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THEMA:   Kanada vor der Einführung der Sharia

 55 Antwort(en).

mart begann die Diskussion am 15.01.04 (11:54) mit folgendem Beitrag:

„ Kanadas "Islamic Institute of Civil Justice", das im Oktober gegründet wurde, will zunächst in Ontario islamische Schiedsgerichte mit muslimischen AnwältInnen für familiäre und geschäftliche Angelegenheiten installieren. Den islamischen Rechtsweg zu gehen, sei für MuslimInnen nicht bindend, betonen die islamischen Rechtsgelehrten."

"KritikerInnen befürchten jedoch, dass selbst in einem weitgehend säkularisierten Land wie Kandada die Schiedsgerichte den Druck auf muslimische BürgerInnen verstärken könnten, die die Scharia eher nicht in Anspruch nehmen wollten.“


Wie üblich gibt es die beschwichtigenden Stimmen „Kein Grund für Befürchtungen“ (betrifft nur zivilrechtliche Angelegenheiten und muß als Schiedsgericht von beiden Seiten anerkannt werden) aber kann uns (ich nehme hier mit Absicht den Plural) bei dieser Entwicklung wohl sein?

„"Die Scharia regelt Erbschaften, Scheidungen und andere Familienangelegenheiten und dabei haben muslimische Frauen immer einen gewaltigen Nachteil und werden unter Druck gesetzt. Daran gibt es keinen Zweifel", so Sheila Ayala von der "Humanist Association of Canada", eine Organisation, die sich um die Belange der Gewaltentrennung von Kirche und Staat kümmert.
"Niemand denkt, dass die extreme Seiten der Scharia hierzulande zu tage treten könnten, wie das Steinigen oder Handabschneiden", so Sheila Ayala, "aber wenn Kanada die Scharia akzeptiert, erkennt es alle Formen der Scharia weltweit an." (Reuters/red)“
26. Dezember 2003

PS:
ZWEIFLE NICHT AN DEM;
DER DIR SAGT, ER HABE ANGST.

ABER HABE ANGST VOR DEM
DER DIR SAGT,
ER KENNE KEINEN ZWEIFEL.

(Erich Fried)

Internet-Tipp: https://diestandard.at/?id=1536272


Medea. antwortete am 15.01.04 (12:23):

Bedenken gegen diese Initiative gibt es trotzdem. Muslimische Frauen fürchten, daß die Anwendung der Scharia ihre in der Verfassung verankerten Rechte und Freiheiten unterhöhlen könnte.
"Als muslimische Frauen bevorzugen wir es, unter kanadischem Recht zu leben", heißt es in einer Stellungnahme dess "Rates der muslimischen Frauen in Kanada". "Wir sind glücklich, unter der Charta der Rechte und Freiheiten zu leben und sehen keinen zwingenden Grund, dies zu ändern," sagt Alia Hogben, Mitglied des Führungsgremiums des Rates.
(Korrespondent Gerd Braune)


juergenschmidb antwortete am 15.01.04 (15:52):

das ist ja ein ganz fundamentales thema, quasi staat im staate, in diesem fall erschwerend, da ggf. nagativ Betroffene, in diesem Fall Frauen, sich dagegenstemmen.
aber ich denke, das ist ein internationales Problem, das in die UNO gehört.
Denn in diesem Fall geht es nicht um Gebräuche, also etwas relativ harmloses, sondern um Widersprüche zu dem Recht, in dem der/die Betroffene lebt.
Das muss grundsätzlich angegangen werden; wofür wurde die UNO geschaffen, wenn nicht zum Schutz aller Menschen.
Nun könnte man sagen, was kümmert mich ein verrostetes Fahrrad, das am Bahnhof von San Franzisko umfällt, aber dieses Thema oben kann uns von heute auf morgen ebenfalls ins Haus stehen.
Dafür würde sich genauso eine Eingabe bei der UNO anbieten wie für viel "lächerlichere" Dinge wie Resolutionen gegen Israel oder USA, die derzeit aktivsten Kriegstreiber.
Aber ich weiss nicht, wie man vorgehen müsste, habe also auch nur eine Meinung, aber immerhin...

Jürgen Schmidbauer


Titus antwortete am 15.01.04 (18:14):

Ich sage mal ganz, ganz vorsichtig, daß ich auf diese Gefahren mehrfach hingewiesen habe, die auch uns in Deutschland und Europa drohen.

Und mit dieser Bemerkung bin ich wieder in Gefahr einen Beitrag gestrichen zu bekommen.

Der Spruch von Erich Fried, den mart zum Schluß ihres Beitrags bringt, findet zu mehr als 100 Prozent meine Zustimmung. Genau das, was Fried mit wenigen Worten ausdrückt, sollte uns alle beschäftigen, zumindest sollten wir alle einmal ernsthaft darüber nachdenken.

Ich jedenfalls habe Angst.................

Titus(WolfgangM)


schorsch antwortete am 15.01.04 (18:17):

Da kein islamisch orientiertes Land der Welt Gegenrecht hält, finde ich es eine Ungeheuerlichkeit (sprich Dummheit der Behörden), neben dem landeseigenen noch ein Scharia-Gesetz laufen zu lassen.


hugo1 antwortete am 15.01.04 (19:13):

,,,ich denke auch, daß es auf Dauer unmöglich ist verschiedene Gesetzeslagen, ja noch nicht mal unterschiedliche Auslegungen zuzulassen.
Kann mir nicht vorstellen, daß eine Gruppe von Engländern sich in Deutschland mit ihren Vorstellungen vom und im Straßenverkehr durchsetzt. Kann mir nicht vorstellen daß sich Mädchen aus der 6. Klasse der Grundschule verabschieden müssen nur weil sie von Ihren Eltern verheiratet wurden und, falls sie sich weigern bis an die Hüfte vergraben und dann gesteinigt werden,,,ich werd mich auch hüten, bei den Saudis mit meiner Frau im Badeanzug untergeärmelt durch die Geschäftsstraße zu torkeln und in der anderen Hand ne halbleere Buddel Schluck anbieten,,,g


Medea. antwortete am 15.01.04 (20:27):

Titus : dito

nur: der Prophet gilt nichts im eigenen Land ...

Kritiker dieser Schlichtungsstellen verweisen darauf, daß durch die Formalisierung ein zweites Rechtssystem etabliert werde, das dem staatlichem Recht zuwider laufen kann und damit den Rechtsfrieden gefährden könnte. Bedenken hat auch Tarek Fatah vom Muslimischen Kanadischen Kongreß. Er ist für alternative Streitbeilegung, aber dagegen, daß dies formalisiert und auf der Basis von Religion vollzogen wird:
"Uns alarmiert, daß unter dem Mantel der alternativen Streitschlichtung Gruppen eine konservative Interpretation islamischen Rechts durchsetzen könnten."
Daß den Beteiligten am Ende der Weg zu staatlichen Gerichten offen stehe, beruhigt ihn nicht. "Mittellose oder des Englischen kaum mächtige Menschen werden den Gerichtsweg nicht einschlagen", meint Fatah. "Viele von uns sind nach Kanada gekommen, um der Scharia zu entkommen."

