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THEMA:   Biedermann und die Branddstifter, ein Gleichnis wofür?

 23 Antwort(en).

Karl begann die Diskussion am 18.08.03 (11:03) mit folgendem Beitrag:

Hallo zusammen,

ich bitte jeden, der zu diesem Thema mitdiskutiert, zunächst unten stehende Quelle zu "Biedermann und die Brandstifter" von Max Frisch zu lesen.

Es geht darum, dass ein Hausherr, Herr Biedermann, ungebetenen Gästen, die an seine Haustür klopfen, aus Mangel an Zivilcourage immer mehr nachgibt, bis er ihnen schließlich noch die Streichhölzer überreicht, mit denen sie sein Haus anzünden und ihn damit auch umbringen.

Dieser Text enstand kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und er wird im allgemeinen als ein Gleichnis für die Machtergreifung der Nazis verstanden und interpretiert.

Nun wird dieser Text instrumentalisiert, um mein Forenmanagement zu kritisieren. Es wird mir vorgeworfen, mich in Bezug auf rassistische und volksverhetzende Beiträge im ST wie Herr Biedermann zu verhalten. Ich muss gestehen, dass mich dieser Vorwurf sehr tief getroffen und empört hat. Ich werde jetzt nicht meine unzähligen Beiträge in den Foren raussuchen, in denen ich gegen die Rechten und für die Menschlichkeit argumentiert habe. Ich muss mir nicht beweisen, dass diese Vorwürfe bösartig und falsch sind. Ich habe genug Zivilcourage meine Meinung zu vertreten und habe noch niemals einem Brandstifter recht gegeben.

Ich möchte eher mein Unbehagen über das Gleichnis "Biedermann und die Brandstifter" zu Ausdruck bringen. Löst man es aus seiner Zeit und dem direkten politischen Bezug heraus, kann es leider auch ganz falsch verstanden werden. Es kann sehr leicht auch als ein Schüren von Fremdenhass und von krankem Misstrauen fehlinterpretiert werden.

Meine Linie hier in den Foren jedenfalls ist weder durch ein solches schwarz-weiß Gemälde wie "Biedermann und die Brandstifter", welches die Welt in nur zwei Lager einteilt, noch durch vorauseilende Hysterie und eine Löschpolitik auf Zuruf gekennzeichnet.

Ich werde hier weiterhin dafür Sorge tragen, dass sich menschenverachtende Theorien im ST nicht ausbreiten können. Dazu gehört nach meinem Verständnis jedoch auch der Schutz einzelner DiskutantInnen vor einer unmenschlichen vorschnellen Verurteilung. Ich habe anderswo geschrieben:

"Der Mensch ist mehr als seine Meinung" und dazu stehe ich! Es ist inhuman und dem rassistischen Denken näherstehend, wenn jemand durch eine Aussage, die vielleicht nur falsch interpretiert worden ist, gleich und für immer den Stempel "Rassist" etc. auf die Stirn gedrückt bekommt. Deshalb bezeichne ich Meinungen als rassistisch, aber dem Menschen gebe ich eine Chance, aus dieser Ecke auch wieder herauszukommen.

Wenn man mich deshalb fälschlicherweise als Biedermann beschimpft, muss ich das wohl ertragen. Aber eine simplizistische Einteilung der Welt in nur Gut und Böse mache ich nicht mit.

Internet-Tipp: https://www.zum.de/Faecher/D/Saar/real/Biederma.htm


Medea. antwortete am 18.08.03 (12:33):

Der Vorwurf steht hier im Raum, daß Karl in seiner Eigenschaft als webmaster zu großzügig mit den Diskutierenden umginge, da Diskussionsbeiträge auch rassistische Äußerungen enthielten.....
Ganz abgesehen davon, daß es ihm allein freisteht, was gelöscht wird oder stehenbleibt, wäre es schon interessant herauszufinden, wie völlig Neutrale außerhalb der Foren die Texte im Zusammenhang gelesen, sehen.
Jede/jeder der hier Diskutierenden ist als befangen abzulehnen.
Ganz außerhalb jeder Fairness sind die Anwürfe, denen Karl hier ausgesetzt ist. :-((


sofia204 antwortete am 18.08.03 (12:33):

ich seh das Biedermann-Beispiel als Griff nach dem Strohalm :

wenn ein emotionserfüllter bißfester Streit
überwechselt auf Schlagworte
mit istischen Worthülsen,
wird die Schädlichkeit in Form von
Informations-Link-Inhaltsangaben verordnet,
und das Prinzip der Gen-Manipulation ist in aller Munde.


