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THEMA: Der Papst feiert 25. Jubiläum
38 Antwort(en).
Mechtild
begann die Diskussion am 16.10.03 (22:37) mit folgendem Beitrag:
Mit knapp 100.000 Gläubigen und hunderten Kardinälen und Bischöfen hat der Papst auf dem Petersplatz in Rom eine bewegende Messe anlässlich seines 25-jährigen Pontifikats gefeiert. Die jüngeren von kennen kaum einen anderen Papst als Wojtyla. Ich weiss nicht mehr, wer vor Wojtyla Papst war. Aber Kirchengeschichte hat mich nicht so sehr interessiert. Wichtig für mich an diesem Papst war, dass der Papst sich offen gegen den Irakkrieg ausgesprochen hat. Dass katholische Pariser alle kleine Löcher haben, kann man nur kopfschüttelt zur Kenntnis nehmen. Die Religion wird immer wichtiger in der heutigen Zeit. Die großen Weltreligionen werden nicht aussterben und ich hoffe, ihre guten Inhalte erreichen die Menschen. Menschen wollen die Mystik und Kirchen können Menschen zusammenführen.
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Renate2
antwortete am 16.10.03 (23:27):
Naja Mechthild,
ich selbst kann 25 Jahre zurückdenken. Und ich weiß noch, wie es bei mir ankam, daß innerhalb desselben Jahres eine zweite Papstwahl vonstattenging. Und weil kein normal Sterblicher damals nachvollziehen konnte, daß der mit vielen Hoffnungen belegte Papst Johan Paulus der 2. so früh verstorben war. Es war das von Hoffnungen geprägte Jahr 1978 - und danach war nur Abbau. Abbau an Selbstverständlichem, an Menschlichem und auch am Umgang mit Spirituellem. Ich kann diesem derzeitigen, mit damals hochbedeutenden Hoffnungen versehenen Papst nur eine schmal bedingte Hochachtung zukommen lassen. "Viele hätten vor 25 Jahren mehr von ihm erwartet!" - Jubiläum verpaßt, genau so wie die vielen Jahre des Pontifikats.
Renate.
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tiramisusi
antwortete am 16.10.03 (23:33):
oh ich kann mich noch an PIUS XII, JOHANNES XXIII und den auf mysteriöse weise so kurz nach seiner wahl "verstorbenen" JOHANNES PAUL I. ich bin selbst nicht katholisch, habe aber meistens in sehr katholischen gegenden gelebt und gearbeitet und mich schon interessenhalber mit dem papst beschäftigt. man kann sicher viel gegen diesen papst sagen - aber er hat auch mich sehr beeindruckt - eben weil er die grösse hatte, um verzeihung zu bitten. jan hus den "ketzer" genauso wie die juden für den verrat an ihnen, galieo oder die nachfahren der indios, die zu tausenden im namen der kirche abgeschlachtet wurden, nur um einige beispiele zu nennen. eine ganze predigt als busse und vergebungsbitte zu gestalten, das dürfte einmalig in der geschichte der kirche sein. ich habe jetzt erst vor kurzem das buch "Johannes Paul II. Das Geheimnis des Karol Wojtyla" von Andreas Englisch gelesen und war offen gestanden schon fasziniert. Englisch war 18 jahre als journalis an der seite des papstes und hat ihn auf vielen reisen begleitet, und er war wohl anfangs wenig begeistert von diesem job.
heute sah ich noch einmal in einer doku auf br3 alpha die szene, in der er mit seinem attentäter in dessen zelle spricht, ihm gegenüber sitzt, den kopf zu ihn neigt, mit ihm spricht und seinen kopf an dessen schulter drückt - was immer er menschen des katholischen glaubens bedeutet, eines ist sicher: auch nicht-katholiken sind begeistert, wenn sie sich ein wenig mit ihm beschäftigen.
