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THEMA:   Hans Ulrich Klose

 49 Antwort(en).

ricardo begann die Diskussion am 18.02.04 (23:00) mit folgendem Beitrag:

ehemaliger Hamburger Bürgermeister und nicht gerade Liebling seiner Partei (SPD):
"Manchmal scheint es mir, dass es nicht nur, aber vor allem in Deutschland viele Menschen gibt, die nicht nur Angst haben, sondern Angst kultivieren und keine Mühe scheuen, um immer wieder gute beziehungsweise moralische Gründe dafür zu finden,
warum Verantwortung nicht übernommen werden sollte."

Stimmt das und haben wir ein Problem damit, daß wir oft aus gesichertem Winkel moralisch urteilen über Menschen, die handeln?


Bocky antwortete am 18.02.04 (23:34):

Lieber ricardo,

ich fürchte, dass Klose leider mit seiner Einschätzung nicht ganz unrecht hat.


julchen antwortete am 19.02.04 (05:50):

Ditto, Bocky

Niemand wackelt doch gerne im Boot rum damit es
bloss nicht umkippen koennten..........

Angstmacherei ist eines der mehr effektiven Handwerkszeuge und gleichzeitig eine
der groessten Schwaechen der Menschheit.

Angstmacherei ist das moderne "Droh Gehabe"...
"jaaa macht nur mal, dann werdet ihr schon sehen wo
ihr hinkommt damit....."

Es ist nicht immer besser auszusehen wie ein Blatt,
damit man nur nicht auffaellt, sich verstecken kann
und so tun, als ob nur die Andern Probleme haetten.


schorsch antwortete am 19.02.04 (08:50):

Angst machen ist die letzte verzweifelte Möglichkeit Wähler zu gewinnen.....


iustitia antwortete am 19.02.04 (10:43):

Ja, den K l o s e kenn ich ja noch aus anderen Debatten und Zusammenhängen: der Staat
- als Reparaturbetrieb des Kapitalismus..
- dann hat er als Gutachter die Süßmuths (samt Frau, Mann, Tochter und Autos) freigesprochen, was schlimme Folgen hatte für anders Privatnutzungen).
*
ANGST! Ja, am Beispiel der Hysterie um das weibliche Kopftuch (nicht um die Käppis der muslimischen Männer) hat er Recht. Es gibt in ganz Deuschland keinen einzigen Fall, wo nachgewiesen, also auch als Straftat be- und verurteilt wurde, dass ein Mädchen, eine Frau, eine Beamtin mit oder wegen oder im "Geiste" ihres Kopftuchs jemanden oder irgendwas (z.B. die Grundrechtsordnung) geschädigt hat.
ABER: Bei kath. Priestern - mit den jährlich etwa 20 angeklagten (und wieviel nicht angezeigten?) Straftaten des Mißbrauchs, der Unzucht mit Abhängigen, der Pädophilie (etc.) ist es sehr wohl anzunehmen, dass deren amtsmäßige Kostümierung mit ihren Auffälligkeiten und Straftaten was zu tun hat. Nicht nur statistisch, sondern ursächlich.
Es (also die Gefährdung) liegt natürlich nicht an dieser Verkleidung und Aufmachung, sondern an der menschenfeindlichen, dummen, unaufgeklärten, aber vom Papst als göttliche Berufung diktierten Isolation und erzwungenen Unfähigkeit und mangelnden Einübung in Empathie, in Teilnahme und praktizierter Liebe (zum wem auch immer; lieber zu einem heterosexuellen Partner als zu Kindern oder Frauen, die sich überfordern mit einem Priester, der sie dann doch im Stich läßt).
Ja, H y s t e r i e - das ist das Kennzeichen für die Symptome der Kopftuchstreiterei.
Darunter steckt A n g s t - vor anderen Religionen, vor fremder Kultur, vor Frauen, die anders sind.
Priestertrachten - als Zwangsjacken - fort aus den Schulen! Oder sollte man sagen: Zur Erkenntlichkeit und Abschreckung sichtbar lassen..?)
ABER: Hat Klose solche Zusammenhänge gemeint - das ist meine Frage?


ricardo antwortete am 19.02.04 (10:51):


Hallo iustizia
Der Kapitalismus braucht keinen Reparaturbetrieb!
Er läuft wie geschmiert.
Und der Sozialismus hat längst ausgedient. Restbestände wie Kuba oder Nordkorea pfeifen auf dem letzten Loch.
Eigentlich schade, Konkurrenz belebt det Geschäft!


