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THEMA: CASTOR - er rollt bald wieder
14 Antwort(en).
tiramisusi
begann die Diskussion am 30.10.03 (17:43) mit folgendem Beitrag:
So viele Ereignisse gibt es im aktuellen Zeitgeschehen, über die man sich nicht genug wundern und empören kann und viele auch auf ihre Weise helfen zu helfen.
Die Castor Transporte nach Gorleben sind dabei leider sehr in den Hintergrund gerückt.
(Um einmal zu veranschaulichen, wie es dort aussieht, bitte diesen Link kopieren und in der Adresszeile einfügen) https://www.gorleben.de/Zwischenlager/zwischenlager.htm
Zwischen dem 11.-13.11. wird wieder ein Transport per Bahn ins schöne Wendland gebracht und gäbe es nicht das Internet, die Gorlebener und ein paar immer demonstrationsfreudige Atomgegner würde ziemlich allein auf weiter Flur vor dem Castor-Zug stehen.
Beim Protest gegen Atomenergie und im besonderen gegen die Atommülldeponie in Niedersachsen ist ziviler Ungehorsam gefragt - und wenn man nicht zur demonstration kommen kann, weil man zu weit weg lebt oder andere Gründe hat, dann kann man aber zum Beispiel einen Link auf seine Hompepage setzen zur Initiative Gorleben - friedlicher Widerstand.
Ich wohne ziemlich genau neben der Bahnstrecke Hannover - Hamburg und für gewöhnlich rollt der Castor auch hier vorbei. Es sind von hier aus ca 30km bis Gorleben. Der Bundesgrenzschutz suchte vor einigen Wochen wieder Wohnungen und möbl. Zimmer für 1-2 Monate an der Bahnlinie ... für verdeckte Ermittlungen ... hier in unserer "out Law" gegend hat kein hausbesitzer ihnen etwas gegeben :-)) Wieso auch... die leben von Studdenten, die hier auf die FH gehen .
Es wäre schön, wenn einige von Euch sich wieder an Gorleben erinnern und wenigstens einmal die Seite hier besuchen um zu wissen, worum es geht. Danke.
Internet-Tipp: https://www.x1000malquer.de/
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hugo1
antwortete am 30.10.03 (18:26):
@ tiramisusi,,,nu hab ich beide Links mal angeklickt. Der erste stellt Gorleben als Dorf vor mit der Erwähnung eines Zwischenlagers und sagt zum Thema nix aus. Beim 2. gehts gegen Castortransporte,gegen Zischenlagerung und gegen Endlagerung in Gorleben. Soweit sogut. Wo finde ich aber die brauchbaren, realisierbaren Vorschläge, was wann wo und wie zum Thema? Aus Sicht von Greenpeace ist Gorleben nicht geeignet wegen einer fehlenden Tonschicht,,ist das Alles ? scheint mir etwas dürftig zu sein die Erkundungen zu verhindern.
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tiramisusi
antwortete am 31.10.03 (06:42):
hallo hugo1: die meisten haben von Gorleben und dem Zwischenlage gehört, gesehen hat es kaum einer - drum mein Verweis auf die Direktseite mit Hinweisen zu Terminen für besucherführungen, falls das jermanden interessiert.
Der andere Link fordert zum zivilen Ungehorsam auf und gibt Aktionen und Termine bekannt.
Nach so vielen Jahren Castortransporten und Protesten habe ich bei dem fixen Publikum im ST vorausgesetzt, dass man eigentlich weiss, was da los ist :-)
Hier ein kurzer Artikel vom Schweizerbart-Verlag: [...] Warum der Salzstock Gorleben-Rambow als Atommüll-Deponie ungeeignet ist. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Band 131. p. 487-519, 18 fig.
1. Salzstöcke können wegen ihrer Inhomogenität und geringen mechanischen und chemischen Stabilität nicht als optimales Lagermedium für radioaktive Abfälle bezeichnet werden. 2. Der sich bis nach Brandenburg erstreckende Salzstock Gorleben-Rambow liegt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf einer Bruchstörung des Grundgebirges in der Verlängerung des Oberrhein-Hessen-Leine-Grabens.
3. Auf dem Gebiet der ehem. DDR sind aus Präzisionsnivellements starke rezente Erdkrustenbewegungen abgeleitet worden.
4. Der Salzstock Gorleben-Rambow liegt im Spannungsfeld zwischen dem Hebungsbereich des Prignitz-Blockes im Osten und dem Senkungsbereich von Lübtheen im Westen.
