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THEMA: EU Beitritt am 1. Mai 2004
20 Antwort(en).
trux
begann die Diskussion am 27.10.03 (21:40) mit folgendem Beitrag:
Neben neun anderen Staaten tritt Polen am 1. Mai 2004 der EU bei. Seit dem 1. Oktober 2003 besteht nun für ukrainische, weißrussische und russische Staatsbürger Visumspflicht für die Einreise nach Polen. Die Sicherung der polnischen Ostgrenze war Bedingung für den EU Beitritt Polens. Wie mag sich nun das polnische Verhältnis zu seinen östlichen Nachbarländern entwickeln und was wird durch den EU Beitritt der zehn Staaten Polen, Tschechien, Ungarn, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen, Zypern, Malta und Slowakei auf uns Deutsche zukommen? Leider beschäftigt man sich hier im politischen Forum kaum mit dem bedeutsamen Ereignis, das uns direkt berühren wird. Was wissen wir eigentlich von Polen, von seinem Parlament, das aus zwei Kammern besteht, dem Sejm und dem Senat, vom Staatspräsidenten oder vom Ministerrat? Ich denke es wäre nützlich, uns hier über das Nachbarland Polen einmal auszutauschen und über mögliche Folgen des EU Beitritts für uns zu diskutieren.
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tiramisusi
antwortete am 27.10.03 (22:39):
hm...nur so als Gegenfrage: Was wissen denn die meisten Deutschen über die anderen EU-Länder?..Ich glaube ziemlich wenig...das fängt bei Holland schon an :-)
Die Polen und alle, die Du da noch aufzählst sind uns doch allemal verwandter als Malteser, Zyprioten oder Türken und deren Beitritt ist genau so sinnvoll oder sinnlos ...
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iustitia
antwortete am 27.10.03 (22:45):
Wir waren im Sommer in allen Staaten drüben: Polen, da tragen die niedlich-runlungernden Jungs schon Natouniform; in Litauen ist es schon so gut wie vor fünf Jahren in der Ex-DDR. Bei den Russen haben wir eine korrupte Polizei erlebt; derweil fiel mir das Gold, das Gold über all auaf, wo's Kreuze, Kuppeln, Turmspitzen gab. Am freundlichsten sind die alten Esten, Letten und die Polen in Masuren; da gab es lohnende Begegnungen. Und landwirtschaftlihc ist auch Polen schon sehr weit; obwohl die Trockenheit denen viele Maisfelder verkümmern ließ. Ja, es werden unsere Kostgänger sein; aber zu dem Westen haben sie Vertrauen! Ich lese gerade von Büscher "Von Berlin nach Moskau" (Fußreise...); werde mich dazu noch melden.
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mart
antwortete am 27.10.03 (22:54):
Wir werden mit der Zeit ein geeintes Europa vom Atlantik bis zum Ural, Irak und Iran werden; ähnliche Großmachtsträume hat es in der Geschichte doch immer wieder gegeben.
Erst kürzlich hat man den Langzeiterfolg des geeinten Jugoslawien gesehen. Aber man soll ja aus der Geschichte nichts lernen. Expansionen haben jedenfalls immer auch von inneren Schwierigkeiten abgelenkt.
Also beten wir, daß diese EU-Konstruktion auf ewig Freude und Frieden bringt.
Auf jeden Fall erschließen sich hier große neue Absatzmärkte.
Bitte nehmt meinen Ausrutscher nicht ganz ernst - ich hoffe jedenfalls, daß der Crash nicht zu früh und nicht blutig erfolgt.
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dino9
antwortete am 28.10.03 (07:47):
in deutschland hatte man früher auch kleinstaaterei. jetzt gibts 16 bundesländer. so ähnlich stelle ich mir das zusammenwachsen europas auch vor. aller dings wird alles viel langsamer gehen.die sizilianer fühlen sich auch nicht immer von rom gut vertreten. so in etwa wird es den einzellnen staaten dann wohl auch gehen.
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Karl
antwortete am 28.10.03 (09:05):
Es ist ein Unterschied, ob ein Staat sich mit Waffengewalt ausbreitet und ein Superreich schafft oder ob sich mehrere Staaten auf freiwilliger Basis zusammenschließen. Letzteres hat mehr Zukunft und basiert tatsächlich auf gemeinsamen Interessen, während ersteres häufig Ausbeutung bedeutet und zusammenbricht, sobald die (Militär)Macht verlorengeht.
Ich hoffe, es wird auf europäischer Ebene ein Zusammenwachsen geben, so dass innereuropäische Konflikte prinzipiell friedlich ausgetragen werden, ohne dass das Vereinte Europa nach außen aggressiv agiert.
