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THEMA:   Warum haben Terroristen zur Zeit Hochsaison?

 95 Antwort(en).

hema begann die Diskussion am 12.03.04 (13:41) mit folgendem Beitrag:

Irgend etwas muß doch in unserer Welt nicht stimmen, wenn das Morden täglich zunimmt. Spaß wird´s doch wohl nicht sein! Die Globalisierung alleine ist es sicher auch nicht. Also was ist es dann?


Karl antwortete am 12.03.04 (15:38):

Hallo hema,

eine Antwort auf diese Frage sollte man sich nicht leicht machen. Ich kann auch nur nach Gründen suchen, niemand wird hier den vollen Durchblick haben. In einer solchen Zeit wie heute, in der schreckliche Ereignisse en masse die Menschen polarisieren und gegeneinander aufbringen, wäre es wichtig sich von den großen Vereinfacherern fern zu halten. Diejenigen, die schnell bei der Hand sind mit Urteilen und mit den Fingern auf bestimmte Menschen oder Gruppen zeigen, sollten immer auch bedenken, dass bei der zeigenden Hand drei Finger auf einen zurückweisen.
Nachdenkliche Stimmen nach solchen schrecklichen Anschlägen werden u. U. schnell, zu schnell verdächtigt, Sympathien für die Täter zu haben. Aber Vorsicht, wir müssen die Tat und deren Rechtfertigung (die niemals gegeben sein kann) trennen von den Ursachen, die zu solchen Taten führen, bzw. Menschen dazu bringen, solche Verbrechen zu begehen. Nur wenn wir diese Ursachen, also die Antworten auf Deine Fragen kennen, werden wir den Terror beseitigen!

Noch wissen wir nicht, wer die Anschläge verübt hat. Aber nehmen wir einmal an die ETA. Kein vernünftiger Mensch, ja nicht einmal die meisten Unvernünftigen kämen dann jemals auf die Idee, das Baskenland zu bombardieren und Tausende von Unschuldigen zu töten. Mit polizeilichen Massnahmen müsste die Bekämpfung der ETA fortgesetzt werden und gleichzeitig (!) müsste mit einer klugen Politik, die den Basken entgegenkommt, den Terroristen im Baskenland der politische Nährboden entzogen werden. Die Terroristen bekämpfen und durch die richtige Politik dem Terrorismus die Wurzeln nehmen!

Ähnlich muss vorgegangen werden, wenn sich herausstellen sollte, dass die Anschläge durch die Al Qaida erfolgten. Hier hätte ich allerdings dann schon die Furcht, dass vielleicht schon wieder die Unvernunft obsiegt und Flächenbombardements angeordnet werden. Hierdurch jedoch wird der Terror ausgesäht und vermehrt. Jeder Tod eines Unschuldigen wird neue Terroristen nachwachsen lassen. Der Staat, die Staaten, müssen besser sein als ihre Feinde! Sie müssen das Leben respektieren und dürfen die Rechtstaatlichkeit nicht aufgeben. Leider wird aber gerade dieses bei dem unseligen "Krieg gegen den Terror" nicht beachtet (s. Link).

Wir haben das große Unglück, dass wichtige Staatsmänner der westlichen Welt in ihren Handlungen keine Menschlichkeit mehr an sich haben und wie ein Spiegelbild der Terrorfratze erscheinen. Auch ihre Opfer sehen in ihnen nur "Terroristen" und so können sie des Terrors nicht Herr werden, denn dazu gehört, dass versucht werden muss, nicht nur mit starker Hand die Terroristen zu bestrafen, sondern es muss verstanden werden, warum Menschen diesen unbändigen Hass entwickelt haben. Unvoreingenommen gehört gefragt, ob der Nährboden für den Terrorismus nicht beseitigt werden kann. Was nutzt es einer Hydra Köpfe abzuschlagen? Es muss andere Wege geben.

Mit freundlichen Grüßen. Karl

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/panorama/0,1518,290235,00.html


schorsch antwortete am 12.03.04 (17:56):

Im Moment sehe ich nur, dass die Amis, die lauthals verkündet haben, sie hätten Bin Laden eingekesselt, ihn offenbar doch noch nicht so stark eingekesselt haben, dass er nicht noch mit langem Arm bis tief nach Europa recken kann....


iustitia antwortete am 12.03.04 (20:20):

Ein Medien-Problem... D.h. banal übersetzt: ein Vermittlungs-Problem. Weil sich so viele Eitle, Ignoranten, Unaufgeklärte, Zukurzgekommene in der Zeitung, dem Radio - und dem T-Wau-Wau-V wiederfinden wollen. Sie sind so eitel wie "Normal"-Politiker, die nicht so böse, so kriminell in der Wahl ihrer Mittel sind.


Wolfgang antwortete am 13.03.04 (05:46):

Nehmen wir an, es sei ein innerspanisches Problem. Nehmen wir an, es seien baskische nationalistische Terroristen gewesen. Dann kennen wir auch die Ursache fuer den Terror (wenn die Annahmen stimmen).

Es ist also zu fragen:

Warum wird den Basken ihre gewuenschte Autonomie nicht endlich gegeben ? Warum verweigert die spanische Regierung die den Basken ? Ist der Preis - der Terror - fuer eine zentrale spanische Macht nicht zu hoch ?


mart antwortete am 13.03.04 (07:18):

Jedenfalls haben diese Gebiete eine Autonomie, von der Bayern nur träumen kann!


"ETA will Terror, nicht Unabhängigkeit

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG geht mit der baskischen Untergrundorganisation hart ins Gericht.

"Dass das Baskenland und die baskische Kultur durch Madrid unterdrückt würden, ist im heutigen Spanien eine Mär, die sich nicht aufrecht erhalten lässt. Das Baskenland geniesst unter allen spanischen Regionen die grösste Autonomie."

"Zwar habe sich die Regierung Aznar gegenüber nationalistischem Aufbegehren äussert hart und kompromisslos gezeigt, aber sie wisse dabei grosse Teile der Bevölkerung hinter sich. Mit den jüngsten Bombenanschlägen habe die ETA den Konservativen Aznars Wahlhilfe geleistet.

"Allein daran lässt sich ablesen, dass es den Terroristen nicht um die Unabhängigkeit des Baskenlandes geht, sondern darum, das Land zu spalten. Zwietracht, Terror und Unsicherheit – das ist das Ziel der ETA."


mart antwortete am 13.03.04 (07:27):

Seit 1978 besteht ein Autonomiestatut, das der Region weitgehende Selbstverwaltung, Steuer- und Kulturhoheit sowie eine eigene Polizei zusichert.


julchen antwortete am 13.03.04 (07:56):

och, tschulligung, Schorsch.........

.............Im Moment sehe ich nur, dass die Amis, die lauthals verkündet haben, sie hätten Bin Laden eingekesselt, ihn offenbar doch noch nicht so stark eingekesselt haben, dass er nicht noch mit langem Arm bis tief nach Europa recken kann....

.........aber waer das wohl DERSELBE Bin Laden, der
neulich noch sooo unschuldig war?????..........
wollte bloss mal gefragt haben.....aber es hiess doch
die ganze Zeit, dass Bin Laden, der Aermste, Unschuldigerweise Verfolgt wurde von den boesen boesen Amis....wo er doch mit NIX was zu tun hatte....

Und dabei hatte Karl doch grade oben aufgerufen
dass Die, die:

...schnell bei der Hand sind mit Urteilen und mit den Fingern auf bestimmte Menschen oder Gruppen zeigen...

sich maessigen sollen..

Wolfgang koennte bis jetzt recht haben: es koennte immer noch angenommen werden dies sei ein
Inner-spanishes Problem.
Einen kommentar zu dieser waere Anmassung meinerseits, da ich absolut Null Ahnung habe was
das dortige Problem ist.

Aber hema's Title: Warum haben Terroristen zur Zeit
Hoch Saison?--- ist irrefuehrend.

Terroristen haben seit etlichen Jahrzehnten Hoch Saison - wer's noch nicht gemerkt hat.

Einem Ihrer "Gurus" den Friends Nobel Preis zu verleihen HAT NICHT geholfen sondern lediglich
validiert.


mart antwortete am 13.03.04 (08:21):

Terroristen werden so lange Hochsaison haben, solange es Menschen gibt, die diese Art der Durchsetzung von Ideen irgendeiner Art verstehen und verteidigen.

Daß sich der Terror dabei verselbstständigt und getrennt vom ursprünglich (vielleicht) gerechtfertigten Motiv als Böses Böses gebiert, wird von denjenigen, die Verständnis mit dieser "politischen" Methode haben, übersehen.


ricardo antwortete am 13.03.04 (08:40):

Die meisten Basken distanzieren sich entschieden von den Terrorgruppen, diese wollen ja auch garnicht Unabhängigkeit,sondern Macht, Zerstörung und Chaos.
Nur auf diesem Feuer können sie ihr Süppchen kochen!

Auch bei uns gibt es einige, die gerne Terrorist spielen würden
als Nachfolge der RAF.
Es sind diejenigen, die den Terror selbst in dieser Form noch verteidigen und sich jetzt ein böses Baskenmützchen aufsetzen.


Karl antwortete am 13.03.04 (09:27):

@ julchen

du schreibst "die ganze Zeit, dass Bin Laden, der Aermste, Unschuldigerweise Verfolgt wurde von den boesen boesen Amis....wo er doch mit NIX was zu tun hatte.."

Das habe ich hier nirgends und von niemandem gelesen.

@ ricardo:

du schreibst "Auch bei uns gibt es einige, die gerne Terrorist spielen würden
als Nachfolge der RAF. Es sind diejenigen, die den Terror selbst in dieser Form noch verteidigen und sich jetzt ein böses Baskenmützchen aufsetzen."

Was meinst Du mit "bei uns"? Ich bitte um eine Spezifizierung, denn du kannst ja niemanden hier im ST meinen. Entsprechendes habe ich nirgends gelesen und würde hier auch nicht stehenbleiben.

Ist Wahrhaftigkeit eigentlich noch ein Wert? Gestern meinte meine Frau zu mir: "Nie wird so ausfällig und gehässig diskutiert, als wenn es um den Frieden geht".

Kann angesichts der Ernsthaftigkeit der Lage nicht versucht werden, ein Gespräch zu führen, anstatt den Gegenüber zu versuchen mit bösartigen Unterstellungen mundtot zu machen?


ricardo antwortete am 13.03.04 (10:51):

Karl
bei uns meint bei uns und das bedeutet für mich in unserem Land.
Schließlich hat der Verfassungsschutz schon noch zu tun.
ich habe damit niemanden hier persönlich gemeint!
ok?