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Wolfgang
antwortete am 17.10.03 (11:31):
Ich bin Katholik. Ich bewundere diesen Papst. Ich bin froh, dass gerade er zum Papst gewaehlt wurde und dieses Amt so lange innehaben konnte. Genau, wie die von ihm repraesentierte Kirche, ist auch er strenggenommen nicht von dieser Welt... Will sagen: Mit den in unserer Gesellschaft ueblichen Masstaeben gemessen kommen er und die katholische Kirche eher schlecht weg.
Aber das spricht m. E. nach nicht gegen den Papst und auch nicht gegen meine Kirche. Im Gegenteil. Wenn ich es mir recht ueberlege, dann bewundere ich ihn gerade deshalb: Dass er Widerstand leistet gegen so vieles, was lautstark von den meisten Menschen (insbesondere von den militaerisch und wirtschaftlich Maechtigen) propagiert wird.
Ich wuensche mir, dass er bis zum letzten Atemzug seinen Dienst tut.
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tiramisusi
antwortete am 17.10.03 (11:56):
..er hat seine zusage gegeben, 2005 nach köln zum weltjugendtreffen zu kommen :-) eigentlich sollte das treffen ja schon 2004 sein, aber der papst hat es wegen der olympiade in athen um ein jahr verschoben. ob er an der olympiade teilnehmen will, weiss ich nicht aber wenn die griechen die olympiade einigermassen pannenfrei hinter sich bringen, dann schafft das auch der papst 2005. wünschen würde ich es ihm.
völlig unkatholische grüsse aber mit der sympathie für einen polnischen kleiderschrank, der papst wurde.
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schorsch
antwortete am 17.10.03 (16:06):
Ich hatte ihn mal zu mir nach Hause eingeladen. Die päpstliche Kurie hat für mich den Termin 25. Dezember 2022 reserviert. Ich bin am Vorbereiten! (;--))))
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eko
antwortete am 17.10.03 (17:01):
Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, als dieser Papst vor 25 Jahren gewählt wurde. Obwohl von der "anderen Fakultät", habe ich damals gleich gespürt, dass von diesem Mann Einiges zu erwarten ist.
Und so ist es auch gekommen. Gewiss, man könnte viel an ihm aussetzen und kritisieren, aber gemessen an dem, was er bewegt hat, sind solche Dinge unwesentlich....Und jedem Menschen kann man es nicht recht machen.
Ich bin mir ganz sicher, er wird in die Geschichte eingehen als d e r Papst, der mehr bewegt hat in der katholischen Kirche, als alle seine Vorgänger zusammen.
Ich wünsche ihm, dass er sein Pontifikat möglichst ohne größere körperliche Schmerzen zu Ende führen kann.
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mart
antwortete am 17.10.03 (17:28):
Nach all dem Lob für den Papst, bes. was seine Mitwirkung am Sturz des Kommunismus betrifft, einige kritische Anmerkungen:
Der Weg zurück hinter das 2. Vatikanische Konzil – von vielen erzkonservativen Katholiken durchaus begrüßt – aber die Aufbruchstimmung und die Begeisterung, die dieses Konzil ausgelöst hat, ist endgültig vorbei. Wiederholte Absagen an Kirchenreformen.
Die Duldung und Förderung von geheimbundartigen, fundamentalistischen Gruppierungen innerhalb der Kirche
Die Rolle der Frauen in der Kirche ist wieder auf das von der patriarchalischen Gesellschaft der Kittelträger gewünschte Maß reduziert worden.
Die wiederholte Bekräftigung des Zölibats, dessen Einführung nur kirchengeschichtliche und machtpolitische Gründe gehabt hat, mit all seinen negativen Auswirkungen lässt geringe Hoffnung für die Zukunft. Wobei das Keuschheitsgebot für die Priester keineswegs verhindert, dass inoffizielle Partnerschaften und daraus resultierende Kinder, mit einer Art doppelter Moral durchaus akzeptiert werden, solange nichts an die Öffentlichkeit dringt.
Aussagen zur gleichgeschlechtlichen Liebe?