(Korrespondent Gerd Braune)


Karl antwortete am 15.01.04 (22:07):

Lieber Titus,


Angst ist ein schlechter Ratgeber. Ich würde die Kirche erst einmal im Dorf lassen und genau nachfragen, was denn eigentlich in Kanada geplant ist.

Die Überschrift zu diesem Thema finde ich dann bei genauerem Lesen irreführend, zumindest ist nicht gemeint, dass der Staat Kanada die Sharia einführt und sein eigenes Rechtssystem aufgibt, sondern es geht darum, dass eine moslemische Gemeinde intern als ziviles Schiedsgericht nach den Regeln der Sharia Streit schlichten will.
Wir haben solch ein Nebeneinander von staatlichen und kirchlichen Regelungen auch. Ich erinnere an das kirchliche Verbot der Scheidung und die kirchliche Trauung, die legal völlig bedeutuingslos ist.

Es steht auch in Kanada nicht zur Diskussion, dass staatliche Gesetze bindend sind und religiöse Gebräuche sich im Rahmen des staatlichen Rechtssystems zu bewegen haben. Darauf müssen wir immer bestehen, auch hier bei uns.

Es wird sehr schwierig, wenn wir über diese Rahmenbedingung staatlichen Rechts hinaus einer Glaubensgemeinschaft vorschreiben wollen, nach welchen Regeln sie zu leben hat. Unser Grundgesetz garantiert die Glaubensfreiheit und ich vermute einmal, die kanadische Verfassung auch.

Angst ist deshalb m. E. nicht angebracht. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Vorsichtig aber darf man sein und die staatlichen Gesetze dürfen nicht zur Diskussion gestellt werden.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


seewolf antwortete am 15.01.04 (22:48):

Karl -

Deinen Ausführungen kann man inhaltlich voll zustimmen... nur wünsche ich mir, daß dies in aller Deutlichkeit und ggf. auch vehement klar gemacht wird, und zwar von vornherein in Richtung all derer, die möglicherweise meinen, es mit "make-love-not-war-Demokraten" zu tun zu haben, die um Gottes Willen bloß niemandem auf die Füße treten wollen...


venus antwortete am 15.01.04 (23:13):

Angst hat durchaus eine Berechtigung. Ich war Zeit meines Lebens keine Rassistin und sogar mit einem Moslem verheiratet, aber wie die Dinge sich entwickeln, machen sie mir Angst, und ich denke zu Recht. Das was im Moment so läuft, hat wenig mit Religion zu tun, viel aber mit Politik, Ideologie und Geschlechterkampf. Und die moslemischen Fundamentalisten möchten, daß die ganze Welt islamisch wir, das ist ihr Ziel. Was sind das nur für (moslemische) Männer, die so unterdrückte Frauen brauchen? Wovor haben sie eigentlich Angst? Frauen sind nicht unbedingt Monster - 0der?


mart antwortete am 16.01.04 (00:28):

Die Entscheidungen der geplanten Schiedsgerichte nach den Regeln der Sharia sind rechtsverbindlich ! und können nicht in 2. Instanz an einem staatlichen Gericht bekämpft werden.

Es werden bes. Erbschaften, Scheidungen, Eheangelegenheiten geregelt, bei denen nach dem Rechtssystem der Sharia Frauen eklatant benachteiligt sind.



Einseits befürworte ich private oder halboffizielle Schlichtungsstellen durchaus, gerade die anglophonen Länder haben eine große Tradition an Friedensrichtern.

Unbürokratischem, schnelle, kostengünstige und pragmatische Urteile, das ist sicher nicht schlecht. Aber muss es gerade die Scharia sein, kann es das nicht auf säkularer Grundlage geben? Zwei-möglicherweise kontradiktorische-Rechtssysteme - das kann nur zu Konflikten, Ungerechtigkeiten und Ungleichbehandlung führen.

Auch wenn im angelsächsischen Recht stets nach Fallbeispielen entschieden wird und nicht nach den ß wie im römischen Recht, so liegt gerade hierin im Falle der Scharia das grösste Problem.

Jeweils eine - die erste - Entscheidung in sämtlichen Bereichen, die absolute Benachteiligung der Frauen betreffend, kann für alle weiteren Entscheidungen als bindend herangezogen werden.

Männer finden es vielleicht erfreulich, wenn Söhne z.b. im Erbrecht gegenüber Töchtern doppelt zählen, in Wahrheit ist es jedoch ein Riesenschritt im Rechtsverständnis in die Vergangenheit. Auch daß der Ehebruch beim Mann und der Frau äußerst ! ungleich nach der Sharia bewiesen wird, ist bekannt. usw.

Ich möchte weder nach katholischem Recht, noch nach jüdischem oder islamischen oder sonst irgendeinem Recht "gerichtet" werden, sondern einzig nach den Rechtsprinzipien des Landes, in dem ich lebe.

Und ich wünsche mir, daß alle in einem Land nach den gleichen Prinzipien juristisch behandelt werden.

Natürlich kann man sagen, es handelt sich nur um Schiedsgerichte.

Trotzdem:
Entscheidungen von Schiedsgerichten sind bindend, man kann nicht nachher sagen: So, jetzt geh' ich zu einem "echten, fairen Gericht". Und Muslimnnen könnten "sanft gedrängt" werden, Sharia-Gerichte zu akzeptieren!


aus The Toronto Star, 12 Dec. 2003
By Leslie Scrivener Faith and Ethics Reporter

“Alia Hogben, president of the Canadian Council of Muslim Women, expressed reservations about the arbitration committees. ‘Who will represent the rights of women?’ she asked from Kingston. ‘We are gravely concerned because there are lots questions and we don't understand from the Canadian Muslim women's point why another system is being applied.’ Since most Muslim women in Canada are religious, many may be persuaded to go to arbitration as part of their Islamic faith and identity, she said.”

This concern (that Muslim women will be “persuaded” into Islamic Arbitration) is probably the most serious issue at present. This persuasion may come in the form of intense family or social pressure, or via prenuptial agreements.


julchen antwortete am 16.01.04 (07:25):

Noch nicht lange her habe ich mich gewagt hier zu
sagen: es tut sich was ganz fundamentales mit dem
Islam.

Wer's immer noch nicht sehen will. Gut.
Winston Churchill hat mal gesagt: wir koennen uns
jetzt damit auseinandersetzen - oder spaeter - aber
damit auseinandersetzen muessen wir uns.

Mit dem "kanadischen" Thema, faellt mir meine Malaysische Freundin Anna wieder ein.
Die sehr eindeutig sagte, dass sie muslimische
"Religions Polizei" sehr damit beschaeftigt war (im vergangenen Jahre), dass
muslimische Familien den Ramadan auch korrekt
einhielten in Malaysia.

Nennt mich paranoid, aber bin ich alleine in meiner
Befuerchtung, dass ueberall auf der Welt Islam sehr tiefen Fuss zu fassen sucht? Dabei denke ich gar nicht
an Terroristen, die sind bloss das Niessen zum
Schnupfen!