Gudrun_D antwortete am 18.08.03 (13:08):

Hallo,Medea

Deine Worte: jeder..ist als befangen anzusehen..kann ich nur bedingt unterstreichen.
Habe alles ganz genau-mehrmals-gelesen und mitverfolgt-mich aber wohlweislich gehütet,nur ein Wort dazu von meiner eigenen Meinung zu schreiben!
Zu sehr ist mir die schmerzhafte Erfahrung in Erinnerung,dass ich-kaum im ST- als "braune Gefahr ganz,ganz böse angegriffen wurde.!
Völlig zu Unrecht.
Es ist gar nicht so einfach,geschriebene Gedanken,Überzeugungen und Kopiertes so vorzubringen,dass es von jedem richtig verstanden wird ohne völlig falsche Interpretationen auszulösen-die zudem nicht selten ganz gezielt gesucht werden!

Es ist ungemein beschämend für uns,dass Karl sich veranlasst sieht,seine Denk-und Handlungsweise erklären zu müssen!

-betone ausdrücklich,dass ich keine Scheimspur hinterlasse sondern MEINER Meinung hier Ausdruck gebe-


Gudrun


Barbara antwortete am 18.08.03 (13:56):

So ganz recht geben kann ich Dir nicht, Karl, denn ich halte "Biedermann und die Brandstifter" noch heute, bzw. gerade heute... für höchst aktuell und möchte dieses Stück nicht allein zur Aufarbeitung der Vergangenheit sehen. Als ich gerade unter einem anderen Thema antwortete, hatte ich diese neue Diskussion noch nicht gesehen. Ich möchte noch einmal das von Heidi genannte Zitat zur Diskussion stellen, weil ich es für ausgesprochen wichtig halte:

>>>>".. Jedenfalls kannst du ihn nicht wegschicken, du gibst ihm Suppe und Brot dazu, wie gesagt, und sogar mehr als das: Du gibst ihm recht. Zuerst nur durch dein Schweigen, später mit Nicken, schließlich mit Worten. Du bist einverstanden mit ihm, denn wärest du es nicht, müsstest du sozusagen zugeben, dass du selber Unrecht tust, und dann würdest du ihn vielleicht fürchten. Du willst auch nicht dein Unrecht ändern, denn das hätte zu viele Folgen. Du willst Ruhe und Frieden, und damit basta! Du willst das Gefühl ein guter und anständiger Mensch zu sein,.."<<

Das ist doch hochaktuell! Denk einmal an die Zeit nach dem 11. September. Hat irgendjemand danach gefragt, wer in diesem Fall der eigentliche Brandstifter war, wer diese Attentäter in die Verzweiflung getrieben hat? Haben die meisten (Staatsoberhäupter) nicht lieber über die Gründe geschwiegen und dem Brandstifter in der Figur von Bush als Vertreter der westlichen Welt recht gegeben.... anderenfalls hätten wir uns mit den Quellen unseres Reichtum auseinandersetzen müssen, für globale Gerechtigkeit eintreten müssen... was Verzicht für uns bedeutet hätte. Nein, da schauen wir doch lieber weg, schweigen, wollen in Ruhe unseren Reichtum genießen.

Sagt nicht genau das der Passus aus, den Heidi uns als Denkanstoß gab? Hier geht es nicht nur um den ersten Teil... denn dieser Biedermann war ein Ausbeuter. Seinen besten Freund, dem er seinen Reichtum verdankte, weil er ihn um seinen Anteil betrog... trieb er ohne den geringsten Skrupel in den Tod.

Also, ich für meinen Teil kann da durchaus Parallelen zur aktuellen Ausbeutungspolitik der "westlichen Welt" erkennen. Dabei gibt es nicht nur einen Brandstifter... auf jeden Fall sehe ich Millionen von Biedermänner... auch Biederfrauen.


Gudrun_D antwortete am 18.08.03 (14:31):

Barbara

so einfach ist der 11.September nicht zu "erklären" denke ich
Es muss nicht Biedermann und Co allein der ursächliche Auslöser gewesen sein-es könnte auch gnadenloser Hass die Triebfeder
nicht nur dieser Wahnsinnstat sein.


