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THEMA: Die aufpeitschende Rolle der Medien
14 Antwort(en).
Karl
begann die Diskussion am 14.09.01 (21:40) mit folgendem Beitrag:
Vermutlich habe nicht nur ich die Bilder der jubelnden palästinensischen Kinder gesehen (auch zwei jugendliche Erwachsene wurden gezeigt), die Bilder wurden mehrmals und immer wieder auf allen Kanälen wiederholt. Offenbar gab es keine anderen Jubelszenen.
Seltsam kontrastierten diese Bilder mit einem deutlich geschockten Arafat, der die Terroranschläge eindeutig verurteilte. Arafat griff gestern sogar zu dem besonders im Orient symbolbehafteten Mittel der Blutspende, um seine Solidarität mit den Amerikanern zu bekunden. Währendessen rollen israelische Panzer und von Scharon wird das Treffen Arafat mit Perez abgesagt. Die Gunst der Stunde muss genutzt werden.
Was mich vor allem betroffen gemacht hat, ist die offensichtlich einseitig aufpeitschende Berichterstattung der Presse. Mit Bildern jubelnder Kinder wird sehr effektiv bewiesen, was bewiesen werden soll - auch wenn sie objektiv keinerlei Beweiskraft haben.
Ich hoffe, dass die Medien ihre Verantwortung erkennen, und aus einem notwendigen Kampf gegen Terroristen durch ihre Berichterstattung nicht einen Krieg gegen Völker oder Religionen begünstigen.
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York von Selasinsky
antwortete am 14.09.01 (23:23):
ja Karl, die Gunst der Stunde wird von dem Hardliner Scharon gut genutzt....während die Welt nach dem Terroranschlag nach Amerika schaut,machen seine Panzer kurzen Prozess. Die Regierungsmedien,vor allem Fernsehen,sollte mehr Verantwortungsgefühl zeigen.
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Johanes
antwortete am 15.09.01 (00:47):
RACHE, VERGELTUNG, das sind die Schlagworte in den Medien. Aber nirgendwo wird die Frage gestellt, was die Ursachen dieser in der Tat menschenverachtender Terrorakte sind. Die rigorose Machtpolitik der USA, aber auch der Staatsterrorismus Israels, haben in den letzten Jahren tausende Todesopfer gefordert, ganze Völker in Not und Elend gestürzt. Da diese Völker nun mal nicht in der Lage sind, Kriege gegen die Supermacht USA zu führen, wird leider Gottes Amerika und die Welt mit solchen schrecklichen, terroristischen Einzelaktionen leben müssen. Vernunft, Maß und Mäßigung als Grundregeln einer demokratisch geprägten Politik entsprechen nicht der Cowboy-Mentalität des amerikanischen Präsidenten. Also wird dieser mörderische Krieg weitergehen- und wir sind dabei. Pfui Teufel!
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Karl
antwortete am 15.09.01 (10:47):
hallo "philanthroph?",
damit kein Mißverstädnis aufkommt.
Ich bin n i c h t der Meinung, dass wir mit dem menschenverachtenden Terrorismus leben müssen.
Das, was den USA passiert ist, wird durch nichts, aber auch durch gar nichts gerechtfertigt und
ich halte es für absolut legitim, wenn die USA sich dagegen in Zukunft schützen wollen.
Noch gibt es keinerlei Beweise dafür, dass Bush wie ein Cowboy handeln wird,
das ist eine Vorverurteilung. Ich finde es sehr gut, dass wir mit den Amerikanern
Schulterschluss in dieser Sache demonstrieren. Dein letzter Ausdruck, sollte er sich darauf
beziehen, trifft denjenigen, der an der Richtigkeit dieser Solidarität zweifeln kann. Mein Startbeitrag zielt auf die Hoffnung, dass die Medien nicht vereinfachen und alles in einen Topf werfen. George Bush hat gesagt, man wolle keinen Schnellschuß, sondern erst nach gründlicher Aufklärung handeln. Dazu gehört auch Differenzierung und bei aller Entschlossenheit der Amerikaner zu handeln, darf man hoffen, dass die Handlungen Unschuldige von Schuldigen zu unterscheiden wissen.
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Johannes Michalowsky
antwortete am 15.09.01 (12:06):
Soweit ich sehen kann, berichten die Medien in großer Vielfalt über die Ereignisse und diskutieren und kommentieren sie äußerst differenziert. So sehe ich keine Veranlassung, an die Medien zu appelieren, schon gar nicht an Regierungsmedien - welche sind das eigentlich? Das offizielle Bulletin der Bundesregierung, Deutschlandfunk und Deutsche Welle - all diese der Aufpeitschung unverdächtig - oder etwa die Bild-Zeitung als 4. Gewalt im Staat?