5. Das stärkste Erdbeben Norddeutschlands in historischer Zeit trat im Jahre 1410 mit Herd in der Prignitz auf. Die Intensität betrug mindestens I = VIII, eventuell sogar IX-X.
6. Der Salzstock Gorleben-Rambow hat Verbindung mit dem Grundwasser, der Rambower Teil mit Sicherheit, der Gorlebener mit großer Wahrscheinlichkeit. Als Folge von Subrosion sind an der Erdoberfläche mehrere Einbruchssenken holozänen bis spätglazialen Alters entstanden. Weitere Einbrüche können erfolgen und auch Einsturzbeben verursachen.
7. Auffällig geradlinige und abgeknickte Laufabschnitte von Flüssen über dem Salzstock und in der näheren Umgebung deuten auf Anpassung der Fließrichtungen an holozäne Krustenbewegungen bzw. auf Anpassung an Subrosionssenken, welche ihrerseits tektonisch oder/und halokinetisch bedingten Schwächezonen folgen.
8. Aus 1. bis 7. ergibt sich, daß ein Endlager-Bergwerk für radioaktive Abfälle im Salzstock Gorleben-Rambow der permanenten Gefahr des Absaufens infolge Spaltenbildung ausgesetzt wäre. Dieser Salzstock gewährleistet folglich keinen sicheren Abschluß eingelagerter Abfälle von der Biosphäre. Das gilt sowohl für hochaktive, als auch für mittel- und schwachaktive Abfälle. Und es gilt nicht nur für die Betriebszeit eines Endlager-Bergwerks, sondern auch und vor allem für die gesamte Endlager-Isolationszeit bis zu 107 Jahren. [...]
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schorsch
antwortete am 31.10.03 (10:07):
Es gibt weder über- noch unterirdisch Schichten, die von Natur aus dicht sind.
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tiramisusi
antwortete am 31.10.03 (10:49):
das musst du denen in gorleben sagen :-))
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hugo1
antwortete am 31.10.03 (11:24):
@ Tiramisusi,,,,,,,,,na klar hab ich von Gorleben gehört. Ich weiß auch, daß bisher viele Zig Millionen DM /Euro in dieses Projekt geflossen sind. Nun irritiert mich die unterschiedliche Meinung der tatsächlichen, der selbsternannten und der vermeintlichen Fachleute. Es gibt Annahmen, daß in einem Salzstock, in welchen Jahrtausende kein Tropfen Wasser eingedrungen ist, die Wahrscheinlichkeit, das dies so bleibt, sehr groß ist. Es gibt Argumentierer, die prophezeien, vermuten und versuchen zu beweisen ,daß dies schon morgen eintreten wird oder kann. Wenn also bisher eine Erkundungs-und erschließungstruppe damit viel Geld verdient hat, wieso sollte sie dann dieses bisschen Resttätigkeit so unbedingt weiterführen wollen und nicht hocherfreut die Argumente der Endlagergegner für sich zu gewinnträchtiger Neuerkundungsaufgabe ummünzen ? Sicher würde damit viel Zeit und Geld für den Staat verloren gehen, die Kernkraftgegner hätten einen wertvollen Punktsieg für sich verbuchen können, aber in der Sache wär man keinen Schritt weiter. Denn wo in Deutschland auch immer der erste Vermessungspfahl für die Erkundung zum Bau einer solchen Anlage eingeschlagen wird, es wird sich Widerstand regen, es werden Horrorszenarien veröffentlicht werden und sich Bürgerinitiativen usw bilden. Also diese- für mich z.T. nicht nachvollziehbaren- 8 Punkte werden in abgewandelter Form wieder auftauchen, genauso fragwürdig aus Sicht der einen und überwältigend, einleuchtend und beweisführend auf der anderen Seite. übrigens, die Leute, die sich in den sechziger und siebziger Jahren zur Osterzeit gegen militärische Atomnutzung (Stationierung usw) zur Wehr setzten, hatten und haben meine vollste Sympathie, nicht so die, die sich gegenwärtig vehement der friedlichen Nutzung in den Weg stellen, aber des Menschen Wille ist sein Himmelreich *g*
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tiramisusi
antwortete am 31.10.03 (11:27):
nun vielleicht würdest du anders argumentieren, wenn du im wendland wohnen würdest? :-)
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hugo1
antwortete am 31.10.03 (12:32):
,,na klar, ist doch logo, dann hätt ich eine eingeschränkte wendländer Sicht auf die Dinge, fühlte mich betroffen und wär solange dagegen, bis es Andere erwischt hat. (ist nicht auf Alle beziehbar, es gibt auch welche ,die von weither anreisen um euch-aus welchen Gründen auch immer zu Unterstützen), oder ich wär stur-weil ich vielleicht Lohn und Brot im oder vom Schacht Gorleben bekommen würde. mal ne Frage die mich am Rande dieses Themas schon lange beschäftigt. Was wäre, wenn Ihr mittels Eurer hieb-und stichfesten Argumentation die Bürger der gesamten Gegend aktivieren könntet, daß die Parteien die Eure Wünsche ignorieren bei der nächsten Wahl keine Stimme bekommen würden ? Ist dieser "Wahlkampf" schwieriger als die Vorortkonfrontationen bei Nacht, Nebel u. Frost mit den ca 20 bis 30 ig jährigen sogenannten den - Staat schützenden- Uniformträgern ? also unsere Kinder und Enkel auf beiden Seiten aufeinander losgehenlassen ?
