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THEMA:   Was versteht ihr unter einem Fundamentalisten?

 25 Antwort(en).

mart begann die Diskussion am 11.10.03 (12:23) mit folgendem Beitrag:


In vielen Meinungsäußerungen wird hier oft das Wort Fundamentalismus gebraucht. Es wurde allerdings nicht ausführlich diskutiert, was darunter verstanden wird.

Laut Brockhaus eine Kurzdefinition: kompromissloses Festhalten an Grundsätzen

Was ist das typische an einem Fundamentalisten? Und wie könnte man diesem erfolgreich entgegentreten?

Findet man Fundamentalismus wirklich nur in den Religionen? Ich glaube das nicht!

Aber, wie sollte man darauf reagieren, wenn man als Fundamentalisten beschimpft wird?
Ich habe darauf keine Antwort – vielleicht jemand von euch?

Und ist das kompromisslose Festhalten an Grundsätzen immer verfehlt? Ich denke nein!

Was ist daran falsch, Grundsätze zu vertreten? Hat das nicht auch gute Seiten? Ich meine schon!


Wolfgang antwortete am 11.10.03 (12:39):

Eine gute Einfuehrung in den Begriff 'Fundamentalismus' gibt es auf der Seite von WIKIPEDIA:

https://de.wikipedia.org/wiki/Fundamentalismus

Internet-Tipp: https://de.wikipedia.org/wiki/Fundamentalismus


Wolfgang antwortete am 11.10.03 (13:06):

Uebrigens war der moderne christliche Fundamentalismus massgeblich beteiligt bei der Namensvergabe...

Die Wurzeln dieser ersten modernen fundamentalistischen Bewegung sind in den USA... Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts gaerte es dort unter den Christen. Viele von ihnen fuehlten sich zunehmend bedroht von der Moderne. In den Jahren 1910-1915 veroeffentlichten besorgte Christen "The Fundamentals", zwoelf Bände mit Beitraegen zur Verteidigung von, wie sie sagten, "Grundwahrheiten" oder eben "Fundamentals". Aus dieser Betonung des Fundamentalen erklaert sich die ab 1920 auftauchende Bezeichnung "Fundamentalismus" fuer die neue Bewegung.

Heute stellen die christlichen Fundamentalisten in den USA eine ziemlich starke Kraft dar. Sie praesentieren sich aggressiv, zuweilen aeusserst militant. Bekanntlich konnten sie sogar einen ihrer Militantesten im Weissen Haus unterbringen. ;-)


Karl antwortete am 11.10.03 (13:12):

für mich ist ein Fundamentalist, der nicht mehr bereit ist, seine eigenen Überzeugungen überhaupt zu diskutieren oder zu hinterfragen. Fundamentalisten sind anderen Meinungen gegenüber typischerweise unduldsam und sie möchten anderen ihre Überzeugungen und Lebensweisen aufdrängen. Sie sind Fanatiker, die bestimmte Fragen, diejenigen nach der Richtigkeit ihrer Lehre tabuisieren.

Persönlich habe ich Fundamentalisten im religiösen, aber auch im politischen Bereich kennengelernt. Ich erinnere mich sehr gut daran, wie fanatisch und lautstark einzelne wenige Personen in meinem Heimatdorf z.B. den Kommunismus verteidigten. Allerdings überwog der religiöse Wahn.


Ebba antwortete am 11.10.03 (14:10):

Die Klassifizierung *Fundamentalist* wird heute vorwiegend in Zusammenhang mit religiösen Grundüberzeugungen angewandt. Und - wie Karl schon schreibt - diese Überzeugungen werden dabei mit fanatischer Vehemenz vertreten. Vielleicht bezeichnend ist es, dass ich bisher noch nichts gehört habe von Fundamentalismus bei den Buddhisten. Diese Lehre will nichts weiter, als den Menschen einen Weg zeigen zur persönlichen Vollkommenheit. Es wird nicht missioniert und andere Religionen werden anerkannt.

