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THEMA:   Gedanken zur "Spaßgesellschaft"

 22 Antwort(en).

Hanna begann die Diskussion am 19.10.01 (18:51) mit folgendem Beitrag:

Es gibt immer wieder Artikel und Talk-Sendungen, die sich mit unserer sog. Fun- bezw. Spaßgesellschaft beschäftigen. Trifft dies nur auf bestimmte Gruppen zu oder sind wir alle schon davon angesteckt, unseren eigenen Spaß als höchsten Wert anzusehen und danach zu leben?Was liegt dieser Vorstellung zugrunde? verdeckt diese einstellung vielleicht einen tiefen Mangel an irgendetwas? Es gibt viele fragen dazu. Gruß an alle, die hier mitmachen. HANNA


Georg Segessenmann antwortete am 20.10.01 (14:20):

Liebe Hanna

Die grössten Einschaltquoten haben doch jene Sendungen, die ich als "Schlüssellöcher" bezeichne, also jene, in denen irgendwer seine geheimsten Geheimnisse kund tut. Dass diese dann eben keine Geheimnisse mehr sind und dass es den Sendern schnurzegal ist, wenn die "Geheimniserzähler" nach der Sendung von den Blossgestellten mit Kot beworfen oder gar verzeigt werden, kümmert die Sender nicht. Hauptsache, man hatte in der Quote wieder mal die Nase vorn.

Schorsch


Ilse Wedelstaedt antwortete am 21.10.01 (18:17):

Jeder "Geheimniserzähler" weiß doch, worauf er sich einläßt (vielleicht von Ausnahmen abgesehen): Er hat den seelischen Striptease in den täglichen Talks der Privatsender mit Spannung verfolgt und möchte nach Möglichkeit noch eins draufsetzen. Heraus kommen dann oft unsäglich bescheuerte Redebeiträge, die offensichtlich nur provozieren sollen. Nicht zu vergessen die professionellen Talkpendler, die vielfach je nach Bedarf über jedes Thema schwadronieren - heute mit einer ganz anderen "Meinung" als gestern. Egal: Der Beifall des Publikums (zumeist im Teenageralter) ist ihnen sicher - und ´n paar Mark vom Sender ebenfalls. Die Quote steigt; aber von wem ist die abhängig??

Gruß
Ilse


Marianne Brand antwortete am 21.10.01 (19:03):

inzwischen gehören wir wohl auch zur Spaßgesellschaft, wenn auch vielleicht nicht so ausgeprägt wie die jungen Menschen. Wir haben ja auch eine gute Zeit gehabt und dabei sicher die Nöte so vieler Menschen nicht sehen wollen. Die Menschen, die sich in den Talk-Sendungen der Privaten tummeln gehören sicher nicht zur Spaßgesellschaft, sie leben ,nach meinem Gefühl, eher zu den Verlierern in der Gesellschaft.
Grüße
Marianne Brand.


Georg Segessenmann antwortete am 22.10.01 (09:53):

Zitat Marianne Brand:

"Nicht zu vergessen die professionellen Talkpendler, die vielfach je nach Bedarf über jedes Thema schwadronieren - heute mit einer ganz anderen "Meinung" als gestern. Egal: Der Beifall des Publikums (zumeist im Teenageralter) ist ihnen sicher - und ´n paar Mark vom Sender ebenfalls. Die Quote steigt; aber von wem ist die abhängig??"

Von uns natürlich, liebe Marianne. Denn wenn niemand zusehen/hören würde, dann wären diese Events rasch einmal kein Thema mehr!

Schorsch


Marianne Brand antwortete am 22.10.01 (18:17):

Hallo! Der letzte Beitrag ist kein Zitat von mir. Ich wollte mit meinem Beitrag ausdrücken, daß die Talker sicher nicht zu der Spaßgesellschaft gehören. Dann wohl eher die Moderatoren. Karriere, Promi, Geld ohne besondere Leistung. Es sind nicht nur die Schüler und Jugendlichen die nur Spaß haben wollen, es wird ihnen vorgeredet
und vorgelebt. Aber Spaß hat nicht immer etwas mit Freude zu tun.
Marianne.


