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THEMA: IMMANUEL KANT (1724-1804): 'Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staates einmischen.'
48 Antwort(en).
Wolfgang
begann die Diskussion am 11.02.04 (22:31) mit folgendem Beitrag:
Heuer wird KANT's 200-jaehrigem Todestag gedacht. Die Angriffskriege der BUSH-Krieger wuerde er sicher missbilligen. Das bis an die Zaehne Bewaffnetsein verfuehre die staerkeren Staaten zum Krieg, meinte er.
Klug war er, der grosse Philosoph. Weitaus klueger als die ziemlich dummen Angriffskrieger dieser Welt, die allesamt gegen sein Motto verstossen:
Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen !
Internet-Tipp: https://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/8/0,1872,2103624,00.html
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ricardo
antwortete am 12.02.04 (16:38):
Als ob das so einfach wäre: Ein Philosoph, bekanntlich mit wenig Lebenserfahrung, hat da leicht reden!
"Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Raume stoßen sich die Sachen." Friedrich Schiller.
A propos Sachen: Saddam hat mehrere Länder überfallen und Teile seines Volkes massakriert! Sanktionen? nix geholfen!! Verhandeln? hat auch nix gebracht Kant unter dem Arm? noch weniger!
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julchen
antwortete am 13.02.04 (05:45):
Kant ist nicht mehr da um sich informiert zu haben. Eventuell haette er es in anderem Licht gesehen.
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York65
antwortete am 13.02.04 (10:27):
"Handle so,dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip eines allgemeinen Gesetzgebung gelten könnte" Da fällt mir der Spruch dazu ein: Geschichte ist das Motto,das man hinterher in das Chaos(Irak-Krieg)webt.
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julchen
antwortete am 14.02.04 (04:52):
Fein zusammengestueckelt..aber es ergibt keinen Sinn
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Medea.
antwortete am 14.02.04 (14:32):
Ich möchte auf ein Büchlein aufmerksam machen von Heinz Lemmermann aus dem Donat Verlag:
"Punkt 5 Uhr früh beginnt das Leben ..." Der oft skurrile Alltag des Immanuel Kant (1724 - 1804), leicht satirisch kommentiert.
- Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne - wird uns allen noch im Gedächtnis haften geblieben sein.... (obwohl - wer hält sich schon daran? - )
oder
"Voltaire sagte, der Himmel habe uns zum Gegengewicht gegen die vielen Mühseligkeiten des Lebens zwei Dinge gegeben: Die Hoffnung und den Schlaf. Er hätte noch das Lachen dazurechnen können."
Wer Spaß daran hat, eine andere Seite des Herrn Immanuel Kant kenenzulernen, wird seine Freude an diesem kleinen Werk haben.
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Wolfgang
antwortete am 15.02.04 (14:05):
KANT war einer der sogenannten 'Aufklaerer'... Wie alle 'Aufklaerer' war er ein unverbesserlicher Optimist, was die nuetzliche Rolle des Menschen in der Geschichte betrifft. Die Vernunft ging KANT ueber alles. Das hoechste war ihm die Kroenung der Vernunft - das Recht. Er hielt die Menschen fuer befaehigt, vernuenftig im Rahmen von selbst geschaffenen Gesetzen zu handeln. Allerdings nur unter einer Voraussetzung: Die Menschen muessen den Mut haben, sich ihrer eigenen Vernunft zu bedienen, und muessen in ihrer eigenen Person sprechen (und nicht etwa ihre Stimme im wahrsten Sinne des Wortes abgeben).
KANT fordete damals schon, "[...] aus dem gesetzlosen Zustande der Wilden hinaus zu gehen und in einen Voelkerbund zu treten; wo jeder, auch der kleinste Staat seine Sicherheit und Rechte nicht von eigener Macht, oder eigener rechtlichen Beurteilung, sondern allein von diesem grossen Voelkerbunde (Foedus Amphictyonum), von einer vereinigten Macht und von der Entscheidung nach Gesetzen des vereinigten Willens erwarten koennte."
Quelle des Zitats... Idee zu einer allgemeinen Geschichte in weltbuergerlicher Absicht (von IMMANUEL KANT), Berlinische Monatsschrift, November 1784, S. 385-411 Die Idee vom Voelkerrecht aufgehoben in der UNO laesst gruessen... Heute droht diese Idee unterzugehen, weil sich die Regierung eines einziges Landes anmasst, andere Laender zu dominieren, ja sie per Gewalt zu beherrschen.
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linus
antwortete am 19.02.04 (16:45):
Respekt vor der breiten Kenntnis zu Kant ! für mich war und ist lediglich die 'Kritik der reinen Vernunft' (philosophisch) relevant. Sie beschreibt nicht nur die Möglichkeiten, sondern vor allem auch die Grenzen unseres Denkens. Damit hätte er es jedoch durchaus bewenden lassen können, anstatt zusätzlich noch über die Maximen des Handelns (nicht des Willens ..) zu schreiben.
Ich halte nicht viel von Personenkult. Von den Humanisten, erst recht nicht von Philosophen, wurde ansonsten nie Krieg legitimiert; ausgenommen von Nietzsche. Genau er hat jedoch - ausgehend vom Ding an sich, über den Willen (Schopenhauers) - zum Willen zur Macht weitergedacht (was Rosenberg aufgegriffen und von Hitler zur Maxime des Handelns gemacht wurde).
Daraus, und vielleicht auch aus Machiavelli oder den Pragmatikern, geht einiges an allgemeiner Erklärung der Welt, wie sie (an sich wirklich ..) ist, hervor.