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/my/)
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Georg Segessenmann
antwortete am 15.09.01 (12:49):
Wichtig ist nach meiner Meinung, dass wir - wer und wo immer wir sind - bei jeder Art Terror - woher er auch immer komme - aufstehen und rufen: Nein, das ist es nicht, was wir wollen; nein, mit solchem Tun können wir uns nie und nimmer identifizieren! Und wenn es auch im Moment etwelchen Mut braucht, gegen den Strom zu schwimmen, müssen wir jene zurechtweisen, die nun hinter jedem Kopftuch und unter jedem schwarzen Schnauz einen Terroristen sehen wollen. Denn gerade diese "Andersartigen" sind es oft, die mit dem Terror in ihren Ländern nicht einverstanden waren, opponierten, verfolgt wurden und nun bei uns im "freien und toleranten Westen" Sicherheit und Ruhe in ihrem Leben suchen.
Schorsch
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Gila
antwortete am 15.09.01 (16:57):
Es gibt sehr gute Berichterstattungen in den Medien, die äußerst seriös kommentieren und diskutieren. Es gibt aber leider auch die anderen. Ich kann mich Karls einleitendem Beitrag nur anschließen. Die Aufnahmen der jubelnden Menschen hätte man besser nicht gezeigt. Sie verzerren die Wirklichkeit. Verglichen mit den Millionen mittrauernden Muslimen auf der Welt ist die Zahl der Jubelnden verschwindend klein. Natürlich gibt es solche Verblendeten. Die wird man immer finden, so wie man auch in mehreren Foren schon die ersten Claqueure findet. Aber das ist ein anderes Thema. Was mir noch aufgefallen ist und mich sehr stört, sind die ständigen Wiederholungen der Schreckensbilder, die als stummer Film hinter den Nachrichtensprechern oder Kommentatoren ablaufen. Immer wieder und wieder jagen die Flugzeuge in die Tower des WTC. Immer wieder und wieder krachen die Türme zusammen. Ich glaube, dass diese ständige "Berieselung" das schreckliche Geschehen nicht nachvollziehbarer macht, sondern zunehmend abstrahiert. Tut mir leid, ich empfinde das wie ein "Aufgeilen" an Video-Horrorfilmen, die ich nach Belieben zurückspulen kann. Das führt zur Abstumpfung. Aber die Fernsehkanäle wissen genau, dass sie damit Quote machen können. Für mich ist alle reißerische Berichterstattung ein weiterer Mord, Mord an den Seelen der Opfer und Trauernden. Ich finde es erschreckend, dass bei uns Muslime auf offener Straße bedroht werden. Daran tragen unsere Medien durch ihre pointierten Bilder ihren Großteil an Schuld. Ich bin Lehrerin an einer Schule mit hohem muslimischen Migrantenanteil und weiß, wovon ich rede. Viele meiner Schüler sind tieftraurig und haben Angst.
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Silberling
antwortete am 15.09.01 (21:24):
Ich schließe mich der Meinung von Gila voll und ganz an, die ständige Wiederholung des grausigen Geschehens machen gewiß, vor allem junge Zuschauer, die aus Horrorfilmen "viel" gewöhnt sind, stumpf für die Tragweite des Geschehenen. Die Verantwortlichen in den Medien müßten sich darüber viel mehr Gedanken machen! Auf gar keinen Fall darf man nun alle bei uns lebenden Muslime für diese Taten verantwortlich machen. Religiöse Fanatiker gibt und gab es immer. Und was tun und taten sich Menschen aller Religionen "im Namen Gottes" an!! Denken wir nur an die Kreuzzüge und die Vertreibung der Hugenotten aus Frankreich. Ich kenne viele nette und in Deutschland voll integrierte Muslime. Es wäre fatal einen unüberlegten Rundumschlag zu machen.
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Ricardo
antwortete am 15.09.01 (22:55):
Leider finde ich hier wenig freundliches über die USA und Israel. Mein Freund Alfred Rosenthal aus Frankfurt hat alle drei Länder erlebt: Israel, die USA und Deutschland. Vor den Nazis floh er nach Palästina, von dort kam er nach dem Krieg mit zwei Kindern in die USA und nach langem Zögern zog er in die alte Heimat zurück. Er ist im Vorstand der deutsch-israelischen Gesellschaft. Seinen Bericht möchte ich hier einfügen.
Liebe Freunde, Folgende Mitteilung dürfte von Interesse sein:
das Geschäftsführende Präsidium der DIG hat in seiner Sitzung am 13. September 2001 die folgende Erklärung zu den Terroranschlägen in den Vereinigten Staaten beschlossen, die wir gern an Sie weiterleiten:
"DEN TERROR ÜBERALL BEKäMPFEN
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft steht voll hinter der Regierungserklärung von Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie den Erklärungen der Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen. Wir stimmen dem Bundeskanzler insbesondere zu, wenn er die grauenhaften Terroranschläge in den Vereinigten Staaten als "Kriegserklärung an die gesamte zivilisierte Völkergemeinschaft" bezeichnet.
Wir müssen aber klar sagen: Die Terrorakte gegen Israel sind Teil dieser Kriegserklärung. Die inneren Zusammenhänge zwischen den Verbrechen von New York und Washington und den Verbrechen in Tel Aviv, Jerusalem und Haifa sind jedem klar, der sehen und hören will.