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Medea.
antwortete am 28.10.03 (09:07):
Die Geschichte zeigt uns, daß alle "Großreiche" sich auf Dauer nicht halten konnten, da sie meistens auf kriegerischem Weg zu solchen gemacht wurden. (Ägypter, Perser, Alexander der Große, Tschingis Khan, Rom, Karl V., Napoleone, Hitler, Stalin etc.) Mit der EG findet der Versuch statt, gewissermaßen auf freiwilliger Basis sich aus wirtschaftlichen und politischen Gründen zusammenzutun - das kann nach außen hin gutgehen, die innenpolitischen Probleme werden aber nicht ausbleiben .... Auch wenn ich in diesem Forum mit meiner Meinung anecke, denke ich, daß in ein geeintes Europa keine Türkei hineingehört, die zu 97 % zu Asien gehört. Wir haben darüber hier bereits ausführlich diskutiert und ich will auch keinen Neuaufguß in dieser Frage. Und sollte sich lt. mart ein geeintes Europa ;-) bis zum Irak und Iran ausdehnen, dann müssen die Erdteile wohl neu benamst werden... :-))
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mart
antwortete am 28.10.03 (09:30):
Großreiche etc. zerfallen ....
Da kann man ohne weiteres die k.und k. Monarchie - einen Vielvölkerstaat - anführen, der - für damalige Zeiten - den Völkern viel Selbständigkeit ließ und wirtschaftl. Prosperität zur Folge hatte.
(Die älteste Anerkennung der Moslems,ihrer Religion und Bräuche in Europa sind übrigends die 1912 erlassene „Islamgesetz", die Basis für eine bis heute in Europa einzigartige und von offizieller Seite des Islams als äußerst positiv beurteilte und paradigmatisch proklamierte rechtliche Integration der in Österreich lebenden muslimischen Bevölkerung.)
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mart
antwortete am 28.10.03 (10:06):
Vielleicht interessiert dieser Link jemanden:
Diversität und Anerkennung Die Rezeption der muslimischen Bevölkerung Österreich-Ungarns in ethnographischen Werken um 1900
https://www-gewi.kfunigraz.ac.at/moderne/heft11n.htm
Internet-Tipp: https://www-gewi.kfunigraz.ac.at/moderne/heft11n.htm
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feldi
antwortete am 28.10.03 (15:50):
Ich hab das Gefühl es läuft auf eine Konfróntation mit den USA hinaus, damit verbunden Konflikte innerhalb des geeinten Europas.
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eko
antwortete am 28.10.03 (16:13):
Ich bin da eigentlich guter Dinge, was das wachsende Europa anbetrifft.
Es ist ein Zusammenschluss auf freiwilliger Basis, kein Despot steht mit gezogener Pistole dahinter.
Was uns eint, ist die Aussicht, gegen Wirtschaftsräume wie Amerika und Fernost besser bestehen zu können.
Was uns noch lange Zeit trennen wird, sind die Eigenheiten der einzelnen Völker und das ist gut so, denn dadurch wird Europa kein einheitlicher Brei werden, die einzelnen Völker werden ( hoffentlich!) ihre Eigenart behalten und bewahren.
Ängste, wie sie im Eingangsbeitrag heraus zu hören sind, sind unterschwellig schon da und man sollte sie nicht ignorieren. Aber man sollte sie auch nicht zu groß und mächtig sehen.
Wie ja auch geschrieben wurde, hatten wir hier in Deutschland vor einigen Jahrhunderten eine schlimme Kleinstaaterei, die sich nur allmählich überwinden liess.
Nun wird etwas Ähnliches in Europa stattfinden, aber das wird dauern.
Auf keinen Fall dürfen wir uns von alten Ressentiments leiten lassen.
MfG
e k o
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trux
antwortete am 28.10.03 (18:33):
Wenn ich hier ein paar Infos über Polen einfüge dann nur, um sie wieder ins Bewußtsein der Leser zu holen. Ich weiß, dass man bei google nachlesen kann und ich weiß, dass man wahrscheinlich wenig über Holland weiß (tiramisusi), doch der 1. Mai 2004 dürfte für uns Deutsche von besonderer Bedeutung sein. Meint Ihr nicht auch, dass man sich über unser Nachbarland Polen mit einer Grenzlänge von 467 km gegen Deutschland etwas näher beschäftigen sollte? Einer der polnischen Nationalfeiertage ist der 3. Mai. An diesem Tag feiert Polen den Jahrestag der Verfassung 1791. Es ist die erste geschriebene Verfassung in Europa und die zweite in der Welt.