Von den Philosophen ist grundsätzlich wenig praktisches Handeln zu erwarten; Russel und Chomsky gehören hier sicher zu den Ausnahmen. Die Aufgabe der Philosophie besteht meiner Ansicht nach primär im Denken. Handeln sollten wir als das Volk (nach den hinreichend tauglichen Maximen des gesunden Menschenverstandes).
Große Philosophen und Literaten werden natürlich sehr gern in der Öffentlichkeit zitiert, wenn man wieder mal für's Volk moralisiert.
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Wolfgang
antwortete am 20.02.04 (05:55):
Eines ist klar... IMMANUEL KANT war ein sogenannter 'Aufklaerer'. Die Vernunft, und die Kroenung davon, das Recht, das Voelkerrecht, gingen ihm ueber alles. Deshalb ist es unmoeglich, ihn und seine Ideen heute fuer die Angriffskriege der BUSH-Krieger zu instrumentalisieren. Wer es versucht, macht sich laecherlich (wie es in diesem Thema zu lesen ist). :-)
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linus
antwortete am 20.02.04 (17:24):
(wolfgang) kein Politiker richtet sich nach Kant (glaube ich). Wir sind in unterschiedlichenen Sprach- bzw. Handlungsräumen.
Kant wird für den bedeutend, der ihn liest oder gar studiert, weil er durch ihn u.U. freier (im Denken) wird.
Kant hat unzählige Philosophen, Intellektuelle und Laien (wie mich) aufgeklärt; das ist gut und ehrt ihn hinreichend.
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Wolfgang
antwortete am 20.02.04 (17:36):
Heuer ist KANT-Jahr... Viele Veranstaltungen gibt es... Viele JornalistInnen berichten ueber KANT's Leben und ueber seine Ideen. Er war einer der ganz grossen Denker. Als solcher war er beteiligt daran, das Denken vieler Menschen geradezu zu revolutionieren. Ich mache hier gerne ein wenig Werbung fuer die Sache KANT's:
MDR.de Zum 200. Todestag des Philosophen Immanuel Kant - Aufklaerer und preussischer Pedant https://www.mdr.de/artour/archiv/1189686.html
Suhrkamp Verlag Immanuel Kant - 200. Todestag, 280. Geburtstag https://www.suhrkamp.de/autoren/kant/kant_biblio.htm
Internet-Tipp: https://www.mdr.de/artour/archiv/1189686.html
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Medea.
antwortete am 20.02.04 (19:18):
Otfried Höffe, Philosophieprofessor (Tübingen) und Kant-Autor sagte, nach dem Einfluß Kants auf unser heutiges Denken gefragt: "Bei anderen Philosophen muß man lange suchen. Bei Kant fällt erst die Auswahl schwer, denn er übt auf das heutige Denken einen überragenden und zugleich umfassenden Einfluß aus. Zum Beispiel hat er die Kritische Theorie zur Moralphilosophie , später auch zur Rechtsphilosophie 'bekehrt'. Im englischen Sprachraum hat er die Vorherrschaft der utilitaristischen Ethik gebrochen. Weltweit befördert er die universalistische Ethik. Das Zeitalter der Globalisierung verdankt ihm das Modell einer weltweiten Rechts- und Friedensordnung. Und den Naturwissenschaftlern, neuerdings den Hirnforschern, zeigt er, wie man trotz einer durchgängigen Naturkausalität den Menschen als frei und verantwortlich denken kann."
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ricardo
antwortete am 20.02.04 (22:28):
Ach Medea Kein Zweifel über seine Verdienste in der Philosophie, allerdings ist es eine unlösbare Frage, ob ohne Kant heute irgend etwas anders gelaufen wäre. Es ging hier schließlich auch um seinen Einfluß in der Politik Dazu das Zitat von Schiller am Anfang.
Ich selbst habe als Student Heidegger gehört, der über die Existenz, über Sein und Zeit gepredigt hat. Die Philosophie hat ihn aber nicht daran gehindert, daß ihm im dritten Reich gewaltige Fehleinschätzungen unterlaufen sind. Sie scheint vor Irrtümern dieser Art nicht zu schützen. Wer weiß wie Kant sich verhalten hätte. Niemand kann das wissen.
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Wolfgang
antwortete am 21.02.04 (00:05):
Eine der - zugegeben - hypothetischen, aber beliebten Fragen: "Was wuerde KANT zum Irakkrieg sagen ?" - HERFRIED MUENCKLER, Professor an der Humboldt-Universitaet Berlin und Autor des Buches "Die neuen Kriege" versucht, eine Antwort zu geben (s. Link).
Internet-Tipp: https://www.mdr.de/mdr-figaro/journal/1206051.html
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ricardo
antwortete am 21.02.04 (02:43):
beliebt ist diese Frage bei Wolfgang sonst kenne ich niemanden
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mart
antwortete am 21.02.04 (08:25):
Das stimmt jetzt nicht.
"In den USA wird Kant heute von einer Denkschule, die sich Democratic Peace nennt, neu entdeckt. Ihre Vertreter argumentieren im Anschluss an Kant, dass Weltfriede nur möglich ist, wenn die ganze Welt demokratisiert, also nicht islamisiert wird. .... Als Frieden gilt das, was Immanuel Kant im Entwurf zum ewigen Frieden geschrieben hat.
Wenn von Islam als Religion des Friedens die Rede ist, dann ist folgendes gemeint: Die Welt ist unterteilt in ein Haus des Friedens, welches auch als Dar al-Islam / Haus des Islam bezeichnet wird, und die Welt ausserhalb des Islam, welche als Haus des Krieges / Dar al-Harb bezeichnet wird.
Das islamische Friedensprojekt besteht nun darin, die ganze Welt zu islamisieren; die islamische Friedensutopie besteht darin, das Haus des Islam auf den ganzen Globus zu erweitern. Dies bedeutet, dass Weltfrieden die Dominanz des Islam auf der ganzen Welt, also die Globalisierung des Dar al-Islam voraussetzt.