Ilse Wedelstaedt antwortete am 22.10.01 (19:41):

Hallo Schorsch,

macht nichts, daß Du die Namen verwechselt hast.
Deine Schlußfolgerung ist natürlich richtig - wir sind das (Fernseh)volk!

Gruß
Ilse


Schorsch antwortete am 23.10.01 (09:36):

Sorry, Ilse. Leider kann ich diesmal nicht dem PC die Schuld in die Schuhe schieben - wohl eher der altersgemässen Schussligkeit!

Schorsch


Hanna antwortete am 24.10.01 (13:08):

Ich wollte das Thema "Spaß- bezw.Fungesellschaft nicht so sehr auf Talkshows und ähnliches bezogen sehen, sondern zu einer vertiefteren Aussage kommen. Vielleicht geht es leichter, wenn wir auf das Gegenteil schauen: Was ist uns wirklich ernst, außer natürlich das eigene Ich, die Familie und unser Haus, Auto usw.? Gruß Hanna


Jean antwortete am 24.10.01 (22:48):

Die "Spaßgesellschaft" hat ja auch etwas mit den Produktionszwängen ganzer Branchen zu tun, nicht nur die der diversen Unterhaltungsmedien. Produziert werden alle möglichen und unmöglichen Produkte, für die dann verzweifelt Konsumenten gesucht werden müssen. Katastrophen waren immer auch umsatzträchtige Anlässe. So wird zur Zeit in den USA der Terror vermarktet. Es gibt Bin-Laden-Devotionalien die Menge, Quietschenten, T-Shirts, Tassen, sogar Toilettenpapier ziert Bin Ladens Konterfei. Alles natürlich für einen guten Zweck und per Internet zu bestellen zum Beispiel bei "America Wins". :-)

America attacks terrorism with rolls of toilet paper!
https://www.makempay.com/

(Internet-Tipp: https://www.makempay.com/)


Gila antwortete am 24.10.01 (23:07):

Und für Halloween sind Bin-Laden-Masken DER Renner, als Synonym für das Böse!!!

Verrückte Welt!


Jürgen Peters antwortete am 25.10.01 (16:04):

Hanna’s Fragen scheinen mir noch nicht ausreichend beantwortet zu sein. Zur Präzisierung seien sie hier wiederholt, umgestellt und umformuliert:
1. Dürfen/sollen wir unseren eigenen Spaß als höchsten Wert ansehen; danach leben?
2. Was liegt dieser Vorstellung zu Grunde?
3. Weist diese Einstellung auf einen versteckten, tief sitzenden Mangel an etwas hin?
4. Sind es nur bestimmte Gruppen oder wir alle, die davon betroffen sind
Verf. Bietet eine Antwort an, bittet aber um etwas Geduld, das Thema hat Europa fast 500 Jahre bewegt und ist nicht in drei Sätzen abzuhandeln: Es geht um den Stellenwert von „Arbeit“ in der europäischen Gesellschaft seit ca. 1500.

a. Hanna und alle Teilnehmer am Thema gehen stillschweigend davon aus, dass engl. „fun“ gleichbedeutend mit dt. „Spaß“ ist. Diese Gleichsetzung ist unzulässig. Viele Wörter ändern ihre Bedeutung z.T. sehr erheblich, wenn sie den ärmelkanal oder gar den Atlantik überqueren. So z.B.: dt. „Kontrolle“ wird zu engl. „control = Steuerung“. Ein „controller“ in einer Firma kontrolliert nicht, sondern steuert (nämlich die Ausgaben). So auch mit „fun“. Verf. Hat die Encyclopedia Britannica nicht eingesehen (dort würde man die brit. Bedeutung finden), im Miriam-Webster (dort die am. Bedeutung) steht aber u.a.:
Bedeutungsspektrum:
1. das, was Fröhlichkeit und Freude bereitet,
2. eine Stimmung, die Fröhlichkeit herbeiführt
3. Freude, Erfüllung (!), Fröhlichkeit
4. heftige Erregung oder Aufregung.
Das, was wir heute mit Hanna als Spaß bezeichnen, heißt engl. „jest“, impliziert einen Mangel an Ernst und ein Spaßmacher auf dem Jahrmarkt ist ein „jester“.

