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THEMA:   fundamentalistische Selbstgerechtigkeit

 15 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 19.08.03 (14:58) mit folgendem Beitrag:

Die großen Vereinfacher, die wissen wie die Welt gebaut ist und funktioniert, führen fast überall das große Wort, in der weiten Welt und hier im ST.

Es gibt Gute und Böse und dazwischen nichts. Die Fundamentalisten aller Coleur sind sich in diesem simplen Weltbild einig. Sie sind intolerant und haben die Wahrheit für sich gepachtet. Zwischentöne kennen sie nicht. Bist Du nicht für mich, dann bist Du wider mich.

Sie sind sich so ähnlich und doch bekämpfen sie sich bitterlich. Es ist mehr dem Zufall überlassen, auf welcher Seite sie zu finden sind. Sie brauchen den festen Glauben in das Rechthaben und sie brauchen Feinde.

Sie schaffen sich Feinde, wenn diese fehlen, sie konstruieren sich Feinde.

Ich liebe dieses Schwarz-weiß Denken nicht. Es führt meistens in die Irre. Es gibt nicht "die Wahrheit", sondern viele Wahrheiten. Es gibt Standpunkte und jeder hat seinen eigenen.

Wie kann Toleranz militant sein? Es überzeugt mich nicht, wenn mit Intoleranz tolerante Standpunkte befohlen werden sollen. Sprich mit den Menschen und findet heraus, dass sie die gleichen Wünsche und Träume haben, wie Du selbst.


dino9 antwortete am 19.08.03 (15:39):

hallo,
alle menschen in welchen erdteil man auch schaut haben (mehr o.weniger die gleichen wünsche : ein heim , einen passenden partner u. vielleicht kinder.sicher gibt es ausnahmen , aber die bestätigen die regel.
viel feint viel ehr.
wenn du viele freunde hast brauchst du keine feinde mehr.
gruß dino9


Barbara antwortete am 19.08.03 (16:44):

Tut mir leid, Karl, vielleicht ist mein Adrenalin-Spiegel noch ein wenig zu hoch, aber ist das nicht ein Aufruf, lieber nach Biedermann-Art zu leben?

nur nichts sagen, schön still sein... sonst ist es mit meiner Ruhe vorbei?

Es gibt doch wirklich Themen, in denen eine ganz und gar klare Position vertreten werden muss, und dazu gehört der Rassismus. Der offene und der verkappte.

Wie war es noch mit der Aufarbeitung der Nazi-Zeit? Nie wieder wollten wir eine derartige Mentalität in unserem Lande dulden. Und nun rufst Du dazu auf, sich doch brav in der Grauzone zu tummeln. Nur nicht weiß und schwarz... denn das ist in Deinen Augen fundamentalistisch?

Ich denk noch immer, ich bin im falschen Film....


Gudrun_D antwortete am 19.08.03 (17:47):

Barbara

ich sehe in Karls mahnenden Worten,sich nicht einseitig auszurichten-oder zu richten,keinen Aufruf,sich als Biedermann in die Grauzone zu flüchten.

Toleranz ist das Zauberwort gepaart mit Verständnis für
andere Glaubensrichtungen mit ihren dadurch festgelegten Lebensweisen.
Toleranz beinhaltet auch,verstehen wollen-man kann es lernen.
Ich bin sehr,sehr lange mit Menschen anderer Rassen und Konfessionen befreundet-sehr herzlich ist unser Umgang,weil jeder den andern und seinen Glauben achtet.
Wir haben schon nächtelang diskutiert über die Unterschiedlichkeit allen Denkens.Niemals wurden scharfe oder böse Worte gewechselt,auch,wenn man nicht alles nachempfinden konnte.
In diesen Gesprächen lernte ich besser verstehen als aus allem Gelesenem.
Was Karl schreibt,habe ich dabei auch erlebt:

alle wollen-eigentlich-das Gleiche:leben-gesunde Kinder grossziehen können- usw.-keinen Krieg.....und gehen doch,wenn sie gerufen werden.Und sind dann von einem erschreckenden Fanatismus beseelt.