Diese Vorstellung einer islamischen Weltordnung ist eine moderne Lesart der ursprünglichen islamischen Friedensvision, die heute leider ein sicherheitspolitisches Problem darstellt, weil sie einen systemischen Umsturz der heutigen weltpolitischen Strukturen vorsieht..."
Internet-Tipp: https://www.fsk.ethz.ch/documents/Beitraege/zu_65/zb65_02_tibi.pdf
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ricardo
antwortete am 21.02.04 (08:41):
@mart Mag ja sein, daß sich alle möglichen Think tanks auch mit Kant beschäftigen. Die Frage ist aber, wäre irgendetwas ohne Kant anders? Nun fehlte nur noch, daß Demokratien nur mit Hilfe unseres Königsberger Schulmeisters existieren würde. Deutschland, die Wiege der Demokratie? Also nee, ehrlich!
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mart
antwortete am 21.02.04 (08:50):
Das Tragische ist, daß diese Kantsche Friedensvorstellung (die die Grundlage der europäischen bes. der deutschen Friedensvisionen ist) im Widerspruch steht mit der islamischen Friedensutopie.
Studier doch bitte den (langen, aber sehr aufschlußreichen) Link
Internet-Tipp: https://www.fsk.ethz.ch/documents/Beitraege/zu_65/zb65_02_tibi.pdf
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Wolfgang
antwortete am 21.02.04 (13:20):
Nicht nur islamisch Glaubende, sondern auch christlich und juedisch Glaubende muessen ihr Problem haben mit den Ideen der sogenannten 'Aufklaerer'. Denn 'Aufklaerer' halten es fuer moeglich, dass der Mensch sich selbst finden kann kraft seiner eigenen Vernunft. Wohlgemerkt... Kraft der eigenen Vernunft, nicht Kraft des eigenen Glaubens oder Kraft irgend einer Gnade von 'oben'.
Fuer 'Aufklaerer' ist jeglicher 'Gottesstaat' ein Graus. Glaubende dagegen sind haeufig anfaellig fuer die Idee des (je nachdem, christlichen, islamischen, juedischen) 'Gottesstaates'.
Dazu kommt, dass viele Glaubende im Krieg gegen angeblich Nicht-Glaubende bzw. angeblich Nicht-richtig-Glaubende ihr Heil suchen.
Glaubende sind leicht zu (ver-)fuehren. Das macht ihren Glauben zum begehrten Mittel fuer maechtige Menschen, die gar keine heiligen, sondern recht unheilige Ziele verfolgen. Imperialisten jeglicher Couleur zogen und ziehen gerne im angeblichen Auftrag Gottes in den Krieg. Neuerdings wird Gott sogar im Krieg ums Oel instumentalisiert. Auch KANT - wen wundert 's - wird (ziemlich erfolglos) von manchen fuer den 'Krieg der Kulturen' (die Ideologie zum Krieg ums Oel) instrumentalisiert.
Die Vernunft, DAS Anliegen KANT's, bleibt unter diesen Bedingungen in aller Regel auf der Strecke.
Ich meine, das sind Gruende genug, um die brandaktuellen Schriften IMMANUEL KANT's neu zu lesen (s. Link).
Internet-Tipp: https://gutenberg.spiegel.de/autoren/kant.htm
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ricardo
antwortete am 21.02.04 (14:19):
@wolfgang Du willst aber damit sicher nicht behaupten, daß es gläubigen Menschen eher an Vernunft mangelt als Ungläubigen. Beispiele hat die heutige Philosophie in Mengen. Vor Irrwegen schützt die Vernunft deswegen nicht , weil der Mensch sich zwar um sie bemühen kann, aber eine ausreichende Beherrschung der Vernunft weder mit noch ohne Glauben erreicht. Deswegen meine zugegeben provozierende Frage, wie sich denn Kant mit all seiner Vernunft HEUTE bewährt hätte. Immerhin muß daran erinnert werden, daß im dritten Reich die Ungläubigen nicht weniger, eher mehr betrogen wurden durch die Ideen des Nazismus, der Widerstand (Geschwister Scholl, Bonhoeffer Bischof Galen etc. Pater Kolbe und P.Mayer) zu einem beträchtlichen Anteil religiös war. Und der war doch nicht etwa unvernünftig oder?
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Wolfgang
antwortete am 21.02.04 (15:08):
Ich weiss, dass der vernuenftige Weg der schwierigere ist. Ich rede aber nicht denen das Wort, die meinen, dass glaubende Menschen ausserstande seien, vernuenftig zu handeln.
Uebrigens: Glaubende, sogar fundamentalistisch Glaubende, gibt es nicht nur in den Reihen der religioesen Glaubenden. Diese quasi-religioesen aber unter Umstaenden nicht weniger fanatischen Menschen sind in westlichen Laendern (wo versucht wird, die Religion rauszudefinieren) sogar das eigentliche Problem. ;-)
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mart
antwortete am 21.02.04 (15:54):
Wie löst Du dann das Problem der quasi-religiösen aber unter Umständen nicht weniger fanatischen Menschen in den westlichen Ländern, wenn Du sie als das eigentliche Problem ansiehst?
Wie verhinderst Du, daß in westlichen Ländern die Religion rausdefiniert wird?
Ich dachte bisher, es wäre auch deiner Meinung nach richtig, Staat und Religion so gut wie möglich zu trennen?
Eine neue Reformation oder vielleicht Gegenreformation oder das "Haus des Friedens" nach islamischer Definition?