b. Meine Erklärung und damit Antwort auf Hannas Fragen besteht in der Anwendung der obigen Punkte 1, 2 und besonders 3 auf das Begriffsfeld „Arbeit“, denn die Spaßgesellschaft hat diesen Begriff im Auge. Arbeit ist noch nie eine Beschäftigung gewesen, der sich Menschen mit Lust hingegeben haben (Nibelungenlied: mhd. arebeit = Mühsal). Der bekannte Satz: „Das Leben währet 70 Jahr und wenn es hoch kommt 80 Jahr und wenn es schön gewesen, so ist es Mühe und Arbeit gewesen!“ weist auf den Ursprung einer bedeutenden Akzentverschiebung hin: Martin Luther und die Reformatoren. Der folgende Auszug aus: Oeconomia Christiana von Justus Menius von 1529, einem Freunde Luthers, der auch das Vorwort schrieb, sagt, wo es lang geht:

Kapitel VII: Was dem Manne ynn sonderheit ynn der hausregierung zustehe.

... „Aber doch also/ das keiner so nerrisch sey/ der darumb dencken wolte/ das yhn seine geschickligkeit/ vleis und arbeit nere und reich mache/ denn solches gar ein heidnischer/ glaubloser/ ia gantz und gar ein Gottloser und abgoettischer yrthum ist. Denn gleich wie Gott gepeut/ das man arbeiten/ und durch arbeit narung suchen sol/ also verpeut er auch/ das auf seine arbeit niemand vertrauen/ noch sich darauff verlassen/ auch davon nichts rhümen sol/ als were es seine hand/ die yhn erneerete./ Sondern sol wissen/ wie das Evangelion sagt/ es sey Gottes benedeyung und segen vom hymel herab/ davon wir erneeret werden/ wie Christus unser Herr leret Matth. 6.
Solches ist zumal fein angezeiget Gene.3. da Gott zum Adam also spricht/ Verfluchet sey der acker umb deinen willen/ Denn damit wird ia zu verstehen gegeben/ das wir unsere narung nicht schlechts mit unser arbeit erwerben und schaffen/ sondern das es Gottes gnedige gabe und segen ist/ Denn ist dem also/ das Gott den acker verfluchet hat/ wie die schrift klar zeuget/ so kann er yhe von yhm selbs keine frucht/ sondern mus/ wie Gott gesagt hat/ eitel disteln und dornen tragen/ wir arbeiten und bauen daran/ wie viel wir ymer wollen/ Er werde denn von Gott widderumb gesegnet. [...]
Wie leret aber die heilige schrifft davon? Also leret sie/ den man heisset sie/ er sol arbeiten/ das yhm die haut rauche/ und der schweis ueber das angesichte leufft/ auf das er sich und sein haus erneren muege/ wie dennGott gesagt hat/ Im schweis deines angesichts soltu dein brod essen. Item 2.Corint.12. [...]
Die Arbeit des Weibes ...
Die Arbeit der Kinder ...
„Auch ists mit der kinder arbeit nicht allein darumb zu thun/ das sie etwas erwerben/ und das brod nicht so vergeblichen auff der seelen fressen/ sondern viel mehr darumb/ das man mit der arbeit viele schedlichen und schedlichen lastern/ darin sie sonst durch muessiggang fallen moechten/ wehre und furkome/ als da sind/ sind/ liegen/ triegen/ sauffen/ spielen/ tauschen/ buhlen/ stelen/ un der gleiche/ Denn es feilet nymmermehr/ es mus also zu gehen/ wie der weise man Cato gesagt hat/ Wenn die leute nichts zu thun haben/ so lernen sie dieweil unglueck und uebel thun.“
Der theologische Aspekt: Rechtfertigung von Arbeit als Fluch, Strafe, Buße, weil es so on der Bibel steht!
Der politische Aspekt: Rechtfertigung von Arbeit als vorbeugende Maßnahme gegen Übermut, Langeweile und die Entstehung von Kriminalität aus diesen beiden!
Es sei hier nur nebenbei bemerkt, dass der Reformator Johannes Calvin diese Doktrin noch dahingehend verschärft hat, dass Gott den Acker trotz aller Mühen Adams nicht mehr segnet und dass alle und jede Bemühung von vornherein vergeblich und ein aussichtloses Unternehmen ist. Das ist die vorherrschende Doktrin in den USA trotz der multikulturellen Gesellschaft.
Fast 80 Jahre Reformation und Gegenreformation, Kriege und Bürgerkriege hinterließen in Europa eine blutgetränkte Wüste, aus der 1648 die Institution des souveränen weltlichen Staates hervorging. Aufklärung und industrielle Revolution, Sozialismus, Marxismus und Kommunismus: immer wieder das Thema „Arbeit“.
Wenn man es genau nimmt, hat sich Westeuropa und haben sich die USA erst seit Entstehen der Informationsgesellschaft vom Fluch der Arbeit befreit. Erst jetzt kann Arbeit wirklich Freude und Erfüllung bereiten. Durch den Einsatz von Maschinen und Robotern ist Arbeit nicht nur leichter geworden, sondern viel mehr Menschen als früher können leben, oft sogar gut leben, ohne arbeiten zu müssen: von Kapitalerträgen, Renten, Pensionen usw., ein Leben, das früher nur dem Adel vorbehalten war.