@ Mart
>>Findet man Fundamentalismus wirklich nur in den Religionen? Ich glaube das nicht!>>

Da bin ich ganz Deiner Meinung. Fundamentalismus gibt es in allen Lebensbereichen, in allen Ideologien und ganz alltäglich bei uns selbst.
Es ist sicherlich irrig, Fundamentalismus nur im konservativen Lager oder in traditionsverhafteten Gebräuchen zu sehen. Wenn ich an die in den 60er und 70er Jahren entstandene antiautoritäre Erziehung denke, so war die nach meinem Verständnis in ihrer kompromißlosen Starrheit ebenso fundamental wie das absolute Gegenstück, nämlich die strenge autoritäre Erziehung des 19.Jahrhunderts.


Tessy antwortete am 11.10.03 (14:29):

Ein guter Ansatz erst mal über Begrifflichkeiten zu diskutieren.
Wo ist dann die Grenze zu ziehen zwischen einem Fundamentalisten undd einem Altersstarrsinnigen? ;-))
Die Definitionen verwischen sich verblüffend.

für mich auch immer nachdenkenswert:
In den Beiträgen hier versucht jeder "seine" Wahrheit mitzuteilen, bei den meisten glaube ich das zumindest erkennen zu können. Aber es gibt nicht nur eine Wahrheit, leider. Oder zum GLück? Und besteht nicht immer auch die Gefahr daß Fundamentalisten von ebensolchen nur mit anderem Wahrheitsgehalt "aufgeweicht" werden?


Wolfgang antwortete am 11.10.03 (14:43):

Meist wird der Begriff 'Fundamentalismus' und 'Fundamentalist' ja im Zusammenhang mit politischen 'Religionen' und ihren AnhaengerInnen verwendet. Die m. E. uneinsichtigsten und gefaehrlichsten FundamentalistInnen gibt es aber mittlerweile unter den NaturwissenschaftlerInnen. - HANS-PETER DUERR - Philosoph und Physiker und Traeger des Alternativen Nobelpreises - drueckt das so aus (das Zitat stammt aus seinem Buch "Fuer eine zivile Gesellschaft"):

(Zitatanfang) Fundamentalismus basiert darauf, dass jemand eine Projektion herausgreift und behauptet, das sei die einzig richtige, und dann alle anderen Kulturen dieser Erde verwirft und bekaempft. Kandidaten dafuer sind nicht nur gewisse Weltreligionen. Auch die Naturwissenschaften neigen heute zum Fundamentalismus, weil das objektiv Messbare fuer die einzige Moeglichkeit gehalten wird, das Wesentliche in unserer Welt zu erfassen und das Wahre zu erkennen. Dabei wird uebersehen, dass die Welt bei wissenschaftlicher Betrachtung [gemeint ist die naturwissenschaftliche Betrachtung, W. M.] auch nur von einer gewissen Seite erfahren werden kann. [...] Per Definition kommt in dieser Welt des 'Begreifbaren' das Transzendente nicht mehr vor. Das Gute, Schoene und Wahre hat keinen Platz mehr und der Verlust der Transzendenz, des Goettlichen, hinterlaesst nicht einmal ein Loch. Doch die Wirklichkeit ist nicht nur Realitaet. [...] (Zitatende)


BarbaraH antwortete am 11.10.03 (15:18):

Fundamentalisten kennen nur eine Wahrheit, nämlich die ihre. Sie lassen keinen Dialog zu, sind nicht zur Diskussion bereit. Zur Durchsetzung ihrer Ideale scheuen sie auch vor dem Einsatz von Gewalt nicht zurück.

Der von Wolfgang genannte Link zeigt die verschiedenen Bereiche auf, in denen Fundamentalismus gepredigt und gelebt wird. Vor allem die letzten Sätze in dem genannten Link halte ich für diskussionswert:

>>Weiterhin muss nicht alles schlecht sein, was als im gängigen Sprachgebrauch schnell einmal als fundamentalistisch gebrandmarkt wird. Manche Entwicklungen innerhalb der anerkannten Gesellschaft, die der Fundamentalismus anprangert, können mit Recht hinterfragt werden, und nicht alle Werte, die Fundamentalisten vertreten sind allein deshalb schon negativ.