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tiramisusi
antwortete am 31.10.03 (19:45):
also die aktion gab es ...das problem ist nur, diejenigen, die so viel versprochen haben und gewählt wurden, haben ganz andere sorgen ... da ist gorleben immer nur ein wahlkampfthema :-)
die armen socken vom bundesgrenzschutz tuen mir unendlich leid - zumal ich selbst einige söhne von freunden dort weiss. es ist ja bekannt, dass der castor sooo undicht nicht war und ist - die grenzschutzbeamten sind aber bis heute nicht ein einziges mal medizinisch untersucht worden geschweigedenn hat man sie auf mögliche schäden hingewiesen. die tatsache, dass inzwischen 2 genau dieser beamten leukämie haben und 3 hodenkrebs muss ja nichts heissen - und bestimmt gibt es genügend gutachter die im zweifelsfall ausschliessen würden, dass das ganze etwas mit dem castor zu tun hat. nachdenklich macht es schon, ja...
übrigens wohne ich nur an der bahnlinie - und noch nicht im wendland..und bin auch erst seit kurzer zeit hier ... es ist also nicht der bezug zu blut und boden - aber das herunterspielen von möglichen gefahren mit dem argumentationsverstärkenden nebensatz zu sicherer arbeitsplätze macht mich mehr als stutzig. das meine ich jetzt nicht auf dich bezogen :-) genau so wie du argumentieren ja die pro-gorleben-leute.
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hugo1
antwortete am 31.10.03 (21:05):
@ tiramisusi,,,ich seh schon , du nimmst die ganze Sache zwar ernst aber nicht tierisch Ernst, das lässt Chancen offen für eine unverkorkste sich nicht sofort festfahrende Diskussion (wie man es ja bei diesem und ähnlichen Themen oft erleben muß). Ich bin auch deswegen nicht ganz objektiv, weil ich z.T. eigene Erfahrungen in den Ring werfen kann. Erstens hatte mein Sohn seine berufliche Ausbildung in einem KKW z.T bei der Umladetruppe für aktive Kasetten und nach einem entsprechendem Fachstudium landete er beim BGS und kam natürlich als Junger Spunt mit an die vorderste Castorfront. Ich selbst arbeitete 28 Jahre in einem KKW, hatte dadurch auch die Gelegenheit die oft genannten und für die Lagerung radioaktiv belasteter Rückstände genutzen bzw geplanten Exsalzbergwerke Morsleben und Gorleben zu besuchen und in die Schächte einzufahren. Falls Du mal in meine Gegend kommen solltest, bin ich gern bereit eine-falls erwünscht-allgemeine oder auf Deine Wünsche zugeschnittene Führung durch ein stillgelegtes, im Rückbau befindliches , und mit funktionstüchtigem Zwischenlager ausgestattetes KKW unter fachlicher Anleitung zu organisieren. (kannst in einen noch unbestrahlten Reaktorschacht reinkriechen, oder Castoren aus nächster Nähe betrachten und Fragen noch und nöcher stellen).