Karl antwortete am 13.03.04 (11:12):

ok :-)


Wolfgang antwortete am 13.03.04 (12:01):

Bekannt ist, dass TerroristInnen nicht als solche auf die Welt kommen, sondern per Sozialisation zu TerroristInnen (gemacht) werden. Bekannt ist auch, dass bestimmte Umstaende zum Widerstand, im extremsten Fall zum bewaffneten Widerstand, zum Terrorismus fuehren (z. B. Unterdrueckung der als fremd definierten Sprache, Kultur, Religion etc., fehlende ausreichende Autonomie, Druck, gefaelligst in der als gueltig definierten Gesellschaft aufzugehen, die eigene Identitaet aufzugeben...) .

Bekannt ist weiterhin, dass Polizei- oder Militaeraktionen bei den Betroffenen die Bereitschaft ansteigen laesst, TerroristInnen zu unterstuetzen oder selbst TerroristInnen zu werden.

All das ist bekannt. Und trotzdem ziehen die Verantwortlichen keine vernuenftigen Schluesse daraus. Im Gegenteil: Staaten gehen zunehmend dazu ueber, das Recht auszuhebeln, ja den Terror selbst als Mittel der politischen Auseinandersetzung zu verwenden.

Das Ergebnis:

Die terroristische Gewalt nimmt immer mehr zu. Das gemeinschaftliche Leben wird immer gefaehrlicher. Die Vernuenftigen ziehen sich zurueck. Die unvernuenftigen Racheengel beherrschen zunehmend das Geschehen. Diskussionen uebers Thema werden nicht mehr ernsthaft gefuehrt. DiskutantInnen, die sich gegen jeden Terror stellen, auch gegen den staatlichen und semi-staatlichen Terror, werden in einer grotesken Verdrehung der Tatsachen verdaechtigt als UnterstuetzerInnen des Terrors. Die naechsten Terroranschlaege, noch grausamer und noch verheerender, sind unter diesen Umstaenden (nicht nur in Spanien) vorprogrammiert.


Wolfgang antwortete am 13.03.04 (12:08):

Noch ein Link zum Thema und eine Beispiel dafuer, wie man Bedingungen schafft, unter denen der Terror und TerroristInnen wachsen und gedeihen:

SPIEGEL ONLINE - 13.03.2004
RELIGIOESE SYMBOLE AN SCHULEN
Kein Kopftuch, keine Kutte?
In Baden-Wuerttemberg geht das Ringen um ein Kopftuchverbot weiter. Bei einer Landtagsanhoerung bewerteten fuehrende Rechtsexperten das geplante Gesetz extrem unterschiedlich. Unterdessen hat Kultusministerin Annette Schavan (CDU) eine weitere muslimische Lehrerin vor die Tuer gesetzt.
Von JOCHEN LEFFERS
https://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,290423,00.html

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,290423,00.html


mart antwortete am 13.03.04 (12:37):

fürwahr ein Grund und eine Ursache für das Wachstum vom Terror:-((


werner antwortete am 13.03.04 (12:55):

Mit Verlaub halte ich gerade die Theorie von Wolfgang für falsch. Diese Theorie erhöht nur die Bereitwilligkeit irgendwelcher Handlanger sich für die vorgegebenen Ziele einer Organisation einspannen zu lassen ist aber nicht entscheidend für die Organisatoren.
Hier meine Überlegung zum Terroristen und ich versuche das Schema möglichst einfach zu halten, denn es geht dabei auch nicht um grosse Theorien oder hehre, zu erreichende Ideale. Ihr könnt es lesen und dann auf die IRA, RAF, Hamas,AlQuaida, ETA und was Ihr wollt anwenden. Ich glaube es passt. Die eigentlichen Terroristen sind für mich die Drahtzieher/Machthaber oben genannter Organisationen. Dann gibt es noch die Doofies, die Bombenleger, die sich im Idealfall für den Drahtzieher noch selbst mit in die Luft sprengen. Idealfall deshalb weil der Drahtzieher dann auch noch einen Märtyrer für die 'Sache' vorzeigen kann. Wie werde ich also Drahtzieher? Schliesslich will ich Macht und Geld.
Ich nutze zwei entscheidende Voraussetzungen: Die erste von staatlicher Seite und die zweite von meiner Seite.
a- die staatliche Seite: Durch ungerechte Gesetzgebung (z.B. Nordirland, Franco-Spanien) wird eine Bevölkerungsschicht benachteiligt. Die Benachteiligung kann auch auf andere Weise erfolgen (z.B. wirtschaftliche Benachteiligung, militärische Unterdrückung). Diese Benachteiligung muss nicht einmal mehr aktuell sein sondern bereits zur Geschichte des entsprechenden Gebiets gehören. Dazu gehört aber unbedingt, dass der Staat nicht in der Lage ist sein Machtmonopol in diesem Gebiet aufrecht zu erhalten - entweder durch Mangel an eigenen Möglichkeiten oder durch erzwungene Rückendeckung eines Bevölkerungsanteils, wenn es mir gelungen ist meine Organisation so stark auszubauen, dass die betroffene Bevölkerung bereits Angst vor mir hat.
b- was kann ich tun um reich und mächtig zu werden?: Unter den Benachteiligten/Unterdrückten bilde ich eine Gruppe skrupelloser Menschen, die sich an der Benachteiligung bereichert (finanziell und an Macht - was ja miteinander verbunden ist). Eine politische Lösung wird von uns verhindert, da wir ansonsten an Macht/Finanzen verlieren würden. Also halten wir diejenigen welche in unserem Einflussbereich leben, in dem Glauben, militärische (aber eigentlich terroristische) Aktionen würden zu einem Ende der Benachteiligung führen. Denn wir führen ja einen vaterländischen oder heiligen Krieg. Es ist von Nutzen wenn ich dann noch einen Nobelpreis bekomme.
Ihr könnt Euch jetzt die Namen der Terrororganisationen, die Namen ihrer Anführer und die betroffenen Länder aussuchen und nachvollziehen ob das Schema passt. Es geht nicht um politische Ziele: Sagen wir die ETA gewinnt. Wo will sie hin mit ihrem freien Baskenland? Wieder in die EU? Wo will die IRA hin? Nach Irland und somit wieder in die EU und zu den Briten? Wo will die Hamas hin? In ein unabhängiges Palästina um wieder in Israel arbeiten zu gehen? Warum gibt es keine katalanische ETA oder wie sie dann heissen mag? u.s.w. u.s.w.


Medea. antwortete am 13.03.04 (13:03):

Es wird immer verrückter .....
Nun wird der Streit um das Tragen oder Nichttragen des islamischen Kopftuches für Lehrerinnen auch noch als mögliche Ursache für künftige Terroranschläge vermutet.....


Wolfgang antwortete am 13.03.04 (13:43):

Und doch ist es so, Medea... Die permanenten Diskriminierungen (zu denen das Kopftuchverbot gehoert), denen die islamischen Communities seitens der 'christlichen' Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt sind, wird die Bereitschaft zur Gewalt bei Muslimen erhoehen.

Ich habe in letzter Zeit oft mit Muslimen gesprochen... Menschen wie Du und ich... Keine TerroristInnen oder UnterstuetzerInnen von TerroristInnen... Ganz normale Menschen. Deutlich herauszuhoeren war ihr Gefuehl des Fremdseins und der Unterdrueckung. Deutlich herauszuhoeren war auch, dass sie sich bei uns mittlerweile als Menschen zweiter Klasse fuehlen.

Das ist der Stoff, aus dem TerroristInnen gemacht werden.


werner antwortete am 13.03.04 (13:43):

Wie ich bereits bei einem anderen Thema schrieb: Wolfgangs Art der Argumentation wandelt auf einem schmalen Grad zwischen Suche nach den Ursachen und Suche nach Rechtfertigung für derartige Verbrechen.
Soll damit angedeutet werden, dass das Verbot ein Kopftuch zu tragen, einen Menschen dazu bringen kann einen anderen Menschen zu ermorden?


Wolfgang antwortete am 13.03.04 (13:55):

Ja... Genau das soll angedeutet werden.


ricardo antwortete am 13.03.04 (14:23):

Fälschlich wird auch hier wieder von einem "Kopftuchverbot "gesprochen.
Überall sieht man Frauen mit dem Kopftuch, auf der Straße, in allen möglichen Veranstaltungen, in der ÖFFENTLICHKEIT.
Das Verbot bezieht sich ebenso wie in einem islamischen Staat, der Türkei, lediglich auf die Schulen!
Wieso wird eigentlich dann hier die Türkei wegen ihres Verbotes nicht diffamiert!
Die wissen dort genau, daß dieses Emblem des Fundamentalismus instrumentalisiert wird. und haben die BRD davor gewarnt, die Türkei mit der Zulassung zu unterlaufen!,
Auch türkische und iranische Frauen in Deutschland protestieren gegen die Zulassung des Unterdrückungssymbols für öffentliche Ämter!
Aber von solchen Dingen weiß Wolfgang natürlich so gut wie nix!


mart antwortete am 13.03.04 (14:27):

Wolfgang,

nun bleibt mir die Spucke weg und ich spüre einen Knödel im Hals:-((((


seewolf antwortete am 13.03.04 (15:14):

Bedaure - Wolfgang...

aber: ab jetzt lese ich nichts mehr von Dir.

Wird diese Diskriminierung dazu führen, daß Du Dich als Mensch 2. Klasse fühlst mit den von Dir genannten möglichen Folgen?!

Daß ich nicht lache...


hl antwortete am 13.03.04 (15:28):

<<Die permanenten Diskriminierungen (zu denen das Kopftuchverbot gehoert), denen die islamischen Communities seitens der 'christlichen' Mehrheitsgesellschaft ausgesetzt sind, wird die Bereitschaft zur Gewalt bei Muslimen erhoehen.
[..]
Deutlich herauszuhoeren war ihr Gefuehl des Fremdseins und der Unterdrueckung. Deutlich herauszuhoeren war auch, dass sie sich bei uns mittlerweile als Menschen zweiter Klasse fuehlen.

Das ist der Stoff, aus dem TerroristInnen gemacht werden.>>


Ich kann das sehr gut nachvollziehen.

Warum bleibt da jemanden die Spucke weg?

Wie entsteht denn Gewalt, wie, die Bereitschaft zur Gewalt bei den ganz normalen einfachen Menschen?