In vielen Fällen spricht der Fundamentalismus Probleme an, die tatsächlich existieren, zumindest für einen gewissen Personenkreis - und dort hat der Fundamentalismus dann ein Rekrutierungspotential. Schon von daher sollten Probleme, die Fundamentalisten aufgreifen, nicht einfach negiert sondern als Probleme ernst genommen und wo nötig aktiv angegangen werden.<<

Nach meiner Auffassung war es ein großer Fehler, dass man sich nach den Terrorakten des 11. September um keinerlei Dialog bemühte: mit Fundamentalisten und Terroristen spricht man nicht. Dabei kennzeichnet doch gerade diese Haltung den Fundamentalismus: man ist nicht bereit, seinen Standpunkt zu überdenken... lässt sich auf keinerlei Dialog ein.

Genau wie Ebba fasziniert mich die Lehre vom Buddhismus. Hier wird nicht versucht, die Menschen durch das Einreden von Schuldgefühlen und drohenden Strafen in eine bestimmte Richtung zu drängen. Buddha ist kein Gott, niemand den man anbetet. Er ruft die Menschen auf, dieses ihnen von Gott geschenkte Leben zu nutzen, um sich geistig und menschlich weiter zu entwickeln... ein Leben im Einklang mit der Natur und den Mitmenschen zu führen. Er regt an, alles zu hinterfragen und anhand der eigenen Maßstäbe zu überprüfen.... Vielleicht ist daher ein Fundamentalismus in diesem Glauben gar nicht möglich.


Tobias antwortete am 11.10.03 (20:03):

Das Wort Fundamentalismus beinhaltet seit Afghanistan Gewalt rohe brutale Gewalt. Vom Sinn her mag es nicht richtig sein, aber die Medien haben das Wort dorthin geschoben.

Einen katholischen Fundamentalismus gibt es für mich in der heutigen Zeit nicht. Der Pabst und seinen Berater sind erzkonservativ aber sie rufen nicht zum Krieg gegen Andersgläubige, wie es moslemische Fundamentalisten tun.

Wie sich Worte ändern habe ich von meinem Enkel erfahren.
Er sagt das Wort " GEIL " in einem Zusammenhang, den ich ganz anders kenne.

Ein schönes Wochenende
Tobias


Tobias antwortete am 11.10.03 (23:41):

Der Wiener Journalist Lucian O. Meysels Nahostexperte interviewte vor wenigen Wochen den tunesischen Minister für religiöse Angelegenheiten Jelal Jribi.
Herr Jribi ist noch Pro - Rektor der islamischen Zeituna Universität.
Lesenswert würde ich meinen.

Internet-Tipp: https://www.nahost-politik.de/islam/fundamentalismus.htm


mart antwortete am 12.10.03 (00:52):



Anmerkung zu: <<Vielleicht ist ein Fundamentalismus im Buddhismus nicht möglich.<<

Es gibt auch im tibetischen Buddhismus seit sehr langer Zeit eine äußerst dogmatisch und sektiererische Gruppe, wobei vor ca. 5 Jahren enorme Gräben aufbrachen.

Da der Dalai Lama in der Verbreitung dieses Kultes eine Bedrohung der Harmonie unter den tibetischen Buddhisten sah und nur mehr die persönliche Ausübung dieser Richtung zuließ, wurde besonders von westlichen Anhängern geltend gemacht, dass der Dalai Lama die Religionsfreiheit und die Menschenrechte verletzt hätte. Amnesty International jedoch konnte kein Vergehen des Dalai Lama in dieser Hinsicht feststellen.

Die Gründe, warum gerade jetzt der schon Jahrhunderte lang schwelende Konflikt aufbrach, sind aber auf der machtpolitischen Ebene und in der Exilsituation zu suchen.


mart antwortete am 12.10.03 (00:57):

Tobias, danke für Deinen wirklich sehr lesenswerten Link!

Hier nochmals angegeben:

Internet-Tipp: https://www.nahost-politik.de/islam/fundamentalismus.htm


BarbaraH antwortete am 12.10.03 (01:06):

Der Dalai Lama hat 1989 den Friedensnobelpreis erhalten.