Barbara antwortete am 18.08.03 (15:49):

Gudrun, und wodurch entsteht Hass? Meinst Du wirklich, ein paar Gläubige schauen in den Koran und werden zu Mördern? Es waren intelligente junge Menschen, die sich viele Gedanken gemacht haben....

Mir fällt ein weiteres Beispiel ein:
Warum wird z.Zt. massiver Widerstand gegen eine Ausstellung über die RAF geleistet? Man möchte dieses Thema lieber totschweigen. Selbst nach dreißig Jahren könnten einige auf Idee kommen und sich fragen, wieso aus besonders sozial engagierten jungen Menschen hasserfüllte Monster werden konnten. Warum wollten sie die Spitzen des Kapitalismus vernichten? Lieber nach Biedermann-Art noch heute darüber schweigen, sonst müsste man evtl. über einiges diskutieren, was unser System in Frage stellen könnte. Das ist gefährlich. Schon damals habe ich mich gewundert, warum jeder intelligente Kopf sofort als Aussätziger gesehen wurde, sobald er mit den inzwischen inhaftierten Terroristen ein Gespräch suchte.

Nun möchte ich mich natürlich selbst auch nicht als Biederfrau zeigen und zu den eigentlichen Punkten Stellung nehmen:

Zuerst einmal möchte ich mich über Medea.’s Worte wundern:
>>Ganz abgesehen davon, daß es ihm (gemeint ist Karl) allein freisteht, was gelöscht wird oder stehenbleibt, wäre es schon interessant herauszufinden, wie völlig Neutrale außerhalb der Foren die Texte im Zusammenhang gelesen, sehen.
Jede/jeder der hier Diskutierenden ist als befangen abzulehnen.
Ganz außerhalb jeder Fairness sind die Anwürfe, denen Karl hier ausgesetzt ist. :-((<<

Medea. stellt gleich als erstes fest, dass jeder, der bisher an den Diskussionen teilgenommen hat, als befangen abzulehnen ist. Obwohl sie selbst zu den Teilnehmern zählt, hält sie sich nicht an ihre eigenen Worte und stellt sich ganz klar hinter Karl. Tut mir leid, Medea., aber das löst bei mir weitere Fragen auf: Möchtest Du Dich stets nur mit den Angelegenheiten von Menschen auseinandersetzen, die sich selbst dazu nicht äußern sollen bzw. können?

Fortsetzung


Barbara antwortete am 18.08.03 (15:50):

Fortsetzung:

Karls Gefühle kann ich nachempfinden. Er stellt uns dieses Forum unter einem erheblichen Kraftaufwand zur Verfügung, trägt die Verantwortung für die Einhaltung seiner Regeln und wird nun angegriffen. Hier geht es vor allem um den Passus:

>>für uns endet die Freiheit des Wortes dort, wo andere verletzt werden. Wir werden deshalb sexistische, Rassen- und Volksgruppen-diskriminierende Äusserungen sowie Aufrufe zur Gewalt nicht dulden.<<

Diese Zusage umzusetzen gleicht einer Gratwanderung. Dort heißt es z.B., dass keine sexistische Äußerung geduldet wird. Hm... Wenn ich als Frau die Bemerkung fallen lasse, „Na ja, Frauen und Technik....“, ist das eindeutig sexistisch. Sagt Karl sich, als Frau darf sie das sagen, beim Mann würde er sie streichen? Also, ich denke, da würden wir es alle nicht so genau nehmen und einfach nur schmunzeln.

Aber wann hört das Schmunzeln auf, wo sind die Grenzen? für Karl ist das sicher oft ein Eiertanz... Ich glaube, die Diskussion eskalierte an seinem Geburtstag. Ich stell mir vor, dass Karl dieses Fest im Kreise seiner Lieben feiert, nebenbei mal bei den Senioren vorbei schaut und sich über die rege Teilnahme freut. Vielleicht verlässt er sich auch ein wenig darauf, dass einige sehr engagierte Köpfe über die Einhaltung seiner Regeln wachen....

Die engagierten Köpfe, die mir dabei vorschweben, stehen alle noch im Erwerbsleben und sehen den Seniorentreff nicht als ruhige Plauderrunde von Rentnern an, die ihren Tag möglichst angenehm über die Runden bringen wollen. Sie haben „Biedermann und die Brandstifter“ verinnerlicht und sehen es als ihre Pflicht an, den Seniorentreff von Brandstiftern rein zu halten. Ihnen gegenüber habe ich genau solche Hochachtung wie gegenüber Karl, denn die Grenzen einzuhalten, ist sehr kompliziert. Unterdrücke ich alles Verdächtige, kommt keine Diskussion auf, lasse ich zu viel durchgehen, locke ich andere an und ermutige sie, ihr Unwesen zu treiben.