Yassir Arafat hat die Anschläge in den USA "ohne Einschränkung" verurteilt und dem amerikanischen Volk das Beileid des palästinensischen Volkes übermittelt. Wir glauben, dass Yassir Arafat für die große Mehrheit der Palästinenser gesprochen hat.
Wir sind aber gleichzeitig mit widerwärtigen Bildern von Freudenfeiern in Ost-Jerusalem und anderen Orten des Palästinensischen Autonomiegebietes konfrontiert worden. Und die Hamas, wichtiger Bestandteil des palästinensischen Machtapparats, hat mit ihren zynischen Erklärungen die unschuldigen Opfer offen verhöhnt.
Der Bundeskanzler hat jedem den Kampf der zivilisierten Welt angesagt, der "Terroristen hilft oder sie schützt". Nun - in Palästina laufen überführte Terroristen frei herum. Die geistigen Strippenzieher des Terrorismus verbreiten ihre teuflische Botschaft ohne jede Behinderung durch die palästinensischen Behörden. Auch das weiß jeder, der sich der Wahrheit nicht verschließt.
Wir fordern die Bundesregierung auf, aus der Regierungserklärung des Bundeskanzlers nun auch die Konsequenzen zu ziehen. Sie muss - bilateral und über die Europäische Union - alles tun, damit dem Terrorismus auch gegen Israel der Nährboden entzogen wird. Sie muss die amerikanische Regierung immer wieder drängen, in der Region zu einer aktiveren Rolle zurückzukehren.
Die zivilisierte Völkergemeinschaft kann den Terror stoppen - überall auf der Welt. Sie muss es wollen!"
Alfred & Gerda Rosenthal
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Fritz (fritz2)
antwortete am 15.09.01 (23:42):
Wir sollten beide Augen offen haben und nicht auf einem blind sein Ricardo. Ich habe keine USA und Israel feindlichen äußerungen bei diesem Thema bisher lesen können. Kritische Töne sind nicht feindlich. Von meinen besten Freunden erwarte ich Kritik!
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York von Selasinsky
antwortete am 16.09.01 (17:47):
Den Worten von Gila und Silberling ist nichts mehr hinzuzufügen. In bezug auf die Medien ist doch mehr Fingerspitzengefühl zu der Berichterstattung und den dauerden Wiederholungen zu dem Terroranschlag in Amerika angebracht.
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Ricardo
antwortete am 18.09.01 (22:47):
Ich habe heute den Bericht aus New York in der ARD gesehen und war beeindruckt, wie die Leute in dieser Stadt nach einer Woche denn Mut zu einen Neubeginn zeigen. Präsident Busch hat eine Moschee besucht und seine Landsleute aufgerufen, den Islam und dessen Gläubige zu achten. Man sah die Besitzer orientalischer Restaurants, wie sie den Helfern und den Polizisten Speisen ihrer Heimatländer servierten. Viele sagten: Wir sind näher zusammengekommen. Ein hervorragender Bericht, der meine Anerkennung hat.
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Georg Segessenmann
antwortete am 20.09.01 (15:07):
Man darf nicht vergessen, dass die Medienleute davon leben, immer noch stärkere Events dem Publikum zu servieren. Das geht so weit, dass einige "ganz schlaue" Berichterstatter Leute aufwiegeln, schräge Dinger zu drehen, zu denen sie sonst gar nicht fähig wären. Wären wir alle weniger action-geil, würden nicht Unglück und Verbrechen sich in den Salären einiger Medienleute fördernder auswirken als Goodnews, würden diese Sensationshäscher vermutlich einen anderen Job suchen.
Schorsch
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Karl
antwortete am 21.09.01 (08:09):
Badische Zeitung 21.9.2001
Jubelszenen waren angeblich gekauft
Unter dieser Überschrift wird die Behauptung des Stern zitiert, die Jubelszenen in Ostjerusalem seien durch Süßigkeiten gekauft worden. So sagt z.B. die tanzende Palästinenserin Fatma Hussein, sie hätte vom Ausmaß der Terroranschläge nichts gewußt. Ein Kameramann habe ihr Süßigkeiten hingehalten und gerufen, das kriegst Du jetzt, wenn Du jubelst.
"Echte" Jubelszenen hätte es jedoch in der Westbank gegeben, berichtet der Stern.
Was wir daraus lernen können? Mit nichts kann man überzeugender lügen als mit Bildern. Daran sollten wir auch bei der kommenden "Kriegsberichtserstattung" denken, von welcher Seite auch immer die Bilder präsentiert werden.
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Hiltrud
antwortete am 21.09.01 (12:50):
Aufpeitschende Aktion für eine innovative Zukunft in sozialer Gerechtigkeit für alle Personen, aller Nationen; angefangen im eigenen Land.:
Schauen Sie bitte in die bundesweit bekannte, doch weiterhin über alle Medien verschwiegene Solidar-AKTIONs-Homepage: www.vermaten.de. Machen Sie bitte mit, wo und wie Sie können. In Kürze erscheint über den Aktions-Webmaster die AKTUELLE SEITE.
(Internet-Tipp: https://www.vermaten.de)
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