Fehlende oder viel zu später Reaktionen auf die Vergehen von Priestern in Hinblick auf Kindermissbrauch
Fehlende Reaktionen zu dem frauenverachtenden Missbrauch von Ordensschwestern durch Priester in Afrika
Die Stellung der wiederverheirateten Geschiedenen
Ernennung einer Reihe von umstrittensten Bischöfen gegen den Wunsch der Ortkirchen
Die Abwürgung der Befreiungstheologie
Die kirchlichen Vorschriften zur Schwangerschaftsverhütung ........
Das der kranke Papst die Macht in seinen Händen hat, wäre wohl wirklich eine naive Meinung. Die Tendenz in allen Religionen ist im Augenblick rückwärtsgewendet, gegen eine Aufklärung, gegen den selbstbestimmten Menschen und gegen die Menschenrechte. Und hier treffen sich die Fundamentalisten der versch. Religionen und bekräftigen einander ihre Sympathie.
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Mechtild
antwortete am 17.10.03 (22:02):
@mart, Alles richtig und war auch damals für mich der Grund mich von der Kirche abzuwenden. Die Missstände können aber nur die aufdecken, die in der Kirche sind und ich bewundere besonders die Frauen in der katholischen Kirche, die obwohl sie nicht mitreden dürfen, dort arbeiten. Die Kirchen haben große Macht und Einfluss auf die Menschen, den ich woanders nicht sehe. Wenn ein Papst für den Frieden betet und sich konkret gegen einen Krieg ausspricht hat das eine große Bedeutung. Natürlich hätte es die auch umgekehrt. Dieser Papst hat eine große Ausstrahlung und spricht viele Menschen an und die Menschen fühlen sich von ihm angesprochen. Ich bin der Meinung, er ist ein guter Papst und verdient die Ehre die ihm entgegen gebracht wird.
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mart
antwortete am 18.10.03 (08:01):
Die Zukunft wird zeigen, ob er die kath. Kirche in die richtige Richtung gelenkt hat.
Da die versch. Kirchen immer noch großen Einfluß auf die Menschen haben, haben derer Führer eine übergroße Verantwortung.
für den Frieden beten gehört zu den (nicht immer eingehaltenen) Traditionen der kath. Kirche, sich konkret gegen e i n e n Krieg aussprechen ist für mich etwas mager.
Natürlich hat dieser Papst bis zum Tod eine unerhörte Begabung gezeigt sich in den Mittelpunkt zu stellen und die Medien für sich zu benutzen. Er ist charismatisch und integer, daher mit Recht anerkannt.
Aber hätte er mit seinen Fähigkeiten nicht mehr tun können, als aufgebrochene verkrustete Strukturen und Ansichten, die mit dem Christentum nichts zu tun haben, wieder zuzukleistern ?
Auf diese Weise wurden die menschenverachtenden Strömungen in den anderen monotheistischen Religionen ebenfalls verstärkt und man begegnet sich heute (noch) durchaus friedlich in dem Verständnis, daß den Menschen von oben herab gesagt werden muß, was Sache ist. Ich kann mit diesem Menschenbild, das im Augenblick in diesen Religionen wieder Auftrieb hat, nichts anfangen.
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Minna
antwortete am 18.10.03 (08:58):
"Die Zukunft wird zeigen, ob er die kath. Kirche in die richtige Richtung gelenkt hat" (mart)
Die Antwort darauf erhält man, wenn man zur Zeit der Sonntagsgottesdienste in die leeren Kirchen schaut.
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Medea.
antwortete am 18.10.03 (09:20):
Es schien, als ginge mit Johannes XXIII. ein Ruck durch die Katholische Kirche - das Schicksal hat es nicht gewollt, daß diesem Ruck ein kleines Beben gefolgt wäre. Bei dem jetzigen Papst hatte ich den Eindruck eines "Zurückruderers", der eher zementiert als verkrustete Strukturen aufreißt .... Daß er sich so deutlich zum Irak-Krieg geäußert hat, habe ich eigentlich als Selbstverständlichkeit angesehen - er hätte doch als Sprachrohr für die katholische Welt dazu gar nicht schweigen können? Aus dem damaligen Verhalten der beiden Piusse hat er gelernt, daß auch von der katholischen Kirche zu unerfreulichem Geschehen bzw. Verbrechen mutig Stellung bezogen werden muß.