1. Teilung Polens 1772 durch Russland, Preußen und Österreich. Polen verlor 1/3 seiner Gebiete.
2. Teilung Polens 1793 durch Russland und Preußen, Österreich war nicht beteiligt.
3. Teilung Polens 1795 durch Russland, Preußen und Österreich. Polen verschwand von der Landkarte.
Wiederentstehung Polens nach dem ersten Weltkrieg, Polen war 123 Jahre „Nation ohne Staat“.
1919 – 1939: 20 Jahre 2. Republik.
1. September 1939: Deutschland überfällt Polen und am 17. September 1939 marschiert die Sowjetunion von Osten her in Polen ein.
1941: Deutscher Überfall auf die UDSSR. Polens Osten auch in deutscher Hand.
1945. Am 2. August 1945 wird die Oder-Neiße-Grenze als Westgrenze Polens bestimmt. Polen lehnt die Grenzlinie ab und besetzt Stettin. 1947 offizielle Bezeichnung der Oder-Neiße-Grenze als Friedensgrenze durch die Moskauer Außenministerkonferenz.
1980: Solidarnosc.
Seit 1990: 3. Republik „Rzeczpospolita Polska“, eine parlamentarische Republik.
1991: Lech Walêsa Präsident.
Am 12. März 1999 Polen in der NATO.
Bewegt ist die Geschichte der polnischen Nationalhymne. Der Text entstand 1797 in einer entlegenen italienischen Stadt, dem Ztufluchtsort polnischer Soldaten nach der Teilung Polens. Sie beginnt mit den Worten: „Noch ist Polen nicht verloren......“ und hat die Melodie einer bekannten Masurka. Sie wurde sehr schnell das Lied der Polnischen Legionen in Italien. 1926 wurde es offiziell zur polnischen Nationalhymne erklärt. Ich darf anmerken, dass mir während meiner Gefangenschaft in Polen bis 1949 auffiel, dass polnische Soldaten die Hymne mit allergrößter Andacht mitgesungen haben.
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hugo1
antwortete am 28.10.03 (19:09):
,,,komme gerade von einem Tagestrip aus Polen und habe diesmal speziell auf Unterschiede zur EU und zu Mv geachtet. Ich stellte fest, die gibts fast nicht. Wir sprechen deutsch-viele Polen sprechen auch deutsch. Wir haben täglichen Umgang mit dem Euro-viele Polen haben auch täglichen Umgang mit dem Euro. Wir haben Maaß-, Gewichts-,Entfernungseinheiten,, die Polen haben das gleiche. Wir haben Linksverkehr, die Polen auch. Wir sind nette Leute, die Polen auch. Bei uns gibts einige kriminelle, clevere, und "Lebenskünstler ",, bei den Polen gibts die auch. Bei uns gibts einige verwahrloste, bettelarme und unterversorgte, bei den polen scheints ein paar Prozent mehr davon zu geben (mein subjektiver Eindruck)bei uns gibts ne ganze Menge Vermögende, Reiche und einige Superreiche, bei den Polen gibts auch Vermögende und Reiche, die superreichen leben falls es sie gibt, nicht im eigenem Land. In Deutschland kann man gut Essen gehen- in Polen auch, nur eine private Einladung in Polen verlangt einen intakten und möglichst großen Magen und ist ein " tolles Erlebnis". Wir mögen die Abzocker, Betrüger, Steuerhinterzieher nicht, der Pole mag sie auch nicht. Viele Polen fahren im Urlaub dorthin wo sie für harte unbequeme Arbeit relativ guten Stundenlohn bekommen, Deutsche schütteln darob ab und zu ihren Kopf. Alles in Allem trau ich den im Allgemeinen flexiblen, pfiffigen, fleißigen Polen zu, dass sie wohl besser mit den Umständen die sie in der EU erwartet, zurechtkommen als vielleicht die- irgendwann auch dazugehörenden- Engländer *g*
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Tobias
antwortete am 28.10.03 (19:34):
Eine friedliche Vereinigung der westeuropäischen Staaten hätte es schon viel früher geben müssen. Jetzt am 1.Mai 2004 ist es so weit und das ist gut.
Aber wir in Deutschland leisten uns nach wie vor 16 Bundesländer mit Ministern, Staatssekretären und vielen hundert Abgeordneten. Noch nicht genug, alleine in Bayern gibt es noch sieben Regierungsbezirke, unverständlich im Computerzeitalter.Wir gehen so großzügig mit Geld um und wundern uns, dass der Staatssäckel leer ist.
