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THEMA:   Der ewige Streit um das Kopftuch ...

 120 Antwort(en).

tiramisusi begann die Diskussion am 24.09.03 (08:22) mit folgendem Beitrag:

Das Bundesverfassungsgericht) verkündet heute sein Urteil im so genannten Kopftuchstreit. Dabei geht es um die Frage, ob moslemische Lehrerinnen aus religiösen Gründen mit einem Kopftuch unterrichten dürfen. Geklagt hatte die gebürtige Afghanin Fereshta Ludin. Das Land Baden-Württemberg hatte ihr 1998 die Übernahme in den Schuldienst mit der Begründung verweigert, ihr Kopftuch sei ein religiöses Symbol und verstoße damit gegen das staatliche Neutralitätsgebot.

Nun behaupte ich einfach mal, dass auch viele christliche Lehrer/Lehrerinnen ein Kreuz am Kettchen tragen, andere einen Davidsstern - ob aus Überzeugung oder auch nicht, keiner weiss das so genau. Ist es nicht bedauerlich, dass das Kopftuch so ernsthaft thematisiert wird?

In Holland zB geht man ganz anders damit um . da hat eine junge Designerin eine "Kopftuchmütze" "erfunden" - sie wird einfach über den Kopf gezogen, ähnlich wie manche Wintermützen, das Teil bedeckt den Hals und nacken und ist auf dem Kopf mit den klassischen Kopftuchfalten versehen. Inzwischen gibt es diese "Tuchmützen" in verschiedenen Versionen, für Sport, Sommer, Winter, verschiedene Designs und Materialien. Bei den jungen Musleminnen ist dieses Kleidungsstück inzwischen der Renner und auch immer mehr Frauen, die nichts mit dem Islam zu tun haben. Und - auch Männer, besonders Radfahrer, lieben dieses Kleidungsstück, weil es den Wind so schön abhält. In den Schulen tragen musl. Schülerinnen und Lehrerinnen die Creation gleichermassen, ohne dass da das höchste Gericht des Landes einberufen werden müsste.

Ob dem Kopftuch nicht viel zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird? Ich finde, wir haben ganz andere Sorgen an unseren Schulen. Was meint Ihr?


schorsch antwortete am 24.09.03 (09:24):

Ich bin gewiss nicht als Rassenhasser bekannt. Aber ich denke, da ist ein Unterschied, ob eine Frau ein Kettchen mit Kreuz um den Hals trägt, oder ob sie ihren Kopf unter einem Tuch versteckt. Anstelle des Kreuzes könnte nämlich auch ein anderes Symbol, oder ein Amulett, oder eine Fantasiefigur sein. Das Kopftuch aber ist das Symbol der Unterwerfung der Frau unter das Diktat des Mannes. Was würden wohl die muslimischen Männer sagen, wenn ihre Frauen sich zusammentun und verlangen würden, alle Männer hätten im Sinne der Gerechtigkeit ab sofort auch ein Kopftuch zu tragen!?


Geli antwortete am 24.09.03 (09:43):

Wie ist es eigentlich in Deutschland: dürfen die (muslimischen) Schülerinnen Kopftuch tragen?


dino9 antwortete am 24.09.03 (09:46):

wir haben religionsfreiheit !
ich hätte nicht gewollt das meine kinder in welcher form auch immer in der schule geliös beeinflußt worden wären.
wenn sich die dame mit kopftuch also in glaubensfragen neutral verhält wäres es ok.
nebenbei gesagt habe ich in berlin deshalb mehr probleme gehabt als in niederbayern.
gruß dino9


Medea. antwortete am 24.09.03 (10:06):

Unter dem Deckmantel der Religiösität wird hier ganz massiv Politik betrieben, auch wenn das immer heruntergespielt wird. Ich vermute, daß die Karlsruher Richter sich zu einem Kompromiß durchringen werden - das Grundgesetz in die Zeit stellen, nannte das Vizepräsident Winfried Hassmer. "Wie viel fremde Religiösität verträgt die Gesellshaft?" wird wohl auch eine Rolle spielen und natürlich die Suche nach dem besten Weg zur Integration. Ein Kompromiß könnte sein:
Kopftuch ab vor den kleinen Schülerinnen und Schülern der Grundschulklassen ..... Hier wird über mehr als nur über ein Stückchen Stoff entschieden....


tiramisusi antwortete am 24.09.03 (10:14):

@schorsch, ich habe immer wieder festgestellt, dass gerade die muslemischen frauen, die ein kopftuch tragen, sehr selbstbewusst und weit entfernt davon ist, eine von männern unterdrücktes huschelchen zu sein.

wenn wir neutralität an den schulen wollen, dürfen auch keine adventskränze aufgehängt werden usw ..

und die gefahr einer beeinflussung der kinder durch die lehrer ist doch auch ohne kopftuch vorhanden - es gibt genügend lehrer, die in sekten oder bei den scienthologen sind, eine bestimmte politische richtung vertreten usw- wer will das kontrollieren?

in berlin wird an einigen schulen inzwischen islam und judentum genau so selbstverständlich gelehrt wie buddhismus oder christl. religionsunterricht.

die kinder werden heute durch markenmode unterdrückt, beten lables der "hippen" mode an und terrorisieren ihre eltern, um diese teuren kleidungsstücke zu bekommen. und da soll eine lehrerin mit kopftuch schädlicher sein?


simba antwortete am 24.09.03 (10:42):

Und wie haben sich Ausländer in muslimischen Staaten zu verhalten? Müssen sie sich dort den Sitten des jeweiligen Gastlandes anpassen oder nicht? Ich sah zum Beispiel unsere First Lady auch mit einem Schleier als sie in Saudi Arabien auf Staatsbesuch weilte....


Ebba antwortete am 24.09.03 (10:44):

@Angelika,
Deiner Argumentation schließe ich mich voll und ganz an.

Muslemische Frauen, die studiert haben, einen Beruf ausüben und Kopftuch tragen wirken meist sehr selbstbewusst und in keiner Weise unterdrückt.


dino9 antwortete am 24.09.03 (11:06):

viele eltern kümmern sich wenig um ihre kinder u. um ihre schule noch weniger.was ist heute schon noch bildung wert.
markenklamotten fan u. einen kik bekommen ist wichtig geworden.es gibt immer mehr schulschwänzer u. 5000000 die weder lesen noch schreiben können.wenn sie aus der schule kommen finden sie keine lehrstelle weil ihre schulnoten mangelhaft sind, sich nicht benehmen, nicht einordnen können. was ist dagegen schon ein kopfttuchtehma.


eko antwortete am 24.09.03 (12:55):

Ich habe die heutige Urteilsverkündung und die daran anschließenden Erläuterungen sowohl von Vizepräsident Prof. Winfried Hassemer als auch die von Prof. Udo Di Fabio aufmerksam verfolgt.

Ganz so einfach, wie es in den bisherigen Beiträgen dargestellt wird, ist dieses Problem keinesfalls. Das Gericht hat zwar die vorinstanzlichen Urteile kassiert, aber dies keinesfalls als Sieg von Frau Ludin gewertet. Herr Hassemer sagte wörtlich:"Dem ist nicht so!"

Das ganze Problem ist viel komplexer und umfangreicher, als man es sich gemeinhin vorstellt. Es ist nicht damit getan, so zu tun, als ob man der Sache damit Genüge tun könne, wenn man das Kopftuch zulässt. Zu viele gegenläufige Argumente und Interpretationen gibt es da, als dass man da einfach nur sagen könnte, Frau Ludin soll es halt tragen dürfen. Da macht man sich die Sache zu leicht.

Und die Länderparlamente, die nun am Zug sind, entsprechende Gesetze zu verabschieden, um diese Frage zu klären, sind um ihre Aufgabe nicht zu beneiden.

Die ganze Problematik, die man hier in diesem Forum unmöglich ausbreiten kann, weil sie zu umfangreich ist, ist dermassen kompliziert, dass es wohl noch Jahre dauern wird, bis hier ein alle Seiten zufriedenstellender Zustand hergestellt sein wird.

Freundliche Grüße

e k o


simba antwortete am 24.09.03 (12:59):

Wer finanziert eigentlich Prozesse dieser Art? Die Lehrerin selbst? Wer würde das bezahlen, wenn sie den Prozess verloren hätte?


Medea. antwortete am 24.09.03 (13:16):

Nun, "so richtig gewonnen" , hat sie ja gar nicht .....


eko antwortete am 24.09.03 (13:19):

Die Kosten dieses Verfahrens werden diversen Staatskassen und somit dem Steuerzahler aufgebrummt.


pilli antwortete am 24.09.03 (14:21):

Simba, ich entnahm der verkündigung, daß die klägerin 50% der kosten des verfahrens zu tragen habe. sie wird aber vom Zentralrat und den entsprechenden organisationen auch finanziell unterstützt.

desweiteren meine ich nun , nachdem auch ich angefangen von der diskussion im frühstücks-fernsehen des ZDF über die verkündigung des urteils im gleichen sender und der weiterführenden sendung auf Phoenix, der verkündeten entscheidung aufmerksamst zu-gesehen und gehört habe, daß es nicht nur das verhüllende tuch ist, das nun anlass gegeben hat, demokratische entscheidungen zu finden; und zwar von den 16 landtagen.
die, jedenfalls ist das wohl zu erwarten, werden bestimmt unterschiedlich entscheiden.

das gespräch einer Kölner gymnasiallehrerin, die das kopftuch als zeichen des ausdrucks der zugehörigkeit ihrer religiösen überzeugung gewählt hat, mit der abgeordneten der SPD, Lale Akjuz, innerhalb der informierenden ZDF sendung heute morgen, zeigte mir bereits im vorfeld, wie gut die beiden frauen viele, der auch hier im forum genannten argumente kannten und mit diesen sachlich aber doch konsequent argumentierten...eben so,wie auch Angelika dies bereits betonte. :-)

z. bsp. entgegnete Lale Akjuz auf das anbieten des argumentes "Religionsfreiheit" und den von der lehrerin genannten beispiel-fall des adventkranzes und der gewünschten beteiligung auch der türkischen eltern an vorweihnachtlichen feiern sowie deren bereitschaft, das auch zu tun, mit der aussage, daß es weniger um die dem brauchtum zugehörige symbole für deko geht, sondern um die frage, wie weit die "Religionsneutralität" gewahrt bleiben kann. sie stellte ebenso klar, daß es nicht zu den religiösen pflichten gehört, daß kopftuch zu tragen, sondern der freien entscheidung der frau obliegt.

auch der begriff "missionierendes wirken" wird debattiert werden müssen. eine weitere frage scheint mir nicht unwichtig: "wieviele den schülerInnen fremde religionen erträgt das schulsystem?"

:-) zur zeit lese ich das buch von Catherine Clèment "Theos Reise" einen roman über die religionen der welt.

ich würde es begrüssen, wenn der unterricht an schulen ohne jedwede religiöse beeinflussung erfolgt, nur...dem argument von Angelika, daß es sehr schwer sein wird, daß auch tatsächlich aufgrund der von ihr geschilderten beispiele durchzuführen, dem kann ich mich gut anschliessen.