Anfangen tut es mit der Schritt fuer Schritt Zerstoerung der Rechte islamischer Frauen in westlichen Laendern.
Und das nun sogar in Kanada durch legitime Absplitterung von Kanadischen Rechten?

Wessen Lieblings Phrase war es hier: wehret den
Anfaengen?

Ich denke man muesste zumindest mal anfangen zu
zaehlen wieviele Schritte rueckwaerts man geht -
und wieviele Schritte vorwaerts das anderseits einbringt.
Vor allem sollte man mal das Grosse Bild im Auge haben und nicht sagen: na was die In Kanada machen
hat uns ja nicht zu jucken!
Von solchem Denken hat mancheiner ratzeputz die Kraetze bekommen.

Erstmal gemachte Gesetze sind wie Laeuse. Man wird
sie nur sehr schwer wieder los. Dies gilt besonders
fuer Demokratien die ueber allem Anderen Menschenrechte im Auge behalten.

Ich jedenfalls, klebe mir morgen eine schild auf's Auto:

"Just because I'm paranoid does not mean they are not after me"
:))))


Medea. antwortete am 16.01.04 (07:55):

Julchen
Du bist weder paranoid noch alleine mit Deiner Befürchtung - es bedarf lediglich eines Rundblicks in die europäischen Länder und Deutschlands - ein islamisches Problem ist fast überall erkennbar, das ist nicht mehr wegzuleugnen. Die große Frage, auf die es noch keine richtige Antwort gibt, ist, wie wird damit umgegangen? Viele arbeiten daran, suchen nach Lösungen, im Vordergrund standen und stehen Integrationsbemühungen - das Konzept scheint nicht aufzugehen. Parallelgesellschaften sind auf dem Vormarsch, das kann es ja nun wirklich nicht sein. Und mit Haß auf Fremde und deren Mentalität hat das wahrlich nichts zu tun.


wanda antwortete am 16.01.04 (08:57):

liebste medea, ein "islamisches Problem" das geht mir schon zu weit ! Oder hast Du Probleme damit ?


Medea. antwortete am 16.01.04 (10:59):

Liebe Wanda, die Zeit wird es zeigen ....
ein islamistisches besteht ja bereits weltweit und die Probleme des einen, können schnell die Probleme des anderen werden. Doch hoffen wir, daß ich mich irre .... ;-))


schorsch antwortete am 16.01.04 (13:31):

Ich denke, es ist an der Zeit, dass jedes fortschrittliche Land allen Fundis dieser Erde zu verstehen gibt: In unserem Land gelten unsere Gesetze. Und wer sich nicht damit abfinden will, der verlasse unser Land!


jeanny antwortete am 16.01.04 (16:31):

@schorch
habe heute die nachrichten auf TF1 gesehen.
der französische minister Niolas Sarkozi teilte mit:
er habe 2 mullahs,die in pariser moscheen antisemitismus,
und anti-westliche hetze betrieben des landes verwiesen,und in ihre heimatländer zurückgeschickt.


uul antwortete am 17.01.04 (01:55):

@ jeanny
wenn doch unsere Behörden auch schon so weit wären! Es ist längst "5 vor 12", wenn nicht schon fast zu spät. Was hier unter dem Vorwand der Religionsfreiheit eingefordert wird, ist nichts als fundamentalistische Unterdrückung, vor allem von Frauen und Mädchen.
Wahrhaft erschütternd der Beitrag in "Kontraste" (ARD) vom 15.01.2003

Internet-Tipp: https://www.kontraste.de/0401/manuskripte/txt_kopftuch.html


Medea. antwortete am 17.01.04 (08:30):

uul - es hat bereits 12.00 Uhr geschlagen;

So langsam greift es in manchen Köpfen, daß die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit mehr und mehr zum Fußfassen von fundamentalistischen islamischen Gruppen mißbraucht wird.... :-((


Karl antwortete am 17.01.04 (08:40):

@ uul,


erwähnenswert besonders der letzte Abschnitt Deines zitierten Beitrags.

"Wir in Deutschland haben die Trennung zwischen Kirche und Staat nie wirklich konsequent vollzogen. Wir haben vor allem nicht damit gerechnet, dass neben den beiden christlichen Konfessionen andere Religionen in unserem Land Einfluß haben könnten. Es wird höchste Zeit, dass wir die Realität einholen und einlösen, was unsere Verfassung verspricht. Religion ist Privatsache, der Staat hat sich da nicht einzumischen. Erst recht nicht in der Schule."

Die Trennung von Religion und Staat muss endlich konsequent auch in der Bundesrepublik vollzogen werden. Wenn Kopftücher verboten wären, wäre es ein Signal der Intoleranz, wenn dies nicht auch für Nonnentracht und andere religiöse Symbole gelten würde. Auch das war Aussage des Berichts in Kontraste:

Internet-Tipp: https://www.kontraste.de/0401/manuskripte/txt_kopftuch.html


Karl antwortete am 17.01.04 (08:50):

@ medea

"So langsam greift es in manchen Köpfen, daß die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit mehr und mehr zum Fußfassen von fundamentalistischen islamischen Gruppen mißbraucht wird.... :-(("

Damit hast Du jetzt ja wohl die Katze aus dem Sack gelassen. Welche Gesellschaftsordnung möchtest Du? Eine, in der die Religion zwangsverordnet wird, so wie im Iran?

Die Fundamentalisten aller Richtungen ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Mit meinem Widerstand kannst Du rechnen.


pilli antwortete am 17.01.04 (09:22):

@ Medea.

wese erkannte dein problem wesentlich früher als ich...

sein "ja Medea., wir beide haben ein problem" ist mir in guter erinnerung.


mart antwortete am 17.01.04 (09:35):

Vor 800 Jahren stellte kein Geringerer als der große islamische Gelehrte Averroes (Aufklärerische Linie im Islam, die leider untergegangen ist)kritisch fest:

"In diesen unseren Staaten kennt man die Fähigkeiten der Frauen nicht, weil man sie hier nur für die Fortpflanzung einsetzt. Das macht ihre (anderen möglichen) Aktivitäten zunichte. Weil Frauen für keine der menschlichen Tätigkeiten für fähig gehalten werden, geschieht es oft, daß sie Pflanzen gleichen. Dass sie in diesen Staaten eine Last für die Männer sind, ist einer der Gründe für die Armut dieser Staaten."


mart antwortete am 17.01.04 (10:10):

Kommentare zu den Sharia Schiedsgerichten in Kanada:


„sehr gut das in Canada, würd mich mal interessieren was die USA darüber denken? hoffentlich nehmen sich auch andere Staaten das zum Vorbild- das wäre zumindest schon mal ein Anfang...
Juden Journal tzzzzz Muslim Journal wäre wichtiger um die Deutschen endlich mal richtig aufzuklären...“



„Ja, solange es noch keinen islamsichen Staat gibt, wo anch Qur´an und Sunna regiert wird, und wohin wir auswandern sollen, müssen wir froh sein, dass die Muslime nicht in der Bevölkerung aufgehen, wie das in Frankreich mit Gewalt geplant wird, daher ist eine Selbstständigkeit von Muslimen wie sie schon die Juden haben (Privatschulen,-kliniken, eigene Wohnviertel und ein gewisser gesellschaftlicher Einfluss, so weit es im islamischen Rahmen bleibt) in den von uns selbst gewählten Gastländern wichtig.