Wolfgang antwortete am 19.02.04 (11:53):

Keine Ahnung, wer HANS ULRICH KLOSE ist. Muss man den kennen? Ich kenne nur MIROSLAV KLOSE - den prima Fussballer beim 1. FCK.

Aber zu Deinem lesenswerten Beitrag, iustitia, moechte ich etwas sagen... Ich bin auch der Meinung, dass in Deutschland (und in anderen westlichen Laendern) eine ziemliche Hysterie ausgebrochen ist. Die wird vor allem von den Kopftuch-Ab-JaegerInnen geschuert (s. Webtipp). Seit dem '11. September' wird das schon lange vorher offiziell ausgeheckte Feindbild 'Islam' (als passende Ideologie zum Krieg ums Oel) verstaerkt auch privat gepflegt. Dahinter steckt eine Verunsicherung... Die (Selbst-)Sicherheit, der eigene westliche 'american way of life' sei der einzige und erfolgreichste und immerwaehrende Weg, ist seinen VertreterInnen ueber Nacht offensichtlich abhanden gekommen.

Allerdings (die Bemerkung sei mir gestattet): Das ist eine merkwuerdige 'Sicherheit', die so schnell auszuhebeln ist und so schnell in Aengstlichkeit umschlagen kann. ;-)

Webtipp...

Berliner Zeitung - 20.02.2004
Ein Kopftuch vor, zwei Kopftuecher zurueck
Von der Tuerkei lernen, heisst Franzose werden
Von THORSTEN BECKER
https://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/feuilleton/317736.html

Internet-Tipp: https://www.berlinonline.de/berliner-zeitung/feuilleton/317736.html


Titus antwortete am 19.02.04 (12:00):

@ricardo,

ich denke, wenn man unsere Form der Demokratie, unser Grundgesetz und unser Wahlsystem akzeptiert oder als gegeben hinnimmt, darf man, sollte man nicht moralisch urteilen.

Natürlich handeln auch Politiker, Tag für Tag, allerdings sind sie nicht immer in der Lage sachbezogen zu handeln, sachbezogen handeln zu können. Sie wollen wiedergewählt werden und danach richtet sich ihr Handeln. Und dann gibt es auch noch Rücksichtnahmen auf internationale Belange.

Politiker dürfen kritisiert werden, ich denke aber wohl nicht moralisch.

Es ist kein leichter Job - ich möchte kein Politiker sein.

Das ist meine Meinung, die aber nicht richtig sein muß.


ricardo antwortete am 19.02.04 (15:04):

@Titus
Ich kann keinen rechten Zusammenhang finden, bei dem was du meinst.

Gerade Hans Ulrich Klose ist einer der Politiker, die unsere Verfassung sehr ernst nehmen.

K. meint, wer selbst nicht handelt, sollte sich dann nicht aufs hohe Roß setzen .
Wir haben nicht gehandelt und uns moralisch auf das höchste Roß gesetzt, darin sind wir, Vergangenheit hin oder her
immer Weltspitze gewesen.


Medea. antwortete am 19.02.04 (15:46):

Wolfgang ! Du kennst Hans Ulrich Klose nicht? :-))

Also: zu seiner Zeit/zu meiner Zeit war er einer der bestaussehendsten und charmantesten Politiker der Hansestadt Hamburg. ;-))

Schade, das ist lange her .... .-))

Heute gehe ich nur noch sehr teilweise (:-)) ) mit ihm einig.....


Titus antwortete am 19.02.04 (17:54):

@ricardo,

ich habe Klose - den ich sehr schätze und für einen integeren Politiker halte - nicht kritisiert.

Ich nahm nur allgemein auf Deinen Eingangsbeitrag bezug, und zwar besonders auf Deinen Schlußsatz.

Sicherlich war auch Klose damals gelegentlich zu Kommpromissen gezwungen, das mindert aber keinesfalls sein Qualitäten.

Ich denke, er fehlt in der Tagespolitik.


Mechtild antwortete am 19.02.04 (18:04):

Klose ist ein gut aussehender Mann. Wir Frauen kennen ihn. Frau schaut sich auch die Männer in der Politik mit den Augen der Frau an. Wolfgang muss Ulrich Klose nicht kennen, er ist auch nur ein Mann.


Mechtild antwortete am 19.02.04 (18:05):

vergessen :-)), :-)), :-))


julchen antwortete am 20.02.04 (03:03):

Hab ich da was missverstanden, Wolfgang?
...Die wird vor allem von den Kopftuch-Ab-JaegerInnen geschuert (s. Webtipp). Seit dem '11. September' wird das schon lange vorher offiziell ausgeheckte Feindbild 'Islam' (als passende Ideologie zum Krieg ums Oel) verstaerkt auch privat gepflegt. Dahinter steckt eine Verunsicherung... Die (Selbst-)Sicherheit, der eigene westliche 'american way of life' sei der einzige und erfolgreichste und immerwaehrende Weg, ist seinen VertreterInnen ueber Nacht offensichtlich abhanden gekommen....