Etwas Fundamentalistisches habe ich bisher noch nicht an ihm bemerken können. Nach meinem Wissen trat er stets für Toleranz, Dialog und Gewaltfreiheit ein.


mart antwortete am 12.10.03 (01:35):

Ich hab doch nicht geschrieben der D.Lama hätte fundamentalistische Züge!


BarbaraH antwortete am 12.10.03 (09:47):

Ist dieser Gedanke des Buddhismus nicht wirklich vorbildlich:

>>Nie hatte der Buddhismus ein Problem damit, zu verbinden, was nicht zusammengehörte. Ob fremde Kulturen, lokale Götter oder andere Religionen - was ethisch passte, durfte unter dem Dach des Buddhismus bestehen bleiben. Aktiv zu missionieren lag ihm fern. Dennoch ist der Buddhismus heute mit gut 300 Millionen Anhängern die viertgrößte Religion der Welt.
.....
Ein Grund, warum Buddha im Westen dennoch auf so viel Zuspruch stößt, hängt mit seiner Zivilisationskritik zusammen: Buddhismus ist eine Kampfansage an den Fortschrittsglauben und die protestantische Arbeitsethik, die Muße und mystische Versenkung vernachlässigt hat. Viele neue Anhänger, gerade in den USA, finden zu Buddha, weil sie mit ihrer jüdisch-christlichen Tradition hadern. Im Buddhismus gibt es keinen absoluten Gottvater und keine zentrale Hierarchie des Klerus. Gerade damit, sagt der Religionssoziologe Peter L. Berger, kommt der Buddhismus dem Zeittrend des Individualismus entgegen: Die Religion versteht sich als Weg jedes Einzelnen hin zur Transzendenz.<<

Internet-Tipp: Hamburger Abendblatt vom 11./12.10.2003

Auf der Spur von Buddha
Ohne Gott und Dogma: Warum fasziniert ein Mönch aus Indien mit seinen Lehren heute Menschen auf der ganzen Welt?

https://www.abendblatt.de/daten/2003/10/11/217128.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/10/11/217128.html


tiramisusi antwortete am 12.10.03 (10:01):

man muss sich doch gar nicht an den religionen orientieren, um den begriff zu erklären. ich erinnere mich noch lebhaft an die streitereien bei den "grünen" zwischen den "fundis" und den "realos" - womit sich die frage ergibt: was ist das gegenteil von fundamentalismus und erklärt das gegenteil den begriff vielleicht am besten?


mart antwortete am 12.10.03 (10:09):

Und selbst diesem in jeder Hinsicht doch vorbildliche Mann (Dalai Lama) wurde von (bes.europäischen) Anhängern die Verletzung der Religionsfreiheit und der Menschenrechte vorgeworfen.

Das heißt doch, daß selbst die toleranteste Einstellung nicht verhindern kann, daß Menschen mit fundamentalistischen Einstellungen sich unterdrückt fühlen.


tiramisusi antwortete am 12.10.03 (11:10):

hallo mart: ich schätze deine kommentare und deine art wie du die dinge siehst, sehr - deshalb an dich aber auch an alle anderen interessierten folgendes ...der Dalai Lama und seine unangefochtene Persönlichkeit ...wäre ein schönes Thema, denn kaum jemand traut sich mal, diesen Mann kritisch zu betrachten oder gar kritisches über ihn zu schreiben.

ich mnöchte jetzt keine kommentare wie "musst du wieder alles bekritteln und schlecht machen" lesen - mich interessiert wirklich, warum alles, was den dalei lama betrifft, so kritiklos hingenommen wird, ohne dass die wenigsten wissen, was eigentlich dahintersteckt?

Ich hätte mir z.B gewünscht, dass er klar Stellung bezieht beim Irak-Krieg, da hat er sich lächelnd drum herum geschwiegen. Der Papst (und dem stimme ich nun nicht wirklich immer zu) war da viel mutiger ...

Grundsätzlich: abgesehen davon, dass der Dalei Lama ein liebenswerter, friedvoller und kluger, charismatischer Mensch ist, was fasziniert die Menschen im Westen so sehr an ihm? Ist es die Sehnsucht nach der friedlichen Welt und dass der Mensch edel, hilfreich und gut ist? Ist es die Sehnsucht nach einem geistigen Führer? Wie kommt es, dass er auch hier in Deutschland ganz offiziell als Boddhisattva (göttliches Wesen) angesprochen wird, wo doch selbst die Funktion und Person des Papstes nicht mehr so ganz zu vielen Menschen durchdringt ...