Gerade läuft auf RTL ein eigenes Juden-Journal: Glaubens Trend“


„Das ist mit Abstand das vorbildlichste was ich je von einem westlichen Lans gesehen habe. Natürlich erbt der Sohn doppelt soviel, denn er muss ja auch für seine Familie sorgen, während Frauen ein Recht auf Versorgung haben, aber nicht versorgen müssen. Sheila Ayala zu der kann sich jeder selbst was denken“


„Ich finde es klasse, was in Kanada durchgesetzt wird! Wenn in Europa weiterhin gegen Muslime gehetz wird und die Atheisten immer mehr an Macht gewinnen so könnt ich mir vorstellen in ein islamisches Land oder in ein Islam-freundlicheres westliches Land, wie Kanada, auszuwandern


Medea. antwortete am 17.01.04 (11:22):

Dieses "Problem" liebe pilli, wurde in vielen nächtelangen Briefen zwischen wese und mir ausdiskutiert .... - es war keins mehr -

Noch heute bedaure ich unendlich seinen viel zu frühen, plötzlichen Tod.


Wolfgang antwortete am 17.01.04 (14:30):

Der Antisemitismus war eine lange in Deutschland (und anderswo in Europa) gepflegte Ideologie. Abgeloest wird diese Ideologie gerade vom Antiislamismus - die derzeit grassierende Ideologie.

Was beiden (eigentlich allen Suendenbock-Ideologien) gemeinsam ist: "Die Abspaltung und Projektion des Eigenen auf den Anderen, die wiederum die Konstitution der eigenen Identitaet begruenden, sind sowohl für antiislamistische wie auch für antisemitische Denkmodelle fundamental." (Quelle... Im Westen nichts Neues. Der Islam als Antithese zum 'freien Westen' (von STEFANIE GRAEFE))

Viele Menschen koennen ohne (austauschbare) Suendenboecke nicht leben. In West und Ost haben diejenigen Zulauf, die die Welt in 'Gut' und 'Boese'. in 'Wir' und 'Die' aufteilen. Einfach und uebersichtlich ist solch eine Welt. Jede(r) benutzt sie fuer die eigene Identitaet. Die Faehigkeit zum Differenzieren bleibt dabei auf der Strecke. Das ist gewollt. Die Fundamentalisten jeglicher Couleur und ihre (Gottes-)Krieger moegen keine Differenzen. Sie bevorzugen das Freund-Feind-Denken.


Wolfgang antwortete am 17.01.04 (14:33):

"Dass es das Zeichen von Nicht-Liebe sei, also Suende, von seinem Naechsten oder ueberhaupt von einem Menschen ein fertiges Bild zu machen, zu sagen: 'So und so bist du, und fertig', worauf Julika, so belehrt, wiederum Stiller vorwerfen kann: 'Wenn man einen Menschen liebt, so laesst man ihm jede Moeglichkeit offen und ist trotzt aller Erinnerungen einfach bereit, zu staunen, immer wieder zu staunen, wie anders er ist, wie verschiedenartig und nicht einfach so, nicht ein fertiges Bildnis, wie du es dir machst von deiner Julika.'"

Quelle... Max Frisch: Stiller. Suhrkamp Taschenbuch 105. Frankfurt (M) 1974, S. 116 und S. 150


Titus antwortete am 17.01.04 (15:06):

Lieber Karl,

Du hast mich am 15.01. direkt angesprochen, also antworte ich auch direkt:

Angst läßt den Menschen vorsichtig denken und agieren.
Eine erkannte Gefahr könnte eine gebannte Gefahr sein, sofern man die Macht hierzu hat.

Das, was venus am 15.01. schreibt, hätte ich in der Schlußfolgerung nicht besser sagen können, bezw. sage ich dies bereits hier seit mehr als 2 Jahren.

Das Ergebnis ist in der Regel, daß ich beschimpft werde, als "Rassist", Brandstifter" etc. Daher von meiner Seite kein weiterer Kommentar. Wer Zweifel an den Zielen der Moslems in Deutschland hat, der braucht doch nur die entsprechende Internetseiten anzusehen.

Man kann sich auch den Ansichten unseres Herrn Bundespräsidenten anschließen, der da meinte "alle Religionen sind gleich", ohne daß er differenzierte.

Wie vor mehr als 2 Jahren kann ich aber bemerken, daß der Staat das Gewaltmonopol beansprucht, ohne jedoch den Bürger vor politisch motivierter Gewalt schützen zu können oder zu wollen. Dies gilt insbesondere auch für die Millionen türkischer Bürgerinnen und Bürger, die nichts anderes wollen, als alle anderen Bürger auch: In Ruhe und Frieden zu leben, zu lernen, zu begreifen, welches riesige Potential besonders in der Fähigkeit der Mädchen und Frauen steckt - die eben keine "bewegliche Masse" sind, die man nach Belieben auch verkaufen kann.

Im Irak "stirbt" gegenwärtig jedes eventuell vorhandene Vertrauen in westliche und freie Lebensformen. Der "Westen", das sind die amerikanischen Militärs, die das Land erobern wollen, um Öl und andere Bodenschätze zu rauben - es wird ihnen nicht gelingen. Die Irakis machen keinen Unterschied zwischen Amerikanern und anderen Ausländern, die nicht dem Islam angehören.

Daß für später wir Deutschen besonders gute Chancen hätten mit dem Irak korrekte Geschäfte zu machen, ist hier kein Widerspruch - nur sind wir noch lange nicht so weit.

Alle Nichtamerikaner und Nichtbriten sollten sich erst im Irak engagieren, wenn Bush und Blair und ihre Helfer als Kriegsverbrecher vor einem internationalen Gerichtshof stehen. Dann erst wären die Menschen aus dem Westen nicht nur für die Menschen im Irak glaubwürdige und rechtschaffende Partner.

Jedoch scheint zweifelhaft, ob es je zu diesen Anklagen kommt...........

Und zum Schluß, damit kein Mißverständnis aufkommt:
Mir ist es völlig egal, wer was glaubt.

Nicht egal ist mir, wenn irgendjemand versucht mir einen Glauben aufzuzwingen, oder eine Rechtsordnung - eventuell so gar mit Todesdrohungen - oder wenn ich zusehen soll, daß in meiner unmittelbaren Umgebung Menschen aus angeblich religiösen Gründen gequält werden.

Ein schönes Wochenende - an alle gerichtet - und mit Grüssen
Titus(WolfgangM)


mart antwortete am 17.01.04 (15:06):

In unseren Rechtssystemen, gleich ob auf römischen Recht basierend oder ob anglikanisches System, gilt die Regel, daß jeder vor dem Recht gleich sei (Sinnbild Justitia mit den verbundenen Augen).

