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THEMA:   Zivilcourage im Krieg - es gibt sie noch, die Piloten mit Verantwortiungsgefühl

 8 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 26.09.03 (17:50) mit folgendem Beitrag:

27 israelische Piloten haben den Beschuss ziviler Ziele im Palästinensergebiet verweigert und ihre Suspendierung und öffentliche Ächtung riskiert, um ihre Selbstachtung zu behalten. Meine Hochachtung haben sie! Karl

Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,267315,00.html


rolf antwortete am 26.09.03 (18:12):

Dem kann ich mich nur anschließen, Karl.


wanda antwortete am 26.09.03 (18:32):

ja, das hat mich auch glüchlich gemacht und so etwas lässt hoffen.


Mechtild antwortete am 26.09.03 (19:03):

Ja, es läßt hoffen. Nicht von außen kann ein Krieg beendet werden,nur von der eigenen Bevölkerung in den Konfliktländern.


Wolfgang antwortete am 28.09.03 (11:08):

Die "Juden der Juden" hat der israelische Schriftsteller YORAM KANIUK die Palaestinenser einmal genannt. Die Rollen verteilten sich anders... Anstelle des heimatlosen verfolgten juedischen Volkes gibt es jetzt ein heimatloses verfolgtes palaestinesisches Volk. Einer der Heimatlosen - Prof. Dr. EDWARD SAID, der 1935 in Jerusalem geborene Christ und Palaestinenser und Amerikaner - ist tot.

SAID lehrte an der Columbia University of New York City Englische Literatur und Vergleichende Literaturwissenschaft. Das hinderte ihn nicht, sein sicheres Refugium zu verlassen und - als symbolische Handlung - sich in den suedlibanesischen Grenzort Kfar Kila zu begeben, um dort Steine auf die israelischen (Grenz-)Soldaten zu werfen.

Er kritisierte die SHARON-Administration (und ihre westlichen Helfer und Helfershelfer), wie auch die ARAFAT-Administration. Fuer ihn war YASSIR ARAFAT zum Schluss nur noch ein korrupter Anfuehrer einer Art Vichy-Regierung, und das sogenannte Oslo-Abkommen bezeichnete er als ein 'palaestinensisches Versailles'.

Den israelischen Apartheidsstaat verglich er mit dem suedafrikanischen Apartheidsstaat. Er schrieb: "Dies ist die grosse Lehre des suedafrikanischen Kampfes: Er hat die Vision einer gemischtrassigen Gesellschaft vorgeschlagen, aus der weder Gruppen noch Führer ausgeschlossen sein sollten." Und weiter: "Die einzige Vision, die heute aus Israel kommt, ist Gewalt, erzwungene Trennung und fortgesetzte Unterwerfung der Palaestinenser unter die Idee einer juedischen Suprematie." (Quelle... "Palestinean election now", by EDWARD SAID, Al Ahram Weekly, 19.06.2002).

Er setzte auf den Aufstand der PalaestinenserInnen, damit diese zu ihrem Recht kommen koennen, zu DER grundlegenden Bedingung fuer eine friedliche Entwicklung: Ein palaestinensischer Staat in der Region, aus denen juedische (sich selbst so nennende) 'Zionisten' die Palaestinenser vertrieben haben.

Auf der Seite der Zeitung 'So oder so' gibt es einen Artikel von EDWARD SAID zu lesen, den dieser im Oktober 2000 geschrieben hatte:

Die Wut und ihr Recht
Endes eines Friedensprozesses
Von EDWARD SAID
https://www.sooderso.de/zeitung/sos7/s03said.htm

Der Kampf ohne EDWARD SAID wird schwerer werden fuer die PalaestinenserInnen.

Internet-Tipp: https://www.sooderso.de/zeitung/sos7/s03said.htm


hl antwortete am 28.09.03 (11:51):

Uri Avnery: "..Dieser Einsatz der Flieger hat dem Staat Israel mehr gedient als irgendeiner der Hunderte von Einsätzen im Laufe ihres Militärdienstes. Eines Tages wird Israel erkennen, was sie diesen tapferen 27 zu verdanken hat."

https://www.uri-avnery.de/magazin/artikel.php?artikel=117&type=2&menuid=4&topmenu=4

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?P2D812806


pilli antwortete am 28.09.03 (12:07):

auch Quantara.de

(https://makeashorterlink.com/?S20964806)

berichtet vom tod des literaturwissenschaftlers Edward Said


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Der Mittlere Osten und die Vereinigten Staaten werden ärmer sein ohne die unverwechselbare Stimme Edward Saids, so Kofi Annan anlässlich des Todes des bekannten Literaturwissenschaftlers. Er habe viel dafür getan, dem Westen die islamische Welt zu erklären.