Trotz schwerer Erkrankung geht er nicht von der Fahne, das zeichnet ihn aus - läßt aber auch leise den Verdacht des Nichtabtretenkönnens aufkommen ..... Aber inzwischen habe ich gelernt, daß ein Papst niemals zu Lebzeiten zurücktritt, da das nicht im Sinne der Kirche wäre. Ich zolle ihm aber dennoch meinen Respekt als Nichtkatholikin.....
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tiramisusi
antwortete am 18.10.03 (10:24):
nun, so von ganz weit draussen und ohne bezug zur kath. kirche seh ich nur einen alten mann, von dem man nicht weiss, ob er schon "EL CID"-mässig aufs Pferd gebunden wurde oder ob er wirklich noch herr seiner entscheidungen ist. mir wurde er immer dan sympatisch, wenn er etwas gemacht hat, was für anhänger der konservativen schiene sehr unpopulär war. und wenn es der sprung in badehose ins päpstliche pool war - das foto ging damals um die welt:-) manchmal denk ich, bei aller "würde und macht" wäre er vielleicht glücklicher geworden, wenn er als unbekannter in polen hätte weiterleben können.
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utelo
antwortete am 18.10.03 (22:38):
Habe gerade im TV den Papst gesehen und bin entsetzt. Er ist nur noch ein alter sabbernder, zitternder, hilfloser Greis, der wirklich aus der Öffentlichkeit zurücktreten sollte. Vorige Woche hatte er wohl mal zwischendurch eine gute bzw. bessere gesundheitliche Phase, obwohl er kaum noch einen Satz sprechen konnte. Bis dato haben wir ihn noch teilweise sogar bewundert, ob seiner Energie. Ich hatte auch mehrfach Gelegenheit ihn in Rom erleben zu können, u.a. auch beim Empfang des Mr. Bush sen. und bei der Heiligsprechung von 4 Deutschen usw. Bin kein besonders guter Katholik, aber etliche Dinge, die er veranlaßt hat, waren schon in Ordnung. Anderes ist rückständig, wie die Kirche halt ist. Aber nun denken wir hier alle, sollte er aufhören, jeder hat doch das Recht auf Ruhestand und er ist ja auch nur ein Mensch -auch wenn man sagt, er ist Gottes direkter Vertreter auf Erden. Ich bin einfach sprachlos und entsetzt.
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tiramisusi
antwortete am 19.10.03 (09:30):
boach..das hätte ich mal an anderer stelle als beschreibung eines parkínsonkranken verwenden sollen ....
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hl
antwortete am 19.10.03 (09:42):
"alter sabbernder, zitternder, hilfloser Greis".. nicht die feine Art, einen kranken Menschen zu beschreiben.
Ich betreue einige dieser parkinsonerkrankten Menschen, das "Sabbern" und "Zittern" gehört zum Krankheitsbild, hilfsbedürftig sind sie bei manchen Dingen, "hilflos" aber mit Sicherheit nicht. Was bei allen sehr gut funktioniert sind die kognitiven Fähigkeiten.
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Gudrun_D
antwortete am 19.10.03 (09:58):
Utelo
einen kranken Menschen,egal,ob Papst oder Arbeiter,als "sabbernder.." zu titulieren,ist eine Frage des Taktes. -------------------- hl
nicht alle Parkinsokranken sabbern,das weisst Du doch auch. Diese heimtückische Erkrankung hat viele Erscheinungsformen.