Durch Unterdrückung, durch Diskriminierung, durch Armut und Hunger.


seewolf antwortete am 13.03.04 (16:34):

ach - hl ...

dann sind sicher die mit Handy ausgerüsteten, mit Pommes frites und Cola-Pops gestopften, mit Designerklamotten bekleideten deutschen Schulmädchen, die ihre Schulkameradinnen brutal mißhandeln, auch "unterdrückt", "diskriminiert", "arm" oder "hungrig"...

Es gibt weiß Gott viel viel mehr Menschen, die unter den von Dir genannten Erscheinungen wirklich leiden, als es Gewalttätige oder Gewaltbereite gibt.

Nee - da muß es wohl doch an etwas anderem liegen, ob jemand Leute in Zügen oder Flugzeugen oder Cafés in die Luft jagt oder nicht !!!


hl antwortete am 13.03.04 (16:52):

Sehr richtig, diese Schulmädchen sind unterdrückt, diskriminiert von Eltern (die genaue Erläutering spare ich mir hier) und arm an bzw. hungrig nach Liebe, Beachtung und Zuwendung. Auch das führt zu Gewalt.


seewolf antwortete am 13.03.04 (16:54):

Schön ...

... und nun? Was machen wir jetzt mit dieser Deiner Erkenntnis über Ursachen von Gewalt? Trösten wir die Opfer?


Karl antwortete am 13.03.04 (17:18):

In Ergänzung meiner obigen Ausführungen ist noch festzustellen, dass nicht jeder, der vorgibt nach Gründen für den Terror zu suche, gleich per Definition eine nachdenkliche Stimme sein muss. Zwar ist hier schon das eingetreten, was ich befürchtet habe, dass nämlich die Suche nach Ursachen mit Sympathie verwechselt wird, aber das "Kopftuchverbot" ist m. E. für die gegenwärtige Terrorwelle als Erklärung ungeeignet. Das "Kopftuchverbot" ist noch nicht Gesetz und das letzte Wort wird sicherlich das Bundesverfassungsgericht sprechen.
Richtig ist allerdings, dass die Diskriminierung von Minderheiten den Keim für Gewalt in sich tragen kann. Gerade deshalb ist auch Integration so wichtig.


seewolf antwortete am 13.03.04 (17:23):

Karl -

wie soll denn eine Gesellschaft eines beispielsweise europäischen Landes irgendwelche identifizierte "Ursachen für Terrorismus" in einem beispielsweise vorderasiatischen Land bzw. in dessen Gesellschaft "beseitigen"?

Gilt es nicht zunächst einmal, das Einströmen von terroristischer Gewaltbereitschaft in hiesige Gebiete möglichst zu unterbinden?

Welche Prioritäten setzen wir?


schorsch antwortete am 13.03.04 (17:27):

julchen, wenn ich gegen das eine Übel schreibe, heisst das noch lange nicht, dass ich für das andere bin. Ich nehme für mich in Anspruch, sowohl die Greueltaten der einen wie der anderen Seite zu sehen. Oder anders ausgedrückt: Ich nehme niemanden in Schutz oder nehme Partei für den, der als Rache für eine erlittene Untat einen Gegenschlag lanciert, der nur weitere unschuldige Opfer verursacht.


Karl antwortete am 13.03.04 (17:30):

@ seewolf,

da sind wir einer Meinung. Zuerst muss der akute Schutz kommen. Wie ich schon schrieb: Niemand möchte in einem Zug hochgehen.
Nur - wir springen zu kurz, wenn wir uns abschotten (bis zu welchem Grad würde das überhaupt gehen) und die Ursachenforschung vernachlässigen würden.


Medea. antwortete am 13.03.04 (17:31):

Aber Wolfgang -

wenn ich mich als Mensch 2. Klasse fühlen will, dann tue ich es leider auch -
das liegt dann aber ganz alleine an mir - und nicht an meiner Umwelt.


BarbaraH antwortete am 13.03.04 (17:57):

Wie sollten wir Europäer denn das "Einströmen von terroristischer Gewaltbereitschaft" unterbinden? (seewolf) Gerade das wird doch seit Jahren so eifrig versucht, indem nach immer mehr Polizei gerufen wird, nach Überwachung und Kontrolle jedes Plätzchens, Mülleimers, Gepäckstücks....

Niemand hat den Mut auszusprechen, dass ein wirklicher Schutz vor Terrorismus einfach nicht möglich ist. Wenn Menschen sogar bereits sind, ihr eigenes Leben bei einem Anschlag zu opfern, können noch so viele Kameras laufen und Polizisten an jeder Ecke stehen.

Wer Terrorismus bekämpfen will, muss weniger in Polizeischutz als
in Dialoge,
in das Eingeständnis der Tatsache ausbeuterischen Politik unsererseits,
in den Willen zur Änderung täglich praktizierter Ungerechtigkeiten u.v.m.
investieren.

Das ist natürlich weitaus schwieriger und langwieriger. Es würde vorallem erst einmal den Willen zu einer Änderungen der bislang geltenden Konditionen unter den verschiedenen Gruppen voraussetzen.

Eine Alternative sehe ich nicht.


hema antwortete am 13.03.04 (18:06):

Ich finde viele eurer Beitrag ganz toll und wahr.
Es wäre höchste Zeit, dass die Großen und Mächtigen unserer westlichen Welt auf die Bedürfnisse anderer Kulturen eingehen und ihnen ihre Eigenständigkeit nicht nehmen wollen. Auch muß die Ausbeutung ein Ende haben!

Weiters müssen wir alle lernen toleranter zu sein. Frei nach dem Motto, was du nicht willst, verlang auch nicht von den Anderen.

Und selber denken wäre ganz wichtig. Nicht jeden Blödsinn nachplappern und schon gar nicht aufhussen lassen.


Medea. antwortete am 13.03.04 (18:22):

Oh Herr - sieh Dein Volk an ......


werner antwortete am 13.03.04 (18:51):

Leider ist auf meine Definition eines Terroristen niemand eingegangen und so kann ich die späteren Beiträge nicht nachvollziehen. Ich hätte mir schon ein paar Gedanken dazu gewünscht. Betrachtet Ihr die Organisatoren und Planer solcher Attentate als Vertreter einer Ideologie oder als die Befreier der Unterdrückten? Den Organisatoren z.B. des Mordanschlags von Madrid, wer immer es auch war, sind Kopftuchverbot oder andere -aus seiner Sicht- Spielereien schnurzegal. Er hat ein auf sich und seine Organisation bezogenes Programm welches lautet mit wenig Aufwand und wenig Risiko möglichst viele Menschen umzubringen um seine Organisation im Spiel zu halten. Er führt einen Krieg für seine Ziele. Wie kann man solche Leute bekämpfen? Indem man Regierungen die solche Organisationen Unterstützen - wie z.B. Syrien - die finanzielle Unterstützung entzieht. Bei Saudi Arabien ist das schon schwieriger, da sich unsere Wirtschaft wegen des Öls prostituiert. Indem man die Verantwortlichen solcher Organisationen zur Verantwortung zieht und sie nicht mit Geldern reich macht. Indem man korrupte Regierungen als solche benennt und sie meidet. Natürlich ist jede Regierung mehr oder weniger korrupt. Wir sind alle keine Engel. Ich meine aber Regierungen in welchen ein paar Familiendynastien ihre Länder als Selbstbedienungsläden benutzt und die Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt und so Keimzellen für neues Bombenlegerfutter bildet.


mart antwortete am 13.03.04 (19:08):

Ich stimme dir vollkommen zu - 3.03.04 (12:55)


seewolf antwortete am 13.03.04 (19:21):

werner -

Du hast meine volle Zustimmung. Ich hatte in gleichem Zusammenhang an den Umgang mit einer Seuche erinnert. Isolation des Herdes ist unverzichtbar zur Eindämmung.


mart antwortete am 13.03.04 (19:31):

Über die Konsequenzen des Terrors in unseren Rechtsstaaten macht sich C.Winder im Standard folgende Gedanken:

"Die Ausweitung staatlicher Sicherheitsbefugnisse muss von entsprechenden Zuwachs an Kontrollrechten begleitet sein -


"Nicht jeder, der nach mehr Aktionsspielraum für die Polizei ruft, ist per se ein Faschist.

Nicht jeder, der sich um die Bürgerrechte Sorgen macht, ist per se ein Terroristenfreund. Es geht darum, gemeinsam gegen eine tödliche Gefahr vorzugehen und den Widerspruch von Freiheit und Sicherheit auf einer neuen Ebene produktiv zu diskutieren.

"Man wird auch nicht umhinkommen, Angehörigen jener Nationalitäten, Ethnien oder Religionen, von deren Rändern besonders häufig terroristische Aktivitäten ausgehen, zusätzliche Pflichten aufzubürden - zum Beispiel die, sich unmissverständlich zur laizistischen Verfassungsordnung der westlichen Staaten zu bekennen und sich ebenso unmissverständlich gegen radikale Milieus hin abzugrenzen.

"Diese Forderung hat mit Rassismus nichts zu tun, sondern sie sollte einem nüchternen Anerkennen dessen verpflichtet sein, was nun einmal der Fall ist. Aus missverstandener politischer Korrektheit heraus die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen macht keinen Sinn.

"Nur eine einvernehmliche Zusammenarbeit möglichst aller Bürger guten Willens kann die Terroristen daran hindern, mit ihren barbarischen Aktionen massenweise Hass und Intoleranz in die europäische Gesellschaft zu säen.

(DER STANDARD, Printausgabe, 13.3.2004)

Internet-Tipp: https://derstandard.at/?id=1599064


Medea. antwortete am 13.03.04 (19:44):

Werner -

auch ich betrachte die Planer und Organisierer solcher Attentate als Vertreter einer Ideologie und keinesfalls als Befreier von Unterdrückten.
Unterdrückt aber sollen a l l e diejenigen werden, die dieser Ideologie/Religion oder wie auch immer nicht folgen wollen - bis hin zur Vernichtung durch den Tod.


hema antwortete am 13.03.04 (23:34):

Wenn ihr wissen wollt, wo die großen Ohren zu finden sind, die trotzdem nicht fähig sind die großen Verbrecher zu finden (vielleicht wollen sie´s gar nicht) dann bitte nach sehen.