Die Fälle, wo das nicht geschieht, werden zu Recht angeprangert.

In mühevoller Arbeit wurde die staatliche Rechtssprechung von der Rechtsprechung der Kirchen abgetrennt.

Mit Recht machen Menschenrechtsaktivisten mobil gegen die Übergriffe der Kirche, z.B. gerade was Regelungen bezüglich Homosexualität betrifft.

Warum um Himmels willen, soll nun (in einem Staat) differenziert werden in Frauen, die sich der Sharia - freiwillig!;-) - "unterwerfen" und in solche, die nach den Regeln der gleichen Menschenrechte für Mann und Frau beurteilt werden?


Und bei der Begründung deiner sexistischen Anschauungen hilft dir auch der Frisch nicht - der zu Recht herausstellt, daß sensibles Eingehen auf den Partner wichtig ist.


Hier geht es um eine gerechte Rechtsprechung und um das Prinzip, daß dieselben Rechte für jeden gelten! - also um ein lang und blutig erkämpftes Gut!


Medea. antwortete am 17.01.04 (17:01):

@ Karl

"So langsam greift es in manchen Köpfen, daß die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit mehr und mehr Fußfassen von fundamentalistischen islamischen Gruppen mißbraucht wird :-(( " - das war mein Satz
und Du entgegnest darauf:

"Damit hast Du jetzt ja wohl die Katze aus dem Sack gelassen ....." usw.

Welche Katze aus dem Sack gelassen? Die Grüne, die rote, die gelbe, die schwarze oder gar die braune?
Was willst Du damit implizieren? Soll ich zur Moslemfresserin gemacht werden, weil ich seit vielen Jahren große gesellschaftliche Veränderungen in Deutschland und Europa feststelle und diese nicht nur sehe, sondern auch anspreche?

"Die Fundamentalisten aller Richtungen ähneln sich wie ein Ei dem anderen. Mit meinem Widerstand mußt Du rechnen",
schreibst Du mir.

Ich habe nicht vor, irgendjemandens Widerstand herauszufordern - ich sehe, was ich sehe, und zwar noch recht gut.

Vielleicht sind wir, Du und ich und andere, die hier schreiben, zu sehr involviert - fast wünschte ich, der gesamte Thread würde von zwei völlig neutralen Personen gelesen und beurteilt werden, um festzustellen, ob unzulässige Äußerungen im Sinne von Verleumdungen
gefallen sind.


Karl antwortete am 17.01.04 (18:01):

Hallo Medea,

wenn du schreibst: "So langsam greift es in manchen Köpfen, daß die im Grundgesetz verankerte Religionsfreiheit mehr und mehr zum Fußfassen von fundamentalistischen islamischen Gruppen mißbraucht wird" dann nehme ich dich ernst und gehe davon aus, dass die Religionsfreiheit abgeschafft werden soll. Du greifst, wo auch immer, das Thema "Islam" auf, bist für ein Kopftuchverbot bei gleichzeitigem Erlauben des Kreuztragens (oder habe ich da was falsch verstanden?). für mich sieht das durchaus danach aus, dass dir prinzipiell der Islam ein Dorn im Auge ist und du diese Religion hier in Deutschland am liebsten verbieten würdest. Wenn dem nicht so ist, musst du das schreiben. für mich jedenfalls ist der Eindruck entstanden, dass du gegen die Religionsfreiheit bist.
Wenn du aber für Religionsfreiheit bist, dann solltest du m. E. deine Worte sorgfältiger wählen und vor allem differenzierter schreiben, welche Vorschläge du konkret hast, um ein friedliches Miteinander der Religionen zu fördern. Mit Verboten und Anti-Islamparolen wird dies kaum zu bewerkstelligen sein.


mart antwortete am 17.01.04 (18:36):

Tatsächlich Anti-islamparolen? Haben wir die gleichen Texte gelesen?


Also, Vorschläge:

Ich bin dafür, daß die Sharia im Zivilrecht nicht eingeführt wird.

Ich bin dafür, daß islamische Privatschulen sehr gut !überwacht werden.

Ich bin dafür, daß Lehrerinnen keine Kopftücher als Symbole ihrer Keuschheit tragen, weil dadurch auf islamische Schüler einen Zwang ausgeübt wird, dem viele, besonders denen die in ihren Heimatländern verfolgt worden sind, entkommen möchten.

Ob daß auch ein Verbot des Kreuzchenstragens von Amtspersonen zur Folge hat, ist mir wurscht und unbedeutend.

Man könnte ja zusätzlich zu den Schleusen an Schultoren und Amtsgebäuden, um Waffen festzustellen eine Visitation auf das Tragen von Kreuzen einrichten.

Dann noch das Problem mit den Kreuzen in Schulklassen. In Deutschland müssen sie entfernt werden, wenn einer in der Klasse dies verlangt. In Österreich, wenn die Mehrheit es verlangt. Das empfinde ich als wesentlich demokratischer.

Ich warte aber noch auf die Aufforderung die Kirchtürme zu entfernen, da sich dadurch einige wenige irritiert fühlen.


mart antwortete am 17.01.04 (18:55):

PS

Ich erwarte aber auch, daß unser "way of life", wenn schon nicht akzeptiert, dann wenigstens toleriert wird.

Ich erwarte auch, daß nicht verlangt wird, ich soll mich an frauenfeindliche Einstellungen anpassen, sondern umgekehrt, daß gleiche Rechte für Frauen und Männer gültig sein sollen.

Ich verlange, daß unser Verständnis von Menschenrechten akzeptiert wird, und nicht umgekehrt, die islamische Interpretation von uns.

Ich sage hier bewußt oft "uns", obwohl ich weiß, daß einige von euch damit nicht einverstanden sind.


Karl antwortete am 17.01.04 (19:22):

@ mart,

diese Art der konkreten Diskussion ist mir schon lieber. Ich kann dann nämlich konkret sagen, womit ich übereinstimme und womit nicht. Prinzipiell muss gesichert sein, dass Massnahmen für alle gelten und nicht spezielle - eine bestimmte Religion diskriminierende - Bestimmungen erlassen werden. Ich würde deine Punkte deshalb folgendermaßen formulieren:

ad 1) Ich bin gegen die Einführung eines religiösen Rechts in das Zivilrecht.

ad 2) Ich bin dafür, daß Privatschulen (von allen Trägern!) sehr gut überwacht werden.

ad 3) Religiöse Symbole haben in Schulen und bei LehrerInnen nichts verloren. Allerdings würde ich Schülern und Schülerinnen die Kleidung nicht vorschreiben, weil sonst eigentlich nur Schuluniformen die Alternative wären.

ad 4) entfällt

ad 5) Die Regelung in Deutschland stigmatisiert einzelne und setzt sie einem öffentlichen Druck aus. Eine gute Demokratie respektiert auch die Minderheit, deshalb würde ich eine klare Trennung von Religion und Staat bevorzugen und auch das Österreichische Modell ablehnen.

ad 6) Lassen wir die Kirche doch im Dorf.

ad PS) Toleranz unseres "way of life" dürfen wir selbstverständlich einfordern. Gleichheit der Geschlechter steht in unserem Grundgesetz und ist deshalb für alle einzufordern. Ich denke, dass Grundgesetz bzw. die Verfassungen der westlichen Staaten geben eine gute Grundlage dafür ab, was wir in einem Dialog anzubieten, aber auch zu fordern haben.

