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THEMA:   "Männerquote" an den Schulen?

 8 Antwort(en).

Medea. begann die Diskussion am 29.09.03 (09:39) mit folgendem Beitrag:

Laut ap-Mitteilung vom heutigen Tage haben mehrere CDU-Kultusminister den hohen Anteil weiblicher Lehrkräfte an den deutschen Schulen beklagt. Jungen hätten es sehr viel schwerer, die Lernanforderungen zu erfüllen, "weil sich der Schulbetrieb feminisiert hat" sagte der niedersächsische Schulminister Bernd Busemann der "Bild am Sonntag".

Mittlerweile beträgt der Anteil von Lehrerinnen 70 bis 80 Prozent. Jungen hätten keine Chancen, sich an männlichen Rollenvorbildern zu orientieren. Zu Hause haben sie es mit der Mutter und in der Schule mit der Lehrerin zu tun....
Eine Verweiblichung des Schulbetriebes könne ja auch nicht das Gelbe vom Ei sein .....


mart antwortete am 29.09.03 (10:58):

Sicher wäre ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis begrüßenswert -- wird aber eine vorgeschriebene Quote hier Abhilfe schaffen können ? - das frag ich einmal nur einfach naiv.

Es ist ja nicht so, daß die Aufnahme von männlichen Lehrpersonen vorsätzlich be- oder verhindert werden würde.

Interessanterweise und sehr aufschlußreich ist das Geschlecherverhältnis bei den leitenden Schulbeamten (Direktoren, Inspektoren, Fachvorstände etc.) extrem auf die Männerseite verschoben.


mart antwortete am 30.09.03 (19:23):


"WEIBLICHER LEHRKÖRPER

Minister fordert Männerquote an Schulen

Seit Jahrzehnten streiten Feministinnen für Frauenquoten, und nun das: Niedersachsens Kultusminister Bernd Busemann fordert feste Quoten für Männer - weil es an den Schulen kaum noch männliche Rollenvorbilder gebe und Mädchen die Jungen längst weit überholt hätten.


Mehrere Kultusminister haben den hohen Lehrerinnen-Anteil an den deutschen Schulen beklagt und eine Männerquote ins Gespräch gebracht.

"Jungen haben es sehr viel schwerer als Mädchen, weil sich der Schulbetrieb feminisiert hat", sagte Bernd Busemann (CDU) gegenüber der "Bild am Sonntag". Nach Angaben des niedersächsischen Kultusministers liegt der Anteil weiblicher Pädagoginnen mittlerweile bei 70 bis 80 Prozent. Deshalb hätten "Jungen keine Chancen, sich an männlichen Rollenvorbildern zu orientieren".

Busemann forderte: "Wir müssen dringend mehr Männer in den Schuldienst bringen, am besten wäre eine Männerquote." Auch seine Kolleginnen reagierten durchaus nicht ablehnend. So bezeichnete Baden-Württembergs Kultusministerin Annette Schavan die Verweiblichung des Bildungsbetriebes als Problem. Weil kaum mehr ein Mann Grundschullehrer werden wolle, hätten Jungen im Alltag kaum noch männliche Vorbilder: "Zuhause haben sie mit der Mutter zu tun, in der Schule mit der Lehrerin. Das wirkt sich negativ auf die Motivation der Jungen aus." Die CDU-Politikerin hält einen Männeranteil von mindestens 30 Prozent für notwendig.

"Bei Männerquote spielt Qualifikation keine Rolle mehr"

Die hessische Kultusministerin Karin Wolff plädierte sogar für eine Männerquote von 50 Prozent im Erzieherberuf wie an Grundschulen.
Kopfzerbrechen bereiteten ihr die schlechten deutschen Pisa-Ergebnisse, bei denen Schüler klar schlechter abschnitten als Schülerinnen. Nach Auffassung der derzeitigen Präsidentin der Kultusministerkonferenz hat auch das ungleiche Verhältnis von weiblichen und männlichen Lehrkräften dazu geführt, dass Jungen "in der Schulbildung dramatisch hinter den Mädchen zurückfallen".

Zudem verlassen sie die Schule deutlich seltener ohne Abschluss.
Auf Busemanns Forderung reagierten die niedersächsischen Grünen mit scharfem Protest.

"Das schlechte Abschneiden der Jungen den Lehrerinnen in die Schuhe zu schieben, finde ich ungeheuer", sagte die Grünen-Landesvorsitzende Brigitte Pothmer. Auch sie teile die Ansicht, dass Jungen Vorbilder bräuchten -

aber nicht nachvollziehbar sei die Forderung nach einer Quote, die die Union sonst bei Frauen stets ablehne: "Wenn es um eine Männerquote geht, dann spielt plötzlich die Qualifikation keine Rolle mehr", so Pothmer.