Artikel URL: https://de.news.yahoo.com/040302/336/3ws58.html


ricardo antwortete am 14.03.04 (09:29):

@werner
Es ist Mode geworden, den Terroristen nach dem Munde zu reden und deren Ziele als berechtigt, wenn auch die Mittel dazu als überzogen anzusehen.
Nach dem 11. September haben Leute wie etwa der unsägliche Drewermann getönt, die USA seien Schuld an dem Attentat mit ihrer Machtpolitik. und schließlich gab es Vermutungen, sie hätten alles selbst inszeniert.
Davon ist man jetzt gottlob abgekommen aber es gibt immer noch eine Mehrheit in Europa, die glaubt man könne den Terror beschwichtigen, indem man nichts dagegen unternimmt.
Herr Schily sieht für Deutschland keine Gefahr.
Hoffentlich hat er recht.
Aber das steht in den Sternen.


Wolfgang antwortete am 14.03.04 (11:14):

'Warum haben Terroristen zur Zeit Hochsaison' heisst das Thema... Vor dem Versuch einer vernuenftigen Antwort druecken sich die meisten. Muessten sie doch dann zugeben, dass sich staatlicher Terror (z. B. der der BUSH-Krieger und der der PUTIN-Krieger) und semi-staatlicher bzw. privater Terror (z. B. der in Spanien und der in Tschetschenien) gegenseitig bedingen und hochschaukeln.

So bleibt es beim kindischen Verurteilen des gegnerischen Terrors (der 'eigene' und fuer gut befundene Terror wird sowieso verschwiegen).

Das Spielchen geht weiter... Bis zum naechsten und naechsten und naechsten... Terrorakt. Der Terror ist fuer alle beteiligten Parteien zur unwidersprochenen Politik geworden.

Eines wird den Apologeten des 'Krieges der Kulturen' aber nicht gelingen: Sie werden die Sicherherheit, die sie uns als Ziel vorgaukeln, nicht schaffen... Im Gegenteil: Sie werden noch mehr Leichen produzieren.


mart antwortete am 14.03.04 (11:22):

Ich habe das Gefühl, der "Krieg der Kulturen" ist vor allem auf der "anderer Seite" auf den fruchtbarsten und furchtbarsten Boden gefallen.

Es ist legitim, die Intervention im Irak zu kritisieren, so wie es legitim ist, die Intervention im Balkan zu kritisieren.

Es ist genauso legitim, die Intervention im Irak und im Balkan für richtig zu halten.

Es ist aber eine Geschichtsklitterung, wenn man so tut, als ob der 11. September in New York und Hunderte andere Anschläge eine Folge der Irak-Invasion gewesen wären.

Denn die Reihenfolge war umgekehrt.


Wolfgang antwortete am 14.03.04 (11:54):

Nicht vergessen: Der 'Krieg der Kulturen' ist eine Erfindung aus rechten und rechtsextremen amerikanischen Think Tanks... Der 'Krieg der Kulturen' ist die passende Ideologie fuer den Krieg ums Oel. Der wird (auch ohne die idelogische Begruendung) schon seit vielen Jahrzehnten gefuehrt. Mr. BUSH und Mr. PUTIN sind nicht die einzigen, aber die derzeit furchtbarsten und gefaehrlichsten Vertreter der Kulturkrieger. Sie haben mit ihrem Terror (den sie Politik nennen) die Welt an den Rand des Weltkrieges gefuehrt.


mart antwortete am 14.03.04 (13:25):

Apropo Krieg der Kulturen

Vielleicht könntest Du auch einmal zur Abwechslung z.B. aus dem Buch "Wegzeichen" von Sayyed Qutb aus den 50 er Jahren, dem Vordenker praktisch aller militanten Islamisten und jetzigen Terroristen.


"Seiner Meinung nach gibt es keine islamische Gesellschaft mehr, und es wäre vergeblich, wollte man nach den Spuren des Islam in einer Welt suchen, die diesen längst verworfen hat. Die Welt ist nur noch Jahiliyya". [32] Diese Jahiliyya kann nur mit einer Bewegung zerstört werden. "Der wahrhafte Muslim muß mit der Jahiliyya brechen, mit aller Macht ihre Zerstörung betreiben und auf ihren Ruinen einen islamischen Staat errichten."

Wem das nicht genügt, der findet genügende Verwünschungen und Verteufelungen des Westens - und das lange bevor dem Think Tank dieses Buch entsprungen ist.

Irgendwie die Diskussion wie die nach der Frage, wer war zuerst da, Henne oder Ei:-((


BarbaraH antwortete am 14.03.04 (13:45):

Ägyptens Präsident Mubarrak warnte vor dem Krieg gegen den Irak, dass dieser Krieg hundert neue Bin Ladens gebären würde.

Seine Warnung wurde in den Wind geschlagen. Nun fragen wir mit großen erstaunten Augen:
Warum haben Terroristen zur Zeit Hochsaison?

Krieg ist kein Mittel, Terrorismus zu bekämpfen. Eine Verbindung von Saddam zu Bin Laden war eine von vielen Lügen der Bush-Krieger im Kampf um die letzten und größten Ölvorkommen unseres Planeten.

Terrorismus ist kein Feind sondern eine Technik. Eine weltweit eingesetzte Technik zur Erreichung unterschiedlicher Ziele ist nicht durch Kriege gegen Nationen zu bekämpfen.


Wolfgang antwortete am 14.03.04 (14:25):

Der sogenannte 'Krieg gegen den Terror' ist gescheitert... Er musste scheitern. Ist dieser Krieg der BUSH-Krieger und ihrer Vasallen doch selbst Terror gewesen. Gegen afghanische Menschen. Gegen irakische Menschen. Diejenigen, die diese gescheiterte Politik zu verantworten haben, werden erklaeren muessen, was sie ausser noch mehr Leichen und einer gestaerkten islamistischen terroristischen Bewegung bisher zustande gebracht haben.


BarbaraH antwortete am 14.03.04 (17:29):

In einem Interview mit Wolfgang Herles, dem Leiter des ZDF-Kulturmagazins "aspekte", sagt der in Großbritannien geborene Bestseller-Autor John le Carré u.a.:

>>Ich frage mich, was passiert wäre, wenn es nicht den Osama-Anschlag auf die Vereinigten Staaten gegeben hätte. Ich fürchte, dass auch dann eine rechte, neokonservative Gruppe auf ziemlich sinistre Weise die Macht übernommen hätte. Und dass Osama nur die Ausrede liefert, um auf messianische Weise gegen den Islam vorzugehen und ihn als Quelle der Angst zu nehmen.
(....)

Herles: Kann man Demokratie überhaupt exportieren, oder ist das ein Irrtum an sich?

Le Carré: Wir können sie nicht militärisch exportieren. Das ist Teil der Beschränktheit der amerikanischen Politik. Tatsächlich können wir Demokratie nur dadurch exportieren, dass wir Vorbild sind, durch Handel, mit dem wir Freunde schaffen, nicht Feinde.<<

Der vollständige Artikel ist nach problemloser Anmeldung zu lesen in der

WELT AM SONNTAG vom 14.03.04
"Demokratie lässt sich nicht militärisch exportieren"
Bestsellerautor John le Carré über den Kampf gegen den internationalen Terrorismus und Deutschfeindlichkeit in Großbritannien
von Helmut Herles
https://www.welt.de/data/2004/03/12/249883.html?s=1
https://www.welt.de/data/2004/03/12/249883.html?s=2

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2004/03/12/249883.html?s=1


ricardo antwortete am 14.03.04 (18:37):

John
schreib lieber wieder Krimis!
Das ist dein Metier.
Aber von Politik verstehste zu wenig!

"Leicht bei einander wohnen die Gedanken,.
Doch hart im Raume stoßen sich die Sachen."

Schiller meinte damit, man habe leicht reden, wenn man keine Verantwortung übernehmen muß.
Und Fehler machen ist menschlich, das gilt für uns hier ja auch!

Die Handelnden kritisieren is keen Kunststück!
Und am schlimmsten sind die,. welche glauben es besser machen zu können.


Karl antwortete am 14.03.04 (19:07):

@ Ricardo,

seltsam wie sich die Maßstäbe verrücken, wenn es einem in den Kram passt.

Du schreibst "Die Handelnden kritisieren is keen Kunststück!
Und am schlimmsten sind die,. welche glauben es besser machen zu können." bist aber, wenn ich das richtig gelesen habe, ein scharfer Kritiker der Handelnden bei uns, von Fischer und Schröder.

Diese Art Logik ist eben zweckgebunden ;-))


seewolf antwortete am 14.03.04 (19:09):

ricardo -

ich habe noch nichts davon bemerkt, daß auch nur EINE/R der hier postenden "Allesverstehn-Woller" einen einzigen pragmatischen Gedanken geäußert hätte, wie "man" es besser machen könnte...

Ich lese nur Lamenti - und ich spüre keinen Widerstand - keine Energie, die sich diesen weltweit agierenden Verbrechern entgegenstemmen will. Ich mache mir Sorgen um die nachwachsende Generation in Europa, die sich an irgendwem orientieren MUSS... aber schwerlich an jammernden Vorfahren, deren einziges Unisono lautet: um Gottes Willen nicht weniger Rente - dafür lieber weniger schlechtes Wetter in Deutschland !!!


Karl antwortete am 14.03.04 (19:58):

Lieber Seewolf,


dieser Vorwurf ist jetzt völlig daneben. Ich hätte den Terror z. B. nicht durch einen verbrecherischen Krieg gegen den Irak vermehrt. Ich lamentiere auch nicht, sondern ich klage an.

Wir waren uns einig, dass gegen den akuten Terrorismus Schutzmassnahmen notwendig sind. Wenn ich aber sehe wie Bush, Blair und Konsorten nichts Besseres zu tun habe als neues Unrecht zu begehen und den Terror zu vermehren, dann wächst in mir der Wunsch diese, die ich auch zu den Verbrechern zähle, genau wie jene vor dem Kadi zu sehen.


mart antwortete am 14.03.04 (19:59):

Nun, Lösungsansätze, die ich hier lese, gehen in diese Richtung:


Rückzug aus Irak und Afghanistan

Rückzug des Imperalistischen Westens offensichtlich in jeder Form aus allen islamischen Ländern


Interkulturelle Gepräche

Die Forderung, Terroristen- und Mörderbanden in ihren Motiven zu verstehen, da ihre Motive offensichtlich ehrenwert sind, nicht direkt ausgesprochen, aber mitschwingend.

Und die eher auch nicht ausgesprochene, aber unterschwellig vorhandene Überzeugung, wenn man den Terroristen gibt, was sie fordern, werden sie schon wieder zum Bomben aufhören.