Der Streit um's Kopftuch und die Hysterie ist fuer mich
eine deutsche Sache. Hier streitet sich keiner drum.:))

.....Allerdings (die Bemerkung sei mir gestattet): Das ist eine merkwuerdige 'Sicherheit', die so schnell auszuhebeln ist und so schnell in Aengstlichkeit umschlagen kann. ;-)......
Damit hast Du allerdings recht, das hat die UN, und einige ihrer Mitglieder ja wohl deutlich gemacht!


Wolfgang antwortete am 20.02.04 (05:43):

"Hab ich da was missverstanden, Wolfgang?" - Ja, praktisch alles. Aber, das ist ja nichts Neues. :-)


iustitia antwortete am 20.02.04 (10:17):

Danke, Wolfgang - neben Quatsch und Trübsinn von anderen gibt es von Dir noch gute Informationen!
*
Julchen: In Frankreich ist es erst wirklich ein Problem: das angebliche "Demokratie mordende" Kopftuch. (Da führt es zu großen Ausgrenzungen...) Obwohl nicht "es" ein islamisches Symbol ist, sondern der Halbmond, wird "es" benutzt, um Männerphantasien durchzusetzen: Jede Frau muss mir und meiner Allmacht, meiner Werbung, meinen Um-Trieben, meinen Geschäften, meinen Polizeiinstinkten zur Verfügung stehen, diktiert der Käuflichkeitszwang. (Getrieben von der Angst, dass der Kapitalismus und der globale Missbrauch des Individuellen und der Familienstrukturen so nicht weitergehen könnten... Die müssen ja dem Geschäft weiterhin zur Verfügung stehn, ohne dass sie sich wehren.) Sonst bin "ich" beleidigt und sortiere das mir Missfallende aus... Und berufe mich als Verwaltungsfachmann auf meine "Christenfreiheit", die lt. GG aber "nur" die allgemeine Religionsfreiheit ist... Aber dieses Recht auch anderen zuzugestehen - nee! Es ist ja nur "mein" Recht! Basta!


ricardo antwortete am 20.02.04 (16:41):

@iustizia
Bist du hier der Boss und erteilst Noten?
Ist denn dein Beitrag so unproblematisch?
Frankreich ist anders als Deutschland ein laizistischer Staat mit einer strengen Trennung von Staat und Kirche seit den Tagen der Revolution. Darauf sind die Franzosen mit Recht stolz und das gehört zu ihrem Selbstverständnis.
Das Kopftuch ist eigentlich kein religiöses Symbol, das stimmt.
Aber es sind gerade die Islamisten, die es postulieren und sie wissen warum.
In der Türkei ist das Kopftuchtragen in den Schulen mit gutem Grund untersagt, auch die Türkei bemüht sich um einen laizistischen Staat, seit Ata Türk
In Frankreich ist egalité eine weitere, von der Verfassung geforderte Bedingung, also hat Chiraq auch andere religiöse Symbole wie die Kippa und das Kreuz aus der Schule verbannt.

Aussagen einer Muslimin(Shazia Mirza, einzige islamische Komikerin in der Welt):
In Saudi-Arabien dürfen die Frauen nicht Autofahren. Klar, mit ihrem Schleier sehen sie ja nicht, wohin sie fahren!

Warum geht meine Mutter immer hinter meinem Vater ?
Vermutlich, weil er von hinten schöner ist.

Nix für ungut


Wolfgang antwortete am 20.02.04 (16:59):

Viele Franzosen und viele Franzoesinnen (mit und ohne Kopftuch) protestieren gerade gegen die Kopftuch-Ab-Kampagne ihrer Regierung. Sind die Protestierenden etwa keine franzoesischen BuergerInnen ?

Maechtige Menschen in Frankreich, vorneweg Praesident CHIRAC und sein Innenminister NIKOLAS SARKOZY, haben das Kopftuch-Verbot geplant und setzen es jetzt in die Tat um. Das ist Teil des 'Krieges der Kulturen' - der Ideologie im Krieg ums Oel.