Zum 1.Mai, vertretbare Ländervereinigungen in Deutschland, Verwaltungen auflösen die unnütz sind, Steuergesetze einfacher und verständlicher zu regeln, hätten mich noch viel mehr gefreut.
Tobias
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Medea.
antwortete am 28.10.03 (19:42):
Wenn ich noch ergänzen darf:
Bereits seit Jahrhunderten spricht die polnische Intelligenz französisch; Polen hat bedeutende Komponisten, Schriftsteller und Regisseure hervorgebracht, die polnische Küche ist es wert, erwähnt zu werden, die Frauen sind hübsch (wurden in Operetten besungen: .... doch alle Schönheit schnell erbleicht, wenn man dagegen hält die Polin, der Polin Reiz bleibt unerreicht ...) und die polnischen Männer habe ich nur sehr höflich erlebt; der Handkuß ist dort noch gang und gäbe ... ;-)) und sie singen und tanzen gern ....
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Medea.
antwortete am 28.10.03 (19:46):
Die Gründungsväter haben sich damals für das föderative System entschieden und dazu gehören nun einmal Bundesländer. Was aber nicht bedeutet, daß das für alle Zeiten festgeschrieben ist - aber wäre eine Zentralregierung, wie in Frankreich gehandhabt - die bessere Alternative??
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trux
antwortete am 28.10.03 (21:05):
Nationalgericht in Polen ist Bigos, hugo1 wird es kennen. Pierogi ist auch was Feines. Das Weihnachtsmahl ist etwas Besonderes. Wie die Tradition es will, setzt man sich am Heiligabend nach der Dämmerung zu Tisch, wenn der erste, von den Kindern ersehnte Stern am Himmel erscheint. Das Abendmahl beginnt mit einem Brauch: Man teilt miteinander die Oblate und beglückwünscht sich gegenseitig. Das traditionelle Weihnachtsmahl sollte aus 12 Gerichten bestehen (die Zahl erinnert an die 12 Apostel). Man serviert zuerst eine Suppe; das kann eine Rotrübensuppe mit Teigklößchen oder Pilzfüllung sein oder eine Pilzsuppe. Dann, je nach regionaler Tradition, gekochte Erbsen und Sauerkraut und verschiedene Gerichte aus getrockneten Pilzen. Auf keinen Fall dürfen Fischgerichte fehlen. Am wichtigsten ist aber der Karpfen. Zum Trinken serviert man Kompott aus Dörrobst und zum Nachtisch isst man Kuchen, vor allem Lebkuchen, Mohnkuchen und Kutia –ein süßes Gericht aus gekochten Weizenkörnern, Mohn, Honig und getrockneten Südfrüchten-. Kutia ist nur in Polen und der Ukraine bekannt. Untrennbares Element sind Weihnachtslieder, die als Kleinodien des polnischen Volks- und Kirchenliedes gelten. Viele Melodien erinnern an polnische Volkstänze: Mazurka, Oberek, Krakowiak oder Polonäse. Nach einem verbreiteten, alten Brauch legte man am Heiligabend etwas Stroh unter das Tischtuch.
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seewolf
antwortete am 28.10.03 (22:09):
hugo1 -
wann, wo und wie oft hast Du denn im MV "Linksverkehr" ..... bzw. was verstehst Du darunter?
:-)
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Medea.
antwortete am 28.10.03 (22:11):
Die Soße zu dem Weihnachtskarpfen heißt auch bei uns Polnische Soße und es gehören zum Andicken braune Pfefferkuchen hinein.
Und "Krakauer" oder auch Rohe Polnische gibt es in unseren Schlachterläden....
Und der Prachthund eines Freundes von mir heißt "Burek" :-)).
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hugo1
antwortete am 28.10.03 (23:20):
,,,,,,na Seewolf da war ich in Gedanken wohl schon bei der westlichen Nation,,,,aber hinter der hohlen Hand kann ich Dir verraten, daß ich tatsächlich mit Licht (ist z.Z in Polen Pflicht)einer grünen Auslandsversicherungskarte (sollte jeder Ausländer genauso wie einen kleinen Handfeuerlöscher und ein gültiges Landeskennungszeichen am Heck -bei sich haben) Außerdem hab ich-was Dich als Kenner der Gastronomiebranche etwas ärgern müßte-zoll und steuerfreie Alkoholika mit nach Deutschland eingeführt,, *gg* und bin bestimmt nicht eine Minute links gefahren.
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seewolf
antwortete am 28.10.03 (23:29):
... lach - prost hugo1 ! Es sei Dir doch gerne gegönnt, mal 'nen "unfiszierten" Grasovska zu geniessen...
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