Interessanterweise werden die große Lücken im Völkerrecht, die bezüglich Terror und die eigenen Leute massakrierenden Diktatoren bestehen, nicht gesehen.
Interessanterweise werden Menschenrechtsverletzungen der ärgsten Art sowohl in islamischen Ländern als auch in anderen Ländern nicht besonders kritisiert.
Die Verletzung der Flüchtlingskonvention in islamischen Ländern ist kein Thema.
Es wird auch nicht der Rückzug aus Bosnien gefordert - auch dort eine mit dem Völkerrecht sehr schwer zu rechtfertigende Intervention.

Mir kommt das so vor als ob vor meiner Haustür jemand steht und mit der Bombe in der Hand fordert, ich soll weggehen, weil ich mir alles ungerechtfertigt angeeignet habe.
Wenn ich weggehe und das Haus, mein e-Werk und meine Wärmepumpen versinken im Unwissen und in der Untätigkeit, werde ich noch bedroht, weil ich nicht den Hausmeister spiele und Wissen vorenthalte.


hema antwortete am 14.03.04 (20:55):

@ mart
Die Welt ist nur noch "Jahiliyya". Kannst du mir erklären was das ist? Danke im voraus.

Bin nicht für die Bush-Krieger und auch nicht für andere Krieger. Aber ich bin froh, dass in Afghanistan die Frauen wieder Geld verdienen dürfen und dass die Mädchen dort wieder zur Schule gehen können. Sie hätten keine Zukunft gehabt. für mich als Frau gibt es außerdem nichts Schrecklicheres als wenn Kinder hungrig sind und ich als Mutter nicht weis wie ich ihnen helfen kann, weil ich kein Geld habe, bzw. nicht auf die Straße gehen darf um einzukaufen. (Männlicher Begleiter ???)
Diese Männer haben kein Herz und kein Gefühl. Sie sind die Terroristen der eigenen Familie und ihres eigenen Volkes. Es gibt nicht nur Mörder die den Körper töten, es gibt auch Mörder die die Seele morden. Auch hier wäre dringender Handlungsbedarf.


mart antwortete am 14.03.04 (21:59):

@hema

Jahiliyya = Unwissenheit, Barbarei

Aus https://www.taz.de/pt/2004/01/27/a0128.nf/text

„Die gesamte gegenwärtige Welt, in Ost wie in West, nennt Sayyid Qutb schlicht Jahiliyya:

ein Ausdruck, der im offiziellen religiösen Diskurs eigentlich die vorislamische Zeit bezeichnet, die nach koranischer Lesart von Dekadenz und Vielgötterei geprägt gewesen sein soll.

Nach Qutb ist jede Gesellschaft "jahili", so das Adjektiv, die sich nicht unter die Herrschaft Gottes begibt.

Im Prinzip ist "jede Gesellschaft, die heute existiert, jahilisch". Auch jene Gesellschaften in der islamischen Welt mithin, die von nominell muslimischen Herrschern regiert werden, aber nicht den islamischen Gesetzen folgt.
......
„Die Gründe für die Malaise sind laut Qutb in frühen wie in heutigen Tagen dieselben: "die Begierden" der Menschen und dass sie "sich selbst am wichtigsten nehmen". Die Menschen werden "vulgär", der Kapitalismus mit seiner "materialistischen Attitüde (ö) tötet allen Geist ab".
„Der Islam mit seiner radikalen Beziehung zum einen, alleinigen Gott ist aus solcher Perspektive das Gegengift zu Vielgötterei, zu Götzendienst, zur Unterwerfung - sei es unter die Gebote des Kommerzes oder die Herrschaft von Tyrannen. "Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Prophet", lautet seine Schlüsselformel.

Der Islam, so verstanden, ist eine Lebensart, ein Way of Life: die einzige Weise, in der der Mensch frei werden kann, weil er nur in der wahrhaft islamischen Gesellschaft niemand anderem dient als Gott. Bis heute versuchen sich islamische Fundamentalisten daher, mit einigem Erfolg, als die globale antimaterialistische Kraft schlechthin zu präsentieren.

„Manche Beobachter haben deshalb den extremistischen Islamismus, auch wenn er in der Praxis die Unterwerfung unter religiöse Führer und die Scharia fordert, mit den Worten "Anarcho-Islamismus" zu charakterisieren versucht.
„Erstaunlich, aber wahr, denn die Lehre Qutbs tritt mit einem großen Freiheitspathos zutage. Der Begriff der Freiheit ist ihr zentral: die Freiheit von der Unterwerfung unter die Gesetze Pharaos (womit jeder weltliche Herrscher gemeint ist).
Unterwerfung unter die Scharia ist Freiheit, denn die Scharia kommt von Gott.
Unterwerfung unter weltliche Gesetze, und seien sie von frei gewählten Parlamenten beschlossen, ist Unfreiheit, denn diese Gesetze wurden von Menschen gemacht.
Indem er sich Gott unterstellt, wirft der Mensch die Ketten weltlicher Knechtschaft ab.

„Um das Reich der Jahiliyya zu zerstören und eine islamische Gesellschaft zu errichten, müssen die Gläubigen zum Vorbild der "einzigartigen koranischen Generation" zurückkehren, der Gemeinschaft Mohammeds.

"Unser Ziel ist es, erst uns zu ändern und dann die Gesellschaft." Zu diesem Zweck muss zunächst eine Avantgarde entstehen: eine "aktive, harmonische, kooperative Gruppe", die in ihren Gesellschaften für den Islam kämpft.

Und die versucht, den Islam - "die einzig zivilisierte Gesellschaft" - über den Erdball zu verbreiten.

"Das Leben, das ihr lebt, ist niedrig", werde man den Ungläubigen zurufen, im Orient wie im Okzident.

Und man werde sie, wenn sie sich der Sache Gottes entgegenstellen, bekämpfen, so Qutb. Denn der Islam ist eine "universelle Freiheitserklärung" und darum eine Herausforderung für all jene Gesellschaften, in denen Menschen die göttlichen Attribute usurpiert haben. Die Muslime haben den Dschihad zu führen, und zwar nicht nur defensiv, sondern auch offensiv. Wie der Koran befiehlt: "Kämpft gegen die Freunde Satans."...

-----
"Meilensteine" von Qutb dürfte für den islamischen Fundamentalismus in etwa das darstellen, was das Manifest von Karl Marx einst für den Kommunismus bedeutete.

Internet-Tipp: https://www.taz.de/pt/2004/01/27/a0128.nf/text


Wolfgang antwortete am 14.03.04 (22:49):

Ricardos Behauptung, dass das Kopftuchverbot sich nur auf die Schulen bezieht, ist falsch. Faktisch ist das Kopftuchverbot weit verbreitet. Ich beziehe mich auf BARBARA JOHN, Ex-Integrationsbeauftragte des Berliner Senats. Die hat kuerzlich einen Artikel in der taz veroeffentlicht mit dem Titel "Eine fahrlaessige Debatte" (s. Link). Darin ist zu lesen:

"Ausserparlamentarisch wird das Kopftuchverbot bereits umgesetzt. Die Vertreibung kopftuchtragender Musliminnen aus der Berufswelt ist laengst in vollem Gange".

So weit das Zitat... Wer ist so dreist und will behaupten, dass die Jagd auf kopftuchtragende Musliminnen den inneren Frieden foerdern wird ?

Internet-Tipp: https://www.taz.de/pt/2004/02/27/a0185.nf/text


hema antwortete am 15.03.04 (08:53):

@ mart
Danke für deine ausreichende Erklärung. Ist nicht unrichtig in weiten Bereichen. Bin auch der Meinung, dass wir unsere Kindschaft bei Gott wieder einbringen müssen.
Trotzdem ist das was im Islam geschieht nicht immer richtig. Man darf nicht Andere töten. Ist ein Gesetz Gottes.
Und der Umgang mit Frauen (Prügeln wenn sie nicht gehorchen) ist auch nicht zu tolerieren. Frauen haben auch eine Seele und ein eigenes Leben. Helfen statt strafen wäre die bessere Lösung!!


Ziesemann antwortete am 15.03.04 (17:21):

Ich denke, wir müssen das Problem grundsätzlicher sehen:
1. Diese Form des Terrorismus ist Krieg, eine "neuer Krieg" (Herfried Münkler).
2. Krieg ist in der Geschichte der Völker und Staaten stets der Normalzustand gewesen- längere Friedensperioden wie bei uns in Europa (aber nur in Europa und auch dort nur zum Teil) seit 1945 sind die Ausnahmen.
3. Diese neuen Kriege unterscheiden sich fundamental von den klassischen seit dem 18. Jahrundert:
a) Nicht Staaten oder Herrscher stehen gegeneiander sondern kleine Gruppen gegen Gesellschaften.
b) Der Krieg ist für die Aggressoren sehr billig und kostet wenig eigenes Blut, kann deshalb praktisch unendlich lange durchgehalten werden
c) Der neue Krieg ist entstaatlicht, enthegt, es gibt in ihm nicht einmal ein bescheidenes Kriegsvölkerrecht
d) Die klassischen Instrumente der Kriegsverhinderung - Abschreckung und Sanktionsandrohung - wirken nicht (mehr). Mit was will ich einem der "Kämpfer" drohen, der ja sterben will?!
e) Die Ziele sind "weich", nicht Kollateralschäden an Zivilisten, sondern bewusst die Zivilisten, völlig Unbeteiligte, als Primärziele
4. Diese neue Form der Kriegsführung ist bereits jetzt höchst erfolgreich.
a) Schwächung des ökonomischen Potentials der westl. Zivilisation durch kostspielige Sicherheitsvorkehrungen
b) Mähliche Aushöhlung von Grundwerten durch erhöhte Sicherheitsmaßnahmen, z.B. schon auf den Flughäfen mit der Verletzung der Intimsphäre
c) Erpresung der Regierungen. Sie fangen an, danach zu schielen, ob eine bestimmte außenpolitische Option den Terror animieren könnte. - Man kann natürlich die Beteilung E am, Irak kritisieren, aber dass jetzt eine Handvoll Verbrecher erreicht, was Millionen von Demonstranten in E nicht erreicht haben, ist vom Formalen her bedrückend. Die Regierungen werden in ihren Entscheidungen unfrei, erpressbar.


mart antwortete am 15.03.04 (18:12):

Ziesel,

Ich glaube, an deiner Analyse ist alles stimmig und sollte uns zu denken geben.

Aber nun vom Allgemeinen wieder zu einem konkreten Beispiel:

In einem moslemischen Forum beklagte sich jemand, daß bei der Demo gegen das Kopftuchverbot am letzten Samstag in Köln "kaum einer da gewesen sei (so wie auch in Berlin oder anderswo)."