Eine ziemlich kurzsichtige Kampagne... Denn einen groesseren Gefallen konnten die Leute um Herrn CHIRAC herum den islamistischen FundamentalistInnen (die recht zahlreich sind in Frankreich) nicht tun. Aber, das ist ja gerade eines der Merkmale von Ideologen: Sie sind weitgehend blind gegenueber der Wirklichkeit.


ricardo antwortete am 20.02.04 (18:35):

Also Wolfgang
mal ehrlich
wärst du nicht auch mißtrauisch, wenn alle gejubelt hätten?
Es gehört auch bei uns und inne Schweiz zum guten Ton, daß die Hälfte dagegen ist, wenn die Regierung irgend wat beschließt!
Einigkeit ist immer verdächtig, hier auch!
Und wenn die Mädchens oben ohne inne Schule gehen is dat für mich ok, ich meine natürlich das Kopftüchlein.
Sonst können sie es wie hier auch überall schwingen und dir damit gefallen!
Aber die Schule ist die Schule, da durfte ich auch nicht mit irgendwat aufm Koppe auftreten!
Nur auf der Straße !


Wolfgang antwortete am 20.02.04 (18:59):

Ja, Ricardo, in der Schweiz sind viele genau so hysterisch, wie in Deutschland. Dabei koennte alles so einfach sein. Beispielhaft sind die Regelungen in Grossbritannien... Dort gilt das Kopftuch als ein Zeichen unter vielen anderen, das selbstverstaendlich seinen Platz in einer multikulturellen Gesellschaft hat. Seit einigen Jahren ist es sogar Polizistinnen erlaubt, mit Kopftuch auf Streife zu gehen, wenn sie das wollen. :-)


mart antwortete am 20.02.04 (20:59):

"Das Gute ist ewiglich, das Böse ist vergänglich.

Die Meckereien über das Kopftuch werden auch zu Ende gehen.

So wie wir über die alten Sturköpfe den Kopf schütteln, so werden die kommenden Generationen über die Kopftuchgegner den Kopf schütteln. 2050 werden in Deutschland 10% Moslems sein, wenn die demoskopische Entwicklung so weiter geht.


Das Gute, das man etwas für den Allmächtigen macht, weil ER es so will, bleibt ewiglich"


ricardo antwortete am 20.02.04 (22:14):

Was hat das hier noch mit dem Thema Klose zum tun?

Es wird immer wieder fälschlich behauptet, es ginge um ein Verbot des Kopftuches generell.
Es geht nur um das Tragen in der Schule, ich gehe auch nicht mit ner Kutte inne Schule!
Und ick frage mir immer wieder warum das in der Türkei, dem einzigen demokratischen Staat unter den Islamischen Staaten
auch so gehandhabt wird.Kopftuchverbot in allen Schulen und in der Universität.
Und wer protestiert dort?
Die Fundis natürlich!
Dafür hat hier noch niemand eine Erklärung bereit!
In der Türkei weiß man sehr genau, daß die Fundis solche Fragen als politische Wafffe benutzen.
Mal ganz abgesehen davon, daß eine europäische Frau zu Besuch im IRAN selbstverständlich und generell einen Tschador zu tragen hat!
Da hat meines Wissens hier noch niemand sich drüber aufgehalten!


mart antwortete am 20.02.04 (22:22):

Oh, das war nur die Stimme eines deutschen Moslems zu dieser Frage!


ricardo antwortete am 20.02.04 (23:38):

@Mart
Du meinst deine eigene?
Dem wird nicht widersprochen!

*gg*


mart antwortete am 20.02.04 (23:46):

Nicht ganz meine Worte muß ich zugegeben. Aber schön, daß es Dir gefällt.-)

Erstaunlich, was sich so in den Muslimforen abspielt.


Bocky antwortete am 20.02.04 (23:54):

Übrigens...

Was machen wir bloss mit unseren Gesetzen, wenn Kopftuchtragen irgendwann vielleicht wieder Mode wird.

?????????????????????


mart antwortete am 21.02.04 (00:14):

Was machen die islamischen Länder mit ihren Gesetzen und mit den vielen Frauen, die vielleicht keine Kopftücher tragen? - Wenn es dort wieder einmal Mode wird ???????????


mart antwortete am 21.02.04 (00:15):

Das war jetzt dumm von mir - es gibt ja im Iran kein Gesetz, das das Kopftuch vorschreibt!


ricardo antwortete am 21.02.04 (02:41):

stimmt, dumm war es schon in jedem Fall
aber das Forum ist ja gottseidank vergesslich :-)))))


Medea. antwortete am 21.02.04 (07:31):

Tja, die Kopftuchbefürworter lassen stets den Anschein entstehen, als ginge es um ein generelles Kopftuchverbot für Musliminnen .... :-((

Mitnichten ist dem so!!!
Es geht um die nicht unerhebliche Frage: islamische Kopfttuchzulassung bei Lehrpersonen/Lehrerinnen in Schulen, sonstigen Amtsräumen, (Richterinnen, Rechtsanwältinnen etc.)