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utelo
antwortete am 19.10.03 (10:04):
Hi Leute, es geht doch nicht darum einen parkinsonerkrankten Menschen zu beleidigen oder sonstwie runter zu machen. Ich weiß, dass Sabbern und Zittern zu dem Krankheitsbild gehört, kenne selbst einige Leute mit dieser KRankheit. Aber bitte, die Bilder und dann noch als Nahaufnahme, sind doch nicht nötig und rauben dem Papst die Würde, die ihm eigentlich zusteht. Als hilflos sehe ich z.B., dass er nicht mal seinen Arm hochheben kann, um seine Kappe (weiß nicht wie diese Kopfbedeckung heißt) wieder gerade zu richten, als sie verrutscht war. Das musste einer der Begleiter tun
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hl
antwortete am 19.10.03 (10:05):
Natürlich, Gudrun :-), die Bezeichnung "sabbern" an sich ist mir schon zuwider und nicht jeder Parkinsonerkrankte leidet an übermässigem Speichelfluss.
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BarbaraH
antwortete am 19.10.03 (10:48):
utelo,
das sind zwei völlig unterschiedliche Aussagen von Dir:
"Er ist nur noch ein alter ......, zitternder, hilfloser Greis, der wirklich aus der Öffentlichkeit zurücktreten sollte."
und
"Aber bitte, die Bilder und dann noch als Nahaufnahme, sind doch nicht nötig und rauben dem Papst die Würde, die ihm eigentlich zusteht."
Darf der Papst sein Amt Deiner Meinung nach bis zum letzten Atemzug ausführen und möchtest Du lediglich auf entwürdigende Fotos seiner hilflosen Lage hinweisen oder sprichst Du ihm die Amtsführung wegen seines gesundheitlichen Zustandes ab?
40 000 Euro zahlen Fernsehgesellschaften für ein Zimmer mit Balkon pro Monat, um diese Aufnahmen in die Welt schicken zu können.....
Lesenswert hierzu ist ein Artikel in der ZEIT: DER PAPST "Betet für mich!"
Vor 25 Jahren wurde Karol Kardinal Wojtyla zum Papst gewählt. Er hat die Welt verändert. Nun beginnt die Inszenierung seines Endes
......Anders als seine Vorgänger hat der Papst aus Polen früh erkannt, welche Chancen es bietet, moderne Kommunikation für ewige Inhalte einzusetzen. Selbst hat er Theaterstücke geschrieben, stand, lange bevor sich die Welt für ihn interessierte, als Schauspieler in Krakau auf der Bühne. Das Internet hat er eingeführt, um das Evangelium auch auf der Datenautobahn zu verbreiten. Rund um den Globus sitzen Missionare nun an Computern, von Rom aus gefüttert mit päpstlichen Botschaften. Mit einem Fuß noch immer in der Vorzeit, mit dem anderen in der Moderne. Johannes Paul II. akzeptiert die Regeln des modernen Marketings. Gehört auch die Inszenierung des eigenen Todes dazu?
TV-Stationen aus aller Welt haben Scouts nach Rom geschickt. Wem eine Terrassenwohnung mit Blick auf den Petersplatz gehört, darf mit solventen Mietern rechnen – die Fernsehleute suchen nach Balkonen, die eine perfekte Sicht auf die Sixtinische Kapelle bieten. Weißer Rauch aus dem runden Kamin auf dem Dach der Kapelle, das Zeichen eines neu gewählten Papstes, das wären, nach so viel Irak, endlich wieder frische Bilder. Wenn die Produzenten von CNN, CBS, BBC, RAI und Sky daran denken, werden sie ganz erregt. „Es ist zwar nur eine Einmannshow“, sagt ein britischer Nachrichtenchef zwischen zwei Gläsern Prosecco auf dem Campo dei Fiori, „aber alles zusammen, Todesnachricht, Konklave, Auftritt des neuen Papstes, das ist ein Ding, wochenlang halten wir da drauf.“
Die Sendezeiten via Satellit sind bereits gebucht. Also nehmen die Companies noch einmal ordentlich Geld in die Hand. 40000 Euro im Monat zahlen sie für einen guten Balkon. Hat das Haus einen Fahrstuhl, mit dem sich ältere Interviewgäste das Treppensteigen ersparen, kommen noch einmal 20000 Euro hinzu......<<
https://www.zeit.de/2003/43/Papst
In diesem Artikel heißt es u.a.: >>Johannes Paul II. akzeptiert die Regeln des modernen Marketings. Gehört auch die Inszenierung des eigenen Todes dazu?<<
Das ist für mich die Frage.... Wer 40000 Euro im Monat zahlt... dazu noch die Kosten für die gebuchte Satelittennutzung... schreckt auch vor entwürdigenden Fotos nicht zurück, denn gerade sie haben einen hohen Marktwert. Diese Tatsache ist für mich erschreckend... das Geschäft mit der Inszenierung des Todes...