Ist Euch bewusst, dass wir die Entwicklung (Durchmischung der Gesellschaften weltweit) nicht mehr einfach ohne Mord und Totschlag rückgängig machen können? Wir sind zum Dialog verdammt, ob wir wollen oder nicht. Ich jedoch will und sehe darin sogar eine potentielle Bereicherung. Chancen müssen aber auch ergriffen werden.


seewolf antwortete am 17.01.04 (19:57):

Karl -

bitte erkläre einmal, worin für Dich die etwaige Bereicherung liegt.


Karl antwortete am 17.01.04 (20:40):

Lieber seewolf,


aufgrund meines Berufs bin ich zeitlebends mit Menschen fremder Kulturen zusammengetroffen und habe dies immer als bereichernd empfunden. Ich habe unter allen Religionen, die hier zur Debatte stehen, und auf allen Kontinenten Freunde gefunden und heiße Debatten über den richtigen "way of life" und die Eigenarten der Kulturen geführt. Ich bin ein neugieriger Mensch, weshalb mich Fremdes zunächst sowieso interessiert. Der Zugewinn an Wissen bei dem Austausch mit Menschen fremder Kulturen ist zunächst einmal generell höher als wenn ich mit deutschen Nachbarn über Bekanntes parliere.

Ganz konkret bin ich hier vor Ort Nutznießer und Genießer der multiplen Kulturen. Ich gehe gern chinesisch, indisch oder italienisch essen. Den "Döner" hat mein Sohn in die Familie eingeführt. Wir waren Gäste auf einer deutsch-russischen Hochzeit, sind Paten der Kinder georgischer Freunde, waren Gastgeber für Israelis, Amerikaner, Brasilianer, Chinesen, Japaner, Australier, Briten, Inder etc.

Welchen Vorteil bringen solche Kontakte für das eigene Denken? Am wichtigsten sind die häufigen Aha-Erlebnisse bei der Erkenntnis gewesen, dass vieles eben auch ganz anders als gewohnt gesehen werden kann. Sehr wichtig ist es zu erkennen, dass die eigene Sicht der Dinge subjektiv und Standpunkt gefärbt ist. Die direkte Anschauung aus einem anderen kulturellen Blickwinkel kann wie eine Erleuchtung sein. Wichtig war auch einfach das Erlebnis der Freundschaft über kulturelle Gräben hinweg.

Nur die Verzagten und Ängstlichen sehen in der kulturellen Vielfalt auf dieser Erde eine Bedrohung. Diese Vielfalt ist existent. Wir müssen auch damit leben, dass sich die Kulturen zunehmend vor Ort begegnen. Die Entwicklung zum globalen Dorf ist unumkehrbar. Die Kulturen werden alle versuchen ihre Identitäten zu verteidigen, aber doch alle werden sich im Dialog mit den anderen auch verändern. Es ist einfach wichtig, dass dieser Dialog aktiv aufgegriffen wird. Das Schüren von Angst und das Vermehren von Vorurteilen führt nur zur Abschottung und Konfrontation. Wir sind gebrannte Kinder, wir brauchen den Dialog, wir wollen keine neuen Ghettos und kein neues Ausschwitz.


Wolfgang antwortete am 17.01.04 (20:44):

Die kanadische (Fach-)Zeitung 'Law Times News' berichtete am 25.11.2003, dass die Sharia - also islamisches Recht - in Kanada fuer bestimmte zivile Streitigkeiten im Rahmen der freiwilligen Schiedsgerichtbarkeit angeboten werden soll. Der Artikel ist bei 'Law Times News' nicht mehr zu lesen. Nachzulesen ist er nebst einer spannenden Diskussion darueber bei Indymedia:

Law Times News - 25.11.2003
First steps taken for Islamic arbitration board
By JUDY VAN RHIJN
https://vancouver.indymedia.org/news/2003/11/87502.php

Ich denke, in Gesellschaften mit einem stark wachsenden muslimischen Teil der Bevoelkerung und damit mit einem stark wachsendem muslimischen Einfluss wird man sich auch mit Muslimen und ihren islamischen Besonderheiten arrangieren muessen.

Grundsatz muss sein, dass KEINE Religionsgemeinschaft bevorzugt oder benachteiligt wird. Wie das im Einzelnen zu handhaben ist, darueber muss wohl immer wieder neu diskutiert und beschlossen werden.

Die Sharia (wenn auch nur als freiwillige Schiedsgerichtsbarkeit) zuzulassen, geht mir schon zu weit (weil dann auch andere religioese Gruppen besondere Rechtssysteme einfordern koennten, die dann ebenfalls zugelassen werden muessten).

Es wird darauf ankommen, weniger die trennenden, sondern die gemeinsamen Interessen zu suchen... Zum Beispiel das Interesse an einer friedlichen Gesellschaft, in der sich ALLE moeglichst frei nach ihren Vorstellungen entfalten koennen. Ich bin davon ueberzeugt, dass das moeglich ist. Nicht allzu viele Menschen duerfen sich dann aber anmassen, dass sie aeltere oder gar bessere 'Rechte' haetten... Sonst wird das Projekt einer friedlichen Gesellschaft scheitern.

Internet-Tipp: https://vancouver.indymedia.org/news/2003/11/87502.php


mart antwortete am 17.01.04 (22:34):

Aus dem zuvor angeführten Link:

"are u crazy to let sharia law do you know what sharia law is ?
by john • Saturday November 29, 2003 at 04:28 PM
jomanjy@hotmail.com


"hi to all you need to know what does SHARIA LAW is befor you make mistake , SHARIA LAW is to judg women by stoning and cut hand and heads and foods just like saudia i was muslim and i left islam caus of sharia law it's agains human right how dare country like canada to do this or to allow mualims to talk about it , pleas wake ur mind i cam here running of the sharia law caus it's bad thing it could happend to people we saw how they shot woman in afghanistan that was sharia law what talaban was fallowing so. do not be stupid and read about islam the words of killing is all over their book i was muslim and i know it very will. god bless you and bless all christians and jewish and none muslims"


mart antwortete am 17.01.04 (22:38):

Aus dem zuvor angeführten Link noch eine "Kostprobe":

"oh that's crazy oh my god
by dania • Saturday November 29, 2003 at 05:04 PM



hi there my name is dania i'm from sodan , i'm X muslima girl i was muslim 6 month ago i came from sudan i heard about sharia law that islamic movment want to force in canada, now pleas do not turn this wonderfull canada to garbag by allowing sharia law , my sister was killd in sudan after her gusband devors her and he claim that she slept with other lady and that was exus to throw her in the street now in sharia law women can't stand in curt alone she need 4 witness unlike the man so they killd her by stoning her to death in front of my eyes and my young brother's eyes and we came to canada i left islam after reading about the killing in the book quraan so pleas do not allow these muslims to even talk about it , it's ready stupud of canadian goverment to let muslims leadres talk about it let muslims leadres get life let them back to islamic country to have shria law, not in this sweet country canada , thank you and pleas to all canadian people i love you brothers and sisters wake up islam is terror and i'm X muslim my name is dana from sudan , thank you canada for saving my life from the sharia law by allowing me to be in this sweet country canada , thank you all canadian"


Medea. antwortete am 17.01.04 (22:53):

Werden solche verzweifelten Worte überhaupt zur Kenntnis genommen? Diese beiden jungen Frauen wissen, wovon sie reden und was die Scharia vermag.


