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THEMA:   Die Schweiz wählt zunehmend rechts!

 17 Antwort(en).

Felix begann die Diskussion am 20.10.03 (05:59) mit folgendem Beitrag:

Gestern waren die Erneuerungswahlen ins Bundesparlament. Jeder Kanton wählt seine Vertreter in den Stände- und Nationalrat.
Das Resultat gibt mir zu denken:

Die Schweizerische Volkspartei (SVP) hat wiederum Terrain gewonnen. Aus meiner Sicht weist dies auf eine Tendenz zum nationalistisch-egoistischen Denken bei vielen Stimmberechtigten hin. Parolen wie <Die Schweiz den Schweizern>, <Es hat zuviele Ausländer, die hier parasitär leben>, <Die Kriminalität, das Drogenproblem, die leere Staatskasse, die Steuerbelastung hätten wir ohne Asylanten nicht> etc.
Diese Partei ist auch klar gegen einen EU Beitritt.
Diese unzufriedenen, kleinkarrierten <Füdlibürger>, die mit ihrem begrenzten Horizont, die Schweiz als isolierter Sonderfall sehen möchten, passen mir nicht.
Jetzt fordern sie schon erpresserisch einen zweiten Vertreter im Bundesrat, sonst würden sie in die Oposition gehen und ihren jetzigen Bundesrat abziehen!

Ein populistisch daherredender Exponent dieser SVP dürfte auch im Ausland schon aufgefallen sein. Ich meine den Industriellen Millionär Christoph Blocher. Und genau diesen wollen sie nun in den Bundesrat einbringen, obwohl er bei seinen letzten Bemühungen, Bundesrat zu werden, klar Schiffbruch erlitten hatte.

Quo vadis Heimatland?


dino9 antwortete am 20.10.03 (08:27):

wenn die soziale ungerechtigkeit in der brd so weiter geht wird wohl auch hier bald wieder nach dem starken mann gerufen werden.
angst ist halt ein schlechter ratgeber.


Wolfgang antwortete am 20.10.03 (10:13):

Ein Phaenomen fuer mich ist, Felix, dass immer mehr WaehlerInnen nach rechts abdriften, obwohl dort in deren Programmen ihnen weit tiefere soziale Einschnitte angekuendigt werden, als es 'linke' PolitikerInnen tun (die ja gar keine 'Linken' sind, sondern Sozialdemokraten, also ziemlich zahnlose Tiger, die ihren Frieden mit dem Kapitalismus gemacht haben).

Ich frage mich: WILL die Mehrheit des Volkes vielleicht gerade wegen der unangenehmen Wirklichkeit belogen werden und laesst sich deswegen so leicht beluegen und folgt gerne denjenigen, die ihnen die suessesten (natuerlich nationalen und angeblich sozialen) Melodien vorspielen ?

Oder anders gefragt: Wiederholt sich die Geschichte ?


schorsch antwortete am 20.10.03 (11:06):

Man lege jedem Mitbürger eine Sscheuklappe an. In diese eingebaut sind Bilder, wie sie Felix oben beschrieben hat: Ausländer, Kriminelle, Invalide....

Dabei hat die SVP überhaupt kein Programm, nur lauter Schlagworte.

Im Moment ist diese Patei im Nationalrat mit 55 VertreterInnen präsent, die SP mit 52. Die SP mit den Grünen plus ein paar Splittergruppen, ist die einige Kraft, die die "Nationalen" noch einigermassen bremsen können. Denn die Mitte-Parteien, die früher den Ton in der Schweizer Politik angaben, sind durch ihre Querelen unter sich so geschwächt, dass sie keine ernst zu nehmenden Gegner mehr sind für braune Gesellen.....


funk antwortete am 20.10.03 (13:05):

Felix, ich glaube nicht, dass die Mitläufer der SVP wissen, was die Führung dieser Partei wirklich erreichen will. Das kann man höchstens aus dem Verhalten ihrer aktivsten Mitglieder schliessen: Sie wollen weniger Steuern zahlen. (Blocher in Herrliberg) Sie wollen weniger Löhne bezahlen.(Blocher in Ems unterdrückt Gewerkschaften) Sie wollen das Importmonopol behalten.(z. B. Frey, Autoimporteur) - In der Politik gibt es kein absolutes Richtig oder Falsch, wie die SVP die Entscheidungen der Regierung quittiert. Diese sind immer nur richtig oder falsch im Bezug auf die (bei der SVP verdeckten) Ziele der Partei. Blocher wird alle enttäuschen, die ihn als Retter der Schweiz sehen. Er wird das erreichen, was ihm persönlich nützt. -Mir fällt auf, dass er und Maurer immer wieder betonen: Wir wollen das, wir und das Volk wollen jenes. Immer reden sie ganz entschieden wie Vertreter einen ausformulierten Doktrin. Es ist unfassbar, mit welcher Kälte sie die Kritiker in ihren eigenen Reihen zum Schweigen bringen.