Auch der Verband Bildung und Erziehung (VBE) in Baden-Württemberg hält die klare Frauen-Mehrheit an den Schulen für problematisch, eine Männerquote allerdings für realitätsfern. für den Primarbereich gebe es schlicht nicht genügend männliche Bewerber, sagte VBE-Sprecher Michael Gomolzig am Montag in Stuttgart.

Nach Daten des Statistischen Landesamtes liege der Frauenanteil beim Lehrernachwuchs für Grund- und Hauptschulen bei 85 Prozent, für Sonderschulen bei 82 Prozent.

Nach Auffassung Gomolzigs machen Männer um Berufe wie Lehramt an Grundschulen oder Kindergärtner auch deshalb einen großen Bogen, weil es an der Bezahlung und an Aufstiegsmöglichkeiten hapere."

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,267682,00.html


Mechtild antwortete am 30.09.03 (20:23):


"Nach Auffassung Gomolzigs machen Männer um Berufe wie Lehramt an Grundschulen oder Kindergärtner auch deshalb einen großen Bogen, weil es an der Bezahlung und an Aufstiegsmöglichkeiten hapere."
Wenn weiter Lohndumping in fast allen Berufen passiert, werden die Männer ihr Talent für kleine Kinder (Erzieher+Grundschullehrer) entdecken. Es sei denn die Kindergärten + Schulen sind bis dahin alle privatisiert und Leihlehrer machen die Arbeit für weniger Geld machen.


mart antwortete am 30.09.03 (23:01):

Mechthild,

schau Dir die Entwicklung in Staaten an, wo die staatlichen Schulen ausgehungert werden und die Privatschulen für die Reichen boomen (z.B. England).

Dort gibt es kein Geld für Leihlehrer sondern Einjahresverträge - und die Hauptaufgabe der Lehrer ist es, durch Fundraising Geld für die Heizung, Lehrmittel und das rinnende Dach hereinzubringen. Daneben schreiben sie die Projektarbeiten der Schüler fertig -- diese sind ja ein Aushängeschild und Werbung für die Schule und damit wichtig für die Schülerzahlen.

Nun, bei Einjahresverträgen kann man vieles verlangen. Attraktiv für Männer?


BarbaraH antwortete am 01.10.03 (00:20):

Besonders schwer haben es Jungen in der Grundschule, mit den Mädchen leistungsmäßig mitzuhalten. Das liegt jedoch nicht an der Überzahl der Lehrerinnen, sondern am unterschiedlichen Reifungsprozess von Jungen und Mädchen. Während Mädchen meist im Grundschulalter bereits ehrgeizig bei der Sache sind, zeigen sich Jungen in diesem Alter noch total verspielt. Insofern würde ein höherer Anteil an männlichen Lehrkräften noch lange nicht die entwicklungsbedingte Benachteiligung von Jungen beheben.

In Hamburg möchte man den Jungen durch eine andere Vermittlung des Lehrstoffes helfen. Man will vom Lernen durch papageienartiges Nachplappern wegkommen und den Stoff eher durch eigenes Erleben und Experimentieren den Kindern nahe bringen. Ich meine, das ist ein guter Weg, denn er bevorzugt kein Geschlecht, sondern kommt allen Kindern zugute.

Internet-Tipp: Hamburger Abendblatt vom 30.09.03

>> "Wir legen Wert darauf, dass sich die Qualität des Unterrichts von Lehrerinnen und Lehrern so entwickelt, dass die Jungen mit ihren Problemen besonders unterstützt und ernst genommen werden", sagte Lange (Bildungssenator in Hamburg). So sollen an den Grundschulen unter dem Stichwort "entdeckendes Lernen" Projektarbeit und außerschulische Aktivitäten gefördert werden.