D a s wissen aber die Kopftuchbefürworter sehr genau, allerdings wird bewußt so verschwommen diskutiert, als seien alle in Deutschland lebenden Musliminnen gemeint ....

Die sollen sich auf ihre Köpfe setzen oder binden, was sie immer möchten - ich trage auch meine diversen Hüte ... ;-))


mart antwortete am 21.02.04 (08:45):

Jeder dieser Muslime soll und kann glauben, was er will, und sich dementsprechend kleiden, aber bitte
nur in der Freizeit.

Man stelle sich einmal einen Christen vor, der in einem
muslimischen Land mit einem Kreuz um den Hals unterrichten will. Sein Leben wäre schnell zu Ende.

Die größte islamistische Organisation in der Bundesrepublik, Milli Görüs,verbreitet in ihrer von Verfassungsschützern als " Sprachrohr" gesehenen türkischsprachigen Zeitung " Milli
Gazete" die Meinung, dass das Kopftuch eine wichtige Aufgabe hat, nämlich die Verbreitung des Islams.

Die Kolumnisten dieser Zeitung geben auch offen
zu: "Diese Bekleidung ist ein Symbol, das der Welt eine neue politische Sichtweise geben soll."


Wolfgang antwortete am 21.02.04 (14:28):

Es wird zunehmend schwieriger, Europas Muslime auszugrenzen und zu diskriminieren. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Derzeit leben in Europa rund 50 Millionen Muslime. Nach der Aufnahme der Tuerkei in die EU waeren es dann rund 120 Millionen. In Deutschland sind es rund 3,5 Millionen islamisch glaubende Menschen (von denen etwa 1/3 jetzt schon wahlberechtigt ist).

Integration (was nicht verwechselt werden darf mit Assimilation) ist also angesagt. Damit es nicht auch bei uns zum heissen 'Krieg der Kulturen' kommt. Die Gefahr besteht. FundamentalistInnen jeglicher Couleur arbeiten daran.


Medea. antwortete am 21.02.04 (15:11):

lach Wolfgang -

ich sehe gerade Dein Gesicht vor mir ... ;-))

hat etwas von einem Faun ..... .-))


Wolfgang antwortete am 21.02.04 (16:01):

Heute taeuschst Du Dich, Medea... Ich lache zwar viel und gerne (auch ueber manchen meiner eigenen Beitraege), aber in diesem Fall war das nicht so. Denn ich hatte eine Stinkwut... Als ich fertig war mit der Zahlensucherei meldete sich Sohnemann und verkuendete froehlich (er ist ein sonniges Kind), dass es 'streng rieche' in der Kueche. Ich werde es mir jetzt zur Gewohnheit machen und waehrend des Kochens nicht mehr vor dem Bildschirm sitzen. :-(

Aber, das wirst Du zugeben, die von mir genannten Zahlen haben es in sich. Es wird Zeit, darueber nachzudenken... Warum nicht auch positiv gestimmt und laechelnd ?


mart antwortete am 21.02.04 (16:33):

In solchen Fällen rate ich zu einem kleinen Minutenwecker -

Aber Du hast vergessen die Quelle anzugeben, ich trage hier nach:

https://www.merkur.de/aktuell/cw/gg_040502.html

Der weitere Satz lautet dann:

"Die Religionsgemeinschaften haben also allen Grund, für die Erhaltung des säkularen Gesellschaftssystems einzutreten. Zu viele sind gegenwärtig dabei, den Ast abzusägen, auf dem sie sitzen."

Wobei zuerst vom Autor M. SALIM ABDULLAH der Unterschied zwischen dem laizistischen Staat und dem säkularen Staat gemacht wird.

Natürlich sind Religionsgemeinschaften (je fanatischer desto unlieber) mit dem laizistischen Modell á la France nicht glücklich und eifrig bemüht man sich deren Vertreter in einem Boot zu einen.

Ich erblicke die Gefahr allerdings nicht in den dem Gedanken der Aufklärung verpflichteten Menschen, sondern eher in denen, die ihre Handeln in Übereinstimmung mit den "Geboten"eines Gottes oder von Göttern treffen.