:-)




Mulde antwortete am 24.09.03 (15:05):

Kopftuch auf ----- Kopftuch ab!!
wie ist das nun mit unseren eigenen Frauen?
Meine Mutter (Jahrgang 1894) trug zu jeder passende oder
unpassenden Gelegnheit Kopftuch
Meine eigene Frau hat heute noch wegen der "Frisur" ihr
Kopftuch in der Handtasche.
wieviel tausende von Hausfrauen tragen bei der Hausarbeit
ihr Kopftuch -- weil es ihnen mal so vorgemacht wurde.
Praktisch ist es auf Jedenfall oder wollten sie damit
einen "Status",welchen auch immer zeigen?
Was ist mit den Neudeutschen Frauen aus den Osteuropäischen
Ländern?
Die Tragen ihr Kopftuch auch als modisches Beiwerk, diese haben nun mal in einer anderen Umwelt gelebt- und richtigerweise regt sich hierzulande niemand darüber auf.
Zugegeben wohl nur noch die älteren - die Jugend denkt da
bereits anders!
Ich meine irgendwann wird sich das Problem mal von allein
lösen.
Man sollte sich an die Regeln des Gastlandes halten.
Das müßte den muslemischen Klerus klargemacht werden!


pilli antwortete am 24.09.03 (15:28):

lieber Mulde :-)

1.000 000 muslimischer kinder sind nicht nur gäste :-)
viele von ihnen wurden hier geboren und leben hier. es ist ihr land, so wie es meines und auch deines geworden ist.

die mädchen und frauen, die sich als muslima empfinden und das kopftuch zum schutz vor staub oder als verschönerndes attribut tragen sind wohl eher weniger anzutreffen.

:-)


simba antwortete am 24.09.03 (16:13):

Wenn wir schon über Religionsfreiheit sprechen: Dürfen eigentlich die christlichen Priester in Istanbul ihr Amt genauso ausüben, wie die 580 Mullahs in Deutschland, oder gibts hier möglicherweise Einschränkungen und die christlichen Minderheiten werden vielleicht diskriminiert? ?


eko antwortete am 24.09.03 (16:42):

Ferestha Ludin trägt ihr Kopftuch nicht zum Schutz vor Staub. für sie ist es Ausdruck ihres muslimischen Glaubens, sie wird es nie abnehmen, auch nicht im Schulunterricht, und das ist die Crux:

Während ein christliches Kreuz an der Wand hängt, ein Adventskranz an der Decke und somit keinen Bezug zu einer bestimmten Person dokumentieren, ist das Kopftuch einer muslimischen Lehrerin ein Bezugspunkt für Schüler, die Kopftuch, Person und deren Glauben miteinander verbinden.

Darin liegt die große Gefahr, dass ein neutraler Bezug zu der Person nicht oder nicht mehr frei gewährleistet ist. Die Beeinflussung von Kindern ist deshalb nicht von der Hand zu weisen. Zwar müssten Eltern hier ihren Kindern zur Seite stehen, aber ist das gewährleistet ?

Noch wissen auch Experten zu wenig darüber.


Medea. antwortete am 24.09.03 (17:17):

Eko

ich teile Deine Bedenken seit langem .....


Medea. antwortete am 24.09.03 (17:21):

Simba

auch darüber gäbe es viel zu sagen .....
Glaubensfreiheit in muslimischen Ländern - auch für Christen - ist ein tiefgehendes Schiff ...
Frage einmal bei den Alewiten nach - und die sind keine Christen ....


Ebba antwortete am 24.09.03 (18:06):

Was ist daran so gefährlich, wenn Kinder wissen und begreifen, die beliebte (oder unbeliebte) Lehrerin ist eine Muslima und glaubt an Allah?
Es kann doch nur positiv sein, wenn Kinder frühzeitig lernen, Andersgläubige als Teil der selbstverständlichen Vielfalt zu erleben. Sie erleben doch auch muslimische Kinder, jüdische Kinder und Kinder die atheistisch erzogen werden usw.
Ein *neutraler Bezug* zur Lehrerin und zum Lehrer ist doch blanke Theorie. Lehrer beeinflussen nun mal ihre Schüler, egal welcher Glaubensrichtung sie angehören. Kinder sind so vielen Beeinflussungen ausgesetzt und die Beeinflussung durch eine kopftuchtragende Lehrerin ist sicher unbedenklicher als so manche andere.


dino9 antwortete am 24.09.03 (18:25):

hallo ebba,
klasse !


Mechtild antwortete am 24.09.03 (20:00):

@ Ebba
Im Grunde sehe ich das auch so. Nur in der Grundschule gibt es das Klassenlehrerinnen-Prinzip. Dadurch bringt das Kopftuch zusätzliche Probleme. Mehr mit den Eltern als mit den Kindern. Die Probleme könnten LehrerInnen vermeiden, wenn sich während des Unterrichts an die landesübliche Kleidung hielten.
Soweit ich mich an meine Lehrerzeit erinnere gibt es so etwas wie eine Kleiderordnung. Es kennt sich doch sicher jemand im Beamtenrecht aus oder?
Im Grunde halte ich das Kopftuch für einen Nebenkriegsschauplatz. Den Befürwortern und den Gegnern geht es meiner Meinung nach um andere Dinge.


eko antwortete am 24.09.03 (20:36):

@ Mechtild:

"Nebenkriegsschauplatz"??

Ich sehe das anders ! Da will eine Lehrerin mit deutscher Staatsangehörigkeit, aber afghanischer Herkunft, durchsetzen, sich über geltendes Recht hinwegsetzen zu können.

Wer in den Staatsdienst will, also Beamter werden will, erlangt Macht, die ihm verliehen wird. Er ist deshalb in besonderem Masse dazu angehalten, sich in persönlichen Dingen zurück zu halten. So hat es heute vormittag der Richter Udo Di Fabio in seinen Begründungen ausgeführt.

Frau Ludin will zwar an der "Macht" als Beamte teilhaben, aber im Gegenzug sich nicht in die dadurch entstehende Pflicht zur Zurückhaltung einbinden.

Das ist das Eine!

Das Andere ( von mir vermutet!) ist, dass man von muslimischer Seite aus versucht, mehr Macht und Einfluss zu gewinnen, um den Islam auszubreiten. Dieser Prozess, der nun schon seit Jahren schwelt, soll wohl ein "Pilotprojekt" sein.

Dem wäre nichts zu entgegnen, wenn der Islam bereit wäre, in seiner Einflusssphäre anderen Religionen, etwa dem Christentum, dieselben Rechte einzuräumen, wie er sie hier bei uns offensichtlich anstrebt. Doch da sieht es, wie man weiß, ganz anders und sehr düster aus.

Ich denke, diese Ungleichheit kann man nicht einfach nur so hinnehmen und deshalb finde ich auch, dass dies kein Nebenkriegsschauplatz ist.

Freundliche Grüße

e k o


pilli antwortete am 24.09.03 (20:54):

@ Mechtild

genau das war ja meines wissens der ausgangspunkt des prozesses. die klägerin erstrebt mit kopftuch die "verbeamtung", die ihr bisher von den behörden nicht gewährt wird, da sie diese geltende kleiderordnung, die das tragen eines kopftuches nicht erlaubt, somit mißachten würde.
sie unterrichtet an einer privatschule und kann das mit kopftuch auch weiter so tun.

mit großem vergnügen habe ich heute die unterschiedlichsten kommentare gehört und mal wieder die wahl der worte bewundert, die kluge menschen oft auszeichnet. :-)

besonders das statement von Kardinal Lehmann, vorsichtig und vom blatt abgelesen...da schien es mir so, als sei an jedem buchstaben gefeilt worden. selbst der hinweis auf frieden im gesellschaftlichen miteinander fehlte nicht;tja...so bleibt vieles offen und dennoch wurden akzente gesetzt.

:-)


Mulde antwortete am 24.09.03 (21:08):

Mechthild
Es ist ein Nebenschauplatz und den sollte man schon beachten.
die Frau Ludin ist nur der Aufhänger
man spricht in den Islamischen Ländern doch ganz offen
von der "Weltweiten" verbreitung des Islamischen Glaubens!
Dazu gehört auch ein Kopftuch einer in Deutschland lebenden Muslimin.
Der Islamische Klerus will damit ein für ihm geltendes Recht
und damit einen Dauerzustand schaffen.
Das sollte man bei aller Diskussion beachten.
Ob sie mit oder ohne Kopftuch ist doch sekundär - primär
ist ein Islamische Recht in deutschen Gesetzen zu verankern!
Das ist der Auftrag des Islam


simba antwortete am 24.09.03 (21:24):

Zuerst ging es um das Schächten der Schafe, jetzt geht es um das Kopftuch - was wird wohl noch alles kommen?


Medea. antwortete am 25.09.03 (00:05):


Wäre doch denkbar, daß sich demnächst die Richter mit dem Ehestand auseinanderzusetzen hätten - schließlich ist es dem Moslem erlaubt, bis zu vier Frauen zu ehelichen ... ;-))


simba antwortete am 25.09.03 (04:21):

Das müssten dann aber brave und fügsame Frauen sein - was um Himmels Willen täte ein Mann mit vier von unserer Sorte ? ;-)))


Medea. antwortete am 25.09.03 (08:03):

lach simba

.... Die unfügsame wird dann wieder ganz schnell verstoßen ... ;-))


schorsch antwortete am 25.09.03 (08:19):

Dreimal laut zu ihr sagen: "Ich verstosse dich!" genügt.....


Medea. antwortete am 25.09.03 (08:53):

Gerade in einem Bericht über afghanische Frauen gelesen ....
"Er schlägt mich ständig, aber wo soll ich denn hin? Wenn er mich verstößt, habe ich gar kein Dach mehr über meinem Kopf."


tiramisusi antwortete am 25.09.03 (09:02):

Was der Koran über das Kopftuch sagt:
"O Prophet! Sprich zu deinen Frauen und deinen Toechtern und zu den Frauen der Glaeubigen, sie sollen ihre Uebergewaender reichlich ueber sich ziehen. So ist es am ehesten gewaehrleistet, weil sie (dann) erkannt und nicht belaestigt werden. Und Gott ist Allverzeihend, Barmherzig." (33:59) [...] "Sprich zu den glaeubigen Maennern, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre (die der Frauen)Keuschheit wahren sollen. Das ist reiner fuer sie. Wahrlich, Gott ist dessen, was sie tun, recht wohl kundig. Und sprich zu den glaeubigen Frauen, dass sie ihre Blicke zu Boden schlagen und ihre Keuschheit wahren und ihren Schmuck nicht zur Schau tragen sollen - bis auf das, was davon sichtbar sein darf, und dass sie ihre Tuecher ueber ihre Kleidungsausschnitte ziehen..."

Wer mal als Frau mit blonden langen Haaren und urlaubsmässig leicht bekleidet über einen Bazaar in Tetuan, Algier oder Marrakesh gegangen ist, der würde verstehen, was der Prophet da gemeint hat - der kannte nämlich seine Pappenheimer und weiss, wie zudringlich, hysterich notgeil und distanzlos die werden ... es geht um den Schutz der Frau, nicht um das Unterwerfen oder was hier noch so interpretiert wird.