Karl antwortete am 17.01.04 (23:00):

Es ist nicht immer leicht, Dichtung und Wahrheit zu separieren. Es ist notwendig, genau zu recherchieren. Ich bin prinzipiell vorsichtig und möchte nicht in die Falle der vielen tappen, die zu Beginn des letzten Jahrhunderts den Horrorgeschichten lauschten und bereitwillig glaubten, dass Juden Menschenfleisch essen. Ich habe damit nicht gesagt, dass obige Texte von der Anti-Islam-Propaganda erfunden sein müssen. Ich weiß es einfach nicht.


Karl antwortete am 17.01.04 (23:04):

Noch eins: Es ist doch ganz klar, dass in Kanada die Sharia nur innerhalb der Gesetze Kanadas zur Anwendung kommen würde. Deshalb sind diese Horrorgeschichten Horrorgeschichten.

Andererseits bin ich der Meinung von Wolfgang und von Mart. Es sollte kein islamisches Recht weltliches Recht ersetzen oder auch nur vertreten. Der Staat sollte die volle Souveränität in der Judikative behalten und diese nicht an religiöse Gruppen delegieren.


Medea. antwortete am 17.01.04 (23:25):

Da sind wir uns ja wieder einig, denn ich vertrete ebenfalls diese Meinung ... ;-))


jutta antwortete am 17.01.04 (23:44):

Zu dem Beitrag von Dania ist nichts hinzuzufügen und alles gesagt


mart antwortete am 18.01.04 (00:01):

Gut, daß Horrorgeschichten doch nur Horrorgeschichten sind - oder ist vielleicht doch ein Körnchen Wahrheit und nicht nur Dichtung dahinter?


Nun, eindeutig überprüfbar ist, daß Syed Mumtaz Ali,
Präsident der Canadian Society of Muslims ist. Er hat die Verurteilung von Salman Rushdie wegen Blasphemie ausführlichst begründete und gutgeheißen.

“Ayatullah Khomeni had condemned Salman Rushdie because his book was considered blasphemous; the Pope condemned Madonna for her provocative songs. As head of his respective religious structure, each did what was expected of him by his followers.

Any Muslim cleric would have reacted to this book in the same manner as the Ayatullah; any Catholic priest would have found Madonna's songs distasteful”



Was ist von jemanden zu erwarten, der befürwortet, daß ein Schriftsteller wegen eines Buches zum Freiwild erklärt wird und ermordet werden soll? (Blasphemy - "(Kufr) 'to hide' (the truth). "It includes a denial of any of the essential principles of Islam. A Muslim convicted of blasphemy is sentenced to death in Muhammadan countries..."



https://muslim-canada.org/csm_president.html

https://muslim-canada.org/apostasy.htm


seewolf antwortete am 18.01.04 (00:32):

Karl -

ich danke Dir für Deine Ausführungen - mit Verlaub: ich hatte meine Frage gewagt in der Erwartung auf eine solche Erläuterung.

Als jemand, der an der Küste - besonders in Hamburg - aufgewachsen und von Kindesbeinen an gewohnt ist, mit Zeitgenossen aus aller Welt im Sinne hanseatischer Weltoffenheit zurechtzukommen, stimme ich uneingeschränkt zu.

Allerdings verlange ich von ALLEN Zeitgenossen, auch von Muslimen, Juden, Christen, und wie sie alle heißen mögen, ein solches Denken. Wer nicht bereit ist, dieses mitzubringen, sondern mich bekehren, bekriegen oder ausgrenzen will aus meiner europäischen Lebensform, bekommt von mir keinerlei Entgegenkommen.

Und - von "meinen" staatlichen Autoritäten verlange ich, daß sie einer eingeschüchterten deutschen Oma mindestens genauso viel Respekt und Entgegenkommen beweisen wie einer laut lamentierenden fremdsprachigen "Neu-Europäerin". Dies allerdings sehe ich leider allzuoft nicht.

Und dies ist - wie ich glaube - auch ein Grund für das vernehmliche "Grollen" in der Seele mancher Mitbürger.


uul antwortete am 18.01.04 (01:31):

Karl,
es ist nicht die "nicht gründlich vollzogene Trennung von Kirche und Staat", die mir Sorge macht aber was Du offensichtlich überlesen hast ist der Absatz über das Flugblatt, das in Berliner Schulen (aufgeführt ist die Rütli Oberschule) verteilt wurde:

"Wir warnen sie - wagen sie nicht das Kopftuch zu verbieten. Wir setzten das Kopftuch durch und wir siegen. Unsere Religion ist die höchste Religion und daran haben sich die Deutschen zu halten!"

Wenn das keine klare Kampfansage ist ...

Oder hatten die Demonstrationen vom Samstag so friedlichen Charakter?

Die Kirche wird wohl noch im Dorf bleiben können, aber vielleicht müssen wir auf das Geläute der Glocken verzichten.

Was Medea (und mir und vielen anderen) Sorgen macht, ist nicht der Islam an sich, sondern der Einfluß der fundamentalist-islamistischen Kräfte, der sich hier ungehindert ausbreiten darf.

Der selbst ernannte "Kalif von Köln" läßt schön grüßen, er lacht sich eins ...


pilli antwortete am 18.01.04 (01:47):

@ uul

ich habe seit wochen nix gelesen, daß nur eine oder einer den fundamentalistischen kräften den weg ebnen will...

da wundert es schon, daß einige das nicht gelesen haben wollen. zeig mir einen beitrag, der aussagt, daß zustimmung auch nur zu ahnen wäre.

wer nun wen mit glocken oder was auch immer dazu bewegen will, die stätten aufzusuchen, um religiösen handlungen beizuwohnen, interessiert mich nicht, bis auf den lärmpegel...dagegen wehre ich mich!

by the way...es geschehen noch zeichen und wunder...auch das BKA hat am samstag demonstriert...eigentlich verstehe ich das auch als "kampfansage"...du nicht?

glaubst du alles watt so auf flyer steht? :-)))na dann...

:-)


julchen antwortete am 18.01.04 (07:14):

Anti-Islam Parolen- oder Denken fuehren zu nichts.
man muss im Auge behalten, dass die ueberwaegende
Mehrheit aller Moslems friedfertige, stinknormale Menschen sind, deren Ziele im Leben unsern gleich
sind.
Ruhe, Frieden, ein bisschen Haeuschen haben, ein
bisschen Luxus...

