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THEMA:   Steuerfreibetrag kostet Führerschein

 14 Antwort(en).

utelo begann die Diskussion am 09.03.04 (15:49) mit folgendem Beitrag:

Eben im 3SAT/ORF gesehen: Wegen z.B. einer Hüftoperation beantragte eine ältere Frau die Berücksichtigung von Krankheitskosten bei der Steuererklärung. Daraufhin wurde sie zu einem Amtsarzt geschickt, der wiederum zusätzlich Diabetes feststellte und somit eine Gefährdung der Verkehrssicherheit. Der Führerschein wurde für sie nunmehr auf 3 Jahre befristet. Ähnliches geschah auch bei anderen Personen.
Wäre so etwas auch hier in Deutschland möglich und sind solche Maßnahmen evtl. sinnvoll?
Dann noch die Weitergabe der persönlichen Daten, ist doch eigentlich rechtswidrig. Wenn man also ein paar Euro wegen entstandener Krankheitskosten sparen will, muss man damit rechnen, komplett durchleuchtet und dann mit "Strafe" belegt zu werden.
Was haltet ihr davon?


Gudrun_D antwortete am 09.03.04 (17:49):

Das geht noch weiter:
habe heute die Fliege-Sendung angesehen,mit dem Thema: Altersdiskriminierung

ungeheuerlich,was da vorgebracht wurde von Arzt,Zahnarzt und Betroffenen!

Frei nach dem Motto:

Ihr habt lange genug gelebt,mit welchem Recht wollt ihr noch adäquat behandelt werden.


maedel antwortete am 09.03.04 (21:40):

@gudrun

Die Sendung *Fliege* habe ich auch gesehen.
Ich finde es ungeheuerlich wie man mit Leuten umgeht, die dazu beigetragen haben,
dass der deutsche Staat seinerzeit wieder auf die Füsse gekommen ist.

Allmählich frage ich mich, gibt es keinen Respekt mehr vor dem Alter ??


radefeld antwortete am 10.03.04 (07:04):

Das ist auch eine Folge des Jugendwahns, der sich bei uns so eingenistet hat. Er wird in zunehmendem Maße offenbar zur Staatsdoktrin.
Eigenartig ist eigentlich nur, dass die eigenen Kinder, auch andere junge Leute persönlich, vor allem wenn sie uns direkt gegenüber stehen, ganz vernünftige Ansichten haben. Die populistische Masche der Regierenden muss aber doch irgend wo ihre (zustimmenden) Zuhörer finden?!
Ist schon so: Jeder möchte alt werden, keiner will alt sein.
Aber die sollten sich noch wundern, die gern vergessen, dass wir Alten ein (steigendes) Wählerpotential darstellen.
Noch, manche möchten das ändern(!), wiegt unsere Stimme genau so wie die jüngerer Leute.


jako antwortete am 10.03.04 (08:42):

Auch ich habe die Fliegesendung gesehen. Da wurde allerdings Haarsträubendes angesprochen, aber ich bin überzeugt, dies ist nur der Anfang einer Entwicklung, in der der Mensch immer mehr seine Würde und Selbstbestimmung verlieren wird. Besonders erschüttert hat mich die Tatsache, dass man aus Kostengründen alte Menschen frühzeitig in Pflegeheime abschiebt.
Mir kam dabei etwas Selbsterlebtes in den Sinn, als eine gute Freundin meiner Familie von den eigenen Verwandten in ein Pflegeheim gesteckt werden sollte (auch aus Kostengründen). Meine Familie und ich, bei denen sie sich ausweinte, haben darum gekämpft, dass ihr das Schicksal erspart blieb. Wer aber keine solche Unterstützung hat, ist als alter Mensch wehrlos.

Ich frage mich (und Euch), wie kann man solcher Entwicklung entgegensteuern? Kann man das überhaupt? Damit meine ich nicht nur, was die eigene Person anbelangt sondern unsere Gesellschaft allgemein.

jako


Gudrun_D antwortete am 10.03.04 (09:18):

*Die Würde des Menschen ist unantastbar*

Steht es nicht so in unserem Grundgesetz??

Alle Zeichen stehen dagegen auf Sturm!
Ich denke,keiner von uns Älteren kann das übersehen und fürchtet sich.

In Köln wurde durch die Initiative von Frau Hanne Schweitzer
ein Verein gegründet,inzwischen EV:

Büro gegen Altersdiskriminierung

Internet Tipp

Internet-Tipp: https://www.altersdiskriminierung.de


schorsch antwortete am 10.03.04 (09:41):

Viele Junge setzen, aus Angst vor dem Verlust des Erbes, alles dran, ihre alten Eltern ins Altersheim zu verfrachten. Und dann sind sie bass erstaunt, dass das Erbe dort noch schneller aufgebraucht ist, als wenn die Eltern im inzwischen billig gewordenen Eigenheim geblieben wären....


Irina antwortete am 10.03.04 (10:31):

"*Die Würde des Menschen ist unantastbar*
Steht es nicht so in unserem Grundgesetz??" (Gudrun_D)

Da man sich aber heute bei den alten Menschen so wenig - wie bei Fliege geschildert - danach richtet, muß daraus geschlossen werden, daß Alte nicht mehr als "Menschen" angesehen werden.