c. So lautet meine Antwort auf Hanna’s Fragen:
Zu 1.: Spaß kann nicht unser höchster Wert sein, denn er beruht auf einer falschen
Übersetzung des engl. Wortes „fun“. Wir dürfen aber Freude an unserem Leben haben und auch danach leben.
Zu 2.: Die Vorstellung, dass Arbeit ein Fluch Gottes sei, ist die grundlegende
Vorstellung.
Zu 3.: Ja, der tief sitzende Mangel ist das schlechte Gewissen, gegen die Doktrin der
Reformatoren zu verstoßen. Die Doktrin (=Lehre) ist mit verschiedener Schärfe formuliert worden, am schärfsten von Calvin, und je nach Gefolgscahft ist das schlechte Gewissen stärker oder schwächer.
Zu 4.: Wie vieles in unserer schnell-lebigen Zeit ist auch dies ein
Generationenproblem. Senioren, der Tradition verhaftet und im Geist der reformatorischen Tugenden erzogen, empfinden den Verlust von Ordnung, Transparenz, Strebsamkeit usw. in unserer Gesellschaft als Mangel und erfahren ihn als Unsicherheit. Die jüngere Generation hingegen erfährt diese Situation als Befreiung von Zwängen, die überholt sind, weil sie keine Antwort auf die Probleme unserer Zeit sind. Nur: man hat den Teufel mit Beelzbub ausgetrieben. Die arbeitserleichternden Einrichtungen der modernen Zivilisation haben uns die Zivilisationskrankheiten beschert. Ein neues Feld mit neuen Aufgaben.
Schlussbemerkung: Dass diese Argumentationslinie nicht aus der Luft gegriffen ist, beweist das Thema „Arbeitslosigkeit“. Wieso ist ein Arbeitsloser ein Mensch minderer Qualität? Warum bereiten uns 3,9 Mio. Arbeitslose überhaupt Kopfschmerzen? Warum muß ein Arbeitsloser so schnell wie möglich (mit Hilfe einer riesigen Organisation der „Arbeitsverwaltung“) wieder in den Arbeitsprozess eingegliedert werden, auch wenn er gar nicht will. Horribile dictu: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen (Luther).


M.Schl. antwortete am 26.10.01 (16:37):

Besteht Interesse an einem Beitrag von jemandem aus der 'jüngeren Generation'? Wenn nicht - bitte weiterblättern, falls ja - hier ist er:

'Spaßgesellschaft' hört sich irgendwie abwertend an und ich frage mich, ob zu recht. Ich habe z.B. Spaß an meiner Arbeit. Damit bin ich bestimmt auch nicht allein, was meiner Meinung nach auf einen Bedeutungswandel des Wortes hinweist. Was heißt hier Spaß? Heutzutage hat das sehr viel mit Lebensfreude zu tun, glaube ich.
Sicher ist unserer Gesellschaft durch den Abbau äußerer Wert-Richtlinien bzw. -Zwänge auch etwas verloren gegangen. Trotzdem empfinde ich es eher als Freiheit. Außerdem kann in dieser freien Gesellschaft doch jeder nach so strengen ethischen Regeln leben, wie er möchte. Mit anderen Worten: Man darf besser sein als verlangt wird (soviel man will) - und das macht sogar noch Spaß. :)


Hiltrud antwortete am 27.10.01 (10:41):

Liebe Mitbürgerinnen und -bürger,
wer hat am 8. 10. 01 im DLFunk gegen 9 Uhr 30 die Kommentationen zum Schulfach LER ( Brandenburg ) gehört?