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Medea.
antwortete am 21.02.04 (16:24):
...."Ich weiß, daß der vernünftige Weg der schwierigere ist....." (Wolfgang) Und da liegt der Hund begraben.... Denn da ist sie wieder, die subjektive Einschätzung der Lage, in der Wolfgang und ich uns unterscheiden. Ich fürchte den "Djihad-Terrorismus", sehe in ihm eine Gefahr für den Weltfrieden, da er letztendlich als Welteroberungsprojekt für den Islam den Weg ebnen soll. Welcher Weg ist der richtige? Der der Umarmung oder der der vorsichtigen Abgrenzung?
Goethe sagte in einem Gespräch mit Eckermann am 11.4.1827: "Kant ist der vorzüglichste (der neuen Philosophen), ohne Zweifel. Er ist auch derjenige, dessen Lehre sich fortwirkend erwiesen hat und die in unsere Kultur am tiefsten eingedrungen ist." Die Lehre von der reinen Vernunft - wer kann schon die reine Vernunft für sich beanspruchen?
Gerade im Radio gehört: Im Iran haben die konservativen, ultrareligiösen Kräfte die Wahl für sich entschieden..... und schon wird "die Abkehr von der Reformpolitik" verkündet......
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Wolfgang
antwortete am 21.02.04 (16:37):
Warum, Medea, sollte ich Dir widersprechen ? Terrorismus ist immer eine Gefahr... Der derzeitige Terrorismus, der Krieg ums Oel, der nicht nur von islamistischer Seite, sondern vor allem von westlicher Seite gefuehrt wird, ist sogar eine Gefahr fuer den Weltfrieden.
Gegen den Terrorismus - egal, welche Seite ihm froent - hilft also nur eine strikte Abgrenzung. Niemals darf es Terroristen erlaubt werden, ueber die Geschicke der Menschheit zu bestimmen (selbst dann nicht, wenn sie das unter Umstaenden faktisch tun).
Welcher Weg ist der richtige ? Ich meine - und dabei berufe ich mich auch auf KANT -, der richtige Weg kann nur der friedliche Weg und der Weg des Rechts sein. Angriffskriege sind aus gutem Grund verboten. Es ist vernuenftig, sich wenigstens an diesen Rechtsgrundsatz zu halten.
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mart
antwortete am 21.02.04 (23:31):
Basam Tibi
"... Ohne Wertung möchte ich folgende Feststellung machen: Durch meine sehr häufigen Vorträge trete ich fast täglich in der Öffentlichkeit auf und habe Schwierigkeiten, meinen europäischen Zuhörern die Bedeutung der Religion als weltpolitischer Faktor zu vermitteln. Terrorismus und Globalisierung sind zweierlei. Mohammed Atta und seine Mitstreiter hätten ihre Tat begangen, auch wenn es keine Globalisierung gäbe. Wir können in unserer Zeit eine Rückkehr der Religion beobachten...."
"....Nach dem 11. September führte ich an der Universität Göttingen ein Anfänger-Seminar mit 150 Studenten als Einführung in die Internationale Politik durch. Dort musste ich mit Studenten umgehen, die von 68er-Lehrern geschult sind und nicht verstehen, dass ein Mensch aus religiös-kulturellen Motiven handelt. Oft hörte ich, nachdem ich eine ganze Stunde geredet hatte, den Satz: „Ja,aber wenn die Leute wirtschaftlich besser gestellt wären, würden die so etwas nicht machen.“
"Demnach handeln die Djihad-Terroristen so, weil sie arm sind. Sie hassen die Amerikaner, weil diesereich und die Muslime arm sind. Alles wird simpel ökonomischgedeutet, obwohl diese Studenten keine Marxisten sind. Einmalhabe ich meine Nerven verloren, obwohl ein Pädagoge das nicht darf, und gesagt: „Ich als Muslim glaube an Allah und Sie als Atheisten glauben an die Ökonomie als prima causa.“
"Bin Laden hat in seiner Video-Rede gesagt: „Was in New York passiert ist, war der Wille Gottes“, also Allah ist prima causa. für viele Deutsche ist die prima causa in unserer Welt die Globalisierung.
"Nach dieser Logik ist die Globalisierung an allem schuld. Ähnlich monokausal denken die Muslime; sie erklären alles mit dem Willen Allahs. Der Unterschied ist: Allah kann niemals unmoralisch sein, aber die Globalisierung wird von Anti-Globalisten als unmoralisch verfemt...."
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mart
antwortete am 21.02.04 (23:33):
Nachtrag des verwendeten Links:
Internet-Tipp: https://www.fsk.ethz.ch/documents/Beitraege/zu_65/zb65_02_tibi.pdf
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ricardo
antwortete am 22.02.04 (08:42):
@Medea Die Situation nach der Wahl im Iran ist vielleicht ganz anders. Die Bevölkerung war enttäuscht über die Reformer, weil diese sich gegenüber der konservativen Mach-Elite nicht durchsetzen konnte. Die Reformer werden sich neu formieren und haben weiterhin die Sympathien der meisten für sich. In Diktaturen wählen viele aus Angst! Aber in Teheran lag die Wahlbeteiligung bei 28%.
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Medea.
antwortete am 22.02.04 (11:05):
Die Reformer werden jetzt wohl in die außerparlamentarische Opposition gehen müssen - und was das in einem Land wie dem Iran bedeutet, ist an den zehn Fingern abzuzählen. Solange die Macht des Wächterrates derart ungebrochen ist, bleibt wenig Platz für vorsichtige Demokratisierungsversuche. Ein "Teheraner Frühling" ist in weite Ferne gerückt ....
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mart
antwortete am 22.02.04 (11:24):
"Irans höchster geistlicher Führer, Ajatollah Ali Chamenei, hat den sich abzeichnenden Wahlerfolg der konservativen Kräfte als Niederlage der Feinde der Islamischen Republik bezeichnet. "Verlierer dieser Wahl sind die USA und die Zionisten Israels und die Feinde des Landes." Von Anfang an hätten die Wahlen im Iran unter einem "Bombardement feindlicher Propaganda" gestanden, sagte Chamenei im iranischen Fernse hen."
