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THEMA:   Vorsicht: Pharmaindustrie will „Leiden der Frauen“ abstellen

 4 Antwort(en).

Barbara begann die Diskussion am 09.08.03 (10:48) mit folgendem Beitrag:

Auf dem Menopause-Kongress in Wien wird derzeitig vorwiegend von Männern erörtert, ob die monatliche Regelblutung der Frau in Zeiten der Antibabypille überhaupt noch nötig sei.

Bei der Suche von Argumenten ist man äußerst kreativ:

>>"Wenn eine Frau nicht schwanger werden will, ist ihre Menstruation zu keinem Zeitpunkt notwendig oder sinnvoll", sagte Rolf-Dieter Hesch, Endokrinologie-Professor der Uni Konstanz. Letztlich sei es unnatürlich, dass Frauen 13 mal im Jahr bluten: "In der Natur ist die Frau schwanger oder sie stillt. Evolutionsbiologisch gesehen ist die Menstruation kein physiologisches Dauerereignis." Studien belegen, dass in Völkern, die keine Verhütung kennen, Frauen nur 100 Blutungen in ihrem Leben haben, Frauen in der westlichen Welt jedoch 400.<<

Zur Zeit laufen Studien der Pharmaindustrie, die die „Unnatürlichkeit“ der Menstruation untermauern sollen. Nachdem sich immer mehr Frauen verweigern, in der Menopause oder gar bis an ihr Lebensende Hormone zu schlucken, wird nach neuen Märkten Ausschau gehalten. Da ältere Frauen inzwischen zu informiert sind, greift man nach den jungen. Die Regelblutung wird zur Krankheit erklärt, gegen die man etwas tun kann, wahrscheinlich sogar auf Rezept, wie die Hormongabe in der Menopause.... denn schließlich handelt es sich um ein „Leiden“, das bekämpft werden muss. Um diesen Leidensbegriff zu untermauern, greift man tief in die Trickkiste:

>>Periodengegner sind überzeugt, mit der Senkung der Blutungszahl verringere sich das Risiko auf Krebs an Brust, Gebärmutter und Eierstöcken. Grund seien geringere Hormonschwankungen und die reduzierte Zellteilungsrate in der Gebärmutter. Belegt ist diese Theorie nicht.<<

Umfragen haben ergeben, dass jede dritte Frau zur Einnahme von Hormonen bereit wäre, um ihr „Leiden“ zu unterdrücken. Gute Voraussetzungen für Studien der Pharmaindustrie, um den Markt für ihr verlockendes Produkt vorzubereiten. Ganz vereinzelt gibt es auch kritische Stimmen, wie die der Hormonexpertin und Ärztin, Barbara Wanner, aus Zürich. Sie wittert eine Manipulation der Frauen durch die Pharmaindustrie:

>>"Wenn man den Frauen in die Köpfe setzt, es sei normal, keine Mens zu haben, akzeptieren sie es später eher als Begleiterscheinung eines Verhütungsmittels." Misstrauisch macht sie, dass die Diskussion auflebte, als die ersten hormonellen Verhütungsmittel auf den Markt kamen, die dauerhaft Substanzen aus der Gestagenfamilie abgeben, etwa die Hormonspirale Mirena, das implantierbare Stäbchen Norplant oder die Dreimonatsspritze Depo-Provera. Diese Mittel bewirken häufig ein Ausbleiben der Blutung. Es sei im Interesse der Hersteller, diese Begleiterscheinung positiv erscheinen zu lassen. Sie hält es für bedenklich, dass ein normaler Zustand wie die Monatsblutung zum unnatürlichen, fast krankhaften Geschehen umgedeutet wird. Bislang habe keine Langzeitstudie die Unbedenklichkeit eines pausenlosen Pillenkonsums belegt. "Woher weiß ich, ob nicht doch das Risiko für Krebs des Gebärmutterkörpers oder Osteoporose steigt?"

Vor allem ist Wanner "absolut dagegen", Frauen ohne Regelprobleme zu Kandidatinnen für den ununterbrochenen Hormonkonsum zu küren. Es sei absurd, bei jungen Frauen den Östrogenspiegel zur Regelverhütung zu senken, um ihn nach der Menopause zur Vorbeugung vor Alterskrankheiten künstlich anzuheben, spielt sie auf die Praxis der Hormonsubstitution nach den Wechseljahren an.<<

Ein Leben ohne Regel?
https://www.abendblatt.de/daten/2003/08/09/194946.html

Internet-Tipp: https://www.abendblatt.de/daten/2003/08/09/194946.html


schorsch antwortete am 09.08.03 (11:12):

Wetten, dass die Nebenwirkungen wie z.B. Mutation zur Männerstimme die jetzigen Leiden (viele leiden tatsächlich sehr darunter!) um ein Mehrfaches übertreffen würden?


pilli antwortete am 09.08.03 (22:30):

ich zitiere aus dem von Barbara angegebenen link:
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"Barbara Wanner, Hormonexpertin und Ärztin aus Zürich, wittert eine Manipulation der Frauen durch die Pharmaindustrie: "Wenn man den Frauen in die Köpfe setzt, es sei normal, keine Mens zu haben, akzeptieren sie es später eher als Begleiterscheinung eines Verhütungsmittels."

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und genau diese manipulation des weiblichen körpers macht mißtrauisch.

Phyllis Chesler schrieb im buch "Über Männer" bereits 1978 folgendes:

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"Während ich über Männer nachdachte, begann ich zu begreifen, da? Blut für sie ein Symbol der Gewalt und des Todes, nicht aber ein Zeichen normaler biologischer Ereignisse ist. Folglich haben sie eine irrationale Angst vor Blut und insbesondere vor weiblichem Blut. Weibliches Blut wird von ihnen gefürchtet, in besndere Bereiche verwiesen, bestraft und auf eine eigenartige Weise beneidet. Es ist für sie das wunderbare Blut der Geburt und das tabuisierte Blut der Menstruation, ohne die kein Kind geboren würde."

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das passt ja mal wieder wunderbar in mein bild des "manipulierenden mannes" .:-)

diese fähigkeit meines körpers habe ich noch nie als "krankheit" angesehen; ganz im gegenteil! in meiner erinnerung waren es gerade die tage vor einsetzen der menstruation, die besonders energiereich empfunden wurden.

selbst der trainer hatte die "besonderen tage" der ladies der crew in seinem notizbuch vermerkt...aber auch da widersetzten wir uns gemeinschaftlich dem versuch, diese energie durch das gezielte einnahme/absetze - verfahren vor den "Renntagen" wirken zu lassen.

:-)


mechtild antwortete am 09.08.03 (22:37):

Ich glaube wir alten Frauen sollten uns da raus halten. Wir haben als wir jung waren auf unsere Mütter auch nicht gehört, als es um die Antibabypille ging. Später haben wir selbst erkannt, dass sie auch Nachteile bzw. schädlich war und haben andere Verhütungsmittel gesucht. Das ist Thema der jungen Frauen und sie werden es ohne uns problematisieren und lernen damit umzugehen.


Barbara antwortete am 09.08.03 (23:29):

Vielleicht einmal in den neuen Spiegel schauen. Er steht unter dem Thema:

<<Die Abschaffung der Gesundheit

Systematisch erfinden Pharma-Firmen und Ärzte neue Krankheiten. Darmrumoren, sexuelle Unlust oder Wechseljahre - mit subtilen Marketingtricks werden Phänomene des normalen Lebens als krankhaft dargestellt. Die Behandlung von Gesunden sichert das Wachstum der Medizinindustrie.<<