Es gibt eine kritische Betrachtung auf der Seite eines schweizerischen christlichen Portals, die zu mindest lesens- und nachdenkenswert ist.

Angelika

PS ich prsönlich finde die Mischung aus Buddhismus und jüdischem Glauben für sehr gelungen, besonders, wenn sie wie folgt beschrieben wird (englisch)
https://www.mansfieldnewsjournal.com/news/stories/20030125/localnews/848633.html

Internet-Tipp: https://www.livenet.ch/www/index.php/D/article/180/8629/


Medea. antwortete am 12.10.03 (11:40):

Buddha - Begriff und Wesen eines Buddha

Der Buddhismus ist, wie sein Name sagt, eine Lehre, deren Begründer mit dem Ehrentitel "Buddha" bezeichnet wird. Das Wort stammt aus dem Sanskrit und bedeutet in etwa der "Erwachte" , was besagen soll, daß jemand, dem dieser Name zuteil wird, aus der Nacht des Irrtums zum Lichte der Erkenntnis erwacht ist.
Das Wesen eines Buddha beteht darin, daß er aus eigener Kraft sein Wissen erlangt hat, dieses also weder durch die Offenbarung eines Gottes, noch durch das Studium heiliger Schriften oder durch die Unterweisung eines Lehrers gewann.
(Ich selbst habe die Erkenntnis erlangt, wessen Anhänger sollte ich mich nennen? Ich habe keinen Lehrer, ich bin der unvergleichliche Lehrer.)
Aus diesen Worten geht hervor, daß nicht eine von außen kommende Belehrung
irgendwelcher Art die Erweckung herbeigeführt hat, sondern daß diese das Endergebnis eines im Menschen selbst vor sich
gegangenen Erkennungsprozeß ist.
Was aber nicht bedeutet, daß ein Mensch ganz aus sich allen den Weg zum Heil finden kann, vielmehr "entsteht eine richtige Anschauung durch die Stimme eines anderen und das eigene Nachdenken."
Ein Buddha ist also kein Gott, auch nicht die irdische Inkarnation eines Gottes, sondern ein Mensch, der genau so wie jeder andere dem Altern und der Krankheit unterworfen ist und dessen Dasein durch den Tod ein Ende findet.

Da Buddha selbst keine geschriebene Zeile hinterlassen hat, sind wir für die Kenntnis seiner Lehren ausschließlich auf die Berichte anderer angewiesen.
Der Ausgangspunkt von Buddhas Lehre ist die Erkenntnis, daß alle Erscheinungen in unserer Welt vergänglich sind.
Das Leben ist leidvoll, nicht nur, weil Schmerzen der verschiedendsten Art es von seinem ersten bis letzten Augenblick begleiten, sondern vor allem, weil es vergänglich ist und auch der Glücklichte der Krankheit, dem Altern und dem Sterben unterliegt.
Das Leid kann nur verschwinden, wenn die Gier und die anderen Leidenschaften, welche eine Wiederverkörperung herbeiführen, vernichtet werden. Dies ist aber nur allmählich im Verlauf vieler Wiedergeburten möglich.
Buddhas Lehre sieht daher ein stufenweises Vorwärtsschreiten zum Heile vor, bei welchem zunächst im weltlichen Leben die groben moralischen Übel beseitigt und dann durch geistige Askese auch die feineren Formen der Leidenschaft ausgemerzt werden. Indem das Einzelwesen durch viele Existenzen hindurch sich läutert, werden die Vorbedingungen für eine Wiedergeburt jeweils bessere.(Entnommen Helmuth von Glasenapp, Buddhismus)


schorsch antwortete am 12.10.03 (13:21):

Fundamentalismus in der ursprünglichen Bedeutung: Auf einem Fundament stehend.

Das heisst also für mich: Der Zustand ist immer noch so, wie damals das Fundament dazu gelegt wurde.