Meine nachfolgenden Gedanken sind bereits einige Zeit mehrfach unterwegs:
Wer an den Schöpfungsgeist in allem ( Gott/Allah?? ) glaubt, somit den Geist allen Lebens, in der alles umfassenden Liebe wägt, der trägt eine lebengebende Hoffnung durch die alles-umfassende Liebe gesamtgesellschaftlich weiter.
Mit dieser, im Nachfragen jeder ursprünglichen Werteanfragung sämtlicher Weltreligionen, emotionalen Geisteskraft, würden wir paradiesische Verbindlichkeiten freisetzen können, die ein sozial-gerechteres Leben
für alle Kreaturen - weltumfassend - stärken könnten, um den über tausende von Jahren ersehnten Frieden für die gesamte Menschheit zu ermöglich.
Alle Religionen verbinden in ihrem Ursprung durch tiefverwurzelte Gemeinsamkeiten in den Mensch-werdenden Sozialwerten.
Ihre verpflichtende Aufgabe, ihre solidarische Vermittlung, durch die Exegese der Bibel, des Korans, soll(te) es sein, den gesamtsozialen Frieden in allem sozial-gewinnbringend für alle Menschen, für alle Kreaturen; weltweit; angefangen im eigenen Land, aufeinander zugehend, einzufordern!
Der nachfolgender Leserbrief wurde am 23.7.01 - gedanklich gleich - auch der Rheinischen-Post, bezogen auf einen Artikel zum umstrittenen Schulfach LER, zugeschickt, jedoch wegen vieler Leser-Zuschriften nicht veröffentlicht worden:
Hiltrud Vermaten
An die Redaktion PUBLIK - FORUM
FAX: 06171 / 7003 - 40
61410 OBERURSEL Dinslaken, den 23.7.01
Leserbrief
Betrifft: Kircheneinheit im Sog der Politik ( in Pu-Fo Nr. 13 / 01 )
LER, das umstrittene brandenburgische Schulfach, könnte bundesweit positive, fördernde Folgewirkungen nicht nur für unsere jungen Menschen zukunftsweisend mitgestalten.
Zur umfassenden, werteprägenden Vermittlung einer intensiveren mitmenschlichen Lebensgestaltung, sowie der darin eingebundenen moralischen Ethik, könnte hier, durch die ursprünglichen Religionskundewerte, ein neuer, gesamtgesellschaftlich verbindender Weg fundamentiert werden. Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde würde uns vielleicht eine zukunftsweisende, gesamtsozial-solidarische Möglichkeit bieten die gesellschaftlichen Krisen, welche uns durch die technisierte und wirtschaftspolitisch aufgedrängte Globalisierung in immer stärker empfundene, unhumane Erfahrungswerte pressen, sozial-gerechter, psychisch weniger belastend, zu meistern.

Da unsere technisierte Welt auch über die verschiedenen Konfessionen hinaus immer mehr zusammenrückt und alle religiösen Ursprünge ein gemeinsames Weitergehen wissenschaftlich lernend vermitteln ( könnten ), wäre das (noch) umstrittene Schulfach LER bereits eine demokratische, sich von hierachischen Strukturen lösende Erweiterung der geistigen, somit immer mehr erfragbaren, ursprünglichen Mensch-Sein-Werdung.
Durch kummnikativ erforschte, alle Religionen-umfassenden Sinnbedürfnisse, könnten wir besonders den jüngeren Generationen eine ethisch-humanere Zukunft ohne Grenzen sozial-innovativ weisend stärken. Technische Entwicklungen und erfahrbare geistige Zusammenhänge verändern immer wieder auf`s Neue weltweit die Leben-gestaltenden Traditionen der Menschen.