Auch in vielen christlichen Gemeinschaften (zB den Amish People in Pennsilvania) ist eine Kopfbedeckung für Frauen Pflicht...

Hier ein Bericht einer jungen Deutschen, die zum Islam konvertierte:
https://www.geocities.com/anjasbuch/anja2.html

Sowie ein paar sachliche Infos - bitte klicken:

An sonsten wäre es mir persönlich lieber, wenn meine Tochter ihrer Lehrerin nacheifert und ein Kopftuch trägt statt sich 20 Ohrpiercings durch die Ohren, Lippen, Nasenflügel, Zunge und augenbauen zu machen...

Internet-Tipp: https://www.radiobremen.de/online/glauben/islam/kopftuch.html


verseschmied antwortete am 25.09.03 (09:11):

für 5 Jahren schon seitenlanges Presse-Thema!
Und an meiner damaligen Ansicht hat sich nichts
geändert:

Das Kopftuch ist doch Vorwand nur ...

Ein Mensch - Minist’rin der Kultur
in Baden-Württembergs Regierung -
der hatte Mut, doch wenig nur,
denn er betreibt jetzt die Verwehrung
für die Fereshta Ludin kalt:
„Die hat am Kopf zuviel nun halt.“

Denn die Fereshta Ludin ist
Muslimin, trägt das Kopftuch gern;
ist nun mal nicht ein deutscher Christ,
steht trotzdem „Deutschem“ gar nicht fern.
Im Gegenteil: Im Schwaben-Städt’l
gab Unterricht sie Jungen, Mädel

aus türkischem und deutschem Haus.
Sie hat auch einen deutschen Paß,
wies sich als Ref’rendarin aus
durch Unterricht mit sehr viel Spaß
und ohne Krampf für die Erziehung
in Multikulturell-Bemühung.

Bis hierher bot „sie“ - dieser Mensch,
der hier gemeint ist, ist ‘ne Frau -
der Kopftuch-Lehrkraft keinen Clinch.
Sie stützte sie. Doch dann wurd’s flau
im Magen der Ministerin,
und sie ließ fallen die Ludin.

Das Kopftuch sei - so hört sich’s an -
Provokation wie eine Waffe,
mit der die Ludin Kindern dann
muslim-gefärbten Streß verschaffe,
beamtet - nicht als Ref’rendar,
als auch ihr Kopft betucht schon war.

Beamtung aber wird gemacht
nur für die „christlich-deutsche Kraft“.


15.07.98 B.S.
BZ 14.07.98 Zeitgeschehen: „Kopftuch als Hürde für den Schuldienst“ -
FAZ 15.07.98 Feuilleton: „.Höret die Signale ...- Kopftuchstreit“
me 5225.doc


Medea. antwortete am 25.09.03 (09:24):

Oh heilige Einfalt ... :-))

Nun, die unterschiedlichen Auffassungen in der Kopftuchfrage werden bleiben - das Thema ist ja noch lange nicht vom Tisch .....

Und im privaten Bereich möge jede Muslima so verfahren, wie sie und ihr Gatte es wünschen....., aber ganz gewiß ist das Kopftuch kein Zeichen von Integrationsbereitschaft, sondern von Absonderung, von der Bedeutung als Erkennungsmerkmal fundamentalischer Strömungen ganz zu schweigen.

Es bleibt spannend zu beobachten, wie jetzt die Bundesländer mit diesem ihnen zugeschobenen schwarzen
Peter umgehen werden.


simba antwortete am 25.09.03 (10:43):

In einem Buch las ich, dass nicht mal die Burkhas vor Vergewaltigungen schützen......


BarbaraH antwortete am 25.09.03 (11:26):

Die Frage "Recht auf Kopftuchtragen einer muslimen Grundschullehrerin ja oder nein" hat mit dem Tragen einer Burkha nun wirklich überhaupt nichts zu tun. Heribert Prantl weist in der Süddeutschen Zeitung darauf hin, dass sich diese Trägerinnen von Kopftüchern gerade aus der Isolation der Familie herauswagen und sich mittels des Kopftuches selbstbewusst in der Öffentlichkeit einbringen wollen. Das würde auf den Beginn einer Emanzipation von Frauen muslimischen Glaubens deuten.

Persönlich hätte ich nichts gegen eine kopftuchtragende Lehrerin in den weiterführenden Schulen, da es dort zu einer wertvollen Diskussion beitragen könnte. Problematisch halte ich es in der Grundschule, weil dort die LehrerInnen eine weitaus größere Vorbildfunktion für Kinder haben, die selbst die Bedeutung noch nicht beurteilen können und sich als Muslime kaum diesem Vorbild widersetzen würden.

Internet-Tipp:
Zeit für ein Toleranzedikt
VON HERIBERT PRANTL

>>....Das Gericht hat die Länder aufgefordert, im Rahmen ihrer Schultraditionen gesetzliche Regelungen zu finden. Schultraditionen können aber die Auslegung des Grundgesetzes nicht ersetzen. Das Gericht hat das nicht getan; es wird ihm – in fünf oder zehn Jahren – nicht erspart bleiben.

Es gilt, Missverständnisse auszuräumen: Es geht nur um das Kopftuch, nicht um den Schleier und schon gar nicht um eine komplette Verhüllung des Gesichts, die nur noch Sehschlitze offen lässt. Es geht nicht darum, muslimische Gruppen in Deutschland zu Unterstützen, die eine konservative Islamisierung vorantreiben. Im Gegenteil: Es geht darum, das Selbstbewusstsein von muslimischen Frauen zu stärken, die sich gegen die traditionelle Rolle in häuslicher Abgeschiedenheit wenden und sich stattdessen für ein Berufsleben entscheiden. Es geht nicht um ein „Kopftuch-überall“-Urteil. Es geht um das Kopftuch an der Schule, an einem Ort, an dem sich, wie es der Rechtsgelehrte Ernst-Wolfgang Böckenförde formuliert, „Staat und Gesellschaft begegnen“.<<

https://www.sueddeutsche.de/sz/meinungsseite/red-artikel1406/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/meinungsseite/red-artikel1406/


simba antwortete am 25.09.03 (11:49):

Müssen die muslimischen Lehrerinnen ihr Selbstbewusstsein ausgerechnet in den Schulen stärken, wo sie ja als Vorbild genügend Selbstbewusstsein haben sollten?


tiramisusi antwortete am 25.09.03 (12:34):

ganz offen gestanden verstehe ich nicht, welche bedrohung von einer lehrerin mit kopftuch ausgehen soll? kryptofundamentalistische unterwanderung halte ich für kompletten blödsinn und denke, dass das viel harmloser ist als es dargestellt wird. so viel aufwand, so viel aufmerksamkeit für eine lehrerin mit kopftuch - die kinder gehen doch nach der schule auch ihren döner essen, die eltern fliegen mit den kindern im urlaub in die türkei und wenn der arbeitslose pappa bei einem mohammedanischen arbeitgeber einen job kriegt, sagt er dochauch nicht nein...


Tobias antwortete am 25.09.03 (13:35):

In der Türkei tragen immer mehr Frauen kein Kopftuch und demonstrieren damit Selbstbewusstsein. In Deutschland tragen türkische Frauen Kopftuch und demonstrieren damit Selbstbewusstsein.
Wer blickt da noch durch.


Karl antwortete am 25.09.03 (13:45):

Hallo zusammen,


ich habe zu diesem Thema jetzt eine Umfrage eingestellt: Wie sollen die Landesparlamente im Kopftuchstreit entscheiden?

Internet-Tipp: /seniorentreff/de/fr-umfragen.html


seewolf antwortete am 25.09.03 (14:19):

... mal eine Frage:

Wie wird dieses "Problem" eigentlich in der Türkei (Trennung von Staat und Religion) gehandhabt?

Angeblich sollen die Frauen dort nicht einmal in öffentlichen Gebäuden Kopftücher tragen dürfen.


rolf antwortete am 25.09.03 (15:11):

Was soll der ganze Streit um ein Symbol, daß z. T. sogar von Nichtmuslimen getragen wird?
Soll der Gruß "Grüß Gott" für Beamte auch verboten werden?


Medea. antwortete am 25.09.03 (15:12):

Tja Seewolf, da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich: :-)

In den Schulen und den Universitäten ist das Tragen des Kopftuches seit dem Erlaß von Ata Türk aus den zwanziger Jahren verboten. Er führte damals die strikte Trennung von Religion und Staat ein und dazu gehörte, daß die Frauen den Schleier und die Männer den Fez abzulegen hatten.
Es wird aber immer wieder von den religiösen Frauen und Familien versucht, dieses Verbot zu unterlaufen.


seewolf antwortete am 25.09.03 (16:16):

Medea - dann sind wir ja dabei, "türkischer" als der türkische Staat zu werden ...

Warum eigentlich ???


Medea. antwortete am 25.09.03 (17:02):

Vielleicht, weil ein Teil der Deutschen "Gutmenschen" sein wollen ??? ;-))


rolf antwortete am 25.09.03 (18:25):

Hamburg sieht nach dem Urteil keinen Handlungsbedarf. Dort ist seit 3 Jahren eine Kopftuch tragende muslimische Lehrerin tätig, ohne daß es zu Problemen mit Schülern, Eltern oder Kollegen kommt.


Medea. antwortete am 25.09.03 (19:02):

Bremen erwägt, das Schulgesetz zu ändern. Damit solle das Tragen eines Kopftuches aus religiösen Gründen ausdrücklich verboten werden. "Bei allem Respekt vor dem Wert religiöser Bekenntnisse", heißt es in einer Erklärung der Landesregierung, sei Bremen in seiner Geschichte "stets darauf bedacht gewesen, die Schule von konfessionellen
Einflüssen frei zu halten".


schorsch antwortete am 26.09.03 (10:05):

Da die Länder nun frei sind, das Gesetz so oder so anzuwenden, wirds wohl wieder mal zu einem Chaos kommen - und einer Völkerwanderung von A zu B!


rolf antwortete am 26.09.03 (10:46):

Ich glaube nicht, daß es wegen der unterschiedlichen Gesetze zu einer "Völkerwanderung" kommen wird.
Aber zu einer Welle von Gerichtsverfahren, da gegen jedes Land einzeln geklagt werden wird - von der einen oder der anderen Seite - und am Ende doch das Bundesverfassungsgericht entscheiden muß, aber das evtl. 16 mal.


eko antwortete am 26.09.03 (16:43):

Warum sollte es zu einer Klageflut kommen ? Das BVG hat die Sache eindeutig dem Gesetzgeber zugeschoben. Bislang gab und gibt es keine Gesetze, also konnte geklagt werden auf Deubel komm raus. Bestehen einmal Gesetze, ist die Sache nicht mehr ganz so einfach.

Da die Kulturhoheit bei den Ländern liegt, wird es, ganz klar, bei den einzelnen Ländern zu unterschiedlichen Ansichten und Gesetzen kommen. Und das ist gut so, denn kulturell sind wir ja in den einzelnen deutschen... na, wie sage ich es jetzt nun wieder, ohne gleich anzuecken?,...Völkerstämmen doch noch sehr unterschiedlich.