Wolfgang antwortete am 20.10.03 (13:30):

Deshalb noch einmal meine Frage:

Ist es wirklich so, dass AnhaengerInnen, MitlaeuferInnen (egal wie man sie sonst noch nennen will) nicht wissen, was die Rattenfaenger, denen sie nachlaufen, mit ihnen anstellen wollen ?

Und was ist, wenn diese (unwissenden ? ) AnhaengerInnen, MitlaeuferInnen die Mehrheit der WaehlerInnen stellt ?

Wenn das so ist - ich bin unschluessig, ob es so ist -, dann waere das das Ende der Idee der Demokratie, denn Demokratie erfordert zwingend wissende und muendige Buergerinnen.


DorisW antwortete am 20.10.03 (15:13):

Ich fürchte, dass es so ist, wie du es in deiner Frage formulierst, Wolfgang...

Wieviel Prozent der Wähler lesen schon Parteiprogramme?

Ich glaube, dass Wahlentscheidungen viel mehr von Bauchgefühlen beeinflusst werden als von rationalen Abwägungen.
Vor der letzten Bundestagswahl wurde doch hier mal ein Link zu einem spaßigen Programm gepostet (hieß es nicht Wahlomat oder so ähnlich?), man konnte dort zu verschiedenen Themenkomplexen zwischen unterschiedlichen Positionen wählen und bekam dann mitgeteilt, zu welchen Wahlaussagen die eigenen Standpunkte am besten passten, also welche Partei man eigentlich wählen solle. Da waren einige doch ziemlich überrascht... ;-)

Das Bauchgefühl wiederum wird von Wahlwerbung und Parolen beeinflusst. Sich gegen die Psychologie der markigen Worte, der strahlenden Gesichter, der vertrauenerweckenden Gesten durchzusetzen und die Inhalte zu hinterfragen, bedarf einiger Anstrengung, die nicht jeder auf sich nehmen mag - sofern er überhaupt sieht, dass es dieser Anstrengung bedarf.


Medea. antwortete am 20.10.03 (18:00):

Ich sehe es ähnlich - wem es besser gelingt, die Wählerinnen und Wähler "gefühlsmäßig" anzusprechen, dem wird auch die Stimme zufallen. Die Schweiz liegt da im Trend - wir können ja mal beobachten, wohin die Stimmen der meisten Bürgerinnen und Bürger bei der nächsten anstehenden Wahl (ich weiß jetzt nicht, welches Land gerade dran sein wird) gehen werden.


schorsch antwortete am 20.10.03 (18:17):

Wahrscheinlich wäre es wirklich an der Zeit, diesen Blocher in den Bundesrat zu wählen. Dann sollte man ihm aber auch gleich das Aussenministerium übertragen. Wetten, dass er nach ein paar Grossmaul-Attacken gegen seine Amtskollegen im Ausland den Bettel gerne wieder hinschmeissen würde?!

Das Maul gross aufreissen und dem Volk weismachen, MAN mache es dann anders als die korrupte Bande, ist eines. Dann aber beweisen, DASS man es wirklich besser kann, das ist eine andere sache.

Nur das Departement, das im Moment Couchepain innehat, das sollte man Blocher nicht überlassen - er würde sich noch dümmer anstellen als Couchepain.....


funk antwortete am 20.10.03 (21:02):

Wolfgang, du hast Recht, wir wählen Gesichter, die häufig am Fernsehen erscheinen, Menschen, die sich gut verkaufen können. Menschen, die Unmögliches versprechen. Siehe auch Haider, Berlusconi, Schwarzenegger. Die Demokratie ist nach meinem Gefühl sowieso eine Utopie, schon immer gewesen.