Zu der kompromisslosen und harten Argumentation von Wolfgang möchte ich sagen, dass nur derjenige etwas in den Köpfen anderer erreicht, der überzieht. Erst dann wachen einige auf, fühlen sich zur Gegenrede oder Unterstützung aufgefordert. Ich erkenne in uns allen die Gefahr, „um des lieben Friedens willen“ (nach Biedermann-Art?) leisere Töne zu wünschen. Die lauten sind jedoch gerade beim Thema Rassismus angebrachter, denn Senioren überhören sonst leicht einmal etwas. Dabei können wir durch diese Auseinandersetzungen eine ganze Menge lernen. Die meisten von uns haben Kinder und Enkelkinder. Auch in der Diskussion mit ihnen ist es wichtig aufzupassen, dass keine neue Generation der Biedermänner heranwächst.


mechtild antwortete am 18.08.03 (15:58):

Auch ich bin befangen, aber will meine Meinung äußern
Ich finde es richtig eine Meinung, die rassistische Punkte enthält als rassistisch zu bezeichnen. Anders ist es wenn man jemanden als Rassist bezeichnet. Damit urteilt man über die ganze Person. Damit sollte man vorsichtig sein, wenn man jemand nur aus dem ST kennt. Wir leben alle in dieser Gesellschaft und übernehmen sehr schnell unreflektiert Meinungen.
Karl ich wusste gar nicht, dass Du so empfindlich bist. Wenn Wolfgang der Meinung ist, dass Du mit Deinem Verhalten auch „Brandstifter“ bist, ist das erst mal seine Meinung und er hat das Recht seine Meinung zu äußern. Weder Du noch irgend ein anderer ist gezwungen diese Meinung zu übernehmen. Sie ist auch nicht richtig oder falsch, sondern Wolfgangs Meinung. Solange Du mit diskutierst musst Du mit Kritik rechnen.
Du bekommst sehr viel ab, weil Du einmal als Diskussionspartner teilnimmst und als Webmaster. Diese Doppelrolle ist manchmal schwer zu trennen. Diskussionspartner, die alles verstehen und nie klar ihre Meinung sagen, machen doch jede Diskussion kaputt.
Überleg mal, ob Du nicht eine Couch im Politforum aufstellest und einen PsychologenIn daneben setzt, manchmal braucht jeder das.


Gudrun_D antwortete am 18.08.03 (16:10):

Barbara

nur eine Antwort noch an Dich von mir:

Gottseidank haben wir Kinder und Enkel!
Ich nehme mal an,wir haben es möglich gemacht,eine positive Erziehung und Bildung in jeder Hinsicht vermittelt zu haben.
Wir können es sehr leicht am Verhalten und Erfolg der "Ableger" erkennen.
Hier ist jetzt ist unsere Einflussnahme beendet-
nun wird sich zeigen,ob wir mit gutem Beispiel vorangegangen sind,oder versagt haben.
Was ereifern WIR uns darüber noch? Da sind jetzt die nachfolgenden Generationen gefragt.
"Einflussnahme" haben wir nun nicht mehr.....


Gudrun_D antwortete am 18.08.03 (16:14):

Mechthild

da hättest Du was zu lachen,wenn Ihr mich auf die Couch brächtet;-)
müsste schon gewaltsam geschehen....
Hast Du Dir überlegt,was Du da vorschlägst?????

Demnächst vielleicht noch ein Eignungstest fürs Internetverhalten;-)da die Reglen la mit Fleiss überlesen werden!


Felix antwortete am 18.08.03 (17:36):

Zuerst einmal:

Ich habe das Stück von Frisch in sehr unterschiedlichen Inszenierungen erleben dürfen.
Seine Aussage ist immernoch hoch aktuell.

Vorwürfe an die Adresse Karls sind völlig daneben und empfinde ich beleidigend.

An Brandstifter/innen fehlt es in diesem Forum allerdings nicht!