Im Übrigen: Ist eigentlich schon mal darüber nachgedacht worden, ob und wieviele Frauen mit deutschem Pass, aber muslimischer Herkunft, keine Probleme damit haben, sich den Gepflogenheiten des Landes, in dem sie leben, auch in der Frage des Kopftuches ihrer neuen Heimat anzupassen ?

Es ist ja keinesfalls, auch wenn man den Koran so auslegen kann, zwingend vorgeschrieben, das Kopftuch zu tragen.

Es gibt also keine einheitliche Linie, also warum muss man dann unbedingt das Kopftuch tragen wollen ?

Mit aller Vorsicht und Behutsamkeit möchte aber doch darauf hinweisen, dass ein solches Verhalten sehr viel mit Fundamentalismus zu tun hat. Und das ist nie und nirgends gut. Mir sind auch fundamentalistische Christen ( wir sagen dazu auch Bigotterie) ein Greuel....und die können auch Schaden anrichten!

Würde Frau Ludin nicht mit einer derartigen Hartnäckigkeit darauf bestehen wollen, gäbe es das ganze Trara überhaupt nicht. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man da von muslimischer ( fundamentalistischer ) Seite aus mal die Frau Ludin ins Feuer geschickt hat, um damit einen Präzedenzfall zu schaffen.


rolf antwortete am 26.09.03 (17:22):

Die Klagewelle gegen die einzelnen Landesgesetze wurde bereits in mehreren Kommentaren zum Urteil genannt. Gerade die Kulturhoheit der Länder ist dabei ein Angriffspunkt, da in der unterschiedlichen Behandlung in den einzelnen Bundesländern und der dadurch bedingten Ungleichbehandlung wieder ein Verfassungsverstoß gesehen werden kann.


nowalis antwortete am 26.09.03 (23:30):

ich habe einige antworten gelesen, es ist richtig, das thema ist sehr komplex, zu einem ende wird es nicht kommen;
eko sagt u.a."...Eindruck nicht erwehren, dass von islamischer (fundamentalistischer)seite versucht .....usw"
seht ihr, da ist sie wieder, die geheime angst vor etwas unbekanntem, nicht genaues wissen usw.! vieleicht sollte der ein oder andere sich einmal mit dem islam befassen, in seine bibliothek gehen, u.U. den Koran durchlesen?
ich selbst, ich gebe es zu, habe das auch noch nicht getan-noch nicht mal unsere Bibel habe ich durchgelesen;auch das ist so ein punkt - in den letzten 10-15 jahren ist der islam eine sehr starke religion, wieder geworden; das christentum dagegen, wird immer schwächer;die terrorwelle (überwiegend islamische fundamentalisten) trägt ein übriges dazu bei die gesamte chhistliche welt zu verunsichern - ich behaupte, der westen wendet sich immer mehr von seinem glauben ab, der islam gwewinnt an boden.
deshalb ist es unbedingt notwendig, das man einblicke gewinnt in diesen glauben, das man versucht zu verstehen!


nowalis antwortete am 26.09.03 (23:34):

nachtrag: das ich nicht falsch verstanden werde, fundamentalistische Betonköpfe lehne ich ab, genauso wie christliche eiferer!


tiramisusi antwortete am 27.09.03 (08:25):

..ich wäre aber sehr vorsichtig, islamische terroristen über alle gläubigen muslime zu setzen, von denen wollen die allermeisten nichts damit zu tun haben - und: wäre frau lundi aus den reihen der fundamentalisten, sie fürfte ÜBERHAUPT nicht als lehrerin arbeiten! solche unterstellungen finde ich schon sehr bedenklich...
tipp: einfach mal die links lesen, die ich weiter oben angegeben habe?


simba antwortete am 27.09.03 (09:41):

"Unser liberaler Impuls, das Beste, was unsere Gesellschaft hervorbringt, heißt uns das Fremde, das Andere dulden, ja willkommen heißen; die Freiheit, so sagen wir uns, sei immer die Freiheit des anders Denkenden; und vergessen dabei Karl Poppers Grundsatz, dass die offene Gesellschaft die Intoleranz nicht tolerieren darf." Oriana Fallaci


Sofia204 antwortete am 27.09.03 (15:50):

So wie die Kleidung Hülle für den Körper ist,
ist die Schrift Hülle für das Gesetz - BGB -,

ist das Kopftuch auf dem Haupt der Klasse
die Hülle für den Unterrichtstoff ?

Dann wäre Beamtenuniform doch besser.


nowalis antwortete am 27.09.03 (23:35):

liebe freunde und beamte :)), einige rutschen ab in die philosophie;so kommen wir nicht weiter! ich komme aus der technik (mit hang zur kunst u. romantik :))sehe das alles etwas nüchterner! frage: ist DE ein land mit strikter trennung von staat u. religion?
gibt es in DE absolute religionsfreiheit?
kann mir jemand darauf antworten?


pilli antwortete am 28.09.03 (02:01):

deine frage, nowalis

zufriedenstellend zu beantworten wird wohl nicht möglich sein :-) zumindest mir nicht. :-)

was mich aber wundert ist, dass trotz einiger richtigstellenden beiträge und der verweise auf die vielleicht mehr klarheit der fakten aufzeigenden links einiger diskutanten, einfach weiter in alle möglichen richtungen diskutiert wird.

da wird gefragt, was sich eigentlich doch längst bis selbst in informations-arme diaspora-gebiete rumgesprochen haben sollte. :-) da werden richter mit gutmenschen gleichgesetzt und einiges mehr...

ich meine, wenn der von Angelika nachgefragte "ewige Streit" beendet werden kann, dann nur durch den auf fakten gestützten dialog und im miteinander derjenigen, die diese frage betrifft.

ich fand im netz eine seite, die aufklärung und kommunikation anbietet. nicht alle meine fragen fand ich beantwortet aber doch einige erklärungen.

https://makeashorterlink.com/?U66112806

dem impressum nach eine wie ich denke, gute möglichkeit, informiert zu werden.

---------
QANTARA.DE - Dialog mit der islamischen Welt
Ein Internetportal von Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Deutsche Welle (DW),
Goethe-Institut Inter Nationes e.V. (GI) und Institut für Auslandsbeziehungen (ifa)
---------

:-)

Internet-Tipp: https://makeashorterlink.com/?U66112806


nowalis antwortete am 28.09.03 (02:49):

pilli, deine links sind ok; am 26.09. sagte ich ja u.a. bereits, jeder normale bürger sollte einblicke gewinnen in den islam - er sollte verstehen! DE ist irgendwie ein merkwürdiges land - wir haben ja nichts gegen ausländer, um gotteswillen nein! nur gegen die kopftücher haben wir etwas - das ist zu viel :@
ich habe den eindruck, wir deutsche können einfach nicht locker und entspannt mit ausländischen mitbürgern umgehen,
wenn sie dann noch dem islam. glauben angehören ist es ganz aus. die ganze nation ist einfach verunsichert - sicher hervorgerufen durch die braune vergangenheit (habe persönlich diese zeit nicht mehr erlebt)an die wir ständig und für meine begriffe zu intensiv, immer wieder daran erinnert werden! der BGH hat sich nun sehr elegant aus der affäre gezogen, oder sollte ich sagen, der BGH war im augenblick der urteilsverkündung das spiegelbild Deutschlands!?


pilli antwortete am 28.09.03 (03:55):

richig, nowalis

und mithelfen, daß diese verunsicherung einiger dazu benutzt wird, weiteres trennendes auszubreiten, das kann ja wohl nicht richtig sein.

:-)

auch wenn ich Medea.,

verstehe, daß dir das schicksal der afghanischen frau nicht einerlei ist, so wäre es mir persönlich angenehmer, auch einen hinweis von dir zu lesen, daß ebenso die gleiche aussage

"Er schlägt mich ständig, aber wo soll ich denn hin?"

für viele frauen in der ganzen welt immer noch zutrifft. die frauenhäuser sind voll und auch bei uns wird "verstoßen", denn watt anderes ist das denn, wenn frau mehr oder weniger gebeten wird, ihre plünnen zu packen, weil datt 15 jahre jüngere piepelchen halt deinen platz im eichernen ehe-bettchen einnehmen soll :-)

dann is et wech datt schützende dach...auch unter deutschem sternenzelt soll datt schon mal vorgekommen sein...

:-)

wenn nun überall zu lesen und zu hören ist, wir ollen sollten uns wieder mehr daran erinnern, ein beispiel zu geben...vielleicht hilft es tatsächlich, den wöchentlichen gelenke-lockerungs-kurs ausfallen zu lassen und anstatt dessen mal die von Angelika und nowalis ins spiel gebrachte entkrampfung unserer gedanken anzudenken?


BarbaraH antwortete am 28.09.03 (09:53):

Ich möchte darauf hinweisen, dass erst seit gut zwanzig Jahren, nämlich seit der Islamischen Revolution im Iran, Frauen unter Androhung von Strafe in einigen Ländern mit islamischer Führung zum Tragen eines Kopftuches oder gar des Tschadors gezwungen werden. Wenn hier dazu aufgerufen wird, doch lockerer mit dem Thema umzugehen, muss daran erinnert werden, dass erst dieser Umsturz mit dieser rigorosen Kleidervorschrift für Frauen die "Lockerheit" des Tragens eines Kopftuches den Frauen genommen hat.

Es heißt, dass es sich bei der Lehrerin Ludin um keine Fundamentalistin handelt. Sie sei mit Leib und Seele Lehrerin und wolle ihren Beruf auf jeden Fall in einer staatlichen und keiner privaten Schule ausüben. Ihre Toleranz Kindern gegenüber wird nicht in Frage gestellt. Obwohl sie ihren Beruf derart liebt, lässt sie sich lieber jahrelang vom Dienst suspendieren als auf das Tragen dieses Stückchen Stoffs zu verzichten. In meinen Augen ist diese Haltung ausgesprochen widersprüchlich und durchaus fundamentalistisch.

Frau Ludin fühlt sich nackt, wenn sie ihre Haare nicht unter einem Tuch verdecken darf. Die Frage muss auch gestellt werden dürfen, wie unsere Gesellschaft damit umgehen wird, wenn sich morgen eine muslimische Lehrerin nackt fühlt, wenn sie nicht ihre Nase und ihren Mund verhüllen darf.....

Noch einmal: eine Grundschullehrerin hat eine große Vorbildfunktion für die ihr anvertrauten Kinder. Kann sie Vorbild für kleine Mädchen sein, wenn sie sich durch das Zeigen ihrer Haare entblößt fühlt und diese Scham nicht überwinden kann und will? Kann und darf sie mit dieser Einstellung verbeamtet im Sinne unseres Staates zur Erziehung kleiner Kinder beitragen?


nowalis antwortete am 28.09.03 (10:14):

barbaraH, locker=leichtfertig ? mit dem Thema umgehen ist
nicht gemeint :)


eko antwortete am 28.09.03 (12:03):

@ nowalis:

In Deinem Beitrag vom 26.9.03, (23.30) bezeichnest Du meine Worte als "geheime Angst vor etwas Unbekanntem".