Medea. antwortete am 19.08.03 (17:55):

Bin ich in Deutschland oder bin ich im Iran?
Steht bald hier in den Foren in jeder Ecke ein(e) Religionswächter(in), der/die auf die Einhaltung der Sittlichkeit wacht??? :-)
Und wehe, es rutscht ein nicht dreimal gedreht und gewendetes, spontanes Wort aus dem Mund !!!
Ein Zipfelchen wird schon gefunden werden, an dem das Wort rassistisch aufgehängt werden kann.


Barbara antwortete am 19.08.03 (18:28):

Regeln zum Benutzen des Diskussionsforums:

...für uns endet die Freiheit des Wortes dort, wo andere verletzt werden. Wir werden deshalb sexistische, Rassen- und Volksgruppen-diskriminierende Äusserungen sowie Aufrufe zur Gewalt nicht dulden...


Karl antwortete am 19.08.03 (19:34):

Liebe Barbara,

"für uns endet die Freiheit des Wortes dort, wo andere verletzt werden." Hierzu gehört aber auch, dass ich eine Hatz auf einzelne Forenmitglieder nicht dulden werde.
Die Unschuldsvermutung gilt auch beim Lesen eines Beitrags. Nachfragen, wenn etwas missverständlich ist, ist besser als gleich draufhauen. Richtigstellen, wenn etwas deutlich schief liegt.

Mit Biedermann hat das nichts zu tun, sondern mit der Pflicht zur Menschlichkeit. Wolfgang und Pilli machen jede Diskussion kaputt, wenn sie die Menschen hier mit Zitaten verfolgen. Harte Diskussion in der Sache scheue ich nicht, das weiß jeder. Rassisten haben im ST noch nie und sie werden nimmer ein Ruhekissen finden. Aber gleich allen und jeden als Rassisten (Brandstifter) zu klassifizieren, der hier schon einmal Angreifbares gesagt hat, geht nicht. Das ist genau dieselbe Denke wie sie die Rassisten pflegen, nur jetzt auf die Einzelperson bezogen.

Das Schwarz-Weiß Gemälde Biedermann und die Brandstifter wird meinem Anspruch an differenziertes Denken nicht gerecht. Ich werde nicht jedem hier von vorneherein misstrauisch gegenübertreten, nur um nicht als "Weichei" oder "Biedermann" im Sinne von Wolfgang zu gelten. für mich gilt die Unschuldsvermutung und ich sperre erst, wenn ich persönlich überzeugt bin, dass "Hopfen und Malz" verloren ist, aber dann tue ich es, ich habe es oft genug bewiesen.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


juttam antwortete am 20.08.03 (05:01):

Amen Karl!
Genauso sehe ich das auch!

Barbara hat die Biedermeyersache immer noch
nicht mitgekriegt.

Karl plaidiert (fuer mich ueberraschenderweise,
nach 1 1/2 Jahren hier) dafuer dass jeder fuer sich
denken soll - muss! - Und dass damit nichts
verkehrt ist!
Dass es aber sehr wohl falsch und gefaehrlich sein
kann wenn jemand sooo davon ueberzeugt ist,
dass er/sie alleine es richtig haben und die andern
nicht.

Barbara ist in der Tat immer noch im falschen film!

Wollen wir's nicht hoffen Medea, ein paar gute Versuche
mit den moralisch/intellektuellen "Obrigkeiten"
gab und gibt es hier im ST Forum schon immer!

Prediger wird es immer geben.
Die einen sehen hinter jedem Ast was..die andern
fuerchten den ganzen Wald.
Gegensaetze sind was uns und unsere Leben so
interessant machen.
Unsere diversen Kulturen uebrigens auch!

eine Schablone zum nachkucken wird bei unserer
Geburt nicht mitgeliefert....
Der trick ist selber zu unterscheiden und dementsprechend zu agieren.
- so wie jeder das
fuer sich fuer richtig haelt!