Wir sind doch nicht die Einzigen, denen man den
fundamentalen Krempel aufzuzwingen versucht.
Anfangen tut es doch jetzt mit Moslem Familien, die
sich anderswo angesiedelt haben und sich dor bisher wohlfuehlten.

Diese werden nun unter Drucke gesetzt lange bevor die
"Gastgeber' Laender ueberhaupt was davon merken.

Ueber Bord gehen und alle Moslems hassen ist
Quatsch - das Problem zu ignorien ist ebenso Quatsch
.
Was die Antwort ist - wer weiss!
Aber man findet sie besser recht schnell!!

Ich denke nur mal Eine Antwort die Landesgesetze
zu aendern zu Gunsten groesserer Einwanderungsgruppen - oder besser der Representativen ist keine gute sache.

Fuer Deutschland, USA, und auch Kanada ist es doch
keine Frage dass viele Einwanderer dorthingekommen
sind, um den Regiemen ihrer eigenen laender zu entfluechten!
Nun holen diese Gesetze sie in der Neuen Heimat wieder ein?

Wie wuerde ich mich denn fuehlen, als Muslemische Frau, wenn ich nun in Kanada, USA, oder DE wieder
gepruegelt werden duerfte - rechtlich - unter der
Islam-Klausel des Rechts und Gesetz Buches???


schorsch antwortete am 18.01.04 (08:54):

Ich habe gestern die Demonstration der irakischen Studenten für das Kopftuch gesehen. Ich sah keine einzige Frau unter den Demonstranten!


Karl antwortete am 18.01.04 (09:19):

Vielleicht ist es ja doch möglich unter den Diskutanten einen kleinsten gemeinsamen Nenner festzustellen:

"Es sollte kein islamisches Recht weltliches Recht ersetzen oder auch nur vertreten. Der Staat sollte die volle Souveränität in der Judikative behalten und diese nicht an religiöse Gruppen delegieren."

Alles was ich hinzufügen möchte ist: Darüber hinaus muss der Dialog zwischen den Kulturen aktiv gesucht werden. Wir dürfen nicht alle und alles in einen Topf werfen, sondern müssen Wege finden, mit unseren neuen Mitbürgern friedlich zusammenzuleben. Eine Alternative sehe ich nicht. Eine generelle Verteufelung des Islam schürt das Feuer und bekämpft es nicht.


mart antwortete am 18.01.04 (09:45):

Ist hier irgendwo der Islam generell verteufelt worden?

Sind hier alle und alles in einen Topf geworfen worden?

Wege, ein friedliches Zusammenleben zu finden, sind zu suchen, - wie wahr - von allen Seiten und in allen Ländern der Erde.

Wie vorbildlich, daß die Demonstrationen für das Kopftuchtragen überall in Europa und auch in arabischen Ländern stattfinden konnten.

Wie schön, daß die Erzählung "Luther+Floh" erscheinen, gekauft und hier gepostet werden kann. Dieses Glück hat der Author der "Satanischen Verse" leider nicht, und das ist keine Horrorgeschichte.

Ich wäre über die Situation in Kanada etwas beruhigter, wenn der Präsident der dortigen Muslimischen Liga, das Todesurteil für Rushdie nicht als "selbstverständlich" und normal für jeden "Moslem-cleric" bezeichnen würde (auf der aktuellen Homepage nachzulesen), derselbe, der nun die Sharia-Schiedgerichte für Moslems in Kanada eingeführt hat.


Medea. antwortete am 18.01.04 (12:42):

Wenn ich mich kritisch dem Islam gegenüber äußere, spreche ich die fundamentalistisch islamischen (islamistischen)
Versuche an, in Europa, in Deutschland, jetzt auch in Kanada, Einfluß zu nehmen in westliche Staatsgefüge. Es ging nie um den normalen Menschen moslemischen Glaubens - aber wer all die deutlichen Zeichen nicht sehen will, (Männer demonstrieren f ü r das Kopftuchtragen ihrer Frauen)
verschließt sich der tatsächlichen Situation.
Meines Wissens gibt es seit längerem den Dialog zwischen den Kulturen, die runden Tische, etc.
Mart hat mehrmals auf die islamischen Menschenrechtsdefinitionen hingewiesen, sie sind in einem von ihr angegebenen Link nachlesbar .....
darüber würde sich in der Tat eine Diskussion anbieten.


simba antwortete am 18.01.04 (13:09):

Manchmal habe ich das Gefühl, dass Männer den Islam gar nicht so schlimm finden wie wir Frauen - vielleicht steckt ja doch in ihnen noch immer das Klischee von wegen "Frauen zurück an den Herd" und der eine oder andere hat Sympathien für die Muslims die ihre Frauen besser beherrschen?? Auch wir im Westen kämpfen noch um die Gleichberechtigung und Männer verdienen immer noch ein erkleckliches Sümmchen mehr als Frauen mit der selben Qualifikation.....


Karl antwortete am 18.01.04 (13:56):

@ simba,

die Gleichberechtigung der Frau ist eine sehr wichtige Errungenschaft unserer Gesellschaft. In meinem Arbeitsbereich (öffentlicher Dienst) ist übrigens gleicher Lohn für gleiche Arbeit durchgesetzt. Die Gleichberechtigung der Frau ist bei uns gegen den Widerstand der Kirchen durchgesetzt worden und unter "Literatur" in einem anderen Thread lesen wir gerade die haarsträubenden Aussagen eines Luthers zum Thema. Die Gleichberechtigung ist auch bei uns noch nicht in allen Bereichen durchgesetzt, sie muss weiter erkämpft werden. Diese Anstrengungen werden von vielen Männern unterstützt, die mündige Frauen lieben und selbst emanzipiert sind.

Ich halte es für wichtig, dass in Bezug auf die Gleichberechtigung der Frau wir keinen Jota zurückweichen und uns keine Rückschritte einhandeln lassen. Daraus leite ich aber nicht ab, dass der Islam schlecht ist und nicht wandelbar. Auch das Christentum hat eine gewaltige Metamorhose durchmachen müssen und quält sich noch heute mit dem Thema (s. Priesteramt in der katholischen Kirche). Die "kirchlich" motivierten Hexenverbrenungen können wir aber heute kaum noch zur Beurteilung der Beziehung Christentum - Frau heranziehen, wenn wir fair sein wollen. Ebenso dürfen wir nicht Excesse, die islamistisch motiviert stattgefunden haben, für immer und ewig dem Islam anlasten und uns dem Dialog verweigern. Dieser muss schon deshalb geführt werden, um unser Bild der Frau an den "moslemischen" Mann zu bringen.


simba antwortete am 18.01.04 (14:36):

@Karl, ich finde halt dass der Grossteil der Mitglieder des Islams emotionell noch im Mittelalter feststeckt, dort wo wir auch mal waren und uns mühsam freikämpfen mussten. Auch ich bin für Dialog aber dann sollten jene, mit denen wir ihn führen genauso kompromissbereit sein wie wir, sonst kanns uns passieren dass wir solange nachgeben bis wir die Dummen sind ..:-)