Edward Saids Werk 'Orientalismus' hatte ihn kurz nach seinem Erscheinen im Jahre 1978 auf einen Schlag bekannt gemacht. Darin versuchte Said nachzuweisen, dass sich der Westen seit rund zwei Jahrhunderten sein eigenes Bild vom Orient male, um sich diese Region zu unterwerfen. für diese These erntete Said im Westen viel Kritik, machte ihn aber gleichzeitig zu einem Symbol für eine ganze Generation junger westlicher Orientalisten.

Insgesamt veröffentlichte Edward Said mehr als 20 Bücher, die in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden.

Zwischen allen Stühlen

So auch seine Autobiographie "Am falschen Ort", die 2000 auf Deutsch erschien, und in der er in eindringlichen Bildern seinen Lebensweg nachzeichnet. Geboren 1935 in Jerusalem, verließ er als Zwölfjähriger ein Jahr vor der Gründung des Staates Israel seine Heimat Palästina in Richtung Ägypten. Bald darauf emigrierte er, siebzehnjährig, in die USA, wo er seit 1963 Anglistik und Vergleichende Literaturwissenschaft lehrte.

Sein Einsatz für die Palästinenser und einen Frieden im Nahen Osten brachte ihm gleichfalls viel Respekt und Kritik von allen Seiten ein. Früh schon nannte er den Staat Israel beim Namen, anstatt von einem zionistischen Gebilde zu sprechen, kritisierte diesen Staat jedoch gleichzeitig aufs Schärfste. Ein jüdischer Staat hatte seiner Meinung nach keine Zukunftschancen. Stattdessen vertrat er die Ansicht, dass nur ein binationaler Staat, in dem Juden und Palästinenser gemeinsam als gleichberechtigte Bürger lebten, auf Dauer existieren könne.
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Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?S20964806


Ruth antwortete am 29.09.03 (12:07):

Sicher sollten auch Meldungen beachtet werden, wie als Beispiel die folgende:

" Terrormord an Baby
Während die Familie Krakover in Negohot (in der Nähe von Hebron
gelegen) am Rosch-HaSchana-Abend das rituelle jüdische Neujahrsmahl
einnahm, drang ein palästinensischer Terrorist in ihr Haus ein und
erschoss zuerst die im Kinderwagen liegende sieben Monate alte Shaked
und danach den 27-jährigen Gast Ejal Jerberbaum. Die Eltern des Kindes
wurden verletzt. Der Mörder wurde durch Reservisten getötet. Er hieß
Mahmud Hamdan und kam aus Dura, südlich von Hebron gelegen. Vor zwei
Monaten war er aus einer 14-monatigen israelischen Haft entlassen
worden und gehörte dem Islamischen Dschihad an. Wie die Vergangenheit
gezeigt hat, sind die jüdischen Feiertage für die palästinensischen
Terroristen ein beliebter Zeitpunkt, um Attentate auf jüdische
Zivilisten zu verüben.


» Pilotenrevolte
Einer der Piloten, die in der letzten Woche in einer Petition erklärt
hatten, dass sie sich weigern würden, Terrorziele anzugreifen, wobei
eventuell auch palästinensische Zivilisten zu Schaden kommen könnten,
nahm seine Erklärung zurück, da diese Revolte nicht nur von der
Regierung verurteilt worden war, sondern die Verweigerer vom Volk als
Verräter bezeichnet wurden. Wer den Terror bekämpfe, schütze das
israelische Volk."

Quelle: Nachrichten aus Israel


Wolfgang antwortete am 29.09.03 (12:43):

"Kritisches Denken unterwirft sich nicht irgendwelchen Befehlen, die zum Marsch gegen einen erklaerten Feind mobilisieren. Statt auf den manipulierten 'Kampf der Kulturen' muessen wir auf eine erstarkende Zusammenarbeit der verschiedenen Kulturen setzen, die einander ueberlappen und beeinflussen und sich zu weitaus interessanteren neuen Gebilden zusammenfuegen [...]."

"Im Mittelpunkt des humanistischen Denkens stehen nicht Vorurteile und Autoritätshoerigkeit, sondern das Handeln des Einzelnen und die persoenliche Intuition. Der wichtigste Punkt aber ist, dass das humanistische Denken die einzige und meines Erachtens letzte Bastion darstellt, die wir gegen inhumanes Handeln und gegen die Ungerechtigkeiten in der Geschichte der Menschen besitzen."

Quelle... UEBER ORIENTALISMUS. Kultur der Einfuehlung, von EDWARD W. SAID, Le Monde diplomatique Nr. 7155 vom 12.09.2003