Ein schönes Beispiel dafür, wie Demokratie gesehen werden kann.
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mart
antwortete am 22.02.04 (16:49):
"Den Aufhetzern zum Trotz hat die echte Demokratie gesiegt. das Kalkül ist nicht aufgegangen."
= Stimme aus Deutschland für diesen "demokratischen" Weg des iranischen Gottesstaates.
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ricardo
antwortete am 22.02.04 (22:54):
Heute in "die Welt" zum Thema Iran:
Verändern muss sich außerhalb des Iran etwas: Die freie Welt darf dieses zynische Machtspiel nicht hinnehmen. Wirtschaftliche wie politische Sanktionen müssen verschärft, liberale Kräfte gestärkt werden. Die Unzufriedenheit der in Apathie verfallenen Iraner wird analog zur Massenarbeits- und Perspektivlosigkeit steigen. Und das Regime wird sich nicht mehr hinter einer Reformerregierung und einem von Reformern dominierten Parlament verstecken können. Der iranische Kessel kocht - noch auf niedriger Flamme.
Klingt garnicht so pessimistisch
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BarbaraH
antwortete am 22.02.04 (23:18):
für mich klingt das nicht gut: >>Die freie Welt muss sich einmischen... wirtschaftliche Sanktionen....<<
Wirtschaftliche Sanktionen treffen immer die Menschen und nicht die Machthaber. Im Irak haben 500 000 Kinder die wirtschaftlichen Sanktionen mit dem Leben bezahlen müssen.
Vertrauen wir doch den Menschen im Iran. Sie haben durch die Wahlbeteiligung gezeigt, dass sie sich nicht zur Wahl unliebsamer Politiker zwingen lassen, obwohl sehr viel Druck auf sie ausgeübt worden ist. Es gibt eine starke Gruppe von Oppositionellen, die sich das Wort nicht verbieten lassen werden.
Außerdem heißt eine Ablehnung der zur Wahl stehenden Führungsriege nicht gleichzeitig eine Befürwortung des westlichen way of life. Ich traue den IranerInnen zu, ihren eigenen politischen Weg zu finden.
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BarbaraH
antwortete am 22.02.04 (23:43):
Übrigens, ricardo, schien das vor vielen Jahren noch jemand so zu sehen:
IMMANUEL KANT (1724-1804): 'Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines anderen Staates einmischen.'
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mart
antwortete am 23.02.04 (00:11):
Teheran, 21. Februar 2004, IRNA
"Der Oberste Führer der Islamischen Republik Iran, Ajatollah Seyed Ali Khamenei, pries am Sonnabend das Iranische Volk aller Schichten für seine massive Teilnahme an den Parlamentswahlen am 20. Februar.
Er sagte, dass das Iranische Volk am 20. Februar ein Epos geschaffen hat, indem es zu den Wahllokalen geströmt ist, seine Stimmen abgegeben und der giftigen Propaganda der Gegner des Iranischen Systems widerstanden hat. Das Iranische Volk wurde von der schwarzen Propaganda der Feinde des Islams heimgesucht, aber es handelt nach seinem gesunden Verstand und der realistischen Sichtweite, als es in Massen zu den Wahllokalen ging und als Wähler seine Stimmen abgab, sagte der Oberste Führer.
Er beschrieb die Wahlen des 20. Februars "als faire, gesunde und legitime Wahlen" und stellte fest, dass sie die Machenschaften und Komplotte der Feinde zunichte gemacht haben.
Er sagte, dass die Feinde in den vergangenen zwei Monaten einen psychologischen Krieg gestartet haben, um das Volk zu entmutigen und es davon abzuhalten, zur Wahl zu gehen.
Die Mächte der Arroganz haben Zwietracht und Spaltung in die Reihern des Volkes zu tragen versucht. Sie haben versucht, das Volk von den Regierenden und dem Islamischen System zu trennen, sie mussten aber erkennen, dass sie auf dem Holzwege waren und ihre Unterstellungen keine Basis hatten und falsch waren.
Ajatollah Khamenei sagte dass, wie immer die Ergebnisse der Wahlen ausfallen. diese fair und legal waren und auf gesunder Grundlage standen. Er fügte hinzu, dass das Volk alle Aufrufe der USA, die Wahlen zu boykottieren, überhaupt nicht in Betracht zog.
Er rief die politischen Lager des Landes dazu auf, das fraktionelle Tauziehen beiseite zu stellen und effektive Maßnahmen in Angriff zu nehmen, um der iranischen Nation zu dienen.
Die Iraner entfalteten bei den Parlamentswahlen am Freitag eine respektable Aktivität bei den Abstimmungen. Die offizielle Schließzeit musste um vier Stunden verlängert werden, um dem Andrang Herr werden und verspätet ankommenden Wählern die Wahlteilnahme zu ermöglichen.
Die iranischen Führer und die staatlichen Medien ermahnten die Wähler, den USA ins Gesicht zu schlagen und ihre Machenschaften und Komplotte zu vereiteln, indem sie in hellen Scharen an die Wahlurnen gehen und sich auf die nationalen Gefühle besinnen. Und die Iraner wiesen den Verdacht von sich, der fremden Einmischung aufgesessen zu sein.
Der Oberste Führer war unter den ersten, die zur Wahl gingen. Er sagte, dass es ein großer Tag für die Nation und das Land war. "Ich hoffe, dass das Wahlergebnis ein Segen für die Nation und das Land sein wird. Es ist Gottes Wille, dass die Wahlen ein nützliches Ergebnis haben. Ich denke, dass diese Wahl wichtiger ist als frühere Wahlen, weil die Konterrevolution enorme Anstrengungen unternahm, das Volk von der Wahl abzuhalten."