Medea. antwortete am 18.08.03 (17:54):

@ Barbara
vorweg: Ich wollte mit meiner Äußerung von der "Befangenheit" ausdrücken, daß wir, die wir mit unseren Meinungen hier in die diversen Themen, die in die Kritik geraten sind, involviert sind, vielleicht manches, was geschrieben wurde, falsch auslegen ..... - eben befangen sind, ich nehme mich doch da nicht aus. Daher erschien es mir logisch zu sein, mal "Außenstehende", d.h. keine Mitdiskutanten aus dieser Runde, die Texte in den verschiedenen Themen zum Islam beurteilen zu lassen, wegen des Vorwurfs, daß es rassistische Äußerungen gäbe, die hätten gelöscht werden müssen. (Tut mir leid, sonst bringe ich selten solche Satzbandwürmer ;-) )
Hinter Karl habe ich mich gestellt, weil ich ihn zu Unrecht angegriffen finde - der Vorwurf, ein Biedermann zu sein, ist schon stark. Er läßt ja wohl auch an Deutlichkeit schlecht eine andere Interpretation zu als die, die auch Karl empfindet, es ist allein seine Befindlichkeit, die hier ausschlaggebend ist, nämlich das, was es bei ihm auslöst, so benannt zu werden.
Ansonsten gefällt mir, was Du schreibst, da ich es auch unterstreichen kann.


Medea. antwortete am 18.08.03 (18:28):

Ja, ich sehe, daß mein Satz "Jede, jeder der hier Diskutierenden ist als befangen abzulehnen" tatsächlich mißvertändlich aufgefaßt werden kann. :-(
Gudrun hat das auch so empfunden und Mechthild ebenfalls....
Ich meinte das nicht für alle hier in diesem neuen Thema Mitdiskutierenden, sondern es ging an die Adresse der Schreibenden in den schon bestehenden Islam-Foren, die m.E. von "neutralen Lesern" beurteilt werden sollten.


dirgni antwortete am 18.08.03 (19:36):

Hallo Karl,
"Wenn man mich deshalb fälschlicherweise als Biedermann beschimpft, muss ich das wohl ertragen"

Nein, zum Glück mußt Du das nicht - wir kennen alle die Möglichkeiten, die Dir zur Verfügung stehen - und ich denke, alle sind froh, daß Du sie nicht ergreifst. Die Gratwanderung zwischen Toleranz und Verantwortung ist zweifellos äußerst schwierig.

Man kann wohl nur annehmen, daß diejenigen, die diesen Vergleich gebracht haben, das Stück von Max Frisch entweder nicht gelesen oder nicht begriffen haben. Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand bewußt eine derartige Beleidigung äußert.


Karl antwortete am 18.08.03 (19:46):

@ mechthild,


dass mich Wolfgang auch als "Brandstifter" bezeichnet hat, glaube ich nicht - oder habe ich etwas überlesen? Mir reicht schon "Biedermann", der nämlich nicht nur als dumm, sondern auch als ziemlich unsympathisch geschildert wird. Bei der angenehmen Kühle heute Abend geht es mir aber sowieso schon wieder viel besser und ich denke, lassen wir es abtropfen ;-))

Mit freundlichen Grüßen

Karl


mechtild antwortete am 18.08.03 (20:41):

Entschuldigung an Dich Karl und an Wolfgang. Ich habe den Fehler erst jetzt gemerkt. Tut mir sehr leid.


Karl antwortete am 18.08.03 (21:21):

Akzeptiert, Mechthild. Das hat auch keinen Schaden angerichtet, Irren ist menschlich. Gerade deshalb möchte Dir zu Deinem inhaltlichen Teil, zur Trennung der Bewertung von Meinungsäußerung und Person auch zustimmen.

Wir alle haben in unserem Leben schon Dinge gesagt, an denen wir heute lieber nicht gemessen werden möchten.

Ich behaupte deshalb: Genauso unmenschlich wie unzulässige Verallgemeinerungen über eine Volksgruppe oder die Menschen einer Religionsgemeinschaft sind vorschnelle Schlüsse über einen Menschen aus dem, was er früher einmal geschrieben oder gesagt hat. Irren ist menschlich und ein Menschenrecht ist es, sich korrigieren zu dürfen.

Wenn wir im Einzelfall keine Menschlichkeit und Fairness praktizieren, dann degenerieren m.E. auch alle Aufrufe zur Völkerverständigung und gegen Rassismus zur hohlen auswendig gelernten Phrase.


juttam antwortete am 19.08.03 (06:47):

Jaaaaaa Barbara.....