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tiramisusi
antwortete am 31.10.03 (21:48):
@hugo1 ach neeee ... so eine bierernste bin ich nicht - es ärgert mich vor allem, dass eben vor den wahlen immer auf die pauke gehauen wird und dann gerät das ganze in vergessenheit ... was hier oben vor allem völlig falsch gelaufen ist, ist die die sachliche und moderate aufklärung unter abwägung aller vorteile und nachteile und so grübelt der simple bürger - und fühlt sich erst mal verschaukelt.
nun laufen in andalusien/spanien grad wieder ermittlungen zum fall palomares an, wo in den 60ern ein us-bomber mit 4 atomaren sprengköpfen an bord beim betanken in der luft mit der tankmaschine zusammenstiess und explodierte... das land dort wird seid jahren sehr günstig verkauft - der fall wurde lange jahre unter den tisch gefegt und nun gibt es auffallend viele leukämiekranke kinder .. ich hab noch im ohr, was den reisegruppen 1980 in alamo im besucherzentrum gesagt wurde. ich war damals als tour director mit reisegruppen in den staaten unterwegs. "die deutschen sind dumm, sie sind die einzigen auuf der welt, die aus dem atommüll der anderen energie machen können und bekommen sogar noch geld dafür" ... war das so?
die jungs beim BGS sind wirklich m.e. nach die schlecht bezahltesten leute im land. wenn man sich anguckt, was die zum teil für dienste machen, was sie sich gefallen lassen müssen und wie schlecht die bezahlung ist...schlimm ... von meinem patensohn, der länger bei einer "zugriffshundertschaft" war, weiss ich, dass nicht mal für jeden kugelsichere westen beim einsatz vorhanden waren und man etwas sarkastisch drum geknobelt hat, wer eine tragen darf --- die jungs müssen sich die westen selbst kaufen .. kaum zu glauben. naja, wenigstens dürfen sie mit der bahn umsonst fahren, aber nur in uniform und bei bedarf dann auch gleich dienst machen...
BTW in welcher gegend bist du denn? es würde mich schon interessieren. kraftwerke faszinieren mich. in den usa war ich am hoover staudamm, wir haben dort das kraftwerk besichtigt, die reste von harrisburg und einige mehr - am meisten aber hat mich das kraftwerk am sambesi staudamm / kariba see in zimbabwe fasziniert.
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nowalis
antwortete am 01.11.03 (01:15):
hallo tiramisusi, gehört du zu denen, die sich bei den "panikmachern" angesteckt haben? ein paar worte von Paracelsus: "was das nit gifft ist? alle ding sind gifft und nichts ist ohn gifft. allein die dosis macht das ein ding kein gifft ist. als ein exempel: ein jetliche speiß und ein jetlich getrank so es über sein dosis eingenommen wirdt, so ist es gifft.
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tiramisusi
antwortete am 01.11.03 (07:45):
hallo nowalis, na vielleicht BIN ich panikmacherin und setz mich schon auf die schienen, weils damal an der nordbahn west in ffm auch so romantisch war?
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hugo1
antwortete am 01.11.03 (17:43):
@ Tiramisusi,,,das find ich zwar sympatisch , daß Du "die armen Socken" vom BGS bedauerst, sie Dir Leid tun-das ist teilweise sogar nachvollziehbar. (Einsatzrisiko, Bezahlung,,,) aber hier im Osten wär so manch einer von den jüngeren Arbeitslosen nicht unglücklich so einen relativ zukunftssicheren Arbeitsplatz zu ergattern. Wer dann noch den Status BAL und einen Dauereinsatz in den alten Bundesländern mit den entsprechenden Bezügen West zustandebringt (wie auch immer) hat wohl-aus hiesiger Sicht- das "große Los" gezogen. Er braucht nicht am Hungertuch zu nagen und/oder ein Sozialamt aufzusuchen, kann aber auch niemals -für deutsch Verhältnisse- wohlhabend werden. ,,ach das ehemalige KKW befindet sich in Lubmin bei Greifswald. Berühmt/berüchtigt bekannt geworden-na wodurch schon- natürlich durch entsprechende Spiegelbildhorrorscenariumsberichte in der Wendezeit.
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tiramisusi
antwortete am 02.11.03 (00:08):
...bleibt als Alternative ja noch die Bundeswehr oder die Legion. Ein zukunftssicherer Job, Kriege gibts immer .. wenn es nicht so traurig wär, würde ich einen Smilie an diese Stelle setzen. Schlimm genug, dass auch noch die ganzen Standorte im Osten runtergefahren wurden; besonders da in Eurer Gegend und weiter östlich, Eggesin usw.
Ach bei Greifswald - na Greifswald kenne ich, bin 2000 und 2001 je 1 Semester dort gewesen, es hat mir sehr gefallen.
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