Das bedarf der Richtigstellung!

Ich bin ( vielleicht zu sehr) ein Gerechtigkeitsfanatiker und sehe in den Chancen der Ausübung dieser beiden Religionen Christentum und Islam Ungerechtigkeiten, die vom Islam ausgehen.

Zunächst einmal ist Europa ein seit Jahrhunderten vom Christentum geprägter Erdteil. Wir wollen jetzt nicht einen Disput darüber anfangen, ob und inwieweit das Christentum sich in irgendeiner Form schuldig gemacht hat. Das ist nicht das Thema. Aber unser ganzes kulturelles Leben ist auf dieser Religion aufgebaut.

Nun ist durch die moderne Völkerwanderung ( ausländische Arbeitskräfte nach Deutschland) eine neue Situation entstanden. Angefangen hat es mit den Italienern. Die stehen uns durch ihren zumeist katholischen Glauben näher als z.B. türkische Einwanderer, die eine völlig andere Lebensart und natürlich auch einen ganz anderen Glauben mitgebracht haben. Es sei erlaubt, über diese Folgen unterschiedlicher Meinung zu sein. Will sagen: Man muss nicht unbedingt gleich die Nase darüber rümpfen, wenn jemand damit Probleme hat und nicht die neue Welle des "Multi-Kulti" als erstrebenswert betrachtet.

Soweit, so gut ( oder auch nicht) Der Bau von Moscheen in Deutschland und das Kopftuchtragen in der Öffentlichkeit sind Erscheinungsformen, die vielen unserer Landsleute zumindest Unbehagen, manchmal auch Angst einflössen. Das sollte man nicht so einfach abtun.

Wie verhält sich nun der Islam in den vom ihm beherrschten Ländern? Liesse er es ohne Weiteres zu, dass dort eine christliche Lehrerin ohne Kopftuch, womöglich noch geschminkt und mit lackierten Fingernägeln ( was ja bei uns gang und gäbe ist) an einer der dortigen Schulen unterrichten? Ich habe da anderes gelesen. Und überhaupt, wie sieht es mit der Ausübung des christlichen Glaubens in den dortigen Ländern aus? Sind Christen nicht auch heute noch vielfach verfolgt und unterdrückt? Auch in Afghanistan?

Und genau das finde ich als ungerecht ! Da kommt diese Frau Ludin aus einem Land, in dem Christen bis heute keine Chancen haben, aber hier verlangt sie, öffentlich nach muslimischer Lebensart leben zu können. Das kann ich nicht akzeptieren.

Das ist für mich schreiende Ungerechtigkeit....und das wollte ich mit meinen Worten ausdrücken.

Eine Grundschullehrerin hat eine Vorbildfunktion auf die ihr anvertrauten Kinder und muss sich deshalb in ihrem persönlichen Erscheinen zurückhalten, zumal Frau Ludin unbedingt verbeamtet werden will ( ist ja dann auch sehr bequem und sicher ! ) Wer diese Vorzüge geniessen will, muss sich eben auch anpassen, alles andere ist für mich unzulässiger Fundamentalismus.

Schönen Sonntag noch und freundliche Grüße

e k o


Wolfgang antwortete am 28.09.03 (12:20):

Die gute Nachricht: FERESHDA LUDIN hat Recht bekommen und darf auch im Unterricht ihr Kopftuch tragen. Die schlechte Nachricht: Das Gericht hat das Kopftuchtrageverbot nur kassiert, weil es bis jetzt kein Gesetz gibt, das das Kopftuchtragen verbietet. Doch ein Gesetz ist schnell gemacht (die vor Gericht unterlegene Landesregierung von Baden-Wuerttemberg hat bereits ein entsprechendes Gesetz angekuendigt).

Ich beglueckwuensche also erst einmal Frau LUDIN und freue mich, dass der Staat und seine uebereifrigen christlichen VertreterInnen in die Schranken verwiesen wurden. Ein Kopftuchtrageverbot-Gesetz, das irgendwann auf uns zukommt, wird man dann ebenfalls vorm Bundesverfassungsgericht und, wenn noetig, vorm Europäischen Verfassungsgerichtshof auf Rechtmaessigkeit ueberpruefen lassen muessen.

Die Auseinandersetzung geht in die naechste Runde.


mart antwortete am 28.09.03 (16:32):

In staatlichen Gebäuden der Türkei (z.B. Universitätsklinik)ist es verboten, mit Kopftuch (das ist wohl bekannt) oder -weniger bekannt - als Mann mit ca. 2 cm langem Kinnbart Zutritt zu erhalten. Das bedeutet konkret, wenn der modische österreichische Kinnbartträger das Spital betreten möchte (zum Beispiel für eine medizinische Kontrolluntersuchung), dann zuerst Bart ab.

Sowohl Kopftuch als auch Bart werden in der bis jetzt noch laizistischen und vom Geist Atatürks bestimmten Türkei als Symbol der "rückständigen" Islams gesehen.


nowalis antwortete am 28.09.03 (20:09):

mmm, eko, weiter oben habe ich mal die frage gestellt, "ist de. ein land mit strikter trennung von relig. + staat?
ganz offensichtlich Ja+Nein! wir wollen auch eine multi-kulti gesellschaft sein ( was heißt wir, bestimmte politiker wollen dies); religionsfreiheit ist im Grundges. verankert! andererseits sind wir christl. geprägt (obwohl wir uns immer mehr von Gott abwenden); unsere glaubensymbole - wie zb. kreuze in schulen, adventskränze in schulklassen, wheinachtsbäume in geschäften u. öffentlichen plätzen - umgeben uns in massen!all dies sind doch letzendlich wiederspüche - zumindest für mich!
in einem islamischen land (und wie schon mehrmals gesagt, da gibt es unterschiede) da ist das ganz klar geregelt - türkei z.B. - basta! aber bei uns in de.? mal so, dann wieder anders, aber ja nicht zuviel, man könnte ja als fremdenfeindlich gelten - also wirklich, zumindest mir, ist DE ziemlich suspekt geworden :S


BarbaraH antwortete am 28.09.03 (22:53):

nowalis,

es geht nicht um Adventskränze, Weihnachtsbäume und auch nicht um kopftuchtragende Mitmenschen auf der Straße oder in öffentlichen Verkehrsmitteln etc. Hier geht es um die prägende Vorbildfunktion einer Grundschullehrerin. Sie soll den Kindern als Vertreterin des Staates neutral die Werte unserer Gesellschaft vermitteln. Erfüllt eine Grundschullehrerin mit islamischem Kopftuch diesen Neutralitätsgrundsatz? Ich meine nicht.

Ein Kruzifix an der Klassenwand muss nicht geduldet werden, eine Grundschullehrerin mit islamischem Kopftuch hingegen schon. für mich ist das nicht nachvollziehbar.


pilli antwortete am 28.09.03 (23:17):

dabei ist das doch nach den bekanntgemachten erklärungen bei der verlesung des urteils m.e. sehr gut nachvollziehbar vorgetragen worden.

das kreuz an der wand und das kreuz an sich, stellt eine religiöse verbindung her, das kopftuch eben nicht...jedenfalls gilt diese auslegung solange, bis geltendes recht und deren demokratischen vertreter uns was anderes anbieten.

:-)


Medea. antwortete am 28.09.03 (23:37):

Paßt zum Thema:
daher möchte ich auf folgenden Link hinweisen:

Internet-Tipp: https://pITZInZMJ:home.tiscalinet.ch/s.alcinkaya/alewitenlage.htm+Alewiten&hl=de&ie=UFT-8


nowalis antwortete am 28.09.03 (23:49):

hallo barbarah, was ich damit sagen wollte, ist dieses hin und her in DE; wir wollen immer 200%-ig sein und meistens kommt nur totaler mist heraus!diese ganze bisherige dikussion ist in meinen augen nichts anderes als ein representativer querschnitt durch die bevölkerung von DE.
pilli, das kreuz an der wand stellt eine religiöse verbindung her - ok, das kopftuch einer muslima aber ebenfalls (auch wenn der BGH dass anders sieht, mein persönliches rechtempfinden stelle ich in den vordergrund). wenn nun eine muslima sagt, das kreuz an der wand stört mein religiöses empfinden, dann kann es entfernt werden, aber dann muß das kopftuch ebenfall weg!
PS: sorry wegen den rechtschreibefehlern, aber mich reißts vom hocker :d


Medea. antwortete am 28.09.03 (23:51):

Warum der Link sich nicht öffnen läßt, weiß ich nicht.
Ich möchte es dennoch mit einem weiteren versuchen ...
Allerdings stand in der Angabe kein "https://" davor....

Internet-Tipp: https://wc3eMJ:www.das-parlament.de/2002/03_4/Thema/022.html+Alewiten&hl=de&ie=UTF8


Medea. antwortete am 29.09.03 (00:02):

Hallo nowalis:

Ich weiß zwar nicht, warum die Links nicht funktionieren,
denn die Texte sind lesenswert. Von den ca. 60 Millionen Türken sind ca. 20 Millionen Alewiten, die in ihrer Heimat einen sehr schweren Stand haben.
Gib im google mal einfach "Alewiten" ein, Du bekommst eine Menge an Informationen. In meinem Bekanntenkreis sind Alewiten, sie gehören dem islamischen Glauben an, die Frauen sind den Männern gleichberechtigt, aber sie praktizieren in einer etwas anderen Weise ihre Religion - das wird durchaus nicht toleriert ....


pilli antwortete am 29.09.03 (00:42):

wie schnell reißt denn dich noch was vom hocker :-),nowalis?

ich hab` doch weiter oben mitgeteilt, wie ich denke und was ich meine, :-)

------
ich würde es begrüssen, wenn der unterricht an schulen ohne jedwede religiöse beeinflussung erfolgt, nur...dem argument von Angelika, daß es sehr schwer sein wird, daß auch tatsächlich aufgrund der von ihr geschilderten beispiele durchzuführen, dem kann ich mich gut anschliessen
-----

nur...meine meinung muß ich doch getrennt von dem nun getroffenen entscheid sehen. ich sprach auch von der "eleganten" lösung...also datt war schon "nachvollziehbar" wie sich die rotmäntelchen aus der schlinge gezogen haben :-) ...für mich jedenfalls.

einspruch an dich, daß die wenigen schreiberlinge im ST beispielhaft für den durchschnitt unseres landes sind!

himmel, wenn dem so wäre, dann aber

gute nacht!

:-)


mart antwortete am 29.09.03 (07:09):

<<
Nun behaupte ich einfach mal, dass auch viele christliche Lehrer/Lehrerinnen ein Kreuz am Kettchen tragen, andere einen Davidsstern - ob aus Überzeugung oder auch nicht, keiner weiss das so genau.

Ist es nicht bedauerlich, dass das Kopftuch so ernsthaft thematisiert wird? <<



Wer thematisiert das Kopftuch? - diejenige Frau und die sie Unterstützenden Grupppen, die den Rechtsweg beschritten haben.