Medea. antwortete am 21.02.04 (16:37):

Ja, Wolfgang, Deine Zahlen haben es in sich - warum stimmen sie mich so gar nicht fröhlich??? ;-))

Aber warum soll es Dir in der Küche anders ergehen als mir?
Wollte mir nämlich einen Rotweinpunsch machen (es ist ziemlich kalt draußen) und habe - ebenfalls aus PC-Gründen - vergessen, die Herdplatte niedriger zu stellen. Der schöne Rotwein ist verkocht, der Topf fast ebenfalls :-(( - und die Wohnung riecht wie eine Kneipe .... :-))


Wolfgang antwortete am 21.02.04 (17:01):

Das mag die Meinung von M. SALIM ABDULLAH (wer immer das ist) sein... Meine Meinung ist das nicht. Ich bin fuer eine strikte Trennung des Staates von Religionsgemeinschaften. Deshalb halte ich es auch fuer unertraeglich, dass in Deutschland eine einzige Religionsgemeinschaft - die islamische - diskriminiert wird und andere Religionsgemeinschaften - vor allem die christlichen und juedischen - bevorzugt werden.

Die Schulgesetze in Bayern und in Baden-Wuerttemberg zum Beispiel sprechen Baende. Dort wird offen fuer staatliche christliche Schulen Propaganda gemacht. Ich selbst bin an einer staatlichen Schule ueber Jahre von einer Nonne in Ordenstracht im Fach Chemie unterrichtet worden (sie war uebrigens eine gute Lehrerin und niemand hat sich ueber ihre Tracht aufgeregt).

Deutschland ist kein christlicher Gottesstaat... Auch wenn viele Deutschland wieder dahin bringen wollen. Es wird schwierig werden angesichts so vieler Muslime.


Wolfgang antwortete am 21.02.04 (17:08):

Bei 'Lehrer-Online' gibt es einen kompakten Ueberblick mit weiteren Links zu den zugrundeliegenden Zahlenwerken:

Zahlen: Muslime in Deutschland
https://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=383241.htm

Internet-Tipp: https://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=383241.htm


Wolfgang antwortete am 21.02.04 (17:18):

Natuerlich ist das bei 'Lehrer-Online' uebergeordnete Thema 'Muslime in Deutschland' auch von Interesse. Gerade beim Thema 'Islam' gilt es, Informationen zu verbreiten, Vorurteile abzubauen, Beruehrungsaengste ab- und Kontakte aufzubauen. Ein Besuch auf dieser Website lohnt sich:

Lehrer-Online
Muslime in Deutschland
https://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=382980.htm

Internet-Tipp: https://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=382980.htm


mart antwortete am 21.02.04 (17:23):

Wolfgang, dann hat offensichtlich M. SALIM ABDULLAH die Zahlen und Sätze übernommen und in diesen Kontext gestellt - jedenfalls aufschlußreich.

Internet-Tipp: https://www.merkur.de/aktuell/cw/gg_040502.html


mart antwortete am 21.02.04 (17:54):

ISLAM / Lehrautorität zeigt Verständnis für ein Gesetz gegen das Kopftuch

Unerhörtes vom Großscheich Autor: MATTHIAS KOPP, Kairo




"Auf den Straßen von Kairo schütteln die Menschen den Kopf. Sollte es wirklich so sein, dass die altehrwürdige Al-Ashar-Universität in ihrer über tausendjährigen Geschichte irrt? Hat die zentrale Lehrautorität für den sunnitischen Islam, die weltweit Rang und Namen hat, tatsächlich festgestellt, dass das Kopftuchverbot in Frankreich rechtens sei? Nicht nur eine Nation ist überrascht, auch die politische Führung des Landes überlegt fieberhaft, ob sie sich in die Auseinandersetzung einschalten soll. Patriarchen und Politiker, Muftis und Markthändler streiten....

...
Tatsächlich hat das theologisch-religiöse Oberhaupt Mohammed Al-Tantawi, der Großscheich der Al-Asar-Universität, diesen denkwürdigen Satz gesprochen, der seine bislang unangefochtene Stellung wie nie zuvor gefährdet. Der Großscheich gehört zur gebildeten Elite Ägyptens, seine engen Beziehungen zu anderen sunnitischen Lehrautoritäten – etwa dem Großmufti von Damaskus – sind bekannt, und er versucht die Welt durch Reisen zu verstehen. Vor allem gilt er seit vielen Jahren als Mann des Dialogs, schrille politische Äußerungen waren von Tantawi selten zu hören....

Dass Tantawi jetzt dem französischen Staat einen Freifahrschein in Sachen Kopftuch erteilt hat, will in der arabischen Gelehrtenwelt und auf Ägyptens Straßen niemand verstehen. Schon fragen sich die ersten Zeitungen, allen voran die renommierte „Al-Ahram“, ob Tantawi gleiches Recht für die Debatte in Deutschland und Italien gelten lässt. Der Großscheich hat bisher nicht eingelenkt, aber die französische Kopftuchantwort auch nicht wiederholt, dafür ist der öffentliche Protest in Ägypten zu groß.