Eine Antwort darauf war:

"Ohne Dir zu nahe treten zu wollen Bruder, aber was erreicht man denn "auf der Strasse".
Wenn ich das schon höre:"Lasst uns auf die Strasse gehen und demonstrieren", da kringeln sich meine Locken auf dem Kopfe!
SIND DAS unsere MODERNE MITTEL, um unsere ZIELE DURCHZUSETZEN?"

Ich frage mich was hier unter modernen Mitteln verstanden wird - und inwieweit das eine Drohung beinhaltet.


Medea. antwortete am 15.03.04 (20:24):

Jetzt wäre doch ein wahrlich guter Grund für die Muslime,
g e g e n Terror und Gewalt auf die Straße zu gehen.....
Das Entsetzen über die Madrider Attentate muß doch auch ihren Lebensnerv berühren.


BarbaraH antwortete am 15.03.04 (20:46):

Ich war heute Mittag um 12.00 Uhr im Hamburger Hauptbahnhof, wo drei Minuten lang der gesamte Verkehr ruhte und die Menschen der Terroropfer gedachten:

Christen, Juden, Muslime, Buddhisten, Atheisten...
kurzum: ALLE MENSCHEN GEMEINSAM


mart antwortete am 15.03.04 (21:44):

Wie hellseherisch du bist, Barbara, daß du Atheisten und Buddisten etc. am Aussehen erkennen kannst, einfach bewundernswert:-)


ricardo antwortete am 15.03.04 (22:15):

Mart
die haben wohl alle kleine Schildchen getragen!


mart antwortete am 15.03.04 (22:23):

Du meinst den Davidstern für jeden; welch gruselige Vorstellung.-(


seewolf antwortete am 15.03.04 (23:12):

... es waren sicherlich auch einige Beobachter von Terror-Netzwerken dabei...


mart antwortete am 16.03.04 (00:09):

aus der taz Nr. 7310 vom 16.3.2004, Seite 11

"Gegen den Terror
Die Bomben von Madrid haben ganz Europa getroffen. Die Reaktion darauf kann nur sein, an Rechtsstaat und Demokratie festzuhalten und die Integration der EU zu fördern


...
"Es braucht wenig Fantasie, um auch dieses Kalkül hinter den Bomben von Madrid zu vermuten:
den Willen, die Staaten Europas auseinander zu dividieren, ja auch "Regierungen auszuwechseln".

"Genauso klar aber ist auch, dass der Al-Qaida-Terror keine wirklichen Unterschiede kennt, dass ihm die westlichen Gesellschaften in toto verhasst sind, dass Frankreich und Deutschland genauso auf seiner Liste stehen wie die USA, Spanien, Marokko, die Türkei.

"Al-Qaida benutzt heute den Irakkrieg, doch weder zeitlich noch logisch war dieser Krieg je konstitutiv für den Feldzug der Fanatiker.

"Nicht umsonst wurden vor wenigen Tagen Drohungen gegen Frankreich laut: Das Land müsse sich auf Anschläge gefasst machen, wegen des Kopftuchverbots in den Schulen.
Das allein schon verbietet jedes Räsonnieren darüber, ob der Anschlag von Madrid hätte "vermieden" werden können, etwa wenn das Land keine Truppen in den Irak entsandt hätte.

"Al-Qaida steht nicht nur für eine bisher einzigartige Brutalität des Terrors, sondern auch für eine Radikalität der Ziele, die von vornherein die Hoffnung ausschließen sollte, man könne es den islamistischen Terroristen "recht machen".

"Nichts ist mit al-Qaida verhandelbar, weder im nationalen noch im internationalen Rahmen: Eine Gruppierung, die die Demokratie, den Rechtsstaat, die plurale Gesellschaft bloß als Spielwiese der "Ungläubigen" sieht, auf der die ihr gotteslästerliches Treiben entfalten, wird sich nie mit weniger zufrieden geben als mit der Unterwerfung oder der Vernichtung des Feindes.

"Umgekehrt aber muss auch nach Madrid die Frage weiter erlaubt sein, was die Demokratien tun können, um nicht weiteres Wasser auf die Mühlen al-Qaidas zu leiten.

"Sicher: Es wäre fatal, wenn Mörder nun die politische Agenda in Europa diktieren und "Zugeständnisse" herbeibomben könnten.

"Ähnlich fatal wäre es aber auch, nun umgekehrt im Trotzreflex die Debatte darüber einzustellen, was richtig ist und was falsch im Kampf gegen den Terrorismus.

"Al-Qaida dürfte sich zum Beispiel über den Irakkrieg gefreut haben, der den Terror nicht bekämpfte, aber mit internationalem Recht brach und so zur hervorragenden Propagandawaffe bei den islamischen Massen weltweit wurde, an der sich die Demütigung der Muslime durch den westlichen "Satan" bebildern ließ.

"Al-Qaida würde es auch dienen, wenn nun in Europa selbst die islamischen Communities ins Fadenkreuz einer Generalüberwachung durch die Sicherheitsbehörden genauso wie eines Terror-Generalverdachts durch die Öffentlichkeit gerieten.

"Jede Schwächung der Legalität, international wie im Inneren, ist schon ein kleiner Sieg des Terrorismus und eine große Niederlage der Demokratien. Dort, wo nur noch Militärs und Fahnder die Regie führen, hat die Politik abgedankt, ist auch sie auf eine reine Kriegslogik eingeschwenkt.

"Europa dagegen bleibt nichts anderes, als seine offene Gesellschaft zu verteidigen. Und auch auf dem Parkett der internationalen Politik auf Lösungen hinzuarbeiten - sei es im Nahen Osten, sei es im Irak -, die auf Konfliktbewältigung setzen, statt deren Eskalation hinzunehmen. Eine wirklich europäische Antwort auf den Terror wird es aber erst dann geben, wenn es auch ein politisches Europa gibt. ....."

Internet-Tipp: https://www.taz.de/pt/2004/03/16/a0179.nf/text.ges,1


Wolfgang antwortete am 16.03.04 (07:31):

Wichtig ist, dass die 'eigenen' Terroristen - die BUSHs, die BLAIRs, die AZNARs et al. - aus dem Verkehr gezogen werden. Sie haben grosses Unglueck auch ueber ihre eigenen Nationen gebracht. Ihr Terrorismus hat zu noch mehr (auch eigenen) Leichen gefuehrt. Die BUSHs, die BLAIRs, die AZNARs et al. sind Verbrecher. Sie gehoeren vor ein Gericht.


Ziesemann antwortete am 16.03.04 (09:02):

Fakt ist: Zum ersten Mal haben Terroristen eine bestimmte Wahlentscheidung herbeigeführt. Es ist eine andere Frage, ob die in Spanien gut oder schlecht war; entscheidend ist, dass nunmehr Regierungen danach schielen werden, ob eine politische Maßnahme die Terroristen erfreut oder ärgert. B-W z.B. muss fürchten, wenn es das Kopftuchverbot für Lehrerinnen an staatlichen Schulen einführt - unbeschadet ob das prinzipiell richtig oder falsch ist - zum Zielobjekt solcher Anschläge zu werden. Also liegt es nahe, das religiöse Symbol zuzulassen. Soweit scheint es zu kommen, oder ist es bereits so?
Die Terroristen eilen derzeit von Erfolg zu Erfolg, denn ihr Ziel ist die Unterminierung der freiheitlichen Ordnung mit ihren Grundwerten der Achtung vor den Menschenrechten, die westliche Zivilisation ökonomisch zu schwächen und politisch handlungsunfähig zu machen. - Wie nahe sind sie diesem Ziel?


Karl antwortete am 16.03.04 (09:18):

Der große, unverzeihliche Fehler von Aznar war es, in den Krieg zu ziehen (der den Terror vermehrt hat), obwohl 90%(!!) der Spanier dagegen waren. das nennt man die Arroganz der Macht.
Die Terroristen werden weiterhin von Erfolg zu Erfolg eilen, wenn ihnen nur die dämliche Gewaltpolik der US-Administration entgegengesetzt wird. Wollen wir überall die Verhältnisse wie im Nahen Osten hervorrufen? Dann Augen zu und drauf.

Der EU-Kommissar Prodi hat meine Meinung geteilt, als er gestern sagte, die Kriegskoalition habe den Terror vermehrt.

Aznar ist für die falsche Politik abgestraft worden. Der Irak hatte mit der Al Qaida nichts zu tun, diese hat erst jetzt im Irak Fuss gefasst. Das haben die Spanier erkannt und deshalb Aznars Partei abgewählt.

Die Kriegskoalition aus den USA, Großbritannien, Spanien et al. haben den Westen geschwächt und die Menschenrechte unterminiert. Dies ist zumindest nicht nur meine Sicht der Dinge und es sollte sich lohnen, auch einmal darüber nachzudenken.


mart antwortete am 16.03.04 (10:42):

Verwüstung statt Propaganda

Schrecken ist die einzige Botschaft des neuen Terrorismus
von Herfried Münkler

"Wer auch immer die Hintermänner und Ausführenden der Bombenanschläge von Madrid gewesen sind - es sind Akteure, die auf politische Sympathien für ihre Ziele, die sie vielleicht bei Einigen finden könnten, keinerlei Wert legen. Das ist der wohl wichtigste Unterschied zwischen den jüngeren und den klassischen Formen des Terrorismus: Der klassische Terrorismus wirbt um Unterstützung für seine Ziele, indem er bestimmte Personen gezielt ermordete. Dem Schrecken, den er in bestimmten Kreisen verbreiten wollte, sollten Hoffnung und Zuversicht in anderen Kreisen der Gesellschaft entsprechen. Die "Propaganda der Tat", von der die Terroristen des späten 19. Jahrhunderts sprachen, sollte gesellschaftliche Gruppen aus ihrer Lethargie reißen und ihnen zeigen, dass der politische Kampf mit den Mitteln der Gewalt um einiges effektiver geführt werden könne als ohne sie.


Nennen wir den Adressaten dieser Botschaft des klassischen Terrorismus den "zu interessierenden Dritten". Je nach den Zielen der Terrorgruppen kann es sich bei diesen Dritten um soziale Schichten oder ethnisch-nationale Gruppen handeln. Die russischen Bauern, die westeuropäische Arbeiterschaft, die Völker der Dritten Welt oder nationale und religiöse Minderheiten wurden auf diese Weise von terroristischen Gruppen zu mobilisieren versucht. Das war in einigen Fällen durchaus erfolgreich, und in anderen ist der Versuch dazu schon im Ansatz gescheitert. Der nationalrevolutionäre und ethnoseparatistische Terrorismus hat durchaus eine politische Erfolgsgeschichte aufzuweisen; beim sozialrevolutionären Terrorismus ist das so gut wie nicht der Fall.