Im Artikel wird gefragt, ob Papst Paul II. gerade seinen eigenen Tod inszeniert...
Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/43/Papst
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iustitia
antwortete am 19.10.03 (10:56):
Der Kabarettist Jürgen Becker hat in seinem Programm über den "rheinischen Kapitalismus" den Machtehrgeiz des Papstes so ausgedrückt: Oder wollen Sie so alt wie der Papst werden, "der glaubt so lange arbeiten zu müssen, bis er tot umfällt".
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utelo
antwortete am 19.10.03 (11:18):
Hi BarbaraH, es steht mir nicht zu, dem Papst abzusprechen, seine Geschäfte noch erledigen zu können. Ich war nur so entsetzt über die entwürdigenden Bilder. Aber ich vergesse immer wieder, dass Würde ja nicht mehr gefragt ist, wenn nur genug bezahlt wird. Aber ich freue mich Barbara, dass Du wenigstens hinterfragt hast, was mit meiner Aussage gemeint ist. Andererseits habe ich die Nacht über mir Gedanken gemacht, wie Jesus gestorben ist. Auch ihm hat man ja versucht, seine Würde zu rauben, indem man ihn zur Schau stellte. Vielleicht will der Papst so etwas auch dokumentieren, da er ja Stellvertreter Gottes auf Erden ist. Ich weiß es nicht
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tiramisusi
antwortete am 19.10.03 (11:53):
hallo utelo, du hast natürlich völlig recht und die bilder des alten mannes, dem man keine ruh gönnt, sind absolut entwürdigend.
meine bemerkung ging eher in die richtung der mitleser, die sich oft nicht wirklich an dem empören, was jemand schreibt - sondern wer es schreibt. deshalb mein "hätte ich das geschrieben..."
wer deine beiträge hier im forum aufmerksam liest - und zu denen zähle auch ich - der weiss, dass gerade du ein recht hast, dich eines drastischen ausdruckes wie "sabbern" zu bedienen. bitte mach das auch weiter in so einer wachen und engagierten weise.
angelika
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mart
antwortete am 19.10.03 (12:46):
<<Im Artikel wird gefragt, ob Papst Paul II. gerade seinen eigenen Tod inszeniert<<
Doch wohl eher die Leute, die im jetzigen Machtvakuum die Fäden in der Hand habe, von denen hat man zuletzt ja auch schon allerhand gehört (von den Schwulen bis zu den Ministrantinnen, von der angedrohten Exkommunikation wenn ein Priester wegen Kindsmißbrauch an die Öffentlichkeit geht bis zum Aufwärmen erzkonservativer Positionen).
Wenn andere Religionen so auf sich und auf ihre Positionen bestehen, muß man schon zeigen, daß die Katholische Kirche hier nicht nachsteht.
Vielleicht kommt etwas besseres nach?
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Medea.
antwortete am 19.10.03 (12:52):
Utelo, ich habe ebenfalls verstanden, was Du mit Deinem Beitrag sagen wolltest und das daß keine Herabsetzung des Papstes sein sollte. hl spricht davon: ... "was bei allem sehr gut funktioniert, sind die kognitiven Fähigkeiten..."
und da möchte ich doch meine Zweifel anmelden. Kognitiv = die Erkenntnis betreffend, erkenntnismäßig(e) Entwicklung all der Funktionen (beim Kind), die zum Wahrnehmen eines Gegenstandes oder zum Wissen über ihn beitragen..."