Der Oberste Führer sagte weiter, dass er der Intelligenz des Volkes vertraut und niemand die Jugend stoppen konnte, gerne zur Wahl zu gehen."
Übersetzer: Hans-Jürgen Falkenhagen/Günter Willmer
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Karl
antwortete am 23.02.04 (00:33):
Diese Durchhalteparolen erinnern mich an die sterbende DDR.
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mart
antwortete am 23.02.04 (00:48):
Interview: "Die Reformer werden von der Bildfläche verschwinden" mit Amir Mohebian. Dieser gilt als einflussreicher Vordenker der konservativen Mótalegeh-Partei. Er ist außerdem politischer Chef der Zeitung "Resalat".
tagesschau.de: Herr Mohebian, wie wird es nach einem Wahlsieg der Konservativen im Iran weitergehen?
Amir Mohebian: Die Reformer werden von der Bildfläche verschwinden. Aber der Reformprozess wird auch unter einer Parlamentsmehrheit der Konservativen weitergeführt werden. Diese Parlamentswahlen sind von größter Wichtigkeit für uns. Das ist unsere letzte Chance, das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen. Die Konservativen müssen dringend ihr Image verbessern. Ich bin jedoch überzeugt, dass sie die Probleme des Landes besser lösen können, als die so genannten Reformer. tagesschau.de: Was unterscheidet Sie denn überhaupt von den Reformern, wenn Sie den Reformprozess ebenfalls weiterführen wollen? Mohebian: Natürlich werden wir die Reformen nicht genau in derselben Art und Weise weiterführen, wie die Leute von Präsident Chatami das getan haben. Wir werden eigene Schwerpunkte setzen. Aber ich muss betonen, dass es in vielen Punkten überhaupt keine Differenz zwischen uns und den Reformern gibt. Zum Beispiel, was die Beziehungen zum Ausland angeht: Auch wir wollen die Beziehungen zu Europa verbessern. Wir haben unsere Lektion gelernt und werden unsere früheren Fehler nicht wiederholen. tagesschau.de: Und was haben Sie in Sachen Innenpolitik gelernt? Mohebian: Beispielsweise, dass die man die Privatsphäre der Menschen respektieren muss. Jeder sollte das Recht haben, selbst über seine Lebensweise zu entscheiden. Wir wollen uns da nicht mehr einmischen. Die Regierung hat nichts im Privatleben der Menschen verloren. tagesschau.de: Bedeutet das, dass sich demnächst jede iranische Frau so kleiden darf, wie sie möchte? Mohebian: Nein. Auf die islamische Bekleidung bestehen wir. Aber die Art der Kopfbedeckung wird freigestellt: Tschador oder Kopftuch – ganz egal in welcher Farbe. tagesschau.de: Wie kommt es, dass die Konservativen zu diesen Zugeständnissen bereit sind? Mohebian: Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass die iranische Gesellschaft sich verändert hat. Wer Iran regieren will, muss sich an diesen gesellschaftlichen Wandel anpassen. tagesschau.de: Wie würden Sie einem Ausländer den Unterschied zwischen den beiden großen politischen Lagern in Iran erklären? Mohebian: Einige der Chatami-Anhänger versuchen, das westliche Modell zu imitieren. Sie werfen dabei unsere islamische Identität über Bord. Das halte ich für falsch. Wir dürfen nicht denselben Fehler machen wie Europa, das völlig von den USA assimiliert ist. Demokratie ist gut, aber man muss sie mit der islamisch-iranischen Tradition vereinbaren. Unser Ziel ist eine religiöse Demokratie.
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mart
antwortete am 23.02.04 (00:51):
Fortsetzung:
tagesschau.de: Steht ein religiöses Staatssystem nicht im Widerspruch zur Demokratie? Mohebian: Nein. Beides lässt sich vereinbaren: Der Islam ist unsere Grundrichtung, der Rahmen, in dem Politik stattfinden kann; Demokratie ist die Methode. Man sollte diese Methode so anwenden, dass sie in den islamischen Rahmen hineinpasst. Wir wollen keinen Kalifenstaat, aber die Demokratie kann auch nicht losgelöst von der islamischen Gesellschaft bestehen. Wenn man Islam und Demokratie tatsächlich als Antagonisten betrachten will, hat der Islam bei uns Vorrang. tagesschau.de: Finden Sie die Streichung der Kandidaten für die Parlamentswahl durch den Wächterrat demokratisch? Mohebian: Jedes Land hat seine Regeln. Auch in Europa müssen Parlamentsabgeordnete bestimmte Auflagen erfüllen – zum Bespiel brauchen sie ein Mindestalter oder eine bestimmte Zahl von Unterschriften um zu kandidieren. Bei uns ist eine der Auflagen, dass die Kandidaten nicht im Widerspruch zur islamischen Verfassung handeln dürfen. Sie müssen in den Rahmen passen. Das finde ich nicht undemokratisch. tagesschau.de: Wie kommt es, dass so viele reformorientierte Parlamentsabgeordnete vor vier Jahren noch in den verfassungsmäßigen Rahmen passten und nun plötzlich nicht mehr? Mohebian: Sie können sich in dieser Zeit verändert haben. Menschen machen Fehler. Vielleicht haben sie im Ausland Interviews gegeben, die sich gegen die Einheit des Landes richten, oder kritische Reden gehalten. Auch Spionage wird einigen von ihnen vorgeworfen. Das Informationsministerium hat diese Aktivitäten beobachtet und dem Wächterrat einen Bericht darüber vorgelegt. So kam es zu dieser Entscheidung. tagesschau.de: Die Reformer selbst sagen, dass sie aus politischen Gründen zurückgewiesen wurden. Mohebian: Ja, schon. Wenn sie gegen das System reden. tagesschau.de: Was halten Sie von dem Sitzstreik der Reformer im Parlament und den Massenrücktritten im Vorfeld der Wahl? Mohebian: Diese Aktionen zeigen nur, wie sehr diese Leute an der Macht kleben. Sie hatten jedoch kaum Rückhalt in der Bevölkerung, weil die Menschen von ihnen enttäuscht sind. Es ist den Reformern nicht gelungen, die wirklichen Probleme des Landes zu lösen, allem voran die Arbeitslosigkeit. Wir können das besser. Unter unserer Regie wird es effektivere Reformen geben, die die Wirtschaft des Landes in Schwung bringen.
