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THEMA: So wahr mir Gott helfe - noch zeitgemäß?
14 Antwort(en).
Mulde
begann die Diskussion am 30.10.03 (18:40) mit folgendem Beitrag:
Angeregt durch „Ist die Kirche Krank“ und dem Problem Trennung der Kirche vom Staat! Stelle ich die Frage: Ist es noch Zeitgemäß in der Eidesformel, bei Beamten – Abgeordneten - Ministern den Anhang „So wahr mir Gott helfe“ zu verwenden. In der Regel bleibt es jeden überlassen ob er mit oder ohne Anhang den Eid leistet. Wozu der veraltete Hinweis? In der Praxis ist der Eid mit oder ohne Anhang gleichwertig. Nur Gott hilft weder den einem, noch den anderen! Richtiger Weise sagte der Minister Trittin einmal Zitat: „ Warum sollte mich Gott helfen und wobei?“ Vielleicht haben wir hier Rechtskundige die das sinnige oder nicht mehr zeitgemäße „So wahr mir Gott helfe!“ erklären können.
Noch unsinniger als in Deutschland finde ich das schwören auf die Bibel Die Bibel hat seit 2000 Jahren ihren Inhalt nicht modernisiert! Kein ernstzunehmender Wissenschaftler würde mit 2000 Jahre alten Lehrbuch arbeiten wollen. Aber anderenorts wird man vereidigt immer noch auf ein reines Sachbuch – das nicht mal den Anspruch erheben kann als juristisches Fachbuch zu gelten. Das wusste sogar schon Eike von Repkow. Zum Abschluß --- ich stelle den Eid an sich nicht in Zweifel – nur etwas mehr der Zeit angepasst währe besser
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trux
antwortete am 30.10.03 (20:44):
Warum willst du das abschaffen, Mulde? Was heißt „nicht mehr zeitgemäß?“ Es kommt auf den Menschen an, der da vereidigt wird, und es geht im Moment des Sprechens der Eidesformel nicht um Rechtsfragen oder Kirche. Wenn ich persönlich die Formel „So war mir Gott helfe“ mit erhobener Hand spreche, dann erwarte ich nicht, dass Gott mir hilft, sondern dann bin ich mir in diesem Moment meiner Verantwortung vor Gott und den Menschen bewusst, und ich werde das auch nicht vergessen. Gesetze ändern sich, doch die Verantwortung, die ich mit dem Eid übernehme, ändert sich nicht. Das hat sicher mit Religion zu tun, aber nicht unbedingt mit Kirche.
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Mulde
antwortete am 30.10.03 (21:18):
Nichts- lieber Trux will ich verändern! Empfinde es nur als ein Anachronismus ! mehr nicht!
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tiramisusi
antwortete am 30.10.03 (21:28):
nun mulde - Gott und der Glaube an ihn, egal in welcher Religion, mag für Dich anachronistisch (???) sein, für andere ist es aktuell wie nie. Dass viele den Satz auch verlogen benutzen, sei mal dahingestellt.
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Karl
antwortete am 30.10.03 (22:07):
"so wahr mir Gott helfe" lässt doch ein gutes Hintertürchen offen ;-)
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Mechtild
antwortete am 30.10.03 (23:10):
Der Eid kann mit und ohne Zusatz gesprochen werden und ist damit Zeitgemäß. Ich halte es nicht für erforderlich alle Götter, an die Menschen glauben in den Eid mit hinein zunehmen. Ein Eid ist eine ernste Sache und es darf niemand gezwungen werden einen Eid zu sprechen, hinter den er nicht stehen kann. Aber ich fände es auch nicht richtig, wenn jeder einen freien Text sprechen könnte, den er selbst wählt. Jemand der so wenig anpassungsfähig ist, dass er mit dem Eid, so wie er jetzt gesprochen wird nicht klar kommt, kommt sicher auch mit der Aufgabe, die mit dem Eid verbunden ist nicht klar. Es muss nicht alles modernisiert werden, wenn man es verstehen kann. @ Karl meinst Du, wenn Du unter Eid was falsch machst, hat Gott Dir nicht geholfen?