„Verrat!“, schimpfen einige aufgebrachte Muslime vor der Al-Hussein-Moschee in Kairo. „Solche Fehler hat Al-Ashar noch nie gemacht“, beklagen sich andere im nahe gelegenen Straßencafé. „Warum mischt sich der Großscheich überhaupt international in diese Frage ein und konzentriert sich nicht auf Ägypten?“, bedauern wieder andere. Die Unsicherheit ist groß, denn die Al-Ashar-Universität hat in der islamischen Welt so etwas wie Unfehlbarkeitscharakter. ..."

Internet-Tipp: https://www.merkur.de/aktuell/cw/gg_040506.html


Wolfgang antwortete am 21.02.04 (17:56):

Was die Zahlen betrifft: Die stimmen. Viele verwenden sie. Es wird also schwierig werden, das zeigen die aktuellen Zahlen, Muslime auszugrenzen (zumal ja auch mit deren Widerstand zu rechnen ist). Besser ist es, den Weg der Integration zu gehen.

Die islamischen Communities sind schnell wachsende junge Communities... Schon eine Generation spaeter werden Muslime in Europa in bestimmten jungen Jahrgaengen die Mehrheit stellen.

Deshalb ist es wichtig, die Sache auch einmal wirtschaftlich zu betrachten. Die Kosten der Nicht-Integration der von der urspruenglich ansaessigen Mehrheitsgesellschaft ausgegrenzten Menschen der Minderheitsgesellschaften waeren enorm. Vernuenftig ist es, diese Kosten per Integration zu minimieren.

Wer sich fuer diesen Aspekt interessiert, dem sei ein Seite des DIW Berlin empfohlen:

Beihefte der Konjunkturpolitik
Zeitschrift für angewandte Wirtschaftsforschung
Volume 52 / 2001
Migration in Europa
https://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/aeq/jahrgang01/

Internet-Tipp: https://www.diw.de/deutsch/produkte/publikationen/aeq/jahrgang01/


Medea. antwortete am 21.02.04 (20:12):

Mohammed Al Tantawi hat etwas gesagt, was die arabische Welt nicht hören will - ich hoffe nicht, daß er sich mit dieser Auffassung gefährdet.
Ich erinnere mich an einen arabischen Professor der Universität Kairo, der eine "vorsichtige Überarbeitung" des Korans andachte, daraufhin zum Apostaten erklärt, entlassen und von seiner Frau zwangsgeschieden wurde.

Wolfgang, ich sehe, daß viele Muslime sich selbst ausgrenzen und der Integration ablehnend gegenüberstehen.


mart antwortete am 21.02.04 (20:25):

Vielleicht darf doch noch einmal auf Bassam Tibi zurückgekommen werden?

"....Im Zeitalter der islamischen Migration gilt es nach Tibi z.B. für Deutschland nicht nur, sich zu öffnen und zugleich zentrale kulturelle, soziale und politische Errungenschaften zu bewahren, sondern auch, das eigene Gemeinwesen zu schützen und auf keinen Fall die zivilisatorische Identität aufzugeben.

Wenn Zuýanderung in Einwanderung umgewandelt werde, so die These des Autors, wozu die Integration der Migranten und die Verhinderung der Entstehung von Parallelgesellschaften gehöre, sei dieses Ziel zu erreichen.

Feinde der Interkulturalität gebe es nicht nur unter Europäern und Deutschen, sondern auch unter den Migranten selbst. für Tibi muss deshalb prinzipiell der „Aufstand der Anständigen“ gegen beide geführt werden: gegen die „Inhaber“ des „Feinbild Islam“ und gegen die „Eigentümer“ des „Feindbild Westen“ unter den Muslimen. Aufbauend auf dieser fundamentalen Prämisse formuliert der Autor seine Forderungen an eine erfolgreiche Einwanderungspolitik: ...."

