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Übersicht Archiv "Politik und Gesellschaft"

THEMA:   Naturzerstoerung lohnt sich... Deshalb wird die Natur in grossem Stil zerstoert

 10 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 31.07.03 (15:32) mit folgendem Beitrag:

Taeglich werden in Deutschland mehr als 100 Hektar Natur zerstoert... Fuer Strassen, Parkplaetze, Gewerbegebiete, Wohnhaeuser, etc.pp. ... Waelder werden abgeholzt und Naturwiesen zubetoniert.


Fuer die Investoren in die Naturzerstoerung lohnt sich das (sonst wuerden sie es nicht tun). Damit es sich noch mehr lohnt, gibt es fuer die Naturzerstoerung jede Menge Staatsknete (in Form von Subventionen oder Ausgleichszahlungen oder Steuerverguenstigungen u. ae.).

Mehr als 100 Hektar Natur... Das sind etwa 160 Fussballfelder... Taeglich! Der tagtaegliche Wahnsinn!


Barbara antwortete am 31.07.03 (16:00):

Vorallem brauchen die Kommunen Geld, und da wird dann eben aus dem Grüngürtel bzw. Erholungsgebiet schnell ein exquisites Bauland gemacht. Und bei der nächsten Flutkatastrophe fragen sich alle: "Wie konnte das nur geschehen? Warum ist das Wasser nicht ganz manierlich in die Bäche und Gräben geplätschert?"

Bäche und Gräben? Überholt.... das hatte man früher.... bringen keine Rendite... haben keinen Wert... können wir drauf verzichten...

Oder vielleicht doch nicht?


schorsch antwortete am 01.08.03 (09:10):

Ein aktuelles Beispiel: In Südfrankreich zünden Spekulanten Wälder an - oder lassen anzünden - auf dass daraus Bauland werde.....


Wolfgang antwortete am 01.08.03 (10:26):

@schorsch... Dein Beispiel taugt nicht viel, ja, lenkt vom eigentlichen Problem ab: In Suedfrankreich (und anderswo) sind, was die Waldbraende betrifft, Illegale, Verbrecher am Werk. Mein Thema ist das wirtschaftlich fuer vernuenftig und fuer erstrebenswert gehaltene und staatlich gefoerderte Zerstoeren der Natur - der tagtaegliche legale Wahnsinn.


Mechtild antwortete am 01.08.03 (14:01):

Das Land am Flussufer ist als Bauland
besonders begehrt. Wer möchte nicht eine
Wohnung am Fluss? Der Fluss kommt den
Hausbesitzer dann allerdings regelmäßig
besuchen, das liegt in der Natur der Sache.
Sonst muss man die Flussufer nicht als
Bauland auszeichnen.
Die Kommunalpolitiker, die dies
Überschwemmungsgebiete zu Bauland
machen, werden häufig die späteren Besitzer
der Häuser. Sie schimpfen dann auf die
Verwaltung, die kein ausreichendes
Hochwasserschutzprogramm hat, was natürlich
mit Steuergeldern bezahlt werden soll.
Letzte Woche las ich in der Zeitung, dass
Alleen abgeholzt werden sollen, weil dort so
viele tödliche Unfälle passieren. Ich erinnere
mich, dass in den 70ern auch Straßen
begradigt wurden und Bäume gefällt wurden,
weil sich so viele junge Menschen in den Tod
rasten. Damals waren es meine Freunde,
heute sind es die Freunde meines Sohnes.
Schuld waren die Bäume aber weder heute
noch damals, wenn junge Menschen zu schnell
fahren und die Kontrolle über ihr Fahrzeug
verlieren, aber abgeholzt wurden sie damals
und heute.
Sind die Menschen lernfähig?


schorsch antwortete am 01.08.03 (17:37):

Wolfgang, wo ist der Unterschied zwischen einem Politiker, der das Recht zu seinen Gunsten dreht und aus geschütztem Land Bauland macht, und dem Pyronanen, der im Auftrag dieses Politikers Feuer im geschützten Land oder Wald legt, auf dass dieses in Bauland umgewandelt werden kann?