Und wenn das jeder fuer sich tut, dann KANN soviel nicht schiefgehen, denn dann entsteht eine Waage,
die gelegentlich hier und da mal fluktuiert, aber im
Grossen Ganzen nicht vollkommen umkippt.

Habe ich erwaehnt, dass ein bisschen positives
Denken und Vertrauen in sich selber, den Naechsten,
und die Menschheit im allgemeinen aeusserst
hilfreich ist?


Karl antwortete am 20.08.03 (07:48):

Hallo Jutta,


ich habe noch niemals behauptet, dass nicht jeder selbst denken sollte. Gerade das fehlende Denken habe ich ja oft bemängelt ;-)

MfG Karl


Mechtild antwortete am 20.08.03 (14:35):

@ Karl
vielleicht verstehe ich eine politische Diskussion
anders als Du. Sicher gibt es viel zwischen gut und
Böse, wo man verschiedener Meinung sein kann und
sich austauschen muss. Aber es gibt auch Grenzen die
nicht übersprungen werden dürfen und wo Toleranz
und Verständnis fehl am Platz sind. Um diese
Grenzen deutlich zu machen, muss man in einer
politischen Diskussion deutlich werden.
Es gibt auch viel andere Standpunkte, die man
verstehen kann. Aber es gibt auch Standpunkte, wo
man sehr früh klar nein sagen muss, die man nie
verstehen darf und man immer schreien muss, wenn
man sie hört. Klar plappern viele einfach nur nach und
wissen gar nicht was sie sagen, aber auch die
Nachplappere, die Nichtssager und Allesversteher
sind mitschuldig. Auch denen muss man klar sagen,
dass sie selbst denken sollen und nicht nachplappern.
Toleranz ist okay, aber hat Grenzen. Man kann auch
nicht mit allen Menschen reden, es gibt Menschen die
haben Wünsche und Träume, die sind gefährlich und
die muss man bekämpfen. Da ist Verständnis fehl am
Platz, das sind Feinde und die werden nicht
konstruiert.


Gudrun_D antwortete am 20.08.03 (15:31):

Medea

Du schreibst:

<Toleranz ist okay, aber hat Grenzen. Man kann auch
nicht mit allen Menschen reden, es gibt Menschen die
haben Wünsche und Träume, die sind gefährlich und
die muss man bekämpfen. Da ist Verständnis fehl am
Platz, das sind Feinde und die werden nicht
konstruiert.>

Nicht alle Wünsche und Träume muss man "bekämpfen" oder sind gefährlich.
Ich denke, man sollte versuchen,den Grund dieser Wünsche herauszufinden-wenn nicht tolerierbar,doch nicht gleich bekämpfen---da wäre doch wieder Toleranz gefragt,indem man
nicht gleich bekämpft und dadurch neue Feinde schafft-sondern durch Annäherung in Gesprächen mit diplomatischem Geschick gegenseitiges Entgegenkommen möglich macht.

für mich hat Kampf=kämpfen immer einen sehr unguten Beigeschmack-schmerzlich sogar.

Gerade in der Poltik ist heute mehr denn je Diplomatie gefragt! Überall ist Munition gefährlichster und endgültiger Vernichtungsmöglichkeit gehortet.
Wir haben doch noch das Entsetzen in uns,als Mr.Bush den Irak zu "bekämpfen" begann!
In der Folge wurde nun in den vergangenen 24 Stunden auf das Un-Quartier in Bagdad ein blutiges Attentat verübt.
Es wird nicht das letzte sein-fürchte ich-und es traf Menschen,die mit dem Kampfgeschehen nicht das Geringste zu tun hatten!