Besitzt der Papst überhaupt noch diese Erkenntnisfähigkeit über seine eigene Person? Müßten, wenn er selbst schon nicht mehr, dann nicht seine Berater erkennen, daß diese schreckliche Krankheit ihm seine Würde raubt und ihn nicht mehr der grausamen Öffentlichkeit aussetzen? Diese Gedanken gehen mir schon länger durch den Kopf.
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pilli
antwortete am 19.10.03 (13:05):
den papst und sein engagement in der derzeitigen gesundheitlichen situation in frage zu stellen, ist schon der diskussion wert.
daß das finanzielle interesse in Rom einer der wichtigsten aspekte ist, dem sich "alles" untzuordnen hat, wird aktuell mal wieder durch die würdigung der mütterlichen raubritterin Teresa dokumentiert!
ich habe mir erlaubt, bei den von utelo geschilderten szenen aufzustehen und die nahaufnahmen des gesichtes anzuschauen und es schauderte mich ebenso, zu was menschen fähig sein können. nicht nur das zeigen der bilder aber erschreckte mich; vielmehr das einverständnis desjenigen, der sich da freiwillig zur schau stellt; sabbernd und zitternd!
ob etwas vornehm "fließt" oder umgangsprachlich "sabbert" ...wer sich daran stört, zeigt, daß nur die äussere hülle interessiert nicht aber die sorge um die person! im übrigen bin ich frau genug meine wortwahl selbst zu bestimmen :-) nur mal so nebenbei in erinnerung gerufen... und mich interessiert absolut nicht wer nun was dazu wie kommentiert, basta! :-)
meine persönliche befürchtung ist, daß dies nur der anfang von nicht vorstellbaren zur-schau-stellungen des papstes ist.
ich sach ett euch...den werden se auch noch im koma auf dem Petersplatz mit sich rum schleifen; wenn nix mehr geht, binden sie ihn vielleicht fest auf dem balkon und datt käppchen klebt dann dank pattex und widersteht so dem wind...aus welcher richtung der auch wehen mag.
solange nicht sichergestellt ist, wie datt rotgewandete kardinalshut geprägte umfeld sich einig ist ob des rückfalles in tiefste mittelalterliche zustände, solange erlaubt die medizin ein weiterleben...
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Gudrun_D
antwortete am 19.10.03 (13:46):
Ich bin der Meinung,dass dieser kranke Papst möglicherweise eine Marionette derer geworden ist,die nun,da er so sichtbar krank ist und (absichtlich?) gezeigt wird, sich nicht einigen können,wie ,wer,was nun kommen soll!
Möglich ist aber auch,dass er,der ehemals so weltoffene,fröhliche Mensch,Tänzer,Schauspieler, nicht so einfach von -seiner-Bühne abtreten will!
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BarbaraH
antwortete am 19.10.03 (14:25):
Möglich wäre doch, dass dieser Papst uns mit seinem öffentlich gemachten Sterbeprozess zeigen will, dass das Sterben genau so zum Leben gehört wie die Geburt. Vielleicht möchte er alte sabbernde Menschen wieder in die Gesellschaft hinein holen, ein Wegsehen oder Wegsperren seiner Person nicht zulassen....
Denkt doch einmal an die Geschichte von dem Greis, den die eigenen Kinder zum Essen an ein Tischlein in die Ecke setzten, weil sie sein Sabbern und Schlürfen bei Tisch nicht mit ansehen wollten und den der Enkelsohn zurück an den Familientisch holt.... im übertragenen Sinn: zurück in unsere Gesellschaft....