Nun, ich kann mich an Zeiten erinnern, wo im öffentlichen Dienst und in Schulen best. Kleidungsstücke unerwünscht waren, z.B. T-shirts, Pullunderhemd ohne Krawatte etc. Bei Frauen z.B. die Hose! Jemand, der sich an diese Kleidungsvorschriften nicht hielt, bekam echte Schwierigkeiten.
Auch in der Bank wird jemand mit Piercing an versch. Teilen des Kopfes nicht aufgenommen werden bzw. bleiben können.

Arbeitgeber haben immer schon Kleidungsvorschriften gemacht und Freiberufler haben sich klugerweise so gekleidet, wie es ihr Klientel oder ihre Käuferschichten erwarten.

Wenn jemand den Gerichtsweg beschreitet um das Kopftuch während der Arbeitszeit tragen zu können - nach der Lesart der Klägerin für sie ein religiöses Symbol, nach der Interpretation anderer Muslime keine religiöses Symbol -
dann ist das ein gravierendes Zeichen von Intoleranz und Sturheit. Ich frage mich schon, was die dahinerstehende Absicht ist. Als nächstes wird die Dame sich von Kreuzen in Klassenzimmern gestört fühlen bzw. vom Kirchturm nebenan- oder möglicherweise findet sie plötzlich den Tschador als wichtig für sie und möchte darin vor der Klasse erscheinen.

Was Mode ist - Kochtuch, Kaputze, Tschadorähnliche Umhänge - wird früher oder später verschwinden.
Nicht jedoch die Intoleranz und die Unangepaßtheit best. islamischer Kreise, die Toleranz einfordern aber nicht bereit sind, sie auszuüben.


Jedenfalls, als ich in den USA lebte und mitbekam, daß ein Bikini für meine Gastfamilie und für den Schwimmunterricht in der Schule unmöglich ist, habe ich ihn eben nicht angezogen.


Medea. antwortete am 29.09.03 (09:19):

...."Nicht jedoch die Intoleranz und Unangepaßtheit best. islamischer Kreise, die Toleranz einfordern, aber nicht bereit sind, sie auszuüben."

Und genau da liegt der Hund begraben.

Bitte an Karl: es doch möglich zu machen, daß meine vorgestellten Links angeklickt werden können - ich weiß nicht, wo ich den Fehler gemacht habe .. :-((
Der zweite beinhaltet als Absender "... das-parlament.de ..." Es wird in den Links sehr sachlich auf die schwierige Situation der Alewiten hingewiesen, die es, obwohl ca. 20 Millionen davon allein in der Türkei leben, auch moslemischen Glaubens, aber mit wesentlichen
Unterschieden, einfach negiert werden. "Offiziell" hat es sie einfach nicht zu geben, sie gelten als eine Sekte und fallen damit unter das in der Türkei geltende Sektenverbot....
Viele Kurden aus der Türkei sind Alewiten. Es gibt jedoch auch sunnmitische Kurden und alevitische Türken. Weil sie weniger Anpassungsprobleme haben als sunnitische Kurden, besitzen viele Angehörige gerade der jüngeren Generation bereits die deutsche Staatsbürgerschaft.
"Alewi" bedeutet "Anhänger Alis". In der Verehrung Alis, des Schwiegersohnes Mohammeds, stimmen sie mit einer großen Hauptrichtung im Islam, den Schiiten, überein.
In der praktischen Religionsausübung unterscheiden sich die Alewiten aber von anderen Muslimen so stark, daß manche von ihnen sogar der Meinung sind, sie seien gar keine Muslime.
Schlimme Erfahrungen mit sunnitischen Muslimen und die eigene religiöse Leere führen dazu, daß manche Alewiten in Deutschland sich dem Christentum, besonders dem wenig gesetzesbetonten Glauben der Protestanten, nahe fühlen.

Wesentliche Unterschiede:
- Ablehnung des sunnitisch-rituellen Gebetes und Almosengeben,
- die Pilgerfahrt nach Mekka ist nicht zwingend vorgeschrieben, wird aber von vielen Aleviten wahrgenommen,
- gefatet wird nicht im Monat Ramadan, sondern es gibt ein zwölftägiges Fasten im Monat Muharram, in dem Alsi Sohn Hussein umgebracht wurde,
- mit dem Gebet allein kann niemand seine Pflichten erfüllen,
- statt zu rituellen Gebeten in der Moschee, trifft man sich zu Gemeinschaftsversammlungen (Dschem), bei denen Tanz, Musik und religiöse Erzählungen im Vordergrund stehen.
Die Feiern finden nachts statt.
- An diesen religiösen Zeremonien nehmen auch Frauen und Kinder teil.

Alewitische Frauen sind den Männern gleichgestellt und gehen nicht verschleiert. Eine humanistische Philosophie sei in ihrer Religion tief verankert, betonen die Alewiten.
Danach ist der Mensch das hochstehendste Geschöpf Gottes. Gott lebt im sogenannten "perfekten Menschen". Solche nahezu göttlichen Menschen waren Ali, aber auch Jesu, Mohammed und andere.

Weil der Mensch selbst Gut und Böse erkennen kann, sind äußere Gesetze oder religiöse Bücher weniger wichtig. Da Gott im Menschen ist, besteht Gebet in erster Linie im Nachdenken über sich selbst. Genauso wichtig sind Wissen und Vernunft. Sie bringen Licht in die Finsternis der Gedanken und helfen, Schlechtigkeit, Haß, Voruteilen und Ignoranz zu besiegen.

Aleweiten befürworten den säkularen Staat. Toleranz und Humanität stehen im Mittelpunkt ihres Denkens.

In der Türkei sind sie nicht anerkannt. Es gibt immer wieder Verfolgungen und Versuche, Alewiten zwangsweise zu Sunniten zu machen.

- Soweit aus meinem ersten angegebenen Link -


verseschmied antwortete am 29.09.03 (10:12):

Wir Deutsche "kopftuchen" halt gern, deshalb
klinke ich mich aus der Diskussion aus mit dem
folgenden Spottgedicht:


Kopftuchen

Die eine Frau trägt gern an dem Kopf,
dort zu verzieren den hübschen Schopf,
ein Kopftuch; manchmal ein Tüchlein gar nur,
zu ergänzen so ihre Hübsch-Frisur.

Die andre Frau trägt das Kopftuch mehr
zum Zeichen dafür, daß sie kommt her
- rein religiös geseh'n - aus der Welt,
in der ein Frauen-Schopf halt nicht viel gilt,

weshalb sie ihn auch total versteckt
und die Stirn dazu - und dennoch reckt
die verdeckte Stirn allem entgegen,
was wünscht, sie solle das Tuch ablegen.

Und besonders im Schul-Unterricht
ginge solch Kopftuchtragen halt nicht,
empörte sich das deutsche Schulwesen,
und vermochte durchs Kopftuch zu lesen

im Hirn dieser kopfbetuchten Frau,
daß sie die Kinder damit genau
in einer Richtung indoktriniere,
die sie vom wahren Wege wegführe.

Fünf Jahr lang läuft nun der Kopftuch-Streit
durch die Justiz. Und nun kam's soweit,
daß es vom Bundesverfassungsgericht
ein endgültiges Urteil ... auch gab nicht.

Sechzehnfach wird nun weitergestritten,
in jedem Bundesland wieder erneut
und mit allen Gesetzgebungsschritten,
über das Kopftuch zur Unterrichts-Zeit.

Am Ende gibt's sechzehn Kopftuch-Gesetze
mit einer großen Zahl von Erlassen.
Und trägt man statt Tuch auf dem Kopf einst Mütze
als Lehrkraft, wird man sich neu befassen
im Deutschen Schulwesen und mittels Gericht
mit dem Kopf. - Nur: A n den Kopf faßt man sich nicht!


25.09.03 B.S.
FAZ 25.09.03 Titel, Politik u.a. „Kopftuch-Streit ... und kein Urteil“
me5956.doc 5


Karl antwortete am 29.09.03 (11:02):

@ medea,

ich hatte bereits (unaufgefordert ;-)) versucht, deine Links gängig zu machen. Aber es liegt keiner der üblichen Fehler vor. Die Seiten werden schlicht weg auf dem angegebenen Server nicht gefunden - auch wenn man die kryptischen zeichen zu Beginn weglässt. Ich vermute, dass Du einen personalisierten Zugang zu dieser Seite hast und der Zugang Cookies benötigt?

Mit freundlichen Grüßen

Karl


mart antwortete am 29.09.03 (11:24):

Medeas Links können so erreicht werden:

https://www.das-parlament.de/2002/03_4/Thema/022.html

https://home.tiscalinet.ch/s.alcinkaya/alewitenlage.htm


Medea. antwortete am 29.09.03 (11:42):

Danke mart, daß Du es nun bequem ermöglicht hast ...
Ich setze noch einmal zum Anklicken ein ....

Internet-Tipp: https://www.das-parlament.de/2002/03_4/Thema/022.html


Medea. antwortete am 29.09.03 (11:44):

... und auch an Dich, lieber Karl, Danke.
.... und unten dann der zweite Link ;-))

Internet-Tipp: https://home.tiscalinet.ch/s.alcinkaya/alewitenlage.htm


Medea. antwortete am 29.09.03 (11:49):

Ja, Verseschmied, alte Spottdrossel -

was nützt das längste Gedicht,
wenn es nicht
den Kern trifft ? ;-))

Medea. - dann und wann auch eine Spottdrosselin ...


verseschmied antwortete am 29.09.03 (16:53):

Danke, Medea, aber ich bin dafür, daß wir nicht
in allem, was Menschen verzapfen, gleiche "Kerne"
sehen, geschweige denn "Steine", die dann das große
"Steine-Rollen" auslösen.
Mehr Gelassenheit und Selbstbewußtsein stünde uns
Deutschen gut zu Gesicht.
Also, knabbert weiter an dem "Kern" herum - Berge
von Klagen und Widerklagen werden bald die staatliche
Verwaltung beschäftigen - und dann wird - auch im
Seniorentreff - weiter diskutiert und disputiert.
Allerdings, das muß man dem Thema ja lassen: Es fördert
wieder das Briefeschreiben - und die Einfügung von
Malings (oder wie nennt man diese Sonderzeichen-Sprach-
stummel?) "kreativiert" diese Korrespondenz auch noch
ganz ungemein.
Also, nichts für ungut, Medea, und guten Tag noch.
Verseschmied


nowalis antwortete am 29.09.03 (17:40):

hallo pilli, kurze zwischenbemerkung auf deine Frage v. 29.09. /00.42: mich reißt sehr viel vom hocker, da hilft nur ein eimer kaltes wasser übern kopp!


nowalis antwortete am 29.09.03 (21:23):

