang zwischen einer zunehmenden Radikalisierung politischer und religiöser Bewegungen in der Region und der verstärkten Aus- und Abgrenzung von Minderheiten im Inneren und ‚dem Westen’ nach außen beschreibt.

......

Unsere Medien haben die humane Alternative dazu vergessen - den ‚Dialog der Kulturen' -, den auch westliche Intellektuelle fordern


Zur gleichen Zeit müssen wir, die Muslime, uns von weltweiten und westlichen Verschwörungstheorien uns gegenüber verabschieden.

Wir müssen uns vom Komplex der Kreuzzüge und des schweren Erbes des Kolonialismus befreien.

Wir müssen aufhören, den ‚Anderen' als einen Teufel zu sehen, der kolonialistische, imperialistische oder globale Verschwörungen oder kulturelle Eroberungen uns gegenüber im Sinne hat.

Wir müssen aufhören zu denken, dass die Welt nichts anderes zu tun hat, als sich gegen uns zu verschwören und uns, weil wir Muslime sind, zu hassen. [...]


Man kommt nicht daran vorbei, die Mängel in unserem sozialen Gefüge aufzudecken - in der Politik, in der Kultur, in den Medien, im Erziehungswesen und im religiösen Curriculum der letzten 50 Jahre. [...]


Der nationalistische Diskurs: Diesem Diskurs zufolge sabotierte der Westen die Renaissance der Araber und verhinderte ihren Fortschritt; [der Westen] habe ihre Einheit durch die Besetzung arabischer Länder und die Grenzziehungen verhindert, [...] ebenso wie ihren Versuch, Demokratien zu errichten und ihre natürlichen Ressourcen zu nutzen. [...]

Wie auch immer, eine faire und objektive Betrachtung zeigt, dass, auch wenn der kolonialistische Westen einen Teil der Verantwortung trägt, der Hauptteil der Verantwortung vor der Tür der Araber selbst liegt. [...] Die regionalen Staaten waren schon vor dem Kolonialismus eine alte historische Tatsache. Als die Grenzen festgelegt wurden, wurde mehr auf den Ausgleich zwischen den Stämmen als auf die westlichen Interessen geachtet. Demokratie war noch nie mehr als ein falscher Slogan in der Welt der Araber und hatte noch nie praktische Folgen - weder innerhalb eines Regimes noch in der Opposition [...].

Darüber hinaus waren wir es, die unsere eigenen Ressourcen durch dumme Politikführung und Kriege unter uns und gegen andere verschwendeten. [...]


Der religiöse Diskurs: Ein beachtlicher Teil des [islamischen] religiösen Diskurses ist von Begriffen wie ‚geistigem Angriff', ‚Weltverschwörung', ‚Kampfhandlungen von Kreuzrittern' und ‚andauernden Feindschaften gegenüber dem Islam und den Muslimen' geprägt. Wie der nationale Diskurs stachelt auch der religiöse Diskurs auf und mobilisiert. Er richtet sich immer gegen das fremde und das lokale ‚Andere'. [...]


Viele religiöse Rechtsgutachten werden erstellt, um Intellektuelle, Schriftsteller und Künstler der Häresie oder der Sündhaftigkeit anzuklagen. [...]

Die westlichen Kirchen sind über den Komplex der Kreuzzüge hinweg. Im Gegensatz dazu, leben unsere Geistlichen ihre Bitterkeit über diese Kriege immer noch aus und fordern eine vernichtende Niederlage des Westens. [...] Der religiöse Diskurs muss korrigiert und erneuert werden, [...] so dass er fähig wird, seine wahre Rolle von Wissen und Aufklärung zu verbreiten und mit den nationalen Grundproblemen so umzugehen, dass die einzelnen in der Gesellschaft näher zusammenkommen und kein Hass gegenüber anderen gesät wird. [...]

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?J106325C7


mart antwortete am 18.03.04 (23:30):

Fortsetzung:

"Die Moscheen sind von Allah und sie dürfen nicht zu einer Arena für politische und sektiererische Auseinandersetzungen werden. [...]

Der Mediendiskurs:
Unsere Medien bedienen nur uns selbst. Sie mobilisieren und hetzen die Menschen auf und lenken sie von ihren wirklichen Problemen ab. Was sie mehr als alles andere interessiert, sind negative Kommentare [über die Araber] durch das westliche ‚Andere'. [...]"

Welche Fehler dieser liberale, im Sinne der Aufklärung sprechende Geistliche auf Seiten des "Westens" sieht, ist ebenfalls wert und aufschlußreich, gelesen zu werden (Link).

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?J106325C7


schorsch antwortete am 19.03.04 (11:14):

Ein "gemeinsamer Feind" ist oft das einzige Band, das verfeindete Stämme finden, um die Rivalitäten im eigenen Lager zu übertünchen.....

....der "gemeinsame Feind" ist im Moment für die arabischen Stämme der "Westen".


abdu antwortete am 19.03.04 (20:13):

zuerst zu dem,was schorsch meinte:das ist ein teil von der tierpsychologie..man behauptet auch dass primitive menschlische staemme solches verhalten aufweisen(ein gemeinsamerfeind ist was verfeindete staemme verbindt..der gemeinsame feind der arabischen staemme ist momentan der westen)..mein lieber schorsch:da sind die weissen fuer mich wirklich (theoretisch und praktisch) eben nur verfeindete staemme..das wusste ich,weil ich mich 10 jahre lang damit beschaeftigt habe ..anlass dafuer war mein langer aufenthalt in europa..die araber,die nie in europa waren(kurze -10 bis 20 tagige zaehlen nicht)ueberwerten alles europaeische aus eigenem minderwertigkeitsgefuehl..man glaubt hier in der arabischen welt,dass alle europaer eben sauberer,kluger,fleissiger,korrekter ec.etc. sein..aber leider erweist das mitleben eben im allgemeinen DAS GEGENTEIL..zb.:ich merkte immer,wie die jetzigen europaeischen einheimischen sich ueber ziemlich naeive sachen stritten(und streiten)und wie oft sie von der sachlichkeiten wegliefen..diskussionen die ad absurdum grenzen..projektionen,verunglimpfungen,sublmationen,ueber/unterschaetzungen etc.........wuerde ein nicht europaer oder sogar nicht weisse sich eimischen,dann aendert sich sofort die windrichtung..dann sei der (nicht andere sondern der andrige lebewesen) einfach unwissend ,dumm,agressive oder unsachlich..der arme schwarze habe natuerlich falsch verstanden..in der uni haben wir auslaender aber bessere noten als unsere weissen arischen kollegen..als ich damit mal angab sagte mir mein blonder kommiltone" du hast note 1 nur bekommen,weil es dem herrn prof. wurst ist,was du damit anfaengst,denn schliesslich wirst du einstages abhauen und was du nicht weisst im berufsleben schadt uns europaeren nicht, im gegenteil,dann ruft euer scheich uns um hilfe!)....ich moechte gerne diese teilnahme(im rahmen;dialog der kulturen) zwecks analyse als object vorschlagen...fortsetung folgt.


mart antwortete am 24.03.04 (20:56):

Wo ist deine Fortsetzung, abdu, im Sinne des Dialogs der Kulturen?