Das Gespräch führte Andrea Claudia Hoffmann für tagesschau.de
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mart
antwortete am 23.02.04 (00:59):
Karl,
ich hoffe Du hast mit deinem Vergleich recht und ich hoffe, daß die Umwälzungen ebenso friedlich wie in der DDR erfolgen werden. In diesem Staat möchte ich zumindest nicht leben.
Leider wird dieser "Vordenker der konservativen Partei", der ganz vorsichtig Änderungen andeutet, nicht von allen gustiert.
Einige kleine Beispiele:
<<Also ich finde Amir Mohabian für einen Spinner. Der islamische Staat muss sich gar nicht an die Zeit anpassen. " Die Regierung hat nichts im Privatleben der Menschen verloren." Wie soll man das den verstehen? "Nein. Auf die islamische Bekleidung bestehen wir. Aber die Art der Kopfbedeckung wird freigestellt: Tschador oder Kopftuch – ganz egal in welcher Farbe." Jetzt dreht der voll durch, also die Partei würde ich nie wählen. Der soll "Konservativ" sein ? Der ist sprudelt ja nur von westlichen Gedankengut. Der spricht so als wäre er ein Heuchler und versucht die Moslems zu veräppeln. Imam Khomeini hat nicht gekämpft, damit diese Leute alles zerstören. Wenn er den Islam an die Zeit anpassen will dann soll er nach Ami-Land, da kann er machen was er will. Bush und seine Genossen würden ihn bestimmt mögen.<<
oder
<< Wer immer noch glaubt, wir müssten unsere Politik und unsere diplomatischen Prinzipien revidieren, wir seien unbeholfen und dürften die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen, muss umdenken. Wer annimmt, unsere massiven Parolen und der Krieg hätten dazu geführt, dass die Welt dem Iran gegenüber pessimistisch geworden sei, und meint, dass wir nur umdenken müssten, um den Respekt und die Sympathie der Weltmächte wiederzugewinnen – wer die glaubt, der irrt. Nach der Veröffentlichung des blasphemischen Romans „Satanische Verse“ hat sich ja die Arroganz und Barbarei der Welt unverhüllt gezeigt. Ihre wahre Natur und die seit langem bestehende Feindschaft gegenüber dem Islam trat deutlich zutage, so dass wir endlich aus unserer Naivität erwachen müssen.<<
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Medea.
antwortete am 23.02.04 (08:18):
Mohebian sagt u.a. im Interview als es um die Bekleidungsfrage der Frauen ging:
"Nein. Auf die islamische Bekleidung bestehen wir. Aber die Art der Kopfbedeckung wird freigetellt: Tschador oder Kopftuch - ganz egal in welcher Farbe."
Schlimmer gehts nimmer! Da wird ja der Hund in der Pfanne verrückt. Mittelalter bleibt Mittelalter - ich sehe da keine Reformbewegung, die Frauen bleiben im Status der zweiten Klasse....
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ricardo
antwortete am 23.02.04 (09:06):
Hallo Barbara Also einmischen muß an sich auch, wenn im Nachbarhaus Kinder verprügelt werden, das hätte der Königsberger sicher auch so gesehen. Es war ja schon peinlich wie man es hierzulande vermied, die Verbrechen des Saddam überhaupt zu erwähnen.
Nicht die UNO mit ihren Sanktionen haben dem Irak zugesetzt, sondern die teure Aufrüstung der Elite-Armee, der stärksten in der Region.
Und hätte Saddam in DIESEN JAHREN der Sanktionen nicht zahlreiche Paläste gebaut mit Badezimmern voll massiv goldener Armaturen, hätte kein Kind an Mangel sterben müssen!
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BarbaraH
antwortete am 23.02.04 (09:38):
ricardo,
vielleicht solltest Du erst einmal erklären, was Du unter dem recht schwammigen Begriff "einmischen" verstehst. Unrecht darf in unserem Land immer benannt werden; es gilt die Pressefreiheit.
Unter wirtschaftlichen Sanktionen gegen ein Land leidet immer in erster Linie die Bevölkerung und nicht der oder die Machthaber. Aber das bestätigst Du ja selbst sehr deutlich mit Deinen Worten:
>>Und hätte Saddam in DIESEN JAHREN der Sanktionen nicht zahlreiche Paläste gebaut mit Badezimmern voll massiv goldener Armaturen, hätte kein Kind an Mangel sterben müssen!<<
Derart skrupellose Machthaber kümmert eben die Not ihrer Bevölkerung herzlich wenig. Daher darf auf keinen Fall ein neuer Massenmord aufgrund wirtschaftlicher Sanktionen beschlossen werden.