Wolfgang antwortete am 01.08.03 (18:38):

Der Unterschied ist evident, schorsch... Aber vorab eines: Recht hat man oder man hat es nicht; Recht kann ueblicherweise nicht zu den eigenen Gunsten 'gedreht' werden.

Das ist der entscheidende Punkt: Wenn sich zum Beispiel in Deutschland alle Menschen rechtmaessig verhalten und sie voellig rechtmaessig auf die ihnen zustehenden Subventionen, Ausgleichszahlungen, Steuererleichtungen u.ä. hinarbeiten und sie - ebenfalls voellig rechtmaessig - ihren ganz normalen wirtschaftlichen Betaetigungen nachgehen - dann wird die fuer Menschen guenstige Natur in grossem Stil tagtaeglich zerstoert.

Der Grund liegt auf der Hand: Unsere Art des Produzierens und Konsumierens basiert in hohem Masse auf Naturzerstoerung, die sich fuer jeden von uns (fuer den einen weniger, fuer den anderen mehr) lohnt. Es lohnt sich kurzfristig, muss ich sagen... Kaum noch eine Generation lang... Und immer wieder und immer oefters kommt es zu Katstrophen, die uns sagen: Mittel- oder gar langfristig lohnt es sich nicht.

Leider Gottes bescheiden sich die meisten modernen Menschen mit ihrer eigenen kleinen Welt und ihrem eigenen kurzen Leben und haben zerstoerende Werkzeuge (z. B. ihr Auto, ihre Urlaubsflugreise), die niemals zuvor Menschen hatten und wenden diese wie in einem Rausch an. Weil es sich eben kurzfristig lohnt und die gesellschaftlichen Strukturen nun einmal so sind, wie sie sind.

Nach uns die Sintflut, denken sie zynisch... Und noch zynischer: Die nachfolgenden Generationen haben halt ein Problem... :-(


schorsch antwortete am 02.08.03 (15:33):

Ein Vorschlag, lieber Wolfgang: Fang doch mal in einer Stunde der Selbstkritik an mit einer Aufzählung, wie und womit auch du in diesem naturzerstörerischen System eingebunden und Mitprofiteur bist....


Wolfgang antwortete am 02.08.03 (17:21):

Eine Wahrheit, schorsch, bleibt eine Wahrheit, auch wenn ich selbst eventuell von den naturzerstoerenden Prozessen (was Bequemlichkeit betrifft) aktuell noch profitiere. Dass ich eingebunden bin in den real existierenden Kapitalismus, ihm und seinen Zumutungen in vielen Situationen individuell auch gar nicht entkommen kann, ist eine Banalitaet.

Immer wieder wird versucht, Problemloesungen auf die individuelle, private Ebene herunterzuziehen. Das kann nicht funktionieren. Andere kollektive Problemloesungen, andere wirtschaftliche Strukturen muessen her... Wirtschaftliche Strukturen, die Naturzerstoerungen nicht belohnen, sondern bestrafen (indem man sie z. B. teuer macht).

Noch etwas, schorsch: Neben mir hockt gerade ein junger Bub, mein Sohn, der hoffentlich ein ganzes langes Leben noch vor sich hat und hoffentlich wieder Kinder in die Welt setzen wird. Auch die Kinder und Kindeskinder moechten von der fuer uns (noch) guenstigen Natur profitieren. Dafuer, dass die das koennen und wir ihnen nicht ihre Existenzgrundlagen zerstoeren, engagiere ich mich.


schorsch antwortete am 02.08.03 (19:13):

Danke. Das Thema ist für mich damit beendet.....


Mart antwortete am 05.08.03 (19:06):

Lieber Wolfgang, vielleicht möchtest Du Dir die Seminararbeit
unter:https://www.seri.at/Data/data/publications/an/wachstum.pdf

anschauen. Was meinst Du dazu?