" ....Hat irgend jemand danach gefragt, wer in diesem Fall der eigentliche Brandstifter war, wer diese Attentäter in die Verzweiflung getrieben hat?....."

Sicher hat das wer, naemlich alle vergewaltigten Frauen der Welt, die sich darueber im Klaren sein sollten,
dass ein kurzer rock und 2 offene Blusenknoepfe
Verzweiflungstaten ausloesen!
Klar wie frischgezapftes Wasser!

Also her mit kopftuch und dem Bademantel und den
Hosen unterm Kleid! - und das meine ich soooo
total NICHT rassistisch und/oder anti-Muslim!
(It's a figure of speech)

In der Tat ist der 11. September nicht damit abzutun!

..Probieren wir's mal hiermit:

Einer "hat", der andre "hat weniger"....und das alleine
gibt dem "Hat weniger" das Recht und die Pflicht
dem "Hat" den Schaedel einzuschlagen!

Nur so - damit der "Hat" auch weiss dass es unanstaendig ist zu haben!

Wenn Du dieses Denken nunmal ein bisschen
weiterfuehrst, und Dir ueberlegst, dass auch Du
"Hast" im gegensatz zu den vielen "verzweifelten" "Hat wenigers", die es als ihre Pflicht und Recht sehen den
"Hats" dann den Schaedel einschlagen -
- wo genau auf dem Plan stehst du dann eigentlich?
Schliesslich sind wir ja beide "Hat", oder?

WIRKLICHE Biedermeyer sind Diese Deines Denkens,
liebe Barbara!
Wirkliche Biedermeyer kucken gerne weg und regen
sich moralisch auf (dass man ja selber schuld sei),
solange es bloss den ANDERN passiert!

Und mach da mal keinen Fehler, Barbara, wenn
es zu "Hat" und "Hat Weniger" kommt, dann
sind wir jahrzehnte vielleicht nicht alle auf dem gleichen
Schiff gesegelt, aber nun sitzen wir (als westliche / reiche Laender)
alle im gleichen Boot! - Unser Boot heisst "Hat"

Vorausgesetzt natuerlich, dass deine Theorie stimmt,
und wir uns den 11. September durch "Haben"
verdient haben, sozusagen! - :)))

Max Frisch's "Biedermeyer und Brandstifter" haelt
heute noch Wasser und die Wahrheit ist doch die,
dass ein Mensch mit einem anderen Mensch
nur soviel anstiften kann, wie dieser Mensch es
erlaubt. -Zweischneidiges Schwert!!!

Welches auch fuer Brandstifter gilt. Denn diese fangen
ja (auf allen Seiten und in allen Ausfuehren) an als
Jene, die zu wissen glauben was fuer Alle andern Gut und Recht ist.

Welches Wolfgang ganz klar in die Kategorie Brandstifter
bringt und Barbara ganz klar in die Kategorie
Biedermeyer!


Barbara antwortete am 19.08.03 (07:28):

Schön, dass Du meinen Gedanken gefolgt bist, juttam.

Ich schrieb:

Zitat aus "Biedermann und die Brandstifter":
>>Du willst auch nicht dein Unrecht ändern, denn das hätte zu viele Folgen. Du willst Ruhe und Frieden, und damit basta! Du willst das Gefühl ein guter und anständiger Mensch zu sein,.."<<

Das ist doch hochaktuell! Denk einmal an die Zeit nach dem 11. September. Hat irgendjemand danach gefragt, wer in diesem Fall der eigentliche Brandstifter war, wer diese Attentäter in die Verzweiflung getrieben hat? Haben die meisten (Staatsoberhäupter) nicht lieber über die Gründe geschwiegen und dem Brandstifter in der Figur von Bush als Vertreter der westlichen Welt recht gegeben.... anderenfalls hätten wir uns mit den Quellen unseres Reichtums auseinandersetzen müssen, für globale Gerechtigkeit eintreten müssen... was Verzicht für uns bedeutet hätte. Nein, da schauen wir doch lieber weg, schweigen, wollen in Ruhe unseren Reichtum genießen.<<

Woraus schließt Du, dass ich mich nicht der westlichen Welt zugehörig fühle? Allderdings habe ich mir bereits am 11. September und danach... aber auch schon lange davor.... diese Fragen gestellt. Und um bei Deinen Worten zu bleiben, wenn Du Dich auf einem riesigen Schiff befindest, kannst Du allein schwer den Kurs ändern. Aber vielleicht werden es ja allmählich mehr, die sich Gedanken machen. Gemeinsam könnten wir es schaffen....