Konfessionelle Bindungen sind nicht nur in Brandenburg durch niedrige Mitgliederzahlen geschwächt.
Durch LER könnten im christlichen Sinne - über Religionen-verbindende - Möglichkeiten einer intensiv erfahrbaren ökumenischen Arbeit schneller realisiert werden. Hier sollten sich die etablierten christlichen Kirchenträgerschaften im jesuanischen Sinne solidarisch dafür öffnen ( können ).

Vielleicht erweist sich das neue Schulfach gar als ein erneuernder, im christlichen Sinne erstellter Baustein eines besseren, religiös erfahrbar werdenden Gesamthumanismus.
Welche säkularen Beweggründe verschliessen sich einer geistigen Entwicklung für sozialere Lebensaspekte? Warum soll ein mittelalterlich-wirkender Hemmschuh dieses gesuchte Weitergehen erschweren?!
Da alles, erfahrbar alles, einer ständigen Veränderung unterliegt, wird es auch in der profanen Sprache der Religionsauslegungen ein dsbzgl. Weitergehen geben
( müssen ).
Ob spätere Generationen über unsere zeitlichen Wertevermittlungs-Auseinandersetzungen lachen werden
( können )? Vielleicht. Vielleicht wundern sich die nachfolgenden Geister aber auch über das schnelle Tempo der technischen Globalisierung, welches durch mittelalterliches Gehabe die prägnanten Bewusstwerdungen humaner Wertigkeiten so vernachlässigt(e).
Mit der bleibenden Hoffnung, dass, die über 1000e von Jahren tiefwurzelnden Propheterien, prägnante Bewusstwerdungen verbindender und erfahrungsbezogener gelebt werden ( können ),
grüsse ich herzlichst.
PS: Wer hat den RP-Bericht: „Wir predigen den Gott des Hasses!“ gelesen, evtl. ausgeschnitten und für mich kopiert zustellbar?

Nochmals mit herzlichen u. solidarischen Grüssen, Hiltrud Vermaten.
Mehr zu meiner Person und einer bundesweit bekannten, doch weiterhin noch wirtschaftspolitisch verschwiegenen Solidar-Aktion unter www.vermaten.de.

(Internet-Tipp: https://www.vermaten.de)


Marianne Brand antwortete am 27.10.01 (19:15):

Hallo, M.Schl.!
Ich muß zugeben,daß ich Spaßgesellschaft immer abwertend betrachtet habe. Dabei habe ich im Leben auch sehr viel Spaß gehabt. Vor allem an meiner Arbeit.Es hat Spaß gemacht zu tüffteln und zu probieren, oft nachts.
Ich sah in der Spaßgesellschaft nur immer die jungen Leute, die mir erzählen, wir wollen Spaß haben, Disco,Fete, Urlaub. Wenns ichs recht bedenke, wäre ich heute jung, würde ich sicher auch so reden. Es ist nie zu spät ein wenig weiter zu denken. Marianne B.


Schorsch antwortete am 28.10.01 (10:20):

Ist denn die "Spassgesellschaft" nicht auch eine Flucht - eine Flucht vor der grauen Wirklichkeit?

Schorsch


Hiltrud antwortete am 29.10.01 (11:06):

Es ist für viele Menschen eine Flucht vor der grauen Wirklichkeit! LEIDER.
Denn durch diese "Flucht ins Vergnügen", dies sei trotz aller weltlichen Querelen einem Jeden gegönnt, ändern wir nicht die gesamtgesellschaftlichen Realitäten.
Wenn wir hier unsere Augen und Ohren vor den weltwirtschaftspolitischen Aktivitäten undemokratisch verschliessen, dürfen wir uns nicht wundern, wenn es irgendwann ein böses Erwachen für un alle gibt.
Mehr dazu unter: www.vermaten.de.
MhG, Hiltrud.