Aber jeder Zustand sollte sich im Laufe der Entwicklung ändern - möglichst zum Besseren reformieren. Was wir aber heute als Fundamentalisten bezeichnen, das sind jene, die irgendeinmal auf einer Grundidee stehengeblieben sind oder - was noch schlimmer ist - diesen Grundzustand ins Schlechtere gewandelt haben. Ein Beispiel: Vor Jahrhunderten befahl ein eifersüchtiger Wüsten-Ehemann seiner Frau, sie solle ihr Gesicht vor Fremden verbergen, wenn ihr Ehemann auf Reisen gehe. Diese Eifersucht wandelte sich in der Folge zu einer Sure im Koran.......

Aber es gibt diese Fundis ja auch noch bei den Quäkern,den Mormonen und den Katholiken......


mart antwortete am 12.10.03 (13:36):

Welch ein Glück, daß noch niemand auf die Idee gekommen ist die Ideale der Ritterzeit zum Fundament seiner Überzeugung zu machen und Jünger um sich zu scharen. Der Keuschheitsgürtel würde sicher von einem Teil der Frauen als selbstgewählter Ausdruck ihrer Überzeugnung angenommen werden.


Medea. antwortete am 12.10.03 (13:40):

Hallo Schorsch - schön, Dich hier wieder zu lesen ...
und gleich wird es bei Deinem letzten Satz wieder hochhergehen ;-)) - es sei denn, es hätte so eine Art Läuterung eingesetzt ... :-))


Medea. antwortete am 12.10.03 (13:44):

Oh Gott, was bin ich keusch ...
nein, was bin ich doch so superkeusch ....
es ist ja gar nicht auszuhalten ..... :-)),

aber Vorsicht, liebe mart, Dein posting könnte sonst noch als Anregung verstanden werden ... ;-)


Felix antwortete am 12.10.03 (18:31):

Ein anregendes Gespräch bis jetzt ... finde ich.

Als Ergänzung noch einige Gedankenansätze:

Nach dem, was ich selber erfahren konnte, hat sich die Bedeutung des Begriffes "Fundamentalismus" und seine Ableitungen wie "Fundamentalist" oder "Fundi" etc. durch die Anwendung vorallem in den Medien stark ins Negative verwandelt.
Das sich auf ein Fundament, auf die Basis, also auf die ursprünglichen Grundlagen einer Ueberzeugung beziehen, wäre doch eigentlich eine redliche Sache.
Als "Fundis" werden aber heute bezeichnet und mit recht kritisiert ... radikale, intolerante Scharfmacher, die durch ihre Hetze und ihre Hasstiraden gegen Andersdenkende verantwortlich für die Störung des Friedens sind.
Fundamentalismus kann durchaus der geistige Nährboden für solche Fanatiker sein, ist aber nicht mit diesen hässlichen Auswüchsen gleichzusetzen!
Lehren, die den Glauben an eine Wiedergeburt, an eine Reinkarnation, das heisst an ein zyklisches Dasein verbreiten, haben den Vorteil, dass die Gläubigen sich nicht unbedingt im derzeitigen Leben verwirklichen müssen. Durch die Verbesserung ihrer Karma haben sie eine Chance sich in einem weiteren Leben zu verwirklichen.
Im Judentum, Christentum und Islam muss man sich schon im Diesseits bewähren. Die schreckliche Vorstellung eines Endgerichtes verschärft den Druck auf die Erwartungen des Einzelnen.Intensive Missionstätigkeit und grosse Revolutionen kommen deshalb in asiatischen Religionen seltener vor.
Dies könnte eine Erklärung für die unterschiedlichen Lebensauffassungen sein.


schorsch antwortete am 13.10.03 (10:44):

@ Felix

Leider wird die Abschreckung vor den Strafen im Jenseits von den Ayatollas dem gläubigen Volk verheimlicht, und dafür die Freuden verherrlicht, die ein Irregeleiteter dann einmal im Jenseits von der Göttlichen Allmacht zu erwarten habe dafür, dass er so und so viele Ungäubige in dieses Jenseits befördert habe.....


Medea. antwortete am 13.10.03 (11:19):

Schorsch, Du riskierst eine kesse Lippe ... ;-))