Entscheidend an der politischen Ausrichtung des klassischen Terrorismus war jedoch, dass er durch seine Orientierung an politischen Sympathien bei der Auswahl seiner Ziele zu einer hohen Selektivität der Opfer gezwungen war. Anschläge, bei denen prinzipiell jeder zum Opfer werden kann, wie dies für die jüngeren Formen des Terrorismus typisch ist, waren für den klassischen Terrorismus dysfunktional. Sie hätten mit großer Wahrscheinlichkeit auch Menschen getroffen, die dem "zu interessierenden Dritten" zuzurechnen waren und hätten dadurch dessen angestrebte Unterstützung gefährdet. Man hat darum gesagt, die Handfeuerwaffe und das Dynamit seien die klassischen Waffen der Terroristen, und bis Anfang der 1990er Jahre war eine der von fast allen Terrorismusexperten geteilte Grundüberzeugung, dass Terrorismus und Massenvernichtungswaffen nicht zusammengehen könnten. Davon kann inzwischen nicht mehr die Rede sein.


Im Verlaufe der 1990er Jahre hat sich ein zunächst schleichender Strategiewandel terroristischer Akteure vollzogen, in dessen Verlauf der "zu interessierende Dritte" seine einstige Bedeutung und damit auch seine gewaltlimitierende Funktion verloren hat. Der Terrorismus hat seine Grunddirektive geändert, und aus einer "Propaganda der Tat" ist er zu einer modernen Form des Verwüstungskrieges geworden. Nicht länger geht es ihm darum, durch Gewaltanwendung politische Unterstützung zu mobilisieren, sondern er will dem Gegner einen auf Dauer untragbaren wirtschaftlichen Schaden zufügen, um so Konzessionen zu erzwingen oder dessen Willen zu brechen. Terrorismus ist heute nicht deswegen gefährlich, weil er politische Ziele verfolgt, die von vielen geteilt werden können, oder eine Lebensform darstellt, die einen romantisch-abenteuerlichen Abschied vom Einerlei des bürgerlichen Alltags verspricht, sondern weil er mit relativ geringem Aufwand in den urbanen Ballungsräumen moderner Gesellschaften Angriffsmöglichkeiten hat, die nicht zu schützen sind. Nicht so sehr die politische Stärke des Terrorismus, sondern die relative Wehrlosigkeit moderner Gesellschaften ist das Problem....."

Weiterlesen mag sich lohnen nach problemloser Anmeldung unter:

Internet-Tipp: https://www.welt.de/data/2004/03/16/251729.html


Karl antwortete am 16.03.04 (13:55):

Diesen Artikel finde ich interessant


Medea. antwortete am 16.03.04 (14:25):

Die westlichen Gesellschaften sollen zerbombt, demoralisiert, handlungsunfähig und ausgelöscht werden, dieses Ziel steckt m.E. hinter dem islamistischen Terrorismus. Da diese Leute davon ausgehen, als verlängerten Arm von Allah, also gewissermaßen in göttlichem Auftrag zu handeln, werden sie auch ohne jeden Skrupel weitermachen, ganz gleich, welche Strategie sich die angegriffenen Länder überlegen, welchen Kotau sie machen. Ich habe heute einen Kommentar im Radio gehört, nach dem der Westen sich darauf einstellen muß, mit terroristischen Anschlägen für die nächsten Jahre zu leben...


schorsch antwortete am 16.03.04 (14:59):

Wie sich doch die Terrorakte der Islamisten den Kreuzzügen der "Christen" ähneln!


Medea. antwortete am 16.03.04 (18:58):

Die Kreuzzüge der Christen fanden vor tausend Jahren statt .....


Wolfgang antwortete am 16.03.04 (20:10):

Du 'vergisst' zu erwaehnen, Medea, dass die modernen Kreuzzuege der BUSH-Krieger sich gerade vor unseren Augen abspielen. Als Feinde haben deren Ideologen im 'Krieg der Kulturen' (SAMUEL P. HUNTINGTON) die Muslime ausgemacht. Das ist kein Zufall; wohnen diese Menschen doch gehaeuft dort, wo es Oel gibt. Oel, an das die BUSH-CHENEY-Oel-Gas-Junta ran will. Weil aber auch die amerikanischen Menschen nicht gerne fuer Oel Blut lassen wollen, wird Mr. BUSH nicht muede, auf eine hoehere Instanz zu verweisen, die ihm sein moerderisches Projekt angeblich aufgetragen hat... Gott, daraus abgeleitet die Menschenrechte, oder was sonst noch so an 'Hoeherem' fuer Propagandazwecke gerade missbraucht wird (s. Link).

"I want to thank you all for serving the cause. The cause is just, the cause is right, and the cause is good. May God bless." (Applause.)

So betet ein moderner Kreuzzuegler... So beten es seine NachbeterInnen ihm nach... So reden die, die nicht sagen wollen, um was es wirklich geht: Um Blut fuer Oel.

Internet-Tipp: https://www.whitehouse.gov/news/releases/2004/03/20040312-5.html


mart antwortete am 16.03.04 (21:25):

Tun wir doch nicht so, als ob der Irakkrieg die Ursache für terroristische Anschläge in der Vergangenheit gewesen wäre, im Augenblick bietet er natürlich eine besonders für den friedliebenden Westen und seine Pazifisten eine sehr attraktive Erklärung.

Aber war nicht vor dem Irakkrieg auch schon etwas?
Und war nicht vor dem 11.Sept. auch schon etwas?

Aber nein, alle diese Anschläge wurden ja von den US und israelischen Geheimdiensten in Auftrag gegeben - ausgedacht im gr. Think Tank, so die simple Welterklärung.


Karl antwortete am 17.03.04 (08:24):

@ Mart

deine Fragen

Aber war nicht vor dem Irakkrieg auch schon etwas?
Und war nicht vor dem 11.Sept. auch schon etwas?

sind doch völlig unnötig. Niemand bestreitet das.

Wir sollten auch ein für alle mal feststellen: Niemand ist für den Terror hier. Wer will nicht ohne Sorgen Zug fahren. Es geht darum, dass der Terror durch falsche Politik nicht vermehrt werden darf. Der Irakkrieg hat den Terror vermehrt und vor allem Al Qaida nun im Irak eine feste Basis verschafft. Saddam und Al Qaida waren Todfeinde. Ich bin sicher Osama Bin-Laden hat sich diebisch gefreut über diese nicht nur moralisch verwerfliche, sondern auch noch dämliche Kriegspolitik der Amerikaner, die ihm doch nur in die Arme gespielt haben.


mart antwortete am 17.03.04 (15:30):

Nun über die diebische Freude der Terroristen und ihrer Denker bin ich mir auch sicher.

Auch darüber, daß die Drecksarbeit, Saddam zu entfernen für sie erledigt worden ist und sie sich nun gute Chancen ausrechnen dürfen, den nächsten Gottesstaat zu errichten.

Trotzdem werde ich nicht müde darauf hinzuweisen, daß die Taktik der "islamischen Weltrevolution" bereits 1950 geschrieben worden ist, im Westen aber nach wie vor unbekannt ist, obwohl das Programm, nach dem seither der radikale Islam arbeitet, dort so niedergeschrieben ist wie die Pläne Hitlers in seinem Bestseller.

Beide Bücher sind nicht umsonst äußert billig in vielen muslimischen Ländern zu erhalten.


Karl antwortete am 17.03.04 (15:43):

@ mart,


immerhin, eine gewisse Einigkeit scheint ja erzielbar zu sein. ich zweifel auch nicht daran, dass der islamische Terrorismus tiefgreifende ideologische Wurzeln hat. Wir dürfen nur nicht gegen alles muslimische einen Generalverdacht aussprechen.


mart antwortete am 17.03.04 (16:14):

Auch hier stimme ich vollkommen mit dir überein!

Der Unterschied liegt wohl in der Bewertung der Strategien der Islamisten. Diese arbeiten zuerst mit friedlichen Methoden, dann erst mit Gewalt (nachzulesen bei Qutb).

Scholl-Latour hat kürzlich im Fernsehen festgestellt, daß in der Türkei im Augenblick mehr Moscheen errichtet werden (mit saudischem Geld) als in den Zeiten des Sultanats - klingt für mich sehr unwahrscheinlich, aber diese Aussage hat meine ganze Familie gehört.

Wenn ich daran denke, daß die beanstandete moslemische Schule in Bonn ebenfalls mit Saudigeld errichtet und betrieben worden ist und die Lehrpläne aus Saudiarabien verwendet worden sind (jetzt ist ja die genaue Stundentafel bekannt geworden), erfüllt mich das mich tiefsten Unbehagen.

Ein Generalverdacht gegen alles Muslime würde allerdings den Sumpf, indem die Gotteskrieger und Gottesstaaterrichter fischen, vergrößern.

Deshalb meine ich, daß die Diskussion, wie die Integration der bei uns lebenden Menschen mit moslem. Bekenntnis erfolgreicher sein kann, ausgesprochen notwendig, ja sogar sehr drängend ist.


mart antwortete am 18.03.04 (17:55):

für mich drückt folgender Text eine wichtige Ursache für den heutigen Terrorismus aus:


Islam –Grundlage der neuen Weltordnung
von Musa Salim, der seit Jahren ein (islamistisches) „Islam-Zentrum“ in London leitet.





„Die [westliche] Öffentlichkeit hat vom Islam nichts zu befürchten.

"Denn unter dem Einfluss des Islams wird die Kriminalitätsrate sinken, der Zinswucher aufhören, das AIDS-Risiko verschwinden und sich Recht und Ordnung durchsetzen - alles wird besser werden.

"Deutlich schlechter geht es nur Geldverleihern, Steuerflüchtlingen und jenen Politikern, die behaupten, den Massen zu dienen und sie dabei für dumm verkaufen. Man darf mich nicht missverstehen – der Islam ist kein Utopia.

"Aber er bietet ein vielfach sichereres und besseres System an Werten und politischer Führung. Das westliche System von Demokratie, moralischem Abstieg und dem Kult des Individuums hat seinen Höhepunkt überschritten. Die Lebensphilosophie, die es vertritt, kann niemals zu einer sicheren und erträglichen Welt führen.

"Wie das kommunistische System, dessen Untergang schneller als erwartet kam, wird auch das westliche System untergehen.