Deine Worte:
>>und die Wahrheit ist doch die, dass ein Mensch mit einem anderen Mensch nur soviel anstiften kann, wie dieser Mensch es erlaubt. -Zweischneidiges Schwert!!!<<

Siehst Du die Politik Deines Landes wirklich so? Die Iraker haben es erlaubt, dass die Bush-Leute über sie herfielen und nun ihre Öl-Quellen ausbeuten?

Meine Wahrnehmung ist eine andere. Sie wehren sich noch heute fast täglich dagegen...


schorsch antwortete am 19.08.03 (09:04):

@juttam

Du lässt eines ausser acht: Es gibt viele "Hats", die das, was sie haben, nur haben, weil es jemand anderem vorenthalten resp. gestohlen wurde. Ich möchte nur das Beispiel der Menschen des "Schwarzen Kontinents" erwähnen, die Jahrhunderte lang von den "Zivilisierten" ausgenützt und um ihre Bodenschätze gebracht wurden. Sie wurden wie Vieh gehandelt und, wenn sie die erwartete Arbeitskraft nicht mehr liefern konnten, "entsorgt".......

Heute sind sie ein lästiges Überbleibsel in Amerika und anderen Ländern, das man am liebsten mit Erde zuschütten möchte.... Man hat Sklaven geholt - und es sind Menschen geblieben. Menschen?


Wolfgang antwortete am 19.08.03 (11:39):

Biedermann und die Brandstifter, ein Gleichnis wofuer? - Meine Antwort: Ein im wahrsten Sinne des Wortes brandaktuelles Lehrstueck (uebrigens vom resignierten Autor als 'ohne Lehre' bezeichnet) dafuer, dass wieder Brandstifter (und ihre willfaehrigen Helfer) unterwegs sind, um andere (zuvor als Fremde und Feinde konstruierte) Menschen erst auszugrenzen, um sie anschliessend in Lager bringen und vernichten zu koennen. Ein Lehrstueck auch dafuer, dass es Biedermaenner gibt... Menschen, die das Treiben der Brandstifter durchschauen, gegen dieses Treiben aber nichts tun (obwohl sie es koennten), die deren Treiben entschuldigend erklaeren und einen Kompromiss nach dem anderen eingehen, ja, letztlich sogar die noch fehlenden Zuendhoelzer herausgeben.

Warum tun das die Biedermaenner? - Sie tun es aus Mangel an Zivilcourage. Sie tun es, weil sie Angst haben vor den Konsequenzen fuer sich selbst. Ich will es noch deutlicher sagen: Sie tun es, weil sie Weicheier sind.


Medea. antwortete am 19.08.03 (20:11):

Wen erklärst Du denn hier zum Weichei?
Da schleicht ein Kater um den heißen Brei .....
und ergeht sich in Andeutungen ....
Eine neue Strategie in altbewährter Regie?
Nur so ein Gedanke.... :-((
Doch wenn ich es mir recht überlege, ziehe ich ein Weichei vor - zu hartgekochte Eier sind unbekömmlicher, da sie, zu häufig genossen, schwer verdaulich sind und Alpträume verursachen .....


juttam antwortete am 20.08.03 (04:25):

Allerdings bin ich Deinen Gedanken gefolgt Barbara,
leider Du meinen aber nicht - sonst haettest du
das "zweischneige Schwert" verstanden - u.A.

Also probieren wir es nochmal...

Siehe z.B. Schorsch, der wieder alte Kamellen
hochhustet.
In der Tat sooo alte Kamellen, dass ich da schon
wieder sagen kann:
Richtig Schorsch.....Deutschland, Frankreich, Belgien,
England etc hatten auch Kolonien in Afrika und das
"Ausbeuten" und "nicht als vollwertige Menschen
anerkennen" , das ist eine Europaeische Sache,
die dazumal auf's Feinste raffiniert wurde, oder
irre ich mich da?
Erbstueck, sozusagen....

Also, Barbara, ist das zweischneidige Schwert
dir jetzt vielleicht etwas naeher ans Herz gewachsen?

Und dann ist da noch der "Schwarze Peter", oder
auch "Ziegenbock" genannt. ein nettes gesellschaftsspiel, in welchem immer nur andern
die Schuld zugesteckt wird.