Bitte weiterlesen unter:

Internet-Tipp: https://www.dgap.org/IP/ip0211/buch2.htm


Wolfgang antwortete am 21.02.04 (20:49):

Um so wichtiger ist es, Medea, Muslime nicht auch noch von Seiten der Mehrheitsgesellschaft aus auszugrenzen (was viel schlimmer ist als umgekehrt). Aber, ich bin positiv gestimmt und denke, dass das auch ein Generationenproblem ist. Ich komme mit vielen Jungen zusammen. Die tun sich in aller Regel viel leichter als Alte. Das 'Kopftuch' zum Beispiel interessiert die, die ich persoenlich kenne, ueberhaupt nicht. Ganz anders das Bild bei den Alten, die ich persoenlich kenne... Glaubt man denen, dann stehen die 'Tuerken' (Synonym fuer unerwuenschte Fremde) kurz vor 'Wien'. Die haben ueberhaupt noch nicht geschnallt, dass angeblich 'fremde' Menschen laengst da sind, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, das ihre Heimat geworden ist, und dass Muslime hier einen bedeutenden und wachsenden Anteil und Einfluss haben (werden).

Wie gesagt... Lass' mal zehn, zwanzig Jahre vergehen, dann werden noch viel mehr Menschen die multikulturelle Gesellschaft wie selbstverstaendlich akzeptieren und sie wegen ihrer Vorteile fuer alle Beteiligten sogar zu schaetzen wissen. Bis dahin wird es, da bin ich zuversichtlich, immer weniger ScharfmacherInnen geben. :-)


BarbaraH antwortete am 21.02.04 (20:56):

Medea.,

warum grenzen sich viele Muslime aus? Tun sie es wirklich oder bewirken es nicht eher ihre Lebensumstände?

Unter einem von Wolfgang genannten Link ist Folgendes zu lesen:

>>Probleme in Schule und Beruf
Ein weiteres Problem ist die Integration in das Berufsleben. Je schlechter die Kenntnisse der deutschen Sprache sind, umso mehr Probleme haben ausländische Kinder und Jugendliche, dem normalen Schulunterricht zu folgen. Dabei haben die Lehrerinnen und Lehrer oft nicht die Zeit, sich besonders intensiv um ausländische Kinder zu kümmern und mit ihnen die deutsche Sprache zu üben. So bleiben sie nicht selten auf der Strecke, brechen die Schule ohne Abschluss ab und haben unter diesen Umständen so gut wie keine Chance, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Es sind häufig diese Kinder und Jugendliche, die ohne Aussicht auf ein "normales" Leben straffällig werden und so das weit verbreitete Vorurteil vom "kriminellen Ausländer" bestätigen. Nach einer Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung haben beispielsweise 42,5 Prozent der Ausländerinnen und Ausländer (allerdings nicht allein die muslimischen), die zwischen 1965 und 1974 geboren wurden, keine Berufsausbildung. Bei den Deutschen derselben Altersgruppe lag der Anteil dagegen bei nur 5,7 Prozent.<<

42,5 Prozent der AusländerInnen Jahrgang 1965 - 1974 haben keine Berufsausbildung. Das ist doch ein Skandal! Das Geld für Sprachkurse können/wollen wir nicht aufbringen, und später sagen wir dann: diese Menschen wollen sich einfach nicht integrieren!

Nein, Medea., das größte Versäumnis liegt bei uns.

Internet-Tipp:
https://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=382980.htm

Internet-Tipp: https://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=382980.htm


mart antwortete am 21.02.04 (22:23):

Sicher kann man das auch so sehen:-)


schorsch antwortete am 22.02.04 (09:16):

Arbeitskräfte wurde im Ausland gesucht - aber es kamen Menschen......

Diejenigen, die vor Jahrzehnten begannen, billige(re) Arbeitskräfte zu importieren, haben nur ihren kurzfristigen Profit gesehen. Die Arbeiter steckte man in elende Baracken oder zu viert in Zimmer, die für Einheimische für einen einzigen unzumutbar waren. Hätten die Arbeitgeber damals schon begonnen, an die Integration der Fremden zu denken, hätten sie ihnen ermöglicht, die einheimische Sprache zu erlernen (Hammer, Zange, Meissel, Bohrer etc. mussten genügen), hätten wir heute das Überfremdungsproblem nicht. Denn die Fremden wären längs keine mehr.


Joan antwortete am 22.02.04 (19:43):

Hier wieder eine Nebenthemabemerkung:

Übrigens,wer schon Zeit hat,könnte versuchen 3-4 ausländische Kinder aufzutreiben(x) und ihnen kostenlos Sprachunterricht geben.Es mag schwieriger sein als es sich anhört-nur ich möcht`s anregen,weil sich für mich die Chance derart tätig zu werden,überraschend positiv entwickelt hat
(x) wo "aufgetrieben" und wo die Sache stattfinden kann,dazu braucht`s Inititive.Don`t mind.bitte.Joan


Joan antwortete am 22.02.04 (19:47):

Schreibfehler:Initiative
ausgerechnet beim wichtigsten Wort.