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THEMA: Versehen neun irakische Polizisten getötet
4 Antwort(en).
Mechtild
begann die Diskussion am 14.09.03 (12:01) mit folgendem Beitrag:
Ich meine Sprache hat auch mit dem Bewusstsein zu tun. Der Begriff „aus Versehen“ drückt für mich aus: „Tut mir leid, ich hab mich vertan, kommt nicht mehr vor.“ So kann man aber um die Tötung von Menschen nicht kommentieren. Es muss eine andere Sprache benutzt werden und vor allem müssen Konsequenzen aus diesen schrecklichen „Vorsehen“ gezogen werden.
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Karl
antwortete am 14.09.03 (13:24):
Dieser Vorfall zeigt die riesige Verunsicherung der amerikanischen Soldaten. Sie haben im Irak nichts verloren, sie befinden sich in Feindesland. Die Amerikaner sollten ihre Niederlage eingestehen und dem französischen Vorschlag folgen.
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seewolf
antwortete am 14.09.03 (15:02):
Mechthild - wenn ich recht verstehe, geht es um die Ausdrucksweise, die verharmlosend und besänftigend mit dem Ereignis an sich umgeht.
Derartiger Umgang mit der Sprache ist - leider - Alltagsrealität geworden. Hierzu gibt es in Spiegel-online eine regelmässige Glosse mit der Bezeichnung "Zwiebelfisch" (siehe Internett-Tipp unten), wo allerdings mehr der Hang zur maßlosen Übertreibung ("mega-bester", "einzigster" usw. kommentiert wird.
Du hast vollkommen recht - wir sollten uns wieder mehr um Reinheit der Sprache bemühen.
Internet-Tipp: https://www.spiegel.de/kultur/0,1518,k-4050,00.html
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schorsch
antwortete am 15.09.03 (10:26):
Die Situation der amerikanischen Soldaten im Irak entspricht etwa jener Situation der amerikanischen Truppen, die vor einigen hundert Jahren die Indianer bekämpften - nur mit dem Unterschied, dass die Iraker nicht mehr mit Pfeil und Bogen auf dem Kriegspfad sind.....
Damals hiess es: "Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer!"
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Wolfgang
antwortete am 15.09.03 (13:17):
In den USA streiten die BUSHisten gerade untereinander, wie sie sich nach aussen verkaufen sollen... Sollen sie sich als Imperialisten darstellen und die USA als Imperium... Oder sollen sie sich 'nur' als Hegemon outen...
Fuer die, die sich fuer den Streit der Imperialisten respektive Hegemonisten interessieren, habe ich ein paar Links zusammengestellt (ich gebe aber gerne zu, dass es kurzweiligere Lektuere gibt):
Da ist zuerst zu ewaehnen das "American Enterprise Institute for Public Policy Research" (AEI) - ein amerikanischer Think Tank der sogenannten NeoCons (das sind die Theoretiker unter den BUSHisten). Die haben eine Tagung abgehalten und darueber ein Transkript im Web veroeffentlicht:
AEI he United States Is, and Should Be, an Empire A New Atlantic Initiative Debate July 17, 2003 https://www.aei.org/events/filter.,eventID.428/transcript.asp
Die Ideen der Streithaehne kann man sich auch einzeln zu Gemuete fuehren. Als da sind der britische Historiker NIALL FERGUSON (fuer den die USA laengst ein Imperium sind) und der amerikanische neokonservative Schreibtischtaeter ROBERT KAGAN (der steif und fest behauptet, die USA seien 'nur' ein Hegemon):
The National Interest - Volume 2, Issue 29 - July 23, 2003 America as Empire, Now and in the Future (by NIALL FERGUSON) https://www.inthenationalinterest.com/Articles/Vol2Issue29/Vol2Issue29Ferguson.html
The National Interest - Volume 2, Issue 29 - July 23, 2003 American As Global Hegemon (by ROBERT KAGAN) https://www.inthenationalinterest.com/Articles/Vol2Issue29/Vol2Issue29Kagan.html
Wie gesagt: Etwas fuer Freunde der Semantik. Ein Streit um die rechte Weltsicht der BUSHisten. Bekaempfen muss man sie beide... Imperialisten wie Hegemonisten oder wie sich sonst noch nennen moegen. :-)
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