(so ein eimer wasser ist empfehlendswert) :)))
Hallo pilli, was wollte ich mit meiner "hockermail" sagen?
-das thema war klar vorgegeben.
-danach spannte sich der bogen vom lockenwickler verbergenden kopftuch deutscher hausfrauen, über einen modegag aus holland, weiter zu adventskränzen, sunniten, alewiten, das kreuz an schulwänden usw. :)
dazwischen dann das kopftuch einer muslima, die das partout nicht ausziehen will, wenn sie in einer staatl. schule unterrichtet-was ja das thema war; aber immer wieder wurde munter in alle richtungen weiterdiskutiert.
:)
ich hatte nun all dies aufgezählt und gesagt, das ich den eindruck habe, einen repräsentativen meinungsquerschnitt von der bevölkerung DE's vor mir zu haben.
:))
was nun meine meinung zu diesem thema angeht, die habe ich ja in derselben mail genannt (kurz vorm abheben :))
" es ist der kleinste, n i c h t gemeinsame Nenner"
aber, dazu stehe ich!


pilli antwortete am 30.09.03 (01:12):

tja...diskutieren mit senioren...:-), nowalis

ich hatte noch vor drei jahren keine ahnung, was das bedeuten könnte, heute weiß ich es :-)und mische munter mit im brei der meinungen. manchmal lache ich laut aber manchmal auch werde ich durch den einen oder anderen beitrag zum nachdenken angeregt :-)

heute morgen war es mart mit ihrer schilderung der an schulen früher herrschenden kleiderordnung.

jou...ich erinnerte mich daran, daß ich...egal ob sommer oder winter einen weg gefunden habe, die verbotenen langen hosen während des unterrichtes doch zu tragen :-) datt röckchen zog ich einfach über der hose an...muß wohl sehr dämlich ausgesehen haben. .-))aber... nach kurzer zeit fanden sich immer mehr randale-weiber...und als dann noch ein bild im jahrbuch der schule von uns verewigt werden sollte, wurde die bescheuerte regelung halt aufgehoben :-)
und zwar ohne richterlichen beschluss...:-) einfach nur so!

ich freu mich, daß der eimer wasser für erleichterung sorgt, :-)hab das mal vorsichtshalber für notfälle notiert.

:-)

huch...hab ich datt thema jetzt eigentlich beachtet?
schließlich will ich datt häuflein der streitbaren kreuz- ritterInnen, die immer noch meinen, mauern bauen zu müssen, nicht abhalten vom trennenden tun.


nowalis antwortete am 30.09.03 (19:34):

pilli, 3 jahre hast du das schon ausgehalten, alle achtung!
na, da habe ich ja noch einiges vor mir :)))


mart antwortete am 30.09.03 (19:55):

Ob das wohl masochistische Anlagen sind?


Medea. antwortete am 30.09.03 (20:19):

....Ich hab' es getragen sieben Jahr -
nun kann ich es tragen nicht mehr! .... ;-))

(Frei nach Archibald Douglas)


nowalis antwortete am 01.10.03 (21:06):

hallo mart, masochismus - störung des geschlechtsempfindens! wenn du damit mich meinst? nein, ich tendiere zur konventionellen behandlung :))
und du medea, du wirst es weitere 7 jahre (min.) tragen :))
wir kommen immer weiter vom thema ab - egal!
pilli, du hast etwas sehr richtiges gesagt, was ich selbst schon bemerkt habe, ich wurde schon mehrmals zum nachdenken angeregt; natürlich kann und will ich nicht überall mitreden, nur um der diskussion willen-das halte ich für unsinn, aber ich werde dann fragen und werde mit 100%-iger sicherheit von euch eine antwort erhalten - dass weiß ich und das ist gut so !


pilli antwortete am 01.10.03 (21:32):

:-)

und wenn du denn das nicht lesbare "zwinkern" entdecken könntest, nowalis

dann wird vielleicht ab und an mal auf friede, freude und die klebrigen eierkuchen verzichtet werden können?

:-)


nowalis antwortete am 01.10.03 (23:41):

:)) klar pilli, mich reißts dann nur ab und an vom hocker, aber dafür habe ich ja mein gegenmittel :))
jetzt wünsche ich euch allen eine gute nacht, muß noch ein paar vorbereitungen treffen für morgen - wo es dann auch dikussionen geben wird, nur mit dem unterschied dass man sich hinterher fragt, was war das nun? schade um die zeit :|


Medea. antwortete am 03.10.03 (17:57):

Vielleicht noch einmal des besseren Verständnisses wegen:
Es geht hier nicht um das "normale" Kopftuch, das wohl alle Frauen und Mädchen irgendwo im Schrank haben und das bei Wind oder Regenwetter hervorgeholt wird (die englische Königin trägt es auf ihren Landgütern mit Vorliebe ;-) )- es geht um das islamisch gebundene Kopftuch einer Grundschullehrerin, die die kleinen Schullanfänger unterrichten soll, und das weder den Haaransatz oder die Stirn freiläßt und zusätzlich die Schultern bedeckt....

Hier scheint es immer wieder zu Mißverständnissen zu kommen, wenn lediglich von einem Stückchen Stoff die Rede ist.


Sofia204 antwortete am 03.10.03 (18:56):

eine nachhaltige Unterwanderung wäre es,
wenn wir großzügig die Augen verschlössen
und mit mißbrauchter Toleranz
die mittellterliche Rückstandigkeit förderten.


mart antwortete am 04.10.03 (11:26):

Ich warte auf Vertreter best. Richtungen versch. Religionen, die ihre Toten auf Pfählen bestatten, die aus religiösen Gründen das Gehirn ihrer Verstorbenen beim Totenmahl verspeisen bzw. auf Vertreter der Zeugen Jehovas, die die Kerzen am Adventkranz und auf den Friedhofen untersagt wissen wollen, weil sie dadurch die Neutralität des Staates in Glaubensfragen missachtet sehen.

Ich bin überzeugt, dass es noch sehr viele weitere absurde Beispiele gibt, an denen sich zeigen lässt, dass ein Staat und gerade ein Staat, der Toleranz auf sein Banner geschrieben hat, Grenzen ziehen muß.


rolf antwortete am 04.10.03 (15:34):

als Spitze: Beamte müssen an kirchlichen Feiertagen arbeiten!


mart antwortete am 04.10.03 (16:06):

Das wäre eine echte Diskriminierung, da dadurch die Glaubensausübung verhindert würde.

Weiters Beispiel:

Moslemische Schüler müssen an ihren speziellen Feiertagen in die Schule gehen!


pina13 antwortete am 04.10.03 (16:25):

Hier ein Link zur ZEIT:
Namo Aziz: Weg mit dem Tuch
Untertitel: Kopftücher für Lehrerinnen? Warum nicht gleich die Scharia einführen?
Zwischenruf eines Moslems

https://www.zeit.de/2003/41/TR_Kopftuch

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2003/41/TR_Kopftuch


Medea. antwortete am 04.10.03 (18:38):

"Im absurden Deutschland ist alles möglich" , sagt Moslem Namo Aziz, der als Publizist in Bonn lebt.
und
"Kopftücher für Lehrerinnen? Warum nicht gleich die Scharia einführen?"
Sein muslimischer Kommilitone Umar sieht das anders und verkündet im Bonner Hörsaal, vor hiesigen Studentinnen und einem deutschen Dozenten: Frauen ohne Kopftücher? Das sind für mich nichts anderes als Huren".
Namo Aziz fragte Muslime in Deutschland, warum der Kopftuchkrieg gerade hier und nicht beispielsweise in Ägypten ausgetragen wird. Der Kampf für Allah unter ungläubigen Christen
und Juden gäbe ihnen die Chance, bessere Muslime zu sein. Und es sei ihre Pflicht, die Ungläubigen zum Islam zu bekehren, so wie Fershda Ludin es bei ihrem deutschen Mann getan habe. Das Koptuch - also ein Zeichen für islamisches Missionarstum gegenüber Ungläubigen?

- Entnommen dem vorstehenden Link von Pina 13 -


mart antwortete am 04.10.03 (20:07):

Ich muß einfach - hier muß ich es tun - noch Folgendes von Aziz einkopieren, da er vieles genau auf d e n Punkt bringt, der mir ein Anliegen ist. - und dann werde ich niemand mehr belästigen.

Namo Aziz: Aziz, 1956 in Kurdistan/Irak geboren, studierte in Bagdad arabische Sprache und Kultur. Seit vielen Jahren lebt er in Deutschland, wo er an der Universität Bonn im Fachbereich Orientalistik promovierte. Er arbeitet als freier Journalist u.a. für DIE ZEIT, die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG und die FRANFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. Aziz erregte 1992 Aufmerksamkeit mit seinem WDR-Film ‚Namos Mutter'. Im gleichen Jahr erschien sein Buch ‚Kurdistan: Menschen, Geschichte, Kultur'. Zuletzt veröffentlichte er den Bildband ‚Mein Kurdistan'.



19.4.2000
Namo Aziz
Im Namen des Islams

Es scheint, als hätten die Menschen dieses Landes nichts besseres zu tun, als sich mit etwas zu beschäftigen, das bei näherer Betrachtung nicht mehr ist als eine Luftblase, die zerplatzt. Die Zeitungen schreiben, die Menschen reden über ein islamisches Thema, das in Wirklichkeit nicht mit dem Islam zu tun hat.

Deutschland ist noch einmal beschäftigt mit dem Kopftuch einer Afghanin, die den verbeamteten Lehrerstatus anstrebt.

Doch auch eine andere Öffentlichkeit ist von dem Thema betroffen. Mit jedem weiteren Tag der Diskussion um dieses vermeintlich islamische Thema nimmt die Anerkennung von Millionen von Menschen Schaden und führt Tausende in Deutschland lebender Muslime in die Sackgasse der Intoleranz.


Daß im Namen des Islams Taten gerechtfertigt werden, die nicht im entferntesten etwas mit Religion zu tun haben, ist nichts Neues. In Algerien werden im Namen des Islams Babies die Kehlen durchgeschnitten, im Iran werden oppositionelle Frauen und Männer gesteinigt, in Afghanistan werden die Fingerkuppen von Frauen abgehackt, weil die Nägel lackiert sind.

Und in Deutschland wird das Kopftuchtragen zum elementaren Bestandteil islamischer Praxis mit dem Ergebnis, daß die Namen aller beharrlichen öffentlichen Kopftuchträgerinnen über Nacht zu Berühmtheiten werden.

Seit meiner Schulzeit in einem islamischen Land bis heute nach einem Studium der Islamwissenschaften in Deutschland habe ich weder hier noch in meiner Heimat das Kopftuchtragen als Pflicht oder eine Geste kennengelernt, die es wert gewesen wäre, sie auch nur eines Wortes zu würdigen.

Wenn im Koran von religiösen Pflichten die Rede ist, dann handelt es sich dabei um das Beten, Fasten oder die Abgabe der Reichen an die Armen. Ein Kopftuch aber ist eine neue Vokabel. Wäre es wirklich für den Propheten Mohammed von Bedeutung gewesen, hätte er nicht gesagt, Allah schaut weder auf eure Körper noch auf eure Gestalt, sondern nur auf euer Herz.

Internet-Tipp: https://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-feuilleton/656.html


mart antwortete am 04.10.03 (20:09):

Fortsetzung:

"Im Zeitalter des finstersten europäischen Mittelalters schaffte es der Kurde Sultan Saladin, den Islam zu einem Symbol der Toleranz und Zivilisation zu machen.