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ricardo
antwortete am 24.02.04 (08:50):
@Barbara Du machst es dir nicht schwer. Wenn du meinst : Diktatoren sind eben so! Damit kann man die Schuld dieses Regimes an der Not des eigenen Landes nicht wegwischen! Und Einmischung ist ein sogar juristisch relevanter Begriff. Wenn in Nachbars Garten Kinder verprügelt werden und ich sehe das, dann gehe ich dazwischen, wenn ich das kann. Dazu bin ich sogar verpflichtet! Und Saddam hat bekanntlich nicht nur geprügelt
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BarbaraH
antwortete am 24.02.04 (10:06):
ricardo,
bleib doch bitte bei der Wahrheit. Nirgendwo habe ich geschrieben, dass Diktatoren "nun einmal so sind".
Deine eigene Argumentation ist jedoch schief, wenn Du auf der einen Seite wirtschaftlichen Sanktionen das Wort redest und auf der anderen Seite darauf hinweist, dass Saddam sich in den Jahren des Wirtschaftsembargos "zahlreiche Paläste mit Badezimmern voll massiv goldener Armaturen" gebaut habe. Hunderttausende Iraker haben das Embargo mit dem Leben bezahlen müssen, davon allein ca. 500 000 Kinder.
Einen Denkanstoß zu den vom Nachbarn verprügelten Kindern.... Wie wäre Deine Meinung, wenn nach Deinem beherzten Eingriff in das Geprügel mehrere Kinder tot, der Nachbar jedoch noch am Leben wäre? Bis heute haben ca. 10 000 zivile Menschen im Irak den "Hilfseinsatz" der Bush- und Blair-Krieger mit ihrem Leben bezahlen müssen.... von den getöteten Soldaten und den vielen verstümmelten Menschen ganz zu schweigen. Saddam lebt heute noch...
Webtipp: https://www.ecotrip.de/inhalt.html
Internet-Tipp: https://www.ecotrip.de/inhalt.html
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ricardo
antwortete am 24.02.04 (11:46):
barbara <Derart skrupellose Machthaber kümmert eben die Not ihrer Bevölkerung herzlich wenig> Das hast du geschrieben und damit wohl schon für Verständnis gegenüber S. geworben. Ich habe nirgends für Sanktionen geworben, nur gesagt, daß sie nicht die Ursache für den Tod von Kindern sein können, bei dem Reichtum des Irak! Es wird aber so dargestellt.
Du bist dazu offenbar kein Freund von Zivilcourage. Es ist doch wenig wahrscheinlich, daß eine Intervention im Nachbargarten so extrem ausgeht wie du es beschreibst. Aber meinetwegen, du kannst ja bei sowas zu Hause bleiben
Unsere Ansichten sind zu verschieden, so werden wir auch nicht zu Potte kommen. Lassen wirs dabei!
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BarbaraH
antwortete am 24.02.04 (12:31):
ricardo,
das ist schon eine ungeheuer dreiste Unterstellung, die ich mir nicht unterschieben lasse. Wieso werbe ich um Verständnis für Saddam, wenn ich diesen Menschen als "skrupellosen Machthaber" bezeichne, den die Not seiner Untergebenen nicht kümmert????
Lies meinen Beitrag noch einmal ganz langsam, Wort für Wort oder noch besser: lass ihn Dir vorlesen:
>>Unter wirtschaftlichen Sanktionen gegen ein Land leidet immer in erster Linie die Bevölkerung und nicht der oder die Machthaber. Aber das bestätigst Du ja selbst sehr deutlich mit Deinen Worten:
>>Und hätte Saddam in DIESEN JAHREN der Sanktionen nicht zahlreiche Paläste gebaut mit Badezimmern voll massiv goldener Armaturen, hätte kein Kind an Mangel sterben müssen!<<
Derart skrupellose Machthaber kümmert eben die Not ihrer Bevölkerung herzlich wenig. Daher darf auf keinen Fall ein neuer Massenmord aufgrund wirtschaftlicher Sanktionen beschlossen werden.<<
Nun verstanden?
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Wolfgang
antwortete am 24.02.04 (13:02):
Uebrigens waren es diverse US-Administrationen selbst, die den Diktator SADDAM aufgebaut, mit Geld und Waffen unterstuetzt und an die Macht gebracht und dort lange Zeit gehalten haben... Mr. RUMSFELD - immer dabei, wo es kracht - war damals als Geldbrieftraeger unterwegs und gut Freund mit dem Diktator... Damals, als der noch 'unser' Schurke war. Lang ist's her. Laesst das Gedaechtnis nach, Ricardo ?
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linus
antwortete am 24.02.04 (19:44):
Ich schlage mich auf die Seite der 'Kantianer', was seine Bedeutung für die Philosophie, Psychologie, Mathematik, Kunst und Literatur betrifft.
Einen Einfluß auf die Politik kann ich nirgendwo und nirgendwann erkennen (vielleicht liegt es auch nur an meiner Brille ...) Ein einzelner Satz aus seinen Büchern mag durchaus wahr sein, es wird sich kein Mächtiger darum scheren, so wie sich diese generell kaum an der Philosophie orientieren dürften.
für Gewalt jeder Form gilt die Maxime, dass sie mit Gewalt bekämpft werden darf - meine ich. Aber von wem ... von uns hier ?
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mart
antwortete am 24.02.04 (20:14):
Sure 16, Vers 126
"Und wenn ihr (für eine Untat, die gegen euch verübt worden ist) eine Strafe verhängt, dann tut das nach Maßgabe dessen, was euch (von der Gegenseite) angetan worden ist! "Aber wenn ihr geduldig seid (und auf eine Bestarfung verzichtet), ist das besser für euch."
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linus
antwortete am 25.02.04 (20:58):
(mart) wunderschön klingend - diese Texte sind einfach zauberhaft (sofort steigen in meiner Vorstellung farbenfohe und heitere Bilder aus dem Orient auf).
Zur Semantik: warum ist es besser ?
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