"Es geht darum, ein Stück weit wegzukommen vom reinen Aufnehmen des Unterrichtsstoffs in der Klasse und das Sammeln von Erfahrungen zu stärken", sagte Behördensprecher Alexander Luckow. Geprüft werde auch, ob das Leseangebot für Grundschüler um Lesestoff erweitert wird, der besonders für Jungen geeignet ist.<<

https://www.abendblatt.de/daten/2003/09/30/213736.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/09/30/213736.html


pilli antwortete am 01.10.03 (01:25):

:-) tja, watt soll denn schon so ein der bildung und kultur nur aus parteiorientierten gründen nahestehender mensch zum thema mitteilen?

wer ist denn dieser Bernd Busemann überhaupt?

die taz und hier Jürgen Voges meint:
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Quereinsteiger
Bernd Busemann
Mann fürs Grobe

"Ich werde das niedersächsische Schulwesen in Ordnung bringen." Das versprach der 50-jährige Bernd Busemann bereits, als er noch als Schattenkultusminister im Wahlkampfteam Christian Wulffs (CDU) war. Bis zu seinem Amtsantritt als niedersächsischer Kultusminister war der in der 4.700-Einwohner-Gemeinde Dörpen geborene CDU-Politiker immer noch in seinem emsländischen Heimatort als Rechtsanwalt und Notar tätig. Busemann ist ein Quereinsteiger in die Bildungspolitik. Er gehörte zunächst dem Rechtsausschuss des Landtages an. Mit seinem Aufstieg zum stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Fraktion übernahm er dann den "Aufgabenbereich Bildung und Recht".

Als seine "Vorbilder" bezeichnet Busemann "Bismarck und Paul McCartney". Dem Hobbyzüchter von Pferden und Schafen kann man Unterhalterqualitäten und Machtbewusstsein nicht absprechen, das man im tiefschwarzen Emsland braucht, um es über den Rat der Gemeinde und die Junge Union auch nur zum CDU-Kreischef in Aschendorf-Hümmling zu bringen."

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geboren in Dörpen, verheiratet, zwei kinder (gezeugt in Dörpen?) :-) studium der rechtswissenschaft im sündigen köln und als anwalt niedergelassen...wo?...na in Dörpen ! datt janze politische geschehen erlebt und erfahren...in Dörpen :-) ...und jetzt...endlich...1998 erfolgt die wahl zum stellv. vorsitzenden der landtagsfraktion und zwar für bildung und recht. na denn! :-)

vielleicht könnte ich seine bedenken zerstreuen, wenn ich ihm mitteilte, daß er nicht alleine ist mit seiner sorge nur halt eben, viel zu spät!

der seite der "lag jungenarbeit nrw" entnehme ich:
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Konzepte und Praxis geschlechtsbezogener pädagogischer und sozialer Arbeit von Männern mit Jungen und jungen Männern (kurz: Jungenarbeit) gibt es in Nordrhein-Westfalen (und im deutschsprachigen Raum überhaupt) seit Anfang der 80er Jahre. Seitdem hat es eine langsame, aber stetige quantitative und qualitative Weiterentwicklung in vielen Einrichtungen und Verbänden gegeben. Was fehlt, ist die flächendeckende Anerkennung und Praxis von Jungenarbeit im Sinne einer Querschnittsaufgabe der Jugendhilfe.
Seit 1991 fordert das Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) in ß 9 Abs 3, "die unterschiedlichen Lebenslagen von Mädchen und Jungen zu berücksichtigen, Benachteiligungen abzubauen und die Gleichberechtigung von Mädchen und Jungen zu fördern." Ein klarer Auftrag also auch an geschlechtsbezogene Jungenarbeit. Im Landesjugendplan NRW ist Jungenarbeit seit 1999 als Förderschwerpunkt ausdrücklich vorgesehen
1997 wurde auf Initiative der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in Düsseldorf ein landesweiter Facharbeitskreis ins Leben gerufen, der damit begann, Jungenarbeit in den unterschiedlichen Arbeitsfeldern zu vernetzen und zu dokumentieren, inhaltlich zu diskutieren, beratend zu Unterstützen und die Interessen von Jungenarbeit im politischen Raum zu vertreten. In diesem Kreis nahm die Idee eines Fachverbandes Gestalt an, der dann im November 1998 in Wuppertal als "Landesarbeitsgemeinschaft Jungenarbeit in Nordrhein-Westfalen e.V." (im folgenden LAG Jungenarbeit genannt) gegründet wurde.
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Internet-Tipp: https://www.lagjungenarbeit.de/ueber_lag/start.html


mart antwortete am 01.10.03 (01:58):

Kannst du bitte das, was du sagen möchtest so einfach zusammenfassen, daß auch ich es verstehe?
Vielen Dank


pilli antwortete am 01.10.03 (02:20):

mart,

du solltest nicht immer versuchen alles verstehen zu wollen;
:-) himmel, wer kann das schon...datt verwirrt dich nur unnötig.

das forum dient mir zur unterhaltung...nicht zur erteilung kostenlosen nachhilfe-unterrichtes...datt leisten andere wesentlich besser und motivierter!

:-)