Medea. antwortete am 20.08.03 (16:40):

Hallo Gudrun -

es ist ja nett, daß ich offenbar in Deinen Gedanken war, ;-),
aber den Text, auf den Du Dich beziehst, habe ich nicht
geschrieben ....
Ich muß hoffentlich nicht für alles herhalten :-))


Gudrun_D antwortete am 20.08.03 (16:52):

Medea

kanst Du mir nochmal verzeihen??????

Das kommt davon,wenn man nicht genau hinsieht!

Nein zu verwechseln bist Du nicht mit Mechthild-(hatte mich schon gewundert)

aber,Du sagst ja selber oft:
Humor ist,wenn man trotzdem lacht!

lachste mit?


Wolfgang antwortete am 20.08.03 (17:00):

Ich unterstuetze Mechtilds Formulierung vom notwendigen Kampf gegen mancher Menschen gefaehrliche Wuensche und Traeume. Ich moechte noch einmal auf den Begriff 'Rassismus' eingehen, denn ich halte ihn fuer den Schluessel zum Verstaendnis des Denkens der Feinde der Toleranz.

Rassismus ist eine Haltung, die sehr vielen Menschen eigen ist... Rassistisch argumentierende Menschen konstruieren Grossgruppen (z. B. DIE Juden, DIE Muslime, DIE Schwarzen, o. ae.) anhand vorhandener leicht erkennbarer aeusserlicher Attribute (z. B. die Religionszugehoerigkeit, die Hautfarbe, o. ae.) und verpassen ihnen kollektiv Faehigkeiten, Fertigkeiten oder Charaktereigenschaften. Rassistische argumentierende Menschen legitimieren darueber hinaus die Ungleichverteilung von Rechten und materiellen Ressourcen, oder, was das Gleiche in Gruen ist, sie legitimieren die Existenz eigener Privilegien bzw. den Anspruch darauf. Wird es konkret (z. B. bei der Zulassung von Schulen oder beim Bau von Gotteshaeusern), lehnen sie universelle Menschenrechte ab (auch wenn sie, wenn es nicht um konkrete Anlaesse geht, der Gleichheit der Menschen pro forma scheinheilig oft das Wort reden).

Rassistisch argumentierende Menschen scheren Menschen ueber einen (ihren) Kamm... Den Mitgliedern der konstruierten Grossgruppen sprechen sie eine eigene individuelle Persoenlichkeit ab. Das ist bequem. Denn wer von Kollektiveigenschaften einer Menschengruppe ausgeht, muss das einzelne Individuum gar nicht mehr kennenlernen, um es beschreiben zu koennen. Rassistisch argumentierende Menschen setzen die wichtigsten Wesenszuege der konstruierten Grossgruppe vielmehr als bekannt und als determiniert voraus, "[,,,] ganz so, als handle es sich um einen Hund, der - weil er einer bestimmten, gezielt gezüchteten Rasse angehört - genau dieselben Eigenschaften hat wie alle anderen Mitglieder derselben Rasse." (Quelle des Zitats... CHRISTOPH BUTTERWEGGE: Rechtsextremismus - Begrifflichkeiten und theoretische Grundlagen, ueberarbeitete Fassung des Kapitels gleichen Titels aus: CHRISTOPH BUTTERWEGGE, Rechtsextremismus, Freiburg im Breisgau/Basel/Wien (Verlag Herder) 2002, S. 11-25).


Medea. antwortete am 20.08.03 (17:59):

@ Gudrun:

Ja!


sofia204 antwortete am 20.08.03 (18:20):

lieber Wolfgang,
den Begriff, den Du erklärst,
habe ich jetzt ordentlich in der Schublade,
mit Etikett "Rasse" markiert,
die Wurzel ist arabischen Ursprungs
"ra's" und bedeutet Ursprung, Kopf.
Weitere Abwandlungen von diesem Radix
lasse ich jetzt unausgesprochen :-)