"Und ich kenne kein anderes System als den Islam, das es ersetzen könnte. Immer schneller werden islamische Werte und Ideale die westliche Kultur durchdringen und schrittweise die Regierungen verändern.


"Ich sage voraus, dass dies innerhalb der nächsten 25 Jahre geschehen wird. ...

"Soweit es in unseren Kräften steht werden wir einen erbarmungslosen Krieg gegen den Westen und sein verrottetes System führen – aber natürlich nur mit unseren Parker Schreibern."




(Übersetzt nach: Musa Saleem: The Muslims and the New World Order, London 1993, 3 f)

Internet-Tipp: https://www.fgs.snbh.schule-bw.de/osaf-g/material/wg_islam.doc


ricardo antwortete am 18.03.04 (18:17):

Umstellung:
Also ich habe vergeblich versucht, einen Turban aufzutreiben und weiterer Nachteil: Bis mein Bart lang genug ist werden noch viele Monate vergehen.
Aber meine Frau hat sich einen schicken Tschador, dunkelblau, gekauft.
Man kann ja nie wissen!


Medea. antwortete am 18.03.04 (19:34):

Kommentar von heute in meiner Tageszeitung
von Joerg Helge Wagner

Fast eine Woche nach dem 200fachen terroristischen Mord von Madrid hat nun also auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland darauf reagiert. für ein Wort des Mitleids mit den Opfern wäre es auch gestern nicht zu spät gewesen - auch nicht für ein Wort des Abscheus darüber, daß fanatisierte Muslime solche Anschläge als legitimes Mittel im Kampf gegen wen auch immer ansehen. Beides häte von niemandem als Eingeständnis irgendeienr Schuld gewertet werden können. Es wäre schlicht menschlich und somit sympathisch gewesen.

Nadeem Elyas, der Vorsitzende des Zentralrates, ist durchaus auf das Ansehen seiner Glaubensgemeinschaft bedacht - doch das klingt dann so: "Die Extremisten sind nicht in den Moscheen zu finden."
Unterdessen weisen Islamwissenschaftlicher die Forderung nach Distanzierung vom Extremismus mit der Begründung zurück, daß die muslimischen Gemeinden in Deutschland zutiefst zersplittert und verschieden seien. Dann aber kann Elyas auch nicht alle Moscheen von Extremismus frei sprechen.

Genau hier liegt das Problem:
Man macht sich lieber zum Opfer vermeintlicher Diskriminierung, als daß man die Gründe für Verdächtigungen überzeugend ausräumt. Man stört sich vielmehr an Erwartungen, die diese Gesellschaft auch an jede andere Bevölkerungsgruppe hat:_ Kriminelle und Fanatiker nicht in den eigenen Reihen zu dulden. Nur so bleibt diese Gesellschaft nämlich auf Dauer, wie sie ist: frei, offen, tolerant.
Das sollten auch die hier lebenden Moslems zu schätzen wissen.

Die Weinerlichkeit aber, mit der von einigen zuweilen alle möglichen "Ängste" geäußert werden, ist nur schwer zu ertragen. Wer je mit offenen Augen durch Berlin oder irgend eine andere europäische Metropole gegangen ist, sieht sofort, wer leider immer noch echte Ängste ausstehen muß:
Es sind die jüdischen und nicht die moslemischen Bewohner.
Ja, die werden ja auch wegen "Israels Politik" bedroht, heißt es dann, oft Verständnis heischend. Aha.
Und wie oft sind Moslems zur Vergeltung für irgendwelche Exzesse moslemischer Staaten attackiert worden?
Zum Glück weitaus seltener, und niemand will hier ein Gleichgewicht des Schreckens.
Natürlich muß man deshalb auch Elyas Wort ernst nehmen, die islamischen Gläuubigen als Partner im Kampf gegen den Terrorismus zu sehen - aber bitte als Angebot, nicht als Forderung.
Wenn sich diese Partnerschaft als verläßlich und belastbar erweist, erledigen sich auch Ideen von selbst, die wirklich etwas Diskriminierendes haben: etwa jene, künftig Moscheen per Videokamera überwachen zu lassen.


ricardo antwortete am 18.03.04 (22:26):

Terroristen Hochkonjunktur
Hofnarren am Nullpunkt.

Dabei soll der Galgenhumor doch der beste überhaupt sein.
Ich habs ja versucht,
aber mißglückt ist auch daneben!


hema antwortete am 19.03.04 (10:11):

@ricardo zum Thema Hofnarren

Schwedische Hamas-Hilfe

STOCKHOLM. Die Internet-Homepage der palästinensischen Extremistengruppe Hamas wird von Schweden aus geführt. Sie enthält Huldigungen für Selbstmordattentäter und ruft zum Terror auf: "Frieden, Sicherheit und Entspannung auf der Erde wird es nicht geben, bevor die Juden ausgerottet sind und die Welt von ihrem Schmutz befreit ist". Die schwedischen Behörden sagen. sie seien technisch nicht in der Lage, dagegen etwas zu unternehmen.

OÖ Nachrichten vom 19.03.2004


mart antwortete am 19.03.04 (11:04):

Auszüge aus der Hama Charta sind natürlich im Internet abrufbar (in Auzügen)

zB.
"Missbilligung des israelisch-ägyptischen Friedensvertrages:

"Ägypten wurde durch das verräterische Camp-David-Abkommen aus dem gemeinsamen Kampf (gegen den Zionismus) herausgelöst. Die Zionisten versuchen, die anderen arabischen Staaten in ähnliche Abkommen hineinzuziehen ... Vom gemeinsamen Kampf gegen den Zionismus abzulassen ist Hochverrat; verflucht ist, wer eine solche Tat begeht." (Artikel 32)

Antisemitische Hetze:

"Das jüngste Gericht wird nicht kommen, solange Moslems nicht die Juden bekämpfen und sie töten. Dann aber werden sich die Juden hinter Steinen und Bäumen verstecken, und die Steine und Bäume werden rufen: 'Oh Moslem, ein Jude versteckt sich hinter mir, komm' und töte ihn.'" (Artikel 7)



Aus der Meldung im Standard:
"Obwohl auf der Homepage verneint wird, dass es sich um eine offizielle Präsentation handelt, gehen Experten davon aus, dass es eine direkte Verbindung der Homepage-Macher zur Führung der Hamas gibt. Unter anderem befinden sich laut "Ekot" auf den Seiten detaillierte und ständig aktuelle Informationen über "Operationen" der Extremistengruppe. Außerdem sollen die Seiten Huldigungen von Selbstmordattentätern und extreme antisemitische Propaganda enthalten. "Frieden, Sicherheit und Entspannung auf der Erde wird es nicht geben, bevor die Juden ausgerottet sind und die Welt von ihrem Schmutz befreit ist", zitierte der Sender aus der Homepage.

Laut einem Terrorexperten des schwedischen Verteidigungsministeriums ist es in Schweden besonders leicht, derartige Aktivitäten ungestört auszuüben. "Das kommt teilweise daher, dass wir auf so etwas nicht vorbereitet sind, keine Erfahrung haben und auch über keine Ressourcen verfügen", so der Experte Magnus Norell.(APA)"

(Private Frage an hema: Bist Du Orgelspielerin?)

Internet-Tipp: https://www.hagalil.com/archiv/2003/08/hamas.htm


ricardo antwortete am 19.03.04 (11:24):

@hema
Du kannst mich mit jederMenge schlimmer Meldungen erschlagen, so wie das was Mart schreibt ,
das sind sicher alles schreckliche Dinge.

Salcia Landmann, Autorin der Sammlung jüdischer Witze schreibt dazu im Vorwort, daß die besten Geschichten in der Zeit der schlimmsten Verfolgung enstanden sind, Seitdem die massive Verfolgung zurückging nach 1948, gab es keine neuen Geschichten mehr.

Was ich damit sagen will:
gerade wenn es überall brennt, sollte man den Humor nicht verlieren.

Oder kennt ihr nicht den Spruch:
Spaß muß sein bei der Leich, sonst geht keiner mit.
Ich habe gerade in letzter Zeit einige Beerdigungen erlebt,
wenn man dann hinterher im Kaffeehaus saß, da wurden Erinnerungen wach und wurde auch viel gelacht.
Damit wird es doch manchmal bisserl leichter oder?

Das meine ich.


Medea. antwortete am 19.03.04 (12:52):

Hallo ricardo:

hier geht es um mehr als um "Spaß muß sein bei der Leich, sonst geht keiner mit..." :-((

Bisher haben noch keine islamistischen Anschläge in Deutschland stattgefunden, aber die Einschläge rücken näher .....


ricardo antwortete am 19.03.04 (13:03):

ach Medea
ich hatte auch nicht erwartet daß es jemand versteht.
Wie du lesen konntest waren es die Verfolgungen im Holocaust, die manche Inspiration in diese Richtung gab, auch ein Film gab dafür ein Beispiel:
"Das Leben ist schön" wo jemand davon kam aus der Hölle von Auschwitz durch seinen Humor!
Aber es ist vergeblich; wenn man es so erklären muß
ist es vorbei damit.
Trotzdem ein schönes Wochenende am besten mit bisserl Humor.


Medea. antwortete am 19.03.04 (13:17):

Ricardo - ich hatte Dich schon verstanden .... ;-))


Aber mir brennt dieses Thema eben auch auf den Nägeln,
und dabei geht dann wohl mein sonstiger Humor flöten .....


ricardo antwortete am 19.03.04 (14:02):

Danke Medea für diesen Beitrag
ich hoffe aber auch auf deine Tolerierung für Beiträge, denen es nicht nur um den Ernst der Sache geht!


hema antwortete am 19.03.04 (17:07):

@ricardo
Terroristen Hochkonjunktur
Hofnarren am Nullpunkt.

Ich wollte dich nicht mit schlechten Nachrichten "erschlagen". Im Gegenteil, gebe dir mit den Hofnarren recht (meine damit überforderte Regierungen, die zu viel auf Andere !!!! hören).

privat: spiele nicht Orgel, aber Akkordeon.
Wie kommst du auf diese Frage?
hema4@aon.at


mart antwortete am 19.03.04 (17:56):

(privat: Menschenskind, Du bists, jahrzehntelang nichts gehört von dir, ja, ja ich bin immer noch ein musikalisches Wildschwein - Stichwort: Mrs.Poper)


hema antwortete am 30.03.04 (18:52):

@mart

Danke für deine Meinung. Aber kann sehr gut selber antworten. Wildschwein bin eigentlich keines!