'Die Würde der Zahlenden ist unantastbar'.

Irina


jako antwortete am 10.03.04 (10:38):

Anstatt sich zu fürchten, sollte sich doch jeder Gedanken machen, wie er/sie dazu beitragen kann, dass sich in den Köpfen der Menschen etwas verändert. Oder wie man selber angstfrei dem Alter entgegensehen kann.
Ich bin der Meinung, dass man schlecht beraten ist, wenn man sich auf andere verlässt, egal ob die anderen nun der Staat oder die eigene Familie ist. Was nützen uns die besten Gesetze, wenn sie nicht befolgt werden?
Jeder Einzelne muss rechtzeitig die Weichen für sein Alter stellen (ein dickes Bankkonto ist, wie Schorsch schon sagt, keine Garantie), das haben mich Negativbeispiele in meinem familiären Umfeld gelehrt.
Ich habe jedenfalls nicht die Absicht, meine letzten Jahre mit Ängsten zu verbringen und tue alles, damit ich vor ihnen verschont bleibe. Bisher ist es mir gelungen und selbst, wenn ich meine Selbstständigkeit einmal verliere sollte, habe ich vorgesorgt. Das Wie, Wann, Wo und Mitwem, ist noch nicht spruchreif, aber Alternativen gibt es genug. Dazu brauche ich weder den Staat noch irgendwelche Behörden.

Da bekam ich gestern einen Anruf von meinem Konsulat. Der Angestellte wusste nicht, wie er seine Frage stellen sollte und druckste fürchterlich um den heißen Brei herum. ich meinte "Sie wollen doch sicher wissen, ob ich schon tot bin oder noch lebe, oder?". Er war erleichtert, dass ich ihm über diese Peinlichkeit hinweggeholfen hatte und wünschte mir fröhlich noch ein langes Leben.


York65 antwortete am 10.03.04 (11:42):

@Radefeld
.....aber die sollten sich noch wundern,die gern vergessen,dass wir Alten ein(steigendes)Wählerpontial dastellen......
In der DSP(Deutsche Senioren Partei) steht:Die Würde des Menschen ist unantastbar......sie wendet sich nachdrücklich gegen Ausgrenzung,Diskriminierung und Diffamierung der älteren Menschen....


DorisW antwortete am 10.03.04 (11:54):

Die Würde des Menschen ist unantastbar... seine Gesundheit ist demzufolge ein schützenswertes Gut.
Insofern besteht meine Würde unter anderem auch darin, dass ich im Straßenverkehr davor geschützt werde, dass dort verkehrsuntüchtige Menschen lebensgefährliche Waffen (ich meine Kraftfahrzeuge) einsetzen. *fg*


Geli antwortete am 10.03.04 (12:28):

Hallo Doris, als medizinischer Laie frage ich mich, ob eine Prostataoperation zu Fahrbeeinträchtigungen führen kann (das war hier in A der auslösende Fall zu einer solchen Diskussion)?


DorisW antwortete am 10.03.04 (12:50):

Liebe Geli,

als - ebenfalls - medizinischer Laie kann ich das natürlich nicht beurteilen. Wenn ich aber keiner wäre, würde mir das eine dürre Wort "Prostataoperation" mit Sicherheit nicht ausreichen, um mir eine Beurteilung anzumaßen. :-)

Letzten Endes ist das die Entscheidung des entsprechenden Mediziners, und natürlich kann man da Fehlentscheidungen nicht ausschließen.

Grundsätzlich finde ich es aber richtig, nicht verkehrstüchtige Menschen "aus dem (Straßen-)Verkehr" zu ziehen. Nicht umsonst ist Fahren unter Alkohol- und anderem Drogeneinfluss verboten. Zu einem schwerkranken, (sorry) tatterigen Menschen würde ich mich genauso ungern ins Auto setzen wie zu einem Betrunkenen.


BarbaraH antwortete am 10.03.04 (19:32):

Grundsätzlich sehe das wie DorisW. Außerdem ist die Überschrift zu dieser Diskussion irreführend, weil die Frau ihren Führerschein ja gar nicht verlor. Die Fahrerlaubnis wurde lediglich auf drei Jahre begrenzt. Danach besteht sicher die Möglichkeit einer Verlängerung. Ich halte diese Entscheidung für verantwortungsvoll.

Es ist ein großes Problem, dass die Fahrtüchtigkeit nach Ablegen der Prüfung nie wieder überprüft wird. In meinem Bekanntenkreis haben mehrere Frauen Angstzustände, weil ihre Väter (Ende 80), fast blind, sehr lange Reaktionszeit u.a.m. noch immer Auto fahren. Obwohl sie immer wieder auf ihre Väter einreden, schalten diese auf stur. Selbst nach einem von ihm verursachten Unfall mit Totalschaden bestellte sich einer dieser Väter sofort einen neuen Wagen.

Ich bin nicht der Meinung, dass man seine Fahrerlaubnis bei Erreichung eines bestimmten Alters zurückzugeben hat, wohl aber, dass ab einem gewissen Alter die Fahrtüchtigkeit überprüft werden sollte.


DorisW antwortete am 10.03.04 (20:07):

So ist es... ein Führerschein ist ein Waffenschein :-(