Im Zeitalter globaler Informationstechnologie ist der Islam zum Symbol mittelalterlicher Engstirnigkeit geworden unter anderem von Frauen, die diese Religion mit ihrem Kopftuch würgen.

Warum, so frage ich mich als im Islam erzogener Mensch, sollte ich mein Kind hier in Deutschland einer Lehrerin anvertrauen, die durch ihr Kopftuch die Aufgeklärtheit dieser Gesellschaft nicht nur in Frage stellt, sondern sogar zum Widerspruch mit ihr führt.

Sollten sich Jugendliche ernsthaft mit der Frage auseinandersetzen, ob alle Haare ordentlich unter dem Kopftuch versteckt sind, um nicht männliche Begierden auszulösen? Nichts anderes symbolisiert Kopftuchtragen und angesichts dieser Interpretation ist die Entscheidung des Kultusministeriums nur folgerichtig, daß mit Kopftuch eine Funktion als erzieherisches Vorbild und Repräentantin des Staats unmöglich ist.


In einer Zeit, in der Millionen von Menschen in islamischen staaten wie Somalia und Äthiopien vor Hunger und Krankheit verenden, hat die mittlerweile milliardenschwere türkisch-islamische Gemeinschaft Milli Görüs nichts anderes zu tun, als anlässlich des Opferfestes allein in der Region Stuttgart 2,8 Tonnen Fleisch zu verteilen in der Bundesrepublik, einem Land, in dem Übergewicht zu den Hauptproblemen der meisten Bürger zählt. Milli Görüs nutzt religiöse Mildtätigkeit für den Stimmenfang islamischer Mitbürger aus, während die wirklich Bedürftigen in Äthiopien auf nichts anderes hoffen können als die Spendenbereitschaft von Christen.

Anstatt den Islam zur Religion des Kopftuchs zu machen und die Aufrüstung von Minaretten voranzutreiben, anstatt Christen zum Islam zu bekehren, wäre es der Inhalt einer aufrichtigen Religion, sich für islamische Länder einzusetzen, in denen Krieg und Hunger herrschen."

Internet-Tipp: https://www.dradio.de/cgi-bin/es/neu-feuilleton/656.html


hl antwortete am 04.10.03 (23:00):

Zitat Karl:

"Extremistische Auswüchse, wo auch immer und auf welcher Seite auch immer, müssen entschieden bekämpft werden. Aber mein deutscher Nachbar türkischer Abstammung hat hier in diesem Lande die gleichen Rechte der Religionsausübung wie ich. Punkt."

und damit auch genau auf den Punkt gebracht. Darum geht es und um nichts anderes.

Ich finde es schon dreist, wie manche hier anderen vorschreiben wollen, wie sie ihre Religion, ihre Kultur und ihr Leben gestalten sollen.

Was würden sie wohl über eine Diskussion in einem gleichartigen türkischen Forum sagen "die essen Schweinefleisch - igitt, die Frauen laufen halbnackt herum - pfui, sie lassen ihre Eltern und Grosseltern in Pflegeheimen verkommen - Schande!" So in etwa könnte sich eine solche Diskussion lesen. Wie würde euch so etwas gefallen?


Medea. antwortete am 05.10.03 (09:12):

Nun, wenn es an dem ist, dann wäre die Kritik auch berechtigt......


mart antwortete am 05.10.03 (10:40):

bis auf das mit dem Schweinefleisch würde ich meinen


Medea. antwortete am 05.10.03 (13:53):

@ mart
Dein versteckter Humor gefällt mir ... ;-))


tiramisusi antwortete am 05.10.03 (14:25):

in berlin lebte 2 etagen unter mir eine libanesische künstlerfamilie, die halt so wie viele deutsche zu bestimmten feiertagen und anlässen mal ein bisschen fromm waren - oft haben wir zusammen gekocht und gegessen, eines der lieblingsgerichte war "gegrilltes aldi-lamm" ... schweinebraten vom dicounter, orientalisch zubereitet :-))

in agadir während des ramadan baten uns (wir waren zu 4 reiseleitern vor ort) unsere marokkanischen kollegen mittags immer, doch im büro zu essen - also bestellten wir und liesen es per boten bringen, immer mindestens 2 portionen mehr - dann wurden die rolläden heruntergelassen und unsere kollegen hauten so richtig rein, tranken ihr bier dazu und pafften eine zigarette - wir waren nicht das einzige büro auf der avenue hussein II, bei dem um die mittagszeit die rolläden heruntergelassen wurden und boten das essen für das ausländische personal brachten :-)


Medea. antwortete am 05.10.03 (15:42):

.... und genau das ist es, was für mich auch wichtig ist:
- nicht die Nationalität(in meinem Freundeskreis sind alle
Farben vertreten)
es ist die Freude am Miteinander, an den kleinen Sünden
des Alltags, an der Unbeschwertheit, am auch mal über
die Stränge schlagen, an der Verrücktheit, aus einem
Schweinebraten ein orientalisches Aldi-Lamm zu zelebrieren, und nicht zu vergessen : das gemeinsame Lachen.


Tobias antwortete am 06.10.03 (13:19):

Wenn es früher schon Kühlschränke gegeben hätte, wäre es zu dem Ausdruck " Schweinefleisch sei unrein " nie gekommen.

Gute Woche wünscht Tobias


mart antwortete am 06.10.03 (13:41):

und es Kläranlagen oder wenigstens eine Kanalisation gegeben hätte --

und man etwas von tier. Endopararasiten und ihrer Vermehrung gewußt hätte!


tiramisusi antwortete am 06.10.03 (14:38):

das mit dem schweinefleisch ist so eine sache...da haben die juden ihren damaligen besatzern, den römern, eins reingewürt - als kleine rache - die assen nämlich viel schweinefleisch und das "verbot unreinen fleisches" wurde forciert. das schweinefleisch sehr schnell verdirbt, schneller als zb hammel, wusste man eben schon sehr früh, aber die juden hielten sich noch stärker dran, als der verzicht darauf sie von den "unreinen" römern unterschied.-


mart antwortete am 06.10.03 (15:26):

chemische Waffen als Guerillataktik vor vor 2000 Jahren?


trebor antwortete am 11.10.03 (23:35):

Das Multi-Kulti gehabe wird bei uns schon übertrieben.
Wie ist es denn umgekehrt?
Dürfte eine Lehrerin christlichen Glaubens mit oder ohne Kopftuch überhaupt in einem Land mit islamischem Glauben unterrichten?


rolf antwortete am 12.10.03 (00:21):

Was soll es für das Urteilen nach DEUTSCHEM RECHT bringen, wenn gefragt wird, wie es in anderen Staaten ist?


trebor antwortete am 12.10.03 (23:59):

Sollte nur ein Denkanstoss sein. In Deutschland ist für ausländische Mitbürger vieles möglich. Das sollte im Gegegenzug den im Ausland wohnenden Deutschen auch eingeräumt werden.


BarbaraH antwortete am 13.10.03 (01:16):

Zwei weitere Artikel in der Süddeutschen Zeitung vom 13.10.03 zum Kopftuchstreit, die zum gegenseitigen Verständnis beitragen könnten:

Schleier und Adventskranz

Asiye Köhler, eine von 15 Lehrerinnen in Nordrhein-Westfalen, die mit Kopftuch unterrichten, wirbt für Toleranz

https://www.sueddeutsche.de/sz/wissen/red-artikel1777/

Warum Kopftücher im Klassenzimmer?

https://www.sueddeutsche.de/sz/wissen/red-artikel1779/

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/sz/wissen/red-artikel1779/


Medea. antwortete am 13.10.03 (14:29):

Kopftuchträgerinnen fordern von ihrer Umwelt Toleranz ihrem Kopftuch gegenüber - sind aber nicht bereit, diese Toleranz selbst zu gewähren, wenn ein Kopftuch unerwünscht ist.
Dann gibt es nur noch entweder - oder = ich unterrichte nur mit Kopftuch - oder ich wechsle den Beruf. Und setzen damit die Behörden unter Druck.
Bei den vielen islamischen Privatschulen sollte es doch möglich sein, daß jede aus religiösen Motiven kopftuchtragende Lehrerin mit Kußhand eine Stelle antreten kann. Ich bleibe dabei, daß sie in staatlichen Schulen fehl am Platze sind.


BarbaraH antwortete am 13.10.03 (17:48):

Auch ich bin der Meinung, dass in der Schule das Neutralitätsgebot gelten sollte. Dieses betrifft jedoch selbstverständlich sämtliche Religionen. Monika Hohlmeier (Kultusministerin in Bayern) sieht das anders... und das empfinde ich als verlogen. Außerdem wird ein derart geplantes gesetzliches Kopftuchverbot unter Garantie vom Bundesverfassungsgericht gekippt werden (müssen):

>>Kopftuch: Bayern plant Verbot

München - Bis Ende November will Bayern ein Gesetz vorlegen, das Lehrerinnen und Lehrern im Freistaat das Tragen "weltanschaulicher Symbole" verbietet. Dazu gehöre auch das Kopftuch, betonte Kultusministerin Monika Hohlmeier: "Es ist ein politisch-religiöses Zeichen, das gerade Fundamentalisten immer wieder für sich als Symbol für den Gottesstaat missbrauchen", sagte die CSU-Politikerin der "Bild am Sonntag".

Als abwegig wies sie den von Verbotsgegnern bemühten Vergleich des Kopftuchs mit der Ordenstracht von katholischen Nonnen zurück.

Der Rat der Evangelischen Kirche (EKD) kritisierte unterdessen das Kopftuch-Urteil des Bundesverfassungsgerichts. Die Richter hatten gesetzliche Regelungen zur Voraussetzung für Verbote gemacht. Die EKD dagegen argumentierte, wenn eine muslimische Lehramts-Bewerberin ein Kopftuch tragen wolle, begründe dies bereits Zweifel an ihrer Eignung für den Staatsdienst.<<

https://www.abendblatt.de/daten/2003/10/13/217815.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/10/13/217815.html


Lutry antwortete am 14.10.03 (08:32):

Hallo alle,
schaut doch mal in Die Zeit 41/2003 den Artikel von Namo Aziz, eines Muslims, mit dem Titel "Weg mit dem Kopftuch" - was er auch fordert und wie er es begründet.
Tschüss.


mart antwortete am 14.10.03 (08:38):

Hallo Lutry,

Wurde bereits am 04.10.03 (20:07) einkopiert!


Lutry antwortete am 15.10.03 (07:29):

Danke Mart, ich hatte es übersehen weil ich erstmals in diese Chatgruppe kam, um acht Uhr morgens und müde. Aber gemessen an diesem Artikel scheinen mehrere folgende Beiträge überflüssig.
Bye.


mart antwortete am 16.10.03 (13:28):

Lutry,

Das mag für dich so sein, für mich und einige andere oder für viele aufgeklärte Moslems ebenfalls;

Die Fundamentalisten aber auf beiden Seiten sehen das anders und argumentieren mit fundamentalistischem Eifer, wobei immer wieder die Keule des Antirassismusvorwurf, die in Deutschland insbesondere seit den späten 60 er Jahren geschwungen wird, niederprasselt.