In unsere durch und durch gestylte, stets auf Äußerlichkeiten bedachte Gesellschaft, in der es "in" ist, sich die Fältchen des Alters wegspritzen zu lassen, möchte uns dieser Papst vielleicht dazu aufrufen, die Augen auch vor einem unappetitlichen menschlichen Aussehen nicht zu verschließen.... da auch dieses zum Leben dazu gehört.
Auch in diese Richtung könnte man die Öffentlichmachung des Sterbeprozesses denken, als Aufruf an uns alle... Ich traue es diesem Papst zu, gerade weil er damit ein weiteres Mal ungeheure Stärke zeigen würde....
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mart
antwortete am 19.10.03 (14:41):
In jedem Fall gut inszeniert - aber auch hier gibt es wie überall zwei Seiten, die die in Szene setzen und die, die das gut finden.
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Gudrun_D
antwortete am 19.10.03 (16:54):
Das eben ist die Frage: wird der Papst benutzt oder ist es seine eigene Entscheidung?
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BarbaraH
antwortete am 19.10.03 (17:18):
Vor Jahren berief Papst Johannes Paul II eine geheime Arbeitsgruppe ein, die die Frage klären sollte, ob die Welt inzwischen für zwei Päpste bereit sei, einen amtierenden im Vatikan und einen im Ruhestand irgendwo in einem Kloster. Die Antwort fiel eindeutig aus: Nein! Die Welt sei nicht bereit. Insofern wird der Papst gar keine andere Möglichkeit sehen, als sein Amt bis zum bitteren Ende auszuführen.
Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/43/Papst
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mart
antwortete am 19.10.03 (17:38):
und sich von den Fernsehkameras in Nahaufnahme portraitieren lassen, das gehört zum Amt ja dazu!
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seewolf
antwortete am 21.10.03 (21:19):
... und das Volk macht dennoch Witze:
Ein besoffener Mann, nach Bier stinkend, setzt sich in die U-Bahn, direkt neben einen Pfarrer. Der Besoffene, mit offenem Hemd, lose hängender Krawatte, zerrissenem Jackett und Spuren von rotem Lippenstift in seinem ganzen Gesicht, ganz zu schweigen von einer halb leeren Gin-Flasche, die ihm aus der Jackentasche fällt und einem Kondom, das aus seiner Brusttasche hängt, öffnet eine Zeitung und liest. Nach ein paar Minuten fragt er den Pfarrer: "Sagen Sie, Vater, von was bekommt man Arthritis?" Der Pfarrer: "Nun, mein Sohn, man bekommt es vom ausschweifenden Leben, vom Rumhängen mit billigen, schamlosen Frauen, vor allem vom Alkohol, auch vom Sex mit Prostituierten, und von mangelnder Körperhygiene!" Der Besoffene: "Verdammt noch mal, so eine Schweinerei!" Der Pfarrer denkt plötzlich, das er vielleicht etwas hart war und fragt in versöhnlichem Ton: "Seit wann haben Sie den Arthritis, mein Sohn ?" Der Besoffene: "Ich hab das nicht, aber hier in der Zeitung steht, dass der Papst Arthritis hat!"
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rolf
antwortete am 22.10.03 (10:00):
Klaase, seewolf
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mart
antwortete am 22.10.03 (11:04):
?
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Minna
antwortete am 22.10.03 (12:28):
Wenn ich so die derzeitigen "Aktivitäten" des Papstes verfolge, denke ich manchmal, er habe Todesahnung.
"Schnell noch mein Feld bestellen". Seligsprechung der Mutter Teresa. Letzte Besuche im Ausland. Vor allem aber die Bestellung derjenigen Kardinäle, die seinen Nachfolger wählen werden.
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tiramisusi
antwortete am 22.10.03 (14:44):
ach minna ich bitte dich...ein alter mann von über 80 und todesahnung....:-)
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Minna
antwortete am 22.10.03 (15:52):
Tja. Karl hat wohl recht :-))
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Karl
antwortete am 22.10.03 (19:06):
Recht womit? Du sprichst für mich in Rätseln.
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