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THEMA:   Zarah und Goebbels

 2 Antwort(en).

iustitia begann die Diskussion am 17.07.03 (11:25) mit folgendem Beitrag:

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iustitia antwortete am 17.07.03 (11:32):

Sarah Leander und die Nazis... - eine Erfolgsgeschichte.
Zu der ZDF-Sendung von Guido Knopp: "Zarah Leander":

Neben einigen erschütternden Tatsachen, z.B. den präzisen Bewertungen durch den Schauspieler Will Quadflieg, war für mich neu, dass die Leander vor ihrer Karriere bei den Nazis in Deutschland Widerstandssongs in Schweden sang:
Dort hatte sie vor 1936 eine kurze Vorgeschichte, die gar nicht deutsch- und nazifreundlich war; ja, sie war eine Gestalt des politischen Widerstands.
Sie kannte sich mit der Naziideologie aus - sie hatte Protestlieder gegen sie gesungen. Dann beschloss sie, nach Berlin zu gehen. Sie hatte vor 1936 Lieder gesungen, die Karl Gerhard, ein schwedischer politischer Künstler, eigens für sie geschrieben hatte und bezog darin einen klaren politischen Standpunkt - zumindest dachten das damals ihre schwedischen Freunde, die ihre Kunst für ein Engagement hielten. Das Lied "I skug-gan av en stövel" ("Im Schatten eines Stiefels"), das Zarah 1934 in der Sommerrevue »Mein freundliches Fenster« im Volkstheater zum Besten gab, wurde damals zum beliebten Anti-Nazi-Schlager. Es beklagt die Not der Juden und den Verlust der Freiheit in Hitlers Reich. Im Lied versetzte sie sich in die jüdische Geschichte, in die Zeit der babylonische Gefangenschaft.

"Ich steh im Schatten eines Stiefels,
bin gefesselt an eine dicke Säule.
Überbleibsel von Preußentum
Und Sklaverei
Im alten Babylon
....
Denn die Kunst hat einen Adel,
der sich ewig erhebt
über Zeit und Rasse.
Vor dem Tadel des Soldaten
Beugt sie sich nicht.
Geist und Ekstase
Können des Landes verwiesen, aber nicht getötet werden;
Europa verliert seinen Verstand.
Der Schritt zur Kultur
Wird getan, wenn wir heraustreten aus
Dem Schatten von Babylon."

»Niemand konnte dieses Lied so schön singen wie sie. Daher waren wir sehr erstaunt, als sie plötzlich nach Berlin ging«, erinnert sich Ingrid Segerstedt-Wiberg, Mitglied des schwedischen Widerstands. »Zuerst verstanden wir es nicht. Wir waren so stolz auf sie, sie war der berühmteste Star, den wir hatten. Doch dann erfuhren wir, dass sie mit Hitler und Goebbels Kontakt hatte und die Situation im 'Dritten Reich' akzeptierte, also sozusagen die Seiten gewechselt hatte - wir waren bitterlich enttäuscht.«
Dass Goebbels sich mal über ihren "jüdischen" Vornamen Sarah (Zarah Stina; geb. 15.03.1907) lustig machen wollte - dazu stand die Antwort schon in ihrem von den Filmgewaltigen auch für private Auftritte vorgesehenen "Drehbuch": Joseph sei doch wahrhaft auch einer... - und der Antisemitismus löste sich in Gelächter auf.
(Vgl. Knopp/Schlosshan: Zarah Leander - Die Gegnerin. In: G. Knopp: Hitlers Frauen. Goldmann TB 15212. S. 305f.) - Dort auch noch andere Kuriositäten, wie "für ein riesiges Bühnenbild SS-Männer in "Die große Liebe" aufgestellt wurden, um mit der Leander gleich große, auf "Weib" gemachte Figuren, aus Blumen der Sonne entgegenwachsend, präsentiert wurden; für Naheinstellungen nahm man wieder die Gesichter schöner Mädchen." SS-Deutschtum genial verlogen und instrumentiert, auf den Endsieg programmiert.)
*
Das Bühnenbild zu "Die große Liebe" (2003/2004) können wir uns heute auch vergegenwärtigen: Neben Bärbel Schäfer würde ihr Geliebter erschienen - und die Komparsen - diesmal also Frauen - müssten deutlich kleiner sein... Mit Palmwedeln? Weihrauch?

(Gefunden und gekürzt - aus: SEMIT-Forum;


Angelika antwortete am 17.07.03 (15:55):

Zarah Leander im Vergleich mit Bärbel Schafer???
Filmdiva mit Krawallmoderatorin zu vergleichen, fällt schwer - wo bitte ist der gemeinsame Nenner????