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julchen
antwortete am 31.10.03 (06:57):
Ich seh das eher so: wenn ich gesetzlich dazu verpflichtet bin die Wahrheit zu sagen und das mit "So Wahr mir Gott" helfe auch beeide, dann meine ich MEINEN gott damit. Dieser/Diese kann gottweisswer sein :) und ist nicht beschraenkt auf's Christliche.
Aber auch fuer die, die keinen gott haben und sich ins Faeustchen lachen, da ihr Eid ja Unwichtig ist, die sollten durch diese Worte allein gesetzespflichtig gemacht werden die Wahrheit zu sagen. Dabei koennte man doch auch substituieren: So wahr wie mein Hund meine Pantoffel klaut!
Es geht doch hier nicht um Religion, es geht hier darum dass man in bestimmten Situation die Wahrheit sagen muss, oder fuer Luegen die Konsequenzen zahlen - rechtlich. Irgendeine Phrase muss es doch geben die man sagen muss, damit man rechtlich an die Wahrheit gebunden ist!
Dies waere doch wichtig, wenn es sich um die Freiheit und/oder das Leben eines anderen Menschen handelt. Oder?
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mart
antwortete am 31.10.03 (08:53):
Vielleicht interessieren jemanden von Euch die Antworten deutscher Politiker auf diese Fragen:
https://home.t-online.de/home/humanist.aktion/eid.htm
Internet-Tipp: https://home.t-online.de/home/humanist.aktion/eid.htm
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rolf
antwortete am 31.10.03 (09:33):
Richtig Karl, wenn jemand nicht an Gott glaubt, kann er damit jede Lüge beeiden, da es für ihn keinen Gott gibt, kann der ihm auch nicht helfen. Also ist das beeidete unwahr. Und das hat er mit der Formel ausgedrückt. Also kein Meineid? Verträgt sich die Eidesformel eigentlich mit der Trennung von Staat und Kirche?
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schorsch
antwortete am 31.10.03 (10:05):
Ehrlich ist nur der Eid jener, die keinen Eid zu schwören bräuchten - weil ihr gegebenes Wort so viel Wert ist,wie ein Eid.
Jene aber, die einen Eid schwören und dabei denken "Ihr könnt mich mal", sind schon Verbrecher, bevor sie den Eid schwören!
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rolf
antwortete am 31.10.03 (10:36):
Es ist wohl auch noch zwischen dem Amtseid und dem Eid vor Gericht zu unterscheiden. Bei Verletzung des Amtseides sind keine strafrechtlichen Folgen zu befürchten, er ist zu einer Formalität geworden. Ähnlich ist es beim Gelöbnis der Bundeswehr, wer sich weigert, wird nicht befördert, bekommt also weniger Geld. Also nehmen alle teil. Wer verzichtet schon freiwillig auf bessere Bezahlung?!
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feldi
antwortete am 31.10.03 (13:01):
Die Bibel kann es sich leisten nicht modernisiert zu werden, da sitzt einer am längeren Hebel.
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julchen
antwortete am 01.11.03 (04:51):
Bei Verletzung des Amtseides sind keine strafrechtlichen Folgen zu befürchten, er ist zu einer Formalität geworden.
Ja, Rolf, wenn dem so ist, gibt es allerdings nichts, keine Formel, keine Phrase, die dem Abhilfe bringen koennte.
Under diesen Umstaenden ist doch das Ganze Justiz-Gewebe gleich am Bestenn Im Muelleimer aufgehoben, oder?
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iustitia
antwortete am 01.11.03 (22:03):
Zum "Eid" vgl. Matthäus 5,34: "Ich aber sage euch: Ihr sollt überhaupt nicht schwören..." Wer auf den biblischen "Zusammenhang" verweist, bekommt es argumentativ-historisch geliefert - gerade weil die "Alten", die Gesetze im AT, so viel für Gerechtigkeit und öffentliche Moral geleistet hatten; "Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten." Christus forderte die Eigenverantwortung, die geistige Selbstständigkeit, nicht den Zwangsgehorsam gegenüber Pharisäern (oder Kardinälen).
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feldi
antwortete am 02.11.03 (00:10):
Eine Verletzung des Amtseids ohne Verletzung allgemeiner strafrechtlicher Normen ist nie nachweisbar, daher kann man nicht sagen er sei zu einer Formalität geworden, er war immer eine.
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