(Internet-Tipp: https://www.vermaten.de)


Jürgen Peters antwortete am 30.10.01 (16:35):

Wenn man auf einen Kirchturm steigt, sieht man bekanntlich weiter und erhält einen Überblick. Es ist die umgekehrte Situation, als wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Der Kirchturm, der es ermöglichte, den Begriff „Spaßgesellschaft“ in das richtige Umfeld einzuordnen heißt: Wilhelm Schmid: Philosophie der Lebenskunst. Eine Grundlegung. Im zweiten Kapitel „Der Freiheit Formen geben: Lebenskunst nach der Postmoderne“ [Frankfurt/Main (Suhrkamp) 1998] wird auf den Seiten 95 – 103 der Spaßgesellschaft gedacht. Sie ist heute erledigt, denn gerade ihre Merkmale hat sie zu einem kurzlebigen Phänomen ohne Konsequenzen gemacht. Das liegt daran, dass die Spaßgesellschaft die Probleme unserer Welt
1. nicht wahrgenommen hat und nicht wollte,
2. dass sie sie nur mit großem Gelächter übertönt hat, statt Problemlösungen anzubieten und
3. dass sie nicht die Ernsthaftigkeit aufgebracht hat, sich überhaupt mit Problemen zu befassen.
Die Andere Moderne (der Begriff stammt von dem international bekannten deutschen Soziologen Ulrich Beck, Uni München (Risikogesellschaft, Auf dem Weg in eine Andere Moderne, Ffm 1986) beschreibt Merkmale einer Gesellschaft, die auf die Postmoderne (Begriff von Francois Lyotard) folgt.
Wer an Einzelheiten der Analyse von Prämoderne, Moderne, Postmoderne und Anderer Moderne interessiert ist, dem will ich gerne die relevanten Abschnitte per e-mail zusenden. Merkwürdig aber und auffallend ist bei den letzten Antworten auf Hannas wirklich ernstgemeinte Fragen, dass hier nichts wie Pessimismus („die graue Wirklichkeit usw.“) verbreitet wird. Man könnte den Eindruck haben, dass viele Zeitgenossen aus ihrer Misere gar nicht heraus wollen, weil sie Angst haben, sich Aufgaben und Herausforderungen stellen zu müssen. Es ist wohl wahr, dass die Zeit der gemütlichen Nischen endgültig vorbei ist, aber jedermann/frau hat noch nie so viele Chancen gehabt, wie jetzt. Es gibt keinen Grund, in Pessimismus zu machen und außerdem führt das zu keinem Resultat.


Jürgen Peters antwortete am 30.10.01 (16:37):

Zu Hiltrud vom 27.10.01
Was bitte ist LER? Offenbar ein Schulfach in Brandenburg, aber in Baden-Württemberg ist mir das noch nie über den Weg gelaufen. Aber Senioren sind auch schon eine Weile aus der Schule und da fällt es manchmal schwer mit der Inflation von Abkürzungen Schritt zu halten.
Sie propagieren in Ihrer Einsendung die Vermittlung von Werten. Dies tun viele andere Einsender auch und das ruft Nachdenken auf den Plan:
Wer entscheidet in einer Gesellschaft darüber, was ein Wert ist (und was ein Unwert ist)? Mit anderen Worten: Wer setzt fest, was als Wert zu gelten hat?
Was passiert, wenn jemand sich damit nicht einverstanden erklärt?
Darf ich darauf aufmerksam machen, dass im Verlauf der abendländischen Geschichte jeder „Wert“ gröblichst missbraucht worden ist? Das fing bei den Kreuzzügen an, bei denen im Namen christlicher Werte die entsetzlichsten Gräueltaten verübt wurden, das setzte sich bei der Eroberung Mexikos durch die Spanier in der gleichen Weise fort, das haben Lenin und Stalin sowie die Roten Garden in China genauso gehalten und das hat bis heute nicht aufgehört. Überall wird bis aufs Messer gekämpft, um „Werte“ durchzusetzen. Schon vor über 40 Jahren hat man uns im Religionsunterricht in der Schule gesagt, dass diejenigen Menschen, welche das Paradies auf Erden errichten wollten, das meiste Blut vergossen haben.
Je lauter die Forderung nach „Werten“ sind, desto skeptischer sollten wir werden. Es gibt heute bessere Konzepte als dies.