Felix antwortete am 21.10.03 (02:13):

Die dreisten Worte des Parteipräsidenten Maurer kurz nach dem Wahlerfolg am Sonntag, hat zum Glück die SVP gespalten.
Der Berner Flügel distanzierte sich kurz darauf. Sie finden es eine bodenlose Frechheit ohne gegenseitige Absprache solche Drohungen auszusprechen. Ob ihr Bundesrat bereit wäre, freiwillig aus dem Amt zu scheiden ... falls die SVP in die Opposition wechseln würden ... sei nicht besprochen worden!
Irgendwie erinnert mich die SVP an die Haiderpartei in Oesterreich ... populistische Sprüche zum Mitbrüllen ... aber keine reellen Vorstellungen zur Verwirklichung!


julchen antwortete am 21.10.03 (06:54):

Warum muss es immer einen Rattenfaenger geben?

Vielleicht tendiert man ein bisschen mehr rechts, da
zu viel links offensichtlich nirgendwohin fuehrt -
siehe Schweden!

Warum spricht man Menschen ab fuer sich selber
denken zu koennen?
Das Absprechen des Eigendenkens kommt politisch
immer von der Linken Flanke.

Mehr Regierung, mehr Regierungskontrolle, mehr
Auferlegungen fuer die Buerger, weniger Rechte
fuer die Buerger.
Eine gute Sosse von Schuld hilft dem Geschmack
gewaltig.
Man Muss ja schliesslich mit der Zeit gehen!

Wer sich dem lange genug unterzogen hat, der haut
schonmal ueber die Straenge im Denken.
Es muss ein Mittelweg gefunden werden!

Aber was traditionell
von Links kommt is meiner Erfahrung nach nicht
an Kompromiss interessesiert, lediglich an Staatlicher
Kontrolle bis runter zum Kindergarten.

Einzelne Politiker sind doch hier unwichtig!
Ein Trend zeigt sich offensichtlich in der Schweiz.

Eine Fliege kann sich mal irren, aber wenn Tausend
fliegen draufsitze koennte es sich doch eventuell
um einen Kadaver handeln, oder?


schorsch antwortete am 21.10.03 (09:30):

Liebes Julchen, wenn du mit "Kadaver" die Schweizer meinst, dann solltest du mal die parfümierte Maske vom Gesicht nehmen......


Medea. antwortete am 21.10.03 (13:14):

Lieber Schorsch -
Deine Interpretation kann ich nun wirklich nicht aus Julchens Worten herauslesen ...


mart antwortete am 21.10.03 (15:47):

Hallo,

es tut mir wirklich leid, daß der Eu-Beitritt der Schweiz auf diese Art wieder einmal in die Zukunft verschoben wird.

Ich hätte so auf einen weiteren Nettozähler gehofft und eine weitere Nord/Südroute für die Frächter, die dann nicht mehr den weiten Umweg über Österreich machen müßten.

Es wäre auch sehr günstig, daß die Geldwäscherei in der Schweiz nicht mehr in einer derartigen Unverschämtheit erfolgen könnte, wie es seit langem der Fall ist.

Außerdem wäre das eine gute Gelegenheit, viele diskriminierende Gesetze endlich EU konform umzuwandeln.

Es wäre auch eine Supergelegenheit, der EU wieder einmal Gelegenheit zu geben, bei einem kleinen Mitglied "ihre" "Werte" durchsetzen zu können. Oder wäre es besser, die Schweiz mit Glacehandschuhen anzugreifen? Liegt wohl zu viel Geld auf Schweizer Konten!

Und dann hätten wir wieder ein Land mehr, das zwar stolz sein darf zu Europa zu gehören, deren Nationalstolz (z.B. ausgedrückt durch pathetische Nationalhymne und Flaggenfetischismus) aber endlich auf das der Politischen Korrektheit entsprechende Ausmaß reduziert wird.

Ich würde viele Vorteile darin sehen, wenn auch die Schweiz endlich erkennen würde ein Land in Europa zu sein und deshalb über 80 % seiner Gesetze in Brüssel machen läßt.


julchen antwortete am 22.10.03 (04:02):

Danke Medea,

natuerlich habe ich das nicht gemeint, lediglich
ein Beispiel benutzt - Und Schorsch weiss das
ganz genau, darauf kannst Du dich verlassen!

Er musste nur was sagen, und es musste negativ
sein.

Anscheinend ist ihm ansonsten nicht soooo viel
Widerwort eingefallen, oder?

Widerwort?? Oh Entschuldigung: Gegenargumentation
sollte das heissen.


schorsch antwortete am 22.10.03 (18:09):

(;--)))))


julchen antwortete am 23.10.03 (08:25):

(;))))

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