Hanna antwortete am 31.10.01 (09:27):

Hallo, hier mailt nochmal Hanna. Ich hab mir alles gut durchgelesen und bin schon erstaunt, wie unterschiedlich man reagieren kann. Zu dem Begriff "Werte". Ich bin Jürgens Meinung, daß Werte nicht unter allen Umständen das , was sie einzelnen oder Gruppen bedeuten, anderen aufgedrängt werden Dürfen. Mir ist aber weitergehend dazu eingefallen: Vielleicht dreht es sich aber mehr um "Sinn"? Hat mein (dein, unser, euer) Leben einen Sinn, der es lebenswert macht. Und wie kann der Sinn gefunden werden? Neue Fragen. Danke für alle Antworten. Hanna


Hiltrud antwortete am 31.10.01 (12:00):

Erst wenn wir alle unsere "Ursprünglichkeit des Werdens" im alles umfassenden Leben erkennen und dadurch die gesamtgesellschaftliche Tragfähigkeit der Dinge ( Gedanken ) effektiver handelnd, benennen werden, wird es uns, als höchste Spezies/Menschen, möglich sein, ein humaneres Leben der mitmenschlichen Beziehungen für einen weltlichen Frieden, weltweit in realistische Bahnen zu lenken.
Wer fängt in welchem Land damit an???!!!

Das umstrittene Schulfach in Brandenburg: LER, gäbe uns sicherlich zukunftsweisende Lebensgestaltungsmöglichkeiten, welche durch wahre, humanere Ethikwerte und einer verbindenden Religionskunde, konstruktive Möglichkeit eines
neuen( ) Sozialsystems, mit friedvolleren Geistern, bescheren könnte.

(Internet-Tipp: https://www.vermaten.de)


M.Schl. antwortete am 31.10.01 (15:19):

>Und wie kann der Sinn gefunden werden?<<br>Eine wirklich schwierige Frage. Ich glaube, daß sie jeder einzelne nur für sich selbst beantworten kann. Die Anstrengung, im eigenen Inneren nach dem Sinn zu forschen, kann uns niemand abnehmen, oder? Von 'außen' kommende Antworten könnten mich jedenfalls nicht zufriedenstellen bzw. ich könnte sie nur dann als Antworten akzeptieren, wenn ich innerlich zustimmen kann - wenn also ich selbst mir dieselben Antworten gebe. ;) Werte, Verhaltensregeln, Ethik, Glaube - all das kann eine Orientierungshilfe sein, am Ende aber muß man für sich selbst die richtige Haltung zum Leben und zum Lebenssinn entwickeln.


Hiltrud Vermaten antwortete am 03.11.01 (12:03):

Es stimmt, wir soll(t)en unserem eigenen Gewissen folgen.
Wer aber wird heute dazu angehalten?
Welche uralten Mauern ( Felsen ) gilt es zu überwinden?
Eine Spassgesellschaft, hier die der zivilisierten ( ) Welt, wurde und wird immer mehr in
kapitalorientierte Konsumabhängigkeiten gedrängt, welche bald nur noch wenige bezahlen können.
Wie stark wird das menschliche Mit – und füreinander abgebaut?
Zwar sind ehrenamtliche Tätigkeiten immer stärker gefragt,
werden durch Wettbewerb gekrönt, doch wem bringen sie in unserer
maroden Arbeitswelt vermisste Werte?
Immer mehr gefo(e)rderte Ehrenamtlichkeiten geben den jüngeren Menschen kaum die erforderlichen Möglichkeiten, sich für ihr eigenes Leben, selbstbefreiende Existenzen aufzubauen.

Warum nimmt die vernebelnde Sucht nach Drogen immens zu?
Werden die, jedem Menschen inhärenten, Gewissenswerte hier etwa durch werbeträchtigen Konsum beruhigt?

Es gibt sehr viele Personen, die, aus ihren inneren Vermittlungsbereichen heraus,
ein freiheitliches, somit wahres Menschsein, durch Gewissensentscheidungen leben (wollen).

Einige Wenige schaffen hier den nötigen Weg zu offenen Diskussionen. Die sind nötig und gut.

Etablierte Sozialvereinigungen, siehe z. B. Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, weisen einen immer stärker werdenden Mitgliederschwund auf.
Der Ruf nach vermissten Werten und einer neuen Sozialordnung ist weltweit, auch im eigenen Land, nicht erst seit dem 11.9.01, doch verstärkt durch ihn, zu vernehmen.

Eine verbindliche Spassgesellschaft könnte durch wahre, menschliche Freude, in deren Vermittlung, tieferen Spass für alle und mit allen Menschen erfahrbar machen.

(Internet-Tipp: https://www.vermaten.de)